Autor: Helga Thomas

  • Wer hat den Scherenschnitt
    Geschaffen?
    Die Zweige der Himmel
    Der Baum das Licht?
    Mein Auge?
    Mein Ich?

    Im Blättertanz
    wispert der Wind
    Wir alle zusammen!

  • Denn bald wird es Herbst werden…

    … Vielleicht hat er ja schon angefangen

    Jetzt kann ich mich endlich wie ein Igel in mich zusammenziehen und mich in warme Umhänge hüllen, denn ich friere in dieser kalten Welt, aber jetzt wundert sich keiner oder sorgt sich um mich, denn bald wird es Herbst werden. Jetzt kann ich endlich zu Hause bleiben, lesen, Löcher in die Luft starren, den fernen Geräuschen draußen nachlauschen und keiner wundert sich oder will mich nach draußen locken, denn bald wird es Herbst werden.

    Aufrecht kann ich den anderen auf ihren eiligen Wegen entgegengehen und ihnen in die Augen blicken und keiner meint, ich sei traurig, denn meine Augen spiegeln nur das Regengrau des Himmels, denn bald wird es Herbst werden. Ich kann mich vom Wind streicheln lassen, und schon die Vorfreude genießen, wenn es nun bald Herbst wird.

    Endlich kann ich ungestört in der Dämmerung des Tages mit meinem Hund spazieren gehen und mich an den letzten grünen Blättern erfreuen und winzigen gerade noch erblüten Blumen, denn bald wird es Herbst werden. Keiner wundert sich über meine Eile am Tag, über meine Hektik, denn jeder versteht, dass ich noch Ernte einbringen will, denn bald wird es Herbst werden.

    Ich kann mich nun an den Sommer erinnern, an seine Schönheiten, all das Unangenehme, Lästige hat der Wind wie welkes Laub hinweg geweht.

    Eigentlich könnte ich mich nun schon auf den Winter freuen, denn bald wird es Herbst werden. Eigentlich ist er schon da. Ich kann dann meinen Innenraum neu einrichten und mich auf die Einsamkeit freuen, die ermöglicht, dass ich Wesen aus der anderen Welt begegnen kann. Ich kann in der dunklen Stille oder im stillen Dunkel auf das helle Klingen der erblühenden glänzenden Schnee- und Eiskristalle warten.

    Aber jetzt muss ich aufräumen, Ordnung machen, Vorräte anlegen, denn bald wird es Herbst werden. Nein, er ist schon da.

     

  • IMPRESSIONEN VON DER ZUGSPITZE

    Wenn mich ein jüngerer Mensch fragt (unter jüngeren Menschen verstehe ich alles von 60 Jahren an abwärts), wie es bei mir in meinem Alter jetzt mit der Liebe sei, mit dem Gefühl des Verliebtseins, mit der Sexualität …  dann muss ich sagen: Die Liebe ist weiter gewachsen, verlieben tue ich mich mehr denn je, auch wenn es nur eine letzte sich entfaltende Blütenknospe im Herbst ist oder der erste grüne Grashalm im Frühjahr oder ein vertrocknetes Blatt in Herzform … Sexualität? Ich weiß es nicht. Im Moment spielt sie keine Rolle. Ich merke aber mehr als vorher, wenn ich junge Liebespaare sehe, wann der Funke der Sexualität in das Gefühl des Verliebtseins eindringt, beziehungsweise, wem von den beiden es mehr um die Befriedigung der Sexualität geht und er den anderen dazu braucht. Die Beziehung zum anderen ist zweitrangig. Im Moment spielt sie für mich keine Rolle. Vielleicht ändert es sich noch. Das Leben ist ja voller Überraschungen! Was ich aber – wie ich heute entdeckte – nicht mehr erlebt habe, war, wie sich das Gefühl des Verliebtseins im Körper äußert. Heute erlebte ich es wieder.

