Monat: August 2013

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    Die Straßenbahn der Linie „Acht“
    Hat grad‘ am Rathaus Halt gemacht.
    Da steigt hinzu ein Rasseweib
    Blond, sexy, wohlgeformt der Leib.

    Die Männerwelt kommt stark ins Staunen
    Man hört ein Tuscheln und ein Raunen.
    Und – schützend vor der Menschen Strudel
    Hält sie im Arm ’nen weißen Pudel.
    Den setzt sie sich auf ihren Schoß
    Und schon fährt auch der Wagen los.

    Jetzt tritt der Ede auf den Plan,
    Sieht auch nicht schlecht aus – der Galan‘
    Er ist ein stets Erfolggewohnter
    Von vielen Frauen schon Belohnter.
    Setzt sich der Dame vis à vis,
    Nimmt ins Visier das süße Vieh.

    Es denkt bei sich der Schwerenöter:
    Ihr komm‘ ich nah über den Köter.
    Der wird grad‘ pausenlos getätschelt
    Ist offensichtlich sehr verhätschelt.
    „Mein schönes Fräulein, darf ich’s wagen,
    ’nen Herzenswunsch hier vorzutragen:

    Bei so ’nem wunderschönen Frau(s)chen
    Würd‘ gern ich mit dem Hündchen tauschen!“
    „So, so, mein Herr!“, lächelt sie heiter
    „Da denken wir doch einmal weiter.
    Sie würden sich wahrscheinlich grämen,
    Des Pudels Stelle einzunehmen.

    Zum Tierarzt nämlich führt mein Weg
    Und der Verdacht ist, den ich heg‘,
    Dass  d a s  wär‘ nicht gerad‘ von Nutzen:
    Ich lass‘ ihm heut‘ sein Schwänzchen stutzen!“

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

     

     

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    Die Ehefrau braucht ’nen Berater
    Für ihren stark verschrob’nen Mann.
    Drum sucht sie Hilfe beim Psychiater
    Ob er’s Problem nicht lösen kann.

    Ihr Mann war stets sehr akkurat
    Beamtentyp vom alten Schlag
    Nicht grad von geistigem Format
    Doch zuverlässig Tag für Tag.

    Vor Wochen aber ist’s gescheh’n,
    Was jeder Logik wohl entbehrt.
    Man kann es äußerlich schon seh’n,
    Der Mann hält plötzlich sich für’n Pferd.

    Ließ sich die Sohlen schon beschlagen
    Mit Hufeisen aus Edelstahl.
    Er wiehert fast an allen Tagen
    Und Hafer schmeckt zu jedem Mahl.

    Er zieht an Sonn- und Feiertagen
    Von Haus zu Haus gleich einem Shuttle
    ’nen Landauer als Kutschenwagen
    Und trägt dabei ’nen Damensattel.

    ’ne Pferdedecke ließ er nähen
    Auch hört man oft die Peitsche knallen.
    Und wie ein Gaul lässt er im Gehen
    Die frischen Exkremente fallen.

    Dies‘ alles ward‘ dem Arzte kund
    Und schnell daraus die Diagnose.
    Der Herr läuft oben nicht ganz rund,
    Er hat ’ne tierische Neurose.

    Die Ehefrau – sie fleht ihn an:
    Herr Doktor, geben Sie Ihr Bestes.
    Erlösen Sie ihn von dem Wahn,
    Ein starkes Mittel – und er lässt es.

    Der Seelenarzt, der dieses hört,
    Schüttelt sanft sein weises Haupt.
    Wenn ein Mensch so sehr gestört,
    Selbst man kaum an Heilung glaubt.

    Würde man es doch versuchen,
    Wär’s ein langwier’ger Prozess.
    Honorar wär‘ zu verbuchen,
    Sicherungen bei Regress.

    Wochenlang die Analyse,
    Monate die Pferdekur,
    Frau – Sie kriegen kalte Füße
    Denkt man an die Rechnung nur.

    Doch Frau Schulz sagt nur: Ich freu‘ mich,
    Hoffnungsschimmer für den Mann.
    Keine hohen Kosten scheu‘ ich,
    Doktor gehen Sie gleich ‚ran.

    Geld spielt bei uns keine Rolle
    Ist mein Mann auch sehr versponnen;
    Hat er doch schon dreizehn tolle
    Pferderennen jüngst gewonnen!

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

     

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    Schuld war der Hexenmeister Kaschmitutur.

    Meine Frau und ich, wir sind seit Jahren glücklich verheiratet, machten einen Spaziergang in der nahe gelegenen Heide. Wir wollten den Wiedehopf beobachten, der bei uns wieder heimisch geworden sein soll.

    Als wir uns auf die Suche begeben wollten, rief es aus einer nahen Tanne: „Oh, ihr Schönen, ihr sucht gewiss nach mir.“

    Es war der Wiedehopf, der da sprach und aus der Tanne hervor sah. Ich fragte erstaunt: „Wie kommt es, dass du sprechen kannst?“

    Und während ich auf die Antwort wartete, wurde aus dem bunten Vogel, bekannt als Sinnbild für Dämonen und Teufel, in der Antike auch für Wiedergeburt und Auferstehung, ein schwarz gekleideter Geselle mit grauem Vollbart und finsterem Blick.

