Tag: 15. Oktober 2019

  •                                          The JUDGE LION

     

    In those remote times, in the great forest, the animals declared an elderly lion to be a judge. In the quarrels the Lion gives the judgment and passes the sentence. The sentence is always the same. The loser receives twenty hits on his butt, from the Lion himself.

    Once, one donkey sighted a lawn and started to eat the grass. One wolf passing, approached to the donkey and said.: „Why do you eat this dried grass? The donkey replied, that the grass was greenish and continued to eat. The wolf continued to repeat, that the grass was dry. The donkey didn’t change his opinion. So, they came to an argument.

    Consequently, they decided to ask the Judge Lion for his ruling.  The verdict was: „This grass is partly dry and partly yellowish, and the donkey is the loser. However, the Lion started to strike the wolf. Between two strikes the wolf asked: “Why me? ». And the Lion gave of the Judge’ teaching:

    Never, ever try to persuade a donkey. 

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Richter Löwe

    In alten Zeiten im großen Wald ernannten die Tiere einen älteren Löwen zum Richter. Bei Streitereien gibt der Löwe sein Urteilung ab und bestimmt die Strafe. Die Strafe ist immer  gleich: Der Verlierer erhält vom Löwen selbst zwanzig Schläge auf sein Hinterteil.

    Einmal erblickte ein Esel einen Rasen und begann, das Gras zu fressen. Ein vorbeikommender Wolf näherte sich dem Esel und sagte: „Warum frisst du das vertrocknete Gras?“  Der Esel antwortete, das Gras sei grünlich und fraß weiter. Der Wolf wiederholte immer wieder, das Gras sei trocken. Der Esel änderte seine Meinung nicht. So kam es zu einem Streit.

    Schließlich entschieden sie, Richter Löwe um sein Urteil zu bitten. Der Richterspruch lautete: Dieses Gras ist teils trocken und teils gelblich, und der Esel ist der Verlierer.“

    Aber der Löwe begann, den Wolf zu schlagen. Zwischen zwei Schlägen fragte der Wolf: „Warum mich?“. – Und der Löwe erteilte eine richterliche Belehrung: „Versuche nie, niemals einen Esel zu überreden.“

     

     

  • Balsam der Blicke

    (3.10.2019)

     

    Die Augen schließe ich sanft
    wandere durch die begeisternden Bilder
    des heutigen farbenfrohen Herbsttages
    Die aufgelockerten weichen Wolken
    tanzten geschmeidig im treibenden Wind
    wechselten  fließend die Bilder im Himmel
    In diesem friedlichen Schauspiel
    bei abwechselnder Beleuchtung
    beeindruckten mich besonders die Bäume
    mit ihren betörenden bunten Blättern
    Mein Herz öffnet tanzend tausend Fenster
    sagt singend zärtlich zu mir
    sei im Leben wie seidene Sonnenstrahlen
    berührend, beleuchtend, Balsam der Blicke

    ֎֎֎

  • Wurzelwerk

    (2.10.2019)

    Verbindet das Wurzelwerk Bäume
    so kann mancher Stumpf weiterleben
    versorgt in der Gemeinschaft
    Mein Wurzelwerk verbindet mich
    nicht nur mit zeitgenössischen Wesen
    Es ist Jahrtausende alt

    ֎֎֎

  • Bereicherung

    (2.10.2019)

     

    Bei aller entschlossener Zielfixierung
    schaue ich mehr nach links und rechts
    dank deiner Anwesenheit
    So komme ich mit Schätzen in Berührung
    die des Herzens Fenster weit öffnen

    ֎֎֎

  • Wer hat den Scherenschnitt
    Geschaffen?
    Die Zweige der Himmel
    Der Baum das Licht?
    Mein Auge?
    Mein Ich?

    Im Blättertanz
    wispert der Wind
    Wir alle zusammen!

  • Denn bald wird es Herbst werden…

    … Vielleicht hat er ja schon angefangen

    Jetzt kann ich mich endlich wie ein Igel in mich zusammenziehen und mich in warme Umhänge hüllen, denn ich friere in dieser kalten Welt, aber jetzt wundert sich keiner oder sorgt sich um mich, denn bald wird es Herbst werden. Jetzt kann ich endlich zu Hause bleiben, lesen, Löcher in die Luft starren, den fernen Geräuschen draußen nachlauschen und keiner wundert sich oder will mich nach draußen locken, denn bald wird es Herbst werden.

    Aufrecht kann ich den anderen auf ihren eiligen Wegen entgegengehen und ihnen in die Augen blicken und keiner meint, ich sei traurig, denn meine Augen spiegeln nur das Regengrau des Himmels, denn bald wird es Herbst werden. Ich kann mich vom Wind streicheln lassen, und schon die Vorfreude genießen, wenn es nun bald Herbst wird.

