Helga Thomas
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Wer hat den Scherenschnitt
Geschaffen?
Die Zweige der Himmel
Der Baum das Licht?
Mein Auge?
Mein Ich?Im Blättertanz
wispert der Wind
Wir alle zusammen! -
Denn bald wird es Herbst werden…
… Vielleicht hat er ja schon angefangen
Jetzt kann ich mich endlich wie ein Igel in mich zusammenziehen und mich in warme Umhänge hüllen, denn ich friere in dieser kalten Welt, aber jetzt wundert sich keiner oder sorgt sich um mich, denn bald wird es Herbst werden. Jetzt kann ich endlich zu Hause bleiben, lesen, Löcher in die Luft starren, den fernen Geräuschen draußen nachlauschen und keiner wundert sich oder will mich nach draußen locken, denn bald wird es Herbst werden.
Aufrecht kann ich den anderen auf ihren eiligen Wegen entgegengehen und ihnen in die Augen blicken und keiner meint, ich sei traurig, denn meine Augen spiegeln nur das Regengrau des Himmels, denn bald wird es Herbst werden. Ich kann mich vom Wind streicheln lassen, und schon die Vorfreude genießen, wenn es nun bald Herbst wird.
Endlich kann ich ungestört in der Dämmerung des Tages mit meinem Hund spazieren gehen und mich an den letzten grünen Blättern erfreuen und winzigen gerade noch erblüten Blumen, denn bald wird es Herbst werden. Keiner wundert sich über meine Eile am Tag, über meine Hektik, denn jeder versteht, dass ich noch Ernte einbringen will, denn bald wird es Herbst werden.
Ich kann mich nun an den Sommer erinnern, an seine Schönheiten, all das Unangenehme, Lästige hat der Wind wie welkes Laub hinweg geweht.
Eigentlich könnte ich mich nun schon auf den Winter freuen, denn bald wird es Herbst werden. Eigentlich ist er schon da. Ich kann dann meinen Innenraum neu einrichten und mich auf die Einsamkeit freuen, die ermöglicht, dass ich Wesen aus der anderen Welt begegnen kann. Ich kann in der dunklen Stille oder im stillen Dunkel auf das helle Klingen der erblühenden glänzenden Schnee- und Eiskristalle warten.
Aber jetzt muss ich aufräumen, Ordnung machen, Vorräte anlegen, denn bald wird es Herbst werden. Nein, er ist schon da.
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IMPRESSIONEN VON DER ZUGSPITZE
Wenn mich ein jüngerer Mensch fragt (unter jüngeren Menschen verstehe ich alles von 60 Jahren an abwärts), wie es bei mir in meinem Alter jetzt mit der Liebe sei, mit dem Gefühl des Verliebtseins, mit der Sexualität … dann muss ich sagen: Die Liebe ist weiter gewachsen, verlieben tue ich mich mehr denn je, auch wenn es nur eine letzte sich entfaltende Blütenknospe im Herbst ist oder der erste grüne Grashalm im Frühjahr oder ein vertrocknetes Blatt in Herzform … Sexualität? Ich weiß es nicht. Im Moment spielt sie keine Rolle. Ich merke aber mehr als vorher, wenn ich junge Liebespaare sehe, wann der Funke der Sexualität in das Gefühl des Verliebtseins eindringt, beziehungsweise, wem von den beiden es mehr um die Befriedigung der Sexualität geht und er den anderen dazu braucht. Die Beziehung zum anderen ist zweitrangig. Im Moment spielt sie für mich keine Rolle. Vielleicht ändert es sich noch. Das Leben ist ja voller Überraschungen! Was ich aber – wie ich heute entdeckte – nicht mehr erlebt habe, war, wie sich das Gefühl des Verliebtseins im Körper äußert. Heute erlebte ich es wieder.
Ich muss neu anfangen: wenn mich einer fragt … siehe oben… Dann würde ich heute sagen: Wenn ich das Gefühl des Verliebtseins wieder erfahren will, dann muss ich nur mit der Seilbahn auf die Zugspitze fahren. Der plötzliche Höhenunterschied löst nicht nur einen unangenehmen Druck in Ohren und Hinterkopf aus, er verursacht auch im Sonnengeflecht das Gefühl des Verliebtseins … aber es ist nicht nur angenehm…
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Auch eine Art von Flüchtling?