    Ich muss neu anfangen: wenn mich einer fragt … siehe oben… Dann würde ich heute sagen: Wenn ich das Gefühl des Verliebtseins wieder erfahren will, dann muss ich nur mit der Seilbahn auf die Zugspitze fahren. Der plötzliche Höhenunterschied löst nicht nur einen unangenehmen Druck in Ohren und Hinterkopf aus, er verursacht auch im Sonnengeflecht das Gefühl des Verliebtseins … aber es ist nicht nur angenehm…

     

  •  

    Auch eine Art von Flüchtling?

    Rausgerissen aus der gewohnten Umgebung
    wird dieser kleine Zweig
    von den einen
    als Abfall betrachtet
    andere
    deren Augen sehen können
    erfreuen sich dankend an ihm
    als Meditationsinhalt
    Lass die Formen  Bewegungen
    Rhythmen und Zwischenräume
    in Dir weiter wachsen!

     

  • Ein Quell entspringt
    ein Brunnen wird gebaut
    Wer war der Brunnenbauer?
    Wie ist der Name des Wesens
    das dort
    im Wasser lebt?

    Tiere kommen und Vögel fliegen herbei
    löschen ihren Durst
    ein müder Wanderer
    schöpft Wasser mit seiner Hand
    und erfrischt geht er weiter
    seinen Weg
    Kinder kommen und spielen
    Frauen füllen Krüge
    und tragen sie heim
    um Nahrung zu bereiten
    Blumen zu gießen
    Tiere zu tränken
    Kleider Räume und Menschen
    zu reinigen
    Wer denkt an den Brunnenbauer
    und dankt ihm?
    Händler kommen
    füllen das Wasser in Flaschen
    und verkaufen sie
    an anderen Orten
    wo Wasser rar ist

    Einer nimmt
    eine Flasche mit Wasser
    träufelt starkes Gift hinein
    und schenkt es
    einem Feind
    aus eigenem Willen
    oder im Auftrag

    Wer den Brunnen
    den Quell nicht kennt
    kann er wirklich meinen
    es sei ein und dasselbe Wasser?

    Welchen Namen
    wird man ihm geben?

     

     

  • Das Zauberwort

    Was-wäre-wenn
    ist der Schlüssel der verborgenen Tür
    zum Bereich der Möglichkeiten
    Deine Freude
    Zuversicht
    und Kraft
    zeigen dir
    dass du den
    richtigen Raum
    betreten!

    ****

    Altes korrigieren…
    neue Wege bahnen…
    zwei Seiten der Münze
    wirf sie und sprich das Zauberwort:

    Was wäre wenn!

     

    ****

    Was wäre
    wenn du
    in die Zukunft blickst
    deine Pläne änderst?

    Was wäre
    gewesen wenn
    du zurückblickend
    an der Wegkreuzung
    einen anderen Weg erwähltest?

    Wiederhole dein Leben
    auf einer anderen Ebene…
    du löst Gefangenes
    kannst verzeihen
    und um Verzeihung bitten

    Du bereitest Samen
    für morgen
    und findest Schätze
    von gestern

    Du veränderst die Welt
    nicht nur deine
    nicht nur die
    im eigenen Innenraum

    Wage den Schritt
    in das Reich der Fantasie

     

     

     

  • Helga Thomas

    Was uns geprägt hat

     

    Ja, was hat uns geprägt? Uns alle als Kollektiv unserer Zeit, uns, jeden Einzelnen als Individuum? Aus der Trauma-Forschung wissen wir (eigentlich wissen wir es schon lange, aber seitdem ist es offensichtlicher geworden), dass Kinder vor ihrem individuellen Bewusstsein besonders nachhaltig geprägt beziehungsweise traumatisiert werden. Zur Sicherheit, denn wir wollen es nicht wirklich wahrhaben, wollen es selbst verdrängen, wiederhole ich es überdeutlich: Ein Baby in Bombenangriffen wird für das ganze Leben gezeichnet, ist seinen nicht fassbaren Erinnerungen ausgeliefert wie dem erlittenen Leid einst als Kind; ein dreijähriges Kind kann, weil es sich erinnert, sich dagegen wehren und so die Prägung beziehungsweise das Trauma ein Stückweit überwinden.

