Schlagwort: Gesellschaft

  • Irrweg

     (4.10.2018)

     

    Wenn die europäische Betrachtung
    zum alleinigen Prinzip erhoben wird
    und die Wissenschaft zum Glauben
    so verkommt das ersehnte freie Denken
    zu einer jämmerlichen Rechtfertigung
    vielfältiger Verbrechen

    ֎֎֎

  • Wälder

    (4.10.2018)

    „Leben wie ein Baum
    einzeln und frei
    und brüderlich wie ein Wald
    das ist unsere Sehnsucht“

    Nazim Hikmet (1902-1963)

     

    Im therapeutischen Alltag
    werde ich beschenkt
    mit Lebensgeschichten
    Träumen und Zukunftsbildern
    wenn tiefgründige Beziehungen entstehen
    Selten erlebe ich dabei Menschen
    ohne Sehnsucht nach Wärme und Nähe
    Umso mehr schmerzt es dann
    wenn ich erkenne
    wie die Herrschenden den Nährboden verändern
    damit keine Wälder gedeihen können

    ֎֎֎

  • Fünfundsiebzig  und nicht weise,
    wohin führt die weit´re Reise.
    Vorbestimmt und schicksalshaft,
    oder doch durch eigne Kraft.

    Die Wahrheit ist wie immer schlicht,
    einfach ist das Leben nicht.
    Und Goethe hat schon festgestellt,
    verwirrtes Handeln waltet über uns´re Welt.

    Das soll uns aber nicht verdrießen,
    wir wollen leben, voll genießen.
    Nun fahren wir die Ernte in die Scheuer ein!
    Zusammen lasst uns fröhlich sein.

     

     

  • Einladung

    (29.9.2018)

     

    Enkelkinder im Sinne
    Sterne im Blick
    das Herz voller Sehnsucht zu gestalten
    dichte und kämpfe ich
    dem Fest des Lichtes entgegen
    Wer möchte mitkommen?

  • Krankes Haus

    (29.9.2018)

    Im November 2018 ist die Premiere des Dokumentarfilms „Der marktgerechte Patient“*.

     

    In deutschen Krankenhäusern
    erlebte ich hautnah kranke Wesenszüge
    unserer Gesellschaftsordnung
    der kapitalistischen Denk- und Verhaltensweise
    gebündelt, greifbar, ernüchternd 

    Hierarchische Strukturen
    in denen ein einziger Mensch
    über den beruflichen Werdegang
    zukünftiger Ärzte entschied
    ihre wissenschaftlichen Arbeiten
    für sich beanspruchte
    und Träger demokratischer Gedanken
    schamlos schmähte 

    Verlogene Gebilde
    in denen nach dem Verfall des Ostblocks
    das Menschenrecht auf Gesundheit
    zunehmend zu einer Ware verkümmerte
    und das Personal
    in den Mühlen des Zeit- und Leistungsdrucks
    psychisch und körperlich erkrankte 

    Billige Jahresmärkte
    auf denen Ärzte und Wissenschaftler
    sich zu gefügigen Marionetten
    der Medizinindustrie herabsetzen ließen 

    In heutigen Krankenhäusern
    frage ich mich immer wieder
    wie ich dieses unmenschliche System
    grundlegend verändern kann
    oder wenigstens so in ihm lebe
    dass ich  möglichst wenig
    zu seinem Erhalt beitrage

    ֎֎֎

  • Fragiler Frieden

    (23.9.2018)

     

    Seit meiner Kindheit höre ich
    die tragische, beschwichtigende Aussage
    der Unwissende lebe leichter
    Mit ihr habe ich mich nicht angefreundet
    wohl wissend
    dass eine derartige, kurzweilige Leichtigkeit
    Vergehen und Verbrechen
    in sich tragen kann
    Ich habe längst eingesehen
    dass der harte Stein bricht
    und das schmiegsame Wasser verdampft
    wenn gewisse Grenzen überschritten werden
    Daher führe ich heute erneut
    Friedensverhandlungen mit meiner Trauer

    ֎֎֎

  •     CHINESE LESSON

    Essay by Victor H. Mair (an abbreviated version)

    危 机

     wēijī (CRISIS)

    John F. Kennedy used to say: “When written in Chinese, the word CRISIS is composed of two characters, one represents DANGER and the other represents OPPORTUNITY.”

