Schlagwort: Lebenskonflikt

  • Denk  ich zurück,
    du warst immer da.
    Hast mich begleitet
    still und schön.
    Bist unsichtbar
    aus reinem Licht.
    Erträgst mein Tun
    und meine Launen
    in stiller Toleranz.
    Ich danke dir dafür.

    Du bist bei mir,
    denk ich an mich.
    Begleitest mich
    so still und schön.
    Bist unsichtbar
    aus reinem Licht.
    Erträgst das auch
    und stehst mir bei
    in stiller Toleranz.
    Ich danke dir dafür.

    Und brauch ich dich
    und denk an dich,
    bist du schon da,
    so still und schön,
    so unsichtbar
    aus reinem Licht
    beschützt du mich
    und stehst mir bei
    in stiller Toleranz.
    Ich danke dir dafür.

    Und weine ich,
    weinst Du mit mir.
    Und lache ich,
    freust du dich auch.
    Willst, dass ich mich des Lebens freu,
    zu lernen ist das Ziel.
    So bist du da
    so still und schön
    so unsichtbar
    gehst du mit mir.
    Ich danke dir dafür.

    Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

  •  

    Der Teufel, der war immer da.
    Die Hölle brannte heiß.
    Sie waren jung und voll Begehren.
    Da streute er die Dornen aus
    und hauchte kaltes Eis.
    Und doch war so beschützt das Kind.
    Der Teufel wollt` es haben,
    riss an sich jetzt den Knaben,
    der fest an seiner Mutter hing.
    Da setzte der Teufel Stürme frei,
    verletzt, verwirrt, trieb nun entzwei
    zu weit entfernten Polen.
    Riss liebend Hände voneinander,
    zwei Menschen irrten tränenschwer,
    mit kranken Herzen, blutig Füssen,
    sie suchten, fanden sich nicht mehr.
    Es ging das Kind an der Mutter Hand
    durch schweres, bitteres Leben.
    Der Vater war zu weit verbannt.
    Das große Wasser war zu tief.
    Das Kind nun groß, ein Boot gebaut,
    sollt` Ufer überwinden.
    Das Boot, das treibt auf stiller See.
    Zwei Leben sind gelebt.
    Ein Hauch aus der Erinnerung
    berührt zwei Seelen und ein Kind.-
    Vielleicht im nächsten Leben.

     

    Copyright Dr. Uta-Christina Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

     

     

     

     

  • Sie kann nicht mehr verzeihen

    Ihr  habt mich tausend und ein Mal verletzt.
    Ich hab euch tausend Mal verziehen.
    Die Liebe, die mit Steinen warf.
    Die Wunden, die nicht heilen wollten.
    Die Narben, die mein Leben zeichnen.

    Und wenn ich glaub, es ist vorbei,
    ich hab es endlich überwunden,
    reißen die Wunden  wieder auf.
    Mit Schmerz und Scham deck ich sie ab.
    Weiß, niemals werden sie ganz heilen.

    Was ich auch tue, es hört nie auf,
    trotz Fleiß und Mühen und aller Kenntnis
    sitzt  es unlösbar in mir drin
    und wartet auf den Augenblick,
    als Gift mein Leben zu besetzen.
    Ich kann nicht mehr verzeihen.

     

    Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

     

  • Schädlich

    Du wolltest Macht und unterdrücken,
    doch wollt` es dir bei ihr nicht glücken.
    Damit kamst du nicht klar.

    So fingst du an, sie zu bekämpfen,
    zu schaden ihr, wo es nur ging,
    anstatt sie zu beschützen.

    Statt stolz zu sein,
    denkst stets sie klein,
    willst immer nur der Größte sein.
    Doch das wird dir nichts nützen.

