Jahr: 2013

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    Ein Engel rührt mein Herz so zart.
    Er zeigt mir Mutter, Krippe, Kind,
    die Hirten um das Kind geschart,
    die beugsam fröhlich sind.

    Mir drängt sich die Erinnerung auf,
    da ich ein Kind einst war,
    gewandert durch der Zeiten Lauf
    anbetend in der Hirtenschar

    steh ich am Rand der Ewigkeit,
    verneige ich mich tief
    vor dem Hirt der Christenheit,
    der in der Krippe schlief.

    Copyright Prof. Dr. Dr. Klaus Kayser

    K.K. 22/12/13

  • Ich hock im zweiten Stock in meinem schwarzen Zimmer
    mit Gewimmer im Eck – ganz still.
    Ich will weg und schreien und speien vor Schreck,
    denn er hat mein Versteck entdeckt!

    Er und seine Genossen haben unverdrossen
    mit fahlen Strahlen
    durch meine kahlen Wände behände
    mit Hirn-Zerriss und Pitbull-Gebiss
    meine Gedanken ins Wanken gebracht.
    Über Nacht sind sie eingedrungen
    und haben Mordgedanken mir ins Hirn gesungen,
    die mit Horror, Terror drücken
    und meinen Lebenssinn zerstückeln.
    Mit ihren Bluthunden reißen sie Glutwunden,
    die brennen wie Schmerzen von tausend Kerzen.
    Sie schlecken die kratzenden Tatzen
    und blecken die Fratzen
    mit Speichel leckenden, lechzenden Lefzen.

    Ich blick mit Schreck ins Eck:
    Der blanke Schrank schwankt krank
    und verhöhnt mit dröhnenden verpönten Wörtern
    Götter und Götzen.

    Die rüden Stimmen brüten und trimmen
    meinen guten Geist auf grimmenden Hass!
    Ich, der Gute, blute und bin nass,
    weil mein Schweiß vom Nacken,
    wo sie mich packen,
    bis zum Steiß glühend heiß
    über meinen Rücken rinnt.

    Zu ihrem Entzücken
    stiere ich, obwohl ich tobe innerlich
    wie ein dumpfes Tier
    durch meiner Seele Gitterstäbe,
    als ob es keine Seele gäbe –
    nur diese hassgestählte, quälende Gier.

    Sie zwingen mich und ringen
    meinen Friedenswillen im Stillen nieder.
    Meine schlaffen Glieder schaffen
    bloß noch Zittern, Schlottern,
    und ich kann nur bitter stottern
    und habe keine Macht mehr über meine Nacht!
    Lass mich in Ruhe, Schrecken-Sender!

    Ich versteck mich in der kahlen Truhe
    vor dem Dreck- und Strahlenspender,
    dann merkt er nicht,
    wie mein Friedenslicht
    den Hass zerstrahlt.
    Dann wird er leichenblass und prahlt
    vergebens, denn seine Macht
    versiegt zeitlebens über mich.

    Ich hasse dich!
    Du kennst es nicht, wie dicht
    du an dem Abgrund hängst,
    in deinem Schlund die Strahlen fängst
    und in der grellen Angst
    um dein bisschen Leben bangst!
    Du fühlst es nicht, das Zittern
    um ein wenig Licht in diesem bittern Graus!
    Ich will hier raus!

    Der Strahl, der deine Seele spleißt,
    das Hirn zergleißt
    und jeden Ton aus deiner Kehle reißt,
    ist dir unbekannt.
    Meine Seele ist verbrannt,
    die Lebenslust aus meiner Brust
    vom blanken Hass verbannt.
    Du spürst nicht, wie der Atem stockt,
    wenn die Finsternis die Seele blockt
    und lähmende Dämonen
    hinter deiner Stirn
    feixend dein zermartertes Gehirn
    bewohnen!

    Wenn der Quälgeist Zähne fletschend
    deinen Nacken packt,
    bist du schutz- und nutzlos, Finger quetschend, nackt!
    Du willst mein Leben geifernd greifen,
    mit gemeinem Mörderstreben füllen?
    Ich werd mich in Gedankenhüllen schützen,
    denn ich kann ohne Brüllen nützen!
    Alle außer mir sind von dem Wahn besessen,
    ich sei auf der falschen Bahn und hätt´ total vergessen,
    wer ich wirklich bin.
    Das ist lachhaft, ohne Sinn!