    Half a century after his tragic death, it is proven that this is an American linguistic blunder. The explanation is in the essay by Victor H. Mair, Professor of Chinese Language. Follows the abbreviated version:

    “The explication of the Chinese word for crisis as made up of two components signifying danger and opportunity is due partly to wishful thinking, but mainly to a fundamental misunderstanding about how terms are formed in Mandarin. The misconception is that the chinese meaning for crisis is identical with the single graph for crisis.”

    Like most Mandarin words, that for “crisis” (wēijī) consists of two syllables that are written with two separate characters, wēi (危) + jī (機/机). The fatal, misapprehension is the definition of „“ as “opportunity”.

    While it is true that wēijī does indeed mean “crisis” and that the wēi syllable does convey the notion of “danger,” the  syllable most definitely does not signify “opportunity.” The jī of wēijī, in fact, means something like “incipient moment; crucial point (when something begins or changes).” Thus, a wēijī is indeed a genuine crisis, a dangerous moment, a time when things start to go awry. A wēijī indicates a perilous situation when one should be especially wary. It is not a juncture when one goes looking for advantages and benefits.

              For those who have staked their hopes and careers on the CRISIS = DANGER + OPPORTUNITY formula this is the wrong path of thinking.  is not signifying “opportunity“,” but by itself indicates “quick-witted(ness)“. It is absolutely crucial to observe that  possesses these secondary meanings only in the multisyllabic terms into which it enters. To be specific in the matter under investigation, jī added to huì (“occasion”) creates the Mandarin word for “chance” (jīhuì), but by itself  does not mean “opportunity”.

    Just as the syllable/morpheme’s cri and -sis that go together to make up the English word “crisis” cannot exist independently in an English sentence, so too wēi and  cannot exist by themselves in a Mandarin sentence.“

    It might be helpful to provide a parallel case from English.

    Welcome“ consists out of two syllables: „Well“ is the adverb to good and „come“ means „to arrive“ and also an invitation or demand, it can be used as an imperativ  form of the verbum. So these meanings are completely different. But as a composit noun it means something different: It is a friendly greeting  and a statement: You are wel(l)come.

     

     

    Eine Lektion Chinesisch

    Ein Aufsatz von  Victor H. Mair, verkürzte Form
    Übersetzung von Dietrich Weller

     

    危机

    Weiji (Krise)

    John F. Kennedy pflegte zu sagen: „Chinesisch geschrieben wird das Wort Krise zusammengesetzt aus zwei Buchstaben, der eine steht für Gefahr, der andere für Gelegenheit.“

    Ein halbes Jahrhundert nach seinem tragischen Tod ist es bewiesen, dass diese Aussage ein amerikanischer sprachwissenschaftlicher Fehler ist. Die Erklärung steht in dem Aufsatz von Victor H. Mair, Professor für Chinesische Sprache. Es folgt eine abgekürzte Version.

    Die Erklärung des chinesischen Wortes für Krise als Zusammensetzung aus zwei Komponenten, die Gefahr und Gelegenheit darstellen, ist teilweise auf Wunschdenken zurückzuführen, aber hauptsächlich auf ein grundlegendes Missverständnis über zwei Begriffe, die in Mandarin gebildet werden.

    Die falsche Auffassung besteht darin, dass die chinesische Bedeutung als einzelnes Schriftzeichen für Krise sich auf das chinesische Silben-Schriftzeichen ji für Krise bezieht.

    Wie viele Mandarin-Wörter besteht das Wort für Krise (weiji) aus zwei Silben, die mit zwei getrennten Zeichen geschrieben werden: wēi (危) und  jī (機/机). Die falsche Auffassung besteht in der Definition, dass ji Gelegenheit  bedeutet.

    Während es stimmt, dass weiji tatsächlich Krise bedeutet und die weiji-Silbe die Bedeutung von Gefahr vermittelt, steht die ji-Silbe ganz sicher nicht für Gelegenheit. Das ji von weiji bedeutet tatsächlich so etwas wie “beginnender Moment, entscheidender Punkt, wenn sich etwas zu verändern beginnt”.