    Er packte meine Frau am Arm und sagte barsch: „Folge mir. Ich bin so allein.“

    „Ich bin vergeben!“, erwiderte meine Frau.

    Und er: „Dein Mann ist noch jung genug. Er findet ohne Mühe eine andere.“

    „Nein“, sagte meine Frau entschieden.

    Da rief er: „Dann muss ich dich in einen Frosch verwandeln!“

    Und das tat er.

    Ich bat und bettelte, er möge die Verwandlung rückgängig machen. Als mir die Tränen kamen, willigte er ein: „Aber nur, wenn du mir den Stein der Weisen bringst. Ihn besaß einst der mächtige Maharadscha von Agra.“

    „Agra? Wo ist denn das?“

    „Dummkopf. In Indien natürlich!“

    „Und warum gerade den Stein der Weisen?“

    „Noch einmal Dummkopf! Weil man ihn zur Herstellung von Gold benötigt. Und weil er ewiges Leben verleiht.“

    Diese Worte krächzte er, denn er hatte sich wieder in einen Wiedehopf verwandelt und flatterte davon, einen unangenehmen Geruch hinterlassend. Da brachte ich den Frosch vorsichtig zu unserem Gartenteich. Ich sagte zu ihm:

    „Sei nicht traurig. Ich fahre jetzt nach Indien und komme mit dem Edelstein zurück. Und dann sind wir wieder als Mann und Frau zusammen.“

    Ich schiffte mich in Hamburg am Auswanderer-Kai ein, nahm die Route um das Kap der Guten Hoffnung, durchquerte den Indischen Ozean, vorbei an Madagaskar, und ging in Kalkutta von Bord.

    Von dort flog ich nach Delhi, besichtigte die Stadt.

    Im Hotel begrüßte mich ein Musiker. Er spielte auf einer besonderen Art von Laute. Mir zu Ehren spielte er die deutsche Nationalhymne. Das war mir unangenehm wegen unserer deutschen Vergangenheit. Deutschland über alles in der Welt! Aber dann merkte ich, dass er einen anderen Text zu der Melodie von Haydn sang, nämlich den von J. R. Becher.

    Ich sah den reichsten Reichtum und die ärmste Armut. Im Gespräch mit einem Reiseführer fragte ich nach der Unzufriedenheit der Armen, die auf der Straße leben und, wenn sie nicht ganz arm sind, unter einer Plasteplane schlafen. Der Reiseführer sagte mir: „Wer die Freiheit nicht kennt, vermisst sie auch nicht.“

    Ja, dachte ich, so hoffen die Unterdrücker. Denn es geht auch anders: Wer die Freiheit nicht kennt, sehnt sich nach ihr. Und er kämpft, bis er sie hat. Das fürchten die Unterdrücker.

    Abends im Hotel erlebte ich eine Hochzeit …

    Ich fuhr mit der Eisenbahn, dem Bus, einer Fahrrad-Rikscha, auf dem Ochsenkarren, in einem Boot. Und ich ritt auf einem Elefanten.

    Ich sah die schönsten Moscheen, Tempel und Kirchen. Und natürlich das schönste Grabmal der Welt: Taj Mahal.

    Die Toleranz der Religionen untereinander beeindruckte mich.

    Ich lernte den primären Buddhismus kennen.

    Auf einer Safari morgens um sechs Uhr sahen wir einen Tiger. Man munkelte zwar, hier seien die Tiger schon seit 10 Jahren ausgestorben, was man den Touristen natürlich nicht erzählte. Aber ich habe ihn deutlich gesehen, voller Kraft und Wildheit, mit der Würde einer Königin, die sich auch im Dunkeln problemlos zurechtfindet.

    Ich musste mich durch eine Masse von Bettlern kämpfen, als ich auf dem Weg zum Leichenverbrennungsplatz war.

    Die Asche kommt in den Ganges.

    Heilige Rinder, heiliger Fluss, schöne Menschen.

    Ich dachte über Anfang und Ende nach. Die Urne ist beides. Den Uterus kann man auch als solche ansehen.

    Am Ende ist man wieder in der Urne. Der Kreis schließt sich.

    Sexuell stimulierende Darstellungen in Stein. Sodomie.

    Darstellung hüftschwingender Frauen. Ich kaufte auf dem Markt für meine Frau mehrere Seidenschals, Schmuck, Kleidung und eine Vase aus Bronze. Am Schmuckstand war der Stein des Maharadschas von Agra in verschiedenen Ausfertigungen zuhaben, garantiert antik, wie der Verkäufer sagte. Ich nahm den größten. Dann hatte ich keine Rupien mehr.

