Monat: November 2015

  • Diese Texte trug Eberhard Grundmann beim BDSÄ-Kongress 2015 in Bremen vor in der Lesung über Bremer Stadtmusikanten“ (Moderation Helga Thomas)

    Tagfreier Tag

    Herr Wennemann klappt den Kalender auf
    und sieht, dass in des ganzen Jahres Lauf
    sich ein Gedenktag an den andern drängt,
    auf manche Tage eine Vielzahl zwängt.
    Just siebenhundertfünfundvierzig Tage
    fand Wennemann, und das sind schliesslich sage
    und schreibe reichlich zwei pro Tag im Schnitt.
    Zählt man jedoch nur die globalen mit,
    so findet man zweihundertfünfzehn Treffer –
    für eine Jahressuppe reichlich Pfeffer.
    Es finden sich dabei ein Tag des Lachens
    sowie ein Tag des Musik-selber-Machens,
    ein Tag des Kusses und ein Tag der Huren
    wie gleichfalls der Versöhnung mit den Buren,
    die Deutschen retten einmal die Kastanien,
    am zweiten Mai denkt an Madrid ganz Spanien,
    die Toiletten ehrt man im November,
    die Anti-Korruption dann im Dezember,
    dann wieder widmet man sich dem Tourismus
    beziehungsweise schließlich dem Autismus.
    Gesundheit allgemein sowie der Zähne
    entdeckt man alsbald neben Handhygiene,
    am siebten März Gesundernährung steht,
    am sechsten Mai dagegen Anti-Diät.
    Psoriasis und Leber, Niere, Herzen,
    sowie auch Rheuma, Lepra, Krebs, Kopfschmerzen
    erhalten einen eignen Tag als Bonus,
    desgleichen Brailleschrift und Hypertonus.
    Knapp fünfzig aller Denktermine hangen
    allein an medizinischen Belangen.
    Doch dann fand Wennemann noch unbenutzte
    zweiundsechzig Tage, und er stutzte.
    Er rief den Aberach, das Glück zu teilen.
    Sie proklamierten ohne zu verweilen
    den Tagefreien Welttag und fixierten
    als Jahresdatum Monat März, den vierten.
    (26.02.2013)

    Schweinerei

    Verwunderlich, verwunderlich,
    wie Menschen oft beschimpfen sich
    mit den Namen ihrer besten und nützlichsten
    Freunde aus dem Tierreich:
    Schwein, Hund, Esel, Ochs.
    Weit schlüssiger würde es sein,
    beschimpfte ein Schwein ein anderes Schwein –
    ein ganz besonders bösartiges Schwein:
    Du Mensch!
    Doch davon kenn ich keinen Bericht,
    denn solche bösen Schweine gibt’s nicht.
    (02.11.2014)

    Bremer Stadtmusikanten

    Die Stadtmusikanten von Bremen,
    getrieben von argen Problemen,
    sie fassten den Plan und sie gingen
    gen Bremen, um dorten zu singen.
    Doch schon auf dem Wege nach Stunden
    war ihre Misere verschwunden,
    auch ohne die Stadt zu erreichen.
    Was lehrt uns nun das und dergleichen?
    Erlangen wir oft auch im Leben
    nicht das, was wir eifrig erstreben
    und lässt sich nicht alles erklimmen,
    so gilt doch: die Richtung muss stimmen!

  • Diese Texte hat Eberhard Grundmann beim BDSÄ-Kongress in Bremen 2015 vorgetragen in der Lesung „Schiff-Fisch“ (Moderation Jürgen Rogge)

    Memorandum eines Wassertropfens

    Halt!
    Bevor du mich trinkst
    oder wegspülst
    sieh mich an
    mich
    den kleinen wassertropfen
    Von weit komme ich her
    aus einem fernen ozean
    stieg ich empor
    flog hoch über meere und inseln
    und kontinente
    regnete nieder auf berge
    sickerte durch gestein
    wusch höhlen
    und trug das mineral
    für tropfstein und sinterbecken
    so schön dass maler nicht
    aufhören sie zu bejubeln
    auch üble gifte
    lud man mir auf
    die ich mühsam in
    sandschichten ablegte
    manches rad drehte ich
    für dich auf meinem weg
    manches schiff trug ich zu dir
    brot liess ich dir wachsen
    ich reinigte dich und dein haus
    in adern floss ich und tränen
    ich habe deinen zorn befriedet
    im rauschen des baches und des meeres
    im sommer gab ich dir kühlung am fluss
    Sieh mich an
    bevor du mich
    trinkst oder wegschüttest!
    (27.06.2010 Ždiar SK)

    phylogenese rückwärts

    früher war es besser
    sagte der primat
    und stieg vom baum der erkenntnis
    streckte sich wohlig in die waagerechte
    auf der besten matratze der saison
    und sprach
    es ist fast wie früher
    als ich ein fisch war
    im warmen meer
    (30.10.2012)

    Allein

    Ein Haus hat Ritzen und Ratzen,
    und oben, da flitzen die Spatzen,
    unter jedem Silbertischchen
    wohnt auch gleich ein Silberfischchen,
    von Fliegen und Mücken zu schweigen,
    die sirren und tanzen den Reigen.
    Da klagt doch so mancher, wie kann es nur sein,
    er wäre allein.
    (25.07.2013)

    Wennemanns neue Himmelsmechanik

    Wennemann erwacht
    mitten in der Nacht.
    Ein Gedankenblitz
    reisst ihn aus dem Sitz.
    Die Väter stritten grob,
    ob die Erde, ob
    sie eine Scheibe sei
    oder Kugel oder Ei.
    Alles eitler Tand,
    wie Wennemann jetzt fand.
    Vom Traum her mit dem Tubus
    erkennt er sie als Kubus
    mit Gebirgen an den Kanten
    vom Ural bis zu den Anden
    und mit Ebenen dazwischen
    und mit Seen drin zum Fischen,
    und mit Mooren und mit Torfen
    wird er täglich neu geworfen
    von des Schicksals Übermächten,
    von den guten wie den schlechten.
    Wennemann erklärt penibel,
    so erst würden uns plausibel
    die Wechselfälle der Geschicke,
    welche statt als Bahn als Knicke
    imponieren und im Leben
    wie auch sonst als Erdenbeben,
    wenn wieder mal und über Nacht
    der Würfel auf die Kante kracht.
    Aberach ist hochentzückt,
    endlich wird zurechtgerückt,
    was ihm bisher als ein Rätsel
    verschlungen schien wie eine Brezel.

  • Diese Texte trug Eberhard Grundmann beim BDSÄ-Kongress 2015 in Bremen vor in der Lesung über Bremer Stadtmusikanten“ (Moderation Helga Thomas)

    Tagfreier Tag

    Herr Wennemann klappt den Kalender auf
    und sieht, dass in des ganzen Jahres Lauf
    sich ein Gedenktag an den andern drängt,
    auf manche Tage eine Vielzahl zwängt.
    Just siebenhundertfünfundvierzig Tage
    fand Wennemann, und das sind schliesslich sage
    und schreibe reichlich zwei pro Tag im Schnitt.
    Zählt man jedoch nur die globalen mit,
    so findet man zweihundertfünfzehn Treffer –
    für eine Jahressuppe reichlich Pfeffer.
    Es finden sich dabei ein Tag des Lachens
    sowie ein Tag des Musik-selber-Machens,
    ein Tag des Kusses und ein Tag der Huren
    wie gleichfalls der Versöhnung mit den Buren,
    die Deutschen retten einmal die Kastanien,
    am zweiten Mai denkt an Madrid ganz Spanien,
    die Toiletten ehrt man im November,
    die Anti-Korruption dann im Dezember,
    dann wieder widmet man sich dem Tourismus
    beziehungsweise schließlich dem Autismus.
    Gesundheit allgemein sowie der Zähne
    entdeckt man alsbald neben Handhygiene,
    am siebten März Gesundernährung steht,
    am sechsten Mai dagegen Anti-Diät.
    Psoriasis und Leber, Niere, Herzen,
    sowie auch Rheuma, Lepra, Krebs, Kopfschmerzen
    erhalten einen eignen Tag als Bonus,
    desgleichen Brailleschrift und Hypertonus.
    Knapp fünfzig aller Denktermine hangen
    allein an medizinischen Belangen.
    Doch dann fand Wennemann noch unbenutzte
    zweiundsechzig Tage, und er stutzte.
    Er rief den Aberach, das Glück zu teilen.
    Sie proklamierten ohne zu verweilen
    den Tagefreien Welttag und fixierten
    als Jahresdatum Monat März, den vierten.
    (26.02.2013)

