Tag: 21. Oktober 2019

  • Es war ein Schüler in Thule

     

    Es war ein Schüler in Thule
    Gar fleißig bis ins Grab
    Dem strebend seine Schule
    Smartphone als Lehrer gab.

    Es lehrte ihn zu wischen
    Zu spielen Starwars, Schach
    Bis an Computertischen
    Er tot zusammen brach.

    Man trägt ihn schwarz zu Grabe
    Schreibt auf Kreuz und Stein.
    Hier ruht die Wundergabe
    Ein Avatar zu sein.

  • Die Fragen des Zorns

     

    Prolog

    All Ihr Allmächtigen
    Schaut in die Zeit
    Sie wird Euch vernichten
    In unsere Ewigkeit.

    Sagt nicht
    Ihr wüsstet davon nichts!
    Sagt nicht
    Ihr hättet nicht die Macht!

    Ihr, die Wissen getauften,
    Reinigt Eure Hände!
    Ihr, vom Schicksal Erhoben
    Schaut nach unten!

    Ihr, die Gott Erhabenen,
    Hört die Elend Schreie!
    All Ihr Allmächtigen
    Erwacht aus dem Schlaf

     

    Und vernehmt jetzt

    Die Fragen des Zorns:

    Warum seht Ihr nicht,
    Ihr Allsehenden
    Das, was Menschen sehen?
    Und verschließt Eure Augen,
    wenn Ihr es seht?

    Warum hört Ihr nicht,
    Ihr Allhörenden
    Das, was Menschen hören?
    Und verstopft Eure Ohren,
    wenn Ihr es hört?

    Warum glaubt Ihr nicht,
    Ihr Allgläubigen,
    das, was Menschen glauben?
    Und leugnet Euren Glauben,
    Wenn Ihr es glaubt?

    Warum wisst Ihr nicht,
    Ihr Allwissenden
    Das, was Menschen wissen?
    Und vergesst Euer Wissen,
    wenn Ihr es wisst?

    Warum erkennt Ihr nicht,
    Ihr Erkennenden,
    das, was Menschen erkennen
    und legt es beiseite,
    wenn Ihr erkennt?

    Warum versteht Ihr nicht,
    Ihr Verstehenden
    Das, was Menschen verstehen
    Und wendet Euch ab
    Wenn Ihr versteht?

    Warum, zum Teufel
    Tut Ihr Gutes den Bösen,
    Die Menschen Böses tun
    Und nennt Böses gut,
    Das gut gelingt?

    Epilog

    So sagt
    Ihr Mitleidgesegneten
    den Zornigen

    Nichts.

    Denn die Antwort des Zorns
    Führt Euch
    Ihr hilflos Mächtigen
    zur Guillotine.

    Ihr verliert Eure Köpfe!
    Und
    Die wutbegeistert
    Demonstrierenden
    Schleudern
    Euch Kopflose
    In den versickernden Schaum
    Der vergeudeten Macht!

     

  • Weihnachten 2019

     

    Als ich ein Kind zu Weihnacht war
    Von sechs bis sieben Jahren
    Wäscht Mutter mir mein schwarzes Haar
    Sagt, du wirst heut erfahren

    Kalt in der Scheune schreit ein Kind
    In Bethlehem geboren
    Dir Menschensorgen in den Wind
    Laut, einsam und verloren.

    Sie legte es zu mir ins Bett
    Es schlief, ich war am träumen
    Wir träumten beide im Duett
    von Weihnachtslichterbäumen.

    Von der Mutter, die so lieb
    Für uns beide sorgte.
    Die auch in Träumen bei uns blieb
    Uns ihre Morgen borgte.

    Heute, jetzt, im Leben spät
    In den Rentnerjahren
    Träume ich, was sie gesät
    Was ihre Träume waren.

    Ich trinke aus dem Lebenswein
    Bin traurig um die Lieben
    Und danke Gott,  sie sind doch mein
    Gedanken mir geblieben.

    So wasche ich mein graues Haar
    Und färbe meine Seele.
    Das Kind singt mir Halleluja
    Wenn ich von ihm erzähle.

  • Das beleidigte Klima

     

    Hey Du, du Halbmenschaktivist
    Du wish-tube Protestionist
    Willst du dir meine Gunst erwerben?
    Soll ich für deine Liebe sterben?

    Soll ich mit dir und deinen Schafen
    Ins Bett gehen und lustvoll schlafen?
    Willst du mit schlaffem Schule-Schwänzen
    Mir imponieren in Freitagstänzen?
    Ich sage glatt dir ins Gesicht
    So funktioniert das nicht!

    Ich bin nicht deine Schulzeitdirne
    Habe keinen Frust in meiner Birne
    Nur weil ich Geschlechtlos bin
    Gebe ich mich keinem Schuling hin.

    Bin ein Neutrum, frei von Gedanken
    Frei von Gier und Wirtschaftsschranken
    Auch wenn ihr lautstark demonstriert.
    Ich bin und bleibe unberührt.

    Ein kleiner Rat sei Euch bereit:
    Ich bin die Zukunft, bin die Zeit
    Die, wenn ihr überleben wollt,
    Das Demokind ins Jenseits rollt.

  • An die Vernunftbegabten im Jahr 2020

     

    Ihr, ach,
    Ihr erbärmlichen
    Vernunftbegabten.

    Ihr ertrinkt
    Im Tsunami der Gläubigen
    Und bedenkt nicht
    Eure Füße sinken
    Im gesegneten Sand.

    Warum fürchtet Ihr,
    Ihr Vernunfbegabten
    Liebendes Leben
    Der kommenden Erde?

    Warum sucht Ihr Schutz
    Ihr Vernunftbegabten
    Hinter den Mauern
    des himmlischen Jenseits?

