Monat: Mai 2020

  • (17.5.2020)

    Wenn ich die Mutter Erde
    endgültig eng warm umarme
    werden Regenwürmer sich fröhlich schlängeln
    Ameisen ihre prächtigen Hügel rege bauen
    Kirschbäume Fruchtkörbe freigebig füllen
    Birkenzweige in der Brise bezaubernd baumeln
    Mohnblumen den Lebensmut sanft besingen
    Wenn ich die Mutter Erde
    endgültig eng warm umarme
    wird der Wind mich mitnehmen
    auf seiner weiten Reise
    über Berge, Wüsten und Wälder
    zu Geburtsstätten heller Wasserquellen
    zu türkisblauen Meeren des Freimuts

    ֎֎֎

  • (15.5.2020)

    Jens Wernicke gewidmet

    Gerade in diesen Tagen
    Mutter Erde
    brauche ich deine tröstende Wärme
    Wenn ich schmerzhaft beobachte
    Mutter Erde
    wie bei meinen Mitmenschen
    in dieser weltweit inszenierten Belagerung
    durch Angst und Panik
    Wahrnehmungsstörungen
    Denkblockaden
    und Lähmungen entstehen
    wenn ich wahrnehme
    Mutter Erde
    wie in Windeseile
    sich Auflösungsprozesse ereignen
    wie die gesellschaftlichen Errungenschaften
    der Jahrzehnte langen Kämpfe
    für Weisheit und Gerechtigkeit
    tiefgreifend verletzt werden
    brauche ich deinen belebenden Atem
    Mutter Erde
    gerade in diesen Tagen

    ֎֎֎

  • (14.5.2020)

    G wie Gier
    Gier nach Geld
    Gier nach Macht
    G wie global
    globale Beherrschung
    globale Überwachung
    und auch
    G wie Gesundheit

    Gesundheit wird von den Regierenden
    falls sachdienlich
    großgeschrieben
    gigantisch groß

    Wenn sie in fernen Ländern
    das Völkerrecht brechen
    machen sie sich großmächtige Gedanken
    um die Gesundheit ihrer Söldner
    Deshalb brauchen sie dringend
    bewaffnete Drohnen

    Wenn sie im eigenen Lande
    die Verfassung vergewaltigen
    machen sie sich gewaltige Sorgen
    um die Gesundheit ihrer Handlanger
    bei aufkommenden Aufständen
    Deshalb brauchen sie zwingend
    bewaffnete Drohnen

    G wie Gesundheit
    Gesundheit wird von den Regierenden
    falls sachdienlich
    großgeschrieben
    gigantisch groß

    ֎֎֎

  •  

    A swan is the symbol of wisdom, sincere love, fidelity to the partner, innocence, purity, strength, and courage.

    They are in close relationship with the luminous gods and a sacred possessor of magical powers linked to music and singing, combined with the therapeutic powers of sun and water.

    The swan also represents the inner light and harmony of the human spirit, the divine spark in man.

    The flight of swan is compared to the return of the spirit to its source. The swan represents the part of the man who tends to develop the good to himself in perception and spirituality,

    This symbolism arises from the transformation of the ungainly chick into a majestic swan, whose look can push beyond the world of appearances and see in the future.

    The swan song is a metaphorical expression for the final artistic effort of a musician or poet. It refers to an ancient credence that swans sing a beautiful song before they are to die, having been silent during their lifetime.

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Der Schwan

    Ein Schwan ist das Symbol von Weisheit, echter Liebe, Treue zum Partner, Unschuld, Reinheit, Stärke und Mut. Sie stehen in enger Beziehung mit den leuchtenden Göttern und sind heilige Eigentümer magischer Kräfte, die mit Musik und Gesang verbunden sind, kombiniert mit der therapeutischen Kraft von Sonne und Wasser.

    Der Schwan stellt auch das innere Licht und die Harmonie des menschlichen Geistes dar, den göttlichen Funken im Menschen.

    Der Flug des Schwans wird verglichen mit der Rückkehr des Geistes zu seiner Quelle. Der Schwan steht für den Teil des Menschen, der dazu neigt, das Gute bei Wahrnehmung und Spiritualität für sich zu entwickeln.

    Dieses Symbol entsteigt aus der Veränderung des unbeholfenen Kückens zu einem majestätischen Schwan, dessen Blick uns jenseits der Welt der Erscheinungen schickt und in die Zukunft sehen kann.

    Der Schwanengesang ist ein bildhafter Ausdruck für die letzte künstlerische Anstrengung eines Musikers oder Dichters. Er bezieht sich auf einen althergebrachten Gauben, dass Schwäne ein wunderbares Lied singen, bevor sie sterben sollen, nachdem sie ihr Leben lang still waren.