    Schweinerei

    Verwunderlich, verwunderlich,
    wie Menschen oft beschimpfen sich
    mit den Namen ihrer besten und nützlichsten
    Freunde aus dem Tierreich:
    Schwein, Hund, Esel, Ochs.
    Weit schlüssiger würde es sein,
    beschimpfte ein Schwein ein anderes Schwein –
    ein ganz besonders bösartiges Schwein:
    Du Mensch!
    Doch davon kenn ich keinen Bericht,
    denn solche bösen Schweine gibt’s nicht.
    (02.11.2014)

    Bremer Stadtmusikanten

    Die Stadtmusikanten von Bremen,
    getrieben von argen Problemen,
    sie fassten den Plan und sie gingen
    gen Bremen, um dorten zu singen.
    Doch schon auf dem Wege nach Stunden
    war ihre Misere verschwunden,
    auch ohne die Stadt zu erreichen.
    Was lehrt uns nun das und dergleichen?
    Erlangen wir oft auch im Leben
    nicht das, was wir eifrig erstreben
    und lässt sich nicht alles erklimmen,
    so gilt doch: die Richtung muss stimmen!

  • Diese Texte trug Eberhard Grundmann beim BDSÄ-Kongress 2015 in Bremen vor in der Lesung über „Fehler“ (Moderation Dietrich Weller)

    Das Böse

    ist nicht nur in der Welt,
    weil Menschen das Gute
    mit falschen Methoden und fehlerhaft
    anstreben
    oder
    ihren Trieben unterliegen.
    NEIN.
    Das Böse ist auch ganz wesenhaft
    in der Welt
    und besetzt gleich einem Dämon
    einzelne Seelen,
    die dann das Böse
    gern tun,
    planvoll,
    mit Freude
    und mit Lust.
    (22.03.2008)

    Fahrradreparatur oder der wiedergefundene Glaube an die Menschheit

    Wennemann hat einen Fahrradschaden.
    Damit geht er in den Fahrradladen.
    Dort wird er auf’s freundlichste empfangen
    und der Fehler sofort angegangen
    sowie weit’re drei gleich mit behoben.
    Wennemann kann nur den Meister loben.
    Auch die Rechnung fällt sehr milde aus,
    und der Kunde zieht den Schluss daraus,
    dass die Menschheit noch nicht aufgegeben,
    wenn so gute Menschen in ihr leben.
    Aberach jedoch, der will erst hoffen,
    wenn er diese guten Leut’ getroffen
    unter Direktoren und Regenten,
    unter Bänkern und sonst Hochpotenten –
    zwar gäb’s unten Menschen ohne Tadel,
    oben aber fehle es am Adel.
    (23.01.2013)

    trug

    nichts ist wie es scheint
    keiner sagt was er meint
    falsch flagge gehisst
    nichts scheint wie es ist
    kaum einer wagt
    zu meinen was er sagt
    man redet gern klug
    doch vieles ist trug
    es gibt sich gern gross
    was eigentlich bloss
    ganz klein und gemein –
    wird’s immer so sein?
    (12.08.2013)

    Andere Welt

    Wir hätten oft besser getan, was wir liessen
    und hätten gelassen das, was wir getan.
    Wir wären in manchen persönlichen Krisen
    viel lieber der Nachbar von nebenan.
    Wir lebten, wenn die Probleme sich breiten
    und wenn schon wieder alles verfällt
    doch lieber in gänzlich anderen Zeiten,
    am besten in einer anderen Welt.
    (10.10.2012 0400 Maillat F)

    Das Glück aller Völker

    Gewaltsame Völkerbeglückung
    heißt hinten immer –ismus.
    Vorn heißt sie unterschiedlich
    und belanglos.
    Sie funktioniert stets zuverlässig
    und auf die selbe Weise.
    Sie erreicht immer
    ihr Gegenteil.
    (22.04.2007)

    Jein

    Für die binäre Welt
    des Null oder Eins,
    Ja oder Nein,
    Ent oder Weder
    ist der Mensch nicht gemacht.
    Er will
    Sowohl als Auch,
    Wäsche ohne Nässe,
    Monogamie aber mit mehreren,
    Wohlstand ohne Mühe,
    alles essen und schlank bleiben,
    langes Leben ohne Alter,
    Überraschung, aber nur
    durch das, was er schon kennt.
    (25.06.2007)

    Koordinaten

    Ein Netz von Koordinaten
    werfen wir über die Welt,
    den Weg zu finden.
    Doch Netze sind Netze
    und nicht der Inhalt.
    Es gibt den ehrenhaften Ganoven
    und den kriminellen Edelbürger,
    den törichten Intellektuellen
    und den Klugen ohne Bildung.
    Den traurigen Clown gibt es
    und den zufriedenen Hypochonder,
    den Sieger, der alles verliert
    und den Besiegten im Glück.
    Nur ein kaltes Herz, das liebt, gibt es nicht.
    (11.01.2008)

    Farbenblind

    Manche sehn, und sei’s ein lichter Quarz,
    alle Dinge auf der Welt nur schwarz.
    Andre sehn, und dieses exklusiv,
    nur schwarz / weiss ein jegliches Motiv,
    wieder andere behaupten schlau,
    letzten Endes sei doch alles grau.
    Dieses können jene nicht verstehn,
    die nur durch die rosa Brille sehn,
    und auch der hat seine liebe Not,
    der voll Zorn bekennt: Ich sehe ROT!
    All den Vorgenannten hilft es nicht,
    gibt mal einer ihnen grünes Licht,
    selbst die blaue Blume bleibet fremd
    so wie Veilchen und ein gelbes Hemd
    oder alles, was orange erscheint
    wird von ihnen einfach nur verneint.
    (06.11.2009)

  • Diese Texte wurden beim BDSÄ-Kongress in Bremen 2015 in der Lesung  über Erotik (Moderation Horst Ganz) vorgetragen

    Wölländischer Spruch 3.1

    Jeder will etwas anderes:
    Der Mann die Frau.
    Die Frau das Kind.
    Das Kind das Leben.                                                  

    XY

    Anfangs war das Leben prall und rund,
    rund und prall und drall und ganz gesund,
    bis es eines Abends sich besann:
    „Scheinbar komme ich nicht recht voran.

    Ich will mich morgen dividieren
    und besser so getrennt marschieren,
    um endlich dann nach ein paar Tagen
    mit mehr Fortüne zuzuschlagen.“

    Es tat sich nun, um Streit zu meiden,
    zwei Lose aus den Rippen schneiden:
    Das X, das bleibt daheim beim Feuer,
    und Ypsilon sucht Abenteuer.

    Hin und wieder aber müssen
    sie sich wiederseh’n und küssen.
    Folgerecht im Lauf der Jahre
    steigt die Zahl der Exemplare.

    Teilung hat jedoch auch ihren Preis,
    mancher Rosenkrieg ist der Beweis.
    So gesehen lebt sich’s auch zu zweit
    zwischen Einigkeit und Widerstreit.