     

     Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat sein Zeit, deutscher lyrik verlag

     

  • Frau  Holle

    Denk ich zurück an Kindertage,
    da fällt mir die Frau Holle ein.
    Du wolltest stets die Tüchtige sein,
    doch lässt dich heute noch bedienen.
    Ist da nicht etwas schief gelaufen?
    Du konntest dir stets alles kaufen.
    Bekamst das Gold noch obendrein.

    Copyright Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

  • Falscher Ehrgeiz

    Von klein auf hörte sie die Worte:
    Für mich, da musst du anders sein.
    Einmal zu dünn
    und dann zu blass.
    Der Gang war falsch,
    die Schuh zu flach
    und dann zu dick,
    es fehlt der Schick.
    Und später, als sie älter wurde,
    da fand sie keine Bilder mehr.
    Und sah sie in den Spiegel dann,
    erkannte sie sich nicht.
    Da packte sie den Spiegel ein
    und macht` sich auf den Weg.
    Tauchte tief in ihre Seele ein:
    Erkannte sich,
    weiß, das bin ich,
    eine andere wollt` ich niemals sein.

     

    Copyright bei Dr. Uta-Christine Breitenstein

    aus dem Buch Alles hat seine Zeit, deutscher lyrik verlag

     

     

  • (deutsche Übersetzung von Dietrich Weller am Ende des Textes)

     

    This is an untold story of a young peasant TIEN, who tried to enclose the secret of getting rich. He worked tough cultivating the rice fields nurturing the crop by hand. Consequently the long drought periods, the cultivation of rice diminished drastically, and he therefore decided to abandon forevermore his village. His decision to leave was strengthened through the legend about peasant XI-ZHU, who moved to the Emperor’s town of Luoyang, and there he became fabulously rich.

    Pursuing his dream, the courageous peasant TIEN, walked many days till he reached Luoyang. There, he was really surprised, that XI-ZHU was known to almost everybody. Easily, TIEN reached the guarded entranceand an enormous property consisting of a palace with several wings and a large garden. In front of the guardian, appeared TIEN in his grimy robe and dirty shoes. He asked them to be introduced to XI-ZHU, who came originally from the same village. A guardian accompanied TIEN into a huge room with the high arch-formed windowswhere dressed in emerald-green gold embroidered robe, the proprietor XI-ZHU received the guest.

    Having heard his requests, he replied gently

    “Many years ago, by arrival here, my only possession was ten copper coins. After deducting daily expenses for room and food, it remained only one copper. In the search for an employment, I entered in jade manufactory. After hearing my needs, the owner proposed to polish rough gems for him.

    For one copper, he sold me one small jade-stone and provided me with rasping files. I polished it vigorously, and sold it for two coppers. The value of the polished jade was redoubled. For two coppers, I purchased two rough-hewn jade polished them and gained four coppers. After a while, I purchased four rough hewn jade.

    In this instant, TIEN interrupted his host: “XI-ZHU I should quit you now !!! I will come another time.

    Many months later, TIEN reappeared again.          Simon-Charity-Bild

    “Dear XI-ZHU, following your council I was able to polish daily up to eight big gems and gain sixteen coppers. With sixteen coppers received, I paid eight for food and lodging and eight to purchase another eight rough gems. Day after day, my gainwas used half for the  life and half to purchase rough gems. Still working from daybreak to the late evening, I could not save even one copper. This manner of working is not the way to strike it rich!   What is the secret of getting rich and becoming wealthy?

    XI-ZHU  replied “Like you, I polished the rough gems the whole day long, too. However, every evening I visited my great grand-uncle. The old, lonesome man received me with joy and gave me many precious life lessons like to be humble, to perceive the needy and offer them regularlythe part of one’s wealth.

    So I became his intermediate to offer partof his wealth he poor and needy. When he died; I became the heir of this palace, myriad of gold coins and much more. And, I continueto follow his path giving and regularly to the poor and deprived.

     The purpose of getting rich and the wealth in itself is to be shared and willingness and desire to help others in charitable donations.

