Tag: 4. November 2019

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    Im Gegensatz zur Liegestellung in mehr oder weniger horizontaler Körperhaltung, ggf. mit leicht unterstütztem Kopf, meint das „Lagern“ eine Position mit halb aufgerichtetem Oberkörper und erhobenem Kopf, englisch „reclining“, also zurückgelehnt lagern. Dabei stützt sich der Protagonist auf den linken Arm und streckt die Beine, vom Betrachter aus gesehen, nach links. Die Beinhaltung selbst variiert, was zur Unterscheidung in ein „östliches“ und ein „westliches“ Liegeschema führte[1]. Im letzteren Fall ist das linke Bein ausgestreckt, das rechte mit gebeugtem Knie aufgestellt (Abb. 1). Diesem Lagerungsschema folgen die meisten Vertreter einer besonders großen westgriechischen Gruppe, der Tarentiner Symposiasten[2].

     

    Abb. 1: Terrakottafigur eines gelagerten jungen Mannes, Tarent.  Gegen 500 v. Chr. Nach Langlotz 1963, 61 Taf. 23[3].

    Beim „östlichen Schema“ liegen die Beine Seite auf Seite übereinander. Die Stellung der Knie variiert von einer ausgeprägten Beugung (Abb. 2) über Zwischenstufen[4] bis zur unphysiologischen Überstreckung (Abb. 4).

     

    Abb. 2: Bronze. Samos, um 550 v. Chr.
    Nach: Die Antikensammlung Berlin (Mainz 1992) 85 Kat. Nr. 132.

    Gelagerte Frauen sind, wie Fehr konstatiert, in der Plastik selten[5]; auch bestand nicht immer Einigkeit unter den Autoren hinsichtlich der Geschlechtsbezeichnung. So nennt Marangou ein figürliches Gefäß in Form einer gelagerten Person „reclining woman“[6]. Die Gestalt, deren Kopfbedeckung zu einem Ausguss umgestaltet ist, lagert im östlichen Schema, mit leicht gebeugten Knien, ein Rhyton in der linken Hand. Auf die Brust fallen lange Strähnen, eine geschlechtsneutrale Haartracht der Früharchaik (Abb. 1. 2). Weibliche Körperformen sind nicht zu erkennen und das Rhyton wäre ein ungewöhnliches Attribut in der Hand einer Frau. Ähnliches gilt für eine aus Kamiros/Rhodos stammende ausgestreckte Gefäßfigur in London, die in einem früheren Katalog für weiblich gehalten worden war[7]. A. Plassart deutet die Figur einer östlich gelagerten Person mit niederem Polos und Bruststrähnen aus dem Votivdepot des Heiligtums der Hera auf Delos als die Göttin selbst, die hier unter dem Aspekt einer Schirmerin und Repräsentantin der Ehe erscheint[8]. Brüste hat sie nicht, dafür aber einen runden Bauch, ähnlich einer Gelagerten-Figur aus Samos[9]. Dazu hält sie in der linken Hand ein Rhyton. Wie der Autor selbst bemerkt, sind männliche Statuetten als Weihgaben an die Göttin nichts Ungewöhnliches[10].

    S. Besques behilft sich im Zweifelsfall mit einem unbestimmten „personnage“, wie bei einer im östlichen Schema gelagerten Figur mit unspezifischem Oberkörper, langen Locken und einem Rhyton in der Hand[11]. Auch Stillwell bezeichnet Matrizen aus dem Töpferviertel von Korinth vorsichtig als „reclining figure“[12]. Vor allem Haartracht, Polos und Schleier des Exemplars 57 suggerieren Weiblichkeit, während die Formen des nackten Oberkörpers keine klare Bestimmung erlauben[13]. Dass der Polos nicht immer und überall auf Weiblichkeit deutet, zeigt eine ebenfalls aus dem Töpferviertel von Korinth stammende Terrakotta-Gruppe. Der nach östlichem Schema gelagerte Mann trägt einen Polos mit herabfallenden Tänien[14]. Am Fußende der Kline thront eine mit Peplos und Mantel bekleidete Frau. Die Terrakotten aus diesem Viertel datieren in das 4. und 3. Jh. v. Chr.

    Statuetten in Form gelagerter Frauen werden bereits in archaischer und frühklassischer Zeit gefertigt.