    Und doch hat jeder noch sein ganz individuelles Schicksal, es beginnt im Leib der Mutter, alle emotionalen Erlebnisse und akustischen Eindrücke lassen den Embryo schon am kollektiven Leben teilhaben.

    Ich habe selbst in der Hinsicht etwas Eindrückliches erlebt: In den letzten Wochen meiner Schwangerschaft mit meinem Sohn hatte ich eine Regenbogenhautentzündung. Ich konnte fast nichts tun von den Tätigkeiten, bei denen die Augen erforderlich waren: kein Lesen, kein Schreiben, Malen, Handarbeiten …  Schallplatten auflegen war auch nicht möglich. Ich kaufte meine Lieblingsliederzyklen der Romantik als Kassetten und … Mozarts Zauberflöte. Vor allem sie hörte ich nach meinem heutigen Empfinden endlos.  Das fiel mir wieder ein, als mein Sohn im Alter von 2-3 Jahren bei Mozartklängen angerannt kam und lauschte. Immer wieder, plötzlich stand er steht da und lauschte mit einem glücklichen Lächeln auf seinem Gesicht. Ich erzähle jetzt nicht, was das später für weitere Folgen hatte. Statt wie andere Kinder Kinderlieder zu singen, sang er Lieder von Papageno.

    Wenn ich mich heute als Erwachsene frage, was mich geprägt hat, dann fallen mir drei, nein vier Dinge ein: die strenge preußische Erziehung meines Vaters. Hier könnte ich die Geschichte erzählen, wie ich für jede Minute zu spät kommen einen Tag Hausarrest erhielt, wie ich schließlich resignierte und mich mit meinem Schicksal abfand, was ihn noch wütender machte und wie alles schließlich damit endete, dass seine Mutter – die vorübergehend meine kranke Mutter vertrat, energisch wurde und sagte: „Ein krankes Kind ohne Luft und Sonnenschein wird nicht gesünder, wenn es pünktlich ist!“

    Mich prägte auch die Angst meiner Mutter vor dem Gerede der Leute: Was sollen denn die Nachbarn von uns denken, dazu gehörte die unordentliche Frisur, der Fleck auf dem Kleid, der beim Staubwischen übersehene Staub, aber auch: Niemand darf die westliche Zeitung sehen, die zum Trocknen aufgehängte Salami in der Speisekammer (wahrscheinlich stammte sie von einer Schwarzschlachtung).  Das dauernde Aufpassen, dass ich nichts sage von dem, was ich im RIAS – dem amerikanischen Radiosender – gehört habe und worüber Zuhause mit Freunden gesprochen wurde. Das war mühsam, vor allem, weil es doch hieß: du sollst nicht lügen! War denn so tun als ob keine Lüge? Das Verschweigen auch nicht? Ich schuf in meinem kleinen Kopf ein Ordnungssystem: Im Treppenhaus und auf der Straße sprachen die Erwachsenen auch von anderem als von dem, was zu Hause geschehen war. Also: Fremden gegenüber war ich im Treppenhaus, lächelte, grüßte freundlich, schwieg höflich. In der Pubertät entwickelte ich eine andere Strategie: zuerst reden und zwar von dem, was ungefährlich ist, was ich auf der Straße gesehen hab, was ich in der Schule lernte… vielleicht  einen lustigen Witz über kleine freche Berliner Jungs? Jahrzehnte später konnte es mir noch passieren, dass ich zusammenzuckte, wenn man mich fragte, was ich zu XY denke.

    Aber … mich prägte auch die Liebe und Zuversicht meiner Großeltern, besonders meiner geliebten Oma. Sie erzählte Geschichten, die zeigten, einen Menschen versuchen zu lieben, macht das Leben und auch das Sterben leichter. Und – mein Opa zeigte mir an den Bäumen, die aus Urnengräbern wuchsen: Das Leben geht weiter. Ich stellte mir vor, dass ich nach meinem Tod vielleicht als Vogel im Baum sitze.  Das gefiel sogar meiner Großmutter (die Mutter meines Vaters, zu der ich nicht solch inniges Verhältnis hatte wie zur „Berliner Oma“, der Mutter meiner Mutter). Sie wollte als Singvogel wieder geboren werden.

