Monat: August 2021

  • 25.08.2021

        Belegstellen aus dem Gallischen Krieg (Caes. Gall.) sind im Text durch in Klammern gesetzte römische und arabische Ziffern gekennzeichnet. Auf die einschlägigen Passagen aus der Germania des P. Cornelius Tacitus (Tac. Germ.) wird mit Fußnoten hingewiesen. Wörtliche Zitate aus den Übersetzungen ins Deutsche stehen in Kursivschrift. Die Verfasserin hat versucht, sich möglichst eng an die lateinischen Quellen zu halten.

        Gallien in seiner Gesamtheit gliedert sich in drei Teile; davon bewohnen einen  die Belger, einen anderen die Aquitaner, den dritten diejenigen, die in ihrer eigenen Sprache Kelten, in unserer Gallier genannt werden (I 1,1[1]). Sie unterscheiden sich in Sprache und Gebräuchen sowie in den staatlichen Einrichtungen. Zu jener Zeit nimmt Aquitanien nach Ausdehnung und Einwohnerzahl … ein Drittel ganz Galliens ein (III 20, 1). Die beiden Landesteile werden von der Garonne/Garunna  getrennt.

        Am tapfersten sind die Belger. Sie wohnen nämlich am weitesten entfernt von der Kultur und Zivilisation der römischen Provinz, sind nicht durch eingeführte Luxusgegenstände verweichlicht und üben sich in ständiger Fehde mit ihren unmittelbaren Nachbarn, den rechtsrheinischen Germanen (I 1, 2.3). Ähnlich verhält es sich mit den keltischen Helvetiern, deren kleines Land, eingeengt zwischen dem breiten und tiefen Rhein/Rhenus, dem hoch ansteigenden Jura und der Rhone[2] (Rhodanus) sowie dem Genfer See/Lacus Lemannus sich fast täglich gegen die germanischen Nachbarn wehren muss (I 1, 4 und I 2, 3). Beim Eintreffen Caesars – er spricht von sich stets in der dritten Person – führten Haeduer und Sequaner die gallischen Stämme an (VI 12, 1.2). Durch ihr Gebiet fließt die Saône/Arar und zwar mit einer so geringen Strömung, dass man ihre Fließrichtung nicht wahrnimmt (I 12, 1[3]).

        Geltung und Ansehen genießen in Gallien nur Druiden und Ritter; alle übrigen Bevölkerungsteile sind rechtlos (VI 13). Die Druiden versehen den Götterdienst, sorgen für die Opfer und legen die religiösen Satzungen aus. Als härteste Strafe gilt der Ausschluss vom Gottesdienst. Verlockt durch die großen Vorrechte der Druiden gehen viele junge Männer freiwillig bei ihnen in die Lehre. Es heißt, dass sie dort Verse in großer Zahl auswendig lernen, denn es gilt bei ihnen als Sünde, etwas schriftlich niederzulegen. Sie wollen nicht, dass ihre Lehre unter der Menge verbreitet werde noch dass die Schüler sich auf das Geschriebene verlassen und das Gedächtnis zu wenig üben. Vor allem wollen sie davon überzeugen, dass die Seelen nicht vergehen, sondern nach dem Tode von einem zum anderen wandern. In Staats- und Privatangelegenheiten benützen sie die griechische Schrift (VI 14).

        Ritter haben keine andere Aufgabe als Kriege zu führen. Ihre Bedeutung wächst mit der Zahl der Gefolgsleute (VI 15).

        Die Gallier sind sehr religiös. Gewöhnlich opfern sie ihren Göttern Tiere, bei schwerer Krankheit, Kampf und Gefahr aber auch Menschen. Wenn die Zahl der Verbrecher dazu nicht ausreicht, müssen auch Unschuldige herhalten (VI 16). Die Leichenbegängnisse sind aufwendig und prächtig. Was dem Verstorbenen im Leben teuer war, wird im Feuer mit verbrannt, kurz vor unserer Zeit sogar Sklaven und Hörige (VI 19, 4). Von den Göttern verehren sie besonders Merkur (keltisch Teutates). Dann folgen Apollo (Belenos), Mars (Esus), Jupiter (Taranis) und Minerva, deren keltischer Name nicht genannt wird. Ähnlich wie bei anderen Völkern gilt Apollo als heilkundig, Minerva kümmert sich um Handwerk und Künste, Mars ist Kriegsgott und Jupiter  herrscht über die anderen Götter (VI 17). Auf den Vater Dis (lat. Pluto, Gott der Unterwelt) führen die Gallier ihre Abstammung zurück (VI 18).

        Sie leben in Städten, Dörfern und Einzelgehöften (I 5, 2). Als ein von Natur aus hervorragend geeigneter Wohnsitz gilt ihnen eine Stadt mit steilen abschüssigen Felsabhängen ringsum, sowie mit einem sanft ansteigenden Zugang, den eine sehr hohe doppelte Mauer mit gewaltigen Steinen und Palisaden schützt (II 29, 3). Zum Haushalt steuern Mann und Frau gleich viel bei, aber der Mann hat Gewalt über Leben und Tod der Frauen, Kinder und Sklaven. Zutritt zum Vater erhalten in der Öffentlichkeit nur die erwachsenen Söhne (VI 19, 1-3).

        Von Charakter sind die Gallier neugierig und unbeständig, in ihren Beschlüssen wankelmütig und auf Umsturz bedacht (II 1, 3; IV 5, 1. 2 und 13, 2.). Ihrer Neugierde tragen die Behörden Rechnung, indem sie Gerüchte, die den Staat betreffen, nur der Obrigkeit melden oder in der Volksversammlung berichten lassen und niemandem sonst (VI 20, 2).

        Ganz anders ist die Lebensweise der Germanen (I 31, 11). Sie haben keine Druiden und halten auch nicht viel von Opferhandlungen. Als Götter gelten ihnen Sonne, Mond und Feuer, deren Eingreifen sie sichtbar wahrnehmen und augenscheinlich erfahren (VI 21, 2). Tacitus schildert ihren Glauben differenzierter. Wieder sei es Merkur, den sie am meisten verehren und dem sie an bestimmten Tagen auch Menschenopfer darbringen zu müssen glauben. Dann folgen Herkules und Mars. Ein Teil der Sueben opfert auch der Isis, deren heiliges Zeichen, eine Barke, auf die Einführung ihres Kultes auf dem Seewege hinweise. Im Übrigen glauben die Germanen, dass es mit der Hoheit der Himmlischen unvereinbar sei, sie mit menschlichen Zügen auszustatten; sie weihen Lichtungen und Haine [4].

        Bei den Sueben, dem bei Weitem größten und kriegerischsten Stamm, stehen die erwachsenen Männer ständig unter Waffen. Agri culturae non student. Nur ein Jahr lang bleiben sie an einem Ort, dann ziehen sie weiter. Während Caesar den Germanen eine Art Agrarkommunismus zuschreibe (VI 22, 1-3) berichtet Tacitus rund 150 Jahre später von einer Aufteilung des ackerbaufähigen Landes nach Rang und Würde[5]. Ungebundenes Leben, Abhärtung, tägliche körperliche Übung und Keuschheit wenigstens bis zum 20. Lebensjahr lassen ungeheuer große Menschen heranwachsen (IV 1, 9. VI 21, 4), deren Miene und stechenden Blick die Gallier kaum ertragen könnten (I 39, 1). Im kältesten Klima tragen die Germanen ausschließlich Felle, die einen großen Teil des Körpers unbedeckt lassen, und sie baden in den Flüssen. Ihre kleinen unansehnlichen Pferde reiten sie ohne Sattel.

        Bei der Ernährung spielt Brot keine große Rolle. Sie leben von Milch, Kleinvieh und Jagdbeute. Wein lassen sie nicht einführen, da dieser die Widerstandskraft breche und die Männer so schwächlich wie Frauen mache (IV 1. 2). Wieder äußert sich Tacitus abweichend: Als Getränk dient ihnen eine Flüssigkeit aus vergorenem Getreide; die Anwohner des Rhein- und Donauufers kaufen sich auch richtigen Wein…Wenn man ihnen so viel zu trinken gäbe wie sie wollen, wird man sie ebenso leicht durch ihre eigenen Laster wie durch Waffengewalt bezwingen können[6].

        In Friedenszeiten gibt es keine zentrale Führung, nur im Krieg werden militärische Oberbefehlshaber gewählt (VI 23, 5-8). Auch herrsche der Brauch, dass die Frauen (matres familiae) den Ausgang einer Schlacht vorhersagen. Vor dem Neumond zu kämpfen sei zu vermeiden, denn dann stehen die Zeichen schlecht (I 50, 4 f.[7]). Mit breiten Flächen unbebauten Landes versuchen die Germanen ihre Grenzen zu sichern (IV 3, 1-3). Daher liegt, wie es heißt, auf der einen Seite des Suebenlandes das Land ungefähr 600 Meilen breit brach. An der andern Seite schließen sich die Ubier an… Sie sind etwas zivilisierter als [die anderen Stämme], weil sie am Rhein wohnen … und sie sich wegen der Nachbarschaft an gallische Sitten gewöhnt haben…Die fruchtbarsten Gegenden Germaniens [liegen] um das Herzynische Waldgebirge, das sich vom Gebiet der Helvetier, Nemeter und Rauraker parallel mit dem Donaulauf bis zum Gebiet der Daker, also etwa bis an die Theiss, erstreckt (VI 25, 3). Die Schilderung der phantastischen Tierwelt, Arten, die man anderswo nicht sieht, traut man einem so nüchternen Staatsmann und Heerführer wie Caesar nicht zu. Insbesondere der Absatz über die Elche, die keine Knöchel und Gelenke haben und im Stehen an Bäume gelehnt schlafen, sodass sie durch Ansägen dieser Bäume leicht gefangen werden können, wird  zumeist für Interpolation und Kolportage gehalten (VI 27, Anm. 256-258 und S. 521: Caesars Glaubwürdigkeit).

        Ein anderes unermesslich großes Waldgebirge, der Bacenische Wald, umfasst das Hessische Bergland, den Harz, den Thüringer Wald und das Erzgebirge (VI 10, 5 Anm. 235). Der Rhein, Schicksalsstrom schon zur Zeit Caesars, entspringt im Gebiet der Lepontier, eines Alpenstammes, und fließt reißend in einer langen Strecke durch das Land der Nemeter, Helvetier, Sequaner… und Treverer, teilt sich in Meeresnähe in mehrere Arme, bildet zahlreiche große Inseln, von denen ein großer Teil von wilden Völkern bewohnt wird, darunter einigen, die von Fischen und Vogeleiern leben sollen, und fließt in vielen Armen in den Ozean (IV 10, 2-5).

