Tag: 13. Juni 2017

  • Mein Kamerad

    Der Kameraden gibt es nicht viele im Leben.
    Ich meine die Richtigen.
    Die, mit denen man sozusagen durch „dick und dünn“ gehen kann.

    Und mein Kollege und Medizinmitstreiter, dieser „Doc“, war so einer.
    Nun ging er auf die Rente zu, die Altersrente.

    Aus diesem Grunde hatte ich mich um eine Praxisvertretung bemüht, bekommt man doch Harthau und Umgebung mit seinen 4 Pflegeheimen nicht als alleinige Hausärztin in den Griff.

    Und da war sie.

    Eine niedliche Südamerikanerin, schon 12 Jahre in Deutschland, stellte sich dieser Aufgabe.

    Das gefiel nun meinem Kollegen außerordentlich gut!

    Wollte er ab Januar 2014 seinen Dienst bei mir beenden, entschied er sich nun, bis März zu arbeiten. Ihm lagen seine Patienten so am Herzen, und die korrekte Übergabe machte es auch erforderlich.

    Dann nahte der März, mein Kollege unterbreitete mir das Angebot, bis Juni arbeiten zu wollen, Fabiola, so hieß die junge Kollegin, bräuchte bestimmt noch Einarbeitungsunterstützung.

    Mir war es recht.

    So entspannte sich die Lage in der Behandlung des doch kräftigen Patientenzustroms.

    Wir visierten den Juni 2014 an. Und lustig ging es weiter. Nun zu Dritt im Dienstplan.

    Ich stellte dann den Antrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung, ohne Anträge geht es in Deutschland bekanntlich nicht.

    Der Brief war geschrieben, per Einschreiben 10:00 Uhr in der Post.

    Am nächsten Tag kam mein Kamerad in das Dienstzimmer, offerierte mir, alleine würden wir es doch noch nicht schaffen, er würde gern bis Dezember 2014 arbeiten wollen.

    So.

    Ich telefonierte.
    Anhaltend.
    Hartnäckig.

    Bis ich die Tresen- und Postdame der Kassenärztlichen Vereinigung dazu bewegen konnte, das Einschreiben aus dem Postfach der Sachbearbeiterin der KV zu fischen, es zu zerreißen und damit das Ganze zu stoppen.

    Nun ist es Oktober.

    Die Kündigung steht an.

    Ich bin gespannt.

    Es ist im Gespräch, mein Doc möchte zu unser Unterstützung ab Januar 2015 elf Stunden wöchentlich weiter arbeiten.

    Das nennt sich wahrer Kamerad.

    P.s.:

    Wir schreiben das Jahr 2017, mein Arzt-Kamerad arbeitet immer noch mit uns zusammen, auf die 3-monatigen Kündigungsfristen an die KV verzichte ich aber seither.

     

    Diese Geschichte stammt aus dem Buch „Kill the ill“, Teil 2, von Benita Martin.