    Im „Östlichen Liegeschema“:

                                     Abb. 3: Kerameikos/Athen, ca. 480/70                         Nach: Vierneisel-Schlörb 1997, 36 Nr. 117 Taf. 24

     

    1. Aus einem Skelettgrab vom Kerameikos/Athen stammt der Torso einer nackten auf ihre linke Seite „gelagerten Hetäre“ (Abb. 3). Am jünglingshaften Oberkörper deuten sich kleine Brüste an. Die Beine liegen mit gestreckten Knien locker auf einander. Scharf abgewinkelt zeigen die Arme nach oben; dabei ist der linke Ellenbogen auf eine Art Kissen gestützt, der rechte berührt die Hüfte. Die Hände sind verloren. Stilistisch entspricht die Statuette einer durch den Grabkontext bestätigten Entstehungszeit um 480/70 v. Chr.[15]
    2. Die Figur einer gelagerten jungen Frau (Abb. 4) im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe[16] soll aus Thessalien stammen, dürfte jedoch, nach Landschafts-Stil und Tonfarbe, aus einer attischen Werkstatt hervorgegangen sein. Auch hier ergänzen Frauenbrüste einen schmalhüftigen männlichen Körper. Ein bis auf das angedeutete Schultermäntelchens nacktes Mädchen ist entstanden. Sowohl die Haartracht als auch die Proportionen des Kopfes weisen in die Zeit des Strengen Stils (gegen die Mitte des 5. Jhs. v. Chr.)

    Abb. 4: Gelagertes Mädchen, Terrakotta, 2. Hälfte d. 5. Jhs. v. Chr.                                  Nach Frey-Asche 1997, 38 f. Abb. 21

    3. Eine Parallele aus Orvieto in Paris unterscheidet sich vom letzteren nur durch eine Haube und die abweichende Gestaltung des Stirnhaars, das sich aus Registern von Buckellocken zusammensetzt[17]. Hinweise auf ein Gewand finden sich nicht.

    4. Ebenfalls nur mit dem Schultermäntelchen bekleidet ist eine Frauenfigur in Thessaloniki, die den Typus etwas modifiziert. Die Knie sind leicht gebeugt. Der Kopf neigt sich so weit zur linken Seite, dass eine fehlerhafte Zusammensetzung der Fragmente zu vermuten ist[18].

    5. Bei einer „im Kunsthandel photographierten“ Gelagerten[19] tritt die Diskrepanz zwischen dem plastisch modellierten athletischen Männerkörper und den weiblichen Brüsten besonders stark hervor. Die Beine sind ausgestreckt, mit leicht gebeugten Knien. Vor dem niederen Diadem rollt sich das Stirnhaar zu Buckellocken.

    6. Auf separat gearbeiteter Kline ruht eine voll bekleidete Frau, deren Körper freihändig modelliert ist, während der nach links gewandte Kopf aus einer Matrize abgeformt wurde. Außer einem Chiton trägt sie einen Mantel, der sich an der linken Flanke andeutet und von dem eine Stoffbahn über den Kopf drapiert ist. Die Knie sind leicht gebeugt. Unter dem Schleier treten Buckellocken und ein niederes Diadem hervor. Der Statuetten-Kopf reiht sich in eine große Gruppe thronender und stehender weiblicher Gewandfiguren ein[20], deren Ursprünge vermutlich in Attika liegen. Nach Müller weise die Tatsache, dass ein um etwa 500 v. Chr. datierbarer Kopf mit einem „freihändig und sehr flüchtig“ modellierten Körper verbunden wurde, auf eine böotisch-provinzielle Werkstatt hin[21].

    Im „Westlichen Liegeschema“:

    7. Diese oft beschriebene und abgebildete Statuette (Abb. 5) zeigt einen athletisch gebildeten Jünglingskörper mit weiblichen Merkmalen[22]:

     

    Abb. 5: ca. 490 v. Chr. Berlin, Altes Museum, Inv. 8256

    Aufnahme der Verfasserin[23].

    Am Original sind Spuren eines rot gemalten, an den Seiten herabfallenden Schultermäntelchens zu erkennen[24]. Das in Register aus Buckellocken differenzierte Stirnhaar tritt als dicker Wulst unter dem mäßig hohen Diadem hervor. Die Statuette soll aus Megara kommen, ist jedoch unzweifelhaft in einer attischen Werkstatt im Umkreis der Athener Akropolis[25] entstanden.

    8. Eine vermutlich in Großgriechenland konzipierte bronzene Gefäßrandfigur[26] stellt eine junge gelagerte Frau in vollständiger Kleidung dar. Sie trägt einen durchsichtigen Chiton mit Überschlag und einen faltigen Mantel, der die linke Schulter bedeckt und sich, wie die Rückansicht zeigt, um ihre Beine schlingt. Die Krotalen (Kastagnetten) in den Händen kennzeichnen sie als „ausruhende Tänzerin“[27]. Der leicht gesenkte Kopf wendet sich nach rechts. Das lange Haar ist über der Stirn und im Nacken eingerollt, ein während der Zeit der Frühklassik ein überwiegend an männlichen Gestalten dargestellter Frisurentypus[28]. Auch die Form des Kopfes und das Haltungsmotiv des Oberkörpers weisen in die Zeit zwischen 480 und 460 v. Chr. (Abb. 6).  

