Schlagwort: Erkenntnisse

  • Aufstehen

    (17.10.2020)

    Wenn du
    die natürlichen, wunderschönen Eisgebilde
    am Rande der Wasserläufe
    mit allen Sinnen erleben willst
    musst du zuerst wissen
    wann, wo und wie sie entstehen
    Dieses Wissen allein
    kann dir jedoch die bezaubernde Begegnung
    mit diesen Wundern nicht verschaffen
    Du musst aufstehen
    und dich in Bewegung setzen
    So verhält es sich auch
    mit der gesellschaftlichen Gerechtigkeit
    und den anderen Schönheiten des Lebens

    ֎֎֎

  • This story, reportedly from his childhood, was told by the first Indian PM Jawaharlal Nehru. Once his mother served him and his father burnt bread for lunch. And while he reluctantly looked at that bread and wondered whether to eat or not, his father took a piece and ate it in silence. After the lunch, the mother apologized for serving such bread, and the father just said, „Darling, it’s all right, I love it like that.“             

     That night, before going to bed Jawaharlal went to say good night to his father and asked him if he really liked burnt bread. „Burnt food is not the worst thing that can happen to us. Burnt bread can’t hurt anyone, and if I objected, I would hurt your mother. I would do a lot more damage. The words remain deeply etched in the mind and in the heart.”

    We often neglect the way we do this when addressing to others. We don’t choose words and we don’t think too much about how they will affect that person. Sometimes it is more important to tolerate events and pay attention to vocabulary and tone because words are powerful and the problem can be made worse by poor choices.

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Credits: The flower was photographed by Dr. Dietrich Weller, who has agreed to illustrate this story. The author is grateful for this permission.

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Die Macht derWorte

    Diese Geschichte, dem Bericht nach aus seiner Kindheit, wurde vom ersten Premierminister Indiens, Jawaharlal Nehru, erzählt.

    Einmal gab seine Mutter ihm Essen, und sein Vater verbrannte das Brot zum Mittagessen. Und während er widerwillig dieses Brot ansah und überlegte, ob er es essen sollte oder nicht, nahm sein Vater ein Stück und aß es ganz still. Nach dem Essen entschuldigte sich seine Mutter dafür, dieses Brot aufgetischt zu haben, und der Vater sagte nur: „Liebling, es ist alles in Ordnung. Ich liebe es so, wie es ist!“

    Am Abend ging Jawaharlal vor dem Zubettgehen zu seinem Vater und fragte ihn, ob er wirklich verbranntes Brot mochte. „Verbranntes Essen ist nicht die schlechteste Sache, die uns passieren kann. Verbranntes Brot kann niemandem wehtun, und wenn ich widersprochen hätte, hätte ich deiner Mutter Schmerzen zugefügt. Das würde viel mehr Schaden anrichten. Die Worte bleiben tief verwurzelt im Geist und im Herzen.“

    Wir vernachlässigen oft die Art und Weise, mit der wir das tun, wenn wir andere ansprechen. Wir wählen Worte nicht,und wir denken nicht zu sehr darüber nach, wie sie diese Person beeinflussen. Manchmal ist es wichtiger, Ereignisse zu ertragen und auf unseren Wortschatz und Ton zu achten, weil Worte mächtig sind und das Problem durch die falsche Wahl verschlechtert werden kann.


    Dank: Das Bild, eine Löwenzahnblüte, wurde von Dr. Dietrich Weller fotografiert, der zugestimmt hat, diesen Taxt damit zu illustrieren. Der Autor ist dankbar für die Erlaubnis.

  • Beständigkeit

    (31.7.2020)

    Gekonntes, beherrschtes Handeln
    entsteht durch geduldiges Wiederholen
    So übe ich im Alltag
    auch wenn in kleinen Schritten
    die Liebe zur Mutter Erde

    ֎֎֎    

  • Beharrlich

    (31.7.2020)

    in Erinnerung an Dorothee Sölle (1929-2003)