    Jetzt roch ich den Duft von Jasmin, hörte Vogelgezwitscher und einen Gong. Ja, gibt es denn das? Ich war auf einem Teppich unterwegs, zum Himmel aufgestiegen. Schon sah ich die Heide. Rasch legte ich den Stein an der alten Tanne nieder. Und ich fügte ein Amulett mit dem Abbild des Wiedehopfs hinzu. Sicher ist sicher. So ein Amulett schützt davor, in der Nacht die Geheimnisse des Tages preiszugeben. Für mich hatte ich auf dem Basar auch eins gekauft. Dann wurde ich wach.

    Meine Frau, keine Spur von einem Frosch, rief mich zum Frühstück. Sie hatte den Tisch auf der Terrasse gedeckt, denjenigen aus Marmor mit Einlegearbeiten. Wir hatten ihn vor Jahren aus Mumbai kommen lassen.

    Die Sonne lachte vom Himmel. Sie strahlte den kleinen geschnitzten Elefanten an, der weiß leuchtete.

    Die Goldfische tummelten sich im Teich zwischen den Seerosen und ließen sich auch nicht von den Fröschen stören.

    Der Goldfelberich strahlte in seinem schönsten Gelb.

    Die Schwalben zwitscherten und das Rotschwänzchen warnte aufgeregt vor unserem getigerten Kater.

    Meine Frau hatte einen Sari angelegt und einen Seidenschal um den Hals geschlungen. Der kleine Leberfleck in der Mitte ihrer Stirn hatte ein besonderes Leuchten, ebenso wie das leicht grünstichige Karamellbraun ihrer Augen. Und sie fragte mit ihrer weichen Stimme: „Mein Liebster, hattest du einen schönen Traum?“

     

    Copyright Dr. Jürgen Rogge

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    Weltweit erkennbar ist der Trend
    Dass man die Frau stets extra nennt.
    Bei Bürgern, Ärzten und Patienten
    Muß „-innen“ man gleichauf verwenden.

    Viel wurd‘ erreicht von den Emanzen
    Nur nicht die Führungskraft beim Tanzen.
    Ein and’res – sprachlich weites Feld
    Ward feminin noch nicht bestellt.
    Es muss die Frauen wurmen sehr
    Die Dominanz der Silbe „ER“.

    Ehr-geiz, Er-lebnis und Er-folg
    Sind doch nicht männliche Domänen
    Wenn ich den Lauf der Welt verfolg‘
    Bestimmen Frauen das Er-gebnis.

    Wenn wir das Ehr-gefühl mal nehmen.
    Das ist nicht solo maskulin
    Frau sollt‘ sich’s „Sie“-Gefühl nicht schämen.
    Der Er –os ist auch feminin.

    Studentinnen fühl’n kein Verlangen
    In Bayern zu immatrikulier’n
    Man könnte aber in Er-langen
    Mit Recht Si -nologie studiern.

    Die Hauptstadt Thüringens zu kennen
    Ist Qual fürs weibliche Geschlecht
    Statt Er-furt – „Sie-furt sie zu nennen.
    Das wär‘ so manch‘ Emanze recht.

    Man möcht‘ als Frau verächtlich zischen
    Und gerne flög‘ man auch nicht mehr fort
    Spricht man(n) stets nur von Air-condition
    Auf einem dominanten Air-Port.

    Die Frau am Steuer – das macht frei.
    Viel schöner als die Wohnung putzen.
    Doch kommt’s zum Unfall mal dabei
    Soll man als „Sie“ den Air-Bag nutzen?

    Was man dem Manne lassen muß
    Zum Trotz der Emanzipation
    Das ist – wenn gut kommt der Er-guss
    Bei kräftig strammer Er-ektion.

    Was wünscht „Sie“ Männern – meistens Strolchen
    Er-kältung, Är-ger und Er-brechen
    Und spricht man auch nicht von Er-dolchen
    Kann man sich mit Er-nährung rächen.

    ’ne contradictio in adjectu
    Und gleich beim Standesamt zu streichen
    Ist Er-ika – der Name schreckt so
    Das „Er“ darin sollt tunlichst weichen.

    Solch eine E(r)radikation
    Vom weiblichen Geschlecht betrieben
    Ruft auf den Plan Opposition
    Wo wär‘ sonst Männerstolz geblieben.

    Jetzt regt im Mann sich der Verstand
    Dass er das „Sie“ im Wort vertreibe
    Ist gegen Sie-mens, Si-mulant
    Und rückt der Sy-philis zu Leibe.

    Auch Si-oux, Si-phon und Si-lage
    Die Sie-ben, Si-nus und Si-zilien
    Dies bringt die Männerwelt in Rage
    Und es sträuben sich die Cilien.

    Der Mann, der mache keinen Är-ger
    Und spiel‘ den wundgeschoss’nen Tiger
    Läuft er auch Sturm wie ein Berserker
    Das Weib bleibt doch am Ende  S i e – ger.

     

    Copyright Dr. Volker Steffen)

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    Seit mehr als zwei Jahren hat uns der Euro fest im Griff.

