Month: Dezember 2022

  • Am Ende des Jahres sprechen Billionen Menschen rund um die Welt ihre Wünsche aus mit „Glückliches Neues Jahr!“
    Was bedeutet glücklich sein?
    Das Glück im Griechischen “ευτυχία” bedeutet Schicksal, aber auch und Wohlstand. Indem wir unseren Wohlstand teilen, erreichen wir Glücklichsein.
    Schon die alten griechischen Philosophen stellten fest, dass Glücklichsein etwas zu tun hat mit vorbeigehen, vorwärts bewegen, einer zunehmenden Freude und verringern des Leidens.
    Es ist jedoch jeder allein, und noch kann keiner ohne andere Menschen zurecht kommen, nicht nur, weil sie nützlich sind, sondern auch wenn Glücklichsein entsteht. Um Glücklichsein zu erreichen, müssen wir unseren Wohlstand mit anderen teilen.
    In der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten steht die wohlbekannte Feststellung: “Das Streben nach Glück ist ein Ziel für jeden.”
    Im wahren Leben gibt es bis jetzt kein absolutes Glück oder Pech. Nichts geschieht in reiner weißer oder schwarzer Farbe, sondern nur in Schattierungen.
    Ein Mensch sieht oft nur eine Farbe, manchmal schwarz, manchmal weiß. Ab und zu ist es ein Regenbogen, der wie eine Glocke über den Himmel schwebt.
    Das Glücklichsein ist keine Idee, sondern eine Illusion, da es keine Angelegenheit der Vernunft, sondern der Vorstellung ist. Deshalb glaubt eine Person glücklich zu sein, obwohl sie überhaupt nicht glücklich ist.
    In der menschlichen Natur gibt es die Hoffnung, dass es auf der Suche nach dem Glücklichsein erfolgreicher ist, den Wohnort zu wechseln. Aber die Auswanderer nach Australien konnten lesen: „Neuankömmlinge, hier werdet ihr Arbeit finden, reich werden, heiraten, ein Haus kaufen, Kinder haben, aber glücklich werdet ihr niemals sein. Hier ist nicht das geliebte Heimatland, hier sind nicht die Freunde, die Familie. Eure Kinder können das Zusammensein mit ihren Großeltern nicht erleben und ihre Liebe nicht erfahren.“
    Was ist der erste Schritt um weltweit ein „Glückliches neues Jahr“ zu erreichen?
    Friede auf der Erde.

  • (15.12.2022)
    für meine Enkelkinder
     
    Solltet ihr einst fragen
    wie euer Großvater es erreichte
    mit seiner Meinung in absoluter Minderheit zu sein
    und trotzdem zuversichtlich aufrecht zu gehen
    so bedenkt die vielfältig vermittelten Botschaften
    dieser wunderbaren uralten Erde
     
    Mit allen Sinnen wahrnehmbare Botschaften
    manchmal mit Vogel-Gesängen überbracht
    manchmal mit Schnee-Tünche gemalt
    manchmal mit Krokus-Küssen ausgesprochen
    manchmal in Symbol-Kleidern dargeboten
    als Spinnweben vor verschlossenen Türen
     
    Diese bildhaften Botschaften
    waren meine klärenden Kraftquellen

  • Die Zivilisationstünche
    war schnell weggespült
    das für unendlich gehaltene Licht
    war leicht erloschen
    inbrünstig vorgetragene hehre Werte
    gerieten zügig in Vergessenheit
    als die Grundlage des gepriesenen Wohlstands
    die Ausbeutung von Natur und Menschen
    instabil wurde
    Das unübersehbar Aufgetretene
    stank wahrhaftig zum Himmel
    in diesem verfallenden Land

  • Tanzend streichelnde Schneeflocken
    selig lachende Schneerosen
    geduldig suchende Sperlinge
    stolz stehende Zypressen
    fröhlich strahlende Hagebutten
    gebt mir Kraft und Ausdauer
    in dieser Zeit gewaltiger Geburten
    bei dieser Gratwanderung voller Gefahren

  • Ich fließe den ganzen Tag. Das ist alles, was ich mache. Das ist alles, was notwendig ist. Mein Bach ist der einzige, dem ich Abhängigkeit und Rechenschaft schulde. Er ist nicht so unbeharrlich wie ich und bleibt stets in seinem Bett. Er gibt die gleichen Geräusche von sich, er ist nicht unstet. Er unterliegt keinen Schwankungen, er wandelt sich nie, er ist immer der Gleiche. Man kann sich auf ihn verlassen. Hin und wieder schenkt er mir einen Stein, den er vorher glatt geschliffen hat. Ich bekomme nichts, das ausschließlich durch meine Hände gegangen ist. Ich bekomme nichts, das nur mir gehört. Es wäre selbstsüchtig so etwas zu verlangen.
    Bevor mein Wasser mich erreicht, spiegelt es Wolken, als ob sie echter Himmel wären. Kommt es zu mir, erlischt sein Schweigen und für einen Moment traut es sich aufzubegehren gegen die Wolken, die den Himmel verdecken. Es begehrt auf gegen Ungerechtigkeit, die es gezwungen ist zu spiegeln. Doch  jemandem, der immer schweigt, hört niemand mehr zu, wenn er sich Sprechen angewöhnt. Wer zu viel schweigt, der verstummt auch dann, wenn er redet.
    Meine Quelle ist ein mir fremder Gletscher oben in den Bergen. Gefroren und erhaben. Alle die ihn sahen, vergaßen ihn, bevor sie zu mir kamen. Man erzählt mir nichts, was mich in Unruhe bringen könnte. Doch der Gletscher speist mich und erweist mir gute Dienste. Mein Wasser wird nie versiegen. Niemand interessiert sich für schneeverhangene Berge, die weit genug entfernt sind. Es kommt nur zu Beschwerden über die Temperatur meines Wassers. Es kommt nicht zu Fragen, woher mein Wasser kommt. Mein Wasser wird nicht in Frage gestellt, nur angenommen. Kälte, die meinen Bach nicht austrocknen lässt, ist das einzige auf das ich vertrauen kann. Die Kälte schmelzenden Eises gibt mir Wasser, so dass ich nie gefährdet bin zu verstummen. Ich gebe Laute von mir, die zwar gehört, aber doch nur wahrgenommen werden.
    Ich habe keine Pflichten. Ich muss nicht lügen und ich muss niemandem schmeicheln. Tagein und tagaus muss ich mich im Fluss halten. Das ist alles, was ich mache. Das ist alles, was notwendig ist.

