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DAS RäTSEL
In den geheimen
Fasern des Menschlichen
liegt das Geheimnis des Bösen,
das plötzlich,
einbricht und aufruft
zum Endkampf,
im mächtigen Geflecht
eines ungewissen Kosmos.Kommentar :
Das Geheimnis des Bösen verstört die menschliche
Seele in ihrer ganzen tragischen Geschichte. -
Möwen – Märchen Stockholm 24.Juni 2005
Es war einmal eine wunderschöne Möwe. Sie war flecklos weiß, keine Feder war weniger weiß als die andere. In ihrer makellosen Schönheit strahlte sie und leuchtete – den Menschen zum Wohlgefallen. `Rührt meine Schönheit nicht an` schien sie mit klugen Augen zu sagen. Und aufmerksam hob sie den Kopf und beobachtete die Welt….
Gerne saß sie auf einem Felsenvorsprung am Meer, das sich hier in sanften Buchten verlor. Nun kam der Tag, an dem sie ein ebenso reines Möwenbaby bekam. Auch das Möwenbaby hatte keine einzige graue Feder, und es war kräftig und fein zugleich.
Ein Mensch wollte diese weißen Federn zum eigenen Schmuck. Doch der Mensch wusste nicht, dass diese Möwen heilig waren und nicht berührt werden durften – obwohl er es hätte wissen müssen. Da das Möwenbaby noch feinere Federn hatte, raubte der Mensch der weißen Möwe ihr Baby. Die Möwenmutter stieß Warnrufe aus, um den Menschen vom Raub abzuhalten. Aber der Mensch verstand die Rufe der Möwin nicht, und er wollte sie auch nicht hören.
Er nahm das Möwenbaby und ging fort.
Die Möwenmutter rief und rief nach dem geraubten Baby, doch kein Mensch hörte ihre Klagen … Was sollte sie tun, damit in Zukunft die Menschen die Möwennot verstehen und nie wieder ein Möwenbaby geraubt wird?
Der Menschräuber hatte auch ein Baby,und eines Morgens in der Früh, bei aufgehender Sonne, flog die Möwin und holte sich das Menschenbaby zu ihrem Felsen im Meereswasser. Das Menschenbaby schrie jämmerlich: kurze klagende Laute und langgezogen Rufe.
Die Möwnmutter jedoch verstand die Not des Menschenkindes und brachte es zurück.
Damit aber die Menschen ewig an ihre Schandtat erinnert werden, gab die kluge weiße Möwe allen nachfolgenden Möwen als ihre Sprache diese menschlichen Klagelaute bis zum Ende eines Möwenlebens.
Die Moral von der Geschicht : “Hörst Du die Rufe einer Möve, vergiss das Menschenunrecht nicht!“
Publiziert: Schweizerische Ärztezeitung 2008; 89:17 von Harriet Ines Keller-Wossidlo
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INJUSTICE
A contribution after the senate trial referring to the impeachment against Donald Trump)
Once injustice has been made, ‚
all efforts to put it in place, or take it away,
will produce the new wrongs.
Just as everything in this world multiplies, enlarges
and never disappears, also the injustices become innumerable.
Without forgiveness and forgetfulness, injustice would
be everywhere present, and the world would alter into a perdition.
However, Seneca alleged, that even the injustice never rules forever.Dr. med. André Simon © Copyright
Übersetzung von Dietrich Weller
Ungerechtigkeit
(ein Beitrag nach der Abstimmung im Senat über das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump)
Nachdem die Ungerechtigkeit geschehen ist, werden alle Anstrengungen, sie zurechtzurücken oder zu entfernen, neue Fehler schaffen.
Genau wie alles in dieser Welt sich vervielfältigt, vergrößert und nie verschwindet, werden auch die Ungerechtigkeiten unzählbar werden.
Ohne Vergebungswillen oder die Bereitschaft zu vergessen, wird Ungerechtigkeit überall gegenwärtig, und die Welt wird sich in den Untergang hinein verändern.
Aber Seneca behauptete, dass sogar die Ungerechtigkeit nie für immer regiert.