Rausgerissen aus der gewohnten Umgebung
wird dieser kleine Zweig
von den einen
als Abfall betrachtet
andere
deren Augen sehen können
erfreuen sich dankend an ihm
als Meditationsinhalt
Lass die Formen Bewegungen
Rhythmen und Zwischenräume
in Dir weiter wachsen! -
Ein Quell entspringt
ein Brunnen wird gebaut
Wer war der Brunnenbauer?
Wie ist der Name des Wesens
das dort
im Wasser lebt?Tiere kommen und Vögel fliegen herbei
löschen ihren Durst
ein müder Wanderer
schöpft Wasser mit seiner Hand
und erfrischt geht er weiter
seinen Weg
Kinder kommen und spielen
Frauen füllen Krüge
und tragen sie heim
um Nahrung zu bereiten
Blumen zu gießen
Tiere zu tränken
Kleider Räume und Menschen
zu reinigen
Wer denkt an den Brunnenbauer
und dankt ihm?
Händler kommen
füllen das Wasser in Flaschen
und verkaufen sie
an anderen Orten
wo Wasser rar istEiner nimmt
eine Flasche mit Wasser
träufelt starkes Gift hinein
und schenkt es
einem Feind
aus eigenem Willen
oder im AuftragWer den Brunnen
den Quell nicht kennt
kann er wirklich meinen
es sei ein und dasselbe Wasser?Welchen Namen
wird man ihm geben? -
Das Zauberwort
Was-wäre-wenn
ist der Schlüssel der verborgenen Tür
zum Bereich der Möglichkeiten
Deine Freude
Zuversicht
und Kraft
zeigen dir
dass du den
richtigen Raum
betreten!****
Altes korrigieren…
neue Wege bahnen…
zwei Seiten der Münze
wirf sie und sprich das Zauberwort:Was wäre wenn!
****
Was wäre
wenn du
in die Zukunft blickst
deine Pläne änderst?Was wäre
gewesen wenn
du zurückblickend
an der Wegkreuzung
einen anderen Weg erwähltest?Wiederhole dein Leben
auf einer anderen Ebene…
du löst Gefangenes
kannst verzeihen
und um Verzeihung bittenDu bereitest Samen
für morgen
und findest Schätze
von gesternDu veränderst die Welt
nicht nur deine
nicht nur die
im eigenen InnenraumWage den Schritt
in das Reich der Fantasie -
Helga Thomas
Was uns geprägt hat
Ja, was hat uns geprägt? Uns alle als Kollektiv unserer Zeit, uns, jeden Einzelnen als Individuum? Aus der Trauma-Forschung wissen wir (eigentlich wissen wir es schon lange, aber seitdem ist es offensichtlicher geworden), dass Kinder vor ihrem individuellen Bewusstsein besonders nachhaltig geprägt beziehungsweise traumatisiert werden. Zur Sicherheit, denn wir wollen es nicht wirklich wahrhaben, wollen es selbst verdrängen, wiederhole ich es überdeutlich: Ein Baby in Bombenangriffen wird für das ganze Leben gezeichnet, ist seinen nicht fassbaren Erinnerungen ausgeliefert wie dem erlittenen Leid einst als Kind; ein dreijähriges Kind kann, weil es sich erinnert, sich dagegen wehren und so die Prägung beziehungsweise das Trauma ein Stückweit überwinden.
Und doch hat jeder noch sein ganz individuelles Schicksal, es beginnt im Leib der Mutter, alle emotionalen Erlebnisse und akustischen Eindrücke lassen den Embryo schon am kollektiven Leben teilhaben.
Ich habe selbst in der Hinsicht etwas Eindrückliches erlebt: In den letzten Wochen meiner Schwangerschaft mit meinem Sohn hatte ich eine Regenbogenhautentzündung. Ich konnte fast nichts tun von den Tätigkeiten, bei denen die Augen erforderlich waren: kein Lesen, kein Schreiben, Malen, Handarbeiten … Schallplatten auflegen war auch nicht möglich. Ich kaufte meine Lieblingsliederzyklen der Romantik als Kassetten und … Mozarts Zauberflöte. Vor allem sie hörte ich nach meinem heutigen Empfinden endlos. Das fiel mir wieder ein, als mein Sohn im Alter von 2-3 Jahren bei Mozartklängen angerannt kam und lauschte. Immer wieder, plötzlich stand er steht da und lauschte mit einem glücklichen Lächeln auf seinem Gesicht. Ich erzähle jetzt nicht, was das später für weitere Folgen hatte. Statt wie andere Kinder Kinderlieder zu singen, sang er Lieder von Papageno.
