Schlagwort: Humor

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    Mein Leben hängt
    an einem Faden,
    sagte die Spinne
    zu ihrer Nachbarin.
    Jene erwiderte:
    du spinnst.

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

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    Vormals Felis domestica,
    so ganz domestiziert
    bist du nicht.
    Du kannst huldvoll sein,
    aber nicht gehorsam.
    In dir pulsen
    Anmut und Stolz
    alten Adels und
    großer Verwandtschaft –
    vormals Felis panthera,
    Felis leo, Felis tigris.

    Gehorchen magst du nicht,
    Felis catus,
    aber man kann um
    deine Freundschaft werben.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

     

     

     

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    Ein Wolf schlich durch den Wald und sprach:
    Wenn jetzt nicht bald etwas zum Fressen kommt,
    verhungre ich hier prompt.
    Seither zwischen der Bäume Säulen
    hört man nächtens die Wölfe heulen.

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     Eugenius Gutedel
    gründete eine Partei.
    Die PDGA,
    die Partei der Guten Absichten.
    Er benötigte für den Anfang
    100 gute und edle Mitstreiter.
    Er fand sie nicht und nahm,
    was er sonst so bekam.
    Lange Zeit ging nichts voran,
    dann, zufällig, lief die Sache an.
    Einige der unedlen Kameraden
    rissen das Heft an sich und änderten den Kurs.
    Sie schlossen Eugenius aus der Partei aus,
    denn seine Ideen störten.
    Die PDGA war nun eine Partei wie alle anderen,
    sie diente einzig den Interessen der Bonzen.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

     

  • Wennemann und Aberach

    Wennemann und Aberach
    wohnten schon vor allen Zeiten
    immer unterm selben Dach
    zu dem Behufe, sich zu streiten.

    Soviel der beiden auch ein jeder
    der Thesen schmiedet wohl zu Hauf –
    der andre spießt mit spitzer Feder
    sie durch die Antithese auf.

     

    Vorstellung

    Das Jahr dreizehn haben sie erkoren,
    im Jahr dreizehn wurden sie geboren,
    Zwillingsbrüder zwischen Wenn und Ach –
    es sind Wennemann und Aberach.

    Beide sind, ich will es hier erklären,
    etwa mittleren bis ungefähren
    Alters, und zwar ab principio,
    und das bleibt auch bis auf Weitres so.

    Sie durchleben alles, was banal,
    stellvertretend sowie integral,
    mal als Narr und andermal als Held
    immer im polaren Spannungsfeld.

    Widersprüche stricken sie wie Strümpfe,
    und sie waten damit durch die Sümpfe
    unserer Gefühle und Gedanken
    jenseits von Tabus und ohne Schranken.

    Sie erkunden für uns das Gelände,
    welches wir dann selber ganz behände
    sichern Schritts durchschreiten ohne Wanken –
    dafür dürfen wir den Brüdern danken.

      

    Wanderung

    Wennemann und Aberach
    wanderten von Hohenbrumm
    durchs Ödental nach Andernach.
    Dort wussten sie nicht mehr, warum.

    Das war insofern sehr fatal,
    als sie den Heimweg nicht mehr fanden,
    denn weder gibt es Ödental
    noch Hohenbrumm in diesen Landen.

     

    Neue Tüte

    Aberach ist tief betrübt
    ob der Kritik,
    die er geübt
    an Wennemannes krausen
    jüngsten Flausen.

    Jener hatte ausgeheckt,
    wie Recycling man bezweckt
    mit neuen Tütenmoden
    ohne Boden.

    An der neuen Ladenkasse
    kreuzt eine ganz spezielle Trasse
    mit einer eignen Spur
    der Müllabfuhr.

    Durch die unten offne Tüte,
    so will es die Gedankenblüte,
    fällt der ganze Tand
    auf ein Band.

    So wird, was man sowieso
    nicht brauchte, statt daheim ins Klo
    oder auch verborgt,
    gleich entsorgt.

    Der Wirtschaft wird so wohlgetan.
    Der Kunde leichten Schrittes dann
    beschwingt nach Hause kehrt,
    unbeschwert.

    Aberach fand es am besten,
    die Idee sogleich zu testen
    in der, Gott behüte,
    neuen Tüte.

    Wennemann hat abgewunken
    und ist in Trübsal tief versunken,
    die beide nun vereint,
    wie es scheint.

     

    Straßenverkehr 

    Am Lenkrad ganz perfekt
    fährt Wennemann korrekt,
    jedoch er muss sich grausen
    ob der Verkehrsbanausen,
    die sich als wahre Flegeln
    entheben aller Regeln.