    Copyright bei Dr. André Simon, E-Mail  andre.simon@hin.ch

     

    Wohltätigkeit

    Dies ist eine bis jetzt noch nicht erzählte Geschichte von dem jungen Bauern Tien, der das Geheimnis lüften wollte, wie man reich wird. Er arbeitete hart, indem er die Reisfelder mit der Hand bearbeitete. Als Folge davon wurde in den langen Dürreperioden der Reisertrag drastisch vermindert, und deshalb beschloss Tien, sein Dorf für immer zu verlassen. Seine Entscheidung zu gehen, wurde bestärkt durch die Geschichte über den Bauern Xi-Zhu, der in die Kaiserstadt Luoyang gezogen und dort märchenhaft reich geworden war.

    Auf der Suche nach seinem Traum marschierte der mutige Bauer Tien viele Tage, bis er Luoyang erreichte. Dort war er wirklich überrascht, dass Xi-Zhu fast jedem bekannt war. Tien erreichte leicht den bewachten Eingang und ein enormes Anwesen, das aus einem Palast mit mehreren Flügeln und einem großen Garten bestand. Tien erschien vor dem Wächter in seinem schäbigen Anzug und mit schmutzigen Schuhen. Er bat, darum, Xi-Zhu vorgestellt zu werden, der ursprünglich aus demselben Dorf stammte. Ein Wächter begleitete Tien in einen riesigen Raum mit hohen bogenförmigen Fenstern, wo der Eigentümer Xi-Zhu den Gast in einer smaragd-grünen, gold-behäkelten Robe empfing.

    Nachdem er Tiens Bitte gehört hatte, antwortete er sanft: „Vor vielen Jahren bei meiner Ankunft hier war mein einziger Besitz zehn Kupfermünzen. Nachdem ich die täglichen Ausgaben für Zimmer und Essen abgezogen hatte, blieb nur eine Kupfermünze übrig. Auf der Suche nach einer Anstellung ging ich in eine Jade-Manufaktur. Nachdem der Eigentümer meine Bedürfnisse angehört hatte, schlug er vor, dass ich Schmucksteine für ihn poliere.

    Für ein Kupferstück verkaufte er mir einen kleinen Jadestein und versorgte mich mit raspelnden Feilen. Ich polierte die Steine kräftig und verkaufte sie für zwei Kupferstücke. Der Wert der polierten Jade war verdoppelt. Für zwei Kupferstücke kaufte ich zwei roh-behauene Jadestücke, polierte sie und erhielt vier Kupferstücke. Nach einer Weile kaufte ich vier roh-behauene Jadesteine.“

    In diesem Moment unterbrach Tien seinen Gastgeber: „Xi-Zhu, ich muss dich jetzt verlassen! Ich werde zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen!“

    Viele Monate später erschien Tien wieder.                              .Simon-Charity-Bild

    „Lieber Xi-Zhu, indem ich deinen Rat befolgt habe, war ich in der Lage, bis zu acht große Schmucksteine täglich zu polieren und sechzehn Kupferstücke einzunehmen. Mit diesen sechzehn bezahlte ich acht für Kost und Unterkunft, und für acht kaufte ich neue acht rohe Schmucksteine. Obwohl ich von Tagesanbruch bis in den späten Abend arbeitete, konnte ich kein einziges Kupferstück sparen. Das ist kein Weg, um plötzlich reich zu werden! Worin besteht das Geheimnis, reich und wohlhabend zu werden?“

    Xi-Zhu antwortete: „Wie du habe auch ich Rohsteine den ganzen Tag lang poliert. Jedoch habe ich jeden Abend meinen Urgroßonkel besucht. Der alte einsame Mann empfing mich mit Freude und erteilte mir viele wertvolle Lebenslektionen wie demütig zu sein, die Bedürftigen wahrzunehmen und ihnen regelmäßig den Anteil am eigenen Wohlstand anzubieten.