    (15.03.2008)                                                            

    Wölländischer Spruch 3.9.

    Jeder ist so stark wie sein schwächstes Glied.            

    Adam

    Ach, wie hatte es doch Adam leicht!
    Nur ein einzig Weib stand ihm zur Wahl,
    und das hat ihm völlig ausgereicht.
    Heut’ dagegen wird die Wahl zur Qual.

    Ja, die Auswahl ist fürwahr erdrückend,
    dicke gibt es, dünne, kleine, grosse,
    alle sind sie irgendwie entzückend –
    wem jedoch gebührt am End die Rose?

    Gar kein Wunder, dass die Männer schwanken,
    und wenn sie der einen sich verbunden,
    nach der andern suchen in Gedanken:
    Jäger können nur durch Jagd gesunden.

    Weh, doch wehe, wenn der Frauen eine
    von dem Wahlrecht selber macht Gebrauch:
    au, die Herren werfen sofort Steine
    ganz wie manche von den Damen auch.

    (10.08.2001)                                                            

    Wölländischer Spruch 3.10.1

    Nicht jede Bluse verspricht, was sie hält.                          

    Wer kennt Ernst?

    Frauen
    kennen ihn.
    Nur Frauen.
    Sie haben ihn
    sich nicht
    ausgesucht.
    Er kommt über sie.
    Der Ernst
    des Lebens.
    Männer
    spielen.

    (08.03.2003 Wippra)                                                

    Wölländischer Spruch 3.10.2

    Nicht jede Bluse hält, was sie verspricht.                          

    Überbau und Unterbau

    Dein Geist soll bis zu hohen Jahren
    sein Licht und seine Kraft bewahren,
    wie andrerseits dein Unterleib
    auch immer froh und munter bleib!

    (21.12.2007)                                                            

    Wölländischer Spruch 3.76.

    Ich bin immer wieder erstaunt, wie hübsch die Evolution Eizellen verpacken kann – und manchmal auch Spermien. (14.12.2014)                                                                                     

    Biochemie

    Zwar gibt es Lieb auch ohne
    das Zutun der Hormone
    – zum Beispiel die platone –
    doch die Natur-Matrone
    verlässt sich nicht die Bohne
    auf diese Art Ikone.
    Bei ihrem Drang zum Sohne,
    zur Tochter gleicher Weise,
    benutzt sie still und leise
    Chemie zur sichren Reise,
    fährt gut auf diesem Gleise –
    fahr mit, dann bist du weise.

    (17.02.2007)                                                            

    Wölländischer Spruch 3.51.

    Nicht alles
    hängt am Phalles.
    Doch steht und fällt
    mit ihm die Welt.

    (03.02.2007)                                                                                            

    Dem Trieb

    Dem Trieb
    geht’s einzig um’s Prinzip.
    Wisse drum, mein Sohn,
    er acht‘ nicht der Person.
    Bei Bedarf ist er zur Stell
    und also universell.
    Drum widme ihm dein Denken,
    um manierlich ihn zu lenken.

    (16.03.2008)                                                            

    Wölländischer Spruch 3.58.

    Männer können Frauen nicht verstehen. Aber begreifen. (27.5.2007)                    

    Im Nacktbad

    Den Säugling in Manne begrüsste
    die Vielzahl verschiedener Brüste.
    Ich bekenne ganz ohne Geziere:
    Männer sind Säugegetiere.

    (2009)                                                                      

    Wölländischer Spruch 3.66.

    Den Hafen der Liebe findet man selten durch Liebe im Hafen. (01.02.2011)          

    Verführung

    Einst vor vierzig Jahren,
    als wir jung und lustig waren,
    in jener milden Sommernacht,
    haben heimlich wir gedacht,
    was vielleicht jetzt noch passiert,
    wenn eins das andere verführt.

    Nach einer Runde um das All
    stellt sich heut ein andrer Fall.
    Im Stillen denkt die Frau, der Mann,
    was sie, was er nun nicht mehr kann,
    doch dass sie richtig einst wie jetzt
    die Tat durch die Option ersetzt.

    (04.10.2009)                                                            

    Wölländischer Spruch 3.21.

    Wo kämen all die schönen Homos her,
    wenn jeder Mensch ein Homo wär. (20.05.1998)         

    Fernkuss

    Eben noch auf deinem Mund,
    flog sie, und das, weil sie muss,
    flog die Fliege hierher und
    brachte zu mir deinen Kuss.

    (02.07.2010)                                                            

    Wölländischer Spruch 3.54.

    Gehn die Dinge gar zu glatt,
    hat man sie recht bald schon satt.
    Es gilt ohne Übertreibung:
    Selbst Liebe braucht die Reibung. (17.02.2007)            7

    Antrag

    Er halte, sagte er,
    um ihre Hand an.
    Dabei hatte er diese
    am wenigsten im Sinn.

    (08.08.2011)                                                            

    Wölländischer Spruch 3.42.

    Verachte nicht die Früchte des Unterleibes. Du bist selber eine. (07.02.2007)        

    Wölländischer Spruch 3.40.                                     Zugabe

    Männer und Frauen werden zu Männern und Frauen erst durch Frauen und Männer. (10.06.2002)

  • (Der Text wurde beim BDSÄ-Kongress 2015 in Bremen vorgetragen)
    Die Frage, was der Mensch mit seinem Globus mache, bewegt seit Jahren die öffentliche Debatte. Dabei wird an Industrie und Technik gedacht, nicht aber an den höchstpersönlichen humanen Beitrag.

    Nach seinem grundlegenden Bauplan ist der Mensch – so wie viele andere Arten auch – ein doppelwandiger Schlauch. Die primären anatomischen Orientierungen dieses Schlauches sind die Wände INNEN und AUSSEN sowie der Zwischenraum in der MITTE zwischen den Wänden. Sekundäre Orientierungen sind EINGANG und AUSGANG, die man auch ORAL und ABORAL nennt, was mundwärts und afterwärts bedeutet. Analoge Namen sind ROSTRAL (schnabelwärts) und CAUDAL (schwanzwärts) oder bei aufrechter Haltung OBEN und UNTEN. Die tertiären Orientierungen sind VORN / HINTEN, RECHTS / LINKS.

    Die Achse durch den oralen und aboralen Pol kann senkrecht, waagerecht und in jeder Neigung dazwischen sowie in jeder Krümmung gedacht werden. Sie verrät viel über den Inhaber. Klassisch unterscheidet sich die krumme Achse des Homo supressus in der Despotie von der Orthopädie des aufrechten Ganges eines Freien.

    Der eben beschriebene Schlauch Mensch bewegt sich nicht nur durch die Welt, sondern er bewegt auch die Welt durch sich, und zwar hindurch. Das tut er auf dem Wege des Stoffwechsels mit folgendem Ergebnis. Meine Berechnungen beruhen auf der Weltbevölkerung vom 8.12.2001 20:32. Zu dieser Zeit waren es lt. Internet[1] 6.185.969.436 Leute – im Januar 2015 bereits über 1 Milliarde mehr. Unterstellt man, dass jeder pro Tag bescheidene 2,5 l Wasser[2] und 505g feste Nahrung zu sich nimmt, ergibt das einen Jahresverbrauch von 5,6 Mrd mWasser und 1,14 Mrd t feste Stoffe.

    Auf der anderen Seite gibt die Weltbevölkerung auch wieder etwas zurück. Nämlich an Flüssigkeit jährlich – wenn man jedem 1,5 l Tagesproduktion unterstellt und Schweiss, Tränen sowie andere Kleinstmengen nicht mitrechnet ‑ rund 3,4 Mrd m3. Das entspricht dem 15,75-fachen von Deutschlands grösstem Stausee, der Bleilochtalsperre. Es entspricht auch mehr als einer halben Million schweren Güterzügen, die 10 mal um den Äquator reichen würden[3]. Bei den Feststoffen – die Tagesleistung sei ohne Hautschuppen, Haare oder Nägel 300g ‑ kommen wir auf runde 677 Mio t/Jahr. In green-bewegten Reports vermisse ich Hinweise auf derartige Emissionen.

