Autor: Benita Martin Dr. med.

  • Stolz zu sein ist eine Form des Wohlbefindens.
    Geniesst es!
    Und lernt von unseren Altvorderen!
    Seid stolz auf das, was Ihr geschaffen habt.
    Hier nun die Geschichte über unseren Architekten Johann Traugott Lohse.
    Seine Weitsicht hat ihn hoffentlich auch mit Stolz erfüllt.
    Jedenfalls rettete sie ihm und seiner Familie das Leben.

    1772
    Die Geschichte spielt in Altenhain und in Pleissa. Sie beruht auf Fakten und wahren Begebenheiten. 
    Johann Traugott Lohse war 1772 zwölf Jahre alt.

    „Sohn, komm einmal her. Ich muss mit Dir reden“, sprach Vater Christian Lohse zu seinem Spössling, Johann. So nannte er seinen Sohn und eigenen Gesellen. „Ein großes Unglück ist in Pleissa geschehen. Der Pleissenbach hat wieder getobt, der Teich des Lehnrichters bei Müllers in Pleissa trat über die Ufer, der Wiesen-Rand hielt das Wasser nicht mehr zurück! 4 Leute hat das Teichwasser erfasst, das kleine Müller-Mädchen ist im Schlamm ertrunken! Der Müllersohn brach sich das Bein, als er das Kind aus dem Morast ziehen wollte. Unser Altenhainer Mauermeister Müller, ein Verwandter der Müller’s in Pleissa, war gestern hier. Er hatte in den Dreissigern den Kirchturm in Pleissa gebaut, als der abgebrannt war. Die Pleissaer haben sich seiner erinnert und ihn um Hilfe gebeten. Er ist aber schon über 70, der Müller-Mauermeister und so bat er mich, ob ich helfen könnte. Möchtest Du mit? Einem Damm bauen in Pleissa? Es wird schwer werden. Eine Ochserei. Und gefährlich dazu!“

    Johann Traugott Lohse stimmte zu.

    Und so sollte der erste Teich gegenüber der Haubold-Nitzsche Mühle eine massive und feste Uferbegrenzung erhalten. Sie würde fortan den Dorffahrweg vor dem Teichwasser schützen.
    Der 12Jährige Johann sog das Wissen um Dämme wie ein Schwamm auf. Der Vater lehrte ihn die Bauweise, die Materialbeschaffung, das wohlüberlegte Zusammenarbeiten von Zimmerern und Steinmetzen, von Mensch und Pferd. Stämme mussten gefällt und herangeschafft werden, um den Schlamm fernzuhalten. Den Teich trockenlegen? Ein schwerer Gang der Beiden zum Lehnrichter stand bevor. Es war sein Teich! Und wahrscheinlich würde er nicht auf seine Fische verzichten wollen. Man könnte ihn nur überzeugen, wenn der Bau im Accord stattfände und währenddessen ein Rest Wasser im Teich verbliebe, um die Fische zu schützen.

    Pleissa strotzte nur so von Teichen.
    Und wo Teiche waren, befanden sich Mühlen, Häuser, die es zu schützen galt.
    In dem 12Jährigen Johann Traugott Lohse reifte ein Plan.
    Ja, ich will
    Und ich werde ein Mauermeister!
    Ein Baumeister für massive Mauern!
    Die haben mir es angetan. Sie sind gut für die Ewigkeit. Ich möchte mauern, schwer, massiv.
    Ich werde Kirchen bauen. Wie der alte Müller-Mauermeister. Nur von unten heraus und hoch.
    Und riesige Gebäude!
    Ich will!
    Und ich werde!