        Für Caesar ist die Rheingrenze eine ständige – wie man heute bis zum Überdruss zu sagen liebt –  Herausforderung. Germani qui trans Rhenum incolunt (I 1, 3). Während in Gallien die Haeduer und Averner um den Vorrang streiten, sei es dazu gekommen, dass von beiden Stämmen Germanen als Söldner angeworben wurden. Von diesen hätten anfangs nur ungefähr 15 000 den Rhein überschritten. Als aber diese wilden Barbaren am Lande, an der Kultur und Wohlhabenheit der Gallier Geschmack gefunden hätten, seien mehr übergesetzt. Jetzt seien in Gallien schon an die 120 000 Mann. Gegen diese …hätten sie eine schwere Niederlage erlitten…In wenigen Jahren werde es so weit sein, dass sie alle vom gallischen Boden vertrieben würden und alle Germanen den Rhein überschritten. (I 31, 3-6 und10 f.) Es sei nämlich so, dass „die Germanen sich allmählich daran gewöhnten, … in großen Massen nach Gallien zu kommen“. Darin sah auch Caesar eine nicht zu unterschätzende Gefahr für das römische Volk, da die wilden Barbaren, wenn sie erst einmal ganz Gallien besetzt hätten, sich nicht zurückhalten würden … in die Provinz [Provence] einzudringen und von dort nach Italien zu ziehen, zumal nur die Rhône das Land der Sequaner von unserer Provinz trenne (I 33, 3.4).  Nach Beendigung des Germanenkrieges beschloss Caesar … den Rhein zu überschreiten (IV 16, 1). Auf seine Forderung an die Sugambrer, einen germanischen Stamm zwischen Sieg, Lippe und Rhein, ihm die Gegner, die bei ihnen Schutz gesucht hatten, auszuliefern, erhielt er zur Antwort: Der Rhein sei die Grenze der Herrschaft des römischen Volkes…warum fordere er [Caesar] da überhaupt etwas an Macht und Herrschaft rechts des Rheines? (IV 16, 4). So entschließt sich der Feldherr, den Germanen Schrecken einzujagen, an den Sugambrern Rache zu nehmen und die Ubier von ihrer Bedrängnis zu befreien. Letztere hatten ihn darum gebeten, wenigstens ein Heer über den Rhein zu setzen. So ließ er in der Gegend von Köln eine Brücke über den reißenden Strom schlagen (IV 16, 7-8. 17, Anm. 160). Nach einem Aufenthalt von nur wenigen Tagen im Feindesland, wo er nach eigenen Aussagen hemmungslos gewütet hatte, erfuhr er, dass sich die Germanen im Gebiet der Sueben zusammenrotteten und sich zur Entscheidungsschlacht rüsteten. Er marschierte daraufhin nach Gallien zurück und ließ die Brücke wieder abbrechen, bestrebt seinen Misserfolg zu verschleiern (IV 19, Anm. 162). Als er aber ins Land der Treverer gekommen war, beschloss er neuerdings, den Rhein zu überschreiten …und ließ etwas oberhalb der Stelle, an der er schon einmal das Heer hinübergeführt hatte, eine Brücke schlagen (VI 9, 1-4, in der Nähe von Bonn, Anm. 234). Die Treverer, ein keltischer Stamm mit rechtsrheinischen Kontakten und germanischen Wurzeln[8], die sich ebenso wie die Ubier auf das Taktieren verstanden, baten Caesar um Schonung, damit nicht bei dem allgemeinen Hass gegen die Germanen Unschuldige statt Schuldiger büßten (VI 9, 7). Als Caesar nun durch die ubischen Spähtrupps erfuhr, dass die Sueben sich in die Wälder zurückgezogen hatten, beschloss er aus Furcht vor Proviantmangel – die Germanen kümmern sich allesamt, wie erwähnt, sehr wenig um Ackerbau – nicht  weiter vorzurücken (VI 29, 1). Zwar blieb der Brückenbau als solcher erhalten, doch ihren letzten Teil… am ubischen [rechtsrheinischen] Ufer lässt er einreißen (VI 29, 3), den Brückenkopf am linken Rheinufer aber verstärken. Von nun an konzentriert Caesar alle militärischen Kräfte gegen die Gallier in Gallien (VI 29, 4-VIII).

    Quellen:

    1. Julius Caesar, Der Gallische Krieg, Lateinisch-Deutsch, Herausgeber: G. Dorminger. Artemis Verlag, Sammlung Tusculum (München – Zürich 81986)

    2. Tacitus, Germania. Lateinisch- Deutsch (Leipzig, Lizenz Wiesbaden o. J.)

    Dem Aufsatz liegt ein Referat im Mittel-Seminar Alte Geschichte 1989, „Caesar als Historiker“, Prof. Dr. Helga Gesche, JLU Gießen, zu Grunde.


    [1] Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, alteram Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Keltae nostra Galli apellantur.

    [2] Eigentlich: der Rhone, frz. le Rhône.

    [3] Flumen est Arar, quod per fines Haeduorum et Sequanorum in Rhodanum influit incredibili lenitate, ita ut oculis, in utram partem fluat, iudicari non possit.

    [4] Tac, Germania 9.

    [5] Tac, Germania 26.

    [6] Tac. Germ. 23.

    [7] Tac. Germ. 8. 10.

    [8] Tac. Germ. 28.

  • The earliest presentations of Asklepios on coins and Hippocrates

    Zusammenfassung: Die frühesten Münzen mit Darstellung des Asklepios stammen aus der thessalischen Stadt Larissa und werden auf das 5. Jh. v. Chr. datiert. Sie können in fünf verschiedene Typen klassifiziert werden. Typ 1 zeigt Asklepios stehend. In der ausgestreckten rechten Hand hält er eine Schale, die er einer Schlange hinreicht, die sich aus hohem Gras oder Schilfrohr aufrichtet. Diese Darstellung ist singulär. Die anderen vier Typen stellen Büsten des Asklepios dar. Es können zwei verschiedene Darstellungen unterschieden werden: A. In der auch später üblichen kanonischen Weise mit vollem Haar und B. mit Haartracht und Gesichtszügen, wie sie sich sonst nicht in der Literatur finden. Die Zeit der Prägung der Münzen fällt in die Lebenszeit Hippokrates´, des bedeutendsten Arztes seiner Zeit, der wahrscheinlich Bürger Larissas war und bei Larissa begraben wurde. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass das Bildnis Hippokrates´ für die Darstellung des Asklepios Pate stand. Diese Hypothese wird durch den Vergleich von antiken Portraits des Hippokrates mit den Asklepiosmünzen aus Larissa sowie durch Entkräftung alternativer Erklärungsmodelle bestärkt.

    Schlagworte: Asklepios, Portrait, Larissa, Thessalien, Münzen, Hippokrates

    Summary: The earliest coins with presentations of Asklepios origin from the Thessalian city of Larissa and are dated into the 5th century BC. Five different types of coins are known. Type 1 shows Asklepios standing. In his outstretched right hand, he holds a patera, which he offers to a serpent erecting from high grass or reed. This presentation is singular. The other 4 types represent busts of Asklepios. Two different presentations can be discriminated:  A. the canonical mode which is common also in later times and B. with hairstyle and facial features not found elsewhere in literature. The time when the coins were minted was within the lifetime of Hippocrates, the most famous physician of his times, who probably was citizen of Larissa and was buried near to Larissa. It is hypothesized, that the portrait of Hippocrates was the inspiration for the depiction of Asklepios. The hypothesis is fortified by comparing ancient portraits of Hippocrates with the Asklepios coins from Larissa and by invalidation of other explanatory models.

    Key words: Asklepios, portrait, Larissa, Thessaly, coins, Hippocrates

    Die Obole des 5. Jh. v. Chr. aus Larissa in Thessalien erzählen Geschichten und weisen eine originelle Formgebung auf. So finden sich Motive wie die Sandale des Jason[1] oder die Ball spielende Quellnymphe Larissa (1). Ein Rätsel stellen die Darstellungen des Asklepios dar, deren Datierung von der Mitte des 5. Jh. bis 344 v.Chr. angegeben wird. Danach wurden über 300 Jahre keine Münzen des Asklepios mehr in Larissa geprägt (1, 2). Wie kam es zu diesen Darstellungen mit den frühesten des Asklepios überhaupt? Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen werden. 

    Thessalien gilt als Geburtsort des Asklepios und Ursprung des Asklepioskultes. Erst später wurde dieser Ursprung nach Epidauros verlegt und der Mythos entsprechend umgeschrieben (3, 4). In Trikka, ca. 60 km westlich von Larissa gelegen, stand nach Homer bzw. Strabo (5, 6) der älteste Tempel des Asklepios, es wird angenommen, dass der Kult dort bis mindestens bis auf das 7 Jh. v. Chr. zurückgeht (4). Die frühesten Münzen des Asklepios aus Trikka wurden allerdings deutlich später als die von Larissa geprägt (Ende des 4. Jh. v. Chr.) und weisen einen komplett anderen Typus auf, die ersten Münzen des Asklepios aus Epidauros wurden um 350 v. Chr. geprägt (1). Von Larissa ist in den antiken Schriften nichts über einen frühen Asklepioskult erwähnt. Was also verband Larissa mit Asklepios?

    Die Literatur und Quellenlage hierzu ist dürftig. Herrmann nennt zwei Typen von Silbermünzen des Asklepios (eine stehend, die andere eine Büste, Abb. 1 und 2) und gliedert sie anhand Münzfuß, vergleichender Studien und stilistischer Merkmale in Stufe III Gruppe F und G seiner Systematik (datiert 435-400 v. Chr.) ein (2). Überlegungen zu dem Motiv finden sich jedoch nicht. Münzen mit inkusem Quadrat wurden in Thessalien vor 400 v. Chr. geprägt (1, 2). Bernhard schreibt (in 7, S.16) zu den beiden Münzen: „Mitunter trägt der Gott einen sehr langen, vollen Bart, wie wir es auf zwei Silbermünzen von Larissa in Thessalien sehen.

    Pausanias erzählt uns einer auffallend langbärtigen Statue des Asklepios: 70 Stadien von Thitorea ist ein Tempel des Asklepios mit dem Namen Archagetas. Er genießt bei den Thitoreern und in gleichem Masse bei den anderen Phokern Verehrung; innerhalb des heiligen Bezirkes haben die Hilfesuchenden und die Sklaven des Gottes ihre Wohnungen; in der Mitte steht der Tempel und das Bild von Marmor mit einem wohl 2 Fuß langen Barte (Paus. X. 32,12)“. Weiterhin fügt er an (S.16): „Die auf Münzen abgebildeten Büsten und Ganzfiguren des Asklepios, sowohl des stehenden als des thronenden, sind wohl durchgehend Statuen oder Reliefs entnommen.“

    Anschließend (S.16,17) wird über die typischen Darstellungen des stehenden Asklepios ausgeführt: „Die Haltung ist ein ruhiges Dastehen, selten der Moment des Ausschreitens; der Kopf leicht vorgeneigt, die Füße sind meist beschuht.“ Nach Thraemer werden fünf verschiedene Typen des stehenden Asklepios geschildert.[2] Zur Illustration dienen Münzen aus römischer Zeit. Leider werden die Münzen aus Larissa von Bernhard fälschlich in das 4. Jh. v.Chr. datiert, und es wird dadurch übersehen, dass es sich um die frühesten Münzen des Asklepios handelt. Zudem wurde von ihm die Tatsache nicht gewürdigt, dass ein stehender Asklepios, der sich mit der linken Hand auf den langen Stock stützt und mit der rechten einer Schlange eine Schale hinreicht zu keinem der fünf Schemata passt. Auch sonst finden sich in der umfangreichen Darstellung zu Münzbildern des Asklepios bei ihm keine ähnlichen Darstellungen. Die früheste Darstellung des Asklepios ist tatsächlich singulär.

    Die besondere Stellung dieser Münze wurde dagegen von Hart erkannt: „History assigns Epidauros and Tricca as the original sites of Asclepian temple medicine. However, numismatic precedence goes to Larissa in Thessaly where a coin of 450-400 BC shows Asclepius feeding a serpent. This indicates that it was here that the medical cult first gained sufficient prominence to appear on coins, whereas Tricca portrayed the god of medicine in 400-344 BC and Epidauros in 370 BC. The Triccan and Epidaurean sanctuaries certainly existed before these dates, but Asclepios did not possess significant stature to appear on coins” (8, S.80). Auch Riethmüller (4) stellt in seinen umfangreichen Studien zu Asklepios fest, dass Tempel, Weiheinschriften und Statuen mit Bezug zu Asklepios aus früher Zeit in Thessalien weitgehend fehlen und den Obolen aus Larissa neben den wenigen schriftlichen Zeugnissen für den Nachweis eines frühen Asklepioskultes in Thessalien von entscheidender Bedeutung ist.

    Abbildung 1a

    Abbildung 1b         

    Abbildung 1a, b. Typ I der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Sie zeigt den Halbgott stehend nach rechts, bekleidet mit einem Himation, das rechte Bein etwas angewinkelt bzw. übergeschlagen. Mit der linken Hand stützt er sich auf einen langen Stock, das Symbol des freien Bürgers und des Wanderarztes. Mit der ausgestreckten rechten Hand reicht er eine Phiale einer Schlange. Die Schlange erhebt sich aus einem Feld von 5 nicht ganz parallelen vertikalen Linien (1a), die zumeist als Schilfgras bezeichnet werden (1b).[3] Die ganze Darstellung befindet sich in einem inkusen Quadrat. Der Kopf des Asklepios trägt einen Vollbart, die Haare sind am Scheitel glatt. Die Umschrift lautet ΛAPISA. Auf der Vorderseite ist ein nach rechts trabendes Pferd dargestellt, darüber ein 8-strahliger Stern und unter dem Pferd eine Pflanze mit zwei vom Boden beginnenden Blättern und einer Blüte auf einem sich gerade zwischen den Blättern erhebendem Stängel. 