    Zu alldem werden jährlich schon in Ruhe 853 Mrd m3  CO2 ausgeatmet, das sind 1,5 Mrd t und immerhin knapp 7% der industriellen Emission, die ihrerseits bei 21,8 Mrd t[4] liegt. Bei körperlicher Belastung aber kann das Atemzeitvolumen bis über das 22-fache steigen, was Jogger zu Umweltsündern macht. Als Durchschnitt dürfte das 4-fache bei weitem nicht zu hoch gegriffen sein. Ich frage daher: Wo bleibt das Verbot des Ausatmens oder wenigstens seine Besteuerung? Ferner ist zu bedenken, dass der aborale Pol der Menschheit jährlich 1,35 Mrd m3 durchaus unedler Gase abgibt, darunter N2, H2, CH4, CO2 – die letzten beiden sind Treibhausgase. Es ist geradezu ein Skandal, dass die Energieträger Methan (CH4) und Wasserstoff (H2) nicht ins öffentliche Netz gespeist werden. An diesem Punkt muss das Energiegesetz dringend nachgebessert werden.           00:06:35:00

     

    [1] http://www.dsw-online.de/cgi-bin/count.pl

    [2] Werte für Ein- und Ausfuhr aus: 1) Schmidt R F, Tews G (Hrsg.): Physiologie des Menschen. Berlin: Springer, 1993 und 2) Silbernagl S, Despopoulos A (Hrsg.): Taschenatlas der Physiologie. Stuttgart: Thieme, 1991

    [3] 566.667 Züge zu je 6.000t und 700m Länge = 396.667km = 10x Äquator

    [4] http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=28499

  • Nach dem Originaltext folgt die deutsche Übersetzung von Dietrich Weller

     

    Gratitude

    Simon - Gratitude

    XU WEI ( 1521-1593)

     Once upon a time, in the small village of Zhèng in the province of Szechwan there lived a peasant called NONG.

    In this huge territory grew bamboo forests. A bamboo plant is not
    just a simple plant; it plays a major role in the life of the people of Szechwan. They live in bamboo houses, they are clothed in gowns made from bamboo, and for food, besides rice, they eat tender bamboo shoots. Bamboo grows very fast and needs no care whatsoever. When the villagers chop the bamboo down, it grows back again, but quicker than any other plant. Even the strong winds cannot destroy it. Tempests may bring any big tree down, but the bamboos only bend and bow. When the wind passes the bamboos just return upright once again.

    The following description is written by NONG’s grandson who is the sole person in the whole village able to write simple Chinese characters.

    “All villagers are grateful to the bamboo plants. However; my grandfather

    NONG is exceptional. He listens to the whispers of the rustling bamboo leaves, and talks to them. Through the passage of time, my grandfather decided to do something special for the bamboo plants. His thoughts were “What would make the bamboo plants happy?”

    For the answer to this thorny question, he decided to consult an old master, who leads a secluded life on mountain TIEN. After twenty eight days of vigorous walking, my grandfather arrived at the hut of the old master, He accepted a cup of tea which the master offered him on his arrival, and asked him

    Master Xi, the bamboos overwhelm us with all their gifts The bamboo just gives and gives just like a mother who gives everything to her children, knowing that her children are not in position to give her anything in return, except their love and smiles.

    How could I, a humble peasant, express my gratitude and donate something to the bamboo apart my smile?

    Master   replied: “The quality of life begins with bamboo and ends with bamboo. The Study of the meaning in life begins with familiarity and ends with mastery. A meaningful life is defined in relationship with bamboo. Bamboo is like a human being, standing poised between heaven and earth. However, it grows fast, high, towards the light and heaven. The growing bamboo looks towards the light and deduces its desire to unify with heaven.

    It should fly, and describe to all other plants what heaven is.

    没有比鸟飞得更远的动物(No other creature can fly as far as birds).

    To make a bamboo happy, let it fly high in the sky. To do this, then create flat kites of bamboo and paper. Construct these kites in the form of a bird and fit them with whistles to make musical sounds while flying. Then fly these kites high over the bamboo forests.“

    My grandfather returned home, and after many trials, he created a kite of bamboo and paper, apt to fly. Afterwards, he invited all the villagers to make identical kites. Countless bamboo kites, helped by a strong breeze, flew in the sky over the bamboo forests .Their tails equipped with whistles made sounds of bird’s songs, and the kites greeted heaven from all the bamboo forests.

    Before the astonished eyes of the crowd of kite constructors, the bamboos of the forests bowed, as a sign of gratitude, towards my grandfather, who adored the bamboos.

    Dr. med. André Simon   ©Copyright

     

    Dankbarkeit

    übersetzt von Dietrich Weller

    Vor langer Zeit lebte in dem kleinen Dorf Zheng in der Provinz Szechwan ein Bauer namens Nong.

    In diesem weiten Gebiet wuchsen Bambuswälder. Bambus ist nicht nur einfach eine Pflanze; er spielt im Leben der Menschen in Szechuan eine Hauptrolle. Sie leben in Bambushäusern, sie sind mit Umhängen aus Bambus bekleidet, und als Nahrung essen sie neben Reis zarte Bambussprossen. Bambus wächst sehr schnell und erfordert überhaupt keine Pflege. Wenn die Dorfbewohner den Bambus kurz schneiden, wächst er wieder nach und zwar schneller als jede andere Pflanze. Sogar die starken Winde können ihn nicht zerstören. Stürme können jeden großen Baum umwehen, aber die Bambusstängel biegen und beugen sich nur. Wenn der Wind vorbei ist, richten sich die Stängel einfach wieder senkrecht auf.

     

    Die folgende Beschreibung wurde von Nongs Enkel verfasst, der die einzige Person im ganzen Dorf ist, die einfache chinesischer Schriftzeichen schreiben kann.

    „Alle Dorfbewohner sind den Bambuspflanzen dankbar. Mein Großvater Nong jedoch ist außergewöhnlich. Er hört dem Flüstern der raschelnden Bambusblätter zu und redet mit ihnen. Im Laufe der Zeit entschloss sich mein Großvater, für die Bambuspflanzen etwas Besonderes zu tun. Er überlegte sich: `Was würde die Bambuspflanzen glücklich machen?`

    Um diese knifflige Frage zu beantworten, beschloss er, einen alten Meister zu befragen, der ein abgeschiedenes Leben auf dem Berg Tien führt. Nach achtundzwanzig Tagen Gewaltmarsch kam mein Großvater an der Hütte des alten Meisters an. Er nahm eine Tasse Tee an, die der Meister ihm bei seiner Ankunft anbot, und fragte ihn:

    `Meister Xi, der Bambus überwältigt uns mit all seinen Gaben. Der Bambus schenkt und schenkt genau wie eine Mutter ihren Kindern alles gibt in dem Wissen, dass ihre Kinder nicht in der Lage sind, ihr irgendetwas zurückzugeben außer ihrer Liebe und ihrem Lächeln. Wie könnte ich, ein demütiger Bauer, meine Dankbarkeit ausdrücken und dem Bambus etwas schenken außer meinem Lächeln?`

    Der Meister antwortete: `Die Lebensqualität beginnt und endet mit dem Bambus. Das Erfahren des Sinns im Leben beginnt mit Vertrautheit und endet mit Meisterschaft. Ein sinnvolles Leben wird bestimmt durch die Beziehung zum Bambus. Der Bambus ist wie ein menschliches Wesen, das selbstbewusst zwischen Himmel und Erde steht. Aber er wächst schnell hoch zum Licht und Himmel. Der wachsende Bambus schaut zum Licht und bezieht von dort sein Streben, sich mit dem Himmel zu vereinen.

