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FLOWER´S RHYMES
Poet YI-SHENG* had a dream.
Under the blooming tree of a scenting peach
he acquainted the knowledge of a flower-to-flower speech.
Amidst the camellias, daises and peonies,
in his marvellous dream, poet YI-SHENG listen in,
the amazing flower’s rhyme:
“Here, we arrive, thanks the gardener’s goodness
we survive.
He takes care of us, from a dawn to dusk.
In sunrise his smile gives us the power
his stroke in the twilight is like
the good- night tale.”
Suddenly awaken; embraced by gentle breeze,
eavesdropped poet YI- SHENG
flower’s whisper again.
In vain …. in vain.
Desperate poet YI- SHENG
reminds flower- to- flower speech,
no moreHowever, flower’ rhymes hang back in his core.
Therefore, he declaims flourished verses
subtle like the petals, delicate like blossoms.
Unexpectedly, the thankful flowers,
hug by gentle wind, bend towards a new friend,
poet YI SHENG .Dr med. André Simon © Copyright
Author’s note: Poet YI SHENG is a physician, too.
* YI SHENG (Chinese expression for a medical doctor )
Credits.
“Siesta” was photographed by Dr. Dietrich Weller, who has agreed to illustrate this story. The author is grateful for this permission. http://www.fotocommunity.de/user_photos/2099744
Übersetzung von Dietrich Weller
Der Dichter Yi-Sheng hatte einen Traum.
Unter einem dufterfüllten Pfirsichbaum
lernte er, wie Blüten zueinander sprechen.
Inmitten von Kamelien, Gänseblümchen und Peonien
in wunderschönem Traume hört Yi-Sheng geheim
den wunderlichen Blumenreim:„Hier kommen wir! Dank Gärtner´s Güte
bleiben wir in Blüte.
Er sorgt für uns vom Morgen- bis zur Abendglut,
im Sonnenlauf sein Lächeln schenkt uns Mut,
sein Streicheln auch im Dämmerlicht
wirkt als Gute-Nacht-Geschicht.“Plötzlich wach, umarmt von zartem Wind
erlauscht Yi-Sheng, der Dichter,
der Blumen Flüstern lind:
Vergebens -… vergebens.
Verzweifelt weiß er
der Blüten Sprache
nicht – nicht mehr.Aber Blumenreime stecken tief in seiner Seele,
so rezitiert er blühende Verse
zart wie Blumenblätter, erlesen wie Blüten.
Unerwartet beugen sich die Blumen voll von Dank
umarmt von lauem Wind, zum neuen Freund
Yi-Sheng, dem Dichter.Bemerkung des Autors:
Yi-Shen ist auch Arzt. Yi-Sheng ist die chinesische Bezeichnung für einen medizinischen Doktor.
Dank:
Das Bild “Siesta” wurde von Dr. Dietrich Weller fotografiert, der erlaubt hat, es hier zu veröffentlichen. Der Autor dankt für die Genehmigung.
Quelle: http://www.fotocommunity.de/user_photos/2099744 -
Vögel unterwegs
(23.3.2018)
Vor einigen Wochen hatte ich das Glück, 3333 goldfarbene Tauben der Künstlerin Ruth Blanke zu erleben, die im November 2017 in die Überwasserkirche in Münster gezogen waren [1]. Die Bilder gingen mir nicht aus dem Kopf. Im weiteren Verlauf las ich das Buch „Die Mauer überwinden: Eine Vision für Israelis und Palästinenser“ des amerikanischen Psychologen, Traumatherapeuten und Friedensaktivisten Mark Braverman [2]. So entwickelte sich der vorliegende Text.
[1] http://www.bistum-muenster.de/index.php?myELEMENT=344094
[2] http://www.wdl-verlag.de/frieden-und-versoehnung/978-3-86682-162-0_Detail.htm
֎֎֎
für Leni
Besorgt, bewegt, entschlossen
verrückt vor Hoffnung, geschlossen
wollten 3333 Vögel
in der Überwasserkirche in Münster
das beklemmende Schweigen brechen
das an Verbrechen grenzteDas Fluch beladene Erbe des Wegschauens
über Nacht nicht überwindbar
wollten sie nicht widerspruchslos belassen
auch nicht die törichten Ausreden
das Schicksal sei in den Sternen geschrieben
einige seien zum Gehorchen verurteilt
andere auserwählt zum BefehlenFest davon überzeugt
dass Begegnungen beheimaten
tief verbunden mit der Erde
traten sie den Flug in alle Himmelsrichtungen an
um Lebewesen liebevoll zu berühren
zur Gerechtigkeit zu rufen
den Blinden die Augen zu öffnen
die Gefangenen aus dem Gefängnis zu führen
und die in der Finsternis Sitzenden
aus ihren goldenen Kerkern֎֎֎
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Frühlingsgruß
(18.3.2018)
Gestern erhielt ich ein bewegendes Gedicht des im Wiener Exil 1996 verstorbenen iranischen Poeten Siavash Karsa’i. Die empfundene Botschaft des Gedichtes verband ich mit den mich umgebenden Bildern. So entstand der folgende Text, auch als ein blühender Beweis dafür, dass vergangene Generationen in unseren Herzen weiterleben und uns Grenzen überbrückend bereichern.