    In Abb. 1 und 2 hat Asklepios keinen besonders auffallend langen Bart. Die Entfernung von 170 km (ca. 920 Stadien) zwischen Larissa und Tithorea und dass Phoker und nicht Thessalier angesprochen sind, sprechen zudem dagegen, dass sich das Pausanias-Zitat auf die frühen Asklepiosdarstellungen in Larissa beziehen können.

    Bei eingehender Recherche finden sich neben den genannten zwei Typen weitere drei unterscheidbare Typen von Asklepiosmünzen aus Larissa. Es ist erstaunlich, dass mehr als 50 Jahre vor Epidauros in Larissa eine ganze Serie von Münzen mit Darstellungen des Asklepios aufgelegt wurde. Von den insgesamt fünf Typen sind voerals Silbermünzen (Obole, genauer Trihemiobole), einer als Dichalkon (Bronzemünze) geprägt (1).

    A

    Abbildung 2a

    Abbildung 2b

    Abbildung 2a, b. Typ II der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ II, ebenfalls mit inkusem Quadrat und auf 430-400 v.Chr. datiert, zeigt die Büste des Asklepios (Kopf und einen Teil des Oberkörpers) im Profil nach rechts. Er ist mit einem Himation bekleidet, trägt einen Vollbart, das rechte Ohr ist frei, die Augen sind relativ schmal. Die Haare im Nacken sind nur leicht gewellt, das Scheitelhaar ist glatt. Er trägt einen Lorbeerkranz. Rechts vor ihm ringelt sich S- (1a) bzw. ᴤ- (1b) förmig aufgerichtet eine Schlange. Die Umschrift lautet ΛAPI(SA). Auf der Vorderseite ist ein Stierhuf auf einem Schild mit doppeltem Perlkranz dargestellt.[4] 

    Abbildung 3a.

    Abbildung 3b.

    Abbildung 3a, b. Typ III der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ III zeigt den Kopf und Teile des mit Himation bekleideten Oberkörpers des Asklepios im Profil nach rechts mit Vollbart, langem welligem Haar und Lorbeerkranz. Das Ohr ist vom Haar bedeckt, der Kopf ist im Verhältnis zur Münze größer als bei Typ II, entsprechend nimmt die Schlange rechts vom Kopf des Asklepios einen geringeren Raum ein und ist mehr gestreckt als bei Typ II. Die im Verhältnis größere Augenpartie, die niedrigere Stirn und die muskulöseren Oberarme unterscheiden sich darüber hinaus von Typ II. Typ III wird ebenfalls auf vor 400 v.Chr. datiert (inkuses Quadrat).

    Abbildung 4

    Abbildung 4. Typ IV der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ IV ist bisher erst mit drei Exemplaren belegt (9) und in der älteren Literatur nicht erwähnt (1). Er zeigt Kopf und gesamten, mit Himation bekleideten Oberkörper des Asklepios im Profil nach rechts mit Vollbart und langem, welligem Haar an den Schläfen und dem Hinterkopf. Das Ohr ist vom Haar bedeckt, das Scheitelhaar erscheint ähnlich wie bei Typ II. Der linke Unterarm ist angewinkelt, in der linken Hand hält er etwas, das als Strauß von Kräutern interpretiert wird, aber bisher mangels besser erhaltener Exemplare nicht genau identifiziert werden konnte. Eine Schlange ist nicht dargestellt. Die Vorderseite zeigt den Kopf der Nymphe Larissa nach rechts. Da die Münze kein inkuses Quadrat aufweist, wird sie nach 400 v.Chr. datiert (356-342 v.Chr.)(9).

    Abbildung 5a

    Abbildung 5b

    Abbildung 5a, b. Typ V der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Bei Typ V handelt es sich um eine Bronzemünze (Dichalkon). Sie zeigt den Kopf des Asklepios mit Vollbart und langem, welligem Haar im Profil nach rechts sowie den oberen Teil des Oberkörpers. Der Hals ist auf den meisten Exemplaren auffällig kurz. Das Ohr ist zumeist von Haar bedeckt, wie auf den anderen Darstellungen trägt er einen Lorbeerkranz. Von der Schlange ist nur der obere, nur leicht S-förmig gekrümmte Teil zu sehen. Die Vorderseite zeigt den Kopf der Nymphe Larissa nach links. Die Münze wird auf 400-344 v.Chr. datiert (1).

    Insgesamt unterscheidet sich Typ II von Typ III (und V) insofern, als die Haare weniger gewellt sind, das Ohr frei ist, der Lorbeerkranz anders gerichtet ist und die Augenpartie und die Stirn anders geformt sind. Typ III und V sind in Bezug auf das Porträt und die Schlange ähnlich, allerdings ist der Kopf von Typ III länger als bei Typ V und der Oberkörper wirkt bei Typ V, insbesondere im Vergleich zu Typ III, verkümmert. Typ IV fällt etwas aus dem Rahmen, da keine Schlange abgebildet ist, von der Büste des Asklepios her entspricht er eher Typ II. Spätere Münz-Darstellungen aus Epidauros und seinen Einflussgebieten in Kos und Pergamon zeigen das Porträt des Asklepios ähnlich Typ III (und V) ebenfalls bekränzt, mit lockigem Haar, großen Augen und deutlich unterschieden zu Typ II (Abbildung 6-7).

    Abbildung 6a

                                                                                                                                                        

    Abbildung 6b

    Abbildung 6a, b. AR Hemidrachmen aus Epidauros, ca. 250 v.Chr. Vorderseite mit belorbeertem Kopf des Asklepios nach links.

    Abbildung 7. AR Tetrobol aus Kos, 200-180/170 v.Chr. Vorderseite mit Kopf des Asklepios nach rechts. 

    In der Zeit der Prägung der Asklepiosmünzen von Larissa lebte der bedeutendste Arzt seiner Zeit, Hippokrates. Seine Lebenszeit wird von ca. 460-370 v.Chr. angenommen (10). Er ist in Kos aufgewachsen und wurde von seinem Vater als Arzt ausgebildet.  Wahrscheinlich um 420 v.Chr. verließ er Kos dauerhaft (11). Ziel war Thessalien, das Ursprungsgebiet des Asklepios und Geschlechtes von Ärzten, die sich als Nachfahren des Asklepios ansahen. Hippokrates verstand sich als ein solcher Asklepiade, d.h. direkter Nachfahre des Asklepios (11, 12). Seine Söhne Thessalos(!) und Drakon begleiteten ihn. Er wirkte in Nordgriechenland als Wanderarzt an zahlreichen Orten und wurde wahrscheinlich Bürger Larissas, wo er im Alter von ca. 90 Jahren starb. Auf seinem Grabmal, etwas nördlich von Larissa gelegen, befand sich folgende Inschrift:

    „Der Thessaler Hippokrates, Koer von Herkunft, ruht hier,
    aus der Wurzel des unsterblichen Phoibos hervorgegangen.
    Zahlreiche Krankheiten hat er bezwungen mit den Waffen der Hygieia.
    Ruhm hat er bei vielen erlangt, nicht durch Glück, sondern durch seine Kunst“(13)

    Aus dieser Inschrift, wie auch aus Erwähnungen bei Platon und Aristoteles (11, 12), dürfte als sicher gelten, dass er bereits zu Lebzeiten der bedeutendste Arzt seiner Zeit war. Schon als er Kos verließ war er weithin bekannt und Chef des Arztadels von Kos (11). Hieraus lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit schlussfolgern, dass sein Wirken in Larissa Auswirkungen auf die Stadt hatte und ihr selbst zu Bekanntheit, wenn nicht gar Ruhm verhalf. Um Bürger einer thessalischen Stadt zu werden („Der Thessalier Hippokrates…“) musste er mehrere Jahre dort gelebt haben. In Larissa, so darf man annehmen, traf er auf eine seit mehreren hundert Jahren mehr oder weniger lebendige Asklepios-Tradition.

    Es sei daher die Hypothese aufgestellt, dass die frühesten Münzen des Asklepios mit dem Wirken des Hippokrates in Larissa zusammenhängen. Es kann vermutet werden, dass die Anwesenheit Hippokrates die vorbestehende Asklepios-Tradition beflügelt hat und ihr mit der Prägung von Asklepios-Münzen ein starkes Zeichen gesetzt werden konnte.  Für die Hypothese sprechen:

    1. der zeitliche Zusammenhang: Die Prägung der Typen I, II und III fielen mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit in die Lebenszeit des Hippokrates. Wenn die Angabe stimmt, dass er ca. 420 v. Chr. Kos verlassen hat (10) war er bei Ankunft in Thessalien ca. 40 Jahre alt. Die Prägung der Typen I, II und III fällt in diese Zeit. Die späteren Typen IV und V fielen sehr wahrscheinlich ebenfalls in seine Lebenszeit oder in die Zeit wenige Jahre nach seinem Tode. Später wurden über Jahrhunderte keine Münzen des Asklepios mehr in Larissa geprägt. 
    2. Die Bedeutung des Hippokrates schon in damaliger Zeit, bereits um 420 v. Chr. war er ein berühmter Arzt.[5]
    3. Fehlende andere Erklärungen, insbesondere keine die Zeiten überdauernden schon vorherigen Zeugnisse eines starken Asklepioskultes (Tempel, schriftliche Zeugnisse, Kultbild, etc.

    Auch Riethmüller sieht einen möglichen Zusammenhang zwischen dem langjährigen Aufenthalt des Arztes und Asklepiaden Hippokrates in Larissa wird und dem dortigen Asklepioskult (4, Band II, S. 304-305), allerdings ohne näher darauf einzugehen.  Münzbilder stellten im antiken Griechenland für die Städte eine wichtige Visitenkarte dar. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Themen auf Münzen nicht beliebig, sondern mit wesentlichen jeweiligen Charakteristika tief verbunden waren. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie die Motivgestaltung auf den Asklepiosmünzen von Larissa verstanden werden kann.

    Woher waren auf den griechischen Münzen die Darstellungen von Göttern, Halbgöttern, Nymphen etc. inspiriert? Häufig orientierten sie sich an bekannten Kultbildern, die quasi einen Idealtypus darstellten, so z.B. die in römischer Zeit auf Münzen typische Darstellung des Aesculap mit der sich an einem Stab emporwindendenden Schlange, die in römischen Kopien von Statuen des Asklepios aus dem 5. Jh. v.Chr. überliefert sind (14)(Abbildung 8).

    Andererseits hatten die Stempelschneider auch künstlerische Freiheiten und dürften sich, wie auch später in der bildenden Kunst, menschlicher Modelle für ihre Motive bedient haben.

    Abbildung 8. Marmorstatue des Asklepios. Römische Kopie nach einem griechischen Original des 5 Jh. v.Chr.

    Typ I und II der Asklepiosmünzen aus Larissa erscheinen miteinander verwandt, insofern die Darstellung des Kopfes mit längerem Vollbart und glattem Scheitel ähnlich sind. Typ II wirkt wie ein Ausschnitt von Typ I, indem nur Kopf und Oberkörper des Asklepios sowie die Schlange gezeigt sind, das Schilfgras aus dem die Schlange kommt, der Stab auf den sich Asklepios stützt und die Interaktion, das Hinreichen einer Phiale (zur Fütterung?) zu der Schlange, werden bei Typ II weggelassen. Insofern bietet Typ I möglicherweise das szenische Bild, die Hintergrundserklärung für Typ II und man könnte annehmen, dass die beiden Typen programmatisch zusammengehören. Für den kundigen Zeitgenossen dürfte die szenische, interaktive „Geschichte“ auch wenn nur Kopf und Oberkörper des Asklepios sowie die Schlange zu sehen waren, klar gewesen sein.