    Er sollte fliegen und allen anderen Pflanzen beschreiben, was Himmel bedeutet.

    没有比鸟飞得更远的动物

    (Kein anderes Lebewesen kann so weit fliegen wie Vögel.)

    Um einen Bambus glücklich zu machen, lass ihn hoch in den Himmel fliegen. Um das zu erreichen, entwickle flache Drachen aus Bambus und Papier. Konstruiere diese Drachen in Vogelform und statte sie mit Pfeifen aus, damit sie im Flug musikalische Geräusche machen. Dann lass diese Drachen hoch über den Bambuswäldern fliegen.`

    Mein Großvater kehrte nach Hause zurück und schuf nach vielen Versuchen einen Drachen aus Bambus und Papier, der fähig war zu fliegen. Danach lud er alle Dorfbewohner ein, identische Drachen zu bauen. Zahllose Bambusdrachen flogen mit Hilfe einer starken Brise über die Bambuswälder. Ihre Schwänze, die mit Pfeifen ausgestattet waren, machten Geräusche wie Vogellieder, und die Drachen grüßten den Himmel von allen Bambuswäldern.

    Vor den erstaunten Augen der Drachenbauer verbeugten sich die Bambusstängel der Wälder als Zeichen der Dankbarkeit vor meinem Großvater, der die Bambuspflanzten anbetete.“

  • Nicht nur zum Waschen….

    Vom Wasser in der Antike

     

               Wamser-Krasznai -Wasser Bild 1

     

                    Bild 1: Salvom lavisse, bene lava – „Angenehmes Baden!“
    Mosaiken in Sabratha/Libyen. Photo der Verfasserin, 2009

    In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam ein Liedchen auf, dessen Refrain „Wasser ist zum Waschen da, falleri und fallera…..“ im Handumdrehen Karriere als Ohrwurm machte. Der ausführliche Text geht populär persiflierend auf einige der wichtigsten Aspekte des Wassers ein.

    Sehen wir uns daraufhin bei den antiken literarischen Quellen um, so lesen wir bei Platon von der Einteilung der Erdbewohner in solche, die innerhalb und andere, die außerhalb der Säulen des Herakles[1] leben (Plat. Kritias 108 e), nämlich die Einwohner von Attika und Atlantis. Dem ersteren, griechischen, Lande gab Zeus Jahr für Jahr reichlich Wasser, das aber nicht wie heute von der nackten Erde ins Meer abfloss, sondern vom Erdreich aufgenommen wurde und sich zusätzlich in Hohlräumen sammelte. Überall gab es „Ströme von Quellwassern und Flüssen. An ihren ehemaligen Quellen auch jetzt noch erhaltene Heiligtümer…“ (Plat. Kritias 111 d). Er geht dann zu den Verhältnissen in Atlantis über, einer Insel, die im Losverfahren dem Bruder des Zeus, Poseidon, zugefallen war. Auch dort quoll kaltes und warmes Wasser aus dem Boden, „wobei jedes von beiden nach Wohlgeschmack und Güte … für den Gebrauch wunderbar geeignet war … und sie schufen ringsum Wasserbassins, die teils unter freiem Himmel lagen, teils überdachte Winterbassins für die warmen Bäder, und zwar getrennt für die Könige und die Privatleute, ferner für die Frauen (sic!), weitere für Pferde und die übrigen Zugtiere…“ (Plat. Kritias 117 a. b).

    Wir hören vom Geschmack des Trinkwassers, von üppiger Vegetation und blühender Viehzucht in ihrer Abhängigkeit vom Wasser, aber auch von Badebecken mit kaltem und warmem Wasser, das nicht nur den Einwohnern, getrennt nach Geschlechtern und sozialem Stand, sondern auch den größeren Nutztieren zur Verfügung stand (Plat. Kritias 111 b. c). Zudem erfahren wir von den Kultorten in der Nähe der Quellen, wo man die Gottheiten, die das Leben spendende Wasser schenken[2], verehrt.

     

    Trinkwasser

    Qualvoll ist es, nicht trinken zu können, wenn man Durst hat. So übel ergeht es dem Frevler Tantalus, der zur Strafe im Tartaros unablässig am Trinken gehindert wird:

    „Dürstend stand er und konnte es doch nicht erreichen.
    Denn sooft er sich bückte, der Greis, im Wunsche zu trinken,
    zog sich das Wasser zurück und verschwand, und unter den Füßen zeigte sich schwarze Erde. Ein Dämon machte sie trocken.“ (Hom. Od. 583-586)

    Zu den frühen Schriften, die im Umkreis des Hippokrates entstanden, zählt die Abhandlung „Über Luft, Wasser und Orte“, auch „Über die Umwelt“ genannt. Darin wird dem in einer fremden Stadt Ankommenden empfohlen, genau zu „überlegen, …wie es mit den Gewässern steht, ob die Menschen sumpfiges oder weiches Wasser trinken oder hartes, das von felsigen Höhen fließt, oder salziges und schwerverdauliches…“[3].

    Keine Wasserart war in der Antike so hoch geschätzt wie das Quellwasser. Die Entnahmestelle, Krene, wurde durch eine Einfassung geschützt. Schöpf- und Laufbrunnen[4] entstanden. Man legte überdachte Reservoirs, Gefälleleitungen, steinerne Kanäle und Rohrleitungen an. Letztere bestanden  überwiegend aus Ton oder  Blei[5]. Trinkwasser für Rom und Italien war vor allem zur Zeit des Trajan (109-117 n. Chr.) ein kaiserliches Anliegen. Zum Teil musste das kostbare Nass mittels Aquaedukten über weite Strecken herangeführt werden. Es gab einen Wasserdirektor, den curator aquarum, und man feierte die Fontinalia zu Ehren des Quellgottes Fons, der in Rom Staatskult genoss[6].

     

    Wamser-Krasznai-Wasser Bild 2

     

    Bild 2:  Aquaedukt von Olbia Diokaisarea, Kilikien, 2. Jh. n. Chr.
    Aufnahme der Verfasserin, 2013

     

    Reinigendes Wasser

    Über die Wohltat des Bades ergeht sich Homer in ausführlichen Schilderungen. Dem staubigen, verschwitzten Gast bietet der Gastgeber neben Speise und Trank auch warme Bäder und frische Kleider.

    Und so

    „Stiegen sie ein zum Bad in die wohlgeglätteten Wannen.“ (Hom. Od. 4, 48)
    „Und eine Dienerin brachte in schöner goldener Kanne Handwaschwasser und netzte damit über silbernem Becken Ihnen die Hände….“ (Hom. Od. 4, 52 f.)

    Letzteres entsprach wohl eher einem Ritual als übertriebenem Reinlichkeitsbedürfnis. Auch die Fußwaschung, die das Behagen des Gastes erhöht, ist Teil des Begrüßungszeremoniells:

    „…Und die Alte ergriff die blinkende Wanne,
    Die zum Waschen der Füße diente, und füllte viel
    Kaltes Wasser hinein und schöpfte dann warmes dazu…“

    (Hom. Od. 19, 386-88)

     

    Wamser-Krasznai Wasser Bild 3

                         Bild 3: Eurykleia bei der Fußwaschung des Odysseus
    Nach Furtwängler-Reichhold 1904, Taf. 142[7]

    Draußen erfreuen sich Nausikaa und ihre Freundinnen am fließenden Wasser:

    Und sie badeten sich und salbten sich mit dem Salböl

    …..bis die Gewänder vom Strahle der Sonne getrocknet (Hom. Od. 6, 96).

