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Schlagwort: Archäologie

Doppelidole, Göttinnen und Doppelgöttinnen (Waltrud Wamser-Krasznai)

                Abb. 1: Doppelidol Rhodos, 7. Jh. v. Chr., Nach Hadzisteliou Price 1971, 61 Taf. VII, 17     Während eine Reihe weiblicher Gottheiten und halbgöttlicher Wesen multipel auftritt, wie Eileithyien, Horen, Chariten, Musen[1] u. a., geben Doppelidole die Einheit zweier Göttinnen bzw. die  Doppelnatur der Einen wieder[2] (Abb. 1). Die von E. Simon vorgeschlagene Bezeichnung „Dualprotome“[3] bezieht sich auf eine verlorene indogermanische Sprachform, den Dual, der sich noch in  Weihinschriften nachweisen lässt: τὼ θεώ, im Dativ „toin theoín“= den beiden…

Nymphe: Göttin – Junge Frau – Puppe (Waltrud Wamser-Krasznai)

  09.02.2021:         Die Genealogie der Nymphen ist ebenso kompliziert wie verwirrend. Je nach Überlieferung gelten sie als Göttinnen, halbgöttliche Wesen zwischen Olympiern und Menschen[1], ländliche Gottheiten[2] oder weibliche Naturdämonen in Menschengestalt[3]. Auf einer etwas tieferen Stufe in der Hierarchie angesiedelt als die Musen, Horen und Chariten stehen sie den Silenen, Faunen, Satyrn und Panisken nahe, diesen „Proletariern der niederen Götterwelt“[4].        Der alt-ehrwürdige Nymphen-Kult ist über ganz Hellas, später über das Römische Reich, verbreitet. Schwerpunkte liegen in Aitolien und…

Göttin mit Löwenfellkappe – Artemis Italica (Waltrud Wamser-Krasznai)

Göttin mit Löwenfellkappe – Artemis Italica,  Auch nachdem die Diskussion um die Bezeichnung „Artemis Bendis“ für die unteritalische Göttin mit Löwenfellkappe weitgehend abgeschlossen war[1], feiert die irrige Ausdrucksweise weiterhin fröhliche Urständ[2]. Daher darf eine Anhängerin der Italischen Artemis vielleicht auf Nachsicht hoffen, wenn sie  wieder einmal Wasser ins Meer tragen will. Die Italische Artemis mit der Löwenfellkappe[3] Bekanntlich trägt die Italische Artemis eine spitze „phrygische“ Mütze mit einem Überzug aus Löwenfell. Dieser wird manchmal als „Skalp“ bezeichnet, doch ein Skalp…

Waltrud Wamser-Krasznai: Über den Klumpfuß in Altertum und Neuzeit

    Aristodemos führt im zweiten Buch seiner spaßigen Erinnerungen aus: Dem Musiker Dorion, der einen Klumpfuß hatte, kam bei einem Symposion der Schuh des behinderten Fußes abhanden. Da sagte er, Ich will dem Dieb nichts Schlimmeres wünschen, als dass ihm der Schuh passt.Athenaios, Gelehrtenmahl 8, 338 a. ( 2./3. Jh. n. Chr.) Der angeborene Klumpfuß manifestiert sich in ein- bis drei Fällen auf 1000 Geburten, in ca. 50 % doppelseitig. Jungen sind mehr als zweimal so häufig betroffen wie Mädchen.…

Waltrud Wamser-Krasznai: Exophthalmus und Ptosis in der antiken Kunst

    Der Anblick eines vorgewölbten Augapfels/Bulbus bei antiken Figuren (Abb. 1) lässt engagierte Mediziner*innen  an das Symptom des Exophthalmus denken. Da den vielen in gleicher Weise gestalteten Augen bei archaischen Statuen gewiss keine krankhafte Bedeutung zukommt, wollen wir in entsprechenden Fällen die pathologisch stigmatisierte Bezeichnung Exophthalmus lieber in Gänsefüßchen setzen. Unter einer Ptosis verstehen wir bekanntlich ein auffallend weit herunter gezogenes Oberlid, das als Merkmal bei antiken Statuen[1] ebenfalls keinen Krankheitswert besitzt und daher mit  Anführungszeichen versehen werden soll.   …

Platon (Waltrud Wamser-Krasznai)

Aus: Platon, Der Staat (πολῑτεία) (Nach einem Referat im Hauptseminar Alte Geschichte (Prof. Dr. Helga Gesche, WS 1993/94) Platon, ein Sohn des Atheners Aristion und der Periktione, durch die er mit einer der führenden oligarchisch orientierten Familien Athens verwandt war, lebte von 427-348 v. Chr. Beim Tod des Sokrates 399 v. Chr. gehörte er seit acht Jahren zu dessen Schülern. Auf einer ersten großen Reise nach Unteritalien und Sizilien kam Platon in engen Kontakt mit den Pythagoräern. Er begegnete dem…

Kostbare Zeit (Waltrud Wamser-Krasznai)

Im Grunde sind wir reich an Zeit; wir haben mehrere Arten davon. Da ist Chronos, die Zeit im absoluten Sinne, als Weltprinzip, lateinisch tempus. Das um 130 v. Chr. datierte römische Marmorrelief mit beigeschriebenen Namen zeigt Chronos als jugendlichen geflügelten Genius, in den Händen Buchrollen (Abb. 1). Neben ihm steht Oikoumene mit einer hohen Mauerkrone, die Personifikation der bewohnten Erde. Sie bekränzt den vor ihnen beiden thronenden Dichter Homer. Es ist zu vermuten, dass die beiden Schriftrollen auf die berühmtesten…

Nike oder anonyme Flügelfrau? (Waltrud Wamser-Krasznai)

Nike oder anonyme Flügelfrau? Die in früheren Beiträgen von mir etwas stiefmütterlich behandelte Göttin Nike liegt mir jetzt umso mehr am Herzen, vor allem was Darstellungen mit Flügeln an den Beinen und Füßen betrifft. Wortbildungen und -Kompositionen wie Flügelschuhe, Fußflügel, Schuhflügel, Wadenflügel und geflügelte, beschwingte, befiederte Beine werde ich synonym verwenden. Manche Flügel wachsen scheinbar unvermittelt aus Fersen und Waden hervor, wenn nämlich die Farben aufgemalter Schuhe und Stiefel verblasst und vergangen sind. So drängen sich Bezeichnungen wie „Fußflügel“ oder…

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