Month: Mai 2023

  • Am 20.5.2023 schrieb Saral Sarkar:
    „Liebe Freunde, liebe Verwandte,
    in tiefer Trauer und mit Augen voller Tränen möchte ich euch/Ihnen mitteilen, dass Maria, meine Frau gestorben ist. Nach einem etwa einwöchigen leichten Leiden an Verletzungen ist sie in der Nacht vom 14. zum 15. Mai, gegen 3 Uhr morgens für immer eingeschlafen.
    Mit herzlichen Grüßen
    Saral Sarkar“

    Dem Schreiben war eine Traueranzeige beigefügt worden [1].
    In meinen letzten für Prof. Maria Mies [2,3] geschriebenen Gedichten verwendete ich bei der Widmung rücksichtsvoll nur ihren Vornamen. Dieses zu tiefst mit der Erde verbundene Wesen wird in meinem Herzen weiterhin anwesend sein, lachen, singen und Zuversicht sowie Lebensfreude schenken. Sämtliche Gedichte, die ich für sie geschrieben habe, werden nachfolgend aufgeführt.

    [1] https://amirmortasawi.files.wordpress.com/2023/05/abschied-von-maria-mies.pdf
    [2] https://afsaneyebahar.com/category/maria-mies/
    [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Mies


    Spuren im Schnee
    12.2.2018

    für Maria

    Durch Schnee bedeckte Felder wandernd
    unser letztes Gespräch im Sinn
    denke ich über deine Vergänglichkeit nach  
    über das unvermeidlich Kommende
    im Lichte deiner bewegenden Vergangenheit

    Der weiße Pfad trägt hier und da
    Spuren von Raben, Menschen und Hunden
    Die Früchte deines Lebens
    sind keine Spuren im Schnee
    die einfach wegschmelzen
    zertreten oder verweht werden
    Sie sind Lichtknospen
    die Menschen wie ich
    im Herzen tragen


    Wind, Wolken, Tränen
    8.10.2017

    für Maria

    Mitten im Gedränge der Reisenden
    singst du mir auf dem Bahnsteig das Lied
    das du einst deinem Liebsten
    geschrieben und wiederholt gesungen hast
    und bewegst dabei deine Hände
    Freude und Wärme strahlend
    wie eine Chorleiterin

    „DIE WOLKEN KOMMEN VON WESTEN HER
    DIE WOLKEN KOMMEN VON WESTEN HER
    SIE BRINGEN UNS DEN REGEN
    SIE BRINGEN UNS DEN REGEN
    DIE WOLKEN KOMMEN, DIE WOLKEN GEHN
    SIE BLEIBEN AN KEINEM ORTE STEHN
    SIE MÜSSEN SICH BEWEGEN
    SIE MÜSSEN SICH BEWEGEN
    ICH KOMME MIT DEN WOLKEN ZU DIR
    ICH KOMME MIT DEN WOLKEN ZU DIR
    ICH BRINGE DIR DAS LEBEN
    ICH BRINGE DIR DAS LEBEN
    DIE WOLKEN KOMMEN, DIE WOLKEN GEHN
    SIE BLEIBEN AUCH BEI DIR NICHT STEHN
    SIE LASSEN UNS DIE TRÄNEN
    SIE LASSEN UNS DIE TRÄNEN“

    Dein Singen steckt an
    Eine junge Reisende dreht sich um
    und klatscht fröhlich
    Deine Augen nehmen mich mit
    zu einem auf dem Lande aufgewachsenen Mädchen
    voller Sehnsüchte und Lebensfreude

    Ja, sicher wirst du weiterziehen
    wie der Wind
    wie die Wolken
    und uns stehen lassen
    mit Tränen der Lebensbejahung


    Der Wirbelsturm
    22. 9. 2017

    Maria Mies und Saral Sarkar gewidmet

    Ein Wirbelsturm war im Anmarsch
    gewaltig, umfassend, überwältigend
    Wir standen schwerfällig unbeschwert
    beschäftigt tatenlos
    mit dem Rücken zum Meer
    In der schweren Luft
    schwebte stumm eine dumpfe Ahnung

    Einige drehten sich um
    begriffen jedoch nicht die Gefahr
    oder blieben gelähmt stehen
    aufgrund des wahnsinnigen Bildes

    Einige versuchten anderen zu berichten
    über ihr beunruhigendes Wissen
    wurden jedoch verstört belächelt
    verfeindet, beschimpft, ausgegrenzt

    Einige fingen an
    ihre Erkenntnisse schlüssig umzusetzen
    und bewegten sich folgerichtig

    So fing die Befreiung an, meine Liebste
    wie so oft zuvor in der Menschheitsgeschichte


    Abruzzen
     (im Juni 2016)