    Deshalb bedeutet weiji tatsächlich eine echte Krise, einen gefährlichen Moment, einen Zeitpunkt, in dem die Dinge schieflaufen. Weiji bedeutet eine gefährlichen Lage, in der man besonders umsichtig sein sollte. Es ist kein Augenblick, in dem man nach Vorzügen oder Vorteilen sucht.

    Für diejenigen, die ihre Hoffnung und Karriere an die Krise=Gefahr + Gelegenheit-Formel geknüpft haben, ist es der falsche Gedankenweg.

    Ji bedeutet nicht Gelegenheit, aber allein gestellt steht es für Schlagfertigkeit und Geistesgegenwart. Es absolut entscheidend zu beachten, dass ji diese zweitrangige Bedeutung nur in mehrsilbigen Begriffen hat, in die es eingebunden ist.

    Um gerade diesen erforschten Begriff genau zu betrachten: Ji, mit hui (Gelegenheit) verbunden, bildet das Mandarin-Wort für Chance (jihui), aber alleine bedeutet ji nicht Gelegenheit.

    Genau wie die Silben cri- und –sis zusammen das englische Wort crisis bilden, können sie unabhängig voneinander nicht in einem englischen Satz stehen. Ebenso können weiji und ji nicht für sich allein in einem Mandarin-Satz stehen.

    Vielleicht ist es hilfreich, ein paralleles Beispiel aus dem Englischen anzuführen.

    Welcome besteht aus zwei Silben: Well ist das Adverb zu gut, außerdem bedeutet es Brunnen, und come bedeutet kommen, ankommen und ist eine Einladung oder Aufforderung. Es kann als Befehlsform des Verbs genutzt werden. Also sind die Bedeutungen der beiden Wörter völlig verschieden. Aber als zusammengesetztes Hauptwort bedeutet es etwas ganz anderes. Es ist eine freundliche Begrüßung und eine Feststellung: Du bist gut / an einer guten Stelle angekommen. Du bist willkommen.

    Ähnlich bedeutet weder wei noch ji weder Krise noch Gefahr + Gelegenheit, aber zusammen bedeutet weiji Krise.

  • Mein Beitrag zum Kongress der Union Mondiale des Écrivains Médicines UMEM in Rheinfelden 2018 

    Offizielles Thema: Schreiben – Zaubertrank für Ärzte?

    Mein Zaubertrank heißt Schreiben.

    Ein Zaubertrank soll besondere Kräfte vermitteln, um die schwierigsten Aufgaben zu bewältigen. Die Wirkungen eines Zaubertrankes werden bei Asterix und Obelix im Jubiläumsheft zum 50. Geburtstag der Comic-Serie so beschrieben:

    Verschmitzt lächelnd macht sich der glückliche Konsument bereit. Er schließt die Lider und senkt das Kinn, um aus der Kelle des Druiden zu trinken. Unter der Wirkung des Zaubertranks hebt der Proband ab. Seine Füße flattern im Gleichtakt mit den Helmflügeln! Asterix besitzt übermenschliche Kraft und kann es mit der gesamten römischen Armee aufnehmen.

    Ich schreibe meistens, um mich aus der Betroffenheit herauszuholen, wenn mich der schlimme Anteil des Alltags in der Notfallpraxis packt. Das Schöne ist, dass ich schreibend auch die heiteren und ungewöhnlichen Begegnungen festhalte und immer wieder genieße. Deshalb will ich über beide Seiten des Schreibens sprechen.

    Ich will hier keine der sehr belastenden Situationen ausführlicher beschreiben. Sie verfolgen mich manchmal in meinen Träumen. Bei uns Ärzten genügen ein paar Stichwörter, um flammende Bilder in der Erinnerung lodern zu lassen: Leichenschau bei Verwahrlosten, schwerverletzte Unfallopfer, sterbende Kinder, verzweifelte Eltern, entstellende Erkrankungen und Operationsbilder. Es gibt aber auch Menschen, die unsere Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft ausnützen und als Pflichtdienstleistung zur Unzeit verlangen.

    Ich möchte meinen Beruf mit Herz und Verstand ausüben. Dafür bemühe mich um Empathie: Ich versuche nachzuempfinden, wie die Krankheit, das Problem den Patienten leiden lassen. Und ich bin mir gleichzeitig bewusst, dass es nicht mein Problem ist und dass ich es nicht lösen muss. Das ist heilende Nähe zum Betroffenen verbunden mit schützender Distanz für mich selbst.