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Schöpferisch
(25.1.2020)
Sei mit der Sonne
in ihrem Licht verbunden
Von Liebe beflügelt befreie dich
von den Vorgaben der Verwüster der Erde
der Gewaltherrscher
der Vernichter der Hoffnung
Stürze schöpferisch
ihre billigen Berechnungen
ihre Voraussagen und Erwartungen
Mit ihrer Denk- und Vorgehensweise
mit ihrem zweckgerichteten Regelwerk
ist eine gerechte Welt nicht erreichbar
Die neue Welt beginnt
in den Bergen deiner Gedanken
in den Flüssen deiner Gefühle
Sei mit der Sonne
in ihrem Licht verbunden֎֎֎
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Heimat
(17.1.2020)
Heimat! Dir widme ich meine schönsten Gedichte
ergreifende, erhellende Herzensbotschaften
Nicht deine Gewänder verehre ich
manche zutiefst grässlich und einengend
Nein. Stets habe ich dein Wesen im Sinn
Von deinen Sternen
habe ich das Lieben gelernt
Mit dem Kampf für dein Bestehen
verteidige ich das Leben
Heimat! Dir widme ich meine schönsten Gedichte
ergreifende, erhellende Herzensbotschaften֎֎֎
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Törichter Arzt
(23.12.2019)
Den Kapitalismus begreife ic1
als eine vielschichtige Lebensweise
deren Kernstück
der Privatbesitz an Produktionsmitteln istWenn ich die vielfältigen Folgen
dieser verbrecherischen Lebensweise
mitunter beherzt behandle
ohne deren Kernstück
wahrzunehmen, eindeutig zu benennen und anzupacken
verhalte ich mich im besten Falle
wie ein törichter Arzt
der die quälenden Anzeichen
einer tödlichen Krankheit lindert
ohne deren Ursachen
tiefgründig anzugehen֎֎֎
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Yalda
(22.12.2016)
Nach der längsten Nacht des Jahres
kamen meine Geschwister geflogen
in bunten Scharen
Mich beschämte zutiefst
unser gemeinsames HeimBarmherzig sangen sie mit Zuversicht
Streu die Samen aus
auch wenn du die Früchte
nicht selbst erleben wirst֎֎֎
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Yalda (2)
(21.12.2018)
In der längsten Nacht des Jahres
küsste der Mondschein zärtlich
die letzten verbliebenen braungelben Blätter
an den Armen meiner Geschwister
bevor diese beseelt herab
in den Schoß unserer Mutter tanztenAndächtig fragte ich
wann werden die Menschen
die dringende Notwendigkeit begreifen
die Welt als Partner zu erachten֎֎֎
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Kapitalistisch erzogen
(11.12.2019)
Getrieben, gereizt, gierig
rastlos durch Zeit und Raum rasend
verbrannten sie die geschenkte Gelegenheit
ihre Umwelt wahrhaftig zu berührenAm Ende gab es eine gewaltige Grube
gefüllt mit grimmigen Gestalten
ohne wesentliche Wärme֎֎֎
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Fliegende Botschafter
(16.11.2019)
Meine Gedichte!
Seid Vögel mit kräftigen Flügeln
wenn hohe Amtsträger der Republik
öffentlich für illegale Kriege werben
wenn Parlamentsmitglieder unverhohlen
zur Neugestaltungen des Landes
wohl temperierte Grausamkeiten empfehlenSeid Vögel mit kräftigen Flügeln
emsige Pfleger der Zuversicht und Hoffnung
kämpferische Botschafter der Barmherzigkeit
aufrechte Verteidiger des gedeihlichen Lebens֎֎֎
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Grand Tour 1958
Beim Wieder-Lesen von D. Richters „Goethe in Neapel“[1] bin ich diesmal an dem Begriff „Grand Tour“ hängengeblieben. Damit ist die Kavaliersreise gemeint. die Aristokraten-Sprösslinge, später auch Söhne von wohlhabenden Bürgern, im 18. und 19. Jahrhundert nach Italien, und dort vor allem nach Venedig, Rom und Neapel unternahmen. In Begleitung der hoffnungsvollen jungen Männer waren oft Kunstgelehrte und Literaten, meist Dienerschaft und immer reichlich Gepäck, denn die Reise ging über viele Wochen und Monate. Nicht alle hatten einen so generösen fürstlichen Mäzen wie Goethe, den der Herzog von Sachsen – Weimar – Eisenach bei vollen Bezügen für weit länger als ein Jahr beurlaubte. Man bewegte sich mit der Postkutsche gemächlich vorwärts.
Als mir mein Vater zum Abitur 1958 eine Italienreise schenkte, nahmen wir natürlich den Zug, und die erste Station war nicht Venedig sondern Florenz. Außerdem mussten die Osterferien, an die Papa als aktiver „Oberstudienrat“ noch gebunden war, ausreichen. Dennoch lässt sich das Unternehmen viele Jahre vor Beginn des Massentourismus, exakt geplant und wohl vorbereitet durch Lektüre und Kartenmaterial, als unvergessliches Erlebnis durchaus mit einer „Grand Tour“ vergleichen.
Wir brachen gegen Abend aus unserer kleinen Stadt auf und hatten dann stundenlang Aufenthalt in Frankfurt, bis unser „D-Zug“ abfahren sollte. Es gab ein Kino, und ich erinnere mich, angesteckt von meinem ‚geologischen‘ Vater, an einen faszinierenden Schwarz-Weiß-Film über das Nördlinger Ries. Dorthin machten wir später einen Ausflug, mit Photoapparat und Geologen-Hammer in der Tasche.