Mitten im hirnrissigen Kriegsgeschrei
beobachte ich beruhigt und lächelnd
den Aufstand der Krokusse und Schneeglöckchen
Umgeben von dem lieblichen Gruß der Morgendämmerung
stelle ich mir das baldige Aufgehen der Knospen
und das rege Treiben in den Schwalbennestern vor
öffne weit die Fenster meines Herzens
und lasse den verborgenen Duft meiner Gedanken
weit, weit, weit hinausfliegen֎֎֎
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Krankheit und Kränkung antiker Götter
Was bedeutet Krankheit für die Götter zur Zeit des trojanischen Krieges? Man denkt an die Söhne des Asklepios, Machaon und Podaleirios[1], die später von ihrem Vater, dem Heilgott schlechthin, bei Weitem an Ruhm übertroffen werden. Aber erleben Gottheiten auch selbst Unfälle und krankhafte Veränderungen, erfahren sie Kränkungen? Nun, sie mischen sich in die kriegerischen Auseinandersetzungen der Menschen ein und übertragen, wie auf dem Schlachtfeld vor Troja, nicht nur ihre eigenen Zwistigkeiten auf die gegnerischen Parteien[2], sondern sie schlagen, noch dazu unter dem beifälligen Lachen des Göttervaters Zeus, heftig auf einander los[3]. Sie werden verwundet wie Menschen, dank ihrer Unsterblichkeit aber nicht tödlich, und sie beklagen ihre Verletzungen auf durchaus menschliche Art.
Auch von nichttraumatischen pathologischen Veränderungen bleiben sie, wie etwa der Gott Hephaistos mit seiner Gehbehinderung[4], nicht ganz verschont. Götter reagieren äußerst empfindlich, wenn sie sich nicht genügend geehrt fühlen[5], sind verärgert und gekränkt, wenn man ihnen mit Hybris – Anmaßung – begegnet. Dann strafen sie unnachsichtig, senden Krankheiten[6], Unfruchtbarkeit[7], Tod und Verderben.
- Verwundete Götter:
In seiner Ilias zeigt Homer die Götter in jener unmittelbaren, persönlichen Aktivität, wie sie sonst das Handeln der Menschen kennzeichnet[8].
Herakles verwundet die Gottheiten Hera und Hades. Erstere, die Königin der Götter, verfolgt den illegitimen Sprössling ihres Gemahls mit gnadenlosem Hass. Wir erinnern uns, dass der stets für sterbliche Frauen entflammbare Zeus sich der schönen Alkmene in Gestalt ihres abwesenden Gatten Amphitryon genähert und mit ihr den überragenden Helden Herakles gezeugt hatte. Diesen Fehltritt nimmt die ständig betrogene Hera ganz besonders übel. Darüber, wie es zum Angriff des Herakles auf seine göttliche “Stiefmutter” kommt, erfahren wir wenig mehr als nichts[9].
Hera ertrug es, als sie des Amphitryon mächtiger Sprosse
Traf in die rechte Brust mit dem Pfeile, dem dreifachgezackten.
Damals ergriffen auch sie ganz unerträgliche Schmerzen[10].Andere antike Quellen zu diesem speziellen Ereignis fehlen[11]. Aus dem Wort “damals” können wir auf Vorzeitigkeit schließen. In der Ilias wird mehrfach von früheren Geschehnissen berichtet.
In demselben Zusammenhang ist von der Verletzung des Hades die Rede. Anders als Hera, die den Schmerz einfach erträgt, lässt sich der Herr der Unterwelt von Paiéon behandeln[12].
Hades ertrug den schnellen Pfeil, der übergewaltge,
Als ihn derselbe Mann, des Zeus Sohn …
in Pylos traf und ihm Schmerzen bereitet’
... es war ja der Pfeil ihm
in seine wuchtige Schulter gedrungen...
Aber Paiéon heilte ihn dann mit lindernden Kräutern.Diomedes, ein weiterer griechischer Heros und wie Herakles Schützling der Göttin Athena, verletzt Aphrodite[13] und Ares.