     

    Abb. 6: Nach Jantzen, 1937,  4. 18 f. Nr. 26 Abb. 8.9 Taf. 2

    9. Bleiben wir noch bei den bronzenen Gerätefiguren, begeben uns aber nach Etrurien. Vollständig verhüllt, einschließlich des Mundes und der Hände, ist die Statuette einer gelagerten Frau in Hannover wiedergegeben[29].

    Abb. 7: Hannover,  Kestner-Museum

    Nach Gercke 1996, 199 Abb. 253

    Das rechte Bein ist aufgestellt, das linke in liegender Position gegeben. Beide Knie sind gebeugt. Vermutlich entstand die Figur am Übergang vom 5. zum 4. Jh. v. Chr.

    10.  Ebenfalls in Hannover befindet sich ein bronzenes Geräteteil, das ein Mädchen auf dem Rücken eines Widders darstellt[30]. Die nach westlichem Schema Gelagerte hat den linken Arm auf den Kopf des Tieres gelegt. Dieses ‚kniet‘ auf drei gebeugten Beinen und streckt das rechte Hinterbein weit zurück, als ob der Widder dem Mädchen das Lagern auf seinem Rücken hätte bequemer machen wollen. Über Schoß und Beine ist ein Mantel gebreitet. Der unbedeckte Oberkörper zeigt weibliche Merkmale (5./4. Jh. v. Chr.).  

    11. Die Statuette einer jungen Frau in München[31] steht motivisch den Figuren bärtiger Symposiasten aus dem Kabirenheiligtum bei Theben nahe[32]. Wie ihre männlichen Parallelen ist sie nach westlichem Schema gelagert. In der linken Hand hält sie eine Lyra, in der rechten ein männerspezifisches Salbgefäß, den Aryballos. Der Oberkörper ist nackt, „die Brüste sind“, als der Ton noch feucht „und leicht zu bearbeiten war, dem männlichen Körper auf modelliert worden“[33]. Gewelltes Haar, ein Merkmal aus der ersten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr., ist nicht auf weibliche Exemplare beschränkt[34]. In ihrer detaillierten Ausführung übertrifft die profilierte Kline diejenigen der Symposiasten aus dem Kabirenheiligtum. Trotz der motivischen Ähnlichkeit können die drei Stücke kaum aus derselben Matrize hervorgegangen sein, selbst wenn man ihre Bearbeitung nach dem Herausnehmen aus der Form, in „lederhartem“ Zustand, einkalkuliert. Allein die Drehung der Frau aus der Frontalebene heraus spricht gegen die Abformung aus ein und derselben Form. Die Koroplasten hatten vermutlich Skizzenbücher, nach denen sie sich richten konnten, wenn sie sich nicht nur auf ihren eigenen Gestaltungswillen verlassen wollten.

    12. Eine jugendliche Gelagerte aus Apulien ist mit der Bezeichnung „Personnage…allongé à gauche“ nicht auf ihr Geschlecht hin festgelegt[35]. Der Kopf mit Kurzhaarfrisur wurde hinzugefügt. Die Kleidung, Chiton und Mantel, sowie die Körperformen sind die einer Frau. Anders als bei den Abb. 3 und 5 können die Brüste nicht einfach nachträglich appliziert worden sein. Die Statuette soll Ende des 1. Jhs. v. Chr. entstanden sein.

     

    Kleiner Exkurs zu Deutungs-Fragen:

    Wie wir bestätigen können ist die Zahl der Statuetten in Form gelagerter Frauen klein; sie muss auch in der Antike überschaubar gewesen sein[36]. Offenbar war der Bedarf gering. Zudem konnte man einen männlichen Körper mit geringer Mühe in einen weiblichen umbilden (Abb. 4 und 5). So konnten Aufträge zur Anfertigung einer Gelagerten von den Koroplasten „just in time“ ausgeführt werden.

    Im Allgemeinen interpretierte man die Figuren weiblicher Gelagerter  als Hetären. Eine Darstellung wohlanständiger bürgerlicher Frauen mit entblößtem Körper ist im griechischen Kulturkreis nicht denkbar. Das gilt sogar für Göttinnen, wenigstens in archaischer und frühklassischer Zeit. Ungeachtet der weitgehenden Nacktheit hält E. Rohde die Gelagerte Berlin, Inv. TC 8256 (Abb. 6) für eine Göttin. Sie begründet das mit dem Diadem, das dem Kopfschmuck thronender und stehender weiblicher Terrakotta-Figuren von der Athener Akropolis vollkommen gleicht. Einige dieser Statuetten tragen auf der Brust eine Aegis und belegen so ihre besondere Nähe zur Stadtgöttin Athena[37].

