Monat: November 2022

  • Sprich nicht töricht
    über höhere Mathematik
    wenn deine Gesprächspartner
    der grundlegenden Rechenarten
    nicht mächtig sind

  • Belebender Sonnenschein bei ernüchternder Kälte
    Rote Blätter angehäuft um den Baumstamm
    Verbliebene rote Blätter an den Ästen
    mit dem Gesang des Windes tanzend
    Meine Gedanken sich bewegend
    zwischen diesem jährlichen Abschied
    und dem gegenwärtigen weltweiten Wandel
    dieser blutigen, gewaltigen Geburt
    voller Schmerz, Leid und Hoffnung

  • Euer törichtes Schweigen
    euer feiges Wegschauen
    eure tiefgründige Selbstsucht
    keimten kläglich auf
    brachten Blätter hervor
    und Äste voller tödlicher Früchte

  • Auch in bedrückenden sternenlosen Nächten
    bei peitschenden, Kräfte zehrenden Regenstürmen
    reinigte ich sorgfältig
    meine Worte
    durchströmt von wärmender Zuversicht
    in liebevoller Erwartung
    der Ankunft der Morgendämmerung

  • Der Morgen in das Zimmer weht
    Der Wecker an den Träumen dreht
    Das Bett auf deiner Seite stöhnt
    Die andere ist schon entwöhnt.

    Du starrst ins grelle Lampenlicht
    Du bist der weise Quotenwicht
    Suchst nach deiner Männerpflicht
    Doch ohne Achtung kannst du nicht

    Als Frau dem Mann das Gleiche sein
    So bleiben Mann und Frau allein.
    Den Wecker stört das Ganze nicht
    Ruft nur nach ‚aus‘ im Lampenlicht.

  • Er lachte
    Und lachte
    Und lachte im Kreis

    Sie lachte
    Und lachte
    Und wusste, er weiß

    Sie wolle ihn innig
    Er wolle sie heiß.

  • Was du heute kannst besorgen
    Verschiebe ruhig dir auf morgen.
    Denn morgen wird ein neuer Tag,
    Der das Verschieben sicher mag.

    Der Kuckuck ruft dich übermorgen.
    Er kann artgerecht entsorgen,
    Sein Verschiebekuckucksei
    Ins Nest legen und nebenbei

    Erklären nach der Ausbrutzeit
    Halte dich erneut bereit:

    Was du heute kannst besorgen
    Verschiebe ich dir cool auf Morgen.
    Denn Morgen kommt ein neuer Tag
    Nach dem Ausbrutflügelschlag.

    Er verschiebt auf übermorgen.
    Wird dir artgerecht besorgen
    Das Verschiebekuckucksei
    Im Nest ausbrüten, nebenbei

    Nach der Kuckucksausbrutzeit
    Ist er für dich erneut bereit
    Dir auf Morgen zu verschieben
    Was in deinem Nest geblieben.

    Und übermorgen kommt der Tag,
    den der Kuckuck wirklich mag.

    Er wird dir Zeit und Freude borgen.
    Wird dir artgerecht entsorgen
    Dies und das und allerlei
    Mit dem Verschiebekuckucksei.

    Deshalb sei froh und ohne Sorgen
    Was du heute kannst besorgen,
    …und so geht es heiter
    immer morgen, immer weiter…

  • Betrachtet wird die Kindersterblichkeit im 19. Jahrhundert und hier speziell auch auf die Mortalität der Scharlacherkrankungen eingegangen. Diese hatten sich in Deutschland und speziell auch 1832/33 in Erlangen, dem Wohnort und der Wirkungsstätte des Orientalisten und Dichters Friedrich Rückerts ausgebreitet. Zwei der fünf in der Familie lebenden Kindern verstarben 1833 an Scharlach und inspirierten Friedrich Rückert zu seiner mehr als 400 Verse umfassenden Kindertodtenlieder -Dichtung. Anhand der Analyse des dichterischen Werkes und von Aufzeichnungen der Mutter wird über den Verlauf der Erkrankung bei den Kindern aus medizinhistorischer Sicht berichtet. Auch wird auf den Scharlachtod von Kindern von Clemens Brentano, Gustav Mahler und des Berliner Baumeisters Hoffmann hingewiesen. Die Mängel der Medizin der Zeit werden aufgezeigt und die Trauerarbeit im 19. Jahrhundert mit unserem Jahrhundert verglichen. Das gesamte dichterische Werk von Friedrich Rückert, das er für seine verstorbenen Kinder Luise (3 Jahre) und Ernst (5 Jahre) geschaffen hat, steht unter dem Credo: “ Ihr habt nicht umsonst gelebt“.

