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I once had a dream, and in my dream I went begging door to door in a village, but then along a village path appeared in the distance a golden chariot. I began to wonder who the chariot owner was and why he had appeared!
My hopes grew as I thought that the bad old days had passed and I would now receive unsolicited gifts and riches lavished from everywhere.
The chariot stopped next to me, and the gentleman dressed in gold- embroidered silk stepped down and looked at me and smiled. I felt at last luck had come into my life, but the man suddenly stretched out his hand to me and asked: „What have you got for me?“ Was this his royal gesture! Stretching his hands to a beggar to beg from him!
I was somewhat undecided and confused. Then I pulled out from my bag a pouch containing grains of wheat and offered this to him.
To my surprise, at days’ end, when I emptied my bag a single grain of pure gold fell out onto the floor alongside my poor pile of odd things! I wept bitterly for not having had the courage to give everything that I possessed.
Dr. med. André Simon © Copyright
Übersetzung von Dr. Dietrich Weller
Schenken
Ich hatte einmal einen Traum, und in meinem Traum ging ich in einem Dorf bettelnd von Tür zu Tür. Aber dann erschien in der Verlängerung eines Dorfweges noch weit entfernt eine goldene Kutsche. Ich begann mir Gedanken zu machen, wer der Besitzer der Kutsche war und warum er erschienen war.
Meine Hoffnungen wuchsen, als ich dachte, dass die schlechten alten Tage vorbei waren und ich jetzt nicht erbetenen Geschenke und Reichtümer erhalten würde, die von überall her großzügig gespendet waren.
Die Kutsche hielt neben mir an, und der mit Gold bestickter Seide bekleidete Herr stieg aus, schaute mich an und lächelte: Ich hatte das Gefühl, jetzt endlich sei das Glück in mein Leben getreten, aber der Mann streckte mir plötzlich seine Hand entgegen und fragte: „Was hast du für mich?“
War das seine königliche Geste? Seine Hand einem Bettler entgegenzustrecken, um zu betteln?
Ich war irgendwie unentschieden und verwirrt. Dann zog ich aus meiner Tasche ein Säckchen mit Weizenkörnern und bot es ihm an.
Zu meiner Überraschung fiel am Ende des Tages, als ich meine Tasche leerte, ein einzelnes Körnchen reines Gold heraus auf den Boden neben meinem ärmlichen Haufen von sonderbaren Sachen. Da weinte ich bitterlich, weil ich nicht den Mut gehabt hatte, nicht alles zu verschenken, was ich hatte.
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Ich spreche vom Licht
Fereydoun Moshiri (1926-2000)
Übersetzung aus dem Persischen von Afsane Bahar
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Jeden Morgen,
sobald das Sonnenlicht über den fernen Bergen emporsteigt,
breite ich die Flügel aus,
flinker als die Brise;
lasse die Botschaft der Morgendämmerung fliegen
mit hellen, klaren Gedichten.
Die Menge der Schlafenden
rufe ich
mit süßen, lieblichen Liedern.Ich erzähle vom Licht, vom Licht,
von lebendigem Leben,
von frischem Atem, von neuem Dasein,
vom Stolz.Aber im Gedränge der Straße
verlieren sich meine Stimme und meine Lieder.Dieser und jener sagt:
„Befreie dich von diesem sinnlosen Bemühen!
All dieses Schreien ist fruchtlos
in den tauben Ohren!
Der Verrückte spricht übers Licht
mit den Maulwürfen!“Fremd mit diesem ganzen kalten Gerede
rufe ich weiterhin geduldig
die Menge der Schlafenden
mit Liebe, Freude, Leidenschaft.
Die Botschaft der Morgendämmerung
lasse ich fliegen.
Wohin ich auch gehe,
spreche ich diesem und jenem ins Ohr,
sogar im Gedränge der Straße,
vom Licht,
vom Licht …۞۞۞
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Eine Brise aus dem Land der Versöhnung
Fereydoun Moshiri (1926-2000)
Übersetzung aus dem Persischen von Afsane Bahar
۞۞۞
Also, sollte mir eines Tages jemand die Frage stellen:
„Was hast du in deiner Zeit auf der Erde gemacht?“,
schlage ich ihm meine Akte auf,
weinend und lachend, erhebe ich mein Haupt,
dann sage ich: „Er hat neues Samenkorn ausgesät,
bis es erblüht, bis es Früchte trägt, wird noch viel Zeit vergehen.“Unter diesem unendlichen blauen Himmel,
soweit ich die Kraft hatte, in jedem Gesang,
wiederholte ich den erhabenen Namen der Liebe.