    Wenn der Frühling in Sommer übergeht und Seelen in Flammen aufgehen, waschen die Menschen ihr Fleisch in mir. Sie hoffen durchsichtig zu werden, so wie ich es bin. Sie werden davon hässlich. Ich habe nie einem von ihnen gedient, selbst wenn ich es gewollt hätte. Ich diene nicht, ich schweige in einem nie endenden Gurgeln.
    Mein Wasser fällt seit jeher auf harten Stein. Das ist es gewohnt. Ich muss mich nicht sorgen. Nein. Ich muss es nicht. Nur die Wolken stören mich, doch sie sind zu weit weg, als dass ich etwas gegen sie unternehmen würde. Darum habe ich sie akzeptiert. Das war das Einfachste. Zwischen mir und den Wolken herrscht Frieden. Wir ignorieren einander. Meinem Wasser schenke ich Glauben und höre ihm nicht zu. Und meine Stimme gebe ich nicht an mein Wasser weiter. Ich gurgele allein für mich. Das ist die beste Lösung um sich sagen zu können, dass man sich glücklich fühlt. Die Wolken existieren sowieso nur an einer Oberfläche, die längst unkenntlich ist, wenn sie mich erreicht. Und da Oberfläche alles ist, was Menschen interessiert, habe ich keine Sorgen. Selbst wenn sie mir etwas ansehen könnten, wäre es ihnen unmöglich mich zu verstoßen. Sie müssen ihr Fleisch in mir waschen. Sie müssen sich sagen, dass sie rein sind. Sie brauchen mich und ich – ich muss bloß fließen. Tagein und tagaus.

    Manchmal regnet es. Dann ist mein Wasser weniger kalt. Da aber aus Tradition niemand den Regen schätzt, werde ich gemieden, wenn mein Wasser angenehm wird. Allein zu sein ist dann eine Gewohnheit, die anderen Jahreszeiten gleicht. Menschen interessieren sich doch nicht für Wolken, die sich auf Wasser spiegelten – sie interessieren sich für Schmutz, den sie verlieren wollen. Ich spüre keinen Frust, ich spüre keine Wut. Ich fließe und werde durch kaltes, neues Wasser aus den Bergen durchsichtig und klar. Mein Schmutzwasser verstoße ich, wenn es die Steine erreicht. Ich vergesse es.
    Wonach ich strebe, weiß ich nicht. Ich bin bloß ein Wasserfall, dessen Wasser zu kalt ist um hitzige Gedanken zu erlauben. Die Berge sind wahrscheinlich meine Heimat, aber ich werde sie nie sehen. Sie liegen flussaufwärts und ich bin Teil dessen, was sich flussabwärts bewegt. Ordnung und Ruhe sind mehr wert als Hitze. Auf Unordnung habe ich nie einen Gedanken verwendet. Menschen, Steine und Wolken – sie brauchen mich. Aber ich diene keinem von ihnen. Ich habe meinen Platz, ich muss mich nicht fortbewegen.

    Wenn mein Wasser auf Steine fällt, dann verflüchtigt es sich aus meinem Bewusstsein. Daraus gewinne ich Kraft um weiter zu fließen. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich gar keinen Einfluss auf mein Dasein habe und dass mein Bewusstsein deshalb auch keine Richtung hat. Der Gletscher speist mich, mein Bach schenkt mir manchmal einen Stein, meinem Wasser höre ich nicht zu. Aber eigentlich habe ich an all dem keinen Anteil. Verwandlung und Veränderung werden mir zugeschrieben, sind aber nicht meine Aufgabe. Ich wasche nichts rein, ich fließe den ganzen Tag. Das ist alles, was ich mache. Das ist alles, was notwendig ist.

  • Einst verbreiteten religiöse Führer
    als austauschbare Gallionsfiguren
    den Glauben an Unfehlbarkeit
    und verhinderten in entscheidenden Momenten
    das eigenständige Denken
    das entlarvende Wahrnehmen
     
    Längst sind es Experten und Wissenschaftler
    als käufliche Autoritäten eingesetzt
    die nicht in Frage gestellt werden dürfen
    auch wenn sie durchschaubare Torheit
    und offensichtliche Grausamkeit
    mit ernster Miene feilbieten
     
    Hand in Hand liefen und laufen
    überzeugte Volksbetrüger
    mit mitschuldigen Geführten
    in vermeidbare Miseren hinein