    Kaum jemand rechnet noch jeden Preis im Stillen in D-Mark um.

    Die deutsche Sprache ist da allerdings viel träger, bzw. der Umgang mit ihr konserviert uns kommerzielle Relikte. Hier wird eisern an der  M a r k  festgehalten – das muss anders werden!

    Denken Sie einmal an die ehemalige Zonengrenze, sie wurde und wird als De m a r k ationslinie bezeichnet, ebenso in der Medizin, hier grenzt sich – z.B. bei diabetischen Durchblutungsstörungen – gesundes von abgestorbenem Gewebe ab – es  d e m a r k iert sich. Wollen wir sprachlich so inkonsequent sein und das Fossil D-Mark erhalten? Ich habe dem Kultusministerium vorgeschlagen, die D e m a r k ation durch die moderne Form  E u r o sation abzulösen. – Und wie steht es dann mit dem Knochen-M a r k?. Knochen-E u r o wäre doch viel besser – oder sollte man die 2 : 1-Umstellung Mark auf Euro ebenfalls berücksichtigen und statt Knochenmark von Knochen-50-Cent sprechen?

    Das etwas volkstümelnde Sprichwort: „Der Schrei des Opfers ging mir durch Mark und Pfennig“ muss ganz klar ersetzt werden durch den Ruf: „Das geht mir durch Euro und Cent!“

    Und wer wollte weiter auf der  M a r q uise von Pompadour bestehen? E u r o -ise von Pompadour klingt doch wahrlich prosaischer.

    Mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt habe ich bereits telefoniert. Er sieht keine Schwierigkeiten bezüglich der raschen Umbenennung der Mark Brandenburg und der Alt-Mark um Stendal.

    Schwieriger wird es mit unseren germanischen Altvorderen, dem Stammes-Verband der  M a r k omannen. Leider sind selbst nach 2002 auf den Markt gebrachte Geschichtsbücher noch nicht durchgehend mit den echten E u r o-Mannen vertraut.

    Bei den Nachfahren von Marco Polo stieß ich auf feindliche Blicke, als durchgesetzt wurde, dass ihr Reiseführer Marc –o Polo eingestampft wird zugunsten der Neufassung als  E u r o –Polo, was ja bei zusammenwachsendem Europa nur von Vorteil wäre.

    Unkomplizierter gestaltete sich ein Handy-Anruf bei Mark Twain auf Wolke 7. Er hatte sich als origineller Schriftsteller bereits von den himmlischen Heerscharen auf Euro Twain umschreiben lassen.

    Prinzipiell nicht dagegen, aber gewisse Schwierigkeiten sehend fand sich der berühmte Maler des „Blauen Reiter“ Franz Marc. Die persönliche Signatur auf seinen Bildern müsste ja in Franz Euro geändert werden. Er fürchtet etwas um den Marktwert seiner Gemälde.

    Der Geheimdienstchef der ehemaligen DDR  M a r k us Wolf sah es dagegen als Chance an, als  E u r o us Wolf diskret unterzutauchen. Beide christlichen Kirchen hadern noch mit dem Gedanken, das  M a r k us-Evangelium auf Dauer auf dem Altar der Sprachentwicklung zu opfern.

    Der römische Kaiser Marc Aurel fürchtet eine Abwertung seiner imperialen Stellung im gesamten Römischen Reich, wenn er als 50-C e n t-Aurel dasteht.

    Dass sich die M a r k(x) isten in Euro-isten umtaufen lassen wollen , dürfte wohl an ihrer gewohnt doktrinären Haltung scheitern!

    Jetzt muss ich selbst den Sprachpuristen entgegentreten, ehe es noch der  M a r k enbutter oder der  M a r g arine an den sprachlichen Kragen geht !!

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

     

     

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    Bei Marx und Engels gab es Klassen
    Im Kampf stets um Prestige und Macht.
    Heut‘ trennt der Hass Menschen nach Rassen
    Und hat viel Leid der Welt gebracht.

    Vor einem Flug nach Afrika –
    Ich hatte gerade eingecheckt.
    Hört‘ Weiß und Schwarz ich ziemlich nah
    Mit ’nem Disput, der mich erschreckt‘.

    Der Weiße schwärmt‘ von alten Zeiten.
    Seit die Apartheid sei passé
    Sich Chaos und Gewalt verbreiten.
    D i e  Argumentation tat weh.

    Doch ließ er’s nicht bei Politik
    Geht mit Persönlichem zu weit.
    Es gipfelt dann in der Kritik
    An seines Partners Farbigkeit.

    Doch dieser wehrt sich unerwartet
    Nimmt unsren Weißen ins Visier
    ’nen Conter Coup genial er startet
    Und bleibt moralisch Sieger hier.

    Wie steht es denn so mit euch Weißen?
    Als Baby seid ihr  r o s a r o t.
    Doch auf dem Weg zu Tattergreisen
    Ganz b l i t z e b I a u  bei Atemnot.