    Eines Tages ging der 17Jährige Johann zum Vater und sprach:
    „Ich möchte nach Pleissa, Vater. Schau, ich habe ein Haus entworfen für den Bauer Christoph Müller in Pleissa. Auf seinem Wiesengrund. Ob er zustimmt? Was meinst Du. Es stünde auf einer soliden und festen und 2 Meter tiefen Mauer. Damit kann ihm das Wasser des Pleissenbaches nichts anhaben. Den Mühlgraben habe ich umgeleitet, der Haubold-Nitzsche-Mühlen Besitzer hätte dann ein oberschächtiges Mühlenrad und damit mehr Kraft für seine Mühle, der Mühlgraben führe sein Wasser hindurch das Christoph-Müller-Haus für seine Bewohner zum Wasser schöpfen. Eine neue Mühle für den Christoph? Dafür reichen meines Erachtens das Gefälle und die Wasserkraft nicht mehr aus in dieser kurzen Entfernung. Aber das neue Müller-Haus stünde auf Stein, wie eine kleine Burg und von aussen vom Wasser nicht angreifbar. 
    Vater, ich möchte nach Pleissa. Hilf mir.“

    Der Vater schuftete für seinen Sohn. Sparte das Geld zusammen für den Claim, die Summe, welche man an die Obrigkeiten entrichten musste, wenn ein Sohn nicht ins Heer sollte. Und das wollte er unbedingt für seinen Johann erreichen. Die Zeit war zu wertvoll. Dieser Junge…

    Und Johann half dem Vater auf allen Baustellen.
    Nachts aber, bei Kerzenschein, entwarf der Knabe.
    Ein ganzer Ordner von Zeichnungen entstand. Vater schmunzelte über so manche Idee seines Sprösslings. Und grübelte. 
    Ja.
    Ein massives Haus in Pleissa wäre ein Gesellenstück für seinen Johann.
    Die Eltern suchten, arrangierten Ehen, blieben „unter sich“. Das war üblich. Vielleicht fänden die Beiden Gefallen aneinander.
    Und so lernte unser junger Mann Johann Traugott Lohse seine zukünftige Frau kennen, eine Frenzel aus dem Müller-Rudolph-Clan in Pleissa.

    Sie heirateten.
    Noch in Altenhain.

    Johann Traugott schlenderte wieder einmal auf seinen Verwandtschaftsbesuchen durch den Ort Pleissa. Das neue Müller Haus war  nun schon fast fertiggestellt und der Christoph sicherte den beiden jungen Leuten Unterschlupf zu, falls sie nach Pleissa kämen.
    Aber immer noch hielt Johann an seinem eigentlichen Plan fest! Er besuchte in Pleissa die Kirche, das Lehngericht, den Schmied, zählte die Teiche. Stellte sich auf den Platz, an dem der Dorffahrweg zum Rabensteiner Rittergut abbog, sog die Luft ein, drehte sich langsam um die eigene Achse, registrierte die 3 weiteren sumpfigen Teiche schräg gegenüber und plante. Gerade rumpelte ein vollbeladener Krämerwagen heran, kam knapp beim Schmied zum Halten. Locker unterhielten sich Kutscher, Krämer. Schmied. Es gäbe viel auszuladen für Pleissa und auch die Weiterfahrt mit frischer Ware war gesichert, aber der Weg, das Stück bis zur Mühle, sumpfig, rutschig und bei Regenfällen fast unpassierbar.
    Johann Traugott stand regungslos. Er sah in seiner Fantasie einen weiteren massiven Damm vor dieses 3 Teichen, einen trockenen und bebauten Marktplatz entstehen. Eine Herberge, einen Ausschank, eine Einfahrt mit Torbogen  für die Fuhrwerke zum Schutz vor Regen und Schnee, einen Verkaufsraum zum Handeln, Lagerraeume, eine neue Schmiede.
    Ja.
    Er würde dem Ort solche Gebäude schenken!
    Der Lehnrichter Zill lehnte sich nachdenklich zurück.
    Es war sein Land. Commune-Land. Des Lehnrichters Schmiede. Seine Schmiede. Und es war oft unwegbares Gelände dort unten, feucht, für Getreideanbau unnütz.
    Doch.
    Die Idee dieses jungen Burschen war gut!
    Richtig gut!
    Er könnte auf diesem Handelsplatz dann mehr von seinem gebrauten Bier verkaufen, seine Fuhrwerke wären trocken untergebracht und die Krämer hätten eine Unterkunft. Der Schmied war ja sowieso schon dort, genoss einen sehr guten Ruf in allen Ortschaften und wurde oft von Auswärtigen aufgesucht. Ausserdem hätte er, der Lehnrichter, zusätzliche Einnahmen durch Verpachtung.
    Er stimmte zu.
    Lohse stellte eine Bedingung.
    Er wolle sich ein kleines Häuschen daneben bauen für seine Familie, dafür erböte er sich, die Schenke zu pachten, das Bier auszuschenken und den Handelsraum zu organisieren.
    Der Lehnrichter stimmte auch diesem Vorschlag zu.