Von der lieblichen Aphrodite sagt Zeus: Dir sind nicht gegeben, mein Kind, die Werke des Krieges[14]. Dennoch hatte sie sich auf das Schlachtfeld gewagt, um ihren sterblichen Sohn Aeneas vor dem Schlimmsten zu bewahren. Der kampfesmutige Diomedes verfolgt sie.
Nachspringend stieß er ihr dann mit dem scharfen Speer in das Ende ihrer so zarten Hand.. nahe der Wurzel …; es floss das ambrosische Blut … chor genannt, wie es fließt bei den seligen Göttern …. Sie aber schrie laut auf und ließ den Sohn dabei fallen, doch den fasste … und barg ihn in schwarzblauer Wolke Phoibos Apollon. Er bringt Aeneas in seinen Tempel auf der Burg von Troja, wo sich Artemis und Leto seiner annehmen und die Verletzungen heilen[15].
Inzwischen wird die schmerzgeplagte Aphrodite von Iris mit windschnellen Füßen hinweg geführt. Ares stellt seiner Schwester (Geliebten, Gattin) seine Rosse zur Verfügung, Iris ergreift die Zügel … da flogen die Pferde…
Doch Aphrodite … fiel in den Schoß der Dione, ihrer Mutter …
Halte es aus, mein Kind, rät diese, und fasse dich, wie du auch leidest!Dann wischt sie das göttliche Blut ab und heil ward die Hand, und die schweren Schmerzen wurden gelindert.
Bei der Verwundung des Ares greift Athena entscheidend ein[16]:
Sie, mit strahlenden Augen … führt ihm die Lanze von Erz … gegen die Weichen am Bauch … dorthin traf sie stoßend und riss ihm die Haut auf…
Klagend zeigt Ares dem Allvater das göttliche Blut, das nieder rann aus der Wunde…[17],
Dann macht er seinem Unmut gegenüber Zeus und Athena gründlich Luft:
Immer müssen wir Götter doch das Ärgste ertragen…[18] [sic!]
Mit dir hadern wir alle; du zeugtest das sinnlose Mädchen,
das verderbliche, das stets denkt an gewaltsame Taten…[19]
Dieser wirfst du nie etwas vor mit Worten und Werken,
Sondern du lässt sie, da du sie geboren, die scheußliche Tochter…[20]Diese Tochter, von Zeus selbst ausgetragen[21], steht ihm besonders nahe. Den “wimmernden” Ares dagegen duldet er nicht länger in seiner Nähe[22] und beauftragt Paieon, ihn zu kurieren:
Und Paeion streute ihm auf schmerzlindernde Kräuter,
Und er heilte ihn…
Wie wenn die weiße Milch von Feigenlabe gerinnet,
Erst noch flüssig, aber sehr rasch beim Rühren dann dick wird,
So wurde geschwinde geheilt der stürmische Ares.[23]Doch dieser verzeiht seiner Schwester Athena die ihm in Diomedes’ Namen zugefügte Verletzung nicht. Darum zahle ich dir jetzt heim für das, was du tatest[24]. Athena jedoch ist nicht nur Kriegsgottheit wie ihr Bruder, sondern auch die Göttin der Weisheit und des Geistesblitzes, daher dem “stürmenden, blutbesudelten” Ares weit überlegen. Sie weicht seiner Lanze aus und schlägt ihn lachend mit einem Grenzstein zu Boden[25].
- Nichttraumatische Krankheiten:
Hephaistos ist ein Gott mit – wie wir heute sagen würden – eingeschränkter Gehfähigkeit[26]. Doch statt sich zu bemitleiden und aus seiner Behinderung eine richtige Krankheit zu machen, nimmt er sie gelassen hin und legt als geschickter Kunsthandwerker und Waffenschmied Ehre ein. Kränkung allerdings verträgt er ebenso wenig wie irgend ein anderer Gott. Dergleichen erfordert Rache. Seine Mutter Hera, die ihn ohne die Mitwirkung eines männlichen Wesens erzeugt hatte und ihn, entsetzt über seine verkrüppelten Füße (oder über seine Hässlichkeit), vom Olymp herab warf, nötigt er auf einen von ihm konstruierten Thronsessel, von dem sie sich ohne seine Hilfe nicht mehr erheben kann. Aphrodite, die treulose Gattin, die er mit ihrem Liebhaber Ares in flagranti erwischt, fängt er in seinem unzerreißbaren Netz ein[27].
- Götter senden Seuchen
Apollon, erzürnt wegen der Kränkung seines Priesters Chryses, schießt Pestpfeile in das vor Troja befindliche Lager der Achäer[28].
