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wenn wir im Westen von frieden reden, dann meinen wir frieden-in-freiheit. das ist etwas ganz ande-res als das, was Putin unter frieden versteht. für ihn ist frieden lediglich die abwesenheit von krieg.
frieden-in-freiheit sind zwei dinge, die für uns – aber nicht für Putin – ein untrennbares paar be-deuten.
wenn es also dazu kommen sollte, in sachen Ukraine über frieden zu reden, dann darf man diese kombination nicht aus den augen verlieren. Putin ist möglicherweise an einem frieden interessiert, aber nicht an der – für uns und die Ukraine – dazugehörigen freiheit. deshalb sind alle derzeitigen be-mühungen um eine beendigung des krieges zum scheitern verurteilt; denn Putins ziel besteht darin, die Ukraine so gründlich zu unterwerfen, dass sie ihm als leicht zu beherrschende grosse pufferzone gegen Westeuropa dienen kann. das liesse Putin zu frieden sein.
die bekannten argumente, die Putin in diesem zusammenhang in die welt posaunt, sind kriegspropa-gandistisches begleitgeräusch, also ein teilaspekt des eingesetzten waffenspektrums und können deshalb nicht mit rationalen gegenargumenten beantwortet werden. als teil des russischen waffen-arsenals muss ihnen adäquat militärisch begegnet werden, weil es – zur zeit – keinen argumentativen zugang zu Putins persönlichen ansichten und anliegen gibt.
Putin zum friedensgespräch zu bitten, wird nicht funktionieren, solange er das sagen hat. im gegen-teil, er wird es sein, der zum tanz auffordert und alles mobilisiert, was ihm an kräften zur verfügung steht. das zwingt den Westen in eine ungeliebte proaktive militärische reaktion. proaktiv heisst in diesem fall: nicht mehr hinterherlaufen, weil die bisherigen antworten erfolglos blieben, sondern eine militärische herausforderung schaffen, die Putin signalisiert, dass er gesprächsbereit sein muss, wenn er noch etwas von seiner aggressiven reputation retten will. das bedeutet, auf dem boden der Ukraine offensiv gegen den aggressor vorzugehen, indem zügig wirkungsvolle offensivwaffen geliefert wer-den, dazu ausreichend munition und instandsetzung und natürlich entsprechendes – zeitraubendes – training. wenn wir mit der Ukraine weiterhin dauernd hinter den aktionen des Kreml herhinken, wer-den wir schwerlich einen punkt erreichen, an dem Putin gesprächsbereit wird.
frieden-ohne-freiheit ist das, was Putin will. und wir müssen entscheiden, ob wir damit leben wollen. die Ukrainer wollen dies nicht. das ist ihr gutes recht. aber Putin hat angst vor der freiheit. er fürchtet sie wie der teufel das weihwasser. deshalb lässt er töten und zerstören, bis es keinen widerstand mehr gibt. und nach dem, was er sich in den letzten 20 jahren geleistet hat, müssen wir damit rech-nen, dass er weiter morden und plündern wird, wenn wir ihn nicht gemeinsam zurückjagen und ihn auf sein land beschränken. es wäre geradezu naiv, zu erwarten, dass er sich gegenüber Moldau/-Transnistrien, Slowakien, Polen und den baltischen staaten anders verhält als in der Ukraine.
alle nichtmilitärischen antworten auf sein verhalten haben ihn bisher nicht beeindruckt, und es ist im augenblick – nach einem jahr krieg – auch nicht zu erkennen, dass sich dies in absehbarer zeit ändern wird. er als despotischer herrscher und seine mitläufer haben keine negativen auswirkungen zu ertra-gen. das volk zahlt letztlich die zeche, das machtlose, unterdrückte volk, das seit jahrhunderten die knute gewöhnt ist, die armut, die rohe herrschende gewalt und noch nie ernsthaft danach gefragt wurde, ob es frei sein wollte. einen despoten zu friedensgesprächen zu bitten, ist noch nie gelungen. roher gewalt kann man nicht erfolgreich mit demokratischen mitteln begegnen.
der preis, den wir zahlen werden, um zu einem ende dieses krieges zu kommen, bemisst sich jetzt schon nach hunderten milliarden Euro/Dollar und wird, wenn es nicht bald zu einem ende kommt, die billionengrenze leicht überschreiten. weitere tausende von soldaten und zivilisten werden ihr leben dafür lassen müssen oder ihre gesundheit und unversehrtheit. und tausende von quadratkilometern erdboden werden verwüstet, vergiftet, unbrauchbar sein, um bewohnbar oder bearbeitbar zu werden.
das ist der preis für unser frieden-und-freiheit-paket.
oder wollen wir so leben wie die russen?
von der www.ars-et-saliva.de website „zeitraffer“ -
Die dunklen Wolken kamen nicht
überraschend über Nacht
Sie zogen allmählich auf
sichtbar beim Tageslicht
Die meisten Menschen
waren nicht willig
die Entwicklung wahrzunehmen
Die Überflutung war gewaltig -
Wenn es in unserer Gesellschaft
ein Körnchen Gerechtigkeit gäbe
würden die gegenwärtigen Regierungsmitglieder
zusammen mit den meisten Parlamentariern
wegen des Landesverrats
vor dem Gericht stehen
Dass das nicht der Fall ist
ist dem schmachvollen
jedoch veränderbaren Verhalten
breiter Bevölkerungsschichten geschuldet -
Ihr meint
Putin und der Klimagott
Seien schuld an aller Not
Die uns Menschen hat getroffen?