    Es gibt eine weitere Zeit der Prägung, die Pubertät. Eine Übergangszeit, in der der junge heranwachsende Mensch wieder sehr offen und allen Einflüssen von innen und außen ausgeliefert ist. Vorhandene Prägungen, Traumatisierungen können verstärkt werden (die Axt, die immer wieder in die gleiche Kerbe haut) oder sie können abgemildert, vielleicht sogar überwunden werden. Ich hatte ein Erlebnis, das mich innerlich veränderte. Ich erlebte die Gewissheit, dass es eine geistige Welt gibt, dass ich den destruktiven Kräften des Kollektivs nicht hilflos ausgeliefert bin! Ich meinte, die Nähe Gottes erlebt zu haben, zumindest die meines Schutzengels.

    Ich zitiere mich selbst aus meiner kleinen Erzählung „Orte der Kindheit, Wiedersehen nach 46 Jahren“. Ich war den Spuren meiner Kindheit gefolgt und erlebte nun das oben erwähnte Ereignis, das ich mein ganzes Leben nicht vergessen hatte:

    November.  Papa ist seit einem Vierteljahr illegal im Westen, bei den Großeltern. Wir werden bald nachkommen, aber noch versucht Mama vom Haushalt und all dem beweglichen Besitz so viel wie möglich in den Westen zu bringen. Heute hatte sie versucht, den eigentlich noch neuen schönen grünen Teppich in den Koffer zu kriegen. Es gelang. Sie wollte es wirklich versuchen, ihn in den Westen zu schmuggeln. Und ich Schaf ermutigte sie noch. Ich erhoffte mir so ihre Zuwendung und außerdem, wenn sie etwas „retten“ konnte, war sie fröhlich und nicht so gereizt oder noch schlimmer: so traurig. Wir sprachen alles genau ab. Ich renne an der Warschauer Straße von der S-Bahn über die Eisenbahnbrücke zur U-Bahn, schaue, ob Licht bei den Vopos (Volkspolizisten) ist (deshalb durften wir nicht so früh fahren). Wenn ja, komme ich zurück, und wir geben es für heute auf oder versuchen es bei der Jannowitzbrücke.  Ich gehe in den Bahnhof – Blick nach links – dunkel– aufatmen – durch die Sperre gehen – Umdrehen – warten– Blick nach rechts, nur so, fast automatisch – Schreck, denn jetzt brannte Licht –wie gelähmt stand ich da – eine Volkspolizistin tritt heraus – Mama kommt – eine Stimme befiehlt mir: „Bleib einfach stehen“. Und das tat ich dann. Blieb einfach stehen, bis Mama an mir vorbei war. Wir gehen in die U-Bahn – Mama stellt den Koffer ab, wir stellen uns woandershin (eine immer praktizierte Sicherheits-maßnahme, falls ein Sicherheitsbeamter in Zivil fragt, wem der Koffer gehört). Mama atmet auf, ich schüttle unmerklich aber ernst und vorwurfsvoll den Kopf. Noch waren wir nicht drüben auf der anderen Seite der Spree. Da atmete ich dann auch auf.

    Ich habe meinen Eltern dieses grässliche Erlebnis nie erzählt, aber es verfolgte mich, und dann trat aber immer auch das Gefühl auf: Wenn es unerträglich wird, sagt dir jemand,

    was du tun musst, du bist nicht verlassen, du wirst geschützt. Trotzdem unterstützte ich nun das erste Mal meinen Vater, dass wir mit dem „Retten“ aufhören und selber endlich rüberkommen sollen (außerdem wurde ich ja schon beobachtet, was ich aber auch für mich behielt).