Artemis, Herrin der Tiere[29], schützt kleine Mädchen und Parthenoi, die sie aber bestraft, wenn sie ihre Jungfräulichkeit verlieren. Sie ist Hüterin der Frauen, doch Zeus verlieh ihr auch, zu töten, wen du nur möchtest[30]. So steht neben der sichtbaren Krankheit Artemis’ unsichtbares Geschoss als denkbare Todesursache[31]. Dass Artemis mit ihren Pfeilen – so wie Apollon die Pest verursachte – bei den Gebärenden das Puerperalfieber hervorgerufen haben könne, an dem doch so viele Wöchnerinnen nach kurzer Krankheit sterben, ist ein neuzeitlich- interessanter aber unbewiesener Gedanke[32].
- Heilende Götter:
Wir hören von Paiéon, dem Wundarzt der Götter. Die Ägypter sollen von ihm abstammen, denn sie sind kundiger im Umgang mit heilenden Kräutern als andere Menschen[33]. Der Paián ist aber auch ein Heilsgesang der jungen Griechen für Apollon. Bei Hesiod werden Paiéon und Apollon neben einander genannt als Ärzte, die Heilmittel gegen alles kennen und im Stande sind, vor dem Tode zu retten[34].
Ein Sohn des Apollon ist Asklepios. Sterblich zunächst, empfängt er bald göttliche Ehren. Die Kulte für seine Söhne Machaon und Podaleirios bleiben eher von lokaler Bedeutung[35].
Auf den Heiler der Krankheit Asklepios heb ich mein Lied an,
auf den Sohn Apollons; die hehre Koronis gebar ihn[36].Abkürzungen:
DNP: Der Neue Pauly
Hom. h.: Homerische Hymnen
Il.: Hom. Il.: Homer, Ilias
Hom. Od.: Homer, Odyssee
[1] W. Wamser-Krasznai, Ärzte und Tod in der Alten Welt. Mythos, Magie und Metamorphosen, in dies., Streufunde (Filderstadt 2017) 71-74.
[2] Kein Krieg in Troja. Legende und Wirklichkeit in den Gedichten Homers (Würzburg 1997) 10.
[3] Il. 21, 390.
[4] W. Wamser-Krasznai, Hephaistos – ein hinkender Künstler und Gott, in: dies., Auf schmalem Pfad (Budapest 2012/13) 72-82.
[5] Hesiod, Werke und Tage. Griechisch und deutsch (Darmstadt1991) 138 f.
[6] S. Laser, Medizin und Körperpflege, ArchHom S, 62 f.
[7] Laser a. O. 85 f.
[8] H. Jung, Thronende und sitzende Götter. Zum griechischen Götterbild und Menschenideal in geometrischer und früharchaischer Zeit (Diss.Bonn 1982) 18 Anm. 16.
[9] “Herakles…shot…Hera under unknown circumstances”, J. Larson, The singularity of Herakles, in: S. Albersmeier (Hrsg.), Heroes. Mortals and Myths in Ancient Greece. Walters Art Museum (Baltimore 2009) 32.
[10] Il. 5, 392-394.
[11] Wie Hera und Hades vom Pfeil des Herakles getroffen wurden, wird als bekannt vorausgesetzt, R. Hampe, Nachwort zur Ilias (Stuttgart 2007) 562. Larson a. O. 32. Der Trojanische Sagenkreis besteht ja nicht nur aus Ilias und Odyssee, sondern aus weiteren fragmentarisch erhaltenen Epen, die zum Teil erneut von späteren Dichtern erzählt wurden. Troja war bereits, bevor es den Achäern unter Agamemnon und Achilleus in zehnjährigem Kampf unterlag, durch Herakles berannt und geplündert worden. Vom Haus des Königs Laomedon überlebten nur eine Tochter und ein Sohn, der spätere König Priamos, DNP 1138 f.; Il. 5, 636-642 und Il. 21, 442-457.
[12] Il. 5, 395-401.
[13] Il. 5, 336-382. 416.
[14] Il. 5, 428 f.
[15] Il. 5. 445-448.
[16] Il. 5, 856-858.
[17] Il. 5, 870.
[18] Il. 5, 873.
[19] Il. 5, 875 f.
[20] Il. 5, 879 f.
[21] Laser a. O. 168.
[22] Il. 5, 889.
[23] Il. 5, 899-904.
[24] Il. 21, 399.
[25] Il. 21, 402-408.
[26] Spekulative Diagnosen erstrecken sich von Klumpfüßen über posttraumatische Läsionen bis zur Lähmung als Berufskrankheit bei dem für einen Schmied ständig notwendigen Umgang mit Arsenbronzen, dazu Wamser-Krasznai a. O. 2012/23, 74-77.