    Die Darstellung von Typ I ist, wie bereits erwähnt, singulär und findet sich nach eingehender Recherche (15, 16) sonst nicht Münzen, auf Weihe- oder Grabreliefs oder Statuen. Auch Riethmüller (4, Band I S. 96) schreibt, dass die Darstellung des stehenden Asklepios aus Larissa (Abbildung 1) beispiellos ist und weder auf Münzen noch in Relief- oder Rundskulptur Parallelen hat. Dass sie einem nicht mehr vorhandenen bzw. in keiner Kopie erhaltenen Kultbild entstammt ist nach meiner Ansicht eher unwahrscheinlich, da ein solch auffälliges Kultbild oder ein Tempel der ein solches Kultbild enthält, von den antiken Schriftstellern erwähnt worden wäre aber auch dadurch, dass eine räumlich so komplexe Szene (stehender Asklepios, langer Arm zur Schlange, Schilfgras) sich schlecht für ein Kultbild eignet. Aus Trikka, wo der wohl älteste Tempel des Asklepios stand, sind Münzen eines wiederum anderen Typs bekannt, die vom Ende des 4 Jh. v.Chr. stammen (Abbildung 9) und ebenfalls singulär sind (4). Hier ist Asklepios auf einem Stuhl sitzend, die aufgerichtete Schlange mit einem Vogel fütternd, dargestellt, möglicherweise das Motiv des Kultbildes aus dem frühesten Tempel (4). Für die bekannten Münzen des Asklepios aus Epidauros (Abbildung 10) ist nachgewiesen, dass es sich um die Darstellung eines Kultbildes handelt. Interessant ist, dass das Prinzip der Interaktion, Asklepios nährt die Schlange, bei Typ I von Larissa und der Asklepiosmünze von Trikka, dasselbe ist. Das nährende Prinzip geht ja später auf Hygieia über, während Asklepios vielmehr als Beherrscher der Schlangenkräfte (Schlange windet sich an seinem Stab empor) dargestellt wird.

    Abbildung 9. Trichalkon aus Trikka vom Ende des 4. – Anfang 3. Jh. v. Chr. Kopf der Nymphe Trikke nach rechts / Asklepios nach rechts sitzend, füttert Schlange mit einem Vogel.

    Wenn die gängigen Interpretationen der Schlange als chtonisches Weisheitssymbol zutreffen (17), könnte die Szene auf Typ I folgendermaßen interpretiert werden: Der göttliche Arzt, Mensch (Darstellung mit dem Stock des Bürgers) und sterbliche Halbgott verbindet sich pflegend, nährend mit den Kräften der Erdweisheit, die in Form der Schlange aus dem Element des Feuchten, schwer Durchdringlichen (Schilfgras) emporsteigt. Die Schlange kann Krankheit hervorrufen, sich mit der Schlange verbinden kann helfen Krankheit zu überwinden und Erkenntnis der Heilung bringen. Solch ein Sinnbild wäre wohl auch mit dem Weltbild eines Asklepiaden vereinbar, der eine „göttliche Krankheit“ nicht anerkennen kann (18) aber durchaus in seinen Schriften einen tiefen Bezug zum Wirken des Göttlichen im Menschen und der Natur erkennen lässt. Ob Hippokrates am Entwurf der Münzbilder von Typ I und II beteiligt war, lässt sich natürlich nicht zweifelsfrei nachweisen. Es gibt allerdings auch keinen triftigen Grund, der dagegenspräche und somit kann der Zusammenhang der frühesten Münzen des Asklepios mit Hippokrates mit gewisser Wahrscheinlichkeit behauptet werden.  

    Abbildung 10. Drachme aus Epidauros um 250v.Chr. mit Darstellung des Kopfes Apollons (Vater des Asklepios) mit Lorbeerkranz und dem nach links thronenden Asklepios der die Hand über den Kopf einer sich frei empor ringelnden Schlange hält. Unter dem Thron liegt ein Hund (typisch für Epidauros, da der Hund dort in der Asklepiosmythologie eine wichtige Rolle als Entdecker des Asklepioskindes spielte. Die Darstellung auf dieser Münze gilt als Nachbildung der berühmten Asklepiosstatue des Thrasymedes (7).

    Auffällig ist, dass die frühesten Münzen des Asklepios aus Larissa zwei deutlich unterschiedliche Portraits (Typ II und Typ III bzw. V) zeigen. Typ III bzw. V entsprechen eher dem „typischen“, dem Zeus ähnlichen Bildnis des Asklepios mit langem, vollem Haar, wie es auf zahlreichen Kultstatuen überliefert ist (vgl. Abb. 6-8).[6] Typ II weicht von diesem Stil deutlich ab.

    Könnte das Bildnis Hippokrates´ für diesen Typ II Pate gestanden haben? Portraits auf Münzen setzten sich im Verlauf der griechischen Geschichte erst allmählich in hellenistischer Zeit durch (19), menschliche Portraits für Götterfiguren galten als Blasphemie. Allerdings war Asklepios kein Gott in vollem Sinne, sondern sterblicher Halbgott, bei Typ I ist er mit dem Stock als typischem Attribut des griechischen Bürgers dargestellt. Am Übergang vom 5. zum 4. Jh.v.Chr. wurden erstmals individuelle Portraits von herausragenden Persönlichkeiten wie Sokrates und Platon in Stein angefertigt (19). Auch Portraits auf Münzen wurden schon aus dem 5. Jh.v.Chr. vermutet, lassen sich allerdings nicht genau nachweisen.[7] Es wäre für die Zeitumstände somit zwar ungewöhnlich aber nicht völlig ausgeschlossen, dass ein Portrait mit individuellen Zügen auf einer Münze vorkommt. Es hat zudem eine gewisse Logik anzunehmen, dass die Züge des Asklepios zumindest eine Ähnlichkeit mit denen des berühmten Bürgers der Stadt und als Asklepiade Nachfahre des Halbgottes tragen sollten. Von Hippokrates gibt es verschiedene erhaltene Portraits, die allerdings erst nach seinem Tode in hellenistischer Zeit angefertigt wurden und in römischer Zeit kopiert wurden (Abbildung 11, 12), sie sind dadurch nur beschränkt aussagekräftig.

    Abbildung 11. Römische Kopie eines Bildnisses des Hippokrates aus hellenistischer Zeit. Darunter Ausschnitt von Typ II aus Abbildung 2.

    Abbildung 12. Kopie der als echt angesehenen Hippokratesbüste aus Ostia. Nase und Teile des rechten Ohres sind restauriert (20)

    Darstellungen des Hippokrates zu seiner Lebenszeit sind bisher nicht bekannt. Die längliche Kopfform, die vom Nasensattel nach lateral ansteigenden Augenbrauen, Nase, Mund und Augenpartie und der glatte Scheitel in Abbildung 11 und 12 sind gut vereinbar mit Typ II aus Larissa, Bart und Haartracht sind allerdings unterschiedlich.

    Eine Münze aus Kos, die das Bildnis des Hippokrates trägt, was an der Umschrift ersichtlich ist, stammt von der 2. Hälfte des 1. Jh.n.Chr. also mehr als 500 Jahren nach seinem Tod (Abbildung 13). Sie ist allerdings wohl auch nach einem Bildnis aus hellenistischer Zeit angefertigt (21). Kopfform und einige Details (Ohr frei, Haaransatz an der Stirn, Haare am Scheitel glatt) passen gut zur Darstellung von Typ II.

    Abbildung 13. Bronzemünze von Kos aus der römischen Kaiserzeit. Vorderseite mit Kopf des Hippokrates nach rechts, schlangenumwundener Stab rechts, Legende: III „HIP[POKRATES]“. Rückseite Schlangenstab. Legende: KOION. BMC Caria and Islands: 216, no. 216, Tafel XXXIII, 7

    Zur etwa selben Zeit wurde in Kos auch eine Münze des Asklepios geprägt (Abbildung 14). Sie zeigt ihn mit gelockten, vollen Haaren, die das Ohr bedecken. Diese Darstellung entspricht mehr dem Typ III bzw. V aus Larissa.

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    Abbildung 14. Bronzemünze von Kos aus der Kaiserzeit. Vorderseite mit belorbeertem Kopf
    des Asklepios nach rechts, Schlangenstab rechts. Legende: ‚ASKLEPIOS‘. Rückseite mit verschleierter, sitzender weiblicher Figur, die das Kinn in die rechte Hand stützt und nach links blickt. Legende: KOION. BMC Caria and Islands: 214, no. 204, Tafel XXXIII, 7.

    Auch politisch war Hippokrates nach aller Wahrscheinlichkeit gut vernetzt, schon von Kos aus sollen gute Beziehungen zum Königshaus von Makedonien bestanden haben. Der Legende nach soll er den Makedonenkönig Perdikkas II (gestorben 413 v. Chr.) geheilt haben. Vom 5. Jh. v. Chr. bis zum Ende der Selbständigkeit 344 v. Chr. herrschten die Aleuaden in Larissa und der Umgebung der Stadt. Während der Perserkriege kämpften Teile der Familie auf Seiten der Perser. Sie wurden daher von den Persern und später von den Makedoniern protegiert und blieben mit deren Hilfe an der Macht (22). 344 v.Chr. wurde Thessalien dann allerdings dem Makedonenreich angegliedert und die eigenständige Münzprägung hörte auf.

    Auch wenn Portraits auf Münzen im ausgehenden 5 Jh.v.Chr. noch nicht Usus waren, sprechen doch einige Gründe dafür, dass Typ II der Asklepiosdarstellungen von Larissa vom Aussehen des Hippokrates inspiriert waren und wir damit die früheste zumindest dem Hippokrates ähnliche Abbildung vor uns haben.

    1. Typ II unterscheidet sich deutlich von den typischen Asklepiosdarstellungen auf Kultstatuen, den Münztypen III und V sowie von späteren Münzen.
    2. Typ II hat Ähnlichkeit mit Darstellungen des Hippokrates auf römischen Büsten und Münzen nach Kopien aus hellenistischer Zeit.
    3. Hippokrates war Asklepiade und zur Zeit der Prägung von Typ II ein sehr bedeutender Arzt, der in Thessalien wirkte.
    4. Hippokrates war auch politisch gut vernetzt.

    Die namentliche Nennung wie auf der Münze mit Darstellung des Hippokrates aus der römischen Kaiserzeit (Abbildung 13) ist im 5. Jh. v. Chr. nicht zu erwarten, die Bilder sprachen für sich, nur die Städtenamen wurden angegeben. Dass weitgehend zeitgleich zwei unterschiedliche Typen des Asklepiosportraits in Larissa geprägt wurden, könnte damit erklärt werden, dass Typ III und V kanonisch waren, d.h. den schon damals vorhandenen Kultstatuen des Gottes entsprachen und Typ II auf die lokale Besonderheit, eben die Bedeutung Hippokrates` für Larissa, zurückzuführen sind.

    Dass die Forschung diesen zugegeben etwas spekulativen Zusammenhang bisher nicht aufgegriffen hat könnte u.a. daran liegen, dass die frühesten Münzen des Asklepios aus Larissa selten (23) wenig spektakulär und zumeist nur mäßig erhalten sind und daher teilweise übersehen wurden. So wird Typ II in einer ansonsten guten Übersichtsarbeit über Darstellungen des Asklepios und medizinischen Themen auf antiken Münzen nicht erwähnt (8). Die Seltenheit könnte auch dafür sprechen, dass die Münzen nur für kurze Zeit geprägt wurden. Die besondere Konstellation mit dem Sujet eines sterblichen, aus Thessalien stammenden Halbgottes und der Anwesenheit eines göttlichen, d.h. aus „der Wurzel des unsterblichen Phoibos hervorgegangenen“ Arztes in der Stadt Larissa mag dazu geführt haben, die Verschmelzung der beiden zu wagen.

    Literatur

    1. Head, Barclay: Historia Numorum. A Manual of Greek Numismatics. Thessaly, 290-295. Oxford At The Clarendon Press, 1911. Zugriff unter http://snible.org/coins/hn/

    2. Herrmann, Fritz: Die Silbermünzen von Larissa in Thessalien. Zeitschrift für Numismatik, XXXV (1925), 1-69 sowie 8 Tafeln

    3. Aston, Emma: Asclepius and the Legacy of Thessaly.  The Classical Quarterly 2, Vol. 54/1 (2004), 18-32.

    4. Riethmüller, Jürgen W. Asklepios, Heiligtümer und Kulte. Band I und II. Verlag Archäologie und Geschichte Heidelberg, 2005

    5. Homer: Ilias. II Gesang, Verse 729-733.

    6. Strabo: Geographica. XIV 1,39.

    7. Bernhard Oskar. Griechische und römische Münzbilder in ihren Beziehungen zur Geschichte der Medizin. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1926

    8. Hart, Gerald: Ancient coins and medicine. Canadian Medical Association Journal 94 (1966), 77-89.

    9. Classical Numismatic Group, LLC: Auktion Triton XV vom 03.01.2012; Los 276. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=198897

    10. Kudlien, Fridolf: Hippokrates von Kos. In: Ziegler, Konrat; Sontheimer, Walther (Hrsgg.): Der kleine Pauly 2, 1169. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1979.