Wenn ich mich heute als Erwachsene frage, was mich geprägt hat, dann fallen mir drei, nein vier Dinge ein: die strenge preußische Erziehung meines Vaters. Hier könnte ich die Geschichte erzählen, wie ich für jede Minute zu spät kommen einen Tag Hausarrest erhielt, wie ich schließlich resignierte und mich mit meinem Schicksal abfand, was ihn noch wütender machte und wie alles schließlich damit endete, dass seine Mutter – die vorübergehend meine kranke Mutter vertrat, energisch wurde und sagte: „Ein krankes Kind ohne Luft und Sonnenschein wird nicht gesünder, wenn es pünktlich ist!“
Mich prägte auch die Angst meiner Mutter vor dem Gerede der Leute: Was sollen denn die Nachbarn von uns denken, dazu gehörte die unordentliche Frisur, der Fleck auf dem Kleid, der beim Staubwischen übersehene Staub, aber auch: Niemand darf die westliche Zeitung sehen, die zum Trocknen aufgehängte Salami in der Speisekammer (wahrscheinlich stammte sie von einer Schwarzschlachtung). Das dauernde Aufpassen, dass ich nichts sage von dem, was ich im RIAS – dem amerikanischen Radiosender – gehört habe und worüber Zuhause mit Freunden gesprochen wurde. Das war mühsam, vor allem, weil es doch hieß: du sollst nicht lügen! War denn so tun als ob keine Lüge? Das Verschweigen auch nicht? Ich schuf in meinem kleinen Kopf ein Ordnungssystem: Im Treppenhaus und auf der Straße sprachen die Erwachsenen auch von anderem als von dem, was zu Hause geschehen war. Also: Fremden gegenüber war ich im Treppenhaus, lächelte, grüßte freundlich, schwieg höflich. In der Pubertät entwickelte ich eine andere Strategie: zuerst reden und zwar von dem, was ungefährlich ist, was ich auf der Straße gesehen hab, was ich in der Schule lernte… vielleicht einen lustigen Witz über kleine freche Berliner Jungs? Jahrzehnte später konnte es mir noch passieren, dass ich zusammenzuckte, wenn man mich fragte, was ich zu XY denke.
Aber … mich prägte auch die Liebe und Zuversicht meiner Großeltern, besonders meiner geliebten Oma. Sie erzählte Geschichten, die zeigten, einen Menschen versuchen zu lieben, macht das Leben und auch das Sterben leichter. Und – mein Opa zeigte mir an den Bäumen, die aus Urnengräbern wuchsen: Das Leben geht weiter. Ich stellte mir vor, dass ich nach meinem Tod vielleicht als Vogel im Baum sitze. Das gefiel sogar meiner Großmutter (die Mutter meines Vaters, zu der ich nicht solch inniges Verhältnis hatte wie zur „Berliner Oma“, der Mutter meiner Mutter). Sie wollte als Singvogel wieder geboren werden.
Es gibt eine weitere Zeit der Prägung, die Pubertät. Eine Übergangszeit, in der der junge heranwachsende Mensch wieder sehr offen und allen Einflüssen von innen und außen ausgeliefert ist. Vorhandene Prägungen, Traumatisierungen können verstärkt werden (die Axt, die immer wieder in die gleiche Kerbe haut) oder sie können abgemildert, vielleicht sogar überwunden werden. Ich hatte ein Erlebnis, das mich innerlich veränderte. Ich erlebte die Gewissheit, dass es eine geistige Welt gibt, dass ich den destruktiven Kräften des Kollektivs nicht hilflos ausgeliefert bin! Ich meinte, die Nähe Gottes erlebt zu haben, zumindest die meines Schutzengels.