[27] dies. a. O. 2012/13, 75. 80.
[28] Il. I 44-52; S. Laser, Medizin und Körperpflege, ArchHom Kap. S 62.
[29] Potnia theron, Il. 21, 470.
[30] Il. 21, 483 f.
[31] DNP 53; Hom.Od. 11, 171 f.
[32] G. Maggiulli, Artemide – Callisto, in: Mythos. Scripti in Honorem Marii Untersteiner (Genova 1970) 183.
[33] Hom. Od. 4, 229-232.
[34] Hes. Fr. 194 Rz, Laser a. O. S 94.
[35] Wamser-Krasznai a. O. 2017, 71-74.
[36] An Asklepios, Hom. h. 16.
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Krankes und Morbides im Werk von Thomas Mann
Das Wort Krankheit steht hier für bedrohliche pathologische Veränderungen am Patienten; das “Morbide” setzt sich aus einer Gruppe von Befindlichkeitsstörungen zusammen, wie Hypochondrie, Resignation, Neurasthenie. Die Betroffenen erleben einen schleichenden Niedergang. Beide Erscheinungsformen, Krankheit und Morbides treten in den Erzählungen des Autors nebeneinander auf und durchdringen einander, sowohl in demselben Text und auch innerhalb ein und derselben Person.
Wir beginnen mit einer Erzählung, die unter den vielen Pathographien Thomas Manns als einzige von einer Krebserkrankung handelt.
… betrauert von allen, die sie kannten.
Ovarialcarcinom: (Die Betrogene, 1953)
Eine Dame der Gesellschaft verliebt sich in den Englischlehrer ihres Sohnes, einen etwa 25 Jahre jüngeren Amerikaner. Der junge Ken ist zunächst an der so viel Älteren nur höflich interessiert, dann aber vom reizvollen Gegensatz immer stärker fasziniert. Kurz bevor sich die wieder erblühte Frau den drängenden Wünschen ihres Körpers ergeben kann, widerfährt ihr mit einer nächtlichen Massenblutung der Anfang vom Ende.
Infektionskrankheiten
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellten Seuchen eine ernsthafte Bedrohung dar. Man musste sich oft mit dem Lindern von Symptomen begnügen, und manche Chefärzte übertrugen hoffnungslose Fälle, die ihnen weder Ehre noch schnöden Mammon versprachen, lieber auf unbedeutende Assistenten. Die Rede ist von der Tuberkulose.
Als Soldat und brav (Der Zauberberg, 1924)
Joachim, ein junger Offiziersanwärter, kaschiert die Symptome so lange es irgend geht durch Sonnenbräune und militärische Haltung, während sein Vetter Hans das bleibt, was er in jeder Hinsicht ist, der “hübsche Bourgeois mit einer kleinen feuchten Stelle”. Nach dem missglückten Versuch, seinen Dienst wieder anzutreten, stirbt der Fahnenjunker an progredienter Laryngitis tuberculosa. Die Spur des anderen verliert sich in den Wirren des ersten Weltkriegs.
Wenn es Tuberkeln sind, so muss man sich ergeben (Buddenbrooks, 1901)
Clara Buddenbrook, ein ernstes, strenges Mädchen, hatte schon als Jugendliche an Gehirnschmerzen gelitten, sie traten neuerdings periodisch in fast unerträglichem Grade auf. Manchmal führt sie eine Hand zum Kopfe, denn dort schmerzt es. Nach geraumer Zeit erliegt sie einer Gehirntuberkulose.
An einem Zahne … (Buddenbrooks)
Um die Gesundheit des Thomas Buddenbrook ist es nicht gut bestellt. Während seiner Volontärzeit in Amsterdam erleidet er einen Blutsturz und unterzieht sich einer Luftkur in Südfrankreich. Frostige Blässe, bläuliches Geäder und eine Neigung zum Schüttelfrost sind ständige Begleiter als er in jungen Jahren bereits…Chef des großen Handelshauses wird. Seine Grundkrankheit ist zwar die Tuberkulose, aber die Ursache seines allzu frühen Todes ist sie nicht… Senator Buddenbrook war an einem Zahne gestorben, hieß es in der Stadt. Man denkt an eine Apoplexie oder man behilft sich mit der gängigen Formel für Fälle, in denen man es nicht so genau weiß: “Verstorben unter den Zeichen des Herz-und Kreislaufversagens”.
