Monat: Februar 2018

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    Krähen im kahlen Baum
    rufen mich
    wollen Futter
    Ich schaue nach oben
    schwarzblaue Silhouette
    gegen den wasserblauen Himmel
    mit Wolkengischtkronen

    Ich sehe einen Fisch

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    Ewig
    scheinen die Berge
    doch ist der wehende Wind
    nicht noch ewiger?

    Von ständigem Leben
    spricht der immergrüne Baum
    doch sind die kahlen Zweige
    die bald grüne Knospen zeigen
    nicht größere Hoffnungsträger?

    Erst in ständigem Wechsel
    zeigt sich die Dauer
    Das Leben wird ewig
    in seiner Wiederkehr!

     

  • Waltrud Wamser-Krasznai: Dem Tod ein Schnippchen schlagen

    Auch das Altertum hatte seine Alternativen zum Tod als unabdingbarem Schicksal. Das Sterben musste nicht endgültig sein; auf die eine und andere Weise ließ es sich umgehen, je nach Bedeutung und Verdienst des Verblichenen oder nach seiner verwandtschaftlichen bzw. wahl-verwandtschaftlichen Nähe zu einer Schutzgottheit. Medea z. B. war die Enkelin des Sonnengottes Helios, Achilleus der Sohn eines Sterblichen mit der Meeresgöttin Thetis, Herakles ein Sohn des Zeus mit einer Menschenfrau und Schützling der jungfräulichen Göttin Athena, während Asklepios, der Sohn einer sterblichen Mutter, den Apollon zum Vater hatte.

    Die Alternativen bestanden etwa in Vergöttlichung, Entrückung oder auch in  einer Wandlung.

     

    1. Vergöttlichung = Divinisierung = Apotheose:

    Asklepios, der griechische Heilgott schlechthin, ist in der homerischen Ilias noch kein Gott, sondern ein Sterblicher, nämlich ein untadeliger, ja ein unvergleichlicher Arzt[1]. Schon als Kind soll er Wunderdinge vollbracht haben. Es „verbreitete sich …die Kunde, der Knabe könne alles, was er wolle, an den Kranken heilen und auch die Verstorbenen auferwecken“[2]. Hygin berichtet in seinen Fabulae über die Erweckung des Hippolytos[3]. „Die Tragödiendichter und Pindaros … sagen…er habe sich für Geld gewinnen lassen, einen reichen Mann, der schon im Sterben gelegen, zu heilen, wofür er auch vom Blitz sei erschlagen worden… Wir aber…wollen ihnen das …nicht glauben; sondern wenn er des Gottes [Apollons] Sohn war, werden wir sagen, ging er gewiss nicht auf schnöden Gewinn aus; tat er aber dieses, so war er nicht des Gottes Sohn[4]“.

    Doch so berühmt Asklepios als Heil-Heros bereits ist – die ungeheure Hybris, Verstorbene zu erwecken, zieht den Tod nach sich. Zeus erschlägt ihn mit seinem Blitz[5].

    Gleichwohl entwickelt sich vor allem seit dem Ende des 4. Jhs. v. Chr. ein Kult, der sich geradezu rasant ausbreitet, und zwar ohne dass sich die Göttlichkeit des Asklepios, wie etwa die des Herakles, in einer Apotheose manifestiert. In Reliefs und Inschriften auf der sog. Telemachos-Stele ist die Gründung des Asklepios-Heiligtums in Athen um 420/419 v. Chr. konkret fassbar. Literarische Quellen zur Divinisierung des Heros fließen spärlich und stammen aus späterer Zeit. Bei Cicero heißt es: „Das Zusammenleben der Menschen und die allgemein übliche Gewohnheit…haben… den Brauch eingeführt, besonders verdiente Männer aufgrund ihres Ruhmes und aus eigenem Antrieb in den Himmel zu versetzen. Aus diesem Grund wird Herkules, werden Kastor und Pollux, Äskulap, ja auch Liber verehrt“, und: „…vor allem in Griechenland hat man viele Gottheiten menschlicher Abkunft[6].“ Auch Pausanias[7] äußert sich dazu: „Die Menschen waren damals nämlich wegen ihrer Gerechtigkeit und Frömmigkeit Gastfreunde und Tischgenossen der Götter…wie ja damals sogar aus Menschen Götter wurden, welche bis heute verehrt werden, etwa Aristaios, die kretische Britomartis, Herakles, der Sohn der Alkmene, und Amphiaraos…sowie Polydeukes und Kastor.“ Der antike Reiseschriftsteller sieht also die Vergöttlichung nicht geschlechtsspezifisch. Außerdem bringt er mit dem Heil-Heros Amphiaraos einen Vorläufer bzw. einen Aspekt des Asklepios ins Spiel.