    Deine Hasstiraden plagen mich in meinen Ohren,
    ich kann nur blassgeraten zagen, bin verloren,
    wenn ich diesen Auftrags-Mord begehe!
    Höre mich an diesem Ort! Ich flehe
    hilflos um Erbarmen,
    entlass mich aus den hasserfüllten Armen!

    Wollt ihr Irren meine reine Seele rauben
    in dem wirren Glauben,
    ich sei nicht der Friedensbringer?!
    Ich gehe nicht in euren
    Hass- und Strahlen-Zwinger!
    Glaubt mir endlich was!
    Verlacht mich nicht!
    Ich bin Jesus Christus,
    Gottes Macht und Friedenslicht!

    Copyright Dr. Dietrich Weller

  • Nasche nicht
    vom süßen Gift
    des Lobes,
    des Ruhms vielleicht sogar.

    Du weisst doch,
    wie es irrt und narrt und
    wankt und schwankt
    und tödlich bitter werden kann.

    Doch wieder nahmst
    du eine Prise und
    sie tat unendlich wohl,
    fast dass sie süchtig machte.

    Drum nimm einzig
    kleinste Dosen und
    aus besten Apotheken nur,
    die deinem Wohl verpflichtet sind.

    Du kannst der Droge
    gänzlich nicht entraten,
    denn allein den eignen Anspruch zuzulassen,
    wer wäre dazu stark genug?

     

    Copyright Dr. Eberhard GRundmann

  • Der Sommerzeit tieferer Sinn
    erschliesst sich erst und bringt Gewinn
    mit einem ganz eignen Kalender
    für alle die südlichen Länder:

    Juluar
    Augober
    Septus
    Oktomber
    Noveber
    Dezeber
    Jani
    Febrius
    Mär
    Apruar
    Maiz
    Junil.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

  • Neuzugänge in der Bibliothek, Stand November 2013:

    Göttlicher, Sigurd: „Das Geheimnis von Bethlehem oder Die Sandelholzkiste“, Erich Weiß Verlag, Bamberg, 2012

    Grundmann, Eberhard W.: „Lieber Liebe“, Projekte-Verlag Cornelius, Halle, 2012
    und „Ein Tag im Juli 2062“ aus der Anthologie „2062“, Projekte-Verlag Cornelius, Halle, 2012

    Kittel, Gerhard: „Erinnerungen und Gedanken“, Specht-Verlag, Erlangen, 2012

    Pönnighaus, Jörg M.: Skizzen einer Zeit (Gedichte), Athena-Verlag, Oberhausen, ISBN 978-3-89896-523-1, 2013

    Pönnighaus, Jörg M.: Bei abnehmendem Mond. Aufzeichnungen aus dem Lugala-Krankenhaus in Tansania. Athena-Verlag, ISBN 978-3-89896-540-8, 2013

    Weller, Dietrich: Mein Leben ist bunt, Verlagsgesellschaft W. E. Weinmann e. K., Filderstadt, ISBN 978-3-921262-53-5, erschienen 11.9.2013.

    „Staatsversagen auf höchster Ebene – Was sich nach dem Fall Mollath ändern muss“herausgegeben von  Sascha Pommerenke und Marcus B. Klöckner. Das Buch enthält einen Beitrag von Harald Rauchfuß. Hier ist der Link zum Verlag mit Bild des Buchs und Details zu den Autoren. Erschienen am 12.11.2013

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    Die Straßenbahn der Linie „Acht“
    Hat grad‘ am Rathaus Halt gemacht.
    Da steigt hinzu ein Rasseweib
    Blond, sexy, wohlgeformt der Leib.

    Die Männerwelt kommt stark ins Staunen
    Man hört ein Tuscheln und ein Raunen.
    Und – schützend vor der Menschen Strudel
    Hält sie im Arm ’nen weißen Pudel.
    Den setzt sie sich auf ihren Schoß
    Und schon fährt auch der Wagen los.

    Jetzt tritt der Ede auf den Plan,
    Sieht auch nicht schlecht aus – der Galan‘
    Er ist ein stets Erfolggewohnter
    Von vielen Frauen schon Belohnter.
    Setzt sich der Dame vis à vis,
    Nimmt ins Visier das süße Vieh.