    Dieselben fahren nur
    stets auf der linken Spur,
    nur immer auf der linken
    und ohne je zu blinken,
    wohl aber um zu schleichen
    und niemals auszuweichen.

    Doch die besonders Schlechten,
    die fahren auf der rechten,
    um dort auf breiten Sohlen
    ganz schnell zu überholen.
    Der Stopp beim Stoppschild gilt
    vermutlich nur dem Schild.

    Auch die beruhigte Zone,
    weil man dort selbst nicht wohne,
    durchrast man um so flotter
    wohl über Stein und Schotter,
    parkt in der dritten Spur
    mit Zettel „Bin auf Kur“.

    Herrn Wennemann verbittert,
    dass hier die Ordnung splittert.

    Der Aberach dagegen
    gibt ihm zu überlegen,
    dass zwar so manche Lenker
    chauffieren wie die Henker,
    jedoch im Fall des Falles,
    dass alle machten alles
    verkehrt, dann folgte dem:
    auch dieses hat System,
    und Wennemann sei der,
    der störe im Verkehr,
    weil einzig er allein
    hält alle Regeln ein. 

     

    Wennemanns Problem

     Wennemann als feiner Mann
    zieht nur beste Sachen an.
    Für ihn gilt der Ehren-Code:
    Kaufe nur in Brompton Road

    so wie Mutti Windsor auch
    nach dem guten alten Brauch!
    Wennemann kauft Underpants
    dort nach Seitenpräferenz.

    Für des Kunden Händigkeit
    stehen RECHTS und LINKS bereit.
    Leider hat das nicht geholfen.
    Als er Donnerstag beim Golfen

    dringend hinter Büschen stand,
    fand er nichts, wo sonst er fand.
    Die Erkenntnis kam zu spät,
    dass die Hose links verdreht.

    Aber noch zur selben Stund’
    fand Aberach den tiefer’n Grund:
    Je komplexer ein System,
    desto eher führt es zum Problem.

     

    Wennemann, der Reimer

    Wennemann kann es nicht lassen,
    die Welt und sich auch selbst
    in gereimten Text zu fassen. 

    Legt er sich des Nachts zu Bette,
    wandern in die schwarze Folie
    Wörter ein in Reih und Kette,

    die sich schieben und sich schütteln,
    purzeln, wechseln und verdrechseln,
    bis sie sich in Reime rütteln.

    Wennemann greift dann zum Block,
    der an seinem Bette liegt
    und notiert den Text ad hoc.

    Solcherweise kam auch hier
    der Bericht von Wennemann
    justament aufs Druckpapier.

     

    Schattenwurf

    Wennemann liebt es, wenn nächtens
    beim Spazierengehn vermächtens
    des Lichts der städtischen Laternen
    jeweils beim von diesen sich Entfernen
    sein Schatten sprunghaft wächst
    und ihm vorauseilt wie verhext.

    Der Gedanke schmeichelt ihm verhohlen,
    dass er selbst sich könne überholen
    nur in seines eignen Geistes Lichte,
    wenn er es denn auf sich selber richte.
    Zum Unendlichen sieht er sich wachsen –
    oder zu den näheren Galaxen.

    Herr Aberach, der runzelt seine Stirne
    und fragt: Reicht denn das Licht in deiner Birne?
    Der Wennemann hat darauf angefangen
    zu zweifeln und ist schließlich heimgegangen.
    Das Straßenlicht erschien ihm nunmehr heller –
    und wieder war der eigne Schatten schneller.

     

    Form und Inhalt

    Form und Inhalt, welches von den beiden
    wird zuletzt den wahren Wert entscheiden?
    Wennemann ruft ohne Zögern aus:
    Nur der Inhalt kriegt von mir Applaus.

    Zum Exempel nennt er guten Wein,
    der in einem goldnen Becherlein
    grad so gut schmeckt wie in einem Glas.
    Aberach jedoch bestreitet das.

    Marmor beispielsweise sei doch nur
    ein Gestein, ein Fels in der Natur.
    Erst der Künstler formt daraus die Werke –
    ergo: in der Form liegt alle Stärke.

    Freundin Alma hört von der Debatte
    und erklärt, es sei wie Caffè latte,
    beides würde sich total durchdringen
    und den Wert zu zweit zur Geltung bringen.

    Erst der eingeengte Horizont
    öffne hier die kontroverse Front,
    und der Streit der beiden um das Recht
    sei im Grunde nur ein Scheingefecht.

     

    W & A danken

    Wennemann soeben erst geboren,
    wäre spornstreichs wieder gleich verloren,
    würde er sich in des Lesers Augen
    oder Mund nicht neuen Odem saugen.