  • Für die Fragenden

    (8.5.2020)

    Tausend Fragen und keine Bewegung
    Fragt etwa die Sonne
    wie und wann sie strahlt
    was oder wen sie beleuchtet
    Sie leuchtet

    ֎֎֎

  • Der Wanderer

    (8.5.2020)

    Sein Blick
    ein Fenster vollen warmen Lichtes
    Sein Lachen
    ein Tiegel zum Einschmelzen der Wehmut
    Sein Denken
    ein Ozean der behutsamen Umarmung
    Sein Handeln
    ein Fluss der gedeihlichen Entwicklung

    ֎֎֎

  • Dieser Text war (ursprünglich vorgesehen für die Lesung Streifzüge, Moderation Dietrich Weller, Stralsund 2020)

    Eigentümlich faszinierend sind Bach und Fluss. Es darf das kleinste Rinnsal sein, etwa in Freiburg die „Bächle“ oder die Dreisam, die, weil sie ein wenig zum Ausufern neigte, durch eine endlose Folge von Stufen gebändigt wurde.  Hauptsache es fließt! Andere Wasser haben auch ihre Schönheiten, stille Wasser wie Teiche, Seen, Maare, und wilde Wasser wie die Nordsee oder der Atlantik. Aber was ist das schon gegen einen Fluss?

    Die Wetter entspringt im Hochmoor am Rande des Vogelsbergs und mündet  über die Nidda in den Main. Um schwimmen zu lernen ging man, bevor sich die Landräte durch den Bau von Bädern und Kreiskrankenhäusern zu profilieren begannen, an die Wetter, in das von uns so genannte „Bad Griedel“ bei Butzbach, zu dem es heute längst gehört. Das Wasser war warm und schlammig, gemütlich und ungefährlich. Auch später behielt die Wetter ihre Anziehungskraft. An einem Flussbogen in Trais Münzenberg begründeten wir ein Wasserheiligtum, wo wir den Nymphen Opfer in Form von Kupfermünzen darbrachten.     

    Der Sommer 1952 war so heiß und trocken, dass die Fluss-Schifffahrt vorübergehend eingestellt werden musste. Für die Ferien hatten wir Streifzüge an und auf der Weser vorgesehen. Unser Schiff setzte wegen des Niedrigwassers so häufig auf, dass wir zwischen Höxter und Hameln ausgebootet und auf kleinere Wasserfahrzeuge umgeladen wurden. Mutige machten sich einen Spaß daraus, den Fluss trotz der beachtlichen Strömung als Fußgänger zu überqueren.

    Östlicher Quellfluss der Weser ist bekanntlich die Werra – zwei Namen, ein und derselbe indogermanische Wortstamm. Beides bedeutet „fließen“.

    Wo Werra sich und Fulda küssen,
    sie ihre Namen büßen müssen.
    Und hier entsteht durch diesen Kuss
    deutsch bis zum Meer der Weser Fluss.

    Das aus einer sehr anderen Zeit stammende Verslein ist auf dem Weserstein in Hannoversch Münden oberhalb des Zusammenflusses zu lesen. Werra-aufwärts wechselte der mäandernde Fluss 40 Jahre lang von einem der beiden deutschen Staaten in den anderen, dass es nur so eine Art hatte. In Bad Sooden-Allendorf, wo man beim Passieren der Werra-Brücke den westlichen Teil des Landes nicht zu verlassen brauchte, erfanden wir ein Wortspiel mit französischen Wurzeln: Qui viverà verrà (die Zeit wird’s lehren) wurde zu: qui viverà Werra (der wird leben, dem es vergönnt ist an der Werra zu weilen). Jetzt verbindet sie wieder!                  

    Die Donau ist bekanntlich alles andere als „schön blau“, aber ihre Entstehungsgeschichte fasziniert. Als Ursprungsort gilt der dekorativ gefasste Quelltopf in Donaueschingen. Das überfließende Wasser sammelt sich in der Brigach, bevor diese sich mit der Breege vereinigt, um dann als Donau bei Immendingen im Karst des Weißen Jura zu versinken. Ein Teil des Wassers tritt im sprudelnden Aachtopf wieder an den Tag, fließt nach Westen über den Bodensee zum Rhein und damit in die Nordsee. Andere Quellbäche füllen das alte Flussbett auf und die neue Donau macht sich auf ihren langen Weg nach Osten zum Schwarzen Meer. Eine Wasserscheide? Ja, doch sie ist auch ein Bindeglied zwischen Norden und Osten. Nicht genug damit; bevor sie sich ins Schwarze Meer ergießt, teilt sie sich in viele Mündungs-Arme und gibt sich alle Mühe, die vier heutigen Nachbarstaaten miteinander zu verbinden. Einmal wurde ich gebeten, für jemanden von der Budapester Kettenbrücke herunter ins Wasser zu spucken; davor habe ich mich gedrückt, der Fluss war mir dreckig genug. Trotzdem ist die Donau ein majestätischer Anblick, wie sie mitten durch das schöne Budapest strömt, dessen Stadtteile sie allerdings heute, trotz der wunderbaren Brücken, faktisch trennt. Zu Stoßzeiten nämlich werden die Brücken zu Nerven-zerfetzenden Verkehrs-Fallen. Vom hoch gelegenen Buda in das geschäftige Pest ist man weit länger als eine Stunde unterwegs, gleich welches Fortbewegungsmittel man benutzt; auch die Straßenbahn kann nicht wie sie sollte. Es gibt keine Rettung außer dem Zweirad oder der U-Bahn, und die bringt einen nicht überallhin.