    Es denkt bei sich der Schwerenöter:
    Ihr komm‘ ich nah über den Köter.
    Der wird grad‘ pausenlos getätschelt
    Ist offensichtlich sehr verhätschelt.
    „Mein schönes Fräulein, darf ich’s wagen,
    ’nen Herzenswunsch hier vorzutragen:

    Bei so ’nem wunderschönen Frau(s)chen
    Würd‘ gern ich mit dem Hündchen tauschen!“
    „So, so, mein Herr!“, lächelt sie heiter
    „Da denken wir doch einmal weiter.
    Sie würden sich wahrscheinlich grämen,
    Des Pudels Stelle einzunehmen.

    Zum Tierarzt nämlich führt mein Weg
    Und der Verdacht ist, den ich heg‘,
    Dass  d a s  wär‘ nicht gerad‘ von Nutzen:
    Ich lass‘ ihm heut‘ sein Schwänzchen stutzen!“

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

     

     

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    Die Ehefrau braucht ’nen Berater
    Für ihren stark verschrob’nen Mann.
    Drum sucht sie Hilfe beim Psychiater
    Ob er’s Problem nicht lösen kann.

    Ihr Mann war stets sehr akkurat
    Beamtentyp vom alten Schlag
    Nicht grad von geistigem Format
    Doch zuverlässig Tag für Tag.

    Vor Wochen aber ist’s gescheh’n,
    Was jeder Logik wohl entbehrt.
    Man kann es äußerlich schon seh’n,
    Der Mann hält plötzlich sich für’n Pferd.

    Ließ sich die Sohlen schon beschlagen
    Mit Hufeisen aus Edelstahl.
    Er wiehert fast an allen Tagen
    Und Hafer schmeckt zu jedem Mahl.

    Er zieht an Sonn- und Feiertagen
    Von Haus zu Haus gleich einem Shuttle
    ’nen Landauer als Kutschenwagen
    Und trägt dabei ’nen Damensattel.

    ’ne Pferdedecke ließ er nähen
    Auch hört man oft die Peitsche knallen.
    Und wie ein Gaul lässt er im Gehen
    Die frischen Exkremente fallen.

    Dies‘ alles ward‘ dem Arzte kund
    Und schnell daraus die Diagnose.
    Der Herr läuft oben nicht ganz rund,
    Er hat ’ne tierische Neurose.

    Die Ehefrau – sie fleht ihn an:
    Herr Doktor, geben Sie Ihr Bestes.
    Erlösen Sie ihn von dem Wahn,
    Ein starkes Mittel – und er lässt es.

    Der Seelenarzt, der dieses hört,
    Schüttelt sanft sein weises Haupt.
    Wenn ein Mensch so sehr gestört,
    Selbst man kaum an Heilung glaubt.

    Würde man es doch versuchen,
    Wär’s ein langwier’ger Prozess.
    Honorar wär‘ zu verbuchen,
    Sicherungen bei Regress.

    Wochenlang die Analyse,
    Monate die Pferdekur,
    Frau – Sie kriegen kalte Füße
    Denkt man an die Rechnung nur.

    Doch Frau Schulz sagt nur: Ich freu‘ mich,
    Hoffnungsschimmer für den Mann.
    Keine hohen Kosten scheu‘ ich,
    Doktor gehen Sie gleich ‚ran.

    Geld spielt bei uns keine Rolle
    Ist mein Mann auch sehr versponnen;
    Hat er doch schon dreizehn tolle
    Pferderennen jüngst gewonnen!

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

     

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    Schuld war der Hexenmeister Kaschmitutur.

    Meine Frau und ich, wir sind seit Jahren glücklich verheiratet, machten einen Spaziergang in der nahe gelegenen Heide. Wir wollten den Wiedehopf beobachten, der bei uns wieder heimisch geworden sein soll.

    Als wir uns auf die Suche begeben wollten, rief es aus einer nahen Tanne: „Oh, ihr Schönen, ihr sucht gewiss nach mir.“

    Es war der Wiedehopf, der da sprach und aus der Tanne hervor sah. Ich fragte erstaunt: „Wie kommt es, dass du sprechen kannst?“

    Und während ich auf die Antwort wartete, wurde aus dem bunten Vogel, bekannt als Sinnbild für Dämonen und Teufel, in der Antike auch für Wiedergeburt und Auferstehung, ein schwarz gekleideter Geselle mit grauem Vollbart und finsterem Blick.

    Er packte meine Frau am Arm und sagte barsch: „Folge mir. Ich bin so allein.“

    „Ich bin vergeben!“, erwiderte meine Frau.

