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An ancient legend narrates about tween brothers named Truth and Lie.
Once, nearby the river, Lie challenged Truth claiming, that he could swim across the river faster. Lie stated that both must take off all their clothes, and after a count to three, try to swim to the other river side and back.
Lie counted to three, but when Truth jumped in, Lie didn’t. As Truth swam across the river, Lie put on Truth’s clothes and walked back to town dressed as Truth. Lie proudly paraded through the city pretending to be the Truth.
Truth washed ashore, but his clothes were gone and he was left naked with only Lie’s clothes to wear. Refusing to dress it, he returned to town naked.
Walking through the city, the people stared at the Truth’ nudity. He tried to explain what happened, and that he was actually the Truth, but because the people felt uncomfortable to look at, they made fun of him; refusing to believe it was really the Truth. On contrary the people have chosen to believe to the Lie, because he was dressed appropriately.
From that day on, people have come to believe a well-disguised lie rather than a naked truth, also known as ugly truth.
To lie means to hide something. After concealing the partial or the whole truth, the lies become the secrets. Those secrets do not end in the „bin“ in our brain, but are planted in precise anatomical structures.
Neuroscientists explain, that every secret is deposited in the cingulate gyrus which has the function of presenting the truth. This „logic lobe“ signals to the other brain regions how to share information, so those regions perform more important functions, such as learning and memory. But when one keeps a secret locked inside, it doesn’t allow the cingulate cortex to perform its natural functions of learning and memory. Cingulate cortex becomes stressed.
Simultaneously, keeping a secret, the orbital prefrontal cortex responsible for the complex thinking involved in decision making also simulates in the mind how bad sharing the secret will be.
The cingulate cortex and prefrontal cortex compete, and if the prefrontal cortex wins the battle in the brain to keep a secret, the pressure it puts on the cingulate cortex causes the body to ramp up the production of stress hormones. If the reaction persists, it can have potentially serious consequences. Every time one thinks about a deeply held secret, stress hormones like cortisol can surge, affecting the memory, blood pressure, gastrointestinal tract, and metabolism. Those hormones also include norepinephrine, which affects parts of the brain where attention is controlled – hence accidents happen.
The greater the secret, the more intense the conflict within the brain. Even the sleep can be disturbed, which could lead to emotional swings and a propensity to be bad tempered or lose the temper.
Copyright Dr.med. André Simon
Übersetzung von Dr. Dietrich Weller
Wahrheitsgemäß
Eine alte Legende erzählt von zwei Brüdern, die Wahrheit und Lüge hießen.
Einmal forderte Lüge Wahrheit heraus und behauptete, er könne schneller über den Fluss schwimmen. Lüge forderte, dass beide ihre Kleider ablegen und dann auf Kommando “drei” zum anderen Ufer und zurück schwimmen.
Lüge zählte auf drei, aber als Wahrheit hineinsprang, blieb Lüge stehen. Als Wahrheit durch den Fluss schwamm, zog Lüge die Kleider von Wahrheit an und ging in den Kleidern von Wahrheit zurück zur Stadt. Lüge marschierte stolz durch die Stadt und gab vor, Wahrheit zu sein.
Wahrheit wurde ans Ufer gespült, aber seine Kleider waren verschwunden, und er stand nackt da und hatte nur noch Lüges Kleider zum Anziehen. Er weigerte sich, diese anzuziehen und ging nackt ins Dorf zurück.
Während er durch die Stadt ging, starrten die Leute Wahrheits Nacktheit an. Er versuchte zu erklären, was geschehen war und dass er eigentlich Wahrheit sei. Aber weil die Leute sich bei seinem Anblick nicht wohlfühlten, verspotteten sie ihn, indem sie sich weigerten zu glauben, dass er in Wirklichkeit Wahrheit sei. Ganz im Gegenteil, die Leute haben beschlossen, Lüge zu glauben, weil er angemessen gekleidet war.
Von dem Tag an kamen die Leute dazu, einer gut verkleideten Lüge eher zu glauben als der nackten Wahrheit, die auch als hässliche Wahrheit bekannt ist.
Lügen bedeutet, etwas zu verbergen. Nachdem die Wahrheit teilweise oder ganz verdeckt ist, werden die Lügen zu Geheimnissen. Diese Geheimnisse enden nicht im “Abfalleimer” unseres Gehirns, sondern werden in klar abgegrenzten anatomischen Strukturen gespeichert.