Mit Feuerbrand und abgesoffen
Bringt sie uns den schwarzen Tod?
Ach Ihr Armen,
Wir haben leider kein Erbarmen!
Können auch nicht einfach zählen,
Wie viele Menschen dort sich quälen
Wo die Natur uns deutlich sagt
Hier wird niemand niemals satt!
Das gilt auch morgen, ja, für immer
Schon übermorgen kommt es schlimmer!
Denn wo Menschen daran denken
Sich mit Kindern zu beschenken.
Die Natur bestimmt erklärt
Es ist der Tod, der sie ernährt.
Jeder Kämpfer, der gefallen ist,
lebt jetzt für Klima, für die Frist
die CO2 der Welt gewährt,
bis sie ins Fegefeuer fährt.
So setzte sich der Klima Baal
An Putins Tisch im Kreml Saal
Beide berieten sich sehr weise
Über Krieg und Klimapreise.
Die Menschheit muss sich limitieren
Nicht auf der Straße demonstrieren
Gut für das Klima sei ein Krieg
Mit vielen Toten ohne Sieg.
Es ist ganz einfach, Putin spricht
Faschisten teilen meine Sicht
Egal ob Sieger oder nicht
Soldatentod ist Klimapflicht.
Denkt der Faschist, der Kommunist
Nur tot die Welt zu retten ist.
Denkt Gretchen, das Mädchen:
Machst du den Menschen Angst vor Morgen,
Tanzt du heute ohne Sorgen! -
Einmal sich einfach hinsetzen
Sich hinsetzen
innehalten
von dem geschäftigen, alltäglichen Treiben
von den hingenommenen Sachzwängen
von den angenommenen Vorstellungen
eine Weile Abstand nehmen
Und sich dann tiefgründig-schonungslos beschäftigen
im Lichte der eigenen Entwicklung
mit dem Hintergrund
der persönlich hoch angepriesenen Werte
Foto von Andreas Peglau -
Schwangere Männer
gebaren als Schwerverbrecher
Verwüstung und Elend
Schwerfällige Frauen
nach Gleichstellung bei Verbrechen schreiend
klatschten kräftig Beifall
Bodenständige Menschen
versuchten mit unterschiedlichsten Mitteln
das Leben zu schützen
Sie wurden erbittert
ausgelacht, ausgegrenzt, angefeindet
Mitten in diesem Sturm
konnten sie nur deshalb aufrichtig bleiben
weil das Lieben dieser Erde
ihr Anker war -
Hier brannte Licht
hier brennt Licht
hier wird Licht brennen
solange es Menschen gibt
die redlich, liebevoll
den Sinn für Gerechtigkeit schärfen
So sprachen die weisen Greise
und streuten genüsslich, gelassen
geduldig, großzügig
Lichtkörner aus -
Am 20.5.2023 schrieb Saral Sarkar:
„Liebe Freunde, liebe Verwandte,
in tiefer Trauer und mit Augen voller Tränen möchte ich euch/Ihnen mitteilen, dass Maria, meine Frau gestorben ist. Nach einem etwa einwöchigen leichten Leiden an Verletzungen ist sie in der Nacht vom 14. zum 15. Mai, gegen 3 Uhr morgens für immer eingeschlafen.
Mit herzlichen Grüßen
Saral Sarkar“
Dem Schreiben war eine Traueranzeige beigefügt worden [1].
In meinen letzten für Prof. Maria Mies [2,3] geschriebenen Gedichten verwendete ich bei der Widmung rücksichtsvoll nur ihren Vornamen. Dieses zu tiefst mit der Erde verbundene Wesen wird in meinem Herzen weiterhin anwesend sein, lachen, singen und Zuversicht sowie Lebensfreude schenken. Sämtliche Gedichte, die ich für sie geschrieben habe, werden nachfolgend aufgeführt.
