Tag: 23. März 2019

  • Mohammad Reza Shafi’i Kadkani[1], der iranische Dichter und Hochschuldozent, ist immer wieder eine erfrischende Quelle der Inspiration. Heute beim Spaziergang nahm ich in Anbetracht der im Keimen begriffenen Bäume sein Gedicht „“Im erhabenen, ausdrucksvollen Kleid der Nacktheit““ mit allen Sinnen wahr. Es entstand der folgende Text. Der persische Originaltext und eine sinngemäße Übersetzung des Gedichtes sind beigefügt.

    Rotenburg an der Fulda, den 15.2.2015

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    Erhabene Nacktheit

    Bäume habe ich betrachtet
    in unterschiedlichen Trachten,
    und keine war schöner
    als die blattlose Nacktheit
    in Erwartung des Frühlings.

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    Im erhabenen, ausdrucksvollen Kleid der Nacktheit
    von Mohammad Reza Shafi’i Kadkani

    Ich habe diesen Baum
    im Gange des Jahres
    in vier Kleidern gesehen und begutachtet.
    Viele Gedichte habe ich ebenfalls für ihn geschrieben:
    im Engelskleid des Schnees,
    in kurzen Ärmeln der Tage von Farvardin [2],
    im grenzenlosen Grün des Sommers
    wie ein zarter Seidenstoff,
    in den Winden wehend
    mit gelben und roten Seidenfasern des Herbstes.
    ۞
    In keinem Kleid kam er besser zur Geltung
    als im Moment der Erneuerung aus der Tiefe des Alterns,
    während der letzten Tage von Esfand [3],
    im erhabenen, ausdrucksvollen Kleid der Nacktheit.

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    Bemerkungen:

    [1] Weitere Schriften und Übersetzungen unter:
    https://amirmortasawi.wordpress.com/category/%D9%85%D8%AD%D9%85%D9%91%D8%AF-%D8%B1%D8%B6%D8%A7-%D8%B4%D9%81%DB%8C%D8%B9%DB%8C-%DA%A9%D8%AF%DA%A9%D9%86%DB%8C/

    [2] Farvardin (deutsche Schreibweise: Farwardin) ist der erste Monat des iranischen Sonnenjahres und fängt mit dem Beginn des Frühlings (normalerweise am 21. März) an.

    [3] Esfand ist der zwölfte und letzte Monat des iranischen Sonnenjahres und dauert von ca. 20. Februar bis 20. März.

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