Ich zitiere mich selbst aus meiner kleinen Erzählung „Orte der Kindheit, Wiedersehen nach 46 Jahren“. Ich war den Spuren meiner Kindheit gefolgt und erlebte nun das oben erwähnte Ereignis, das ich mein ganzes Leben nicht vergessen hatte:
November. Papa ist seit einem Vierteljahr illegal im Westen, bei den Großeltern. Wir werden bald nachkommen, aber noch versucht Mama vom Haushalt und all dem beweglichen Besitz so viel wie möglich in den Westen zu bringen. Heute hatte sie versucht, den eigentlich noch neuen schönen grünen Teppich in den Koffer zu kriegen. Es gelang. Sie wollte es wirklich versuchen, ihn in den Westen zu schmuggeln. Und ich Schaf ermutigte sie noch. Ich erhoffte mir so ihre Zuwendung und außerdem, wenn sie etwas „retten“ konnte, war sie fröhlich und nicht so gereizt oder noch schlimmer: so traurig. Wir sprachen alles genau ab. Ich renne an der Warschauer Straße von der S-Bahn über die Eisenbahnbrücke zur U-Bahn, schaue, ob Licht bei den Vopos (Volkspolizisten) ist (deshalb durften wir nicht so früh fahren). Wenn ja, komme ich zurück, und wir geben es für heute auf oder versuchen es bei der Jannowitzbrücke. Ich gehe in den Bahnhof – Blick nach links – dunkel– aufatmen – durch die Sperre gehen – Umdrehen – warten– Blick nach rechts, nur so, fast automatisch – Schreck, denn jetzt brannte Licht –wie gelähmt stand ich da – eine Volkspolizistin tritt heraus – Mama kommt – eine Stimme befiehlt mir: „Bleib einfach stehen“. Und das tat ich dann. Blieb einfach stehen, bis Mama an mir vorbei war. Wir gehen in die U-Bahn – Mama stellt den Koffer ab, wir stellen uns woandershin (eine immer praktizierte Sicherheits-maßnahme, falls ein Sicherheitsbeamter in Zivil fragt, wem der Koffer gehört). Mama atmet auf, ich schüttle unmerklich aber ernst und vorwurfsvoll den Kopf. Noch waren wir nicht drüben auf der anderen Seite der Spree. Da atmete ich dann auch auf.
Ich habe meinen Eltern dieses grässliche Erlebnis nie erzählt, aber es verfolgte mich, und dann trat aber immer auch das Gefühl auf: Wenn es unerträglich wird, sagt dir jemand,
was du tun musst, du bist nicht verlassen, du wirst geschützt. Trotzdem unterstützte ich nun das erste Mal meinen Vater, dass wir mit dem „Retten“ aufhören und selber endlich rüberkommen sollen (außerdem wurde ich ja schon beobachtet, was ich aber auch für mich behielt).
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Ich muss diesen Gedichten ein paar Worte vorausschicken:
Wegen körperlicher Gründe ist mir das Schreiben schwergefallen (egal, ob von Hand oder am Computer). Ich musste aber meine Gedichte aufschreiben, sonst kann ich die Entwürfe bald selbst nicht mehr lesen… Ich entschloss mich, sie in den Mac zu diktieren und später in mein Gedichtbuch einzufügen.
Dann hätte ich sie auch gleich zum Verschenken…. Ich mache keine Auswahl wie sonst und deshalb sind ein paar einführende Worte
nötig. Manche Gedichte sind in einem Prozess entstanden, der noch nicht abgeschlossen ist, teils ist es ein innerer Erkenntnisprozess, teils gehören die Gedichte in verschiedene Projekte… Deshalb sind sie vielleicht nicht zu verstehen. Wundert Euch also nicht, wenn einige sehr… geheimnisvoll? Kryptisch? Okkult?….
erscheinen. Merkwürdigerweise gefielen sie einigen Freunden ganz besonders. Die Sprache, der Rhythmus, die Bilder wirken auch so… Mir fiel dazu ein Zitat von Paul Celan ein (ich will mich nicht mit ihm vergleichen!). Auf die Bemerkung, dass einige seiner Gedichte schwer verständlich sein, meinte er: Lesen, immer wieder lesen
Unsere Pflicht ist es
Beryll zu werden
wie der Stein
der den Augen
neues Sehen ermöglicht
wie seine Farbe
die Farbe der
im Feuerwasser
im Wasserfeuer
verborgenen RosenWerde Beryll
hilf ihm
das Alphabet zu retten
und sei es auch
nur
ein einziger Laut!