    1810
    Pleissa 

    Johann Traugott Lohse sprach soeben mit Bauherren und Kirchenvetretern aus dem Erzgebirge in seinem Büro im Handelshaus am Pleissaer Marktplatz an der Heerstraße. Vom Rittergut Rabenstein kamen die Soldaten, die Waldenburger entlang, kreuzten den Dorfweg, zogen weiter Richtung Lehngericht. 
    An diesem Pleissaer Knotenpunkt hatte er alle Gebäude errichtet. Ein gutes Aushängeschild für seine Baukunst. Hier konnte er sich auf seine Musterhäuser den Kunden gegenüber berufen. Nur leider war ihm der Bau einer Spinnmühle in Pleissa verwehrt geblieben. Obwohl sein fertiger Riss schon in der Schublade lag! Oben, am Ortsausgang sollte sie gebaut werden. Da war die Wasserkraft noch ausreichend. Aber die Pleissaer Mühlenbesitzer scheuten die Kosten. Und gleichzeitig verwehrten sie ihm den Verkauf einer ihrer Mühlen.
    Nun sollte er wieder eine Kirche im Erzgebirge konzipieren, bereits seine 4. Das passende Pfarrhaus gleich dazu. Zur Zeit war das Holz knapp, Dürren und Brände wüteten in Sachsen. Die Zimmerer würden es schwer haben. Aber sein Vorteil war immer die Schnelligkeit der Ausübung der Vorhaben gewesen. Damit punktete er. Eine fast 100 Prozentige Garantie, die Aufträge zu erhalten. Dafür arbeitete er mit zuverlässigen Zimmerern, Maureren, Steinmetzen, Malern, Schmieden zusammen, die er sorgfaeltig ausgewählt hatte, und die jeweils bereits im Vorfeld die Geländer, Simse, Treppen, Fenster in Serie herstellten. Er brauchte nur „abzurufen“. Eine perfekt ausgeklügelte Hand-in-Hand Produktionskette, verteilt über das gesamte Erzgebirge. Die Kontrollen aller Zwischenphasen, Richtfeste usw., dafür hatte er seine verlässlichen Gefolgsleute. Auch in Pleissa!
    Die Bauabnahmen der fertigen Gebäude liess er sich jedoch nicht aus der Hand nehmen. 
    Das Alleinstellungsmerkmal seiner Entwürfe waren die Palastähnlichen Bauelemente an den Gebäuden, diese feudalen Säulen, das elegant- Protzige, Stabile. Und sein Wissen, diese Formen aus Natursteinen aufzumauern. Er wurde zum Lehrmeister. Die Zeiten erforderten das. Bewohner und Auswärtige schickten ihm ihre Jungs in die Lehre. Alles als Gesamtpaket gefiel den Fabrikanten. Die Unternehmer liessen sich das etwas kosten. Sie zahlten gut dafür. Vor allem für seine riesigen Spinnmühlen, deren innere Hallen ausreichend Platz boten, für das Aufstellen der mit Wasserkraft betriebenen riesigen Spinnmaschinenzeilen. Serienproduktionen wurden ermöglicht und, nicht zu vergessen, die dazugehörigen Fabrikanten-Herrenhäuser gleich mit geliefert! Die waren das absolut Neue in dieser Zeit der Kontinentalsperre. Moderne Konzepte als „Gesamtpaket“, repräsentativ und dem Bürgertum angenehm protzig, erstellt vom Architekten Johann Traugott Lohse.
    Und trotzdem war alles im Schwanken.
    Johann Traugott Lohse wollte weg.
    Ja, er musste weg!!
    Weg aus Pleissa.
    Sofort!