    Zuweilen entwickelt das Reinigungsbad geradezu therapeutische Eigenschaften:

    „Als das Wasser dann heiß im blanken erzenen Kessel,
    Setzte sie (Kirke) mich ins Bad und goss es aus mächtigem Dreifuß
    Mir mit duftenden Kräutern vermischt übers Haupt und die Schultern,Bis sie mir die verzehrende Mattheit nahm von den Gliedern.“

    (Hom. Od. 10, 360-365)

     

    Wamser-Krasznai Wasser Bild 4

    Bild 4: aus Amathous/Zypern, 7./6. Jh. v. Chr.
    nach Karageorghis 1995, 140-142 Taf. 81, 1

     

    Noch deutlicher wird das in der Ilias:
    Nestor lässt ein Bad für Machaon richten:

    „Bis dass ein warmes Bad Hekamede mit kräftigen Flechten
    Für dich wärmt und abwäscht den blutigen Schorf von der Wunde.“

    (Hom. Il. 14, 6)[8].

    Achill lehnt zum Zeichen der Trauer die Wohltat des Bades ab,

    „Ehe Patroklos nicht ist verbrannt und das Mal ihm geschüttet“

    (Hom. Il. 23, 39-45)

    Erst danach erlauben die Gebräuche,
    „Einen Dreifuß ans Feuer zu stellen, um zu versuchen,
    Den Peliden rein zu waschen vom blutigen Schorfe.“

    Wasser in Mythos und Kult

    Berühmte Orakel gehen direkt von einer Quelle aus. Es… „befindet sich in den Trümmern von Hysiai (im Gebiet von Platiai / Böotien)…ein heiliger Brunnen; einst holte man sich …aus dem Brunnen durch Trinken Orakel“ (Paus. IX 2, 1). Auch an anderen Orten wird die Kraft der Weissagung durch einen Trunk aus einem Brunnen oder einer Quelle verliehen[9]. Hellseherische Begeisterung ist eine Gabe der Nymphen[10]. Die überwältigende Erfahrung der Ergriffenheit durch die Nymphen, der Nympholepsie, vermag die Menschen mitzureißen und in Verzückung zu versetzen. Als Folgen einer Erweiterung des Bewusstseins und geschärfter Wahrnehmung können sich besondere rhetorische Fähigkeiten[11]  und gesteigerte Ausdruckskraft einstellen[12]. Der schöne Jüngling Hylas freilich wird von den Nymphen in Persona ergriffen und in die Tiefe gezogen[13].

    Aus der engen Beziehung des göttlichen Geschwisterpaars Artemis und Apollon zur Reinheit ergibt sich deren Affinität zu allen strömenden Gewässern. Das begann bereits vor der Geburt der Zwillinge, da Leto, die von der eifersüchtigen Hera verfolgte werdende Mutter, die thessalischen Nymphen um Fürsprache beim Flussgott Peneios bat, damit dieser seine Fluten anhielt und ihr so die ruhige Geburt im Flussbett ermögliche (Kall. h. in del. 109). Später gehörten zahlreiche Nymphen zu den dienenden Begleiterinnen der Artemis[14]. Wasser ist heilig, da es jede Art von Befleckung wegzunehmen vermag[15]. Auch zu den Asklepieia[16] gehört die Nähe von Quellhäusern und Brunnenanlagen, denn: „Rein muss sein, wer in den duftenden Tempel tritt, rein sein ist aber, heilige Gedanken zu haben“[17]. Plutos (= der reiche Mann) begibt sich, nachdem er sich durch Baden im Meer gereinigt hat, mit seinen Begleitern in den heiligen Bezirk des Asklepios, wo die Opfer, Honigkuchen und anderes Backwerk, auf dem Heiligen Tisch deponiert werden (Aristoph. Plut. 660-663).

    Ein Trunk aus den Wassern der Lethe endlich lässt die Verstorbenen ihre Erdenschicksale vergessen, auf dass ihnen die Ruhe des Hades zuteilwerde[18].

    Wasser und Heilwässer zu therapeutischen Zwecken

    Frühe Spuren des Gebrauchs von Heilwässern finden sich in Griechenland und seinen westlichen Kolonien in den Gegenden, die über zahlreiche „gesunde Flüsse“ und natürliche, durch Calor, Odor und Color[19] auffällige Quellen verfügen[20].  „Am blauesten ist das Wasser, das ich an den Thermopylen sah, aber nicht alles, sondern nur das, das in das Schwimmbecken fließt, das die Einheimischen ‚Frauenwannen‘ nennen“ (Paus. IV, 35, 9).

    Auch Herodot wusste davon:

    „Im Westen der Thermopylen…gibt es warme Quellen, die die Einheimischen ‚Kochtöpfe‘ nennen“ (Hdt. VII, 176, 3)[21].

    In der Argolis steigt Süßwasser aus dem Meer auf (Paus. VIII, 7, 2), aber vor Dikaiarcheia (Puteoli=Pozzuoli) im Etruskerland“ gebe „es kochendes Wasser im Meer und eine künstliche Insel dafür, damit auch dieses Wasser nicht ungenutzt bleibe, sondern ihnen zu warmen Bädern diene“ (Paus. VIII, 7, 3).

    Doch Hippokrates warnt: „Wo warme Gewässer aus dem Boden kommen oder Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Schwefel, Vitriol, Erdpech oder Natron vorhanden sind – solches Wasser halte ich zu jeder Verwendung für schlecht.“ (Hippokr. Schriften „Über Luft, Wasser und Ortslagen“)[22]. Bittere Erfahrung machte ein Athener, der an Pachydermie und Juckreiz litt: …„dabei war die Haut dick über den ganzen Körper und sah wie die Schuppenflechte (lepra) aus; an keinem Körperteil konnte man die Haut abheben wegen ihrer Dicke…“. Er „reiste nach Melos, wo die warmen Bäder sind; hier genas er vom Juckreiz und von der Dickhäutigkeit (pachydermia), starb aber an der Wassersucht“. (Hippokr. Schriften „Über die epidemischen Krankheiten“) [23]. Das ist nicht gerade  ermutigend. Mehr Hoffnung macht 500 Jahre später Pausanias:

    „In Samikon[24] ist eine Höhle nicht weit vom Fluss, die Höhle der anigridischen Nymphen genannt. Und wer mit der Weißfleckenkrankheit hineingeht, muss zuerst zu den Nymphen beten und ihnen ein Opfer geloben, und dann lösen sich die kranken Stellen des Körpers ab. Wenn er den Fluss durchschwimmt, lässt er jenen Schaden in seinem Wasser zurück und steigt gesund und mit gleichmäßiger Hautfarbe heraus“ (Paus. V, 5, 11).

    Die elischen Nymphen werden gleich göttlichen Ärztinnen verehrt:

    „Gegen 50 Stadien von Olympia entfernt liegt das elische Dorf Herakleia und dabei der Fluss Kytheros; eine Quelle ist da, die in den Fluss mündet, und ein Nymphenheiligtum an der Quelle. Jede der Nymphen hat ihren besonderen Namen“ (Paus. VI, 22, 7). Eine von ihnen trägt den sprechenden Namen Iasis, die Heilende. „Wenn man in der Quelle badet, erlangt man Heilung von Erschöpfung und verschiedenen Schmerzen…“

    Neben den zahlreichen Heilnymphen war es besonders Herakles, der Heros der Arbeit, den man als Schirmherrn der Heilquellen verehrte. Unter seinem Schutz (oder dem des Asklepios?)[25] steht wohl auch die Magnesium-Sulfat-Therme von Himera auf Sizilien. Noch heute sei das 42o C warme Wasser in Gebrauch[26]. Eine um 420 v. Chr. geprägte Münze zeigt die Ortsnymphe bei der Libation vor einem Altar[27] sowie einen Satyr, der seine linke Schulter dem scharfen Strahl  aus dem Löwenkopf-Wasserspeier aussetzt. Wir wollen für den kleinen Trabanten des Dionysos hoffen, dass er nicht an einer akuten Gelenkentzündung litt – dann könnte nämlich der Nutzen des „Blitzgusses“[28] leicht auf Seiten des behandelnden Arztes sein statt auf der des Patienten!