    Durch Leberstau bei Hepatitis
    Seid  g e I b  ihr wie ’ne reife Quitte.
    Und wenn das noch nicht ’s End vom Lied is,
    Färbt  g r ü n  der Neid nach alter Sitte.

    Es treibt der Zorn die Zornesröte
    Dem weißen Manne ins Gesicht.
    Manch‘ Allergie bereitet Nöte.
    Macht  r o t e  Flecken, so wie Gicht.

    Bei Schreck wird jeder Weiße  b I a s s
    Ganz ähnlich auch bei Anämie
    Und  I i I a  färbt er sich bei Hass
    Wenn er vor Wut ganz lauthals schrie.

    Wirst du geholzt beim Fußballspiel
    Sind  b I a u e  Flecken zu bestaunen.
    Verfehlst beim Klogang du das Ziel
    Da kommt’s schon mal auch zu ganz braunen.

    Auch Weiße ärgern sich oft  s c h w a r z.
    Vom Schnaps sind sie am Ende  b I a u
    Und durch das Nikotin-Gequarz
    Wirkt mancher im Gesicht ganz  g r a u.

    So zeigt manch‘ Weißer – ungelogen
    ’ne große, bunte Farbpalette.
    Die Farbpracht von ’nem Regenbogen.
    Sie schillern alle um die Wette.

    Der Schwarze lächelt ganz verstohlen
    Doch sieht man seine Augen brennen:
    „Du wagst es – völlig unverhohlen
    M i c h  einen F a r b i g e n  zu nennen!“

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

  • (vorgetragen bei der öffentlichen Lesung „Mein bester Text“ am Jahreskongress 2013 in Münster)

    Siegmund Kraft wurde 1945 in Bremen geboren. Sein Vater fiel kurz vor Siegmunds Geburt in einem der letzten Gefechte in Russland. Die Mutter zog den Jungen liebevoll auf und verdiente als Lehrerin den Lebensunterhalt. Siegmund entdeckte früh seine Liebe zum Langlauf und lief ein Jahr vor dem Abitur den ersten Marathon. Auch dadurch lernte er, mit Disziplin schwierige Momente zu bewältigen und gegen innere Widerstände bis zum selbst gesetzten Ziel auszuhalten. Seine Mutter erzog ihn im ehrenden Gedanken an den Vater, der ihr immer wie starker Baum erschienen war, an dem sie sich anlehnen konnte. Sie wollte aus Siegmund auch einen solch kräftigen und durchsetzungstarken Mann machen, und Siegmund nahm diese Prägung früh auf.

    Den ersten schweren Schicksalsschlag musste Siegmund verarbeiten, als seine Mutter während seines Jurastudiums verstarb. Dies brachte Siegmund dazu, noch härter zu arbeiten. Er beendete sein Studium in kürzest möglicher Zeit als Jahrgangsbester, und seine Doktorarbeit wurde summa cum laude bewertet. Eine wesentliche Hilfe für seinen Erfolg war sein fotografisches Gedächtnis, wodurch er regelmäßig Mandanten und Kollegen mit langen wortgetreuen Zitaten und Quellenangaben verblüffte.

    Nach der Gründung einer Anwaltskanzlei in Bremen heiratete er seine Jugendfreundin Helen, die mit ihm Abitur gemacht hatte, anschließend Schulmusik studierte und Lehrerin in einem bremischen Gymnasium wurde. Sie kauften eine Jugendstilvilla im besten Wohnviertel, die er mit Helens stilsicherer Hilfe renovieren ließ und innerhalb weniger Jahre vom Erlös mehrerer großer Prozesse bezahlte. Er war als Wirtschaftsanwalt bald weit über die bremischen Grenzen hinaus gefragt. Als der Sohn Felix geboren wurde, strahlten Helen und Siegmund als elegantes Paar das Bild der perfekten Familie aus.

    Siegmunds Sekretärin Frau Harmsen organisierte den Arbeitsablauf in der Kanzlei ebenso perfekt wie Helen die Familie und den Haushalt. Siegmund arbeitete nach seinem morgendlichen 10-km-Lauf in der Kanzlei oder bei Gericht. Der Nachmittag und Abend waren dem Aktenstudium und Prozessvorbereitungen gewidmet. Den Samstag nutzte Siegmund als normalen Arbeitstag. Am Sonntagvormittag absolvierte Siegmund einen längeren Lauf, der manchmal über die Marathondistanz ging. Die Nachmittage verbrachte er mit Helen und Felix.