    „Johannnnn!“ rief die Ehefrau unseres Baumeisters. „Schnell, eile Dich! Der Kleinen im Nachbarhaus geht es ganz schlecht. Wir sollten einen Arzt holen! Ich habe solche Angst. Erst gestern ist ein Kind gestorben. Und vor 4 Tagen der Fridericke ihr Sohn. Das Mädel fiebert schrecklich. Ich bekomme es einfach nicht herunter!“
    Johann Traugott trat an das Krankenbettchen.
    Ihm blutete das Herz, so litt er mit diesem Kinde.
    Die ganze Nacht wachten sie am Bettchen.
    Früh war das kleine Mädchen tot.
    Schnell sprach es sich herum. 3 Häuser weiter oben war auch ein Kind verstorben. 5 Familien hatten Kranke zu pflegen. Es ward einem Angst und Bange. 
    Ruhr wurde getuschelt! Waren nicht schon einige Tote zu verzeichnen, die an Fleckfieber erkrankt waren? Fleckfieber. Eine Soldatenkrankheit.

    Johann Traugott Lohse saß in seinem Büro im Handelshaus. Er hielt seinen Kopf in beide Hände gestützt.
    Es bleibt keine Zeit! Sie müssten schnellstmöglich weg. War ihm nicht auch schon ein Söhnlein 1794 plötzlich gestorben?
    Ruhr!
    Blutige Durchfälle bis zur Austrocknung!
    Todesfälle!
    Sein Instinkt schlug Alarm. Sein Bauchgefühl sagte ihm, die Ursache liegt im Wasser. Sterben denn nicht hauptsächlich Menschen, die am Mühlgraben wohnen? Und auch sein Haus. Seine Familie. Wohnt am Mühlgraben.
    Er hörte den Kutscher draussen mit den Pferden sprechen.
    Da eilte er hinaus, nahm ihn beiseite und versprach hohen Lohn, wenn er ihn zum Churfürstlichen Amtmann Johann Friedrich Carl Dürisch führe. Sofort!
    Der Kutscher spannte frische Pferde an und so machten sie sich auf den Weg. 
    Der Amtmann hörte sich Johann Traugott Lohses Ansinnen an. 
    Der führte aus.
    Ein Herrenhaus sei nach einem Brand wieder aufzumauern, er, der Johann, würde es vorneanstellen, dafür erbäte er sich so schnell wie möglich ein neues zu Hause ausserhalb von Pleissa. Die Ruhr grassiere im Ort und er fürchte für sich und seine Familie um Leib und Leben.
    Amtmann Dürisch lehnte sich zurück, die Zeigefinger gespreizt am Kinn.
    Ihm imponierte schon immer dieser Johann Traugott Lohse. Lieferte der nicht stets schnell und präzise ab? Warum nicht. Er könnte ihm das alte verkommene Schlettauer Schloss geben. Eine Versteigerung, lege artis, würde es ermöglichen. Dafür müsste der Lohse das Herrenhaus und eine Pfarre kostenfrei herrichten. Und das Schloss, trotz seines ruinösen Zustandes, würde nicht billig sein. Also ein dreifacher Gewinn.
    Ober er wohl zustimmte?
    Das Schloss war unbewohnbar.
    Das Dach eingefallen.
    Alles in allem für Lohse inakzeptabel?
    Für Dürisch aber ein Geschäft. Die adeligen Herren zahlten gut für seine Vermittlung.
    Also unterbreitete er Lohse sein Angebot.
    Lohse zögerte.
    Blieb ihm eine Wahl?
    Nein.
    So schlug er ein.
    Bezahlte eine horrende Summe für diese Schlossruine, unterzeichnete den Kontrakt für die kostenlose Instandsetzung des Herrenhauses und den Bau der Pfarre.