    Und er: „Dein Mann ist noch jung genug. Er findet ohne Mühe eine andere.“

    „Nein“, sagte meine Frau entschieden.

    Da rief er: „Dann muss ich dich in einen Frosch verwandeln!“

    Und das tat er.

    Ich bat und bettelte, er möge die Verwandlung rückgängig machen. Als mir die Tränen kamen, willigte er ein: „Aber nur, wenn du mir den Stein der Weisen bringst. Ihn besaß einst der mächtige Maharadscha von Agra.“

    „Agra? Wo ist denn das?“

    „Dummkopf. In Indien natürlich!“

    „Und warum gerade den Stein der Weisen?“

    „Noch einmal Dummkopf! Weil man ihn zur Herstellung von Gold benötigt. Und weil er ewiges Leben verleiht.“

    Diese Worte krächzte er, denn er hatte sich wieder in einen Wiedehopf verwandelt und flatterte davon, einen unangenehmen Geruch hinterlassend. Da brachte ich den Frosch vorsichtig zu unserem Gartenteich. Ich sagte zu ihm:

    „Sei nicht traurig. Ich fahre jetzt nach Indien und komme mit dem Edelstein zurück. Und dann sind wir wieder als Mann und Frau zusammen.“

    Ich schiffte mich in Hamburg am Auswanderer-Kai ein, nahm die Route um das Kap der Guten Hoffnung, durchquerte den Indischen Ozean, vorbei an Madagaskar, und ging in Kalkutta von Bord.

    Von dort flog ich nach Delhi, besichtigte die Stadt.

    Im Hotel begrüßte mich ein Musiker. Er spielte auf einer besonderen Art von Laute. Mir zu Ehren spielte er die deutsche Nationalhymne. Das war mir unangenehm wegen unserer deutschen Vergangenheit. Deutschland über alles in der Welt! Aber dann merkte ich, dass er einen anderen Text zu der Melodie von Haydn sang, nämlich den von J. R. Becher.

    Ich sah den reichsten Reichtum und die ärmste Armut. Im Gespräch mit einem Reiseführer fragte ich nach der Unzufriedenheit der Armen, die auf der Straße leben und, wenn sie nicht ganz arm sind, unter einer Plasteplane schlafen. Der Reiseführer sagte mir: „Wer die Freiheit nicht kennt, vermisst sie auch nicht.“

    Ja, dachte ich, so hoffen die Unterdrücker. Denn es geht auch anders: Wer die Freiheit nicht kennt, sehnt sich nach ihr. Und er kämpft, bis er sie hat. Das fürchten die Unterdrücker.

    Abends im Hotel erlebte ich eine Hochzeit …

    Ich fuhr mit der Eisenbahn, dem Bus, einer Fahrrad-Rikscha, auf dem Ochsenkarren, in einem Boot. Und ich ritt auf einem Elefanten.

    Ich sah die schönsten Moscheen, Tempel und Kirchen. Und natürlich das schönste Grabmal der Welt: Taj Mahal.

    Die Toleranz der Religionen untereinander beeindruckte mich.

    Ich lernte den primären Buddhismus kennen.

    Auf einer Safari morgens um sechs Uhr sahen wir einen Tiger. Man munkelte zwar, hier seien die Tiger schon seit 10 Jahren ausgestorben, was man den Touristen natürlich nicht erzählte. Aber ich habe ihn deutlich gesehen, voller Kraft und Wildheit, mit der Würde einer Königin, die sich auch im Dunkeln problemlos zurechtfindet.

    Ich musste mich durch eine Masse von Bettlern kämpfen, als ich auf dem Weg zum Leichenverbrennungsplatz war.

    Die Asche kommt in den Ganges.

    Heilige Rinder, heiliger Fluss, schöne Menschen.

    Ich dachte über Anfang und Ende nach. Die Urne ist beides. Den Uterus kann man auch als solche ansehen.

    Am Ende ist man wieder in der Urne. Der Kreis schließt sich.

    Sexuell stimulierende Darstellungen in Stein. Sodomie.

    Darstellung hüftschwingender Frauen. Ich kaufte auf dem Markt für meine Frau mehrere Seidenschals, Schmuck, Kleidung und eine Vase aus Bronze. Am Schmuckstand war der Stein des Maharadschas von Agra in verschiedenen Ausfertigungen zuhaben, garantiert antik, wie der Verkäufer sagte. Ich nahm den größten. Dann hatte ich keine Rupien mehr.

