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Longevity and Painter´s Secret – Langlebigkeit und Das Geheimnis des Malers (André Simon, übersetzt von Dietrich Weller)

                                                               LONGEVITY

The art market in The Emperor’s city of Xi’an is located within the south  gate of the inner city walls. While walking through the market, one can see small alleyways on the right hand side of the street. There are many stores  where one can bargain for artworks of all shapes and sizes. I entered one store, and between typical painted scrolls and silk paintings, the friendly shopkeeper showed me an old statue. He liked to bargain, but there was little room for negotiation in his prices. However, for a small number of copper coins, the shopkeeper eventually sold me an old bronze statue. The statue was of a horse, and it was very rusty.    It seemed to me that the shopkeeper was pleased to get rid of this corroded and tarnished old thing, which must have been exposed to the atmosphere for some time. I brought the statue home and started to clean it. To clean it, I had to polish it vigorously, and to my great astonishment a tiny hole appeared in the horse’s hind. From the hole I saw and removed a rice paper scroll written in classical Chinese. On this barely legible and partly indecipherable flimsy piece of paper ,an unknown calligrapher describes Emperor HUANGDI, who sought and has found the secret to the longevity. ( free translation in the following text “ Painter’s secret “)                                                                                                  
Author’s note: 
Legend has it, that the Emperor Huangdi (2696–2598 BC) created the logograms used in the writing of Chinese and had published the first book on medicine, in which the prerequisites are health and longevity.                                                                    

Dr. med. André Simon

Reprint Schweizerische Ärztezeitung 2013;94: 12

Painter´s Secret

 «Das dynamische Pferd» von Hans Erni (1909-2015)

The Emperor HUANGDI (2696–2598 BC) had learned that there are many shades of colour. Some are temporary like the yellowish colour of day light; some are immortal like heavenly blue. Heavenly purple blue was said to protect all Emperors. This is the reason that this colour, known as Emperor’s blue, adorned the palaces and many objects in it, as a colour of immortality, He supposed that aged painters possess the secret of longevity, so he decided to call all “bai nián” painters (older than hundred years). Several painters appeared, and the oldest was chosen to explain all secrets concerning longevity.

 In preparation, the vigorous painter Master Xu separately mixed colour pigments with the oil of perfumed plants, choosing diverse shades. He took essence of red berries for its brilliance like sunshine, essence of bamboo leaves for the colour of new grass, indigo for intense blue, and for heavenly purple blue he used a secret formula. Laying the colours side by side on a palette, he gently fused them, but refrained from mixing them together. Afterwards, he took a pot of white of egg and poured it over the freshly fused colours. The white of egg permitted the blending of the colours into a brilliant rainbow. Every time he needed a specific colour, he extracted it from this rainbow. The Emperor observed the painter attentively, and noticed that he inhaled the fumes of the colour essence oils deeply at regular intervals.  The painter explained to the Emperor, that regular inhalation of special fumes of the colour, such as essence of perfumed oils, lengthens life. Besides the inhalation of oils many dried substances of colour provenances like bamboo leaves (green) or goji fruits (red) are used in the preparation of delicious teas.

In the preparing of such teas, the painter observed the resulting steam, which arose and hung about in peculiar spiral form. This transient apparition, an accidental beauty of nature, holds the painter tight in his paint, forever. In the same way a painting of his heavenly Emperor, painted in this precise instant, remains for eternity.