    Kindstod im 19. Jahrhundert (Volker Hesse)

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  • Johann Wolfgang von Goethe empfand sich nicht nur als Dichter, sondern unter anderem vor allem auch als Naturwissenschaftler. Das Streben nach Naturerkenntnis nach dem, „was die Welt im Innersten zusammenhält, hat ihn sein ganzes Leben beschäftigt und begleitet. Die Bedeutung der Wissenschaft ist für ihn hochrangig:
    „Die Wissenschaft hilft uns vor allem,   daß sie dem immer mehr gesteigerten Leben neue Fertigkeiten erwecke zur Abwendung des Schädlichen und Einleitung des Nutzbaren.

    Naturwissenschaftliche Erkenntnis erwarb Goethe bereits während seines Studiums, vertiefen könnte er sie später vor allem im Verbund mit Fachpersönlichkeiten und Spezialisten der Jenaer Universität. Der Schrift informiert über Goethes Beziehungen zu den Vertretern der Fachbereiche Botanik, Geologie, Mineralogie, Chemie, Physik, der Anatomie und Medizin. Seine Laboratorium-Szene im Faust II, mit der Erschaffung des künstlichen Menschen, des Homunculus, geht auf aktuelle naturwissenschaftliche Kenntnisse Goethes zurück.
    Aus seinem Studium der Naturwissenschaften zieht Goethe folgendes Resümee:
    Ohne meine Bemühungen, in den Naturwissenschaften hätte ich die Menschen nie kennengelernt, wie sie sind …  der Mensch muß fähig sein sich zur höchsten Vernunft erheben zu können, um an die Gottheit zu rühren, die sich in Urphänomenen, physischen, wie sittlichen offenbaret —“.

    Goethes Jenaer naturwissenschaftliche Lehrer und Partner (Volker Hesse)

    hesse_Goethes-Jenaer-naturwissenschaftl.-Lehrer-mit-Umschl.-1

  • In a music school, a professor of piano had an extremely talented student. However, despite his great talent, the student was quite lazy and uninterested to practice for hours in the piano playing. In the fact, the student was convinced that only the talent he possessed was enough for him to succeed in his career.
    The professor tried to motivate the student in various ways and told him, that his talent would become worthless, if it is not combined with a constant practice and study. But the professor tried in vain, to persuade the talented lazy student.
    One day the professor came up with a way to convince his student. He invited the student to the kitchen to have coffee with him. The student came, grip the cup and the professor poured him the coffee. However, the professor did not pour coffee into the cup, but next to it. The student was astonished to see the spilled coffee on the kitchen tiles.
    „What are you doing, professor?“ The student asked, confused.
    The professor calmly explained – „You see, this coffee represents your talent and the cup you hold represents learning, exercise and practice in piano playing. If we do not pour coffee into a cup, it will spill on the floor and become completely useless. The same thing will happen to your talent, if you don’t work hard on it, it will lose its value. „

    Übersetzung von Dietrich Weller
    Ein begabter Student
    In einer Musikschule hatte ein Professor für Klavier einen besonders begabten Studenten. Aber trotz seines großen Talents war der Student recht faul und hatte kein Interesse, stundenlang Klavier zu üben. In der Tat war der Student überzeugt, dass allein das Talent, das er besaß, für ihn ausreichte, in seiner Karriere Erfolg zu haben.
    Der Professor versuchte, den Student auf verschiedenen Wegen zu motivieren und erklärte ihm, seine Begabung sei wertlos, wenn er sie nicht mit ausdauerndem Üben und Studium verbinde. Aber der Professor versuchte vergeblich, den begabten faulen Studenten zu überreden.
    Eines Tages brachte der Professor einen neuen Weg, um den Student zu überzeugen. Er lud den Student in die Küche ein, um mit ihm Kaffee zu trinken. Der Student kam, griff nach der Tasse und der Professor goss ihm den Kaffee ein. Aber der Professor goss den Kaffee nicht in die Tasse, sondern daneben. Der Student war erstaunt, den verschütteten Kaffee auf den Küchenfliesen zu sehen.
    „Was machen Sie denn, Professor?“, fragte der Student verwirrt.
    Der Professor erklärte: „ Schauen Sie, dieser Kaffee stellt ihr Talent dar, und die Tasse, die Sie in der Hand halten, bedeutet ihr Lernen, Trainieren und Üben beim Klavierspiel. Wenn wir den Kaffee nicht in die Tasse gießen, wird er auf dem Boden verschüttet und völlig nutzlos werden. Das Gleiche passiert mit Ihrem Talent, und wenn Sie nicht hart daran arbeiten, wird es seinen Wert verlieren.