Neurowissenschaftler erklären, dass jedes Geheimnis im zingulären Gyrus (siehe Anmerkungen des Übersetzers) gespeichert wird, der die Funktion hat, die Wahrheit darzustellen. Dieser “logische Lappen” signalisiert den anderen Hirnregionen, wie sie Information weiterschicken sollen, damit diese Regionen wichtigere Funktionen leisten können wie Lernen und Gedächtnis. Aber wenn ein Geheimnis darin eingeschlossen ist, erlaubt es dem zingulären Gyrus nicht, seine natürliche Leistungen wie Lernen und Gedächtnis zu erbringen. Der zinguläre Gyrus wird unter Druck gesetzt.
Gleichzeitig wird beim Behalten eines Geheimnisses der orbitale präfrontale Kortex, der verantwortlich ist für das komplexe Denken, das beim Treffen von Entscheidungen einbezogen wird, auch dem Gehirn vormachen, wie schlecht es sein wird, das Geheimnis weiterzugeben.
Der zinguläre Gyrus und der präfrontale Kortex konkurrieren. Wenn der präfrontale Kortex den Kampf im Gehirn, ein Geheimnis zu behalten, gewinnt, wird der Druck, den der präfrontale Kortex auf den zingulären Gyrus ausübt, den Körper zur Produktion von Stresshormonen anregen. Wenn die Reaktion anhält, kann das möglicherweise ernste Folgen haben. Jedesmal wenn man über ein tief zurückgehaltenes Geheimnis nachdenkt, können Stresshormone wie Kortison anfluten, die das Gedächtnis, den Blutdruck, den Magen-Darm-Trakt und den Stoffwechsel beeinflussen. Diese Hormone schließen auch Norepinephrin ein, das Teile des Gehirns beeinflusst, wo das Gedächtnis gesteuert wird. Deshalb geschehen Unfälle.
Je größer das Geheimnis, umso intensiver ist der Konflikt im Gehirn. Sogar der Schlaf kann gestört werden, was zu emotionalen Stimmungsschwankungen und einer Neigung schlecht gelaunt zu sein oder die Haltung zu verlieren führen kann.
Anmerkung des Übersetzers: (Quelle: Wikipedia)
Der Gyrus cinguli (lat. Gürtelwindung) ist ein Teil des limbischen Systems und ein Teil des Telencephalons, des Endhirns. Er liegt zentral im Gehirn und enthält eine lange Assoziationsbahn. Der Gyrus ist beteiligt an der Entstehung und Verarbeitung von Emotionen sowie bei Lern- und Gedächtnisprozessen. Er scheint eine entscheidende Rolle bei der emotionalen Bewertung der äußeren Umwelt und der Verknüpfung mit der inneren Gefühlslage zu spielen. Mitgefühl und emotionale Bindung sind hier lokalisiert. Bei Störungen des allgemeinen Lebensgefühls und einer negativen Stimmungslage lassen sich hier häufig Veränderungen in der neuronalen Aktivität nachweisen. Auch Fähigkeiten wie die Aufmerksamkeit zu verlagern und, sich Veränderungen anzupassen und Optionen zu erkennen sind hier lokalisiert.