    Felix war ein guter Schüler und sportlich wie der Vater. Als Felix zwölf Jahre alt war, wurde er an einem Spätnachmittag auf dem Gehweg von einem betrunkenen Autofahrer angefahren und so schwer verletzt, dass er noch auf dem Weg in die Klinik starb. Siegmund reagierte nach einer kurzen Schockphase äußerlich routiniert, setzte aber seine Wut, Trauer und Verbitterung ein, um den Autofahrer in dem Prozess als gewissenlosen alkoholkranken Fahrer darzustellen. Er trug mit einem juristisch brillanten und emotionalen Plädoyer als Nebenkläger dazu bei, dass der Fahrer für die fahrlässige Tötung in Tateinheit mit Trunkenheit am Steuer zur Höchststrafe von sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurde, da er schon ein längeres Vorstrafenregister hatte. Damit verschaffte sich Siegmund eine gewisse Genugtuung, und die weiter schwelende Trauer betäubte er mit noch mehr Arbeit. Sein Lauftraining behielt er strikt bei und zwang sich, am Wochenende noch 28 km zu laufen und dabei die letzten drei Kilometer im Renntempo zurückzulegen. Er war erfahren genug, seine Kondition nicht mit einem Übertraining zu verderben oder gar eine Verletzung zu riskieren.

    Helen dagegen vergrub sich fast den ganzen Tag im Schlafzimmer und vernachlässigte sich und ihre häuslichen Aufgaben. Auch eine zuerst ambulante und später stationäre Psychotherapie, die Siegmund veranlasst hatte, gelang nur vorübergehend. Das beste Ergebnis der Therapie war aber nur eine funktionierende Frau, die mit ruhiggestellter Mimik und scheinbar gleichgültigem Gemüt die Hausarbeit erledigte. Ein halbes Jahr nach Felix´ Tod fand Siegmund Helen abends totenstarr im Bett. Neben ihr lagen zwei leere Röhrchen Schlaftabletten und eine leere Flasche Rotwein. Der Brief auf dem Nachttisch war kurz: „Liebster, es tut mir leid, ich kann nicht mehr! Ich muss zu Felix. Ich liebe dich. Helen.“

    Siegmund brach am Bett weinend zusammen und rief erst nach einer halben Stunde den Hausarzt und bat ihn, den Totenschein auszustellen. Frau Harmsen half Siegmund, eine würdige Trauerfeier zu organisieren. Siegmund arbeitete verbittert in seiner Kanzlei, hielt die Fassade eines in sich ruhenden Anwalts aufrecht und kam spät nachts in das kalte Haus, wo er nur kurz schlief. Morgens war er früh auf der Laufstrecke unterwegs und anschließend bei der Arbeit. Er vermied private Kontakte, und Frau Harmsen sah ihn nicht mehr lachen. Sie besorgte für ihn aus einem kleinen Restaurant nebenan Essen und machte ihm in der Kanzlei Frühstück. Die immer frischen Blumen auf seinem Schreibtisch nahm er nicht wahr. So vergingen zwei Jahre.

    Eines Tags nahm Siegmunds bester Freund und Kollege ihn zwischen zwei Gerichtsterminen auf die Seite und sagte: „Siegmund, ich sehe, wie du nach außen hin diese Schicksalsschläge wegsteckst. Du wirkst für viele Bekannte wie eine große Eiche, die bei jedem Tornado steht. Aber ich weiß, wie sehr dich der Verlust von Felix und Helen immer noch plagt. Hast du nicht Lust, am Samstagabend bei uns zu essen? Erika hat ein paar Freunde eingeladen, die du auch kennst.“ Siegmund antwortete nach kurzer Bedenkzeit: „Ja, gut, ich komme!“

    Zu diesem Abendessen kam auch Sofia, Helens beste Freundin, die vor zwei Jahren ihren Mann verloren hatte. Siegmund und Sofia hatten in den letzten Jahren kaum Kontakt gehabt, weil Sofia während Helens schwerer Depression mit dem Sterben ihres Manns belastet war und seither sehr zurückgezogen lebte.

    Sofia und Siegmund unterhielten sich angeregt, sodass der Abend für beide erholsam und entspannend war. Siegmund nahm Sofias Einladung zu einem Spaziergang am nächsten Sonntag an. In den folgenden Monaten kamen sich Sofia und Siegmund immer näher. Siegmund konnte sich aus seiner seelischen Erstarrung und verbissenen Arbeit in Sofias Gegenwart lösen und freute sich auf die Treffen. Sofia war glücklich, aus ihrer Isolation herauszukommen. Die Beziehung zwischen Siegmund und Sofia wurde innig und vertraut. Nach einem Jahr heirateten sie.

    Sofia gab der Villa mit einigen ihrer Möbelstücke und Bildern eine persönliche Note. Ihre Liebe zum Garten war für jeden Besucher an den herrlichen Blüten, Büschen, Beeten und dem prächtigen Blumenschmuck im Haus sichtbar. Sofia begleitete Siegmund bei seinem morgendlichen Lauftraining und reduzierte es langsam. Dafür machten sie am Wochenende lange Wanderungen. Siegmund genoss das Leben im Haus wieder und freute sich besonders an den gemütlichen Abenden mit Sofia. So lebten sie fünf Jahre harmonisch und dankbar miteinander.

    Da die Kanzlei sehr gut lief und Siegmund mehr Zeit für sich und Sofia haben wollte, nahm er Eric Knudsen als Juniorpartner in die Kanzlei auf, der sich rasch einarbeitete und für Siegmund eine wertvolle Hilfe darstellte.