    Es ist eine durchaus lehrreiche Zeit
    Wie die massive Überflutung eines Ameisenbaus
    wütet die planmäßig geschürte, tiefgreifende Angst
    in unserer zutiefst kranken Gesellschaft
    So verfällt schmerzhaft mancher Zeitgenosse
    geistig in eine erregte Lähmung
    beschäftigt sich getrieben
    mit dem vergrößerten Ausschnitt der Gegebenheiten
    und vergisst dabei sträflich
    die besonnene Betrachtung des ganzen Geschehens

    Gerade deshalb rede ich beharrlich
    von den grundlegenden Ursachen der jetzigen Schieflage
    die viele Denker nicht anpacken möchten
    aufgrund ihrer Vorgeschichte
    aus trügerischer Bequemlichkeit
    oder aus Macht- und Geldgier

    Mit Liebe, Freude und Leidenschaft
    spreche ich von der Sehnsucht nach Wärme und Nähe
    und von dem schöpferischen Licht
    das in jedem Lebewesen fließt

    ֎֎֎    

  •                                             

     The Seastars                                                

    A terrible storm burst over a distant sea. Giant waves broke onto the beach and ran back to the sea floor, throwing small sea creatures, onto the shore tens of meters from the sea`s edge. The storm passed, as fast as it had come, the tide retreated. Now the beach was an expanse of sand in which thousands of sea-stars fluttered in agony, almost dying. The phenomenon attracted many people. Held by his father’s hand, there was a boy named Lionel, staring at the small sea- stars with his eyes tearful and full of sadness. Suddenly, he took off his shoes and socks and ran along the beach, picked up a sea- star, and still running threw it back into the sea. 
    He continued to repeat the operation.  A “smart” man exclaimed: „What are you doing, child?“
    „The sea- stars swim in the sea, otherwise they will all die, if left on the beach“, said Lionel, without stopping. 
    And the man alleged: “But there are hundreds of sea-stars on this beach: you cannot save them all!!!“
    Lionel smiled and replied” These three are now saved.”                        
    The man stood silent for a moment, then took off his shoes and socks, and started collecting sea-stars as well, and throwing them back into the sea.  
    A few minutes later, following the man’s example, all the observers joined the boy them and began throwing the sea stars into the sea as well. 

    „To change the world, it would be sufficient only for one person, even small or even young, to have the courage to begin something.“   

    Modified after the story by Patrick Porter in “Discover the Language of the Mind”  

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Die Seesterne

    Ein schrecklicher Seesturm entlud sich krachend  über ein entfernt liegendes Meer. Riesige Wellen brachen sich am Strand und flossen über den Seegrund zurück, wobei sie kleine Meerestiere zig Meter vom Meeresrand entfernt auf den Strand schleuderten. Der Sturm ging so rasch vorbei, wie er gekommen war. Die Gezeiten ebbten ab. Jetzt war der Strand eine Weite von Sand, in der Tausende von Seesternen in Agonie  zuckten, dem Tod nahe.
    Diese Erscheinung zog viele Menschen an.
    An der Hand seines Vaters, war da ein Junge namens Lionel, der mit Tränen in seinen Augen und voll Traurigkeit die Seesterne anstarrte. Plötzlich zog er seiner Schuhe und Socken aus und rannte den Strand entlang, hob einen Seestern auf und warf ihn im Rennen ins Meer zurück. Das wiederholte er  ganz oft. Ein „schlauer“ Mann rief: „Was machst du, Kind?“ – „Die Seesterne schwimmen im Meer, sonst sterben sie alle, wenn sie am Strand liegen gelassen werden!“, sagte Lionel ohne aufzuhören. Und der Mann behauptete: „Aber es gibt Hunderte von Seesternen auf dem Strand, du kannst sie nicht alle retten!!!“
    Lionel lächelte und antwortete: „Diese drei sind jetzt gerettet.“
    Der Mann verharrte einen Moment schweigend, dann zog er seine Schuhe und Socken aus und begann ebenso, Seesterne zu sammeln und sie ins Meer zurück zu  werfen. Ein paar Minuten später folgten alle Beobachter dem Beispiel des Mannes und schlossen sich dem Jungen an und begannen, die Seesterne ebenfalls ins Meer zurück zu werfen.

    Um die Welt zu verändern, würde eine Person ausreichen, egal ob klein oder jung, die den Mut hat, etwas anzufangen.