    Damit war der Umzug seiner Familie 1810 besiegelt.
    Anfangs wohnten sie in Schlettau primitiv im einzigen trockenem Zimmer, in der Küche.
    Dort schliefen sie auch.
    Bis wenigstens das Dach instand gesetzt war. Die Fenster liess er offen stehen. Sie erfüllten nach seinem Ansinnen später einen anderen Zweck. 

    Und der Plan des Architekten und Mauermeisters Johann Traugott Lohses ging auf.
    Er siedelte mit fast seiner gesamten Familie nach Schlettau über. Kein Familienmitglied starb mehr an Ruhr, Cholera, oder Pest.
    Er baute Spinnmühlen, Herrenhäuser, alles im palastähnlichem Stil im gesamten Erzgebirge.
    Wurde Fabrikant.
    Gründete eine Dynastie.

    Und durfte sich fortan Schlossherr zu Schlettau nennen.

    Stolz.

    1831
    In den Gerichtsakten Esche Museum findet sich ein Eintrag:
    Zitat:
    „Cholerahaus“
    „Johann Friedrich Dittrich kauft der Gemeinde Pleissa am 14.6.1834 das sogenannte Cholerahaus ab, welches diese am 23.8.1831 von K.A. Böhme zu diesem Zwecke erworben hatte. Es lag an K. Wilhelm Nitzschens Gut an der unteren Wiese. 525 Taler hatte die Gemeinde bezahlen müssen, verkaufte wieder für 425 Taler. Es befand sich an der Karl Wilhelm Nitzsche-Mühle“.
    Und befand sich direkt in der Nachbarschaft des Wohnhauses von Johann Traugott Lohse. 
    Der Mühlgraben brachte das Wasser vom „Cholerahaus“ zu Johann Traugott Loheses Anwesen in Pleissa.

    Anmerkung zur Recherche.
    Die Geschichte beruht auf Fakten.
    Außer die wörtlichen Reden und Dialoge ist nichts erfunden.
    Benita Martin.

  • Der ist wichtig!

    Glaubt es mir.

    Auf geschlossenes Schuhwerk war im Osten, wie auch heutzutage „im Westen“, zu achten, gab es doch der Stolperfallen unzählig viele in den Arztpraxen und Kliniken.

    Ansonsten nahm man es zu Ossizeiten nicht so genau, die Gummihandschuhe wurden in irgendeiner Alkohollösung eingeweicht, anschließend auf Wäscheleinen aufgehangen, getrocknet, umgewendet, indem man in diesen zusammengepappten Handschuh hineinblies, wieder getrocknet, anschließend gepudert mit dem Krebs erzeugenden Talkum, alles über einer Schüssel aufstiebend in geschlossenem Raum. Ekelfaktor war obsolet, arbeitete man doch in der Frauenklinik. Da pustete dann auch der eine oder andere vom Pflegepersonal mal eben schnell  die in Alkohol eingeweichte Kanüle mit dem Mund aus, war dieses Biest mit altem Blut oder eingetrocknetem Zeugs verstopft.

    Ebenso lehrte man mich damals, das umherkullernde Quecksilber der zerbrochenen Fieberthermometer am besten mit frischen Brotscheiben „aufzutitschen“, vermehrten diese quicklichen Biester sich dann wenigstens nicht so penetrant, wie unter den Stacheln eines Kehrbesens!

    Heutzutage gibt es Listen, Aushänge, Einwegmaterial, Mundschutz und Aufklärung.

    Unbestritten ein Fortschritt.

    aus dem Buch Kill the ill von Dr. Benita Martin, Verlag ADA Dimensionsmalerei, Selfpublishing und Paramon

  • Mein Kamerad

    Der Kameraden gibt es nicht viele im Leben.
    Ich meine die Richtigen.
    Die, mit denen man sozusagen durch „dick und dünn“ gehen kann.

    Und mein Kollege und Medizinmitstreiter, dieser „Doc“, war so einer.
    Nun ging er auf die Rente zu, die Altersrente.