    Die Katastrophe schlich sich unerbittlich ein. Zuerst fiel Sofia auf, dass Siegmund sich an einem Sonntagmorgen nicht erinnerte, mit ihr eine Wanderung in der Lüneburger Heide vereinbart zu haben. Auch Frau Harmsen bemerkte, dass er seinen Füllfederhalter oft verlegte, der sonst immer am gleichen Platz lag. Besonders verblüfft war sie, als Siegmund bei einer Verhandlung in seiner Kanzlei aufstand, eine Tür öffnete und mit der Bemerkung „Das war die falsche Tür!“ wieder schloss und durch die andere Tür zur Toilette ging. Die Vergesslichkeiten und alltäglichen Fehler bei banalen Handlungen häuften sich. Die Krankheit schritt mit zerstörerischer Wucht voran.

    Er blieb oft mitten im Satz stecken, verlor den Faden und verwendete Wörter, die nicht in den Zusammenhang passten. In der Gerichtsverhandlung meldete er sich mehrfach zu Wort, stand auf und – wusste nicht mehr, was er sagen wollte. Seine schriftlichen Notizen, die er Frau Harmsen nach den Verhandlungen zur Bearbeitung vorlegte, wurden fahriger und enthielt immer mehr Ungenauigkeiten. Er gab immer mehr Gegenständen die Bezeichnung „das Ding da“. Diese Sprachunsicherheit und die Abflachung des Wortschatzes fielen umso dramatischer auf, weil Siegmund als hervorragender Redner mit druckreifer Sprache und unfehlbarem Gedächtnis bekannt war. Anfänglich tat er diese „Kleinigkeiten“ als Folge seiner Überarbeitung ab. Die Zeichen wurden aber häufiger und schwerwiegender. Er verlor sogar einen Prozess, weil ihm im richtigen Moment sein bewusst vorbereitetes und entscheidendes Argument nicht einfiel.

    Frau Harmsen bereitete mit Eric Knudsen viele Arbeiten so vor, dass Siegmund nur noch unterschreiben musste. Sofia sorgte dafür, dass Siegmund krankgeschrieben wurde. Der Hausarzt verschrieb Medikamente zur Förderung der Hirndurchblutung und äußerte Sofia gegenüber den Verdacht auf eine rasch fortschreitende Demenz.

    Als Siegmund eine Kreuzung bei roter Ampel überfuhr und von der Polizei gestoppt wurde, stand er wie ein kleiner schuldbewusster Junge da und ließ sich von dem Polizisten zurechtweisen.

    Sofia ließ Siegmund nicht mehr Auto fahren und bat ihn mehrfach, die Kanzlei zu verkaufen. Erst als der Vorsitzende der Anwaltskammer ihm eindringlich die möglichen Folgen von Schadensersatzklagen aufgrund von falschen Beratungen schilderte, gab Siegmund nach. Eric Knudsen übernahm Siegmunds Anteil an der Kanzlei. Sofia nahm keine gesellschaftlichen Verpflichtungen mehr an.

    Zuhause füllte Siegmund das Kaffeepulver in den Wasserbehälter und stopfte den Kaffeefilter in die Kanne. Im Bad putzte er sich mit dem Kamm die Zähne und kämmte sich mit der Zahnbrüste. Er verirrte sich sogar nachts in seinem eigenen Haus und rief Sofia, die ihn ins Bett zurück brachte. Beim Essen versuchte er, mit der Gabel zu schneiden. Als er mit dem Messer die Suppe löffeln wollte und nicht mehr wusste, wohin die Suppe geführt werden musste, ging Sofia dazu über, Siegmund zu füttern.

    Bei einer neurologischen Untersuchung zeigte Siegmund eine schwere Störung beim Benennen von Gegenständen und beim Rechnen im Zehnerbereich. Als er eine Uhr mit Zeigern zeichnen oder ein Quadrat und ein Dreieck nachmalen sollte, saß er ratlos mit zitterndem Stift vor dem Blatt und krakelte nur zusammenhanglose Striche aufs Blatt. Der Arzt bat ihn, möglichst rasch viele Gegenstände aufzuzählen, was man in einem Supermarkt kaufen könne. Siegmund dachte lange nach, schließlich fielen ihm Kartoffeln ein, mehr nicht. Die Untersuchungen und die Vorgeschichte sicherten die Diagnose Rasch fortschreitende Alzheimer-Demenz. Siegmund konnte dem einfühlsamen Gespräch des Arztes nicht folgen. Als Sofia und Siegmund die Klinik verließen, fragte er: „Was hat er gesagt? Bin ich krank?“

    Siegmunds geistige Fähigkeiten und das alltägliche Verhalten verschlechterten sich auch unter gesteigerter Medikamentendosis rapid. Die Tabletten wurden deshalb wieder abgesetzt. Sofia betreute Siegmund rund um die Uhr. Sie musste ihm auch auf der Toilette beim An- und Ausziehen und bei der Reinigung helfen.