    So wurde ich zu seinem Vermittler, einen Teil seines Wohlstands den Armen und Bedürftigen zu schenken. Als er starb, erbte ich den Palast, unzählbar viel Goldmünzen und viel mehr. Und ich folge weiterhin seinem Weg, regelmäßig den Armen und Ausgestoßenen etwas abzugeben.

    Der Sinn des Reichwerdens und des Wohlstandes selbst besteht darin, geteilt zu werden, und in der Bereitschaft und dem Verlangen, anderen mit wohltätigen Spenden zu helfen.“

     

    Übersetzt von Dr. Dietrich Weller

    Copyright bei Dr. Dietrich Weller

     

     

  • (deutsche Übersetzung von Dietrich Weller im Anschluss an den Text)

    Long ago there lived a Chan Master called Xu who was on the constant pursuit of perfection. To approach perfection, second in his opinion, the utmost sense of humility was essential.

    The mountains within the Earth´s landscape are images of humility. Mountains erode to become flat plains. The slope of a mountain to the plain is the core of humility. Humility is not simply modesty but the highest virtue -mother of all virtues. There cannot be any other good quality in ones soul which does not possess the virtue of humility.

    Master Xu was fishing by the banks of his favorite river, one day. The river was flowing; the birds were singing sweetly and the fragrance of the flowers overwhelmed the air. When suddenly a horse drawn gilded carriage appeared.

    The coachman opened the door, bent down with respect, and let two men dressed in long silk robes step down from the carriage. They both bowed with reverence to the fisherman and declared: “Honorable Master Xu we have been sent from His Heavenly Excellency the Emperor to invite you to his Palace. The Emperor offers you the position of Prime Minister; the highest rank in the whole Empire. You could even live in the Palace.

    Master Xu also bowed in respect and replied: “The Almighty has the capability to create everything, yet his gentle humility seems to know when there are enough plants, animals and every other living thing. A humble being avoids excess. Living in humility I know exactly when to stop wanting. My goal in this world is to be free, so that I can meditate, listen, teach and share my wisdom with others. With a profound gratitude I accept only two bowls of rice and three cups of tea every day, offered to me by my pupils.

    Please observe my old friend the turtle over there. He pointed to an aged turtle only two paces away from him.

    Simon-Humility-Schildkröte

    According to the legend the Gods gave its forefather Gui to the ancestor of our Emperor. The Emperor gave orders to wrap this turtle in a thousand silk pieces, and to lock it alive in a golden box ornamented with precious jade. Even today one can observe the jade-box lying beside the throne.”

    Once again, Master bowed respectfully and declared:   “Most worthy Messengers, please thank His Heavenly Excellence the Emperor for the great honor, he offers me. I believe that the finest quality of man can flourish only in freedom.Those who would give up essential liberty for temporary security deserve neither liberty nor security. Modesty is the conscience of the body, and because of that, I forego this promotion. I prefer to remain a simple dressed Chan Master with a peaceful heart, instead of being a Prime Minister dressed in golden robes, and shut up for eternity in the Emperor’s Palace.”

    The messengers departed and the humble Chan Master continued to fish with a smiling face, and the turtle as a sign of approval wagged its tail …..

    Copyright für den Originaltext bei Dr. med. André Simon, andre.simon[at]hin.ch

     

    DEMUT

    übersetzt von Dietrich Weller

     

    Vor langer Zeit lebte ein Chan-Meister namens Xu, der auf der ständigen Suche nach Vollkommenheit war. Um Vollkommenheit zu erreichen, ist seiner Meinung nach Demut unerlässlich.

    Die Berge innerhalb der Erdlandschaft sind Abbilder der Demut. Der Abhang eines Berges zur Ebene ist der Kern der Demut. Demut ist nicht einfach Bescheidenheit, sondern die höchste Tugend – Mutter aller Tugenden. Es kann keine andere gute Qualität in der Seele eines Menschen geben, die nicht auch die Eigenschaft der Demut hat.