Sage
sprich ihn
singe und tanze ihn forme ihn
mit Händen in der Luft
gestalte ihn
in Farbe und FormDann …
du bist noch
kein Beryll
bist aber sein
Gehilfe geworden12./13.12.2018
Die schwarzen Vögel schlafen noch
Die schwarzen Vögel der Nacht
Die schwarzen Boten des Unheils
wie die Menschen behaupten
Menschen
die ihre Brüder und Schwestern
unter den Tieren nicht mehr kennen
In Wahrheit bewachen sie im Winter
die langsam erwachende Sonne
deshalb siehst du sie
in der Wintermorgendämmerung
nur vereinzelt
die schwarzen Vögel
wissende Freunde von Hund und Mensch- 12. 2018
Heimat
ist kein Ort
Glaube
ist keine Weltanschauung
Glaube
ist die Mutter der Liebe
Liebe erschafft
Heimat- 12. 2018
Dass ich mich opfern kann
ohne mich zu verlieren
dass ich unter den Sternen weile
ohne die Erde zu verlassen
dass ich fest auf Erden stehe
und gleichzeitig hinabtauche
in die Urgründe
der Menschheit
der Erde
ohne zu ertrinken …
Das verdanke ich
dem Schmerz
der mich weckt
warnt
hilft
der mich das Kreuz
spüren lässt
das Kreuz
das ich trage
Nur weiß ich
(noch) nicht:
wessen Kreuz ist es?13.12.2018
Wie einst der
Zungenbaum
in der Tiefe des Meeres
sang
so sangen später
auf den Klippen des Meeres
die Sirenen
Die stummen Fische die
die Lautedes versunkenen Alphabets
verschluckten
wandelten sich
in singende Vögel
die Rettung des verlorenen Alphabets
begann……und irgendwann in Zukunft
kann die neue Welt
auf den Trümmern der alten
entstehen14.12.2018, 17:50 Uhr
Ich habe Rosen
für dich gepflückt
wollte dich erfreuen
dich erinnern
an uralt Vergessenes der Menschheit
Doch du…
hast die Blüten vertrocknen lassen
und aus den Dornen
für mich einen Kranz gewunden
Warum?
Du weißt doch:
nur Freude und Liebe
können Leid lindernDu weißt doch:
es ist ein Ros entsprungen
und auf deinem dunklen Pfad
erstrahlt ein Lichtstrahl
Spürst du nicht
dein Engel begleitet dich
das Tor zum Paradies
ist für dich
nicht mehr bewacht!Das uralte Gewässer aus
Erdenbeginn
funkelt im ersten Sonnenlicht
wie am Morgen
die Perle aus Tau
wie die Tränen deines Kindes
Das Netz
geflochten aus dem dunklen Gespinst
des Grauens unserer Zeit
soll uns nicht mehr verbinden
soll auch dich nicht fesselnGeh
deinen Weg in die andere Welt
Freude und Liebe
werden deine Begleiter sein- 12. 2018, 7:30 Uhr
Antwort auf vegane Missionare
Einst
in einem längst vergangenen Leben
wurden sie als Kind
geschlachtet
aufgegessen
der Hunger
die Angst vor dem Sterben
der anderen
waren zu großHeute…
um sicher zu sein
dass sie niemals und nie
gleiches tun
verzichten sie auf jegliches Fleisch
Wisst ihr nicht
es gibt viele Arten
zum Mörder am Leben
zu werden18.12.2018, 7:45 Uhr
Trugschluss
Wenn du
deine Augen
mit deinen Händen
bedeckst
siehst du nicht mehr
die Welt
doch die Welt
sieht dich immer noch
Doch jetzt
bist du ihr hilflos ausgeliefert18.12.2013
Unterschied
Ich verstecke mich
weil ich nicht Zeuge werden will
(und selbst nicht gesehen werden will)
Ich verstecke mich
hinter einer anderen Erscheinungsform
weil ich so alles besser sehen kann
weil ich Zeuge
werden will18.12.2018
Nach dem Hören der Nachrichten
und der Presseschau im Radio
am Morgen der Wintersonnenwende 2018 fragte ich mich:
Müssen vielleicht heute
in dieser Zeit
hier und an vielen Orten der Welt
so grauenhafte Dinge geschehen
so viele
damit wir erkennen:
die Barmherzigkeit
die Mitmenschlichkeit
lebt immer noch
unter den Menschen
erwacht an dem Geschehen
(oder wird sie erst
in ihm geboren?)