     

     

  • Ich muss diesen Gedichten ein paar Worte vorausschicken:

    Wegen körperlicher Gründe ist mir das Schreiben schwergefallen (egal, ob von Hand oder am Computer). Ich musste aber meine Gedichte aufschreiben, sonst kann ich die Entwürfe bald selbst nicht mehr lesen… Ich entschloss mich, sie in den Mac zu diktieren und später in mein Gedichtbuch einzufügen.

    Dann hätte ich sie auch gleich zum Verschenken…. Ich mache keine Auswahl wie sonst und deshalb sind ein paar einführende Worte

    nötig. Manche Gedichte sind in einem Prozess entstanden, der noch nicht abgeschlossen ist, teils ist es ein innerer Erkenntnisprozess, teils gehören die Gedichte in verschiedene Projekte… Deshalb sind sie vielleicht nicht zu verstehen. Wundert Euch also nicht, wenn einige sehr… geheimnisvoll? Kryptisch?  Okkult?….

    erscheinen. Merkwürdigerweise gefielen sie einigen Freunden ganz besonders. Die Sprache, der Rhythmus, die Bilder wirken auch so… Mir fiel dazu ein Zitat von Paul Celan ein (ich will mich nicht mit ihm vergleichen!). Auf die Bemerkung, dass einige seiner Gedichte schwer verständlich sein, meinte er: Lesen, immer wieder lesen

     

     

    Unsere Pflicht ist es
    Beryll zu werden
    wie der Stein
    der den Augen
    neues Sehen ermöglicht
    wie seine Farbe
    die Farbe der
    im Feuerwasser
    im Wasserfeuer
    verborgenen Rosen

    Werde Beryll
    hilf ihm
    das Alphabet zu retten
    und sei es auch
    nur
    ein einziger Laut!
    Sage
    sprich ihn
    singe und tanze ihn forme ihn
    mit Händen in der Luft
    gestalte ihn
    in Farbe und Form

    Dann …
    du bist noch
    kein Beryll
    bist aber sein
    Gehilfe geworden

    12./13.12.2018

     

     

    Die schwarzen Vögel schlafen noch
    Die schwarzen Vögel der Nacht
    Die schwarzen Boten des Unheils
    wie die Menschen behaupten
    Menschen
    die ihre Brüder und Schwestern
    unter den Tieren nicht mehr kennen
    In Wahrheit bewachen sie im Winter
    die langsam erwachende Sonne
    deshalb siehst du sie
    in der Wintermorgendämmerung
    nur vereinzelt
    die schwarzen Vögel
    wissende Freunde von Hund und Mensch

    1. 12. 2018

     

    Heimat
    ist kein Ort
    Glaube
    ist keine Weltanschauung
    Glaube
    ist die Mutter der Liebe
    Liebe erschafft
    Heimat

    1. 12. 2018

     

     

    Dass ich mich opfern kann
    ohne mich zu verlieren
    dass ich unter den Sternen weile
    ohne die Erde zu verlassen
    dass ich fest auf Erden stehe
    und gleichzeitig hinabtauche
    in die Urgründe
    der Menschheit
    der Erde
    ohne zu ertrinken …
    Das verdanke ich
    dem Schmerz
    der mich weckt
    warnt
    hilft
    der mich das Kreuz
    spüren lässt
    das Kreuz
    das ich trage
    Nur weiß ich
    (noch) nicht:
    wessen Kreuz ist es?

    13.12.2018

     

    Wie einst der
    Zungenbaum
    in der Tiefe des Meeres
    sang
    so sangen später
    auf den Klippen des Meeres
    die Sirenen
    Die stummen Fische die
    die Laute

    des versunkenen Alphabets
    verschluckten
    wandelten sich
    in singende Vögel
    die Rettung des verlorenen Alphabets
    begann…

    …und irgendwann in Zukunft
    kann die neue Welt
    auf den Trümmern der alten
    entstehen

    14.12.2018, 17:50 Uhr

     

    Ich habe Rosen
    für dich gepflückt
    wollte dich erfreuen
    dich erinnern
    an uralt Vergessenes der Menschheit
    Doch du…
    hast die Blüten vertrocknen lassen
    und aus den Dornen
    für mich einen Kranz gewunden
    Warum?
    Du weißt doch:
    nur Freude und Liebe
    können Leid lindern

    Du weißt doch:
    es ist ein Ros entsprungen
    und auf deinem dunklen Pfad
    erstrahlt ein Lichtstrahl
    Spürst du nicht
    dein Engel begleitet dich
    das Tor zum Paradies
    ist für dich
    nicht mehr bewacht!