     

    Wamser-Krasznai Wasser Bild 5

    Bild 5: Silbernes Tetradrachmon, 430/420 v. Chr.
    nach Franke 1964, 44 f. Taf. 22 a

    Ergötzliches Wasser. Baden als Lustgewinn

    In Rom wurde das Badewesen, das in republikanischer Zeit als moralisch nicht akzeptabel galt[29], zunächst mit Vorbehalt aufgenommen. Zwar hatte Scipio Africanus, der Sieger über Hannibal, in seiner Villa im kampanischen Liternum, in die er sich Anfang des 2. Jhs. v. Chr. zurückzog, ein kleines privates Bad, doch stand dieses in krassem Gegensatz zu dem Badeluxus, den man 250 Jahre später für selbstverständlich hielt[30]. 33 n. Chr. gab es in Rom bereits 170 öffentliche Bäder.

    Wamser-Krasznai Wasser Bild 6

                Bild 6: Hypokausten in der Hafentherme in Leptis Magna/Libyen
    Aufnahme der Verfasserin, 2009

    Zu Zeit des Scipio erfreuten sich die Griechen bereits einer entwickelten Badekultur. Es gab Gemeinschaftsbäder mit Sitzwannen und Schwitzbad, Duschen und Becken, und auch ihre Sport- und Bildungsstätten, die Gymnasien, waren mit Badeanlagen ausgestattet. Durch Perfektionierung und Standardisierung der im griechisch-hellenistischen Kulturraum entwickelten Bodenheizungen und Badeanlagen[31] entstand ein Ambiente, das man sich ohne kostbare Marmorintarsien, Glasmosaiken und  Nachbildungen berühmter griechischer Skulpturen nicht vorstellen konnte: die römische Therme.

    Überkam den Badegast ein menschliches Rühren, so brauchte er einen angefangenen Dialog deshalb nicht zu unterbrechen. Latrinen waren Gemeinschaftsräume, Stätten der Kommunikation. Man konnte das WC, das von ständig fließendem Wasser durchspült wurde, in Gesellschaft betreten und,   immerfort diskutierend, alle notwendigen Geschäfte dabei erledigen.

    Wamser-Krasznai Wasser Bild 7

                   Bild 7: Latrine in der Hafentherme von Leptis Magna/Libyen
    Photo der Verfasserin, 2009

    Für die Ableitung des Brauchwassers hatte man in Rom schon frühzeitig gesorgt, und zwar wie es die Überlieferung will durch die Ingenieure des etruskischen Königs Tarquinius Priscus, der die Cloaca maxima erbauen ließ. Aus dem unterirdischen Kanal wurde der flüssige Dreck – wohin wohl – natürlich direkt in den Tiber entsorgt. Das wird uns doch nicht überraschen? Betrachten wir nur einmal die Wasser der heutigen „schönen blauen Donau“ oder die des ebenso schönen Rheines!

    Wamser-Krasznai Wasser Bild 8

    Bild 8: Rom, Mündung der Cloaca maxima in den Tiber
    Zustand 1958, Photo der Verfasserin

    Übrigens handelt es sich bei der berühmten Bocca della verità in der römischen Kirche Santa Maria in Cosmedin möglicherweise um einen Kanaldeckel dieser Kloake[32].

    Bereits in der frühen Römischen Kaiserzeit wuchs die Neigung zu Luxuria atque avaritia, Luxus und Habgier. Ausgehend von der Hauptstadt verbreitete sie sich über die Villenvororte vor allem in der kampanischen Küstenregion, den „goldenen Strand der Venus“ (Mart. Epigrammata XI, 80)[33]. Dort entwickelte sich Baiae zu einem ebenso beliebten und „schicken“ Modebad wie sehr viel später Bad Ischl zur Zeit der Donaumonarchie. In mancher Hinsicht freilich dürfte das kampanische Seebad das k. und k. Landstädtchen im Salzkammergut übertroffen haben. Wenn wir Martial und seinen dichtenden und schriftstellernden Zeitgenossen glauben wollen, so geriet Baiae nicht nur zu einem Zentrum der Üppigkeit und Schwelgerei, sondern auch zu einem wahren „Sündenbabel“. Wohlanständige  Ehefrauen, die als keusche Penelope gekommen waren, verließen den Ort der Freuden nicht selten als kapriziöse Helena mit einem Paris im Gefolge (Mart. 1, 63) [34].

    „Ihr trinkt sogar verschiedenes Wasser!“ (Juv. V 52) geißelt Juvenal „die neumodische Verbindung von übertriebenem Luxus mit schmutzigem Geiz“. Es war nämlich durchaus üblich, die Teilnehmer am Gastmahl ihren sozialen Stellungen entsprechend zu bewirten. Sich selbst und erlesenen Freunden ließ der Gastgeber Delikatessen auftragen. Für geringere Freunde war eine einfachere Bewirtungsklasse vorgesehen und eine dritte noch schlichtere für die Freigelassenen (Plin. Epist. II 6, 2 und 6)[35]. Doch vor erfahrenen ‚Symposiums-Haien‘ und dickfelligen Schnorrern vermochte das System den vermögenden Gastgeber nicht zu schützen.

    Moderne Spa-Abteilungen und Wellness-Oasen in ehrgeizigen zeitgenössischen Hotels versuchen, sich dem Fluidum und den Attraktionen des „goldenen Strandes“ der römischen Kaiserzeit anzunähern, ganz im Gegensatz zu den heutigen Rehabilitations-Einrichtungen mit ihrer Atmosphäre von Ehrgeiz und Leistung. Übrigens bedeutet das Wort Spa weder eine Verstümmelung von Spa-ß-bad, noch handelt es sich um historisierende Abkürzungen wie „Sanus per Aquam, Salus per Aquam oder Sanitas per Aquam (Gesundheit durch Wasser). Das wäre zwar durchaus passend, aber nein, Spa hat seine Bezeichnung vom gleichnamigen belgischen Badeort, von dem ausgehend das Wort Spa seit dem 17. Jh. in Britannien für Mineralquellen und dann ganz allgemein als englisches Synonym für unser deutsches „Bad“ gebraucht wurde. Also nachgestellt, Bath Spa entsprechend Bad Nauheim?

    Antike Bade- und Tafelfreuden gingen Hand in Hand. Man ließ seinen Rausch im Schwitzbad verfliegen, holte sich dort neuen Durst oder verlegte das weitere Zechen gleich ganz in die Therme[36]. Kein Wunder, dass es das folgende Distichon[37] zur Grabinschrift brachte:

    Balnea, vina, venus corrumpunt corpora nostra,
    sed vitam faciunt balnea vina venus.

    „Die Bäder, die Weine, die Liebe: sie richten den Körper zugrunde.
    Doch sie sind auch das Leben: Die Bäder, die Liebe, der Wein“[38].