    Jetzt roch ich den Duft von Jasmin, hörte Vogelgezwitscher und einen Gong. Ja, gibt es denn das? Ich war auf einem Teppich unterwegs, zum Himmel aufgestiegen. Schon sah ich die Heide. Rasch legte ich den Stein an der alten Tanne nieder. Und ich fügte ein Amulett mit dem Abbild des Wiedehopfs hinzu. Sicher ist sicher. So ein Amulett schützt davor, in der Nacht die Geheimnisse des Tages preiszugeben. Für mich hatte ich auf dem Basar auch eins gekauft. Dann wurde ich wach.

    Meine Frau, keine Spur von einem Frosch, rief mich zum Frühstück. Sie hatte den Tisch auf der Terrasse gedeckt, denjenigen aus Marmor mit Einlegearbeiten. Wir hatten ihn vor Jahren aus Mumbai kommen lassen.

    Die Sonne lachte vom Himmel. Sie strahlte den kleinen geschnitzten Elefanten an, der weiß leuchtete.

    Die Goldfische tummelten sich im Teich zwischen den Seerosen und ließen sich auch nicht von den Fröschen stören.

    Der Goldfelberich strahlte in seinem schönsten Gelb.

    Die Schwalben zwitscherten und das Rotschwänzchen warnte aufgeregt vor unserem getigerten Kater.

    Meine Frau hatte einen Sari angelegt und einen Seidenschal um den Hals geschlungen. Der kleine Leberfleck in der Mitte ihrer Stirn hatte ein besonderes Leuchten, ebenso wie das leicht grünstichige Karamellbraun ihrer Augen. Und sie fragte mit ihrer weichen Stimme: „Mein Liebster, hattest du einen schönen Traum?“

     

    Copyright Dr. Jürgen Rogge

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    Weltweit erkennbar ist der Trend
    Dass man die Frau stets extra nennt.
    Bei Bürgern, Ärzten und Patienten
    Muß „-innen“ man gleichauf verwenden.

    Viel wurd‘ erreicht von den Emanzen
    Nur nicht die Führungskraft beim Tanzen.
    Ein and’res – sprachlich weites Feld
    Ward feminin noch nicht bestellt.
    Es muss die Frauen wurmen sehr
    Die Dominanz der Silbe „ER“.

    Ehr-geiz, Er-lebnis und Er-folg
    Sind doch nicht männliche Domänen
    Wenn ich den Lauf der Welt verfolg‘
    Bestimmen Frauen das Er-gebnis.

    Wenn wir das Ehr-gefühl mal nehmen.
    Das ist nicht solo maskulin
    Frau sollt‘ sich’s „Sie“-Gefühl nicht schämen.
    Der Er –os ist auch feminin.

    Studentinnen fühl’n kein Verlangen
    In Bayern zu immatrikulier’n
    Man könnte aber in Er-langen
    Mit Recht Si -nologie studiern.

    Die Hauptstadt Thüringens zu kennen
    Ist Qual fürs weibliche Geschlecht
    Statt Er-furt – „Sie-furt sie zu nennen.
    Das wär‘ so manch‘ Emanze recht.

    Man möcht‘ als Frau verächtlich zischen
    Und gerne flög‘ man auch nicht mehr fort
    Spricht man(n) stets nur von Air-condition
    Auf einem dominanten Air-Port.

    Die Frau am Steuer – das macht frei.
    Viel schöner als die Wohnung putzen.
    Doch kommt’s zum Unfall mal dabei
    Soll man als „Sie“ den Air-Bag nutzen?

    Was man dem Manne lassen muß
    Zum Trotz der Emanzipation
    Das ist – wenn gut kommt der Er-guss
    Bei kräftig strammer Er-ektion.

    Was wünscht „Sie“ Männern – meistens Strolchen
    Er-kältung, Är-ger und Er-brechen
    Und spricht man auch nicht von Er-dolchen
    Kann man sich mit Er-nährung rächen.

    ’ne contradictio in adjectu
    Und gleich beim Standesamt zu streichen
    Ist Er-ika – der Name schreckt so
    Das „Er“ darin sollt tunlichst weichen.

    Solch eine E(r)radikation
    Vom weiblichen Geschlecht betrieben
    Ruft auf den Plan Opposition
    Wo wär‘ sonst Männerstolz geblieben.

    Jetzt regt im Mann sich der Verstand
    Dass er das „Sie“ im Wort vertreibe
    Ist gegen Sie-mens, Si-mulant
    Und rückt der Sy-philis zu Leibe.