    Aus diesem Grunde hatte ich mich um eine Praxisvertretung bemüht, bekommt man doch Harthau und Umgebung mit seinen 4 Pflegeheimen nicht als alleinige Hausärztin in den Griff.

    Und da war sie.

    Eine niedliche Südamerikanerin, schon 12 Jahre in Deutschland, stellte sich dieser Aufgabe.

    Das gefiel nun meinem Kollegen außerordentlich gut!

    Wollte er ab Januar 2014 seinen Dienst bei mir beenden, entschied er sich nun, bis März zu arbeiten. Ihm lagen seine Patienten so am Herzen, und die korrekte Übergabe machte es auch erforderlich.

    Dann nahte der März, mein Kollege unterbreitete mir das Angebot, bis Juni arbeiten zu wollen, Fabiola, so hieß die junge Kollegin, bräuchte bestimmt noch Einarbeitungsunterstützung.

    Mir war es recht.

    So entspannte sich die Lage in der Behandlung des doch kräftigen Patientenzustroms.

    Wir visierten den Juni 2014 an. Und lustig ging es weiter. Nun zu Dritt im Dienstplan.

    Ich stellte dann den Antrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung, ohne Anträge geht es in Deutschland bekanntlich nicht.

    Der Brief war geschrieben, per Einschreiben 10:00 Uhr in der Post.

    Am nächsten Tag kam mein Kamerad in das Dienstzimmer, offerierte mir, alleine würden wir es doch noch nicht schaffen, er würde gern bis Dezember 2014 arbeiten wollen.

    So.

    Ich telefonierte.
    Anhaltend.
    Hartnäckig.

    Bis ich die Tresen- und Postdame der Kassenärztlichen Vereinigung dazu bewegen konnte, das Einschreiben aus dem Postfach der Sachbearbeiterin der KV zu fischen, es zu zerreißen und damit das Ganze zu stoppen.

    Nun ist es Oktober.

    Die Kündigung steht an.

    Ich bin gespannt.

    Es ist im Gespräch, mein Doc möchte zu unser Unterstützung ab Januar 2015 elf Stunden wöchentlich weiter arbeiten.

    Das nennt sich wahrer Kamerad.

    P.s.:

    Wir schreiben das Jahr 2017, mein Arzt-Kamerad arbeitet immer noch mit uns zusammen, auf die 3-monatigen Kündigungsfristen an die KV verzichte ich aber seither.

     

    Diese Geschichte stammt aus dem Buch „Kill the ill“, Teil 2, von Benita Martin.

     

  •  

    Der Kinderfilm mit sächsischer Bildungsempfehlung entstand im Rahmen der Einweihung der Stele auf dem 13. Meridian in Chemnitz/Kleinolbersdorf, hochangebundene Persönlichkeiten vom Chemnitzer Vermessungsamt, Dr. Reinhart Erfurth, Ehrenpräsident der Ingenieurkammer Sachsens u.v.a. gaben der Festivität an der Stele den feierlichen Rahmen in diesem Sommer.

    Der Kinderfilm entstand in Zusammenarbeit mit TV 90, der Grundschule Kleinolbersdorf und dem Gymnasium Einsiedel, die Schulen stellten die Hauptdarsteller des Kinderfilmes.

    Die Idee, Texte und Drehbuch stammen aus meiner Feder.

    Hier der Link zum Film „Auf den Spuren des Mercator“: https://youtu.be/XR3HFfqXhUg

    Der Sprecher der Verse ist Martin Baden, Schauspieler und Sohn von Olaf Baden, dem berühmten TV Sprecher.

    Der Film wurde insgesamt über hundertmal verkauft, zur Premiere kamen über 1000 Besucher.

     

    Hier die Versfolge

    Auf den Spuren des Mercator

    Voller Eis
    Und starrer Kälte

    Starten wir
    Und landen da.