    Eine andere Deutung, nämlich als Brautvotive oder Beigaben in Gräber unverehelichter Mädchen schlägt A. Schwarzmaier vor, wobei sie ebenfalls von der Statuette Berlin 8256 (Abb. 6) ausgeht. „Stephané und Schleier passen zu einer Braut besser als zu einer Hetäre.“ Dem wäre leichter zu folgen als der kulturanthropologischen These[38], nach der die Weihung einer weiblichen Figur „in aufreizender Haltung“ als Ersatz für die Ehe- und Mutterschaftsfreuden, die einem Mädchen während seiner allzu kurzen Lebenszeit entgangenen seien, zu gelten hätten.

    Im Laufe der Jahre und mit wachsender Entfernung von den griechischen Kernlanden hat anscheinend die Bereitschaft, gelagerte Frauen mit Göttinnen zu assoziieren, ein wenig zugenommen.

    12. Bei den Terrakotten von Morgantina/Sizilien führt ein kleiner Schritt von einer stehenden Kore mit Polos und Schleier, Fackel und Ferkel zu einer Gelagerten, die ebenfalls mit Polos und Schleier geschmückt ist und als „reclining Persephone“ bezeichnet wird.

    Wie in Korinth ist auch in Westgriechenland und Sizilien das Tragen eines Polos nicht auf weibliche Figuren beschränkt. In Tarent zum Beispiel dient dieses Attribut auch zur Bekrönung unzweifelhaft männlicher Symposiasten[39]. Möglicherweise gilt das ebenso für Morgantina, wo manche/r Gelagerte auf Grund der unklaren Oberkörper-Verhältnisse für beide Geschlechter in Anspruch genommen werden kann[40].

    13. Kekulé beschrieb gelagerte Frauen mit üppigen weiblichen Merkmalen aus Akrai, Centuripe und Syrakus[41]. Eine von ihnen, auf deren Schulter ein kleiner geflügelter Eros hockt, ist sicher als Aphrodite anzusprechen. Wegen ihrer reizenden Formen gäbe man diesen Namen gern noch einer zweiten Figur aus demselben Kontext. Sie trägt einen Polos und lüftet kokett den Schleier. Eine dritte hält in der linken Hand ein Ei oder eine Frucht[42].

    14. Das Fragment einer Artemis mit Hirschkuh kann in diesem Zusammenhang nur unter Vorbehalt genannt werden, denn der untere Teil der Gruppe fehlt und das Haltungsmotiv der Göttin ist unklar. Die vorhandenen Beispiele einer Artemis auf dem Rücken von Hirschkühen reichen vom Ritt im Damensitz bis zum entspannten Lagern[43].

    15. In dem Fall eines Terrakotta- Fragments in Amsterdam geht R. A. Lunsingh Scheurleer von einer auf der Kline gelagerten Artemis aus. Bogen, Jagdkleidung und die Kopfbedeckung, eine Löwenfellkappe, definieren sie als Italische Artemis[44]. Dass die Göttin als Lagernde gedacht ist, geht aus dem angedeuteten Schwung ihres Körpers hervor; worauf sie sich aber stützt, bleibt völlig unklar[45].

    16. Mit einem Figurengefäß in Form einer nach westlicher Manier gelagerten hässlichen Alten befinden wir uns bereits im fortgeschrittenen Hellenismus[46]. Vor der Vettel, die ein Trinkgefäß an den Mund setzt, steht eine Lagynos. Für Nachschub ist also gesorgt.

    Weitere Überlegungen zur Deutung:

    Bei der Kat.-Nr. 9 handelt es sich offenbar um Helle, die Schwester des Phrixos, deren tödlicher Sturz in die Meerenge der Dardanellen den zweiten Namen gab: Hellespont. Hier entspricht die gelagerte Frauenfigur also einer Heroine.

    Wenn wir nun die „ausruhende Tänzerin“ (unsere Kat.-Nr. 8, Abb. 6) als Werktätige im ältesten Gewerbe der Welt betrachten, müssen wir ihr innerhalb der Berufsgruppe wenigstens eine gewisse Spezialisierung zubilligen.