    11. Brockmann, Christian: Hippokrates: Seine Orte, seine Wissenschaft. Gegenworte 16 (2006), 78-83. https://edoc.bbaw.de/files/1255/17_brockmann.pdf

    12. Platon: Protagoras 311

    13. Anthologia Graeca VII 135. übersetzt In: Flashar, Hellmut: Hippokrates, Meister der Heilkunst. C.H. Beck (2016), 29.

    14. Eckart, Wolfgang: Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. (Kapitel 1, 6). Springer, 8. Aufl. 2017

    15. Digital LIMC, eingesehen unter https://weblimc.org/page/home/Asklepios

    16. Weisser, Bernhard. Asklepios auf antiken Münzen in Epidauros, Athen und Pergamon. In: Wunderheilungen der Antike: von Asklepios zu Felix Medicus; Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung der Humbildt-Universität zu Berlin und des Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité; Tomas Lehmann (Hrsg). Oberhausen Athena (2006); 62-81

    17. Keréni, Karl: Der göttliche Arzt. Studien über Asklepios und seine Kultstätten. Hermann Gentner Verlag Darmstadt 1956

    18. Flashar, Helmut. Hippokrates Meister der Heilkunst. C.H.Beck 2016

    19. Pangerl, Andreas: 400 Years of Hellenistic Portraits. In: Pangerl, Andreas (Hrsg.): 400 Years of Hellenistic Portraits. Verlag Staatliche Münzsammlung München 2020

    20. Richter Gisela MA. The Portraits of the Greeks. Phaidon Press LTD London (1965) Volume 1;151-154.

    21. Petsalis-Diomidis, Alexia: Truly Beyond Wonders: Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010

    22. Mansel, Arif Müfid: Larisa. In: Ziegler, Konrat; Sontheimer, Walther (Hrsgg.): Der kleine Pauly 3, Deutscher Taschenbuch Verlag, München (1979); 499-501

    23. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XIV vom 03.01.2011; Los 105.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=175209.

    Abbildungsnachweise

    Abbildung 1a. Gorny und Mosch, Auktion 244 Münzen der Antike vom 06.03.2017, Los 233.

    Abbildung 1b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1116.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182485

    Abbildung 2a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XIV vom 03.01.2011; Los 105.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=175209

    Abbildung 2b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion 211 vom 25.09.2013; Los 138. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=242628

    Abbildung 3a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1120.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182485

    Abbildung 3b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion 96 vom 14.05.2014; Los 186. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=256056

    Abbildung 4.Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XV vom 03.01.2012; Los 276. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=198897

    Abbildung 5a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1164.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182529

    Abbildung 5b. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 413 vom 31.01.2018; Los 32. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=352889

    Abbildung 6a. Classical Numismatic Group, LLC. Auction 78 vom 14.05.2008; Los 719. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=121290

    Abbildung 6b. Classical Numismatic Group, LLC. Auction 75 vom 23.05.2007; Los 320. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=103228

    Abbildung 7. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 417 vom 28.03.2018; Los 256. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=356297

    Abbildung 8. Museo Chiaramonti, Vatikan, Inventarnummer 2023. Vom Vicolo dei Leutari in Rom, gefunden 1783. Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Epidauros#/media/Datei:Asklepios_Leutari_Chiaramonti_Inv2023.jpg.

    Abbildung 9. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 393 vom 15.03.2017; Los 54. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=331119

    Abbildung 10. Gorny und Mosch, Auktion 276 Münzen der Antike vom 19.04.2021, Los 150.

    Abbildung 11. Louvre, Paris.

    Abbildung 12. Fotografiert aus Richter Gisela MA. The Portraits of the Greeks. Volume 1 Figure 864. Phaidon Press LTD London 1965

    Abbildung 13. Fotografiert aus Petsalis-Dionidis A. Truly beyond Wonders. Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010

    Abbildung 14. Fotografiert aus Petsalis-Dionidis A. Truly beyond Wonders. Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010


    [1] Erinnernd an den Verlust einer Sandale als der Held den Fluss Anaurus querte.

    [2]  Nach Eduard Thraemer: Asklepios 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, 1642–1697. „Schema I: Der Körper stützt sich mit der rechten Achsel auf den langen Stab, die Linke ist in die Seite gestemmt und meist verhüllt. Schema II: Die rechte Hand hält den kurzen Stab. Schema III: Der lange Stab ist unter die linke Achsel gestemmt, der linke Unterarm tritt stets aus dem Gewand hervor. Schema IV: Die linke Hand auf dem kurzen Stab. Schemata I-IV zeigen A. in affektloser Ruhe. Schema V zeigt A. als Mitleid fühlender und zugleich auf Abhilfe sinnende dem (zu ergänzenden) Bittsteller zugeneigte Gestalt. Die Schemata I-IV entsprechen der älteren attischen Kunst, während das Ideal des milden, mitfühlenden Arztgottes auf die jüngere attische Schule zurückzuführen ist“

    [3] Nach thessalischem Mythos badete Korona, die Mutter Asklepios`, die Füße im Boibe-See in der flachen ostthessalischen Ebene als sich Apollon ihr näherte (nach 4). Dias Schilfgras würde zu diesem Mythos passen.

    [4] Die Darstellung des Stierhufs im Zusammenhang mit Asklepios ist noch nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich besteht er durch die Opferschau bzw. veterinärmedizinische Aufgaben. Auf einer Münze aus römischer Zeit (Severus Alexander, Mysien, Parium, 222-235 n.Chr.) ist Asklepius sitzend dargestellt, wie er den Huf eines Stieres untersucht (Parium Mionnet Supp. 5, 769). 

    [5] König Atarxerxes I von Persien (464-424 v.Chr.) ließ angeblich Hippokrates auffordern zur Behandlung einer Seuche nach Persien zu kommen, was dieser allerdings ablehnte. Dies wäre ein weiterer Beleg dafür, dass Hippokrates bereits vor seinem 40. Lebensjahr für seine Fähigkeiten weit bekannt war. Vgl. Brockmann C. Hippokrates: Seine Orte, seine Wissenschaft. Gegenworte 2006; 16:78-83.

    [6] Bernhard (7, S. 14) beschreibt den gewöhnlichen Idealtypus des Gottes als „einen Mann auf reifer Lebensstufe. Sein Kopf ist dem Zeus ähnlich, nur ist alles in Mildere gestimmt, der Ausdruck ist gütiger, das Haupthaar weniger aufstrebend, die Lockenbildung zierlicher, der Bart im ganzen weniger voll…Als Kopfschmuck trägt der Gott eine glatte oder auch eine gedrehte, diademähnliche Binde, das Theristrion, seltener ist er mit dem Lorbeerkranz geschmückt“.

    [7] Themistokles bzw. sein Sohn Archepolis aus Münzen von Magnesia am Mäander (siehe 19)

  •     Nicht alles Gold … [1]

               Hütet euch vor den vergoldeten Kugeln!

    Alle kennen wir die „vergoldeten Kugeln“, die uns der Teufel auf unseren Weg und mitten zwischen unsere Füße wirft. Davon erzählt uns eine alte Sage aus dem Mutterland des Sports, aus Griechenland: Eine schöne Königstochter ist nur zu gewinnen, wenn sie im Wettlauf besiegt wird. Immer wieder sind trainierte junge Männer mit ihr an den Start getreten. Keiner hat sie besiegt, alle wurden von ihr abgehängt. Wieder einmal hat es ein junger Mann gewagt. Der Lauf beginnt, aber schon nach 10 Metern überholt sie ihn und jagt aufs Ziel los. Wie das Mädchen vor ihm dahinrast, zieht er plötzlich eine vergoldete Kugel aus der Tasche und schleudert sie mit Macht in die Bahn, in der das Mädchen läuft. Einen Augenblick stutzt sie. Das Gold blendet und zieht. Sie vergisst, dass es um den Sieg geht und rennt der goldenen Kugel nach, die längst aus der Bahn ins freie Feld läuft. Der Jüngling stürmt an ihr vorüber und ist als erster am Ziel. Er hat durch diese List gesiegt.[2]

     Bei Ovid, der den Mythos von Atalante und ihrer aufdringlichen Freierschar ausführlich schildert, sind es drei goldene Äpfel, tria aurea poma. Sie sind eng mit der Liebesgöttin Aphrodite verknüpft. Tändelnd wendet sich die Göttin an ihren Adonis:

    Vielleicht hast du schon von einer gehört, die im Wettlauf selbst die schnellsten Männer besiegt[3]

    Atalante war berühmt, nicht nur als flinke Läuferin, sondern auch wegen ihrer Schönheit. Ein Gatte, Atalanta, ist deine Sache nicht, wird ihr vorhergesagt[4]. Darum meide den Vollzug der Ehe – fuge coniugis usum. Wehe, wehe! ist man versucht auszurufen, doch Apollon orakelt weiter: Du wirst diesem Schicksal nicht entgehen und dabei deine Persönlichkeit verlieren- nec tamen effugies teque ipsa viva carebis. Nachdem viele junge Männer im Wettlauf gegen die Heroine verloren und ihr Leben verwirkt haben, versucht es Hippomenes mit einer von Aphrodite erdachten List. Die Göttin ist nämlich von Liebesverweigerungen wenig erbaut und steht darum auf Seiten des Freiers.

    Ein Feld gibt es, die Einheimischen nennen es das tamasenische, es ist der beste Teil Zyperns . … Von da kam ich [Cytherea=Aphrodite] gerade, in der Hand trug ich drei goldene Äpfel…tria aurea poma…, die ich dort gepflückt hatte[5]. Die  übergibt sie dem Hippomenes, der im Lauf erwartungsgemäß weit hinter Atalante  zurückbleibt. Da wirft er ihr die goldenen Früchte in die Bahn. Arglos bückt  sich die Läuferin danach und verliert Zeit und Sieg. Die Fortsetzung der Sage ist nicht weniger spannend[6], hat aber mit den goldenen Äpfeln nichts mehr zu tun.

    Eine andere Mythenversion[7] lässt die wunderbaren Früchte aus dem Garten der Hesperiden stammen.

    …aber die Nacht gebar…
    ferner die Hesperiden, die jenseits des ruhmvollen Ringstroms
    goldene Äpfelμῆλα χρύσεα – und Bäume, von Früchten prangend, bewache n[8] .         

    Zur Heiligen Hochzeit von Zeus und Hera hatte die Erdgöttin Ge extra für die Götter-Königin einen Baum des Lebens mit den goldenen Äpfeln der ewigen Jugend wachsen lassen[9]. Sie werden von den Hesperiden und dem Drachen/der Schlange Ladon bewacht. Um die Früchte zu gewinnen muss Herakles die Schlange unschädlich machen und den Titanen Atlas, der die Himmelskugel trägt[10], dazu bringen, ihm die Äpfel zu holen. Dafür schultert Herakles inzwischen den schweren Globus[11]. Anschließend ist er, wie die von Lysipp konzipierte Statue zeigt (Abb. 1) vollkommen erschöpft, aber er hat seine Aufgabe erfüllt. In der rechten Hand hinter dem Rücken hält er die goldenen Äpfel! 

                            

    Abb. 1: Herakles Typ Farnese. Gipsabguss Kassel.
                                       Nach Gehrke 2007, 100 f. Abb. 22.5
           

    Eine um die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. datierte Terrakotta-Gruppe stellt den jugendlichen, auf seine Keule gestützten Heros mit dem kleinen Hesperiden-Baum, um den sich die Schlange windet, dar. Auf den vier großen Früchten sind Sektoren angegeben, sodass es sich um Quitten handeln könnte[12].  

    Wenden wir uns dem ‚Zankapfel‘, malum discordiae, zu. Eris, die Personifikation der Zwietracht[13], ist als einzige Gottheit nicht zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen. Voller Zorn wirft sie einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Der Schönsten/ Τῇ καλῇ τὸ μῆλον“ zwischen Hera, Athena und Aphrodite. Aus dieser beinahe spielerisch anmutenden Geste entwickelt sich die Tragödie des trojanischen Krieges[14].    