    Erst des Südpols weißes Felde
    Ganz zum Schluss
    Dem Nordpol nah

    Pinguin
    Schwarz weiße Fracke

    Flüchten plump
    Vorm Leopard

    Doch der König
    der Antarktis

    Ist der Wal
    So schnell und stark.

    Weiter geht’s
    Auf unsrer Reise

    In die heiße
    rote Glut

    Starker Löwe
    Bunte Felsen

    Vögel
    Schützen ihre Brut

    Eine Stadt
    Die Schönste Größte

    Salz
    in ihrem Namen trägt.

    Burg
    Ergänzt den Städtenamen

    Türme
    Dieses Stadtbild prägt

    Und Palermo
    Dieser Wilde

    Freie Ort
    Und Lebensraum

    Künstler
    Menschen
    Kinder
    Alte
    Leben hier den Lebenstraum

    Seht da steht er
    Hoch und eckig

    Sachsens größter Berg im Land
    Fichtelberg
    So sagt´s der Name

    Fichteln wachsen
    Steil galant.

    Ruhig stoisch
    Überlegen

    Schaut er in das
    Tal hinab

    Seine Läufer
    Berges Hänge

    Führen uns
    Nach Chemnitz ab.

    Siehe da
    Hier steht die Stele

    Schösserholz
    Das ist ihr Hort

    Speck der Gürtel
    Manche Seele

    Findet Ruhe
    Hier im Ort.

    Weiter geht es
    Unsre Reise

    Potsdam
    Heißt das nächste Ziel.

    Feinste Bauten
    Schmuck und selten

    Glitzern hell
    Erstrahlen wie.

    Dann erreichen
    Uns die Düfte

    Meer und Brisen
    Frisch und frei

    Fischwelt bunt
    Der Sandstrand super

    Dieser Ort
    Nennt sich Stralsund

    Und des Wassers
    Zur Genüge

    Reisen wir
    der 13 nach.

    Malmö ist
    die nächste Riege

    Eine Stadt
    Mit Lärm und Krach.

    Also weiter
    Auf Luchs Pfoten

    Still und heimlich
    Immer dar

    Erreichen wir
    Der Welten Stille

    Inseln
    der Lofoten gar.

    Und von da aus
    Nach Spitzbergen

    Finden wir
    Des Nordens Licht.

    Eisbärn, Robben, Orcas-Schwertwal
    Dies Getier im Licht gebricht.

    Nordpol
    Heißt’s
    Des Reisens Ende

    Schwimmend
    Auf dem Erdenball

    Wieder Kälte
    Uns empfängt es

    Weiß und Still
    Das Weltenall

    Doch was soll sie
    Diese Letzte

    Karte golden
    Liegt sie hier

    Adlers Schwingen
    Starke Kehle

    Nun wir folgen
    Dieser Spur

    Siehe da
    Hier steht die Stele

    Ganz genau
    13 vor Ort

    Adlers Schwingen
    Seine Reise

    Start ist hier
    Sein Haus
    Sein Hort

    Adlers Leben
    Dieser Name

    Leben Lieben
    Weltentour

    Ja so heißt er
    Unser Adler

    Stark und ewig

     

     

  • Der Text stammt aus dem gerade erschienen Buch „Kill the ill“, Band 2, von Benita Martin, im Buchhandel und online erhältlich.

     

    Ich gründete einen Ärztequalitätszirkel. Warum? Um meinen Bildungshorizont zu erweitern.

    Fünf Ärzte musste ich finden, die das Ganze mit unterzeichneten.

    Der Form halber war noch ein Zertifikat in Deutschland von Nöten: ein Moderatorenschein.

    Also warum nicht. Werde ich eben eine Moderatorin. Die Genehmigung seitens der Kassenärztlichen Vereinigung erledigte sich, ohne Witz, wie von selbst. Keine Ahnung warum. Mein Zirkel war genehmigt, staatlicherseits abgesegnet und zertifiziert. Ich durfte an die teilnehmenden Ärzte Qualitätspunkte verteilen!

    Für ein paar einleitende Sätze.