    Die in unserer Kat.-Nr. 10 besprochene bronzene Gerätefigur einer gelagerten Frau zeichnet sich durch eine Ganzkörperverhüllung einschließlich der Hände und des Mundes aus. Nur die Augen und die Stirnpartie sind unbedeckt (Abb. 7). Im Katalog firmiert sie ohne Weiteres als Bankett-Teilnehmerin[47]. Das verwundert schon deshalb, als ihr die eingewickelten Hände eine Teilhabe an Speis und Trank verwehren. Die Ärmste müsste sich denn füttern lassen. Den ggf. mythologischen Hintergrund kennen wir nicht. Haben die patriarchalisch-griechischen Gepflogenheiten im 4. Jh. v. Chr. die ‚freieren‘ etruskischen Sitten bereits so weit beeinflusst, dass eine Frau, wenn ihr schon die Teilnahme am Symposion erlaubt wird, wenigstens kein Vergnügen dabei haben soll? Oder – falls es sich um eine Hetäre handelt – lag vielleicht ein besonderer Reiz in einer subtotalen Verhüllung?

    Die jugendliche Gelagerte aus Apulien (Kat.-Nr. 11) wurde von Besques in die Nähe der Jünglinge Louvre D/E 3604 und 3605 gerückt, doch die Vergleichbarkeit beschränkt sich auf die Mantel-Drapierung über der linken Schulter[48]. Das Mädchen, das weder einer Hetäre noch einer Göttin zu entsprechen scheint, war vielleicht eine Grabbeigabe oder das Weihgeschenk einer Adorantin.

    Die bauchige Weinflasche vom Gefäß in Form einer gelagerten Alten (Kat. Nr. 16) ist eng mit den in Alexandria zu Ehren des Dionysos gestifteten Lagynophorien, dem Flaschenfest, verbunden[49]. Man denkt an die Statue der Trunkenen Alten, die in römischen Kopien des 1. und 2. Jhs. n. Chr. überliefert ist und bald als heruntergekommene Hetäre, bald als ehemalige dionysische  Amme oder Priesterin gedeutet wird[50].

    Ein Kapitel für sich bilden die in Gruppen mit Männern oder zusammen mit  Geschlechtsgenossinnen gelagerten Frauen.

    1.Eine Terrakotta-Gruppe in München setzt sich aus einem zum Symposion gelagerten Paar und einem kleinen am Ende der Kline stehenden Mundschenk zusammen[51]. Der Mann ist mit einem Wulstkranz, die Frau mit einer kunstvoll drapierten Haube geschmückt. Sie halten Trinkschalen in den Händen (nur beim Mann erhalten). Beide sind mit nacktem Oberkörper wiedergegeben. Obwohl kein Zweifel an der Profession der Gefährtin[52] besteht, belegt der gemeinsame Mantel, der über Schoß und Beine gebreitet ist und zwischen den Schultern sichtbar wird, eine über das Geschäftliche hinaus gehende Harmonie des jungen Paares. Die Gruppe entstand in Athen, etwa in der 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr.

    2.Das Schulterbild auf einer Hydria des Malers Phintias gilt als Darstellung zechender Hetären. Die mit entblößtem Oberkörper gelagerten Frauen geben sich dem Kottabos-Spiel hin[53] (Abb. 8). Dabei gilt es, den letzten Tropfen, die Neige, so aus dem Trinkgefäß zu schleudern, dass eine im labilen Gleichgewicht auf einer Stange balancierende Metallscheibe getroffen wird und scheppernd herunterfällt – ein beliebtes Amüsement während des Symposions.

     

    bb. 8: Attisch, ca. 525-510 v. Chr. München

    Nach Reinsberg, 1989, 113 Abb. 61

    3.Im Gegensatz zu den griechischen Kernlanden, wo die Anwesenheit der legitimen Gattin bei einem Symposion unvorstellbar ist, nimmt in Etrurien die bürgerliche Ehefrau ganz selbstverständlich in festlicher Kleidung am Gelage teil (Abb. 9).

    Abb. 9: Tomba dei Leopardi, Tarquinia, ca. 480 v. Chr.

    Nach Ducati[54] 1941, 8 Taf. 15 a.

    4.Die Frauen auf einer im 6. Jh. v. Chr. für Etrurien hergestellten sog. pontischen Amphora sind vollständig, einschließlich ihrer Kopfbedeckung, dem Tutulus, in große Mäntel gehüllt[55]. Abweichend vom üblichen Schema lagern sie auf dem Rücken. Von ihren Klinen, die mit dicken gemusterten Polstern bedeckt sind, hängen Stoffbahnen über das Fußende herab. Davor stehen kleinere Klinen mit Stoffen, die in Quasten enden. Weitere Textilien mit gemusterten Borten stapeln sich auf einem schmalen hohen Beistelltisch zwischen den Klinen. An der Wand hängen Schnabelschuhe. Das Ambiente wirkt eher häuslich als symposial. Mythologische Szenen wurden ebenfalls diskutiert[56].