    Dieser war mit seinem Kult offenbar in besonderer Weise dazu geeignet, die in klassischer Zeit veränderten menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Der „Heiler der Krankheit“, wie es im homerischen Hymnos[8] heißt, trägt in weitaus stärkerem Maße als die anderen Götter menschliche Züge. Asklepios wendet sich dem Individuum und seinen Nöten helfend zu, er ist ein Gott, der „Hand anlegt“[9]. Es kam sogar zu Kultübertragungen. In Troizen wurde  Hippolytos im Kultbild des Asklepios, das Timotheos arbeitete, weiter verehrt[10].

    Heros und Apotheose:

    Nach einem überaus abenteuerlichen Leben wirft sich Herakles, um seine Qualen zu beenden, in den auf seinen Wunsch errichteten Scheiterhaufen. In den reinigenden Flammen werden seine Glieder göttlich[11] und die Olympier nehmen ihn auf in ihre Reihen.

     

    Weiterleben im regionalen Kult:

    Etwas anders als beim Vater liegt die Sache bei den Asklepios-Söhnen, „gute Ärzte, die zwei, Podaleirios und auch Machaon[12]. Nach Pausanias, der sich auf die kleine Ilias beruft, stirbt Machaon durch die Hand des trojanischen Bundesgenossen Eurypylos[13], nach einer anderen „sehr abgelegenen“ Version[14]  durch die Amazonenkönigin Penthesileia, die mit ihren Kriegerinnen ebenfalls zur Unterstützung der Trojaner herbeieilt. Sein Leichnam wird von Nestor, der dem untröstlichen Bruder Podaleirios „mit großer Zuwendung“ beisteht[15], nach Gerenia in Messenien überführt und dort bestattet. An seinem Grabmal erweist man ihm kultische Ehren. Als die Adoranten dort Linderung von Krankheit erfahren, entsteht bald ein bedeutendes Heiligtum[16]. So lebt Machaon als Heros Iatros weiter in einem regionalen Kult[17].

     

    2. Entrückung:

    Achilleus ist als Zögling des weisen Kentauren Chiron ein Heil-Heros, der sich auf die Wundbehandlung versteht. Als er am Pfeilschuss in die berühmte Achillesferse stirbt, entrückt ihn seine göttliche Mutter Thetis und bringt ihn nach Leuke, die weiße Insel im Schwarzen Meer, wo griechische Siedler ihm einen Tempel errichten und ihm göttliche Ehren erweisen[18]. Nach den Dichtern Ibykos und Simonides[19] wird Medea dort seine Gemahlin.

    Diese, eine Tochter des Königs von Kolchis und Enkelin des Sonnengottes Helios, ist heilkundig und verfügt über magische Kräfte. Aus Rache an Pelias, der den Jason als einen Anwärter auf den thessalischen Thron zum Einholen des Goldenen Vlieses auf eine lebensgefährliche Reise schickt, verführt Medea die Töchter des Pelias, ihren alten Vater in Stücke zu zerlegen und zu kochen, um ihn zu verjüngen. Die Zauberin hatte zuvor, um die Peliaden zu überzeugen, mit derselben Methode einen alten Widder erfolgreich verjüngt[20].