Mit dieser müden Stimme habe ich, vielleicht, einen Schlafenden
in den vier Himmelsrichtungen dieser Welt aufgeweckt.Ich verehrte die Liebe,
bekämpfte die Bosheit.Ich litt beim „Verwelken eines Blumenzweiges“ 1,
trauerte den „Tod des Kanarienvogels im Käfig“ 1,
starb jede Nacht hundert Mal wegen des Leides der Menschen.Ich schäme mich nicht, wenn ich wie Messias,
wenn man aus dem Herzen schreien muss,
mit Geduld den Kummer ertrug.Aber im Gefecht mit den Törichten,
wenn ich das Schwert ergreifen musste,
– nimm es mir nicht übel –
ging ich den Weg der Liebe.
In meinen Augen bedeutet das Schwert in der Hand,
dass man jemanden umbringen kann.Auf dem schmalen Pfad, den ich beschritt,
wütete die Finsternis des Unwissens.
Der Glaube an den Menschen war meine Leuchte,
das Schwert war in Ahrimans2 Hand.
Meine einzige Waffe auf diesem Schlachtfeld war das Wort.Wenn mein Gedicht bei keinem das Feuer entfachte,
so verbrannte mein Herz von beiden Seiten, wie das nasse Holz.
Lies eine Seite aus dieser Akte, vielleicht wirst du dann sagen:
„Kann man noch mehr als das verglühen?“Endlose Nächte schlief ich nicht,
die Botschaft des Menschen teilte ich dem Menschen mit.
Mein Gesagtes enthielt eine Brise aus dem Land der Versöhnung,
im Dornengestrüpp der Feindseligkeiten.
Vielleicht müsste ein starker Taifun auftreten,
um diese Bosheiten zu entwurzeln.Unsere Weisen vor unserer Zeit sagten ermahnend:
„Es ist zu spät… es ist zu spät…,
der Finsternis der Erdenseele gegenüber
ist die Kraft Hunderter wie wir nur ein Schrei in der Wüste.
Ein neuer Noah ist von Nöten und eine neue Sintflut.“ 3
„Eine neue Welt muss erschaffen werden
und eine neue Menschheit auf jener Welt“ 3Aber dieser einsame, geduldige Mann schreitet immer noch voran
mit seinem Rucksack voller Leidenschaft den Weg.
Um aus der Tiefe dieser Finsternis ein Licht hervorzuheben,
setzt in jede Ecke eine Kerze seines Gedichtes,
hofft immer noch auf das Wunder des Menschen.۞۞۞
Anmerkungen:
1 Hier bezieht sich Fereydoun Moschiri auf seine Gedichte aus dem Band „Glaube dem Frühling“.
2 „Ahura Masdah“ und „Ahriman“ sind zwei Gestalten in der alten iranischen Religion stellvertretend für das Gute und das Böse.
3 Hier bezieht sich Fereydoun Moschiri auf Gedichte der iranischen Poeten Nimtaj Salmasi und Hafis.
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In dieser Sackgasse
Ein Gedicht von Ahmad Shamloo (1925-2000) aus dem Jahr 1979
Freie Übersetzung aus dem Persischen von Afsane Bahar۞۞۞
Sie riechen an deinem Mund,
nicht dass du gesagt hättest, „ich liebe dich“,
sie riechen an deinem Herzen,
es ist eine seltsame Zeit, Liebling.Und die Liebe
peitschen sie aus
an dem Balken der Straßensperre.
Die Liebe sollte im Hinterzimmer des Hauses versteckt werden.In dieser krummen Sackgasse,
in diesen Windungen der Kälte
entfachen sie das Feuer
mit Gedichten und Liedern als Brennmaterial.