              

    Abb. 2:  Laufende Eris. Schwarzfigurige Schale, ca. 560-540 v. Chr.
                                      Nach Thomsen 2011, 261 f. Abb. 109

    Haben wir die goldenen Früchte als Äpfel, Quitten oder Granatäpfel zu betrachten? Zur Kernobst-Familie gehören alle drei. Bei den antiken Schriftstellern wird die Quitte eigentlich μῆλον κγδώνιον/malum cydonium genannt, der kretische Apfel. Gebräuchlich ist jedoch die Kurzform μῆλον, auch wenn andere apfelähnliche Sorten, die sich in Form und Farbe unterscheiden,  gemeint sind.  Der Granatapfel, ῥοιή /malum punicum[15] wird als scharlachrot beschrieben[16], während Quitten zwischen grüngelb und goldgelb changieren. Plinius bezeichnet eine von ihren Unterarten geradezu als Goldquitte, chrysomela[17]. Er lobt ihren feinen Duft und erwähnt die Einteilung in Sektoren. Nachbildungen lassen allerdings die botanische Exaktheit häufig vermissen; auch von der farbigen Bemalung ist oft nicht viel erhalten. Das erschwert natürlich die Unterscheidung[18]. Auch ein Granatapfel weist manchmal  Sektoren-ähnliche Einziehungen auf. Hauptmerkmal ist jedoch der besonders dicke Blütenstand[19], der bei der Quitte fehlt. Speiseäpfel zeigen verschiedene Farben und Muster, doch wäre ein Goldgelb wie bei der Quitte für den Apfel untypisch.  

     Sowohl Granatäpfel als auch Quitten gelten als Zeichen für Liebe und Ehe,  Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit[20]. Beide Früchte sind weit über den Mittelmeerraum hinaus verbreitet. Ihre Darstellungen schmücken Reliefs und Münzen, Wandgemälde und Vasenbilder[21]. In Form rundplastischer Terrakotten brachte man sie den Göttern dar und gab sie den Verstorbenen mit auf ihre Reise ins Jenseits[22]. In Wohnbezirken gefundene Exemplare spielten vermutlich eine Rolle im häuslichen Kult[23]. Neben einer Auswahl anderer nahrhafter Dinge ordnete man sie auf Tontellern an.

         

    Abb. 3: Aus Paestum, Antikensammlung Kassel, Schloss Wilhelmshöhe. 
                                              Aufnahme der Verfasserin.

    Zu Abb. 3: bei 11 Uhr Käse (?) unterhalb Granatapfel, dann Quitte; bei 1Uhr Traube, darunter Feige, Quitte. Bei 7/8 Uhr Gebäck. 5 Gurke (?) Bei 9 und 3 Uhr Scheiben von Zitrusfrüchten (?)

     Quitten aus Ton zeigen eine Einteilung  in sechs, fünf oder vier Sektoren[24]. Für speziell Interessierte folgt hier – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – ein  ‚Quitten-Katalog‘.

    6 Sektoren:

    1. Hamburg, Inv. 1968.13, in Italien erworben, Ton rötlich-orange. Frey-Asche

        1997, 64-66 Abb. 41; Frey 1974, 75 f. Nr. 43 Abb. 34; Frey-Asche 1988, 135-

        140 Abb. 1.

    2. Ferrara, aus Spina, Inv. 1968, Ton rötlich (5YR 6/6) 1. Hälfte des 4.

        Jhs. v. Chr.  Desantis 1987, 29 Nr. 23 Abb. 18 a; Spina 1993, 166 f.

        Abb. 140 a. S. 356 Nr. 905. 

    3.Tarent, Inv. 208348, Barra Bagnasco 1996, 182. 187 Abb. 183, 2 c.

    4. München, Inv. 1101, angeblich aus Vulci/Etrurien, Ton hellbraun-gelblich

        (10YR 7-8/4), Hamdorf  2014, 618 Nr. E 916, „Granatapfel, 3. Jh. v. Chr.“, m.

        E. Quitte; Knauß 2012, 457 f. Abb. 31.16 a.

    5. München, Inv. 1100, angeblich aus Vulci/Etrurien, Ton rötlich-braun (5YR

        7/6), Hamdorf 2014, 617 f.  Nr. E 915 „Granatapfel“, m. E. Quitte, 3. Jh. v.

        Chr. Knauß 2012, 457 f. Abb. 31.16 b.

    6. Foce del Sele hellenistisches Votivdepot, Zanotti-Bianco 1936, 231 f. Abb.

        13, vordere Reihe, vierte von links.

    7. Foce del Sele, hellenistisches Votivdepot, Zanotti-Bianco 1936, 231 f. Abb.

        13, hintere Reihe, erste von links.

    8. Morgantina, „Pomegranate“, m. E. Quitte, Ton lederbraun, 3. Jh. v. Chr., Bell

        1981, 228 Nr. 900 Taf. 135.

    9. Sizilisch, 4./3. Jh. v. Chr. „Granatapfel“, Froning 1989, 177 Nr. 285 Taf. 110.

        Optisch eher Quitte.

    5 Sektoren:

    1. Hannover, Inv. 1937, 240, FO unbekannt, Ton hellrötlich-brau bis hellbraun,

        Liepmann 1975, 58 T 40, 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr. „attisch oder böotisch (?)“.

    2. London, Inv. 61.10-24.9, FO Nekropole Kamiros/Rhodos, Ton ockergelb-

        braun,  Higgins 1954, 80 Nr. 198 Taf. 34 „Apfel, frühes 5. Jh. v. Chr.“  Eher

        eine Quitte.

    3. London, Inv. 64.10-7.58, aus derselben Matrize. FO Nekropole

        Kamiros/Rhodos, Ton braun, Higgins 1954, 81 Nr. 199, „Apfel“.

    4. London, Inv. 64.10-7.1931, aus derselben Matrize. FO Nekropole

        Kamiros/Rhodos, Ton braun, Higgins 1954, 81 Nr. 200, „Apfel“.

    5. Mykonos, Inv. 69,Grabfund aus Rheneia, dunkler ockerfarbener Ton,  Délos

        23, 93 Nr. 218 Taf. 21.

    6. Delos, Inv. B 6077, Heraion, Grabfund aus Rheneia, Tonfarbe hell ocker, 

        Délos 23, 88 Nr. 191 Taf. 21.

    7. Rhitsona/ Böotien, Grab 112. 82 , Ure 1934, 72 Taf. 18 „Quitte oder Apfel,

        spätarchaisch“.

    8. Rhitsona/Böotien, Grab 18.264, Ure 1934, 72 Taf. 18 „Quitte oder Apfel,

        spätarchaisch“.

    9.Olynth, Inv. 513, Schicht 9, Ton lederbraun, „Apfel oder Melone, 5. Jh. v.

        Chr.“, Robinson 1931, 61 Nr. 343 Taf. 34.

    10. Olynth, Inv. 514, Schicht 9, aus derselben Matrize wie Nr. 9.

    11. Würzburg, Inv. H 1659, FO unbekannt, Ton gelblich rot (5 YR 5/8) Schmidt

          1994, 46 f. Nr. 43 Taf. 11, Ende 6. Jh. v. Chr.; dies. 1988, 823 Taf. 130, 2. 3.  

    12. und 13. Tarent, Inv. 24588 und Inv. 11922, Schale auf hohem Fuß mit zwei 

          Quitten und einer kürbisartigen Frucht[25], de Iuliis – Loiacono 1985, 389  

          Abb. 479.

    14. Tarent, Inv. 208349, Barra Bagnasco 1996, 182. 187 Abb. 183, 2 b. 

    15. Foce del Sele, hellenistisches Votivdepot, Zanotti-Bianco 1936, 231 f. Abb.  

          13, vordere Reihe, erste von links.

    16. Ebenda, siebente von links.

    17. Ebenda, hintere Reihe, dritte von links.

    18. Paestum, Inv. 2818,Umgebung des Tempels Hera II, Tonfarbe  orangerot,

          Zammarelli 1996, 217. 219 Abb. 145-155 ( große Frucht).

    19. Herakleia, Inv. 205433, aus Lukanien, Loprete 1996, 265 f. Nr. 3.40.35,  

          Fragment „Votivfrucht, Granatapfel“[26], m. E. Quitte.

    20. Kassel, Inv. Alg 78 a, FO Centuripe/Mittelsizilien, Nekropole, Frucht auf

          Sockel. Sektoren durch weitere kurze Längsinzisionen unterteilt, 3./2. Jh. v.

          Chr. Wintermeyer 1981, 148 f. Abb. 72 a.

    21. Kassel, Inv. Alg 78 b, analog,  Abb. 72 b.

    22. München, Inv. 1102, angeblich aus Vulci/Etrurien, Ton hellbraun gräulich

          (10YR8/3), Hamdorf  2014, 618  Nr. E 917, „Granatapfel 3. Jh. v. Chr.“

          m. E. Quitte; Knauß 2012, 457 f. Abb. 31.16 c.

    23. Basel, Inv. Hess 110, aus Vulci/Etrurien, Ton rötlich-braun, Reusser 1988,

          82 Nr. E 115, „Apfel“, m. E. eher Quitte, 5.-4. Jh. v. Chr. (?)

    24. Spina, Desantis 1987, 29 Nr. 25 Ton hellgrau, Taf. 36 Abb. 18 a, „Apfel“,

          m. E. Quitte.

    25.Rom, Villa Giulia, Inv. 11532, 3. Jh. v. Chr. “Granatapfel”, viel eher Quitte,

          keine Angaben zur Tonfarbe, Satricum 1986, 170 f. Abb. 326 a.

    26. Paris, Inv. CA 2343, aus Amisos, Ton ocker-braun, Besques 1971, 81 Nr. D

          482 Taf. 105 e.

    27. Paris, Inv.Nr. CA 2342, aus Amisos, Ton rot-gelblich, dies. a. O. Nr. D 483

          Taf. 105 f.

    28. Berlin, Inv. TC 7653, aus Orvieto, Früchteteller, rechts von der Mitte rundes 

        „Objekt mit fünf Rillen und einem Kreis von Löchern in der Mitte“, rosa

          Farbspuren, 4.-3. Jh. v. Chr., Dittebrand 2006, 134 f. Abb. 56 und Frontispiz.  

    29. Makedonien. Thessaloniki, Palli  2017, 164 Abb. 2 c „Apfel als Rassel, Ende

          5. Jh. v. Chr.“, m. E. eher Quitte.

    30. – 35. Tarquinia, Inv. 1346, Stefani 1984, 69 -71 Nr. 165. 169. 171[27]. 173.

          177 Taf. 41.

    4 Sektoren:

    1. Athen, Inv. KER 13726, Südhügel des Kerameikos, Tonwannengrab eines

        Kindes, Ton hell orange, Glimmer, Vierneisel-Schlörb 1997, 161, Nr. 506

        Taf. 88, „Frucht? Sicher keine Quitte“. Nach Fundkontext um 470 v. Chr.;

    2. Böotien, Vassiliopoulou – Skoumi – Nassioti 2015, 477. 480  Abb. 13 a[28].  

    3. Baltimore, Inv. 38.26, FO Olynth, Haus B vi 7, Raum a, Ton rot, „Fragment

        einer Frucht, 1. Hälfte 4. Jh. v. Chr.“  Robinson 1952, 259 Nr. 355 Taf. 106.

    4. Baltimore, Inv. 34.128, FO Olynth, Grab 364, „Matrize eines Apfels oder

        einer Quitte, 5. Jh. v. Chr.“, Ton rötlich, ebenda 259 f. Nr. 355 A Taf. 108.

    5. Würzburg, Inv. H 4834,FO unbekannt, Ton hell graubraun (10 YR 6/2) bis

        hell rötlich (2,5 YR 6/8) 3.-2. Jh. v. Chr., Schmidt 1994, 114 f. Nr. 169 Taf.

        32 e; dies. 1984, 823-826 Taf. 130, 1.

    6. Kopenhagen, Inv. ABc 1012, FO unbekannt, in Athen erworben, Ton braun,

       „Apfel, wohl spät archaisch“, Rassel. Breitenstein1941,19 Nr. 170 Taf. 17.

    7. London, Inv. 64.10-7.11, aus Kamiros/Rhodos, Fikellura, Grab 172, Ton

        orange, Mitte 5. Jh. v. Chr., Quitte (?) im Körbchen mit anderen Früchten,

        Higgins 1954, 97 Nr. 280 Taf. 48; Muthmann 1982, 80 f. Anm. 280 Abb. 66.