    5.Hetäre oder bürgerliche, zum Symposion gelagerte Frau? Eine der spätarchaischen Terrakotta-Reliefplatten aus Velletri zeigt eine Gelage-Szene mit einer nach westlichem Schema gelagerten Frau[57]. An ihrem nackten Oberkörper deuten sich Brüste an. Den rechten Oberarm schmückt ein Reif. Schoß und Beine sind von einem Gewand bedeckt, das dieselbe hellere Farbe aufweist wie der Tutulus, während Körper und Gesicht in dunkelbraunem Ton erscheinen. Die Frau wendet den Kopf dem neben ihr auf der Kline lagernden Mann zu, der ihr grüßend oder gestikulierend den rechten Arm entgegenstreckt. In seiner linken Hand hält er anscheinend eine Schreibtafel.

    Auch in Etrurien werden Hetären an Symposien teilgenommen haben; doch nach der Art wie dieses Paar miteinander kommuniziert, fragt man sich, ob hier nicht ein gebildeter Mann eine ebenbürtige Partnerin ins Gespräch zieht?

    6.Angesichts der gelagerten Paare auf den berühmten Sarkophagen aus Caere/Cerveteri stellen sich keine derartigen Fragen (Abb. 10).

     

    Abb. 10: Ehepaar- Sarkophag aus Cerveteri, Rom, Villa Giulia

    Etwa 530/520 v. Chr. Nach Sprenger – Bartoloni, 116 Abb. 114

    Der bärtige Mann wendet sich seiner Frau zu und legt ihr den Arm um die Schultern. Sie trägt ein langes Gewand, Schnabelschuhe und den Tutulus.

    Ein zweiter „Ehepaarsarkophag“ gleicher Qualität aus derselben Zeit befindet sich im Louvre in Paris[58].

    Eine Quintessenz:

    Pauschale Benennungen, seien es Hetäre, Göttin, Heroine, Braut o. a., werden den gelagerten Frauen offenbar so wenig gerecht, dass es sich lohnt, jede einzelne Vertreterin dieser inhomogenen Gruppe für sich zu betrachten und sie im Hinblick auf ihre Deutung näher zu überprüfen.

    Lit.:

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    Vierneisel-Schlörb 1997: B. Vierneisel-Schlörb, Kerameikos XV, Die Figürlichen Terrakotten I (München 1997)

    Wamser-Krasznai 2013: 2013: Für Götter gelagert. Studien zu Typen und Deutung Tarentiner Symposiasten (Budapest 2013)

    Wamser-Krasznai 2015: W. Wamser-Krasznai, Vom Alter im Altertum, in: dies., Fließende Grenzen (Budapest 2015) 58-69

    Wamser-Krasznai 2018: W. Wamser-Krasznai, Artemis Italica, die Göttin mit der Löwenfellkappe, in: dies., Scholien und Spolien (Filderstadt 2018) 39-56

    Winter 1, 1903: F. Winter, Die Typen der figürlichen Terrakotten. Die antiken Terrakotten III, 1 (Berlin und Stuttgart 1903)

    Zanker 1989: P. Zanker, Die trunkene Alte (Frankfurt am Main 1989)

     

    [1] Fehr 1971, 120. 123.

    [2] Wamser-Krasznai 2013, 24 Anm. 100.

    [3] Wamser-Krasznai 2013, 137. 219. 246  Abb. 1. 84; Bencze 2010, 25 f. Abb. 4; Iacobone 1988, 54 Taf. 42 b; Neutsch 1961, 156 Taf. 66, 2 u. v. a.

    [4] Mollard-Besques 1954, 47 Nr. B 293 f. Taf. 32.

    [5] Ders.1971, 124; ebenso Stillwell 1952, 104 Anm. 3.

    [6] Marangou 1985, 124 Abb. 181.

    [7] Maximova 1927, 136 f. Abb. 28; anders Higgins 1954, 54 f. Nr. 81 Taf. 16.

    [8] „Es gab ein Bett der Hera im Prodromos des Heraion von Argos. Paus. II, 17, 3“ Plessart 1928, Délos 11, 158 f.  Abb. 115.

    [9] Sinn 1977, 38 Nr. 63 Taf. 22.

    [10] Gefäßfigur eines knienden Mannes mit langen Bruststrähnen; weiblich Fragment einer stehenden Terrakottafigur mit Angabe der weiblichen Geschlechtsmerkmale, Plessart 1928, Délos 11, 158 f. Abb. 111. 113.