    Eines Tages angelte Meister Xu am Ufer seines Lieblingsflusses. Der Fluss strömte, die Vögel sangen süß, und der Duft der Blumen überwältigte die Luft. Da erschien plötzlich eine von Pferden gezogene vergoldete Kutsche.

    Der Kutscher öffnete die Tür, verbeugte sich mit Respekt und ließ zwei in lange Seidenroben gekleidete Männer aus der Kutsche stiegen. Sie verbeugten sich beide mit Verehrung vor dem Fischer und erklärten: „Ehrenwerter Meister Xu, wir sind von Seiner Himmlischen Exzellenz dem Kaiser abgesandt, um Sie in seinen Palast einzuladen. Der Kaiser bietet Ihnen die Stelle des Ministerpräsidenten an, den höchsten Rang im ganzen Imperium. Sie würden sogar im Palast wohnen.“

    Auch Meister Xu verbeugte sich mit Respekt und antwortete: „Der Allmächtige hat die Fähigkeit, alles zu erschaffen, seine sanfte Demut scheint sogar zu wissen, wann es genügend Pflanzen, Tiere und alle anderen Lebewesen gibt. Ein demütiges Wesen vermeidet Überfluss. Weil ich in Demut lebe, weiß ich genau, wann ich aufhören muss zu wünschen. Mein Ziel in dieser Welt ist frei zu sein, damit ich meditieren, zuhören, lehren und meine Weisheit mit anderen teilen kann. Mit großer Dankbarkeit nehme ich jeden Tag nur zwei Schalen mit Reis und drei Tassen Tee an, die mir von meinen Schülern angeboten werden.

    Bitte beobachten Sie meinen alten Freund, die Schildkröte dort.

    Simon-Humility-Schildkröte

    Er zeigte auf eine alt gewordene Schildkröte nur zwei Schritte von ihm entfernt. Nach der Legende gaben die Götter den Ahnen die Schildkröte Gui  als Vorfahr unseres Kaisers. Der Kaiser gab Anweisung, diese Schildkröte in tausend Seidenstücke einzuwickeln und sie lebendig in einen goldenen Schachtel mit kostbarer Jadeverzierung einzuschließen. Jeden Tag kann man das Jadegehäuse neben seinem Thron betrachten.

    Noch einmal verbeugte sich Meister XU respektvoll und erklärte: „Ehrenwerte Botschafter, bitte danken Sie Seiner Himmlischen Exzellenz dem Kaiser für die große Ehre, die er mir anbietet. Ich glaube, dass die schönste Qualität des Menschen nur in Freiheit blühen kann. Jene, die unabdingbar nötige Freiheit für zeitbegrenzte Sicherheit aufgeben, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit. Bescheidenheit ist das Gewissen des Körpers, und deshalb verzichte auf die Beförderung. Ich ziehe es vor, ein einfach gekleideter Chan-Meister mit einem friedlichen Herzen zu bleiben, statt ein Ministerpräsident zu sein, der in goldene Roben gekleidet und für die Ewigkeit im Kaiserpalast eingeschlossen ist!“

    Die Botschafter reisen ab, und der demütige Chan-Meister angelte weiter mit lächelndem Gesicht, und die Schildkröte wedelte bestätigend mit ihrem Schwanz …

    Bemerkung des Übersetzers:    
    Chan ist eine in China ab 5. Jahrhundert entstandene Strömung und ab dem 12. Jahrhundert auch nach Japan gelangt .Es ist ein Zustand meditativer Versenkung.