    8. Paestum, Inv. 2547,Umgebung Tempel Hera II, Ton rötlich, Zammarelli

        1996, 217. 219 Abb. 146 bei 7 Uhr.

    9. Bonn, Inv. D 252, aus Unteritalien (?) „apfelähnliche Frucht (Quitte?) 5.-3.

        Jh. v. Chr. Ton glimmerhaltig, beige-orange (7.5YR 7-6/4) Hübinger –

        Menninger 2007, 258 f. Abb. 3.

    10. Morgantina, „Pomegranate“ 3. Jh. v. Chr., lederbraun, m. E. Quitte, Bell

        1981, 228 Nr. 897 Taf. 134.

    11. und 12. Morgantina, Ton lederbraun, Bell 1981, 228 Nr. 901. 902  Taf. 135,

        „Miniatur-Pomegranate“,  m. E. Quitten, 3. Jh. v. Chr.

    13. Herakleia, Inv. 211101, aus Lukanien, Loprete 1996, 272.  275 Nr.

          3.45.23 Fragment „Votivfrucht“, vermutlich Quitte. 

    14.Rom, Villa Giulia, Inv.Nr. 11532, geschlossener Grabkontext 3. Jh. v. Chr.

        “Granatapfel”, Satricum 1986, 170 f. Abb. 326 b.

    15. Berlin, Inv. TC 7653, aus Orvieto, Früchteteller, bei 10 Uhr kugeliges 

         Objekt mit anliegenden Blättchen in der Mitte, von denen vier  

          unterschiedlich lange vertikale Eintiefungen ausgehen, 4.-3. Jh. v. Chr.

          Dittebrand 2006, 134 f. Abb. 56 und Frontispiz.

    16. Ebenda, bei 11 Uhr kugeliges Objekt mit vertikalen Ritzungen.

    17. Kurashiki Ninagawa Museum Nr. 145, aus Süditalien, 4./3. Jh. v. Chr., als

        Rassel gestaltet, „Pomegranate“, Simon 1982, 214 f. Abb. 145, m. E. eher

        Quitte. 

    18.-22. Tarquinia, Inv. 1346, Stefani 1984, 69-71 Nr. 164. 166. 167. 168. 172

        Taf. 41 „Mela“, m. E. Quitten[29].

    23. Rom, Villa Giulia, Inv. 11581, 3. Jh. v. Chr. “Granatapfel”, eher Quitte,

         Satricum1986, 170 f. Abb. 326 b.

        Anscheinend beschränken sich die Funde von Terrakotta-Quitten mit sechs Sektoren auf die Apenninen-Halbinsel, während Exemplare mit fünf oder vier Sektoren sowohl von dort als auch aus den griechischen Kernlanden, von den Inseln und aus Kleinasien stammen.

        Zur Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität Gießen gehört eine von der Verfasserin als Quitte gedeutete rundliche Ton-Frucht unbekannter  Herkunft[30]. Fünf vertikale Inzisionen gliedern sie in annähernd gleichgroße Abschnitte (Abb. 4 und 5).    

                             Abb. 4 und 5: T I-54 Antikensammlung Gießen

                           Aufnahmen: M. Recke, Gießen/Frankfurt am Main

        Das Objekt gehört demnach zu der größten Gruppe von Terrakotta-Quitten. In der Form ähnelt sie Vergleichs-Exemplaren aus Rhodos[31], Böotien[32], Tarent[33] und Etrurien[34]. Von einer engen Parallele in Hannover ist der Fundort ebenfalls nicht bekannt[35]. Die Tonfarben – bei T I-54 ist es ein helles Braun – geben  keinen sicheren topographischen Hinweis. Mäßig tiefe Rillen setzen sich von einem dreieckigen Querschnitt aus in die Wölbung der Sektoren hinein fort. Die Ähnlichkeit mit Früchten aus Gräbern in Rhitsona/Böotien, die an den Anfang des 5. Jhs. v. Chr. datiert sind[36], lässt auch für das Exemplar Gießen T I-54 die gleiche Entstehungszeit vermuten.                

            Timareta hat vor der Hochzeit…den geliebten Ball und das Haarnetz

    … und die korai [Puppen], dir Artemis Limnatis, der Kore [Jungfrau], als kore [Mädchen], wie es Brauch ist, geweiht,

     und dazu die Gewänder der Korai [Puppen].

    Tochter der Leto, halte du die Hand über des Timaretos‘ Kind

    und beschütze  fromm die Fromme.[37]

    Reizvoll spielt das bekannte Epigramm mit dem Wort „Kore“ in seinen verschiedenen Bedeutungen.    

        Die wenigsten Spielbälle sind tatsächlich „golden“. Sie zeigen geometrische Muster[38] oder, wie ein Terrakotta-Exemplar aus Spina, flüchtig gemalte vertikale Linien auf ‚goldfarbenem‘ Grund[39]. Meist wurden die Bälle aus einem ledernen Corpus gefertigt und mit Stoff überzogen[40].

                 Abb. 6: Bälle aus Terrakotta. Süd-Russland. Altes Museum Berlin.

                                                Aufnahme der Verfasserin.

        Auch die von Unterhaltungskünstlern verwendeten Glasbälle waren mit Stoff oder Leder umkleidet. Man färbte sie rot, grün oder „golden“ ein. Die Bälle auf Schultern, Hüfte und Handrücken des Jongleurs (Abb. 7) jedoch bestehen gewiss nicht aus Glas und waren wohl auch nicht golden bemalt. Sie sehen so aus wie das was sie sind: deformierte, platt gedrückte ‚Ton-Batzen‘. 

                              Abb. 7: Terrakottafigur mit beweglichen Beinen.

        Nach Derewitzki – Pavlowski – von Stern (Odessa 1897/98) 30 f. Taf. 14, 1

    Abgekürzt zitierte Literatur und Abbildungsnachweis:

    Andres 2000: M. Andres, Die Antikensammlung. Griechische, Römische, Altorientalische Puppen und Verwandtes (Hanau 2000)

    Barra Bagnasco 1996: M. Barra Bagnasco, La coroplastica votiva, in E. Lippolis (Hrsg.), Arte e artigianato in Magna Grecia, 181 f.

    Baumann 2000: H. Baumann, Pflanzenbilder auf griechischen Münzen (München 2000)

    Bell 1981: M. Bell, Morgantina Studies I. The Terracottas (Princeton 1981)

    Besques 1971/1972: S. Besques, Cat. raisonné des figurines et reliefs en terre-cuite grecs étrusques et romains III (Paris 1971/72)

    Borger 1977: H. Borger, Das Römisch-Germanische Museum Köln (München 1977)

    Breitenstein 1941: N. Breitenstein, Cat. of Terracottas (Copenhagen 1941)

    De Juliis – Loiacono 1985: E. de Juliis – D. Loiacono, Taranto. Il Museo Archeologico (Milano 1985) 389 Abb. 479.

    Desantis 1987: P. Desantis, Statuette votive, in: F. Berti – C. Cornelio Cassai – P. Desantis – S. Sani, La coroplastica di Spina. Immagini di Culto (Ferrara 1987) 28-30 Abb. 17-19. 36

    Dittebrand 2006: J. Dittebrand, Früchteteller fürs Heiligtum, in: M. Kiderlen – V. M. Strocka (Hrsg.) Die Götter beschenken (München 2006) 134 f. Abb. 56

    Döpp 1995: S. Döpp, ΜΗΛΟΝ  ΚΥΔΩΝΙΟΝ (Malum cydonium) – Quitte oder Apfel? Hermes 123, 1995, 341-345

    Dörig 1958: J. Dörig, Von griechischen Puppen, AntK 1, 1958, 41-52

    Fittà 1998: M. Fittà, Spiele und Spielzeug in der Antike (Stuttgart 1998)

    Frey 1974: L. Frey, Terrakotten. Erwerbungen des Museums für Kunst und

    Gewerbe Hamburg 1963-1972, AA 1974, 72-78  Abb. 34.

    Frey-Asche 1988: L. Frey-Asche, ΠΟΛΛΑ  ΜΕΝ  ΚΥΔΩΝΙΑ  ΜΑΛΑ, in: H. Büsing – F. Hiller (Hrsg.), Bathron. Heinrich Drerup zu seinem 80. Geburtstag (Saarbrücken 1988) 135-140

    Frey-Asche 1997: L. Frey-Asche, Tonfiguren aus dem Altertum (Hamburg 1997)

    Froning 1989: H. Froning, Granatapfel, in: E. Simon (Hrsg.), Die Sammlung Kiseleff II (Mainz 1989) 177 Nr. 285 Taf. 110.

    Gehrke 2007: P. Gehke – N. Zimmermann-Elseify, Antike Steinskulpturen und neuzeitliche Nachbildungen in Kassel (Mainz 2007)      Abb. 1

    Graepler 1997: D. Graepler, Tonfiguren im Grab (München 1997)

    Hamdorf  2014: F. W. Hamdorf, Die figürlichen Terrakotten der Staatlichen Antikensammlungen München (Lindenberg im Allgäu 2014)   

    Higgins 1954: R. A. Higgins, Cat. of the Terracottas in the Department of Greek and Roman Antiquities, British Museum I (London 1954)

    Hübinger – Menninger 2007: U. Hübinger – M. Menninger, Terrakotten der Westgriechen im Akademischen Kunstmuseum der Universität Bonn (Rahden/Westf. 2007)

    Kiderlen – Strocka 2006: M. Kiderlen – V. M. Strocka (Hrsg.), Die Götter beschenken. Antike Weihegaben aus der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin (München 2006)

    Knauß 2012: F. S. Knauß (Hrsg.), Die unsterblichen Götter Griechenlands (Lindenberg im Allgäu 2012)

    Lattanzi 1987: E. Lattanzi (Hrsg.), Il Museo Nazionale di Reggio Calabria (Roma 1987)

    Liepmann 1975: U. Liepmann, Griechische Terrakotten, Bronzen, Skulpturen (Hannover 1975)

    Lullies 41979: R. Lullies, Griechische Plastik (München 41979)

    Muller – Laflι 2015: A. Muller – E. Laflι (Hrsg.), Figurines de terre cuite en Méditerranée grecque et romaine 2 (Villeneuve d’Ascq 2015)

    Muthmann 1982: F. Muthmann, Der Granatapfel (Bern 1982)

    Palli 2017: O. Palli, Figurines as Toys, in: Figurines, a microcosmos of clay (Thessaloniki 2017)

    Chr. Reusser, Etruskische Kunst. Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig (Basel 1988)

    Robinson 1952: D. M. Robinson, Excavations at Olynthus 14 (Oxford 1952)

    Satricum 1985: nieuw licht op een oude stad. Italiaanse en Nederlandse opgravingen in Satricum (Groningen 1986)

    Schmidt 1984: E. Schmidt, Eros auf der Quitte, in: Alessandria e il mondo ellenistico-romano. Studi in onore di Achille Adriani 6 (Rom 1984) 823-826 Taf. 130, 1-3

    Schmidt 1994: E. Schmidt, Katalog der antiken Terrakotten. Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg. Teil 1. Die figürlichen Terrakotten (Mainz 1994)

    Schneider-Herrmann 1971: G. Schneider-Herrmann, Der Ball bei den Westgriechen, BaBesch 46, 1971, 123-133.

    Simon 1982: E. Simon, The Kurashiki Ninagawa Museum. Greek Etruscan and Roman Antiquities (Mainz 1982)

    Spina. Storia di una Città tra Greci ed Etruschi (Ferrara 1993)

    Thomsen 2011: A. Thomsen, Die Wirkung der Götter (Berlin – Boston 2011)     Abb. 2

    Ure 1934: P. N. Ure, Aryballoi and Figurines from Rhitsona in Boeotia (Cambridge 1934)

    Stefani 1984: G. Stefani, Materiali del Museo Archeologico Nazionale di Tarquinia VII. Terrecotte figurate (Roma 1984)

    Trumpf 1960: J. Trumpf, Kydonische Äpfel, Hermes 88, 1960, 14-22

    Vierneisel-Schlörb 1997: B. Vierneisel-Schlörb, Kerameikos 15. Die figürlichen Terrakotten (München 1997)

    Wamser-Krasznai 2016: W. Wamser-Krasznai, Beschwingte Füße (Budapest 2016) 13-63

    Wamser-Krasznai 2017: Quitte, https://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/altertum/klassarch/einrichtungen/antikensammlung/bestaende/terrakotten/quitte

    Wamser-Krasznai 2017: Satyrfigur T I-52, https://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/altertum/klassarch/einrichtungen/antikensammlung/bestaende/terrakotten/schwarzmeergebiet

    Wintermeyer 1981: U. Wintermeyer, Ein Grabfund aus Centuripe, in: P. Gercke (Hrsg.), Funde aus der Antike. Sammlung Paul Dierichs (Kassel 1981) 129-149 und dies., Herakles und die Äpfel der Hesperiden, ebenda 140 f.

