Monat: Juni 2014

  • Schreibblockade
    In meiner Dichterstube sitz` ich hier
    Vor mir ein weißes Blatt Papier.
    Es ruft von innen: „Du sollst schreiben!“
    Doch könnt´ ich dies und jenes treiben,
    Zum Beispiel davon zu berichten,
    Was ich sonst täte – ohne dichten:
    Wie in den nahen Park zu geh`n
    Um Bäum` und Pflanzen zu bestimmen,
    Vor alten Eiben sinnend steh`n,
    Nur weg vom Horror vacui, dem schlimmen.
    Und die Gedanken fliegen hin zum Gingko –Baum
    Zur Chamaezyparis, Lawson – Zypresse.
    Der Bärlauch sprießt, man riecht ihn kaum,
    Der Weißdorn hier weckt mein Interesse.
    Als Heilmittel einst hochgeschätzt,
    Wird er nun durch Chemie ersetzt.
    Zurück nun die Gedanken fliegen
    Und sehen das Papier dort liegen.
    Nur ein paar Worte stehen drauf.
    Zu träge der Gedanken Lauf.
    Gibt es denn wirklich kein Entweichen?
    Ach ja:
    Die Gartenbank ist noch zu streichen …

     

    Copyright Dr. Wilfried Dinter

  • Zwiespalt

     

    Ich möcht` so gerne einen Schlager schreiben –

    Von Herz und Schmerz und Lust und Leid und so.

    Und anderen und mir die Zeit vertreiben,

    Den Augenblick genießen, unbeschwert und froh.

    Wie oft hat man es schon versucht, dem Ernste zu entfleuchen,

    Emporzusteigen aus dem engen Tal,

    Die Grübeleien wegzuscheuchen,

    Doch stand im Weg der intellektuelle Sündenfall.

    Dort auf dem Berge wohnt das Licht –

    Hinaus aus tiefer, düstrer Enge !

    Der Aufstieg nimmt die letzten Kräfte nicht,

    Dort oben tönen and`re Klänge.

    Und neue Kräfte werden frei,

    Sie schaffen uns das Einfach – Wahre.

    Die Grübeleien sind vorbei.

    Es gilt nur noch das Helle, Klare.

    Und also weitet sich der Sinn

    Und heiter kann ich wieder abwärts steigen

    Mit der Erkenntnis: Nicht der Welt entflieh`n –

    Ihr ist nicht nur der Ernst zueigen!

    Denn ernst ist jede Heiterkeit.

    Ohn` tief`re philosophische Gedanken,

    Nur soviel: Alles kommt zu zweit –

    Die Rose mit der Dornen Ranken.

    Drum möcht` so gern ich einen Schlager schreiben,

    Von Herz und Schmerz und Lust und Leid und so.

    Das eine wie das andere nicht übertreiben –

    So zwischen zappenduster – lichterloh.

    Copyright Dr. Wilfried Dinter

  • Septemberlicht

    Dumpfer Schwüle, gleißender Helle

    Folgt klärendes Blau.

    Purpurnes Rot wird fahl,

    Sterbende Blüten zur Frucht.

    Letzte Ernte in den Gärten,

    Dahlien und Astern.

    An Sandsteinmauern wilde Reseden.

    Copyright Dr. Wilfried Dinter

  • Hochsommer

    Sinn suchend getrieben,

    Hastiger Stillstand.

    Sonntagsnachmittagstote Straßen,

    lastende Sommereinsamkeit.

    Geraubte Stunde, geschenkte Zeit:

    Fließendes Leben,

    Einssein mit den Naturwesen

    Im Kreis des Ewigen.

    Copyright Dr. Wilfried Dinter