Ein neugeborenes Kind
nicht aus der
eigenen Familie
kann anscheinend
nicht mehr unsere Liebe
Freude
Staunen
erweckenaber das Kind
das unter Trümmern
aus den Armen seiner toten Mutter
lebend geborgen wurde!21.12.2018, 8:20 Uhr
Ich vergesse so vieles
weiß nicht mehr
warum ich den einen Raum
verließ
den anderen betratVermeintlicher Trost sagt:
Du hast zu viel
an das du denken musst
du bist müde
auch du spürst
das AlterIst es wirklich so?
ich ahne
das Eigentliche dahinter:Innehalten
Lauschen
spricht aus dem eigenen Innern
die wieder erwachte Erinnerung
oder wird eine Frage gestellt
der neue Impulse folgen?Vielleicht treten beide
in herzlicher Umarmung
vereint
in mein BewusstseinJetzt
in deinem Alter
erinnert die Vielzahl deiner
Pläne Pflichten Wünsche
Vereine
die längst vergangene Vergangenheit
und die schon gekommene Zukunft
in dir…dann …
ist dein Vergessen
kurz
wie ein erholsamer Schlaf
und die Erinnerungen kommen
wie das Morgenlicht21.12.1978
Vierter Advent
Auch wenn ich
wie alle Menschen jetzt
von allen guten Geistern
verlassen bin
so weiß ich
mein Schutzengel
ist bei mirIch kann den Blick
in den Spiegel wagen
ich kann den
ersten Schritt wagen
auf meinem erst noch
entstehenden WegMein Engel fängt mich auf
wie eine Mutter
und er sagt tröstend
zu mir:„Das Bild im Spiegel
bist nicht du
du hast falsch
hineingeblickt
schau in mein Auge…“
Nun suche ich
nicht nur am Himmel
die Augen meines Engels:Manchmal
finde ich sie in mir
und es war keine Erinnerung
wenn ich mich beschützt fühlteEs ist JETZT!!
Und ich weiß:
das Kind in mir kann ins MORGEN
wachsen23.12.2018
Ich spreche mit dir
innerlich
ohne Worte
ich spreche mit dir
in Gefühlen
Gedanken
Bildern
Manchmal
bist du in
meinem Innenraum
Dann sehe ich
am Blick deiner Augen
an deinem Lächeln
dass du mich verstandenFür Anna
25.12.2018
I
Ich spüre
wie Kräfte
vielleicht auch Wesen
missbraucht werden…Sie kommen zu mir
sind geschickt von einer
unerlösten Toten
– sie weiß nicht
was sie tut –Die Wesen stören mich
hindern mich
drängen mich
zum AbgrundVielleicht ist es
– für mich–
zu früh
die Seele zu erlösen?Sie weiß nicht
was sie tut
sie sucht meine Nähe
und ist so verwirrt
dass sie nicht bemerkt
wie oft ich bei ihr bin
Ich muss mich schützen…Eben war ich im Traum
an der Tür des Stalles
und bat darum
mir meinen Umhang
zurückzugebenIch erwachte und verstand nicht:
welchen Umhang?
Brigids schützender Mantel
fällt mir ein
War ich vielleicht in ihrem Dienst
einst und gab auch meinen Mantel?Vielleicht
war die schützende
Hülle gemeint
die uns am Anfang
umhüllt
wie später Engelflügel?Warum musste ich
auch erwachen
bevor ich eine Antwort erhielt?II
Vielleicht
muss ich jetzt
in dieser Zeit
der Heilige Nächte
in denen auch
Dämonen ihr Unwesen treiben
aus Gedanken
eigenen
Inspirationen
geschenkten
Tönen
gehörten
Bildern
gesehenen
mir einen
eigenen Umhang webenIII
Ich werde dann
am Faden der Erinnerung
immer tiefer in
die Höhle dringen
Erwartet mich dort
ein Ungeheuer
oder ein Schatz?