    [11] Aus Elaious, dem thrakischen Chersonesos an den Dardanellen, Mollard-Besques 1954, 47 B 293. 294 Taf. 32.

    [12] Stillwell 1948, 105 Nr. 56-59 Taf. 38 f.

    [13] Ähnlich Stillwell 1952, 110 Nr. 26 Taf. 22.

    [14] Stillwell 1952, 111 Nr. 30 Taf. 20.

    [15] Schwarzmaier 2015, 311 f. Abb. 2; Vierneisel-Schlörb 1997, 36 Nr. 117 Taf. 24, 1.2.

    [16] Frey-Asche 1997, 38 f. Abb. 21; von Mercklin, AA 1928, Sp. 373 f. Nr. 70 Abb. 88.

    [17] Besques 1994, 28 Abb. 42; Charbonneaux 1936, 12. 23.  Nr. 24 Taf. 22; Mollard-Besques 1954, 83, C 7 Taf. 56.

    [18] Sindos, Katalogos tis ektesis, Archaiologiko Mouseio Thessalonikis (Athena 1985) 35 Nr. 41.

    [19] Bulle 31922, 102 Abb. 73 Taf. 146; jetzt in Boston, Frey-Asche 1997, 39.

    [20] Graen – Recke 2010, 45 f. Abb. 11; Higgins 1954, 175 f. Nr. 655-660 Taf. 85 f.; Mollard-Besques 1954, 4 Nr. B 7 Taf. 3. böotisch z. b. ebenda 15 Nr. B 87 Taf. 11; Sinn 1977, 32 Nr. 40 Taf. 14; Wamser-Krasznai 02.10.2017, Thronende Frauen, T I-4, homepage Antikensammlung Uni Gießen, Terrakotten.

    [21] Müller 1925, 151 Nr. 110 Abb. 47.

    [22] Köster 1926,  55 f. Taf.  28; Nicholls 1982, 103 N 1, 1 Abb. 25a. fermer ebenda Exemplar Akropolis N 1, 204 Taf. 25 b; Rohde 1968,  39 Taf. 13; Schwarzmaier 2015, 306 Abb. 1..

    [23] Bildbearbeitung H. Zühlsdorf, Gießen.

    [24] Furtwängler 1892, 108 Abb. 27; Winter 1, 1903, 191, 4.

    [25] Anm. 10 und 12; ferner Knoblauch 1937, 182 Nr. 353 (ohne Abb.); Nicholls 1982, 89-122 Abb. 23-29;  Schneider-Lenyel 1936, 20 Abb. 38, Megara, „liegende Göttin“; Prins de Jong 1944, 38 Abb. 35.

    [26] Jantzen 1937,  4. 18 f. Nr. 26 Abb. 8. 9 Taf. 2; Küthmann AA 1928, 690 Abb. 12; Stillwell 1952, 104 Anm. 3; Stutzinger – Wamers 2012, 91 f. Abb. 88.

    [27] Jantzen 1937, 19.

    [28] Bronzestatuette des blitzschwingenden Zeus aus Dodona, Bruns 1947, 36 f. Abb. 24; Bronzefigur des Bogen schießenden Apollon, Bari; Aktaion von einer Metope des Tempels E in Selinunt; Jüngling von Agrigent, letztere Langlotz 1963, 73 Taf. 73. S. 69 f. Taf. 54 f. S.75 Taf. 82 f. S. 82 Taf. 102.

    [29] Gercke 1996, 198 f. Abb. 253.

    [30] Gercke 1996, 199 Abb. 254.

    [31] Hamdorf 2014, 154 D 9.

    [32] Besques 1994, 82 Abb. 67; Schmaltz 1974, 95. 171 Nr. 245 Taf. 20; Sieveking 1937, 89-94 Taf. 22.1.

    [33] Sieveking 1937, 91.

    [34] Besques 1994, 53 Abb. 23; Hamdorf 2014, 151 f. D 2. D 4; Poulsen 1937, 49 Abb. 27. S. 53 Abb. 31. S. 59 Abb. 38; ähnlich bei männlichen  Symposisten: Besques 1994, 82  Abb. 67; Vorläufer zu Beginn des Jahrhunderts, Jeammet 2003, 102 Abb. 59.

    [35] Besques 1986, 58 Taf. 49 b.

    [36] Fehr 1971, 124.

    [37] Rohde 1968, 17. ebenda auch Abb. 12; Nicholls 1982, 93-122 Abb. 23-29.

    [38] Schwarzmaier 2015, 306-312.

    [39] Wamser-Krasznai 2013, 238 Abb. 64.

