Tag: 24. Mai 2019

  • Begleiter

    (23.5.2019)

     

    Wenn du Schulter an Schulter mit mir gehst
    überzeuge dich gründlich
    von dem Dasein des gemeinsamen Weges
    Wenn du dieselbe Sprache sprichst
    überzeuge dich gründlich
    von der übereinstimmenden Deutung der Worte
    Sei ein wacher Beschreiter
    der die Wege mit mir bestreitet

    ֎֎֎

  • Die Würde des Menschen ist unantastbar

    Unser Grundgesetz ist gut. Es ist vorbildlich. Was der Parlamentarische Rat der noch nicht konstituierten Bundesrepublik erarbeitet hat, war neu, so kannte man die Wertschätzung des Individuums, der Freiheit, des Rechts eigentlich bisher nicht.

    Der Artikel 1

    „Die Würde des Menschen ist unantastbar“

    wird gerade landauf, landab, im Weserkurier und in den Kieler Nachrichten, seitenlang gefeiert.’Man meint zu erkennen, was die Herrschaften damals sagen wollten.

    Es ist aber auch eine sehr diplomatische Formulierung.
    Man kann das auch ganz anders verstehen.

    Die Würde des Menschen ist nämlich durchaus antastbar.

    Die Weisheit „Kleider machen Leute“ deutet schon darauf hin.

    Mit guter Kleidung strahlt man Würde aus. Mit schlechter eben nicht.

    Der Chefarzt im Eppendorfkittel mit Goldknöpfen, der Oberarzt mit (nur) Silberknöpfen, der Assistenzarzt im Kasack,

    der Viersternegeneral und der Hauptfeldwebel, alle mit ihren hirarchiegerechten Sternchen und Rauten und Fähnchen und Anstecknadeln.

    Der Häftling im Streifenanzug.

    Bei der Einlieferung ins Konzentrationslager wurden den Insassen die Köpfe kahlgeschoren. Was hat das mit ihrer Würde gemacht?

    Das wussten die Herren im Parlamentarischen Rat genau. Die hatten diese Zeit alle miterlebt.

    Und doch haben sie diesen Satz formuliert.

    Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Wir wollen den Satz so stehen lassen. Es gibt ihn seit 70 Jahren. Jeder weiß, wie er gemeint ist.

    Aber wir wollen daran denken, wie leicht die Würde des Menschen antastbar ist: Durch Prügelstrafe, Missachtung, Missbrauch, Mobbing.

    Und wir wollen diesen Satz nie, und nie wieder, als Entschuldigung gelten lassen.

    Heiner Wenk, Mai 2019

  •  

    An ancient Zen story describes a despondent horse, which lies down and no longer wants to learn to get up. The desperate owner, after trying everything, calls the horse-healer. After the profound examination of the horse, he states: „Such cases are serious; let’s try for a couple of days with these plants. If it does not react, it will be necessary to bring the horse down“.
    A pig eavesdrops, and runs to the horse:  „Get up, otherwise throw badly !!!“  The horse  turns its head on the other side.

    A day after, the horse- healer returns and administers the medicinal plants again and declares: „The horse doesn’t react: we should wait a little longer, but I don’t think there is anything we can do. „Again, the pig has  heard everything and runs to the horse «You MUST get up!!!».                        But the horse still remains immovable.

    On the third day, the horse- healer verifies the progress, „Give me the rifle: it’s time to put down that poor beast.“ The pig runs desperately to the horse: „Please you have to react, they’re coming to kill you!! The horse rises abruptly and starts to run, jumping over the obstacles.The owner turns delighted to the horse-healer:  „Thank you, thank you!!!  You are a wonderful healer, you did a miracle!  We absolutely have to have a big festivity: Come on, let’s kill the pig!!! “

    Moral:

    Mind always your own business!! In this way you`ll stay busy all the time and not meddle with other men’s concerns.

     Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Eine Zen-Geschichte

    Eine alte Zen-Geschichte schildert ein bedrücktes Pferd, das sich niederlegt und nicht mehr lernen will aufzustehen. Der verzweifelte Eigentümer ruft einen Pferdeheiler herbei, nachdem er vergeblich alles versucht hat. Nacheiner gründlichen Untersuchung des Pferdes stellt dieser fest: „Solche Fälle sind ernst: Lass es uns ein paar Tage lang mit diesen Pflanzen versuchen. Wenn es nicht reagiert, muss das Pferd getötet werden.“

    Ein Schwein lauscht der Unterhaltung und rennt zu dem Pferd: „Steh auf, sonst geht es dir schlecht!“

    Das Pferd reagiert dreht seinen Kopf auf die andere Seite.

    Einen Tag später kommt der Pferdeheiler zurück und verabreicht wieder die Pflanzen und erklärt: „Das Pferd reagiert nicht: Wir sollten noch ein bisschen länger warten, aber ich denke, da gibt es nichts, was wir tun können.“

    Wieder hat das Schwein alles gehört und rennt zu dem  Pferd: „Du musst aufstehen!!“

    Aber das Pferd bleibt unbeweglich liegen.

    Am dritten Tag vollzieht der Pferde-Heiler die Entwicklung: „Gib mir die Flinte, es ist Zeit, das arme Vieh zu erledigen!“

    Das Schwein rennt verzweifelt zu dem Pferd: „Du musst bitte reagieren! Sie bringen dich sonst um!“

    Das Pferd steht plötzlich auf und rennt weg, indem es über die Hürden springt. Der Eigentümer dreht sich vergnügt zu dem Pferde-Heiler um: „Vielen Dank, vielen Dank! Du bist ein wunderbarer Heiler, du hast ein Wunder vollbracht. Wir müssen unbedingt ein Riesenfest veranstalten. Komm, lass uns das Schwein schlachten!“

    Moral:

    Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten! Dann bist du immer beschäftigt  und mischst dich nicht in die Sache anderer Menschen ein.