Dr.med.André Simon

Reprint Schweizerische Ärztezeitung 2013;94: 12

Übersetzung von Dietrich Weller

Langlebigkeit

Der Kunstmarkt in der Kaiserstadt von Xi´an liegt innerhalb des Südtors der inneren Stadtmauern. Wenn man über den Markt geht, kann man kleine Gassen auf der rechten Straßenseite sehen. Dort gibt es viele Läden, wo man um Kunstwerke aller Formen und Größen feilschen kann. Ich betrat ein Geschäft, und zwischen typischen beschrifteten Rollen und Seidenmalereien zeigte mir der freundliche Ladenbesitzer eine alte Statue. Er wollte gern feilschen, aber es gab bei seinen Preisen wenig Spielraum für Verhandlungen. Aber der Ladeninhaber verkaufte mit trotzdem für eine kleine Zahl Kupfermünzen eine alte Bronzestatue. Es war eine Pferdestatue, und sie war sehr rostig. Ich hatte den Eindruck, dass der Ladeninhaber froh war, dieses verrostete und angelaufene alte Ding loszuwerden, das der Luft für einige Zeit ausgesetzt gewesen sein musste. Ich brachte die Statue nach Hause und begann, sie zu reinigen. Um sie sauber zu bekommen, musste ich sie kräftig polieren, und zu meiner großen Überraschung tauchte am Hinterlauf des Pferds ein winziges Loch auf. In dem Loch sah und entfernte ich eine Reispapierrolle, die mit klassischem Chinesisch beschriftet war. Auf diesem kaum lesbaren und teilweise unentzifferbaren hauchdünnen Stück Papier beschrieb ein unbekannter Kalligraph den Kaiser HUANGDI, der das Geheimnis der Langlebigkeit gesucht und gefunden hatte. Eine freie Übersetzung folgt in dem Text „Das Geheimnis des Malers“.

Die Legende berichtet, dass der Kaiser Huangdi (2696-2598 v. Chr.) die Schriftzeichen in der chinesischen Schrift erschaffen und das erste Buch über Medizin verfasst hat, in dem Gesundheit und Langlebigkeit Voraussetzungen sind.

Das Geheimnis des Malers

Kaiser HUANGDi (2696-2598 vor Christus) hat erfahren, dass es viele Schatten der Farben gibt. Einige sind zeitweilig wie die gelbliche Farbe des Tageslichts, einige sind unsterblich wie himmlisches Blau. Vom Himmelsblau wurde behauptet, dass es alle Kaiser schützt. Das ist der Grund, warum diese Farbe, bekannt als Kaiserblau, die Paläste und viele Objekte darin als Farbe der Unsterblichkeit zierte. Er vermutete, dass alte Maler das Geheimnis der Langlebigkeit besitzen, deshalb entschloss er sich, alle „bai nian“-Maler (älter als hundert Jahre) zusammenzurufen. Mehrere Maler erschienen, und der älteste wurde ausgewählt, um alle Geheimnisse zu erklären, die Langlebigkeit betrafen.

Während der Vorbereitung mischte der kraftvolle Maler Meister XU Farbpigmente mit dem Öl von parfümierten Pflanzen, indem er verschiedene Schattierungen wählte. Er verwendete eine Essenz von roten Beeren für seine Leuchtkraft wie Sonnenschein, ein Konzentrat von Bambusblättern für die Farbe von frischem Gras, Indigo für intensives Blau, und für das Himmelsblau benutzte er eine geheime Zusammensetzung. Indem er die Farben auf einer Palette nebeneinander legte, ließ er sie zart ineinander fließen, aber er vermied, sie miteinander zu vermischen. Eiweiß von einem Ei ermöglichte die Mischung der Farben in einen leuchtenden Regenbogen. Jedes Mal, wenn er eine bestimmte Farbe brauchte, entnahm er sie diesem Regenbogen. Der Kaiser beobachtet den Maler sehr aufmerksam und bemerkte, dass er die Düfte der Ölessenzen in regelmäßigen Abständen tief einatmete. Der Maler erklärte dem Kaiser, dass die regelmäßige Inhalation besonderer Farbdüfte wie der parfümierten Ölessenzen das Leben verlängern. Neben der Ölinhalation werden viele getrocknete Substanzen der Farbabstammung wie von Bambusblättern (grün) oder Goji-Früchten (rot) zur Herstellung von köstlichen Teesorten verwendet.

Bei der Herstellung von solchen Teesorten beobachtete der Maler den entstehenden Dampf, der aufstieg und in eigenartigen Spiralformen umherschwebte. Diese vorübergehende Erscheinungsform, eine zufällige Naturschönheit, hält der Maler in seinem Gemälde fest. Auf die gleiche Weise bleibt ein Gemälde dieses himmlischen Kaisers für die Ewigkeit erhalten, das in genau diesem Moment gemalt wurde.

Published inProsa

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