    Abgekürzt zitierte Literatur:

    Benedum 1985: J. Benedum, Physikalische Medizin und Balneologie im Spiegel der Medizingeschichte, Zeitschrift für Physikalische Medizin, Balneologie und Medizinische Klimatologie 14, 1985, 141-159, hier 144

    Benedum 1994: J. Benedum, Die Therapie rheumatischer Erkrankungen im

    Wandel der Zeit (Stuttgart 1994)

    Brödner 1983: E. Brödner, Die römischen Thermen und das antike Badewesen (Darmstadt 1983)

    De Haan 2007: N. de Haan, Luxus Wasser. Privatbäder in der Vesuvregion, in: R. Aßkamp – M. Brouwer – J. Christiansen – H. Kenzler – L. Wamser (Hrsg.), Luxus und Dekadenz. Römisches Leben am Golf von Neapel (Mainz 2007), 122-137

    Dierichs 2007: A. Dierichs, Am goldenen Strand der Venus, in: R. Aßkamp – M. Brouwer – J. Christiansen – H. Kenzler – L. Wamser (Hrsg.), Luxus und Dekadenz. Römisches Leben am Golf von Neapel (Mainz 2007), 31-41

    E. Diez, Quellnymphen, in: Festschrift Bernhard Neutsch (Innsbruck 1980) 103-108

    Franke 1964: P. R. Franke – M. Hirmer, Die griechische Münze (München 1964)

    Hähner-Rombach (Hrsg.), „Ohne Wasser ist kein Heil“. Medizinische und kulturelle Aspekte der Nutzung von Wasser (Stuttgart 2005)

    Heinz 1983: W. Heinz, Römische Thermen. Badewesen und Badeluxus (München 1983)

    Kapferer-Sticker 1934-39: R. Kapferer – G. Sticker (Hrsg.), Die Werke des Hippokrates. Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung (Stuttgart 1934-39)

    Karageorghis 1995: V. Karageorghis, The Coroplastic Art of Ancient Cyprus IV. The Cypro-Archaic Period. Small Male Figurines (Nicosia 1995)

    Klöckner 2001: A. Klöckner, Menschlicher Gott und göttlicher Mensch? Zu einigen Weihreliefs für Asklepios und die Nymphen, in: R. von den Hoff – St. Schmidt (Hrsg.), Konstruktionen von Wirklichkeit. Bilder im Griechenland des 5. Und 4. Jahrhunderts v. Chr. (Stuttgart 2001)121-136

    Krug 1985: A. Krug, Heilkunst und Heilkult (München 1985)

    Laser 1983: S. Laser, Medizin und Körperpflege, ArchHom S, 1983

    Ninck 1960: M. Ninck, Die Bedeutung des Wassers im Kult und Leben der Alten (Darmstadt 1960)

    Pfisterer-Haas 2009: S. Pfisterer-Haas, Ammen und Pädagogen, in: Alter in der Antike, Bonn 25.2.2009-7.6.2009, 69-80

    Rook 1992: T. Rook, Roman Baths in Britain (Buckinghamshire 1992)

    Simon 31985: E. Simon, Die Götter der Griechen (München 31985)

    Simon 2000: E. Simon, Römische Wassergottheiten, AW 3, 2000, 247-260

    Steger 2005: F. Steger, Wasser in Kult und Medizin des Asklepios, in: S. Hähner-Rombach (Hrsg.), „Ohne Wasser ist kein Heil“ (Stuttgart 2005) 36-43

    Tölle-Kastenbein 1990: R. Tölle-Kastenbein, Antike Wasserkultur (München 1990)

    Steudel 1960: J. Steudel, Heilbäder und Heiltempel der Antike, Münchener Medizinische Wochenschrift 102/11, 1960, 513-519

    Wamser-Krasznai 2006: W. Wamser-Krasznai, Frau „Kur“ und ihr Schatten, oder: Badelust von der Antike bis heute, Orthoprof 02/2006, 38-40

    Wamser-Krasznai 2012: W. Wamser-Krasznai, Wie man sich bettet…Lager und Lagern in antiken Heil-Heiligtümern, Les Études classiques 80, 2012, 55-72

    Wamser-Krasznai 2012/2013: W. Wamser-Krasznai, Wie man sich bettet…Lager und Lagern in antiken Heil-Heiligtümern, in: dies., Auf schmalem Pfad (Budapest 2012/2013) 55-71

    Wamser-Krasznai 2015: W. Wamser-Krasznai, Vom Alter im Altertum, in:  dies., Fließende Grenzen (Budapest 2015), 58-69

    Weeber, Baden 2007: K.-W. Weeber, Baden, spielen, lachen. Wie die Römer ihre Freizeit verbrachten (Darmstadt 2007)

    Weeber 2007: K.-W. Weeber, Luxuria, das „süße Gift“, in: R. Aßkamp – M. Brouwer – J. Christiansen – H. Kenzler – L. Wamser (Hrsg.), Luxus und Dekadenz. Römisches Leben am Golf von Neapel (Mainz 2007), 2-15

     

     

    [1] Der Felsen von Gibraltar und der Berg Dschebel Musa auf der gegenüber liegenden Seite in Marokko.

    [2] Diez 1980, 107.

    [3] Krug 1985, 46 Anm. 7.

    [4] Tölle-Kastenbein 1990, 21-37.

    [5] Dies. a. O. 84-92; anscheinend sind bereits Vitruv mögliche Gesundheitsschäden durch die Verwendung von Bleirohren aufgefallen, ders., de architectura VIII (de aquis) 6, 10 f.

    [6] Simon 2000, 255.

    [7] Pfisterer-Haas 2009, Abb. 25; Wamser-Krasznai 2015, 63 Bild 6.

    [8] Laser 1983, 138-143.

    [9] = Hydromantik, Tölle-Kastenbein 1990, 12 f.

    [10] Ninck 1960, 48.

    [11] Man denke an die Redegabe der Echo, Ov, met. 3, 356-369.

    [12] Klöckner 2001, 128; vgl. Plat. Phaidros 238 c. d.

    [13] Simon 2000, 255 Abb. 13, unter Hinweis auf Goethes Gedicht “Der Fischer”, dessen Schlusszeilen zum geflügelten Wort gerieten: “halb zog sie ihn, halb sank er hin und ward nicht mehr gesehn“.

    [14] Krause 1871, 143 f.

    [15] Simon 31985, 158 f.

    [16] Den Heiligtümern des Gottes Asklepios.

    [17] Porphyrius (De abstinentia 2, 19), für Epidauros überlieferte Inschrift, Krug 1985, 130; Wamser-Krasznai 2012, 66; dies. 2012/2013, 66; anders Steger 2005, 37: für Kos überliefert (?)

    [18] Ninck 1960, 104.

    [19] Wärme, Geruch, Farbe.

    [20] Benedum 1994, 125.

    [21] Benedum 1985, 147.

    [22] Kapferer-Sticker 1934-1939, Steudel 1960, 514; Benedum 1985, 144.

    [23] Kapferer-Sticker ebenda; Steudel ebenda;; Benedum 1985, 148.

    [24] In der Landschaft Elis, im Nord-Westen der Peloponnes.

    [25] Franke 1964, 44 f. Taf. 22 a.

    [26] Benedum 1985, 144.

    [27] Trankopfer.

    [28] Die mechanische und thermische Wirkung gezielter Wassergüsse wurde anscheinend seit 100 n. Chr. durch den Arzt Archigenes in größerem Umfang eingesetzt, Benedum 1985, 144. Diese Therapie hat, richtig angewendet, zwar noch heute ihren Stellenwert in der physikalischen Medizin, gehört aber längst nicht mehr zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen!

    [29] Rook 1992, 18.

    [30] Seneca, Epistulae morales ad Lucilium 86; De Haan 2007, 123-137.

    [31] Griechisches Hypokaustenbad 180-80 v. Chr., z. B. Brödner 1983, 8.

    [32] Tölle-Kastenbein 1990, 168 f. Abb. 107.

    [33] Dierichs 2007, 31.

    [34] Steudel 1960, 517.

    [35] Weeber, Baden 2007, 71-73.

    [36] Petr. 73, 3 ff.; Quint. inst. or. I 6, 44; Weeber, Baden 2007, 14 f.

    [37] Zweizeiler, aus einem Hexameter und einem Pentameter, die sich aus sechs bzw. fünf Hebungen zusammensetzen.

    [38] Nach CIL VI 15258 (Corpus lateinischer Inschriften).