    Das uralte Gewässer aus
    Erdenbeginn
    funkelt im ersten Sonnenlicht
    wie am Morgen
    die Perle aus Tau
    wie die Tränen deines Kindes
    Das Netz
    geflochten aus dem dunklen Gespinst
    des Grauens unserer Zeit
    soll uns nicht mehr verbinden
    soll auch dich nicht fesseln

    Geh
    deinen Weg in die andere Welt
    Freude und Liebe
    werden deine Begleiter sein

    1. 12. 2018, 7:30 Uhr

     

    Antwort auf vegane Missionare

    Einst
    in einem längst vergangenen Leben
    wurden sie als Kind
    geschlachtet
    aufgegessen
    der Hunger
    die Angst vor dem Sterben
    der anderen
    waren zu groß

    Heute…
    um sicher zu sein
    dass sie niemals und nie
    gleiches tun
    verzichten sie auf jegliches Fleisch
    Wisst ihr nicht
    es gibt viele Arten
    zum Mörder am Leben
    zu werden

    18.12.2018, 7:45 Uhr

     

    Trugschluss

    Wenn du
    deine Augen
    mit deinen Händen
    bedeckst
    siehst du nicht mehr
    die Welt
    doch die Welt
    sieht dich immer noch
    Doch jetzt
    bist du ihr hilflos ausgeliefert

    18.12.2013

     

    Unterschied

    Ich verstecke mich
    weil ich nicht Zeuge werden will
    (und selbst nicht gesehen werden will)
    Ich verstecke mich
    hinter einer anderen Erscheinungsform
    weil ich so alles besser sehen kann
    weil ich Zeuge
    werden will

    18.12.2018

     

     

    Nach dem Hören der Nachrichten
    und der Presseschau im Radio
    am Morgen der Wintersonnenwende 2018 fragte ich mich:
    Müssen vielleicht heute
    in dieser Zeit
    hier und an vielen Orten der Welt
    so grauenhafte Dinge geschehen
    so viele
    damit wir erkennen:
    die Barmherzigkeit
    die Mitmenschlichkeit
    lebt immer noch
    unter den Menschen
    erwacht an dem Geschehen
    (oder wird sie erst
    in ihm geboren?)
    Ein neugeborenes Kind
    nicht aus der
    eigenen Familie
    kann anscheinend
    nicht mehr unsere Liebe
    Freude
    Staunen
    erwecken

    aber das Kind
    das unter Trümmern
    aus den Armen seiner toten Mutter
    lebend geborgen wurde!

    21.12.2018, 8:20 Uhr

     

     

    Ich vergesse so vieles
    weiß nicht mehr
    warum ich den einen Raum
    verließ
    den anderen betrat

    Vermeintlicher Trost sagt:
    Du hast zu viel
    an das du denken musst
    du bist müde
    auch du spürst
    das Alter

    Ist es wirklich so?
    ich ahne
    das Eigentliche dahinter:

    Innehalten
    Lauschen
    spricht aus dem eigenen Innern
    die wieder erwachte Erinnerung
    oder wird eine Frage gestellt
    der neue Impulse folgen?