    Maria Mies gewidmet

    Nun stehe ich hier
    dieses weite Land ehrfürchtig
    mit allen Sinnen aufnehmend
    weiß-rot, gelb-grün, blau, rosa

    Den duftenden Wind tief einatmend
    das Meer am Horizont sehnsüchtig ahnend
    frage ich mich immer wieder
    wie wir den Verwüstern des Lebens trotzend
    mit Hilfe der Gelähmten, Betäubten, Verführten
    und doch tief im Herzen Bewegten
    die Geburt der keimenden Gesellschaftsformation
    ermöglichen können


    Erde
    17.12.2014

    für Maria Mies und Saral Sarkar

    In unseren Herzen
    tanzt das Licht,
    singt der Wind,
    liebkost der Regen.
    In unseren Herzen
    dichtet der Berg,
    malt der Wald,
    komponiert die Steppe.
    In unseren Herzen
    lobt die Quelle,
    lehrt der Fluss,
    liebt das Meer.
    In unseren Herzen
    lebt die Erde.

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  • Freilich Fragmente.
    Sind wir nicht
    Des Herrn?

    Ach, wenn ich könnte
    Ich bliebe
    Mein leuchtender Stern.

    Leider gebunden
    Im Wesen
    Der eilenden Zeit

    Hat mich gefunden
    Im Alter
    Die Zerbrechlichkeit

    Der wachen Seele
    In Grenzen
    Von Wissen, Verstand.

    Was ich auch wähle
    Im Glauben
    Liegt das endgültige Land.

    Ich springe über Mauern
    In Trümmern
    Meines geborstenen Ich

    Es wird lange dauern
    Bis Samen
    So ordnen dass mich.

    Aus Fragmenten
    Neues  Licht
    Erweckt.

    Die Trümmer könnten
    Was? Das weiß ich nicht
    Ich bin nicht perfekt?


  • Machen Sie doch Platz, Herr Churchill,
    weil ich eben hier mal durch will!

    Sagen Sie nicht, Herr de Gaulle,
    ich sei von uns beiden der Faule.

    Verzeihen Sie mir den Reim, Mister Blair,
    ich bin aus Deutschland und heisse Meier.

  • Jedem die Seine
    Man denkt doch, jedes Land müsse
    besitzen auch ein paar Flüsse.
    Das andere oder das eine
    hat aber eigentlich keine.
    In Frankreich tanzen die Mäuse
    an beiden Ufern der Creuse,
    wonach die Schöne und Teure
    entfleucht in die Fluten der Loire.
    In Deutschland gibt’s dreimal die Leine,
    Paris durchfliesst seine Seine.
    Jedoch in den Wüsten die Scheiche,
    die haben kaum ein paar Teiche.

  • Die kommende Zeit
    wird besser, hoffen die einen,
    wird schlimmer, fürchten die anderen,
    gewiss aber ist sie ungewiss.

    Die gegenwärtige Zeit,
    darüber herrscht Einigkeit,
    ist mindestens schwierig
    und irgendwie besonders.

    Ist die Zeit dann vergangen
    und hinreichend abgehangen,
    wechselt sie nochmals ihre Gestalt
    und ist am Ende gut und alt.

  • Weit bin ich gegangen
    und lange
    es ist bald genug

    endlich schliesst sich
    die schleife

    da
    weit in der ferne
    ein punkt
    ein winziger punkt

    – nicht erschlaffen
    weitergehen –

    der punkt
    wird grösser
    steht noch da
    hat brav gewartet
    bringt mich nach hause
    der zuverlässige
    Rudolf Diesel.

    (08.02.2023)



  • Mal ist sie kalt, mal warm, die Luft, und hat dann je verschiednen Duft. 
    Ist sie frisch und kalt,
    kommt sie aus dem Wald, 
    ist sie aber warm,
    kommt sie aus dem Darm
    und wenn der Donner grollt,
    hat keiner das gewollt.

  • Ich soll
    lieben und trösten,
    gebären und stillen,
    schmücken und ordnen,
    kochen und backen,
    erziehen und entscheiden,
    tüchtig im Beruf sein,
    Geld verdienen,
    schlichten und raten,
    hübsch und attraktiv sein
    (aber nicht zu sehr, denn
    ich soll auch treu sein).

    Mache ich.
    Gern.
    Alles.

    Aber nach sieben Tagen
    brauche ich eine Stunde
    für mich –
    kleine Inspektion.
    Und nach sechs Monaten
    eine mittlere, nach einem Jahr
    eine grosse Inspektion.
    Sonst erlischt die Garantie.


  • – Limerick –
    Es reist die Frau Einstein ab Tricht
    jetzt relativ schneller als Licht,
    fährt sie heute nach Biel,
    ist sie gestern am Ziel,
    ihr Mann aber duldet das nicht.