Riskiere nicht das Nachdenken,
es ist eine seltsame Zeit, Liebling.Derjenige, der nachts an die Tür klopft,
ist zum Auslöschen des Lichtes gekommen.
Das Licht sollte im Hinterzimmer des Hauses versteckt werden.Dort sind Schlächter
am Straßenübergang platziert
mit Blut beschmierten Schlagstöcken und Hackmessern.
Es ist eine seltsame Zeit, Liebling.Den Lippen schneiden sie das Lachen aus
und dem Mund den Gesang.
Die Freude sollte im Hinterzimmer des Hauses versteckt werden.Kanarienvögel werden gebraten
auf einem Feuer von Jasmin und Lilien.
Es ist eine seltsame Zeit, Liebling.Der Satan, des Sieges betrunken,
feiert unser Begräbnis am Festtisch.
Der Gott sollte im Hinterzimmer des Hauses versteckt werden.۞۞۞
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Der helle Horizont
Ein Gedicht von Ahmad Shamloo (1925-2000) aus dem Jahr 1955
Freie Übersetzung aus dem Persischen von Afsane Bahar۞۞۞
Eines Tages werden wir unsere Tauben wieder finden,
und die Zärtlichkeit wird mit der Schönheit
Hand in Hand gehen.Ein Tag, an dem die Liebkosung das geringste Lied ist,
und jeder Mensch dem Nächsten
wie ein Bruder sein wird,
ein Tag, an dem man die Haustüren nicht mehr abschließt,
das Schloss eine Legende ist
und das Herz zum Leben ausreicht.Ein Tag, an dem jedes Ausgesprochene Lieben bedeutet,
damit du wegen des letzten Wortes nicht nach Reden suchst.Ein Tag, an dem die Melodie jedes Wortes Leben darstellt,
damit ich wegen der letzten Dichtung nicht leidend nach Reimen suche.Ein Tag, an dem jede Lippe ein Lied ist,
damit der geringste Gesang zur Liebkosung wird.Ein Tag, an dem du kommst,
für immer kommst,
und die Zärtlichkeit der Schönheit entspricht,
ein Tag,
an dem wir unseren Tauben Körner streuen …Und ich sehne mich nach jenem Tag,
auch wenn an jenem Tag
ich nicht mehr da sein sollte …۞۞۞
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Schöpferische Stille
(12.2.2017)
für Victoria und Farshin
Die sieben Blauschattierungen des Himmels
die Zärtlichkeit der atmenden Erde
die Malerei des liebkosenden Windes
das Seidentuch des tröstenden Feuers
zeigte ich meines Herzens Meer
Es wurde schöpferisch still
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Hier ist ein Auszug aus dem neuen Buch „Die Gebote der Wüste“ von Sigurd Göttlicher, erschienen im Verlag Erich Weiß. Wir veröffentlichen den Text mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
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Systemerhaltung
(8.2.2017)
für Bernd Duschner
Begrenzte Betrachtung
oberflächliche Orientierung
benebelte Besinnung
eingeschränktes Einfühlen
gelenkte Gedanken
umfangreiche Unehrlichkeit
haarsträubende Heuchelei
ergeben erwartungsgemäß
genehmigte Gesinnung
erlaubte Empörung
erhaltene Entfremdung
verfehlte Verantwortung
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Einsicht
(8.2.2017)
für Elias Davidsson
Verbunden mit der einmaligen Erde
ganzheitlich Geschehnisse beobachtend
beharrlich Selbstbetrug meidend
begriff ich berührt bewegt
dass buchstäblich Banditen
im Lande herrschten
Nach dieser ergreifenden Erkenntnis
kam sorgloses Wegschauen
schmerzhaft der Selbstaufgabe gleich
Fortan pflanzte ich federleicht
des Lichtes Blumen
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Weihnachtsgebet
Von guten Geistern wohl gehütet
Sei Frieden dir in Herz und Hand.
Wo heiß der Wüstenhasswind wütet
Weit breite aus Dein Herzgewand.Lass den Verstand des Kindes weben
Von Kunde Armut Krippenglück
Dir werden Sterne Weisheit geben
Ins Morgen weist des Kindes Blick.K. Kayser, 13.12.2016