    Verändert nach der Geschichte von Partick Porter in „Entdecke die Sprache des Geistes“

  • Tausend Sonnen

    (17.7.2020)

    Die beste Medizin
    gegen das gegenwärtige System
    und seine giftigen Auswüchse
    ist die Wärme miteinander verbundener Herzen
    Tausend trächtige Sonnen
    trägst du in deiner Brust
    zum Entfachen der Lebensfreude
    für Bekannte und Unbekannte

    ֎֎֎

  • Schaumschläger

    (12.7.2020)

    Geräuschvolle Blasenbildung
    ist ein Merkmal unserer Gesellschaft
    leider nicht auf die Wirtschaft beschränkt
    Empörungen verlaufen oberflächlich
    ohne gedankliche Gründlichkeit
    wie Modeerscheinungen
    Gegenwärtig wird viel und vollmundig
    über Rassismus dahergeredet
    Wie soll dabei
    wie bislang üblich
     außer kurzweiligen Blasen
    etwas Sinnvolles entstehen
    wenn Denker wie Frantz Fanon
    Eduardo Galeano und Howard Zinn
    Hermann Ploppa und Rainer Mausfeld
    unberücksichtigt bleiben

    ֎֎֎    

  • Getreuliche Hoffnung

    (11.7.2020)

    Inspiriert durch ein Gedicht des iranischen Poeten Houshang Ebtehaj (Saye) (1928 geboren) entstand der folgende Text.

    Du! Unsichtbares Samenkorn
    und doch für mich spürbar
    wie mein eigener Atem
    Steh auf aus dem winterlichen Schlaf

    Steh auf
    Schau! Mit jedem Teil meines Herzens
    habe ich dich tagein, tagaus
    mit Sonnenschein ernährt
    Feindseligkeiten und Hohn trotzend
     voller Liebe und Leidenschaft
    habe ich dich vor den Böswilligen behütet

    Steh auf aus dem winterlichen Schlaf
    Steh auf
    In meiner Brust gab es manchmal
    nur Asche und Glut, und doch
    habe ich für dich stets beharrlich
    ein würdiges Feuer entfacht
    Steh auf aus dem winterlichen Schlaf
    Steh auf

    ֎֎֎

  • Hutewald Halloh

    (7.7.2020)

    für Ulli, Wolfgang und Bella

    Umarme die uralten Bäume
    Gehe hinein in den hohlen Stamm
    Öffne deines Herzens Augen
    Ein Blick
    Einblick
    Öffne deines Herzens Ohren
    Ein Wort
    Besinnung
    Begreife die uralten Bäume
    Befreite Zärtlichkeit
    Zärtliche Befreiung

    ֎֎֎

  •                    

    During our journey called life,
    we should choose sincere travelling companions.
    A smart person learns from someone more ingenious,
    but also learns something from the dull and their failures.
    A reasonable person takes home messages from everyone,
    even those who are simple minded.
    We should avoid obtuse being.
    The obtuse is like a blind man who walks through the mud
    and moves senselessly forward.
    He has long ears like the donkeys,
    but does not listen to the wise advice.

    During our journey called life,
    the adversity tests the sincerity of our life’s companions.
    We should be encouraged by the journeys of those
    who came before us, for they had few resources,
    yet they still prevailed in their quests.

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Die Reise

    Während unserer Reise, die wir Leben nennen, sollten wir uns ernsthafte Reisegefährten aussuchen.
    Eine kluge Person lernt von jemand, der einfallsreicher ist, aber lernt auch etwas von den Langweiligen und ihren Misserfolgen.
    Eine vernünftige Person nimmt Botschaften von jedermann an, auch von den geistig einfach Begabten.
    Wir sollten das stumpfsinnige Sein vermeiden.
    Der Stumpfsinnige ist wie ein blinder Mann, der durch den Matsch geht und sich gefühllos vorwärts bewegt.
    Er hat lange Ohren wie die Esel, aber hört nicht auf den weisen Rat.

    Während unserer Reise, die wir Leben nennen, überprüfen die Missgeschicke die Ernsthaftigkeit unserer Lebensbegleiter.
    Wir sollten ermutigt werden von den Reisen derer, die vor uns kamen, da sie wenige Hilfsmittel hatten, und dennoch ihren Anforderungen gewachsen waren.