Autor: Wilfried Dinter

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    Ich möcht` so gerne einen Schlager schreiben –
    Von Herz und Schmerz und Lust und Leid und so.
    Und anderen und mir die Zeit vertreiben,
    Den Augenblick genießen, unbeschwert und froh.

    Wie oft hat man es schon versucht, dem Ernste zu entfleuchen,
    emporzusteigen aus dem engen Tal,
    Die Grübeleien wegzuscheuchen,
    Doch stand im Weg der intellektuelle Sündenfall.

    Dort auf dem Berge wohnt das Licht –
    Hinaus aus tiefer, düstrer Enge !
    Der Aufstieg nimmt die letzten Kräfte nicht,
    Dort oben tönen and`re Klänge.

    Und neue Kräfte werden frei,
    Sie schaffen uns das Einfach – Wahre.
    Die Grübeleien sind vorbei.
    Es gilt nur noch das Helle, Klare.,

    Und also weitet sich der Sinn
    Und heiter kann ich wieder abwärts steigen
    Mit der Erkenntnis: Nicht der Welt entflieh`n –
    Ihr ist nicht nur der Ernst zueigen !

    Denn ernst ist jede Heiterkeit.
    Ohn` tief`re philosophische Gedanken,
    Nur soviel: Alles kommt zu zweit –
    Die Rose mit der Dornen Ranken.

    Drum möcht` so gern ich einen Schlager schreiben,
    Von Herz und Schmerz und Lust und Leid und so.
    Das eine wie das andere nicht übertreiben –
    So zwischen zappenduster – lichterloh.

  •  

    Wenn plötzlich alles anders ist,
    Was ist besonderes daran?
    Wir wissen doch, dass alles fließt,
    Der Zeiten Lauf hält niemals an.

    Aus Sternenstaub zur Erde schwebend
    Erblicken wir das Licht der Welt.
    Behaucht von Odem, sind wir lebend
    Aus den Atomen auf die Erd` gestellt.

    Und plötzlich stehst im Leben drin
    Du armer Tor.
    Wer gibt dir Ziel und Sinn,
    Und wer die Richtung vor?

    Der Weg, den du beschreitest –
    Ist`s Geschick?
    Der Kampf, den du bestreitest –
    Fallen oder Glück?

    Die Zeit verrinnt. Nun ist`s an dir
    Das nächste Glied der Kette neu zu schmieden.
    Was jetzt beginnt, das wissen wir:
    Das ew`ge Räderwerk kennt keinen Frieden.

    Versuch du nur,
    Die Kette zu durchbrechen.
    Es wird verwehen deine Spur,
    Das Fehlen wird sich einstmals rächen.

    Und weiter, weiter, Wand`rer durch die Zeit.
    Was dir begegnet, hat bestimmt dein Los.
    Glück, Unglück, Krankheit, Tod hält es bereit;
    Wer steuert auf dem Strome unser Floß?

    Der Strom wird breiter,
    mündet in das Meer der Ferne.
    Und silbrig-glänzend steigen immer weiter
    Tautropfen auf und werden Staub der Sterne

     

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    Wenn der Spiegel der Selbsterkenntnis zerbricht
    Steh`n auf jedem Splitter die Gedanken
    Barfuß auf dem Reif im Eiswald.

    Entgrenzte Freiheit mündet
    In das Meer des freiwilligen Denkverzichtes
    Auf der Woge medialer Datenflut.
    Und der Damm
    Ist die Schere im eigenen Kopf.

    Wenn das Schiff des Geistes am Felsen zerschellt –
    Wer kennt noch die rettende Planke ?
    Das ist die Stunde der Wahrheit
    In tausend Netzwerken verstrickt,
    Glückverheißende Community als Fake.

    Suche deine Planke!
    Finde das rettende Ufer!

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    Sonne, schenk uns wieder deine Kraft,
    Leuchte uns in diesen finstern Zeiten.
    Sollst uns aus der tiefen, schwarzen Nacht
    In ein neues helles Land geleiten.

     

  • Panta rhei

    Wenn plötzlich alles anders ist,
    Was ist besonderes daran?
    Wir wissen doch, dass alles fließt,
    Der Zeiten Lauf hält niemals an.

    Aus Sternenstaub zur Erde schwebend
    Erblicken wir das Licht der Welt.
    Behaucht von Odem, sind wir lebend
    Aus den Atomen auf die Erd` gestellt.

    Und plötzlich stehst im Leben drin
    Du armer Tor.
    Wer gibt dir Ziel und Sinn,
    Und wer die Richtung vor?

    Der Weg, den du beschreitest –
    Ist`s Geschick?
    Der Kampf, den du bestreitest –
    Fallen oder Glück?

    Die Zeit verrinnt. Nun ist`s an dir
    Das nächste Glied der Kette neu zu schmieden.
    Was jetzt beginnt, das wissen wir:
    Das ew`ge Räderwerk kennt keinen Frieden.