Der präfrontale Kortex ist ein Teil des Frontallappens der Großhirnrinde, er befindet sich an der Stirnseite des Gehirns und ist eng mit sensorischen Assoziationsgebieten des Kortex, mit subkortikalen Modulen des limbischen Systems und mit den Basalganglien verbunden. Der präfrontale Kortex empfängt sensorischen Signale und steht in korrelativem Zusammenhang mit der Integration von Gedächtnisinhalten und emotionalen Bewertungen. Die Funktionen werden als notwendige Bedingung für eine situationsangemessene Handlungssteuerung und der Regulation emotionaler Prozesse angesehen. -
An Lampedusens Strande
Da liegt ein Menschenkind
Kündet von fernem Lande
Wo arme Teufel sind
Das Meer, es war so weit, so wild
Der Himmel groß und grau
Das Boot war weder Schutz noch Schild
Der Kurs war nicht genau
Das Glück war nicht gekommen
Die Teller blieben leer
Der Nachbar war ein Mörder
Es schlug das Militär
An Lampedusens Strande
Da liegt ein Menschenkind
Kündet von nahem Lande
Wo kalte Herzen sind -
Bescheidenheit Im Land des Reises lebten die Kaiser in unverschämtem Luxus, aber nicht Kaiser SHUN. Sein Palast war sehr bescheiden und gewöhnlich, aber sein Garten war außergewöhnlich, mit duftenden Blumen und vielen blühenden Kirschbäumen, die eine Heimat für zahllose bunte Singvögel waren. Dieses Verdienst wurde dem Obersten Gärtner zugeschrieben, der in einem bescheidenen Haus mit Bambusvorderseite und kleinem Blumengarten lebte. Er hatte eine Tochter, die Blühendes Veilchen (yo lán 菫菜) genannt wurde. Ihr Name war ein bezeichnendes Merkmal ihres Lebens und ein klares Zeichen ihres Schicksals. Zierlich wie ein blühendes Veilchen zeigte sie Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber allen Lebewesen. Gartenarbeit bringt Mensch und Natur zusammen, um Schönheit zu schaffen. Dieser erstaunliche Garten zeigte die wunderbare Kunst des Obersten Gärtners, der im Allgemeinen bekannt war als der Gärtner, “der Tagträume gestaltet”. Jeden Tag begleitete ihn seine hingebungsvolle Tochter zum Garten des Kaisers. Dort hörte sie dem Gesang der Vögel zu oder spielte inmitten der duftenden Blumen auf ihrer GUZSENG (Zither). Ihr Spiel und ihre Erscheinung erfreuten und begeisterten jeden, sogar den Kaiser, der im Laufe der Zeit beschloss, die Tochter seines Obersten Gärtners zu heiraten. Wie die Blumen hatte die Kaiserin Blühendes Veilchen keine Interessen außerhalb des Gartens. Dort beobachtete sie die Vögel und sah, wie sie kleine Stöckchen benutzten, um die Insekten zu erreichen, die sie fraßen. Die Insekten versteckten sich gewöhnlich unter der Borke der Bäume. Wenn sie einen kurzen Stab oder Zweig in ihrem Schnabel hielten, konnte ein Vogel ihn benützen, um in einem Riss des Baumstamms zu stochern, um ein Insekt unter der Borke zu finden und dann aufspießen zum Fressen. Nachdem sie das gesehen hatte, schlug die Kaiserin vor, kleine Holzstäbchen herzustellen, um heißen Reis zum Mund zu führen. Der Gebrauch bedeutete keine verbrannten Finger mehr bei heißem Reis. Und alle Untertanen im Reich begannen, mit den hölzernen Essstäbchen ihre Mahlzeiten zu genießen. Es ist bekannt, dass die Essstäbchen, die am Hof benutzt wurden, aus verziertem und graviertem Kirschholz gefertigt wurden. Die Gravuren beschrieben die Tochter des Gärtners Blühendes Veilchen, die alle Wesen mit Anmut wie zerbrechliche Blumen behandelte. MODESTY In the land of rice, the Emperors lived in unashamed luxury, but not the Emperor SHUN. His palace was very modest and ordinary, but his garden was exceptional, with scented flowers and many blossoming cherry trees, home for countless colourful songbirds. The merit was attributed to his Supreme Gardener, who lived in a modest bamboo fronted house with a small flower-garden. He had a daughter called Blossoming Violet (yo lán 菫菜). Her name was a distinguishing feature of her life, and a