    Vielleicht treten beide
    in herzlicher Umarmung
    vereint
    in mein Bewusstsein

    Jetzt
    in deinem Alter
    erinnert die Vielzahl deiner
    Pläne Pflichten Wünsche
    Vereine
    die längst vergangene Vergangenheit
    und die schon gekommene Zukunft
    in dir…

    dann …
    ist dein Vergessen
    kurz
    wie ein erholsamer Schlaf
    und die Erinnerungen kommen
    wie das Morgenlicht

    21.12.1978

     

     

    Vierter Advent
    Auch wenn ich
    wie alle Menschen jetzt
    von allen guten Geistern
    verlassen bin
    so weiß ich
    mein Schutzengel
    ist bei mir

    Ich kann den Blick
    in den Spiegel wagen
    ich kann den
    ersten Schritt wagen
    auf meinem erst noch
    entstehenden Weg

    Mein Engel fängt mich auf
    wie eine Mutter
    und er sagt tröstend
    zu mir:

    „Das Bild im Spiegel
    bist nicht du
    du hast falsch
    hineingeblickt
    schau in mein Auge…“
    Nun suche ich
    nicht nur am Himmel
    die Augen meines Engels:

    Manchmal
    finde ich sie in mir
    und es war keine Erinnerung
    wenn ich mich beschützt fühlte

    Es ist JETZT!!

    Und ich weiß:
    das Kind in mir kann ins MORGEN
    wachsen

    23.12.2018

     

    Ich spreche mit dir
    innerlich
    ohne Worte
    ich spreche mit dir
    in Gefühlen
    Gedanken
    Bildern
    Manchmal
    bist du in
    meinem Innenraum
    Dann sehe ich
    am Blick deiner Augen
    an deinem Lächeln
    dass du mich verstanden

    Für Anna

    25.12.2018

     

    I

    Ich spüre
    wie Kräfte
    vielleicht auch Wesen
    missbraucht werden…

    Sie kommen zu mir
    sind geschickt von einer
    unerlösten Toten
    – sie weiß nicht
    was sie tut –

    Die Wesen stören mich
    hindern mich
    drängen mich
    zum Abgrund

    Vielleicht ist es
    – für mich–
    zu früh
    die Seele zu erlösen?

    Sie weiß nicht
    was sie tut
    sie sucht meine Nähe
    und ist so verwirrt
    dass sie nicht bemerkt
    wie oft ich bei ihr bin
    Ich muss mich schützen…

    Eben war ich im Traum
    an der Tür des Stalles
    und bat darum
    mir meinen Umhang
    zurückzugeben

    Ich erwachte und verstand nicht:
    welchen Umhang?
    Brigids schützender Mantel
    fällt mir ein
    War ich vielleicht in ihrem Dienst
    einst und gab auch meinen Mantel?

    Vielleicht
    war die schützende
    Hülle gemeint
    die uns am Anfang
    umhüllt
    wie später Engelflügel?

    Warum musste ich
    auch erwachen
    bevor ich eine Antwort erhielt?

     

     

    II

     

    Vielleicht
    muss ich jetzt
    in dieser Zeit
    der Heilige Nächte
    in denen auch
    Dämonen ihr Unwesen treiben
    aus Gedanken
    eigenen
    Inspirationen
    geschenkten
    Tönen
    gehörten
    Bildern
    gesehenen
    mir einen
    eigenen Umhang weben

     

    III

     

    Ich werde dann
    am Faden der Erinnerung
    immer tiefer in
    die Höhle dringen
    Erwartet mich dort
    ein Ungeheuer
    oder ein Schatz?
    Vielleicht wie im Märchen
    Beides

     

    26.12.2018

     

    Beginn der 13 Nächte

    „Im Urbeginn war die Erinnerung“
    Welcher Urbeginn?
    Der eigene
    der Familie
    der Menschheit?
    Gibt es nicht viele
    Urbeginne?
    Die Geburt des Jesus
    die Geburt des Christus
    die Erschaffung der Erde wieder
    zur Zeit der Atlantis
    vor und nach der Flut

    Die Erschaffung der Erde
    als Idee
    im Kosmos

    (26. 12. 2018)

     

    Vielleicht
    sollte ich
    Vogel und Fisch fragen
    die Begleiter der
    Weltschöpfung?