    Wenn ich mir den Leidens-Rucksack des Patienten auflade, wird aus mir ein hilfloser Helfer! Hilfsbedürftige erwarten aber zumeist, dass Helfer stark sind oder sich wenigstens so verhalten. Helfer müssen aber auch aus Selbstschutz stark bleiben, um ihre beruflichen Aufgaben und Pflichten erfüllen zu können. Trotzdem muss jeder Helfer auch Momente haben, in denen er seine Schwäche, seine Verletzlichkeit und Erschöpfung äußern und leben kann. Deshalb brauchen wir alle jemanden, dem wir vertrauen können, dass er uns hilft.

    Um mir diesen Spagat immer wieder bewusst zu machen, schreibe ich meine Erlebnisse, Gefühle und Gedanken auf. Diese Gabe und Freude, mich gut ausdrücken und Konflikte in Worte fassen zu können, helfen mir seit vielen Jahren auch bei der Bewältigung meiner Belastungen. Ich habe regelmäßig beobachtet, dass sie nicht mehr in meinen Träumen erscheinen, wenn ich sie aufgeschrieben habe!

    Mein begeisternder Lateinlehrer war es, der mir über sechs Jahre die Liebe zur Sprache als Kulturgut und zur deutschen Sprache übertrug. Mein Dank für dieses sprachliche Geschenk wird andauern, solange ich lebe. Mein Lateinlehrer. war einer der wenigen Lehrer, von denen ich etwas für das ganze Leben gelernt habe und nicht nur über ihre Fächer.

    Sein Satz wird mir bis an das Ende meines Gedächtnisses gegenwärtig sein:
    Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn die Fakten vergessen sind.

    Noch ein wichtiges Zitat von Sir Francis Bacon Lesen macht vielseitig, verhandeln geistesgegenwärtig, schreiben genau.

    Schon als Schüler habe ich festgestellt, dass Schreiben meine flüchtigen Gedanken verlangsamt, bewusster macht, ordnet, wertet. So kann ich zu klareren logischen Folgerungen und Entscheidungen kommen. Wenn ich schreibe, schaue und fühle ich genauer hin, formuliere sorgfältiger und verstehe besser. Was ich verstanden habe, kann ich besser ertragen.

    Durch das Schreiben kann ich mich ändern. Das ist doch schon viel.

    Wen interessiert, was ich schreibe? Zuerst einmal mich. Der narzisstische Anteil in mir glaubt natürlich, dass alle wissen wollen und sollen, was ich wichtiges geschrieben habe. Mein vernünftiger und realistischer Anteil bringt den Narzissten zurück auf den Boden der Tatsachen! Keines meiner Bücher hat mehr als die erste Auflage erreicht.

    Aber ich veröffentliche nicht jeden Text! Wenn es zu grausig ist, was ich für mich notiert habe, um es loszuwerden und einzuordnen, teste ich manchmal bei meiner Frau oder interessierten Freunden, ob sie den Text ertragen können und mir raten, ihn zu veröffentlichen. Auf dieses Urteil höre ich. Dafür bin ich dankbar.

    Seit ich weiß, dass es sogar Verlage gibt, die meine Gedanken drucken, bin ich eitel genug, etwas zu veröffentlichen. Ich habe in einigen meiner Bücher selbst erlebte Patientenschicksale beschrieben. Ich veröffentliche meine Texte auch auf meiner Homepage.

    Ich will ein Beispiel geben, wie ein kurzer veröffentlichungsfähiger Text über eine bedrückende Szene meines Erachtens aussehen könnte. Das folgende Gedicht ist meine Verarbeitung von zwei Hausbesuchen an einem Tag bei demselben Patienten. Es besteht nur aus Stichwörtern, Tatsachen und direkter Rede. Gefühle werden nicht besprochen. Sie entstehen umso stärker im Kopfkino des Lesers.

    Letzte Stunden

    Bauch vom Krebs zerfressen,
    operiert und bestrahlt,
    welke Haut über Knochen,
    hohle Wangen,
    Bartwildwuchs,
    wirres Haar,
    leerer Blick,
    Schmerzen.

    Uringeruch.
    Nein, nicht waschen!
    Nur noch sterben!
    Nein, nicht ins Hospiz!
    Zu Hause bleiben!
    Lass mich los!