    [40] Bell 1981, 132-138 Taf. 17-22, mit einem Exkurs zum Mythos der chthonischen Gottheiten Demeter und Kore im griechischen Westen, ebenda 98-103; Pugliese Carratelli 1996,  750 Nr. 383.

    [41] Kekulé 1884, 67 Taf. 25, 1-4.

    [42] „un pomo“, zit. bei Kekulé ebenda.

    [43] LIMC II (1984) 673 f. Nr. 685-697 Taf. 500 f. s. v. Artemis (L. Kahil).

    [44] Wamser-Krasznai 2018, 51.

    [45] Lunsingh Scheurleer 1986, 71 f. Abb. 72; für Information dazu danke ich G. Jurriaans-Helle, Amsterdam; Wamser-Krasznai 2018, 51.

    [46] Aus einer Privatsammlung, Kunze 1999, 78 f. Abb. 15.

    [47] Gercke 1996, 198 f. Abb. 253.

    [48] Besques 1986, 58 Taf. 48 a und b.

    [49] Zanker 1989, 50 f.

    [50] Wamser-Krasznai 2015, 64 f. Abb. 7. 8.

    [51] Hamdorf 1996, 82 f. Abb. 104; ders. 2014, 160 D 28.

    [52] Gefährtin=Hetäre.

    [53] Boardman 1981, 40 Abb. 38.

    [54] So auch Brendel 21995, 255 f. Abb. 178; ferner Sprenger – Bartoloni 1977, 127 f. Abb. 158-161.

    [55] Bonfante 1975, 205 Abb. 147; de Marinis 1961, 9 Nr. 1 Taf. 3 a; Hampe – Simon 1964,  35-40 Taf. 12. 15; Steingräber 1979, 219 Ne. 98 Taf. X, 2.

    [56] Streit der Göttinnen bei der Hochzeit von Thetis und Peleus, Hampe – Simon 1964,  35-40 Taf. 12. 15; Achilles unter den Frauen von Skyros, Bonfante 1975, 205 Abb. 147.

    [57] Fortunati 204 Nr. 17; Torelli 2000, 595 Nr. 166, Abb. 209 b; Torelli 2009, 6 Abb. 6 a.

    [58] Pallottino 1992, 352-357. 411 Nr- 539.

  • Liebeswärme

    (26.10.2019)

     

    In einer Gesellschaft
    in der die selbstsüchtige Sichtweise gehuldigt wird
    in der der Sinn für das Gemeinsame verkümmert
    in der der Blick für große Zusammenhänge dahinschwindet
    werde ich immer wieder gefragt
    wie ich mich beständig
    mit gesellschaftlichen Belastungen beschäftigen kann 

    Die Antwort ist einfach und eindeutig
    Ich lebe in einer Umgebung
    der ich Liebeswärme schenke
    die mir liebevoll lichte Geborgenheit gibt

    ֎֎֎

  • Einheit

    (1.11.2019)

     

    Über Freude kann ich berührend schreiben
    da ich durch tiefe Trauer gewandert bin
    Das gilt auch für weitere
    allgemein als Gegensätze geltende Begriffe
    Ich habe sie in ihrer erhellenden Einheit erlebt

    ֎֎֎

  • Taufspruch

    (26.10.2019)

     

    Lasst uns auch sie wahrnehmen
    die Sprachlosen ohne würdige Fürsprecher
    Kinder auf der Flucht
    vor Krieg und Zerstörung
    Straßenkinder, Kinder in Not
    Lasst uns sie wahrnehmen
    und für sie würdige Fürsprecher sein

    ֎֎֎

  •  

    1.

    Einem Pik gleicht dieser Baum
    einsam am dunklen Übergang,
    im Abendschimmer steht der Übergang
    Dorthin, dorthin wolltest du gehen
    zum Nachtlager verbrüdert
    mit erdiger Mutter
    verbrüdert
    mit Windspiel und Reh

    Die narbige Fläche
    hat den Frieden geteilt
    am gradlinigen Wandel
    zur tiefrauschenden Macht
    Alles lag offen
    alles lag bar
    unter den besten Sternenkindern

    Als die Schatten vergingen
    und erste Gesänge uns riefen
    betrat ich die herrliche Pracht
    Denn immerzu konnte sie trösten,
    denn keiner wurde verstoßen
    den Kummer umgab

     

    2.

    Fremd blieb mir jener
    der dies bezeugte
    doch nicht bestaunte
    wie der neue Tag trotzig hervorbrach
    wie er die Schöpfung zornig bedrängte
    immerzu um Anerkennung ringend
    der Durchtränkte,
    im einstimmigen Neigen
    der belaubten Phalanx
    im ungewohnten Grollen
    dumpf und unersättlich
    jähzorniger Elemente