    Als der von Medea leidenschaftlich geliebte Iason sie verlässt, um die Tochter des Königs von Korinth zu heiraten, nimmt die Verratene furchtbare Rache. Um den Gatten an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen, ermordet sie die gemeinsamen Söhne. Während Jason sie mit gezücktem Schwert verfolgt, entschwindet die Magierin auf einem vom Sonnengott gesandten  Schlangenwagen. Sie wird, wie wir hörten, im Elysium mit Achilleus vermählt[21].

     

    3. Verwandlung = Metamorphose:

    Hyakinthos: Dich hat …Phoibos Apollon vor allen andern geliebt…er „warf  die Scheibe hoch in die Lüfte“…die aber ließ der harte Boden zurückprallen und schleuderte sie dir, Hyakinthos, ins Gesicht. Da erblasste der Gott ebenso wie der Knabe. Den Leib des Zusammengesunkenen fängt er auf… bald trocknet er die unheilvolle Wunde, bald hält er durch Heilkräuter die fliehende Seele auf. Doch …unheilbar war die Wunde. So oft aber das Frühjahr den Winter vertreibt…so oft ersteht er neu und blüht als Hyazinthe auf der grünen Wiese[22].

    Prokne und Philomele:

    Die attische Königstochter Prokne ist an den Thraker Tereus verheiratet worden. Mit ihm hat sie einen Sohn, Itys. Oft sehnt sie sich nach ihrem Vaterland und besonders nach Philomele, ihrer geliebten Schwester. Tereus verspricht, diese abzuholen und zu ihr zu bringen. Stattdessen entledigt er sich seiner Verantwortung gegenüber der Schwägerin auf die schlimmste Weise. Er nimmt sie gefangen, tut ihr Gewalt an und reißt ihr die Zunge heraus, um sie am Herausschreien des Frevels zu hindern. Doch Philomele versinkt nicht in Passivität. Sie verfertigt ein Gewebe mit geheimen Schriftzeichen, die das furchbare Geschehen offenbaren und sendet es an ihre Schwester Prokne. Diese versteht und gerät außer sich vor Wut und Schmerz. Als Bachantin befreit sie ihre Schwester und tötet ihren kleinen Sohn Itys, um den verbrecherischen Vater im Innersten vernichtend zu treffen und zu strafen. Bevor sich dieser rasend vor Zorn auf die beiden Schwestern stürzen kann, verwandelt Zeus alle drei in Vögel. Als Nachtigall ruft nun Prokne jede Nacht schluchzend nach ihrem kleinen Sohns[23].

    Kallisto:

    Bevor sich die schöne Nymphe dem Gefolge der jungfräulichen Artemis anschließt, gelobt sie ebenfalls Keuschheit. Als die Göttin eines Tages dennoch die von Zeus verursachte Schwangerschaft ihrer Gefährtin entdecken muss, lässt sie ihr im Zorn ein dichtes Bärenfell und Krallen wachsen. Was Kallisto dann zustößt, wird in verschiedenen Parallelmythen berichtet. Ob sie von den Pfeilen ihrer Herrin Artemis, von Hera, der eifersüchtigen Gemahlin des Zeus, oder gar von ihrem eigenen Sohn Arktos, dem Zeus-Sprössling, getötet wird – jedenfalls kreist sie seither als Sternbild der Großen Bärin[24] um den Polarstern[25].