    Habt Ihr vergessen
    Ihr Vernunftbegabten
    Geburt und den Tod?

    Verschließt Euch das Mitleid
    Die Ohren
    Vor dem Schrei
    Des Orkans?

    So denn,

    Ihr erbärmlichen
    Vernunfbegabten

    Bekennt Euch zu Taten!
    Begreift Euer Verstehen
    Schreitet zum Kampf
    Mit Whatsapp, me too!

    Verdammt
    Die Sprache des Geldes!
    Verachtet die Taten
    Der Bemitleidenden!
    Verhöhnt den Protest
    Der Altglaubenden!
    Ihr seid die Zukunft
    Der Wissenden!

    Sie wissen
    Um die Sprache der Natur
    Berichtet Euch
    Von Anfang und Ende.
    Bettet Euch weich
    In den Untergang.

    Habt keine Furcht vor dem Morgen!

    Denn
    Das Unausweichliche
    Vernichtet alles
    Verdient keine Beachtung.
    Die Sprache der Natur
    Zeigt die Grenzen der Angst.
    Greift
    Zu den Sternen
    Der huldvoll Gläubigen
    Und bewacht:
    Eure Herrschaft auf Erden.

    Bedenkt:
    Euch ist Eure Zeit!
    Sie wird Euch genommen,
    Wenn Ihr nicht versteht.

    Weil
    Grausam wütet die Natur
    Unter den göttlich Gläubigen.
    Den Vernunftberaubten
    Mit der irdischen  Macht
    Des himmlischen Teufels.

     

  • Das Klimakind

     

    Kind, du musst aufstehen
    In die Schule gehen
    Mutter, muss ich nicht.
    Das Klima bläst mir ins Gesicht.

    Kind, ich muss dir protestieren
    Deine Zukunft wirst du ruinieren.
    Mutter, das ist schon passiert.
    Sieh nur, wie man demonstriert.

    Kind, willst du zu fernen Sternen
    Musst du üben, eifrig lernen.
    Mutter, gelernt habe  ich genug.
    Whats App Wissen macht mich klug. 

    Kind, in meinen Augen
    Blutegel dein Gehirn aussaugen
    Mutter, du bist schuld daran
    Dass ich nur demonstrieren kann.

    Ich kann nur wissen, nicht verstehen
    Großes nur im Kleinen sehen
    Ich hoffe, dass ich irgendwann
    Mit dem Klima tanzen kann 

    Und heiß verschwitzt in fernen Tagen
    Kälte in die Zukunft tragen.
    Kind, dann denk an mich zurück.
    Tanzen macht Orkan, kein Glück.

  • Für einen Freund

    1

    An einem Nachmittag
    mit Vater am Meer

    Papa, schau doch
    so oft schon machten wir
    diesen Spaziergang heut,
    vorbei an schmuckvollen Gärten
    wir gingen
    an eigenwilligen Teichen vorbei
    Teichen an Goldfischen
    reich
    an zierlichen Fröschen
    in goldenem Licht
    farbenfroh auf schmalem Rand
    mahnendes Gebell
    immer so nah
    … so wild, die großen schwarzen Tiere

    Und am Ende
    immer dasselbe, sieh nur
    so dichte Blätterpracht
    unzählige Äste
    versperren jede Sicht
    den weiteren Weg

    Vater betrachtet kurz sein Kind
    liebevoll, wie er es schon immer tat
    wenn vorbei an schmuckvollen Gärten
    sie zogen
    an eigenwilligen Teichen vorbei,
    Teichen an Goldfischen
    reich
    an vertrauten Fröschen
    im besten Licht
    farbenfroh wie nie zuvor
    auf gründunklem Rand
    … wie man solche Dinge halt
    in innigster Erinnerung behält
    Ja, wie ein Vogel frei
    Vater hat es längst geahnt
    möchte der Junge streben

    Solltest die Hände versenken
    ins arglose Geäst
    schieb rasch beiseite jedes Blatt
    mit Seelenkraft
    such dir den Horizont,
    fürchte dich nicht!

    Und der Junge steckte die Arme
    tief hinein ins Gräsermeer
    kein Blatt hat ihn geängstigt
    kein Ast ihn gestört
    Und der Junge hob den Kopf
    mutig zu den ersten Sternen,
    später auch
    aus eigenster Erkenntniskraft
    im rückläufigen Werden des Würfels,
    Pallas Athene
    im Ringen mit alten Legenden
    den Maßen der Kugel in gleichhohem
    schlichtestem Gefäß
    sich nähernd
    Und die wildesten Tiere
    ach, die ruhen allmählich

    2

    Der feste Schritt des späten Wanderers
    das Bild
    auf der letzten Etappe
    zur stillen Kuppe,
    nur feuchtes Gras gibt es dort oben
    doch niemals geizt es bei Freunden
    mit seinen Reizen
    und unstillbar geht der Atem
    in dieser Flut
    Wie sehr sucht er Geborgenheit
    in Deiner Weite
    in allen Deinen Formen
    Nun ruhen seine Sinne
    in Deines Hauses Läuten,
    dort wo es sich verjüngt
    zu eines Kirchturms Spitze
    Für den Betrachter
    war es zunächst
    zwar nur der Kanten Hälfte,
    auf seinem Wege
    näher doch im Raume dann
    muß man am Eckstein weilen
    Was fasst des Kirchturms Spitze, Freund?
    Ein Mächtespiel in gleichem Maß,
    der Wunsch und was der Alltag brachte,
    führen nur zur Mitte hin
    mit einer Würfelseite
    gleichstark drei Erben zu bedenken
    Es ist ein ziemlich kraftvolles Bestehen
    fast könnte man meinen, Lehrer
    die Formen, sie wollen!