clear sign of her destiny. Delicate like a flowering violet, she showed appreciation and gratitude towards all living creatures. Gardening brings man and nature together to create beauty. This amazing garden showed the marvellous art of Supreme Gardener, who became generally known as “the gardener who creates daydreams”. Every day his devoted daughter accompanied him to the Emperor’s garden. There, she listened to the birds singing or played on her GUZSENG (zither) in the midst of scenting flowers. Her playing and her appearance pleased and enchanted everybody, even the Emperor, who with the passage of time decided to marry the daughter of his Supreme Gardener. Like the flowers, the Empress Blossoming Violet had no interests outside the garden. There, she observed the birds, and noticed that some birds used small sticks to reach insects to eat. The insects usually hid under the bark of the trees. Holding a short stick or branch in their beaks, a bird would use it to probe into the fissure of a tree trunk to find an insect under the bark, and then peck it off to eat. After seeing that, the Empress proposed creating short wooden sticks to carry hot rice towards the mouth. Using them meant: no more burned fingers with hot rice. And all subjects in the Empire started to the wooden chopsticks, to enjoy their meals. It is known that chopsticks used in the court were made of decorated and engraved cherry-wood. The engravings described the gardener’s daughter Blossoming Violet, who treated all beings with grace like the fragile flowers... Dr. med. André Simon
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Einmal sich einfach hinsetzen
Sich hinsetzen
innehalten
von dem geschäftigen, alltäglichen Treiben
von den hingenommenen Sachzwängen
von den angenommenen Vorstellungen
eine Weile Abstand nehmen
Und sich dann tiefgründig-schonungslos beschäftigen
im Lichte der eigenen Entwicklung
mit dem Hintergrund
der persönlich hoch angepriesenen Werte
Foto von Andreas Peglau -
Am 20.5.2023 schrieb Saral Sarkar:
„Liebe Freunde, liebe Verwandte,
in tiefer Trauer und mit Augen voller Tränen möchte ich euch/Ihnen mitteilen, dass Maria, meine Frau gestorben ist. Nach einem etwa einwöchigen leichten Leiden an Verletzungen ist sie in der Nacht vom 14. zum 15. Mai, gegen 3 Uhr morgens für immer eingeschlafen.
Mit herzlichen Grüßen
Saral Sarkar“
Dem Schreiben war eine Traueranzeige beigefügt worden [1].
In meinen letzten für Prof. Maria Mies [2,3] geschriebenen Gedichten verwendete ich bei der Widmung rücksichtsvoll nur ihren Vornamen. Dieses zu tiefst mit der Erde verbundene Wesen wird in meinem Herzen weiterhin anwesend sein, lachen, singen und Zuversicht sowie Lebensfreude schenken. Sämtliche Gedichte, die ich für sie geschrieben habe, werden nachfolgend aufgeführt.
[1] https://amirmortasawi.files.wordpress.com/2023/05/abschied-von-maria-mies.pdf
[2] https://afsaneyebahar.com/category/maria-mies/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Mies
Spuren im Schnee
12.2.2018
für Maria
Durch Schnee bedeckte Felder wandernd
unser letztes Gespräch im Sinn
denke ich über deine Vergänglichkeit nach
über das unvermeidlich Kommende
im Lichte deiner bewegenden Vergangenheit
Der weiße Pfad trägt hier und da
Spuren von Raben, Menschen und Hunden
Die Früchte deines Lebens
sind keine Spuren im Schnee
die einfach wegschmelzen
zertreten oder verweht werden
Sie sind Lichtknospen
die Menschen wie ich
im Herzen tragen
Wind, Wolken, Tränen
8.10.2017
für Maria
Mitten im Gedränge der Reisenden
singst du mir auf dem Bahnsteig das Lied
das du einst deinem Liebsten
geschrieben und wiederholt gesungen hast
und bewegst dabei deine Hände
Freude und Wärme strahlend
wie eine Chorleiterin
„DIE WOLKEN KOMMEN VON WESTEN HER
DIE WOLKEN KOMMEN VON WESTEN HER
SIE BRINGEN UNS DEN REGEN
SIE BRINGEN UNS DEN REGEN