    Copyright für die Übersetzung bei Dr. Dietrich Weller

  • In was wird meine Liebe sich wandeln,
    all das,
    was ich erfuhr
    durch sie
    und durch Dich?
    Der Schmerz des Abschieds,
    die Wut der Enttäuschung,
    die schwebende Leichtigkeit
    und später
    das Erkennen eigener Schuld,
    nicht mehr klagen und beklagt werden.
    Und wieder seh ich
    den ersten Blick,
    der mich traf,
    durch den ich Dich erkannte
    und höre,
    wie Du  nach meinem Namen gefragt,
    ganz leise,
    hinter meinem Rücken.
    Und wieder erleb ich,
    wie wir uns an den Händen ergriffen
    und jeder führte
    und wurde geführt
    bis unsere Wege sich trennten.
    In was
    wird all das sich wandeln?

    Copyright Dr. Helga Thomas

    Dieses Gedicht wurde beim BDSÄ-Jahreskongress 2014 vorgetragen zum Thema „Kommen und Gehen“

  • Die innere Stimme
    ich kann sie nicht hören
    nicht so
    wie als Kind ich sie hörte

    Ist sie verstummt?
    oder ist mein Ohr
    das innere
    ertaubt?

    Sehen?
    Kann ich auch nicht
    im eigenen Innern
    zu dunkel
    ist es dort

    Doch ich spüre
    in mir
    ganz leicht
    die Gebärden

    Spricht mein Engel
    so zu mir?
    Dann kann ich es lernen
    wieder
    die innere Stimme
    zu verstehen

    5.02.2014

    Meine inneren Ohren
    sind verschlossen
    waren sie jemals geöffnet?
    Habe ich innere Ohren?

    So kann ich nicht hören
    die Lieder der Engel
    ihr Wort an mich

    So kann ich nicht sprechen
    mit ihnen
    und den anderen Wesen
    um sie herum
    um mich

    Verstummt
    verstummt nicht schweigend
    erfüllt mich Trauer
    um den Verlust dessen
    was ich nie besaß:
    das innere Gehör

    Im Dunkel der Nacht
    im Dunkel geschlossener Augen
    in der Stille
    der äußeren
    nun schlafenden Welt
    spüre ich
    einen Hauch

     

     

    Ich ahne:
    mein Engel hat sich bewegt
    hat gerade
    seine Flügel
    schützend um mich gelegt

    Ein stechender Schmerz
    irgendwo
    in mir. . .

    Ob sich mein inneres Ohr
    Nun öffnet?

    16.8.2011

     

    Es muss sich was ändern
    aber . . .
    Wann?
    Wie?
    Und vor allem:
    was?

    Das
    von dem ich meine
    es müsse sich ändern . . .
    vielleicht ist das
    die einzige Konstante
    im Plan meines Lebens?

    Doch es bleibt das Gefühl
    warnend
    beunruhigend
    nervend
    das Gefühl:
    es muss sich was
    ändern

    Sonst . . .
    bricht das Neue
    mit Gewalt über mich herein
    oder
    kraftlos
    rutsche
    rutsche nicht stürze
    nicht falle
    ich in den Abgrund . . .
    Man gab ihm den Namen
    Depression

    8.8.2011

     

    Traum umgibt uns, die wir Träumer sind.

    Grillparzer, Melusine/Calderon

    Traum umgibt uns
    die wir Träume sind
    so nah ich dir im Traum
    doch du erkennst mich nicht
    ich nah dir im Abenddämmern
    am alten Baum
    wo die Wege sich kreuzen
    und manchmal das Käuzchen ruft

    Zuweilen begleitet mich
    der schwarze Hund
    meiner Schwester
    du musst ihn nicht fürchten
    auch die Krähe nicht
    mit dem blauschwarz schimmernden Gefieder
    Diese Vögel singen nicht
    und der Hund ist stumm
    wie ich

    Doch hör:
    in dir
    sind alle meine Worte bewahrt
    und alle Melodien
    seit Urbeginn
    als das Wasser zu fließen begann
    und die Schönheit gebar
    und Sonne Mond und Sterne

    04.12.2010

    Copyright Dr. Helga Thomas

    Die Gedichte wurden vorgetragen beim BDSÄ-Jahreskongress 2014 zum Thema „Die innere Stimme“