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Autor: Jürgen Rogge

Jürgen Rogge, Dr. sc. med., geb.
1940 im Altkreis Hagenow/Mecklenburg,
Abitur in Ludwigslust, Medizinstudium
an der Humboldt-Universität
zu Berlin, Facharztausbildung Neurologie/
Psychiatrie in Berlin, 1970
Promotion A, 1988 Promotion B (Habilitation),
tätig in Wismar, Leipzig
und von 1991 bis 2005 in eigener
Niederlassung in Perleberg. Jetzt ambulant tätiger Gutachter.
Verheiratet, drei Kinder. Neben Veröffentlichungen
(2010 „Das Narrenflugzeug“) in hochdeutscher Sprache
auch Herausgabe von Büchern in Plattdeutsch („Geschichten
ut Kauhstörp“, „Brägenjogging“).

Mein Lehrer (Jürgen Rogge)

Beitrag zur Lesung „Was wäre wenn…?“ beim BDSÄ-Kongress in Bad Herrenalb 2019   In der zwölften Klasse kam mein Deutsch-Lehrer, Herr Bernien, gleich in der ersten Stunde zu uns. Deutsch war aber erst in der zweiten Stunde vorgesehen. Herr Bernien sagte uns, er habe sich die erste Stunde schenken lassen. Wir sollten einen Aufsatz schreiben. Gleich in Reinschrift. Das Thema schrieb er an die Tafel: „Was wäre, wenn…“ Viel später erfuhren wir, dass es im Lehrerzimmer die Debatte gab, dass…

Gesundheits-Check (Jürgen Rogge)

  Ich fühle mich gesund, und ich kann alles tun, was ich immer gemacht habe. Naja, ich bekomme schon mal eher etwas Luftnot, wenn ich zu schnell laufe. Und früher habe ich die Zähne gezählt, die mir so nach und nach ausfielen, heute zähle ich die, die noch meine eigenen sind. Aber Pillen jeden Tag, nein, die muss ich nicht nehmen. Habe ich gedacht, bis mir eines Tages meine Krankenkasse schrieb, die gar keine Krankenkasse ist, sondern eine Gesundheitskasse. Sie…

Traummasken (Jürgen Rogge)

  Ich stehe am Ufer der Stepenitz und schaue in das leicht getrübte Wasser. Eben noch war ich am neuen Kreisverkehr vorbei gekommen. Nun sind wir also mit zwei Kreisen ausgestattet. Als Kreisstadt eigentlich etwas wenig, hatte ich noch so gedacht. Andererseits reicht das auch wieder aus, es dreht sich ja sowieso oft genug alles im Kreise. Ich schaue also in das Wasser. Und was sehe ich? Gesichter von lauter Nixen. Welch entzückende Wesen! Nun gucke ich genauer hin. Alle…

Männer sind das Haupt der Schöpfung (Jürgen Rogge)

Beitrag zum BDSÄ-Jahreskongress in Wismar 2018   Männer sind das Haupt der Schöpfung   Ich war gestrandet und fand mich auf einer einsamen Insel wieder. Als ich genauer hinschaute, stellte ich fest, dass sie gar nicht so einsam war. Ich befand mich unter lauter Männern. Das war sehr interessant, sie zu beobachten und ihnen zuzuhören und über sich selbst nachzudenken. Ich bekam Lust, über diese Erlebnisse Geschichten zu schreiben, aber ich fand nur ein kleines Notizheft und einen Bleistiftstummel. Da…

Ein Blütentraum (Jürgen Rogge)

Ein Beitrag zur Lesung Gehen oder Bleiben beim BDSÄ-Kongress in Gummersbach 2017   Ein Blütentraum  Immer, wenn ich durch Schönhagen fuhr, der an dem verzweigten See gelegenen Stadt mit einer doppeltürmigen Kirche, stieg in mir die Erinnerung an Dich auf. Bevor der Zug hielt, blickte ich in die Bahnhofstraße, eine Allee mit japanischen Zierkirschen, die zur Blütezeit im Mai mit ihrem strahlenden Weiß-Rosa die Seele heller leuchten ließ. Und wenn der Zug hielt, schaute ich auf den Bahnsteig hinaus. Aber…