    Versuch du nur,
    Die Kette zu durchbrechen.
    Es wird verwehen deine Spur,
    Das Fehlen wird sich einstmals rächen.

    Und weiter, weiter, Wand`rer durch die Zeit.
    Was dir begegnet, hat bestimmt dein Los.
    Glück, Unglück, Krankheit, Tod hält es bereit;
    Wer steuert auf dem Strome unser Floß?

    Der Strom wird breiter,
    mündet in das Meer der Ferne.
    Und silbrig-glänzend steigen immer weiter
    Tautropfen auf und werden Staub der Sterne

     

    Diese Gedicht wurde bei dem BDSÄ-Kongress 2017 in Gummersbach vorgetragen.

     

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    Wenn in herbstlichem Schweigen jedes Lachen stirbt
    Und kein Schnee als gnädiges Leichentuch das Namenlose verdeckt –
    Wird Passion zum Advent.
    Dann wandeln sich gefrorene Rosen in Christusblüten.
    Der Sturm trägt mit den toten Blättern
    Die letzten Zweifel fort
    Und gibt die neuen Knospen frei.
    Bleierne Wolken künden den Märzschnee
    Und im Feuer der steigenden Wasser
    Glüht österliches Weiß.

  • Schreibblockade
    In meiner Dichterstube sitz` ich hier
    Vor mir ein weißes Blatt Papier.
    Es ruft von innen: „Du sollst schreiben!“
    Doch könnt´ ich dies und jenes treiben,
    Zum Beispiel davon zu berichten,
    Was ich sonst täte – ohne dichten:
    Wie in den nahen Park zu geh`n
    Um Bäum` und Pflanzen zu bestimmen,
    Vor alten Eiben sinnend steh`n,
    Nur weg vom Horror vacui, dem schlimmen.
    Und die Gedanken fliegen hin zum Gingko –Baum
    Zur Chamaezyparis, Lawson – Zypresse.
    Der Bärlauch sprießt, man riecht ihn kaum,
    Der Weißdorn hier weckt mein Interesse.
    Als Heilmittel einst hochgeschätzt,
    Wird er nun durch Chemie ersetzt.
    Zurück nun die Gedanken fliegen
    Und sehen das Papier dort liegen.
    Nur ein paar Worte stehen drauf.
    Zu träge der Gedanken Lauf.
    Gibt es denn wirklich kein Entweichen?
    Ach ja:
    Die Gartenbank ist noch zu streichen …

     

    Copyright Dr. Wilfried Dinter

  • Zwiespalt

     

    Ich möcht` so gerne einen Schlager schreiben –

    Von Herz und Schmerz und Lust und Leid und so.

    Und anderen und mir die Zeit vertreiben,

    Den Augenblick genießen, unbeschwert und froh.

    Wie oft hat man es schon versucht, dem Ernste zu entfleuchen,

    Emporzusteigen aus dem engen Tal,

    Die Grübeleien wegzuscheuchen,

    Doch stand im Weg der intellektuelle Sündenfall.

    Dort auf dem Berge wohnt das Licht –

    Hinaus aus tiefer, düstrer Enge !

    Der Aufstieg nimmt die letzten Kräfte nicht,

    Dort oben tönen and`re Klänge.

    Und neue Kräfte werden frei,

    Sie schaffen uns das Einfach – Wahre.

    Die Grübeleien sind vorbei.

    Es gilt nur noch das Helle, Klare.

    Und also weitet sich der Sinn

    Und heiter kann ich wieder abwärts steigen

    Mit der Erkenntnis: Nicht der Welt entflieh`n –

    Ihr ist nicht nur der Ernst zueigen!

    Denn ernst ist jede Heiterkeit.

    Ohn` tief`re philosophische Gedanken,

    Nur soviel: Alles kommt zu zweit –

    Die Rose mit der Dornen Ranken.

    Drum möcht` so gern ich einen Schlager schreiben,

    Von Herz und Schmerz und Lust und Leid und so.

    Das eine wie das andere nicht übertreiben –

    So zwischen zappenduster – lichterloh.

    Copyright Dr. Wilfried Dinter

  • Septemberlicht

    Dumpfer Schwüle, gleißender Helle

    Folgt klärendes Blau.

    Purpurnes Rot wird fahl,

    Sterbende Blüten zur Frucht.

    Letzte Ernte in den Gärten,

    Dahlien und Astern.

    An Sandsteinmauern wilde Reseden.

    Copyright Dr. Wilfried Dinter

  • Hochsommer

    Sinn suchend getrieben,

    Hastiger Stillstand.

    Sonntagsnachmittagstote Straßen,

    lastende Sommereinsamkeit.

    Geraubte Stunde, geschenkte Zeit:

    Fließendes Leben,

    Einssein mit den Naturwesen

    Im Kreis des Ewigen.

    Copyright Dr. Wilfried Dinter