Autor: Markus Sonneborn

  • Ich bin das Tier der Nacht
    Und wie ein Ding so tot
    Gefangen und bewacht
    Mit Gottes Zorn bedroht

    Ihr seid des Tages Herren
    Tragt Schlüssel, Strick und Beil
    Würd ich an meinen Fesseln zerren:
    Euch wär’s, als böte ich mich feil

    Und wäre dann erst recht verachtet
    Gebraucht, zu büßen eure Lust
    Mein Leib: mit eurem Geist befrachtet
    Hat euer Gott hiervon gewusst?

  • Kriegsgedicht 2023

    Das Kriegsglück schwankt von Fall zu Fall
    Doch immer nützt es Rheinmetall

    Die Kriegerkaste lebt und stirbt
    Doch immer die Moral verdirbt

    Mal trifft die Bombe und mal nicht
    Doch löscht sie stets der Güte Licht

    Der Feldherr lügt, der Feldherr droht
    Des Herren Feld liegt brach und tot

    In Stücke reißt der Krieg die Welt
    Dem Satan solches wohlgefällt


  • Ihr sollt nicht leben, sollt nicht sterben
    Ihr sollt im Niemandsland verderben

    Wir schauen hin – ihr seid schon weg
    Wir schauen her – ihr seid schon hin

    Wer kennt denn schon des Daseins Zweck?
    Wer weiß denn schon des Lebens Sinn?

    Doch sinnvoll scheint, vor allen Zwecken
    Uns an den reichen Affenfelsen
    Darauf wir hocken, festzuklammern
    Und nicht den schwarzen, braunen Hälsen
    Die sich sehnend nach ihm recken
    Gelte unser weißes Jammern

  • Gebt Obacht, liebe Handynutzer
    Eure Zugangssoftware ist versteckt
    Es braucht erst einen Displayputzer
    Nämlich: einen Hund, der leckt

    Dem Handy ist auch einverleibt
    Ein Odorator, dessen Gase
    Melden Bellos Schnüffelnase
    Was sein Herrchen gerade treibt:

    Banking riecht nach feuchtem Keller
    Dating riecht nach Faltenrock
    Game nach ungespültem Teller
    Porno riecht nach Ziegenbock

    Brauner Gruß nach Lederstiefeln
    Amazon nach Auspuffqualm
    Und von ferne dringt ein Miefeln
    Von der Freunde Whatsapp-Alm

    So bleibt Bello stets im Bilde
    Was sein Herrchen macht und heckt
    Und zum Mobbing-Schutz und Schilde
    Wird er: wenn er nicht mehr leckt


  • An Lampedusens Strande
    Da liegt ein Menschenkind
    Kündet von fernem Lande
    Wo arme Teufel sind

    Das Meer, es war so weit, so wild
    Der Himmel groß und grau
    Das Boot war weder Schutz noch Schild
    Der Kurs war nicht genau

    Das Glück war nicht gekommen
    Die Teller blieben leer
    Der Nachbar war ein Mörder
    Es schlug das Militär

    An Lampedusens Strande
    Da liegt ein Menschenkind
    Kündet von nahem Lande
    Wo kalte Herzen sind

  • Der Jangtsekiang, der Jangtsekiang
    Ist elend und entsetzlich lang
    Gehen Kinder quellnah auf die Reise
    Sehn sie das Meer als Tattergreise

    Der Huang Ho, der Huang Ho
    Heißt Gelber Fluss, doch tut nur so
    Den Gelben, so sie an ihm hausen
    Beschert er gelbes Augensausen

    Der Perlfluss fragt im Delta
    Nicht nach dem Damm: mal hält er
    Mal hält er nicht – dann läuft er
    Und Mensch und Vieh ersäuft er

    Zwei Obern sagt der Oberrhein:
    Jetzt lasst doch den Zinnober sein!
    Doch voller Not und grober Pein
    Springen beide Ober rein

    Plitsch! sagt Dieter, Platsch! Karl-Heinz
    Beschwert mit Hilfe eines Steins
    Der nicht ertrank, der schwimmt bis Mainz
    Und wird dort Chef des Schwimmvereins


  • 34 n.Chr.

    Was er wollte, wusste keiner
    Sohn vom alten Zimmermann
    War ein Wirrer, aber Feiner
    Am Ende kriegten sie ihn dran

    Ha’m ihn tüchtig festgezwackelt
    Doch irgendwie nicht ganz gekillt
    Ist danach noch rumgewackelt
    Meine Güte! War schon wild!

    Eines Tages war er weg
    Als hätt der Himmel ihn geholt
    Lässt uns alle hier im Dreck
    Mann! Wär ich auch nur so verpolt!