    Eines Morgens wollte er sich im Schlafzimmer anziehen und wurde wütend, als sie ihm helfen wollte. „Das kann ich allein!“, brauste er auf, „geh ins Wohnzimmer!“ Also beobachtete sie ihn durch den offenen Türschlitz und kämpfte mit den Tränen, als sie sah, wie lange er brauchte, um das Hemd so hinzuhalten, dass er es anziehen konnte. Als er nach einer langen Weile erschöpft ins Wohnzimmer kam, hatte er das Unterhemd auf das Hemd angezogen, die Knopfreihe falsch geknöpft, und das Hemd hing teilweise aus der Hose. Einen Socken hatte er vergessen, und die Schuhbändel waren nicht gebunden. So kam jeden Tag ein neues Vergessen dazu, der Wortschatz wurde kleiner, die Sprache lückenhaft.

    Im Sommer stand Siegmund einmal lange im Garten vor den blühenden Rosen. Sofia fragte: „Woran denkst du?“ Nach einigem Überlegen fragte er: „Ist heute Dienstag oder Dezember?“

    In einem unbeobachteten Moment verließ Siegmund bei strömendem Regen auf Socken das Haus, nur mit Hemd und Hose bekleidet. Sofia rannte sofort los, als sie die offene Haustür sah und fand ihn durchnässt an einer Bushaltestelle. Sie gewöhnte sich deshalb an, die Haustür abzuschließen.

    Eines Nachts wachte Sofia auf, das Bett neben ihr war leer. Sie fand Siegmund innen vor der Haustür stehen. Er war nackt. Sie fragte: „Was machst du hier?“ – „Warte auf den Bus, muss zur Arbeit!“

    Am nächsten Tag sah Sofia, wie Siegmund im Arbeitszimmer mit heruntergelassener Hose auf dem Papierkorb saß. Sofia stieß einen entsetzten Schrei aus. Siegmund fragte ruhig: „Warum schreist du, Mama? Bin auf der Toilette!“ – Sofia hatte er vergessen.

    Sofia sah ein, dass sie Siegmund nicht mehr zu Hause pflegen konnte. Das überstieg ihre Kräfte. Sie brachte ihn in einem Pflegeheim in der Nähe unter und besuchte ihn täglich. Siegmund nahm die Ortsveränderung nicht wahr. Jeder Besuch Sofias war ein neues Erlebnis für ihn, aber es tat ihr weh, jeden Tag zu hören: „Schön, Mama, dass Du endlich kommst!“

    Sie blieb eines Abends wie immer an seinem Bett sitzen und wartete darauf, dass er einschlief. Da atmete er leise ein und aus und ein und aus. – –

    Die Eiche war gefällt.

     

    Copyright Dr. Dietrich Weller

  • Wenn es so wäre,
    dass nach meinem Tode
    nichts mehr weiteres kommt
    und nach dem Tode der Erde
    keine Weiterentwicklung mehr ist,
    wenn es so wäre,
    dass eine geistige Welt
    nur im Kopfe der Künstler lebt,
    selbst, wenn es so wäre …

    Die Trauer um das verlorene Kind,
    die Sorge um hilfloses Leben
    die Liebe zum Du
    und zu anderen Leben
    Sie wären der Boden,
    aus dem eine neue Welt
    erwächst
    und Leben geboren wird,
    wo nichts ist.

    Deine Liebe
    lässt Wüsten bewässern
    und erloschene Sterne
    wieder im Lichte erstrahlen.

    Für Gaby

    Copyright Dr. Helga Thomas

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    Wiese, Wald und Löwenzahn
    liegen in der Sonne.
    Fängt der Wald zu brennen an,
    rettet ihn der Feuermann
    mit seiner Regentonne.

    Wiese, Wald und Löwenzahn
    stehen in dem Regen.
    Fängt der Wald zu husten an,
    kann ihn noch der Regenmann
    ins warme Bettchen legen.

    Wiese, Wald und Löwenzahn
    schütteln sich im Winde.
    Fängt der Wald zu brechen an,
    tötet ihn der Automann
    und sammelt Holz und Rinde.

    Copyright Prof. Dr. Dr. Kayser

     

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    Da sitz ich nun, ich armer Tor
    auf einem harten Steine.
    Ich bin so schlau als wie zuvor
    und denke Bein auf Beine:

    Was ich gewann, was ich verlor,
    was bleibt, was sei das meine.
    Was ich im Leben alles schwor,
    zu kennen, wissen um die kleine

    Ewigkeit, die mir jetzt sagt:
    Nichts ist gerade, nichts ist krumm.
    Der Alte so aus Weimar klagt,
    auch Vogelwalthers Lied bleibt stumm.

    Ich aber sage frech und frei:
    Gedanken können alles biegen.
    Da ist ein Nichts, und Nichts das sei
    nur in Gedanken zu besiegen.

    Copyright Prof. Dr. Dr. Kayser