    Zammarelli 1996: M. Zammarelli, I luoghi di culto nella città lucana, in: I Greci in Occidente. Poseidonia e i Lucani (Neapel 1996) 217. 219.

    U. Zanotti-Bianco, Archaeological Discoveries in Sicily and Magna Grecia, JHS 56, 1936, 228-233.


    [1] Bekanntlich heißt die vollständige Redewendung: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“.

    [2] Ansprache des Pfarrers Herbert Schott zu 1. Kor. 16, 13, „seid wachsam und männlich… seid mutig und stark!“ Weidig-Bergfest Butzbach 1957, Vereinsmitteilungsblatt  FÜR DICH 1/3  September 1957, 27.

    [3] Ov. met. 10, 560.

    [4] Ov. met. 10, 565.

    [5] Ov. met. 10, 645-651.

    [6] Ov. met. 10, 695-697.

    [7] u. a. Hes. Eöe. Schol.; Verg. Ecl. VI 61; RE 15 (1912) 1245 [Sittig].

    [8] Hes. theog. 211. 215 f.

    [9] Pherekydes FHG I 78, 33 aus Ps.-Eratosth. catast. 60 ff. Schol. Apoll. Rhod. IV 1396. Apollod. II 5, 11, 2.

    [10] s. Atlasgruppe Neapel, R.-P. Märtin, Jenseits des Horizonts (Berlin 2012) 140 Abb. 106.

    [11] Atlas-Metope Olympia, s. z. B. Lullies 41979, 72 Abb. 92.

    [12] Wintermeyer 1981, 140 f. Abb. 66.

    [13] Hes. theog. 225-232. Nach Hesiod tritt Eris außer unter dem bekannt negativen Aspekt noch unter einem positiven auf, dem des Wettbewerbs, Hes. erg. (Werke und Tage) 11 f. Wamser-Krasznai 2016, 48 f. Bild 30.

    [14] Kypria; Motiv des goldnen Apfels hellenist. DNP 73; RE 6,1 (11, 1907) 465 [Waser]; Kypria frg. 4 und 5 A.= 3 und 4 K., RE 11, 2 (22 1922) 2381 [Rzach].

    [15] Hom. Od. 7, 115. 11, 589. 24, 340,  Döpp 1995, 341-345; Theophr. hist. plant. 2, 2,5. 4, 8, 11, Trumpf 1960, 16 mit Anm. 1; Frey-Asche 1997, 64-66. 

    [16] κόκκος, z. B. Hom. h. an Demeter 372.

    [17] „Color ad aurum inclinatus“,  Plin. n. 15, 37 f.

    [18] z. B. Apfel: Higgins 1954, 80 f. Nr. 198-200 Taf. 34; Quitte oder Apfel: Ure 1934, 72 Taf. 18; Granatapfel: Baumann 2000, 33 Abb. 57, dagegen Quitte: ebenda 51 Abb. 118; Granatapfel:  Bell 1981,  228 Nr. 897-902  Taf. 134 f.; Apfel:  Reusser 1988, 82  Nr. E 115.

    [19] Vgl. S. Bianco – M. Tagliente, Il Museo Nazionale della Siritide di Policoro (Bari 1993) 135 Abb. 2 a. b.

    Clara Rhodos 4, 1931, 120 Abb. 110, 2; Muthmann 1982, 59 Abb. 44. 45, S. 62 Abb. 48; Die griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit (Berlin 2002) 454 f. Kat. 301 d.

    [20] Trumpf 1960, 16.19; Frey-Asche 1988, 135-140 Abb. 1. 2. 

    [21] Muthmann 1982, 80 f. Abb. 69. 71, sowie S. 100 Abb. 85; E. Pfuhl – H. Möbius, Die ostgriechischen Grabreliefs (Mainz 1977) 78 Nr. 103 Taf. 24; Baumann a. O. 32 f. 50 f; Schneider-Herrmann 1971, 123-133.

    [22] In Attika und Böotien, Olynth, auf den ägäischen Inseln, an der kleinasiatischen Schwarzmeerküste und vor allem auf der Apenninen-Halbinsel, Frey-Asche 1997,  65.

    [23] Olynth XIV, 259 Taf. 106, Haus B.

    [24]Auch: Fächer, Scheiben, Teile, Pässe genannt. Für die Eiziehungen: Rillen: Zäsuren, Kerben, Eintiefungen, Frey-Asche 1988, 135.

    [25] Anders Frey-Asche 1997, 65: ein Kürbis könne kaum gemeint sein, Kürbisse und Gurken hätten „die Griechen erst ziemlich spät kennengelernt“. (?)

    [26] T. C. Loprete, in: I Greci in Occidente. Greci, Enotri e Lucani  nella Basilicata meridionale (Neapel 1996) 265 f.  s. auch 272. 275.

    [27] Dazu Frey-Asche 1997, 64 „die anderen dort eher Äpfel“.

    [28] Muller – Laflι 2015, 473-480.

    [29] Anders Frey-Asche 1997, 64 f.: „die anderen …eher Äpfel“.

    [30] Wamser-Krasznai 2017, uni-giessen/Terrakotten/Quitte.

    [31] Higgins a. O. 80 f. Nr. 198-200 Taf. 34.

    [32] Ure a. O. 72 Nr. 18.264 Taf. 17.

    [33] De Juliis – Loiacono a. O. 389 Abb. 479

    [34] Reusser a. O. 82 Nr. E 115; Hamdorf a. O. 617 f., Nr. E 915. E 917.

    [35] Liepmann 1975, 58 Nr. T 40.

    [36] Ure a. O. 68. 72  Nr. 112.82 und 18.264 Taf. 18; zur zeitlichen Einordnung Frey-Asche 1988, 135 f.

    [37] Anthol. Palat. grec. 6, 280; Andres 2000, 9; Dörig 1958, 42; Graepler 1997, 216. Wie eine Illustration dazu wirkt die bronzene Spiegelstütze in Form eines Mädchens mit einem Ball in der linken Hand, während die Rechte nach einer Haarsträhne greift, Lattanzi 1987, 60 Abb. b. 

    [38] Mit kreuzförmigen Ritzlinien markiert und als Kinderrasseln konzipiert: Borger 1977, 91 Abb. 1; Fittà 1998, 99. 104 Abb. 174; Schneider-Herrmann 1971, 123-133, Abb. 2. 4. 5. 7.

    [39] Spina 1993, 166 f. Abb. 140 b.

    [40] Andres 2000, 195 Kat. Nr. 121.

  • “He who has understood the shadow that is in him, is close to the light”
    Carl Gustav Jung.                                                 

    The concept of enantiodromia (Ancient Greek: enantios – opposite and δρόμος, dromos – running course) stems from the philosophy of Heraclitus and is used to designate the play of opposites in the course of events. It means, that everything that exists turns into its opposite.

    As Carl Gustav Jung describes: „Old Heraclitus, who was indeed a very great sage, discovered the most marvelous of all psychological laws: the regulative function of opposites. He called it enantiodromia, a running in reverse, by which he meant that sooner or later everything runs into its opposite.“.

    There is a known song „What goes up, must come down“. All things that reach its peak are bound to slide down. The concept of enantiodromia uses Jung in psychology to describe an important role of our shadow, our dark side.

     Not to be aware of the shadows (each one of us are dealing with) mostly lead to what is now called a psychosomatic illness. Only in the unconscious state there are energy complexes which find their channels on the physical plane. In reality, for instance, when one climbs the mountain peak the oxygen is scarce and it is absolutely necessary to go downhill, to stay alive. Jung’s further thought is that the characteristic phenomena practically always occurs when an extreme, one -sided tendency dominates conscious life.

     During the time an equally powerful counter position is built up, first inhibiting conscious performance, and subsequently breaks through the conscious control. By one-sidedness Jung means predominant intellectual stance (or an emotional one for that matter). Not integrating the two creates a person who is living only a part of him/herself. In the analytical work the most fundamental task is to assist the patient to transport “the opposite” (intellect or emotion) hidden in the darkness of the unconscious, and to bring it in the light of consciousness.                             

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Credits: The tree with its lights and shadows was photographed by Dr. Dietrich Weller, who has agreed to illustrate this story. The author is grateful for this permission.

    Postscript by Dietrich Weller
    There is the statement:
    Where much light is, there is much shadow.
    The reverse sentence ist also real:
    Where much shadow exists, there must be much light.

    This understanding is a great help in dark situations!

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Licht und Schatten

    Wer den Schatten in sich verstanden hat, befindet sich nahe am Licht.
    C. G. Jung

    Das Konzept der Enantiodromie, der Gegenläufigkeit (altgriechisch enantios = gegensätzlich und dromos = Rennbahn) stammt von der Philosophie des Heraklit und wird benutzt, um das Spiel der Gegensätze im Lauf der Geschehen zu bezeichnen. Es bedeutet, dass alles, was existiert, sich ins Gegenteil verwandelt.

    Wie Carl Gustav Jung beschreibt: „Der alte Heraklit, der wirklich ein großer Weiser war, entdeckte das wunderbarste psychologische Gesetz, die regulierende Funktion von Gegensätzen. Er nannte es Enantiodromie, den Lauf ins Umgekehrte, durch den seiner Meinung nach früher oder später alles ins Gegenteil verläuft.“

    Es gibt einen bekanntes Lied: „Was hoch steigt, muss herunter kommen.“ Alles was einen Gipfel erreicht, ist dazu angelegt, abwärts zu gleiten. Das Konzept der Enantiodromie benutzt Jung in der Psychologie, um eine wichtige Rolle unseres Schattens, unserer dunklen Seite zu beschreiben.

    Sich nicht seiner Schattens bewusst zu sein (mit denen jeder von uns umgeht), führt meistens zu etwas, das heutzutage als psychosomatische Krankheit bezeichnet wird. Nur im unbewussten Zustand gibt es energetische Komplexe, die ihre Wege auf die körperliche Ebene schaffen. In Wirklichkeit zum Beispiel wenn jemand auf einen Berggipfel klettert und der Sauerstoff knapp wird, ist es unbedingt nötig abzusteigen, um am Leben zu bleiben.

    Jungs weitere Gedanken bestand darin, dass die charakteristischen Phänomene praktisch immer auftauchen, wenn eine extreme einseitige Tendenz das bewusste Leben bestimmt.

    Währenddessen wird eine gleich mächtige Gegenposition aufgebaut, die zuerst das bewusste Verhalten hemmt und anschließend die bewusste Kontrolle durchbricht. Einseitigkeit versteht Jung als überwiegende intellektuelle Haltung (oder eine gefühlsmäßige in diesem Beispiel).

    Die beiden nicht zu vereinen, erschafft eine Person, die nur einen Teil von sich  / von ihr lebt.

    In der analytischen Arbeit besteht die grundlegende Aufgabe darin, dem Patienten dabei zu helfen, die Gegenseite (Intellekt oder Gefühl), die im Dunkeln des Unterbewusstsein versteckt sind, zu bewegen und es ans Licht des Bewusstseins zu bringen.

    Nachbemerkung von Dietrich Weller
    Es gilt die Behauptung:
    Wo viel Licht ist, gibt es viel Schatten.
    Der Umkehrsatz gilt auch:
    Wo viel Schatten ist, muss es viel Licht geben.

    Diese Erkenntnis ist eine große Hilfe in dunklen Situationen.

    Dank an Dietrich Weller für das Foto und die Erlaubnis, diesen Text damit zu bebildern

  • Tiefe

    (18.8.2021)

    Voller Stolz zeigen sie mir
    die Bestätigung ihrer Impfung
    faseln fröhlich
    von den wieder erlangten Freiheiten
    und beweisen bedauerlich
    die Tiefe ihrer Oberflächlichkeit