Die junge Frau litt an der Luftröhre…und Gott sei Dank, dass es nicht die Lunge war: (Tristan,1902)
…kaum vom Wochenbette erstanden … äußerst verarmt an Lebenskräften, als sie beim Husten ein wenig Blut aufgebracht hatte … es war, wie gesagt, die Luftröhre, ein Wort, das … eine überraschend tröstliche, beruhigende, fast erheiternde Wirkung auf alle Gemüter ausübte … Manchmal hüstelte sie. Hierbei führte sie ihr Taschentuch zum Munde und betrachtete es alsdann.
Das Ende kommt rasch, nicht ohne dass Thomas Mann den Kontrast zwischen Gabrieles ätherischem Wesen und ihrem stämmigen Gatten, mehr noch: ihrem pausbäckigen, prächtigen und wohlgeratenen Sohn gehörig herausarbeitet hätte.
Andere Infektionskrankheiten nehmen im Werk des Autors weniger Raum ein.
Mit dem Typhus ist es folgendermaßen bestellt: (Buddenbrooks)
Die Diagnose ist gelegentlich durch besondere Umstände erschwert, wenn nämlich die Anfangssymptome, Verstimmung, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, unruhiger Schlaf, Kopfschmerzen, schon vorher bei anscheinend völliger Gesundheit vorhanden sind. Von völliger Gesundheit kann allerdings kaum die Rede sein, doch geraten wir hier an die Grenze zum Morbiden, von dem später noch zu reden sein wird.
Seit mehreren Jahren schon hatte die indische Cholera eine verstärkte Neigung zur…Wanderung an den Tag gelegt: (Der Tod in Venedig, 1911)
Möglicherweise infiziert sich der Schriftsteller Gustav Aschenbach mit rohem Obst, das er vor einem kleinen Gemüseladen kauft, Erdbeeren, überreife und weiche Ware. Die nur halb körperlichen Symptome, die ihn wenig später befallen, sind Schwindel und eine heftig aufsteigende Angst … Und noch desselben Tages empfing eine respektvoll erschütterte Welt die Nachricht von seinem Tode.
Bevor wir uns dem “Morbiden” zuwenden, müssen wir uns noch mit einer weiteren durch Infektion in Gang gesetzten Krankheit beschäftigen, der Syphilis.
Krankheit, und nun gar anstößige, diskrete, geheime Krankheit … (Doktor Faustus 1947)
Progressive Paralyse:
Die Lues oder Syphilis wird gern als der “Affe unter den Krankheiten” bezeichnet, da sie “alle” Symptome nachahmen könne. Sie hat eine besondere Affinität zum Nervensystem. Adrian Leverkühn, ein hochbegabter Musiker und Komponist aus wohlsituiertem bürgerlichen Hause, handelt sich bei einer reizvollen Werktätigen im ältesten Gewerbe der Welt einen Primäraffekt ein, der scheinbar nach einer Therapie durch zwei Dermatologen spurlos verschwindet. Doch die Behandlung bleibt unvollständig, da der erste Arzt aus unbekannter Ursache plötzlich verstirbt und der zweite unter ebenso unklaren Umständen verhaftet wird – Teufelswerk, wie Adrian später erfährt. Nachdem er sich den Mächten der Finsternis überantwortet hat, erlebt er eine Steigerung seiner mentalen Fähigkeiten und Phasen höchster Seligkeit, schafft unerhörte musikalische Werke. Nun hat seine Spirochaeta pallida eine Passion für das zarte Parenchym der Kopfregion. Zunächst leidet der Künstler nur an Schwindelerscheinungen und Migräne, wird aber volle vierundzwanzig Jahre post infectionem in tiefster Verzweiflung und Rettungslosigkeit, von unerträglichen Schmerzen gepeinigt, mit allen Anzeichen einer progressiven Paralyse enden.
Ebenso einprägsam schildert Thomas Mann die Zeichen der Tabes dorsalis.
Mehrere Herren mit entfleischten Gesichtern werfen auf jene unbeherrschte Art ihre Beine, die nichts Gutes bedeutet. Sobald sie in Gabrieles Nähe kommen, lächeln dieselben Herren und versuchen angestrengt, ihre Beine zu beherrschen (Tristan, 1902).
Das Morbide
Bei den Buddenbrooks wandert das Übel in Form von Neurasthenie, einer reizbaren Nervenschwäche, als schleichende Familienkrankheit über vier Generationen hinweg, um die beiden letzten Vertreter gänzlich zu zerstören. Eine Schwächung des “Selbst” macht die Betroffenen unfähig, ihre Arbeits- und Lebenswelt sinnvoll zu strukturieren. Die veraltete Bezeichnung Neurasthenie ersetzen wir heute gern durch die des allgegenwärtigen Syndroms “burnout”.