    Selbst der Aberach, sein Zwiegefährte,
    nicht allein die Garantie gewährte
    auf ein Leben nach dem Niederschreiben –
    weshalb beide dankbar hier verbleiben:
    gez. Wennemann, Aberach ppa.

     
    Falscher Hund
    Wennemann hat einen Rassehund,
    der ist hochbegabt und Klasse und
    mit dem besten Orientierungssinn
    kommt er überall zurück und hin.

    Wennemann verkauft den Hund ganz weit
    weg und gibt ihm ein paar Tage Zeit.
    Dann steht fröhlich wedelnd vor der Tür
    der Hund und spricht: Ich bin jetzt wieder hier.

    Schnell verkauft sein Herr nach kurzer Sichtung
    ihn gleich wieder in die andre Richtung.
    Fragt der erste Kunde bei ihm an,
    gibt ehrlich Fehlanzeige Wennemann.

    Und so weiter und so weiter fort
    kommt der Hund herum von Ort zu Ort,
    dass sein Herr des Zubrots sich erfreue
    ohne alle Skrupel oder Reue.

    Da entgegnet ihm nun wie so oft
    Aberach, der Freund, ganz unverhofft:
    Potz und Blitz! Du darfst des Hundes reine
    Seele doch nicht für solch hundsgemeine

    Tricks missbrauchen. Du bist nämlich hier
    der falsche Hund und nicht das brave Tier.
    Wennemann bat darauf unter Tränen,
    dieses fürder nicht mehr zu erwähnen.

     

    Doppelmord
    Wennemann ist tief zerknirscht.
    Heute früh am Morgen pirscht
    er ins Bad, wo er erkennt,
    dass ein Silberfischchen rennt
    über den gefliesten Grund
    mit ’nem zweiten Fischchen und
    Wennemann sieht sofort rot,
    Wennemann schlägt beide tot.

    Dann, bei näherem Betracht,
    sieht er, wen er umgebracht:
    Eine Mutter ist’s mit Kind,
    die zu Tod gekommen sind.

    Welche Hoffnung, welches Streben,
    welches zukunftsfrohe Leben
    hat er hier im Keim erstickt
    und schon vor der Zeit geknickt!
    All das geht ihm sehr zu Herzen,
    und er spendet siebzehn Kerzen.

     

     

    Weltreise
    Wennemann montiert auf seinen
    Rechner eines von den feinen
    Satellitenbildprogrammen,
    um mit Alma dann zusammen

    unsern Erdball zu umrunden
    und ins Letzte zu erkunden.
    Samstag Nachmittag beim Tee
    stechen sie beherzt in See,

    reisen an die fernsten Strände
    durch zerklüftete Gelände
    über Berge schroff und steil
    ohne Haken, ohne Seil.

    Sie gelangen zu den Wüsten
    und romantisch wilden Küsten,
    zu den größten Wasserfällen,
    oder auch auf die Seychellen.

    Ganz, wie sie es gerne hätten,
    schlendern sie mal durch Manhattan,
    über die Champs Élisées
    und sogar bis Ninive.

    Schließlich zoomen sie sich ran
    an den Freund von Wennemann:
    Aberach mit Kaffeetasse
    sitzt entspannt auf der Terrasse,

    und als wär’ es ihm vertraut,
    dass von oben jemand schaut,
    salutiert er mit der Linken –
    Wennemann und Alma winken.

    Allein
    Allein auf eines Waldes Wiese,
    des Glaubens, niemand sähe diese,
    steht Wennemann fast wie verloren,
    um in der Nase sich zu bohren.

    Indes, er hat die Rechnung ohne
    die Satellitenumlaufzone
    gemacht und nicht bedacht, dass droben
    viel Augen durch den Himmel toben.

    Des Abends ist er ganz verblüffelt,
    dass Aberach ihn strengstens rüffelt.
    Nur Alma tröstet ihn verhohlen
    und hat den Keller ihm empfohlen.

     

    Copyright Dr. Eberhard Grundmann

     

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    Der Biber platscht so gerne
    beim Schwimmen mit dem Schwanz.
    Das hörte aus der Ferne
    neugierig eine Gans.

    Sie kommt herbei geflogen,
    setzt sich zu ihm hin:
    Dein Schwanz ist nicht verbogen,
    meiner ist so klein und dünn.

    Der Biber sagt verlegen:
    Er ist halt groß und breit.
    Ich kann ihn gut bewegen.
    Ich komm mit ihm sehr weit.

    Er hilft mir tauchen, schwimmen,
    klatscht Wasser in mein Haus.
    Und beim Land erklimmen,
    ruh ich mich auf ihm aus.