    Endlich kann ich ungestört in der Dämmerung des Tages mit meinem Hund spazieren gehen und mich an den letzten grünen Blättern erfreuen und winzigen gerade noch erblüten Blumen, denn bald wird es Herbst werden. Keiner wundert sich über meine Eile am Tag, über meine Hektik, denn jeder versteht, dass ich noch Ernte einbringen will, denn bald wird es Herbst werden.

    Ich kann mich nun an den Sommer erinnern, an seine Schönheiten, all das Unangenehme, Lästige hat der Wind wie welkes Laub hinweg geweht.

    Eigentlich könnte ich mich nun schon auf den Winter freuen, denn bald wird es Herbst werden. Eigentlich ist er schon da. Ich kann dann meinen Innenraum neu einrichten und mich auf die Einsamkeit freuen, die ermöglicht, dass ich Wesen aus der anderen Welt begegnen kann. Ich kann in der dunklen Stille oder im stillen Dunkel auf das helle Klingen der erblühenden glänzenden Schnee- und Eiskristalle warten.

    Aber jetzt muss ich aufräumen, Ordnung machen, Vorräte anlegen, denn bald wird es Herbst werden. Nein, er ist schon da.

     

  • IMPRESSIONEN VON DER ZUGSPITZE

    Wenn mich ein jüngerer Mensch fragt (unter jüngeren Menschen verstehe ich alles von 60 Jahren an abwärts), wie es bei mir in meinem Alter jetzt mit der Liebe sei, mit dem Gefühl des Verliebtseins, mit der Sexualität …  dann muss ich sagen: Die Liebe ist weiter gewachsen, verlieben tue ich mich mehr denn je, auch wenn es nur eine letzte sich entfaltende Blütenknospe im Herbst ist oder der erste grüne Grashalm im Frühjahr oder ein vertrocknetes Blatt in Herzform … Sexualität? Ich weiß es nicht. Im Moment spielt sie keine Rolle. Ich merke aber mehr als vorher, wenn ich junge Liebespaare sehe, wann der Funke der Sexualität in das Gefühl des Verliebtseins eindringt, beziehungsweise, wem von den beiden es mehr um die Befriedigung der Sexualität geht und er den anderen dazu braucht. Die Beziehung zum anderen ist zweitrangig. Im Moment spielt sie für mich keine Rolle. Vielleicht ändert es sich noch. Das Leben ist ja voller Überraschungen! Was ich aber – wie ich heute entdeckte – nicht mehr erlebt habe, war, wie sich das Gefühl des Verliebtseins im Körper äußert. Heute erlebte ich es wieder.

    Ich muss neu anfangen: wenn mich einer fragt … siehe oben… Dann würde ich heute sagen: Wenn ich das Gefühl des Verliebtseins wieder erfahren will, dann muss ich nur mit der Seilbahn auf die Zugspitze fahren. Der plötzliche Höhenunterschied löst nicht nur einen unangenehmen Druck in Ohren und Hinterkopf aus, er verursacht auch im Sonnengeflecht das Gefühl des Verliebtseins … aber es ist nicht nur angenehm…

     

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    Auch eine Art von Flüchtling?

    Rausgerissen aus der gewohnten Umgebung
    wird dieser kleine Zweig
    von den einen
    als Abfall betrachtet
    andere
    deren Augen sehen können
    erfreuen sich dankend an ihm
    als Meditationsinhalt
    Lass die Formen  Bewegungen
    Rhythmen und Zwischenräume
    in Dir weiter wachsen!

     

  • Ein Quell entspringt
    ein Brunnen wird gebaut
    Wer war der Brunnenbauer?
    Wie ist der Name des Wesens
    das dort
    im Wasser lebt?

    Tiere kommen und Vögel fliegen herbei
    löschen ihren Durst
    ein müder Wanderer
    schöpft Wasser mit seiner Hand
    und erfrischt geht er weiter
    seinen Weg
    Kinder kommen und spielen
    Frauen füllen Krüge
    und tragen sie heim
    um Nahrung zu bereiten
    Blumen zu gießen
    Tiere zu tränken
    Kleider Räume und Menschen
    zu reinigen
    Wer denkt an den Brunnenbauer
    und dankt ihm?
    Händler kommen
    füllen das Wasser in Flaschen
    und verkaufen sie
    an anderen Orten
    wo Wasser rar ist

    Einer nimmt
    eine Flasche mit Wasser
    träufelt starkes Gift hinein
    und schenkt es
    einem Feind
    aus eigenem Willen
    oder im Auftrag

    Wer den Brunnen
    den Quell nicht kennt
    kann er wirklich meinen
    es sei ein und dasselbe Wasser?

    Welchen Namen
    wird man ihm geben?