Die Torte (Jürgen Rogge)

  Ein entfernter Onkel von mir plauderte gerne aus seiner Vergangenheit. Er hatte etliche Jahre als Arzt in einem Gefängniskrankenhaus gearbeitet. Einmal erzählte er folgende Begebenheit: Im Krankenhaus waren für jede Station einige Gefangene als Hilfskräfte ausgewählt, sie hatten eine Sonderstellung: Man nannte sie Kalfaktoren. Einer von ihnen, Walter Pingel, von Beruf Bäcker, war besonders geschickt und zuverlässig. Als er nach zwei Jahren entlassen wurde, bedauerten wir alle, dass seine Freiheitsstrafe nicht länger währte. Zum Abschied bedankte er sich sehr,…

Die Reise nach Indien (Jürgen Rogge)

  Schuld war der Hexenmeister Kaschmitutur. Meine Frau und ich, wir sind seit Jahren glücklich verheiratet, machten einen Spaziergang in der nahe gelegenen Heide. Wir wollten den Wiedehopf beobachten, der bei uns wieder heimisch geworden sein soll. Als wir uns auf die Suche begeben wollten, rief es aus einer nahen Tanne: „Oh, ihr Schönen, ihr sucht gewiss nach mir.“ Es war der Wiedehopf, der da sprach und aus der Tanne hervor sah. Ich fragte erstaunt: „Wie kommt es, dass du…

Asche und Diamant (Jürgen Rogge)

  „Liebe Kinder“, sprach der Feuervogel zu seinen Enkeln. „Heute erzähle ich euch die Geschichte von der Entstehung der Diamanten.“ Die Kinder betrachteten aufmerksam das goldene Federkleid der Großmutter, die Phönix gerufen wurde. Großmutter erzählte in jedem Jahr am Abend vor dem Aschermittwoch, dem Tag des Neubeginns des Jahres, an dem ausgelassen gefeiert wurde, eine Geschichte. Im letzten Jahr hatte sie von ihrem Bauch erzählt, der, so sagte sie jedenfalls, Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit widerspiegeln soll. Das konnten sich die Kinder…

Sankt Annen (Jürgen Rogge)

  Unsere Seniorengruppe „Hirnjogging“ lässt ihre Mitglieder auch immer mal von Ausflügen oder Urlauben berichten, die sie gemacht haben. Wir treffen uns an jedem Donnertag. Die Leitung hat Frau Ziegenbein übernommen, die, wie ich finde, auch noch so aussieht wie sie heißt. Heute berichtete Frau Ziegenbein selbst von einem Ausflug am 1. Advent zum Weihnachtsmarkt nach Annaberg-Buchholz. Das liegt gleich hinter Chemnitz im Erzgebirge, wo vor ein paar hundert Jahren Silber gefördert wurde. Frau Ziegenbein besuchte auch die Kirche Sankt…

Meine ersten Lehrer (Jürgen Rogge)

  1. Wohin man sich auch wendet, man trifft immer wieder auf Lehrer. Es gibt kein Entrinnen. Meine ersten Lehrer waren Frau Barth und Herr Möller in einem kleinen Dorf nahe einer kleinen Kreisstadt. Wir schrieben das Jahr 1947. Sie unterrichteten die erste und zweite Klasse in einem Raum, insgesamt wohl etwa 60 Schüler. Wenn sie der ersten Klasse etwas beibrachten, beschäftigten sie die zweite Klasse zum Beispiel mit Schreiben. Und umgekehrt. Die guten Schüler der ersten Klasse beherrschten dann…

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