DIE WOLKEN KOMMEN, DIE WOLKEN GEHN
SIE BLEIBEN AN KEINEM ORTE STEHN
SIE MÜSSEN SICH BEWEGEN
SIE MÜSSEN SICH BEWEGEN
ICH KOMME MIT DEN WOLKEN ZU DIR
ICH KOMME MIT DEN WOLKEN ZU DIR
ICH BRINGE DIR DAS LEBEN
ICH BRINGE DIR DAS LEBEN
DIE WOLKEN KOMMEN, DIE WOLKEN GEHN
SIE BLEIBEN AUCH BEI DIR NICHT STEHN
SIE LASSEN UNS DIE TRÄNEN
SIE LASSEN UNS DIE TRÄNEN“
Dein Singen steckt an
Eine junge Reisende dreht sich um
und klatscht fröhlich
Deine Augen nehmen mich mit
zu einem auf dem Lande aufgewachsenen Mädchen
voller Sehnsüchte und Lebensfreude
Ja, sicher wirst du weiterziehen
wie der Wind
wie die Wolken
und uns stehen lassen
mit Tränen der Lebensbejahung
Der Wirbelsturm
22. 9. 2017
Maria Mies und Saral Sarkar gewidmet
Ein Wirbelsturm war im Anmarsch
gewaltig, umfassend, überwältigend
Wir standen schwerfällig unbeschwert
beschäftigt tatenlos
mit dem Rücken zum Meer
In der schweren Luft
schwebte stumm eine dumpfe Ahnung
Einige drehten sich um
begriffen jedoch nicht die Gefahr
oder blieben gelähmt stehen
aufgrund des wahnsinnigen Bildes
Einige versuchten anderen zu berichten
über ihr beunruhigendes Wissen
wurden jedoch verstört belächelt
verfeindet, beschimpft, ausgegrenzt
Einige fingen an
ihre Erkenntnisse schlüssig umzusetzen
und bewegten sich folgerichtig
So fing die Befreiung an, meine Liebste
wie so oft zuvor in der Menschheitsgeschichte
Abruzzen
(im Juni 2016)
Maria Mies gewidmet
Nun stehe ich hier
dieses weite Land ehrfürchtig
mit allen Sinnen aufnehmend
weiß-rot, gelb-grün, blau, rosa
Den duftenden Wind tief einatmend
das Meer am Horizont sehnsüchtig ahnend
frage ich mich immer wieder
wie wir den Verwüstern des Lebens trotzend
mit Hilfe der Gelähmten, Betäubten, Verführten
und doch tief im Herzen Bewegten
die Geburt der keimenden Gesellschaftsformation
ermöglichen können
Erde
17.12.2014
für Maria Mies und Saral Sarkar
In unseren Herzen
tanzt das Licht,
singt der Wind,
liebkost der Regen.
In unseren Herzen
dichtet der Berg,
malt der Wald,
komponiert die Steppe.
In unseren Herzen
lobt die Quelle,
lehrt der Fluss,
liebt das Meer.
In unseren Herzen
lebt die Erde. -
Jedem die Seine
Man denkt doch, jedes Land müsse
besitzen auch ein paar Flüsse.
Das andere oder das eine
hat aber eigentlich keine.
In Frankreich tanzen die Mäuse
an beiden Ufern der Creuse,
wonach die Schöne und Teure
entfleucht in die Fluten der Loire.
In Deutschland gibt’s dreimal die Leine,
Paris durchfliesst seine Seine.
Jedoch in den Wüsten die Scheiche,
die haben kaum ein paar Teiche. -
Die kommende Zeit
wird besser, hoffen die einen,
wird schlimmer, fürchten die anderen,
gewiss aber ist sie ungewiss.
Die gegenwärtige Zeit,
darüber herrscht Einigkeit,
ist mindestens schwierig
und irgendwie besonders.
Ist die Zeit dann vergangen
und hinreichend abgehangen,
wechselt sie nochmals ihre Gestalt
und ist am Ende gut und alt. -
Weit bin ich gegangen
und lange
es ist bald genugendlich schliesst sich
die schleifeda
weit in der ferne
ein punkt
ein winziger punkt– nicht erschlaffen
weitergehen –der punkt
wird grösser
steht noch da
hat brav gewartet
bringt mich nach hause
der zuverlässige
Rudolf Diesel.(08.02.2023)
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Mal ist sie kalt, mal warm, die Luft, und hat dann je verschiednen Duft.
Ist sie frisch und kalt,
kommt sie aus dem Wald,
ist sie aber warm,
kommt sie aus dem Darm
und wenn der Donner grollt,
hat keiner das gewollt. -
Ich soll
lieben und trösten,
gebären und stillen,
schmücken und ordnen,
kochen und backen,
erziehen und entscheiden,
tüchtig im Beruf sein,
Geld verdienen,
schlichten und raten,
hübsch und attraktiv sein
(aber nicht zu sehr, denn
ich soll auch treu sein).
Mache ich.
Gern.
Alles.
Aber nach sieben Tagen
brauche ich eine Stunde
für mich –
kleine Inspektion.
Und nach sechs Monaten
eine mittlere, nach einem Jahr
eine grosse Inspektion.
Sonst erlischt die Garantie.