    Die Gans hört das mit Staunen,
    schaut sich nach hinten um.
    ein Schwanz aus Federn, Daunen
    macht sich immer krumm

    beim Fliegen und im Winde
    beim Watscheln auf dem Land.
    Deinen Schwanz ich besser finde
    Wir tauschen, hier nimm meine Hand.

    So tauschten Gans und Biber
    die Schwänze aus, nur so:
    Biberschwanz am Gansgefieder
    Federschwanz am Biber Po.

    Die Gans konnte nicht mehr fliegen.
    Der Schwanz war viel zu schwer.
    Beim Biber Platsch – Spaß kriegen,
    und tauchen ging nicht mehr.

    Leise bat die Gans den Biber,
    Dein Schwanz passt nicht zu mir.
    Mein eigner ist mir lieber,
    den Großen schenk ich Dir.

    So tauschten Gans und Biber
    die Schwänze schnell zurück.
    Der Große war ihm lieber,
    der Kleine war ihr Glück.

     

    Copyright Prof. Dr. Dr. Kayser

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    Ein Rabe, ein Hase, ein Fuchs und ein Schwein,
    die fühlten sich einsam und so allein.
    Der Fuchs lud sie alle zum Feiern ein:
    den Raben, den Hasen, sich selbst und das Schwein.

    Was wollt ihr speisen, fragt er galant
    und reicht dem Schwein seine Vorderhand.
    Was ihr auch wollt, alles kommt frisch
    aus unseren Landen gekocht auf den Tisch.

    Der Hase nähert sich froh aus dem Feld.
    Ich hätte gern Bier und Salat bestellt.
    Gern, sagt der Fuchs, das mache ich Dir.
    So kommst Du als erster zum Fest zu mir.

    Der Rabe fliegt krächzend vom Schornstein herbei.
    Ich wünsche gebratenen Hasen mit Ei.
    Gern, sagt der Fuchs, ich bin schon dabei.
    Du bist mein Gast mit der Nummer zwei.

    Das Schwein grunzt: Vogel, gebacken in Teig,
    garniert und gepfeffert mit Thymianzweig.
    Das wäre ein Riesenfestessen für mich.
    Sag aber, Fuchs, was kochst Du für Dich?

    Tja, was sag ich Dir auch?
    Ich wünsche mir Wein, fetten Schweinebauch.
    Vielleicht auch ein Schnitzel, garniert mit viel Kohl,
    dann wär’s mir beim Feste so richtig wohl!

    Der Hase flüchtet zurück in das Feld
    Und denkt sich, ich bin für den Raben bestellt.
    Der Rabe krächzt, das ist so gemein,
    ich bin nur das Futter für das dämliche Schwein.

    Das Schwein meint, ich bin doch nicht dumm,
    geh zu dem Fest und der Fuchs bringt mich um!
    Alle rannten nach Haus und blieben allein:
    Der Hase, der Rabe, der Fuchs und das Schwein.

     

    Copyright Prof. Dr. Dr. Kayser

     

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    Es war einmal ein Eimer,
    den wollte wirklich keiner. 

    Man stieß ihn hin, man stieß ihn her,
    mal war er voll, mal war er leer.

    Mal stand er in der Ecke rum,
    mal haute man ihn einfach krumm.

    Einst diente er als Torwartpfahl –
    man ließ ihn steh’n, ihm war’s egal.

    Ein Auto fuhr ihn krachend platt.
    Da hatte er das Leben satt.

    Legte sich zerdrückt  zum Sterben –
    es gab für ihn auch keinen Erben,

    der an ihm Gefallen fand.
    So hat er sich an Gott gewandt:

    Wo ist, Herrgott, des Lebens Sinn?
    Gott sagt: im Eimer da, tief in Dir drin!

     

    Copyright Prof. Dr. Dr. Kayser

     

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    Es war einmal ein Floh,
    der stach in den Popo
    einer Dame mit strohgelben Haaren,
    die, in solchen Dingen erfahren
    einen Furz bös von sich gab.

    Die scheußlich stinkenden Gase
    gerieten dem Floh in die Nase.
    Frau, das wird mein Grab
    Schrak er und sprang davon.
    So ist des Stiches Lohn:
    Sind scheußliche Düfte gegeben,
    gibt’s keinen Spaß im Leben!

     

    Copyright Prof. Dr. Dr. Kayser

     

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    Es saß eine ältliche Dame
    auf dem Töpfchen und machte pi-pi.
    Da kam ein goldenes Hähnchen
    das sah sie und rief kikerie.
    Kikerikie rief das Hähnchen und lachte
    sich über die Dame tot.
    Da briet es die ältliche Dame
    in der Pfanne zum Abendbrot.

     

    Copyright Prof. Dr. Dr. Kayser