    Naja, ganz so einfach war es denn nun doch nicht. Ich brauchte einen Referenten, der vom jeweiligen Thema Ahnung hatte.

    Aber die Themenauswahl, die Brennpunkte und allgemein üblichen allgemeinmedizinischen Bildungslücken, die konnte ich jetzt bedienen und schließen! Und das nutzte ich aus.

    Der Zuspruch war enorm: tickten doch meine Berufskollegen ähnlich wie ich, mein „rtm“, round table medicine, vereinigte nämlich verschiedene Berufsgruppen an einem Tisch. Eine Neuheit in Deutschland. Für mich als ehemalige „Ossi-Ärztin“ eher nicht, gab es doch damals ähnlich geartete fachübergreifende Mitgliederversammlungen.

    Und so fanden sich Pflegekräfte, Apotheker, Vertreter der Krankenkassen, Feuerwehrbeamte, SMH- Personal, Physiotherapeuten u.v.a.m. an meinem Tisch ein.

    Und eines Tages fiel mein Auge auf KIESER. KIESER-Training in Chemnitz. Eine feste Größe im Rehabilitationsprogramm so vieler Patienten von mir. Und damit verbunden das „fast“ Tabuthema: Beckenbodengymnastik. Dazu das „ganz“ Tabuthema: Orgasmus.

    Das galt es nun rtm-mäßig zu beleuchten.

    Also lud ich meine Arztkolleginnen und Kollegen ins Chemnitzer KIESER-Trainingscenter ein. Und siehe da. Aufgeschlossen, wie Mediziner nun so sind, erschienen auch zu diesem Workshop zahlreiche Teilnehmer.

    Demonstriert wurde die Beckenbodentrainingsmaschine, ich als Cheerleaderin tönte laut, ich wolle es probieren, aber erst, wenn alle den Raum verlassen hätten.

    Und so platzierte ich mich auf diese längliche Rolle unter Aufsicht der KIESER-Trainingsleiterin und zupfte und kniff zu, mit meinen Beckenbodenmuskeln. Und siehe da! Es kam eine Kurve auf dem Aufzeichnungsgerät zustande. Oh wie bemühte ich mich, diese nach Anleitung zu optimieren. Und wie stolz war ich, dazu gelernt zu haben betreffs Empfangs- und Liebesfreudigkeit.

    Danach marschierte ich zum anschließenden Imbiss und stellte mit Wohlwollen fest, wie der Reihe nach alle Kollegen und Kolleginnen mit leicht geröteten Wangen lächelnd und weitergebildet aus dem Trainingsraum schlenderten.

    Mein rtm war wieder ein voller Erfolg.

     

    Copyright Dr. Benita Martin

     

     

     

  •  

    Wieder suchte diese Patientin meine Praxis auf. Sie klagte über Kreislaufstörung, Schwindel, ja Angst! Würden diese Attacken auftreten, wenn ein Klient bei ihr im SadoStudio „am Kreuz hinge“, die Folgen wären nicht auszudenken! Ich solle doch bitte noch einmal alles genau durchchecken, ihr dürfe niemals ein Fehler unterlaufen.

    Sie klagte über Stress und überhaupt wäre es ein überaus risikovoller Job, so als Domina.

    Sie schaute gedankenversunken auf ihre ultrahohen Stils, die bis zur Oberkante mit Schlamm beschmiert waren. Ich sagte: „Mein Gott, wo waren sie denn mit ihren wunderschönen Schuhen?! In einer Suhle?“

    Daraufhin sie: „Ja so ähnlich. Nachher kommt ein Kunde. Der besteht darauf, meine schlammbespritzen Stiefel abzulecken. Wir nennen ihn den ‚Stiefelknecht‘. Und danach wird es noch stressiger, weil dann muss ich einen nächsten Klienten, bekleidet mit schwarzen Lackutensilien, in Maske und gefesselt, durch die Stadt chauffieren.“

    Mir blieb der Mund offen…

     

    (Auszug aus „kill the ill“ Teil 2, Copyright Dr. Benita Martin))