     

    Literatur:

    Benedum 2008: C. Benedum, Der Wundarzt und Heilheros Machaon in Thessalien und Messenien, in: Austausch von Gütern, Ideen und Technologien in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer (Weilheim 2008) 499-506

    Bieber 1925: M. Bieber, Tereus, AM 50, 1925, 11-18 Taf. 2

    Kerényi 1956: K. Kerényi, Der göttliche Arzt (Darmstadt 1956)

    Kerényi 71984: K. Kerényi, Die Mythologie der Griechen 2, Die Heroen-Geschichten  (München 71984)

    Kerényi 21997: K. Kerényi, Töchter der Sonne (Stuttgart 21997)

    Klöckner 2005: A. Klöckner, Mordende Mütter. Medea, Prokne und das Motiv der furchtbaren Rache im klassischen Athen, in: Die andere Seite der Klassik. Gewalt im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. Kulturwissenschaftliches Kolloquium Bonn, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, 11.-13. Juli 2002 (Stuttgart 2005) 247-263

    Krug 1012: A. Krug, Rez. zu: Riethmüller, Asklepios 2005, Gnomon 84, 2012, 726-737.

    Simon 1968: E. Simon, Tereus. Zur Deutung der Würzburger Schauspieler-Scherbe (Aschaffenburg 1968)

    Wamser-Krasznai 2007: W. Wamser-Krasznai, Metamorphosen der Haut im antiken Mythos, AktDermatol 33/2007, 96 f.

    Wamser-Krasznai 2017: W. Wamser-Krasznai, Ärzte und Tod in der Alten Welt. Mythos, Magie und Metamorphosen, in: dies., Streufunde (Filderstadt 2017) 71-83

    [1] Hom. Il. 4, 194. 9, 518.

    [2] Paus. 2, 26, 5.

    [3] Hyg. fab. 49; Apollod. 3, 121; Schol. Pind. P. 3,96; Paus. 2, 27,4.

    [4] Plat. polit. 3, 408 b. c; Aischyl. Ag. 1022-4; Eur. alc. 3-4; Pind. P. III 55-8.

    [5] Pind. P. III 34 ff. Pind. Schol. V. 3-6.

    [6] Cic. div. Lat.-Dtsch, (Darmstadt 1990)  2, 62, 6-1; 3, 39, 12-13.

    [7] Paus. 8, 2, 4.(Arkadien).

    [8] Hom. h. 16.

    [9] Klöckner 2001,132; Krug 1985, 121.

    [10] Paus.2, 32, 4.

    [11] Apoll. Rhod. 1. 752.

    [12] Hom. Il. 2, 731.

    [13] Paus. 3, 26, 9.

    [14] Spätbyzantinische Handschrift, die eine Herkunft aus der Aithiopis andeutet; Apollod. Epitome=Textauszug 5, 1, Krug 2012, 731.

    [15] Benedum 2008, 501.

    [16] Paus. 3, 26, 9.10.

    [17] Heil-Heros, Kerényi, 1956, 86.

    [18] Prok. Chr. 106. 14, ca. 550 n. Chr.

    [19] Apoll. Rhod. Kerényi 21997, 91; ders. 71984, 219.

    [20] Ov. Met. 7.

    [21] Wamser-Krasznai 2017, 71-79.

    [22] Ov. Met. 10.

    [23] Soph. Tereus Fr. 523 f., Simon 1968, 161.163.

    [24] Auch der „Große Wagen“.

    [25] Wamser-Krasznai 2007, 96.

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    Die Bedeutung des Lichtes erkennst du
    an seinem Fehlen
    in der Dunkelheit
    an deiner Freude
    wenn es wieder scheint:
    am Morgen nach der Nacht
    als letzter Hoffnungs-Gruß
    kurz vor Tagesende…
    das Licht des vollen Mondes
    der fernen Sterne
    das erleuchtete Fenster in der Ferne
    der Kerzenschein im dunklen Zimmer
    der Lichtschein
    durch den Türspalt in der Nacht
    das Laternenlicht
    das in fremder Umgebung
    von draußen kommt und
    den unbekannten Raum vertraut macht.
    Sind sie nicht alle größere Hoffnungsträger
    als die Sonne selbst
    ihr Ursprung und Urbild?
    Denn Sonne
    kann manchmal grausam sein und
    die Sehnsucht wecken nach Schatten
    Dunkel und Nacht….

     

    Helga Thomas

    3.2.2013, 7:30 Uhr

     

     

     

     

     

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