    4.1.2019

     

    Überwinde die Hast
    die Hektik
    das Eilen
    die nach der Festeszeit
    wieder
    deinen Alltag
    beherrschen
    Schaffe Räume und Zeiten
    für Ruhe und Stille
    dass Güte und Weisheit
    geboren werden
    Väterlich
    mütterlich
    schützen sie
    deine Seele
    die zärtlich liebend
    sich mit der
    Schönheit der Welt
    verbindet

    Vierte Nacht der heiligen Nächte 2018/2019

     

     

    Wenn du zurückblickst
    heute
    am letzten Tag des Jahres
    und vorausblickst
    voll Hoffnung
    oder Angst
    dann verzweifle nicht
    über das Treiben in der Welt
    erschöpfe dich auch nicht
    im Kampf
    in dem du eh unterliegst

    Zeige auf andere Art
    dein Aufbegehren
    wandle dich
    werde Sand
    werde Sand
    im Getriebe der Welt

    Helga Thomas

    31.12.2018

    Aus verschiedenen Gründen wollte ich (eigentlich seit vorgestern) auf das Jahr 2007 zurückblicken. Dabei fand ich ein altes Gedicht, es war im Verlauf eines I GING-Seminars entstanden. Es passte eigentlich auch in die Zeit jetzt, ich hätte es jetzt schreiben können… Habe ich es eigentlich in mein Gedichtbuch von 2006 eingetragen? Ja, das habe ich, aber ich merkte, ich möchte es jetzt auch in meinen Gedichten von 2019 eintragen, ich möchte eine Karte mit ihm machen.

    Weil ich dich anerkenne
    habe ich Geduld mit dir
    weil ich Geduld mit dir habe
    anerkennst du mich
    meinen Rat
    meine Zuneigung
    Und langsam
    auf dem Wege der Geduld
    wandelt sich Anerkennung
    in Liebe

    Helga Thomas

    21.10.06/4.1.19

     

    Wenn du fürchten musst
    in den Fluten der Mutlosigkeit
    zu ertrinken
    und deinen Kräften
    nicht vertrauen kannst
    und keine Rettung
    weit und breit in Sicht ist…
    dann denke an den
    der über das Meer ging

    Er wird dir ein Halt sein
    dass du nicht untergehst
    selbst wenn du ertrinkst
    Mit seiner Hilfe
    wirst du dich
    zum Wasserwesen wandeln
    das seiner Schwester gleicht
    und den Menschen hilft

     

    Wer
    ohne gehalten
    getragen zu sein
    in den Fluten versinkt
    ist den Kräften des Bösen
    ausgeliefert
    Seine Angst wird sich wandeln
    in vernichtende Gefühle der Rache

    6.1.2019

    9:50 Uhr

     

    Zur Geburt des göttlichen Ich
    erstrahlte der Weihnachtsstern am Himmel
    ihm folgten die Könige
    aus fernen Landen
    Als Narziss
    – er hatte sich nie
    vom Jäger zum Hirten gewandelt–
    erkannte
    wer in seinem Spiegelbild verborgen war
    erblühte zur Auferstehungszeit
    der Stern seiner Blume
    die auch den
    heiligen Kelch
    bewahrt

    6.1.2019

     

     

     

     

     

     

  • Wenn Wasser
    und Feuer
    sich begegnen
    im Begegnen
    sich nicht vernichten
    sondern sich vereinen
    werden göttliche Zwillinge
    geboren
    die Rose
    und ihr Spiegelbild

    Vereine in dir
    die Kraft des Denkens
    der Erkenntnis
    mit der Kraft des Feuers
    mit der Kraft
    deines Willens
    dann wird die
    Rose erblühen
    in dir

    Dein Göttliches Ich

  • Fliegen möchte ich
    wie die Vögel fliegen
    von Winden getragen
    Schwimmen möchte ich
    wie die Fische schwimmen
    von sanften Wellen geschaukelt

    Doch ich gehe
    mühsam
    Schritt für Schritt
    mein Gehen
    gleicht dem einer Schnecke
    Schnecke
    Nahrung für Vogel und Fisch
    wem soll ich wohl
    als Nahrung dienen?