Buddenbrooks
Thomas, der Firmenchef, empfindet, obwohl er kaum siebenunddreißig Jahre zählt, ein Nachlassen der Spannkraft, eine raschere Abnützbarkeit, die mit Rastlosigkeit und einem übertriebenen Hang zur persönlichen Sauberkeit und äußeren Perfektion einhergeht. Er wird sich darüber klar, dass oft die … sichtbarlichen und greifbaren Zeichen und Symbole des Glückes und Aufstieges erst erscheinen, wenn in Wahrheit alles schon wieder abwärts geht. An seinem Bruder Christian missfallen ihm Dinge, die er schon an sich selbst mit Abscheu bemerkt hat, nämlich eine ängstliche, eitle und neugierige Beschäftigung mit sich selbst, die zerfahren, untüchtig und haltlos macht. Aber wir sind bloß einfache Kaufleute … unsere Selbstbeobachtungen sind verzweifelt unbeträchtlich.
Christian bietet die Zeichen einer schweren hypochondrischen Störung. Er ist ein liebenswürdiger Taugenichts, alles andere als dumm, aber unfähig zu ernsthafter Arbeit. Während er sich als begabter Imitator und geistreicher Unterhalter betätigt, ergeht er sich andererseits in abstoßenden, detaillierten Beschreibungen seiner Qual. Haltlos und bar jeder Selbstkontrolle wird er schnell zum Spielball anderer “Suitiers” und einer Frau von zweifelhafter Lebensführung. Als seine Ehefrau betreibt sie schließlich unter Berufung auf Wahnideen und Zwangsvorstellungen seine Entmündigung und die Einweisung in eine Anstalt.
Hanno, der jüngste und letzte Buddenbrook-Spross, still und kränklich, leidend und mitleidend, taugt gewiss nicht zum Kaufmann, allenfalls zum Künstler. Seine Spannungen entladen sich in musikalischen Phantasien bis zur Kakophonie. Die bläulichen Schatten in den tief liegenden Augenwinkeln hat er von seiner Mutter Gerda, und dass sie schon bei dem Neugeborenen auftreten, kleidet, wie Thomas Mann bemerkt, ein vier Wochen altes Gesichtchen nicht zum besten.
Tristan
In geringer Abwandlung erscheinen das blaue Äderchen über dem Auge und die tiefen Schatten zu beiden Seiten der Nasenwurzel als Leitmotiv auch bei Tristans Gabriele. Für die Beschreibung ihrer Ankunft in Einfried findet Thomas Mann ironisierende Sätze, da die beiden Braunen [Pferde] … mit rückwärts gerollten Augen angestrengt diesen ängstlichen Vorgang verfolgen, voll Besorgnis für soviel schwache Grazie und zarten Liebreiz. Wie pathetisch aber wird erst der Neurastheniker Spinell, den die Mitpatienten geschmackvoll den verwesten Säugling nennen! Er schwärmt die junge Frau an, die doch aus einem alten Geschlecht stamme, zu müde bereits und zu edel zur Tat [sic!] und zum Leben, … das sich gegen das Ende seiner Tage noch einmal durch die Kunst verklärt.
Der Zauberberg
Hans Castorp, Hospitant und weicher Neuling, bringt es auf dem Berghof mit Fiebermessen und anderen Bemühungen endlich dahin, dass er sich fast wie ein ‘richtiger’ Patient fühlen darf.
Der Tod in Venedig
Gustav Aschenbach erliegt zwar am Ende der Cholera, doch auf der Basis eines Gefühls der Ausweg- und Aussichtslosigkeit, nachdem er sich, ein betörter Liebhaber, im Traum der Raserei des Untergangs ergeben hat und es auch im wachen Zustand gegen die Mahnung seines Gewissens unterlässt, die polnische Adelsfamilie vor den Gefahren der verseuchten Stadt zu warnen, damit er nicht auf den Anblick des leidenschaftlich Begehrten verzichten muss – Man soll schweigen! Man soll das verschweigen! und: Ich werde schweigen!
Meisterhaft versteht es Thomas Mann, seinen Protagonisten stets solche Krankheiten aufzuerlegen, die längst durch das Morbide in ihnen vorbereitet sind und sich schon beim scheinbar Gesunden in persönlichen Eigenschaften und als Symptome einer reizbaren Nervenschwäche äußern.
Lit. bei der Verfasserin.
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Bridges (André Simon)
(Die Übersetzung folgt nach dem Originaltext)
Michelangelo, famous Renaissance painter and sculptor had recommended the Awareness: “The greatest danger for most of us is not that our aim is too high and we miss it, but that it is too low and we reach it.”
Therefore, my ultimate goal is very, very, very high:
It is to create the imaginary BRIDGES.