    Meine erste Begegnung mit der Elbe hatte ich 1942 in Dresden und im Elbsandsteingebirge, dessen Anwohner nicht alle etwas von der aufgezwungenen „Verbindung“ hielten. Das verstand ich damals noch nicht, aber an die mächtigen Felsen kann ich mich erinnern und vor allem an die rote Brauselimonade, die ich dort bekam. 1990 war endlich Gelegenheit, von Osten her über die Elbe nach Westen zu blicken. Wie lange hatte ich mir die Nase am Zaun plattgedrückt und von einem Aussichtsturm, der am Westufer errichtet war, auf die andere Seite hinüber gespäht. Noch waren die Dömitzer Brücken nicht wieder hergestellt, aber es gab genügend Fähren in beide Richtungen. Der Fluss verbindet wieder, wie es sich für ein fließendes Wasser geziemt.

    In Rom, im Tiber nahe der Cloaca maxima, beim Tempel des Asklepios liegt mein Carneol-Ring. Leider hat dieses kleine Opfer meine Freundin nicht vor schwerer Krankheit retten können.

    Der älteste Kult auf der Tiberinsel galt dem Flussgott Tiberinus. Als aber Rom 293 v. Chr. von einer schweren Seuche heimgesucht wurde, benötigte man die Hilfe eines Größeren, des Heilgottes Asklepios. Eine Gesandtschaft machte sich zu Schiff auf den Weg nach Epidauros, dem wichtigsten Kultort des Gottes. Auf der Rückfahrt hatte sie eine heilige Schlange an Bord, die bei der Tiberinsel in den Fluss tauchte. So bezeichnete sie den Ort, an dem der Asklepios-Tempel  errichtet werden sollte. Heute steht da die Kirche S. Bartolomeo. Hospitäler der Israeliten und der Barmherzigen Brüder setzen die Kontinuität der antiken Heilstätte fort. „Zu Bestrahlungen und Behandlungen wandern die Römer über die beiden kurzen Brücken ins uralte Hospital. Dort geht es…sauber zu, da wird der alten Heilüberlieferung noch immer Genüge getan“, schrieb Marie Luise Kaschnitz 1962[1]. Die Ostspitze der Insel erinnert an den Bug des Schiffes, mit dem die heilige Natter nach Rom gebracht wurde. Eine wohl auf das Jahr 62 v. Chr. zurück gehende Travertin-Verkleidung zeigt ein Relief des Äskulap mit seinem Schlangenstab und verbindet so den Tiber mit dem saronischen Golf, aber auch mit den vielen fließenden Brunnen, die zu einem Asklepios-Heiligtum gehören; denn „rein muss sein, der in den duftenden Tempel tritt…“[2].     

    Übrigens sind es von der Tiberinsel nur wenige Schritte zur Giudecca, und dort isst man die allerbesten Artischocken!


    [1] Schlange des Äskulap, in: Engelsbrücke (München 51983) 71 f.

    [2] Porphyrius, De Abstinentia II 19, zit. bei A. Krug, Heilkunst und Heilkult (München 1985) 130.

  • König Corona, du fremdes, so seltsames Wesen,
    wir Kranken, wir haben es schwer, recht bald zu genesen.
    Vom fernen Osten, da kamst du ganz flott angeritten,
    bist mächtig und stark, zum Fürchten ganz unbestritten.
    Und wir sind hilflos, können dich einfach nicht fassen;
    und können die Arbeit doch niemals ganz lassen.

    Du winziges Wesen, so kugelrund,
    voll Stacheln, du treibst uns in den Todesschlund.
    Hast dich versteckt wie eine Krimi-Bande,
    jetzt brichst du aus und ziehst durch die Lande.
    Du fragst nicht, ob ein jeder dich auch mag,
    du greifst uns an bei Nacht und auch bei Tag.

    Wir sind hilflos, fahnden nach ´ner Pille,
    die Institute forschen, groß der Wille.
    Corona, ach den Partisanen gleichst,
    und unerkannt du um die Menschen schleichst.

    Die Forscher hoffen alle, dein Versteck zu finden,
    damit sie endlich können dich einbinden.


  • Seelennahrung

    (29.4.2020)

    Ein Korb Sonnenlicht
    ein Hauch Wolken
    eine Hand voll Frühlingsfarben
    eine Spur Wind
    fertig ist das Seelenmahl

    ֎֎֎