Autor: Eberhard Grundmann

  • (21.01.2024)
    Der Redliche ist dem Schurken ein Gräuel,
    der Demokrat dem Tyrannen ein Ärgernis,
    der Kluge wird vom Dummen gehasst,
    die Hässliche will die Schöne verderben,
    der Unreine die Reine besudeln,
    das Niedere zieht das Höhere hinab,
    die Entropie zeigt immer nach unten –
    wer dort nicht enden will,
    muss lebenslang dagegenhalten.

    All jene Schurken sammeln Mittäter
    und schmieden Allianzen, um wenig später
    gegeneinander in neuer Konstellation
    zu kämpfen voll Hass und voll Hohn –
    die Flurschäden sind exorbitant,
    die Welt vergiftet, verbrannt.

  • Die Zeit, das meinte schon Einstein,
    soll Eigenschaft des Raumes sein.
    Ich habe das erst jetzt verstanden,
    als ich auf Wegen, altbekannten,
    die wir einst zu zweit passiert,
    erneut allein entlang spaziert.
    Unverändert schien der Raum,
    allein, er war derselbe kaum,
    nein anders wirkt er jetzt, und trist,
    seitdem du nicht mehr bei mir bist.
    Gleicherweise ich, der Wanderer,
    bin nach alledem ein anderer.


  • (17.01.2024) .
    Mit vielerlei Mass
    kann man ein Leben messen,
    mit der Zahl
    der Kinder, Häuser, Ehen,
    Karriere, Gewinn und Verlust,
    aber auch – ich muss darauf pochen –
    mit der Anzahl von Mittwochen.

    Verachtet mir den Mittwoch nicht!
    So lange man lebt,
    ist immer wieder Mittwoch.
    Am Mittwoch
    hat man schon einiges geschafft
    und vor sich
    noch einige Gelegenheit.
    Am Mittwoch ist
    das Wochenende nicht mehr weit.
    Es gibt Mittwoche
    prall und gefüllt
    und Mittwoche vergeudet,
    was nicht bedeutet,
    dass nicht jene in allen Jahren
    die schönsten und wichtigsten waren.

  • (14.01.2024) 

    Unzählige Male
    kehrten wir heim
    miteinander
    in unser Haus
    kehrten wir heim
    zueinander
    waren uns Heimat
    und wussten doch
    es ist Zwischenhalt
    auf weiter Reise
    und Weiterreise
    jetzt bist du
    weitergereist
    zum letzten Ziel
    wo das Herz Ruhe findet
    wie Augustinus verspricht.

    Augustinus (Conf. 1.1):
    Ruhelos ist unser Herz, bis es ruht in dir.
    Inquietum est cor nostrum donec requiescat in te.

  • (08.01.2024) 
    Alles, was besteht,
    ist im Wandel und vergeht,
    mal langsam, mal geschwind,
    und weil wir selbst betroffen sind,
    entstehen sozusagen
    ganz verschiedene Lagen.

    Falle eins: du warst schon lange fort
    und kommst jetzt an den alten Ort,
    doch du erkennst nichts wieder:
    Häuser sanken nieder,
    Neues wurde hingebaut,
    nichts ist dir vertraut.

    Im zweiten Fall dagegen
    gehst du auf alten Wegen
    den bekannten Berg empor,
    der so blieb wie je zuvor,
    doch du hast dich verändert
    und wo früher du geschlendert,
    musst du auf halber Höhe rasten,
    dich nach der alten Bank hin tasten,
    auf der ihr einst zu zweit gesessen –
    die Bank hat es vergessen.

  • (07.01.2024) ,
     Es muss in unsrem Leben
    auch böse Menschen geben –
    wir hätten denn sonst keinen,
    den ohne zu beweinen
    wir herzlich gern verbläuen
    und ohne uns zu scheuen
    genüsslich niederstrecken,
    was uns zu wahren Recken
    und zu den Guten macht –  
    wer hätte das gedacht?

  • (01.01.2024) .
     Das neue Jahr ist jung,
    du aber, du wirst älter
    und du verlierst an Schwung.
    Des Schicksals grosse Kelter
    dreht eine Drehung enger
    und presst mit aller Kraft
    je länger um so strenger
    den nächsten Tropfen Saft.

  • (31.12.2023)  
    Das alte Jahr ist alt geworden,
    gefüllt mit Trivia und Rekorden
    kann es älter nicht mehr werden,
    denn angespannt mit frischen Pferden
    drängt ein neues auf den Plan
    und setzt sie fort, die alte Bahn.
    Des ungeachtet hoffen heute
    auf Besserung die meisten Leute
    wie alle Jahre vorher auch
    nach dem guten alten Brauch.
    Drum wäre es der Räte bester,
    an jedem Tage sei Silvester.


  • Die Generation Zukunft
    ist zu Besuch,
    die vegan-glucoseintolerante,
    wasser- und sauerstoffallergische,
    gender-achtsame
    generation future.


    Alle Türen stehen offen,
    Tag und Nacht,
    auch im Winter.

    How dare you to teach me
    about global warming
    and saving energy!

    Alle Lampen brennen;
    bei Tag und bei Nacht.

    How dare you teach ecology
    to the war generation
    experienced in
    deprivation and modesty?

    Alle Wasserhähne laufen,
    bis man sie wieder mal braucht.

    How dare you telling
    the story of the water shortage!

    Hahnwasser ist nicht
    vegan genug.
    Weitgereistes
    Mineralwasser muss her.

    How dare you lecture me
    about resource conservation!

    Alles liegt, wo es fallen
    gelassen wurde.

    How dare you call for a
    new world order?

    Sie reden überall dazwischen
    und hören nirgends hin.

    How dare you talk about
    mindfulness und democracy?

    (10.04.2023)

  • Machen Sie doch Platz, Herr Churchill,
    weil ich eben hier mal durch will!

    Sagen Sie nicht, Herr de Gaulle,
    ich sei von uns beiden der Faule.

    Verzeihen Sie mir den Reim, Mister Blair,
    ich bin aus Deutschland und heisse Meier.