    Auch Si-oux, Si-phon und Si-lage
    Die Sie-ben, Si-nus und Si-zilien
    Dies bringt die Männerwelt in Rage
    Und es sträuben sich die Cilien.

    Der Mann, der mache keinen Är-ger
    Und spiel‘ den wundgeschoss’nen Tiger
    Läuft er auch Sturm wie ein Berserker
    Das Weib bleibt doch am Ende  S i e – ger.

     

    Copyright Dr. Volker Steffen)

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    Seit mehr als zwei Jahren hat uns der Euro fest im Griff.

    Kaum jemand rechnet noch jeden Preis im Stillen in D-Mark um.

    Die deutsche Sprache ist da allerdings viel träger, bzw. der Umgang mit ihr konserviert uns kommerzielle Relikte. Hier wird eisern an der  M a r k  festgehalten – das muss anders werden!

    Denken Sie einmal an die ehemalige Zonengrenze, sie wurde und wird als De m a r k ationslinie bezeichnet, ebenso in der Medizin, hier grenzt sich – z.B. bei diabetischen Durchblutungsstörungen – gesundes von abgestorbenem Gewebe ab – es  d e m a r k iert sich. Wollen wir sprachlich so inkonsequent sein und das Fossil D-Mark erhalten? Ich habe dem Kultusministerium vorgeschlagen, die D e m a r k ation durch die moderne Form  E u r o sation abzulösen. – Und wie steht es dann mit dem Knochen-M a r k?. Knochen-E u r o wäre doch viel besser – oder sollte man die 2 : 1-Umstellung Mark auf Euro ebenfalls berücksichtigen und statt Knochenmark von Knochen-50-Cent sprechen?

    Das etwas volkstümelnde Sprichwort: „Der Schrei des Opfers ging mir durch Mark und Pfennig“ muss ganz klar ersetzt werden durch den Ruf: „Das geht mir durch Euro und Cent!“

    Und wer wollte weiter auf der  M a r q uise von Pompadour bestehen? E u r o -ise von Pompadour klingt doch wahrlich prosaischer.

    Mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt habe ich bereits telefoniert. Er sieht keine Schwierigkeiten bezüglich der raschen Umbenennung der Mark Brandenburg und der Alt-Mark um Stendal.

    Schwieriger wird es mit unseren germanischen Altvorderen, dem Stammes-Verband der  M a r k omannen. Leider sind selbst nach 2002 auf den Markt gebrachte Geschichtsbücher noch nicht durchgehend mit den echten E u r o-Mannen vertraut.

    Bei den Nachfahren von Marco Polo stieß ich auf feindliche Blicke, als durchgesetzt wurde, dass ihr Reiseführer Marc –o Polo eingestampft wird zugunsten der Neufassung als  E u r o –Polo, was ja bei zusammenwachsendem Europa nur von Vorteil wäre.

    Unkomplizierter gestaltete sich ein Handy-Anruf bei Mark Twain auf Wolke 7. Er hatte sich als origineller Schriftsteller bereits von den himmlischen Heerscharen auf Euro Twain umschreiben lassen.

    Prinzipiell nicht dagegen, aber gewisse Schwierigkeiten sehend fand sich der berühmte Maler des „Blauen Reiter“ Franz Marc. Die persönliche Signatur auf seinen Bildern müsste ja in Franz Euro geändert werden. Er fürchtet etwas um den Marktwert seiner Gemälde.

    Der Geheimdienstchef der ehemaligen DDR  M a r k us Wolf sah es dagegen als Chance an, als  E u r o us Wolf diskret unterzutauchen. Beide christlichen Kirchen hadern noch mit dem Gedanken, das  M a r k us-Evangelium auf Dauer auf dem Altar der Sprachentwicklung zu opfern.

    Der römische Kaiser Marc Aurel fürchtet eine Abwertung seiner imperialen Stellung im gesamten Römischen Reich, wenn er als 50-C e n t-Aurel dasteht.

    Dass sich die M a r k(x) isten in Euro-isten umtaufen lassen wollen , dürfte wohl an ihrer gewohnt doktrinären Haltung scheitern!

    Jetzt muss ich selbst den Sprachpuristen entgegentreten, ehe es noch der  M a r k enbutter oder der  M a r g arine an den sprachlichen Kragen geht !!

     

    Copyright Dr. Volker Steffen