[1] https://amirmortasawi.files.wordpress.com/2023/05/abschied-von-maria-mies.pdf
[2] https://afsaneyebahar.com/category/maria-mies/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Mies
Spuren im Schnee
12.2.2018
für Maria
Durch Schnee bedeckte Felder wandernd
unser letztes Gespräch im Sinn
denke ich über deine Vergänglichkeit nach
über das unvermeidlich Kommende
im Lichte deiner bewegenden Vergangenheit
Der weiße Pfad trägt hier und da
Spuren von Raben, Menschen und Hunden
Die Früchte deines Lebens
sind keine Spuren im Schnee
die einfach wegschmelzen
zertreten oder verweht werden
Sie sind Lichtknospen
die Menschen wie ich
im Herzen tragen
Wind, Wolken, Tränen
8.10.2017
für Maria
Mitten im Gedränge der Reisenden
singst du mir auf dem Bahnsteig das Lied
das du einst deinem Liebsten
geschrieben und wiederholt gesungen hast
und bewegst dabei deine Hände
Freude und Wärme strahlend
wie eine Chorleiterin
„DIE WOLKEN KOMMEN VON WESTEN HER
DIE WOLKEN KOMMEN VON WESTEN HER
SIE BRINGEN UNS DEN REGEN
SIE BRINGEN UNS DEN REGEN
DIE WOLKEN KOMMEN, DIE WOLKEN GEHN
SIE BLEIBEN AN KEINEM ORTE STEHN
SIE MÜSSEN SICH BEWEGEN
SIE MÜSSEN SICH BEWEGEN
ICH KOMME MIT DEN WOLKEN ZU DIR
ICH KOMME MIT DEN WOLKEN ZU DIR
ICH BRINGE DIR DAS LEBEN
ICH BRINGE DIR DAS LEBEN
DIE WOLKEN KOMMEN, DIE WOLKEN GEHN
SIE BLEIBEN AUCH BEI DIR NICHT STEHN
SIE LASSEN UNS DIE TRÄNEN
SIE LASSEN UNS DIE TRÄNEN“
Dein Singen steckt an
Eine junge Reisende dreht sich um
und klatscht fröhlich
Deine Augen nehmen mich mit
zu einem auf dem Lande aufgewachsenen Mädchen
voller Sehnsüchte und Lebensfreude
Ja, sicher wirst du weiterziehen
wie der Wind
wie die Wolken
und uns stehen lassen
mit Tränen der Lebensbejahung
Der Wirbelsturm
22. 9. 2017
Maria Mies und Saral Sarkar gewidmet
Ein Wirbelsturm war im Anmarsch
gewaltig, umfassend, überwältigend
Wir standen schwerfällig unbeschwert
beschäftigt tatenlos
mit dem Rücken zum Meer
In der schweren Luft
schwebte stumm eine dumpfe Ahnung
Einige drehten sich um
begriffen jedoch nicht die Gefahr
oder blieben gelähmt stehen
aufgrund des wahnsinnigen Bildes
Einige versuchten anderen zu berichten
über ihr beunruhigendes Wissen
wurden jedoch verstört belächelt
verfeindet, beschimpft, ausgegrenzt
Einige fingen an
ihre Erkenntnisse schlüssig umzusetzen
und bewegten sich folgerichtig
So fing die Befreiung an, meine Liebste
wie so oft zuvor in der Menschheitsgeschichte
Abruzzen
(im Juni 2016)
Maria Mies gewidmet
Nun stehe ich hier
dieses weite Land ehrfürchtig
mit allen Sinnen aufnehmend
weiß-rot, gelb-grün, blau, rosa
Den duftenden Wind tief einatmend
das Meer am Horizont sehnsüchtig ahnend
frage ich mich immer wieder
wie wir den Verwüstern des Lebens trotzend
mit Hilfe der Gelähmten, Betäubten, Verführten
und doch tief im Herzen Bewegten
die Geburt der keimenden Gesellschaftsformation
ermöglichen können
Erde
17.12.2014
für Maria Mies und Saral Sarkar
In unseren Herzen
tanzt das Licht,
singt der Wind,
liebkost der Regen.
In unseren Herzen
dichtet der Berg,
malt der Wald,
komponiert die Steppe.
In unseren Herzen
lobt die Quelle,
lehrt der Fluss,
liebt das Meer.
In unseren Herzen
lebt die Erde. -
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Freilich Fragmente.
Sind wir nicht
Des Herrn?
Ach, wenn ich könnte
Ich bliebe
Mein leuchtender Stern.
Leider gebunden
Im Wesen
Der eilenden Zeit
Hat mich gefunden
Im Alter
Die Zerbrechlichkeit
Der wachen Seele
In Grenzen
Von Wissen, Verstand.
Was ich auch wähle
Im Glauben
Liegt das endgültige Land.
Ich springe über Mauern
In Trümmern
Meines geborstenen Ich
Es wird lange dauern
Bis Samen
So ordnen dass mich.
Aus Fragmenten
Neues Licht
Erweckt.
Die Trümmer könnten
Was? Das weiß ich nicht
Ich bin nicht perfekt?