A bridge that unifies North and South
A bridge that unifies East and West
A bridge that ties the philosophers of the Ancient World
and the way of the life in the 21st Century.
We are told never to cross a bridge until we come to it,
but this world is owned by the men who have `crossed bridges`
in their imagination, far ahead of the crowd.
Those thinkers help us during our lifetime.
Life is a bridge between inexperience and wisdom.
Wishful thinking for the 21st Century would be:
The creation of the most precious bridge,
the bridge of tolerance, which passes over the deep gap
that divides neighbors’ beliefs from ours.
Every day, by crossing this bridge, turns into a happy day.Dr. med. André Simon © Copyright
Author’ note
The reverse of all denomination of Euro banknotes bear different type of the stylized bridge illustrations. These bridges are” imaginary”, and do not represent the existing monuments. However, the message is clear; the bridges bring the slight contribution to the unification of the Europe.
Brücken
Übersetzung von Dietrich Weller
Michelangelo, der berühmte Renaissance-Maler- und -Bildhauer hat diese Erkenntnis empfohlen: „Die größte Gefahr für die meisten von uns besteht nicht darin, dass unser Ziel zu hoch ist und wir es verfehlen, sondern dass es zu niedrig ist und wir es erreichen.“
Deshalb ist mein äußerstes Ziel sehr, sehr, sehr hoch:
Es geht darum, das geistige Bild Brücken zu erschaffen,
eine Brücke, die Nord und Süd vereinigt,
eine Brücke, die Ost und West vereinigt,
eine Brücke, welche die Philosophen der Welt mit
der Lebenskunst des 21. Jahrhunderts verbindet.
Man sagt uns, wir sollten eine Brücke erst überschreiten, wenn wir sie erreichen,
aber diese Welt wird von Menschen besessen, die in ihrer Vorstellung weit vor der Menge Brücken überschritten
haben.
Diese Denker helfen uns während unserer Lebenszeit.
Das Leben ist eine Brücke zwischen Unerfahrenheit und Weisheit.Wunschdenken für das 21. Jahrhundert würde die Erschaffung der wertvollsten Brücke bedeuten:
die Brücke der Toleranz, welche die tiefe Kluft überspannt,
die Glaubenssätze unseres Nachbarn von unseren trennt.Jeder Tag wandelt sich in einen glücklichen Tag, während wir die Brücke überschreiten.
Nachtrag des Autors:
Die Rückseiten aller Euro-Banknoten aller Länder tragen verschiedene Arten von stilisierten Brücken. Diese Brücken sind erfunden und zeigen nicht die bestehenden Bauten. Aber die Botschaft ist klar: Die Brücken schaffen einen kleinen Beitrag zur Vereinigung Europas.
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Die Fulda
(8.3.2018)
In Erinnerung an den Streik der Textilarbeiterinnen in New York am 8.3.1857, den Streik der Näherinnen und Fabrikarbeiterinnen in Lynn (Massachusetts) am 7.3.1860, die Streiks und Demonstrationen der Tabak- und Textilarbeiterinnen in New York am 8.3.1908 und den ersten internationalen Frauentag am 19. 3.1911
Flüsse sind für mich
faszinierende Lehrer
Sie ermuntern mich
Begebenheiten in Bewegung wahrzunehmen
verschiedene Blickwinkel zu erkennen
mein geschichtliches Gedächtnis zu schärfen
und die Gegenwart
in zeitlichen Zusammenhängen zu erfassen֎֎֎
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Wegzehrung
(3.3.2018)
Mit dem Rücken zu mir
schläfst du ruhig in meinen Armen
Deine Wärme durchströmt meinen KörperAls Teil dieser Welt
bin ich kein gleichgültiger Beobachter
kein empfindungsloser Zuhörer
Bilder und Geschichten
lasse ich durch meinen Kopf wandernZur gezielten Gestaltung der Geschehnisse
brauche ich eine beachtliche Wegzehrung
Im Gepäck nehme ich mit
das Lächeln und Schmusen der Kinder
den Blick des Nachbarn Katze
das Zwitschern der Vögel im Gesträuch
die Zärtlichkeit der keimenden Zitronenkerne
das Plätschern des Baches im Walde
den Klang der Schuhe im Schnee
die Umarmung der Morgenröte
das Anrühren der Abendbriese
und vor allem
deine Wärme֎֎֎
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Strahlend
(1.3.2018)
Jedes Mal wenn ein Lebewesen
sich bei mir geborgen fühlt
werde ich bereichernd beschenkt
mit einem Stück Sonne
Die Teile sammle ich in meinem Herzen
und verteile sie später
als strahlendes Lächeln֎֎֎