Vielleicht wie im Märchen
Beides26.12.2018
Beginn der 13 Nächte
„Im Urbeginn war die Erinnerung“
Welcher Urbeginn?
Der eigene
der Familie
der Menschheit?
Gibt es nicht viele
Urbeginne?
Die Geburt des Jesus
die Geburt des Christus
die Erschaffung der Erde wieder
zur Zeit der Atlantis
vor und nach der FlutDie Erschaffung der Erde
als Idee
im Kosmos(26. 12. 2018)
Vielleicht
sollte ich
Vogel und Fisch fragen
die Begleiter der
Weltschöpfung?4.1.2019
Überwinde die Hast
die Hektik
das Eilen
die nach der Festeszeit
wieder
deinen Alltag
beherrschen
Schaffe Räume und Zeiten
für Ruhe und Stille
dass Güte und Weisheit
geboren werden
Väterlich
mütterlich
schützen sie
deine Seele
die zärtlich liebend
sich mit der
Schönheit der Welt
verbindetVierte Nacht der heiligen Nächte 2018/2019
Wenn du zurückblickst
heute
am letzten Tag des Jahres
und vorausblickst
voll Hoffnung
oder Angst
dann verzweifle nicht
über das Treiben in der Welt
erschöpfe dich auch nicht
im Kampf
in dem du eh unterliegstZeige auf andere Art
dein Aufbegehren
wandle dich
werde Sand
werde Sand
im Getriebe der WeltHelga Thomas
31.12.2018
Aus verschiedenen Gründen wollte ich (eigentlich seit vorgestern) auf das Jahr 2007 zurückblicken. Dabei fand ich ein altes Gedicht, es war im Verlauf eines I GING-Seminars entstanden. Es passte eigentlich auch in die Zeit jetzt, ich hätte es jetzt schreiben können… Habe ich es eigentlich in mein Gedichtbuch von 2006 eingetragen? Ja, das habe ich, aber ich merkte, ich möchte es jetzt auch in meinen Gedichten von 2019 eintragen, ich möchte eine Karte mit ihm machen.
Weil ich dich anerkenne
habe ich Geduld mit dir
weil ich Geduld mit dir habe
anerkennst du mich
meinen Rat
meine Zuneigung
Und langsam
auf dem Wege der Geduld
wandelt sich Anerkennung
in LiebeHelga Thomas
21.10.06/4.1.19
Wenn du fürchten musst
in den Fluten der Mutlosigkeit
zu ertrinken
und deinen Kräften
nicht vertrauen kannst
und keine Rettung
weit und breit in Sicht ist…
dann denke an den
der über das Meer gingEr wird dir ein Halt sein
dass du nicht untergehst
selbst wenn du ertrinkst
Mit seiner Hilfe
wirst du dich
zum Wasserwesen wandeln
das seiner Schwester gleicht
und den Menschen hilftWer
ohne gehalten
getragen zu sein
in den Fluten versinkt
ist den Kräften des Bösen
ausgeliefert
Seine Angst wird sich wandeln
in vernichtende Gefühle der Rache6.1.2019
9:50 Uhr
Zur Geburt des göttlichen Ich
erstrahlte der Weihnachtsstern am Himmel
ihm folgten die Könige
aus fernen Landen
Als Narziss
– er hatte sich nie
vom Jäger zum Hirten gewandelt–
erkannte
wer in seinem Spiegelbild verborgen war
erblühte zur Auferstehungszeit
der Stern seiner Blume
die auch den
heiligen Kelch
bewahrt6.1.2019
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Wenn Wasser
und Feuer
sich begegnen
im Begegnen
sich nicht vernichten
sondern sich vereinen
werden göttliche Zwillinge
geboren
die Rose
und ihr SpiegelbildVereine in dir
die Kraft des Denkens
der Erkenntnis
mit der Kraft des Feuers
mit der Kraft
deines Willens
dann wird die
Rose erblühen
in dirDein Göttliches Ich
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Fliegen möchte ich
wie die Vögel fliegen
von Winden getragen
Schwimmen möchte ich
wie die Fische schwimmen
von sanften Wellen geschaukeltDoch ich gehe
mühsam
Schritt für Schritt
mein Gehen
gleicht dem einer Schnecke
Schnecke
Nahrung für Vogel und Fisch
wem soll ich wohl
als Nahrung dienen?