    Verzweifelter Bruder,
    weil ihm Hilfe verboten ist.

    Die Stimme schweigt,
    der Blick wird matt,
    die Atmung schnappt
    und stoppt.
    Endlich erfüllter Wunsch.

    Es gab und gibt  viele Ärzte, die sich ihr Leiden unter den besonderen Belastungen in diesem Beruf durch das Aufschreiben des Erlebten versuchen, erträglicher zu gestalten. Gottfried Benn, der berühmt geworden ist durch seine schonungslosen Gedichte aus dem Sektionssaal, schrieb 1921 in einem Brief:

    Es ist kein Leben dies tägliche Schmieren und Spritzen und Quacksalbern und abends so müde sein, dass man heulen könnte. (…) Ja, ich bin unbeschreiblich müde und abgelebt wieder mal augenblicklich, darüber ist nichts zu sagen, die Sinnlosigkeit des Daseins in Reinkultur und die Aussichtslosigkeit der privaten Existenz in Konzentration.

    Aber sehen wir auch die heitere Seite, die lohnt aufgeschrieben zu werden! Ein Beispiel:

    Schlaflos in Leonberg

    Die in der DRK-Leitstelle ankommenden Anrufe der Patienten werden an den Dienst habenden Rettungsassistenten in der Notfallpraxis weitergeleitet. Eine Rettungsassistentin erzählte mir folgendes Telefonat, das sie mitten in der vergangenen Nacht geführt hatte.

    Eine männliche und unsicher wirkende Stimme meldet sich: „Ich bin 83, und ich kann nicht schlafen. Kann jemand vorbeikommen und mir eine Schlaftablette bringen?“
    Die Rettungsassistentin sagt freundlich: „Da brauchen Sie mich nicht, Sie können ohne Rezept in der Apotheke Schlaftabletten kaufen!“
    Nach kurzer Überlegung fügt sie hinzu: „Warum können Sie denn nicht schlafen?“
    „Wissen Sie, ich bin Lehrer gewesen, und ich muss Fragen, die mir einfallen, einfach klären. Sonst kann ich nicht schlafen. Und da bin ich vorhin aufgewacht und dachte immer wieder an die SWR-Landesschau, die ich abends regelmäßig anschaue. Mir fällt aber der Name des Moderators nicht mehr ein. Ich grüble ständig darüber nach. Deshalb kann ich nicht schlafen.“
    Die Rettungsassistentin tippte rasch am PC „SWR-Fernsehen“ ein, suchte die Moderatoren und las dem Anrufer deren Namen langsam vor – bis zu der Frage: „Meinen Sie Michael Matting?“
    Erleichtert kam die Antwort: „Ja, genau den meinte ich! Danke, jetzt kann ich schlafen. Sie müssen mir keine Schlaftablette mehr bringen!“

    So kann die Verarbeitung durch Aufschreiben ebenso wie ein Zaubertrank im Märchen nicht nur anderen helfen, in Abgründe der menschlichen Existenz zu blicken, sondern auch neue Kräfte durch Humor und Freundlichkeit vermitteln. Schreiben ist ein Zaubertrank in guten  und in schlechten Tagen.

     

     

  • Sehnsucht zu fliegen

    (22.9.2018)

    Inspiriert durch die iranische Dichterin Jaleh Esfahanai (1921-2007) entstand der folgende Text.

     

    Die große Sehnsucht zu fliegen
    wallt auf  in den Zugvögeln
    in meiner Brust
    und in den herbstlichen Blättern
    diesen zierlichen bunten Booten
    nach der Melodie des Windes tanzend
    auf gelb-grünen Wellen der Wiesen

    ֎֎֎

  • Richtigstellung

    (13.9.2018)

     

    Mancher Zeitgenosse bezeichnet
    Regierungsmitglieder
    Amts- und Würdenträger
    Politiker und Soldaten
    Wissenschaftler und Künstler
    Ärzte und Psychologen
    Geistliche und Journalisten
    die die deutsche Beteiligung
    an illegalen Kriegen ermöglichen
    ungerechterweise als Huren.
    Prostituierte zerstören
    normalerweise notgedrungen
    ihr eigenes Leben
    und nicht aus niederen Beweggründen
    die Existenzgrundlage unzähliger Lebewesen.

    ֎֎֎