Ende der 50-er Jahre verfügten die „Schnellzüge“ noch über richtige Speisewagen mit eigener Küche. Ein Kellner ging herum und legte einem Bratkartoffeln nach, toll! Auf dem Brenner standen wir mehr als eine Stunde lang im verschlossenen Zug, Höhepunkt der Südtirol-Krise. Kurz zuvor war ein halbes Postamt mit Bediensteten und Bombenpaket in die Luft geflogen. Polizei und Zöllner durchsuchten alles gründlich, sogar die Seifenschachteln mussten geöffnet werden.
Gegen 17.00 Uhr waren wir in Florenz und pilgerten zu Fuß, die Koffer in der Hand, auf unsere Pension zu. Einmal fragte mein Vater in seinem besten Italienisch ein altes Mütterchen nach dem Weg. Es antwortete: „I bin do a frimd, aber i hob a Kartn in dera Taschn“, das half uns doch! In der Pension gab es „Table d‘ Hȏte, in Anwesenheit der Padrona di Casa. Man wartete mit dem Essen, bis sie „Buon Appetito“ gewünscht hatte. Das Wasser und der ausgezeichnete Wein waren inclusive. Abends wurden die Schuhe vor die Tür gestellt, und morgens holte man sie geputzt herein.
Am meisten beeindruckte mich der Ausflug nach Fiesole. Die Uffizien haben mich gelangweilt. Palazzo und Ponte Vecchio waren und sind natürlich wunderschön.
In Rom hatten wir die Empfehlung der Florentiner Pension an ein vergleichbares Etablissement. Es lag im Vatikan-Viertel. Am Gründonnerstag fand eine allgemeine Papst-Audienz in der Peterskirche statt. Pius der XII, sehr gebrechlich – er starb noch in demselben Jahr – wurde hoch an uns vorüber getragen. Zum ersten Mal erlebte ich in einer Kirche Applaus und lautstarke Begeisterung, Evviva!!! Man reichte ihm weiße Mützen hinauf, die er kurz aufsetzte und nach dieser rituellen Geste zurückgab. An Ostern hielt er seine Rede in fünf Sprachen; sein Deutsch war besser als sein Französisch. In der Pension gab es Schokoladeneier und Biskuit.
Ich sah Tivoli, die Glanzlichter des Nationalmuseums mit dem Diskuswerfer, damals noch in den Thermen des Diokletian, das Forum und den Palatin, die Caracalla-Thermen und die Michelangelo-Skulpturen, für die ich allerdings rennen musste, weil unser Zug nach Neapel nicht warten würde und die Heiligen ja erst am Ostersonntag wieder enthüllt wurden.
Neapel und sterben? Na ja. Es war dort etwa 10 Grad kälter als erwartet. Wieder Fußmärsche zu unserem neuen Hotel, das einsam und allein auf einer öden Fläche lag. In jedem Zimmer gab es zwei Heizrippen, die sich sogar mehrmals am Tag erwärmten. Das war dringend nötig! Ich lehnte mich mit dem Rücken daran, wenn ich Postkarten schrieb.
Papa lief zur Hochform auf: die Flegräischen Felder, Pozzuoli, der Bradyseismos, Monte Nuovo, Vesuv; aber natürlich auch Paestum, Pompeji, Herkulaneum, Capri. Wir wurden überall angestarrt, wohlwollend eigentlich, padre e figlia! Nicht alltäglich. Meine Schuhe – weiße vorn gerundete Ballerina-Slippers – erregten Aufsehen und Heiterkeit. Die Neapolitanerin trug schwarze spitze, hochhackige Schuhe. Was für ein Kontrast! In Rock und Pumps balancierte sie im Damensitz als Sozia auf der Vespa ihres Kavaliers. Helm? Das war noch sehr fern.
Gefährdet fühlten wir uns nie. Das kam später. 1991 wurden meine Freundin und ich von Halbwüchsigen mit Steinen beworfen, als wir uns zu weit auf ihr Territorium vorgewagt hatten. 1998 traute ich mich in Neapel nur auf die Straße, wenn ich wie eine Athena Promachos gerüstet war, in der Hand nicht einmal eine Plastiktüte.
Bei unserer Grand Tour hatte auch Ischia auf dem Programm gestanden, war aber buchstäblich ins Wasser gefallen. Ich bin seither noch nicht dort gewesen, habe es aber für den kommenden März gebucht, bei Leben und Gesundheit und wenn die Welt noch steht.
Ich freu‘ mich ja so!
[1] Berlin 22013, 9.