Autor: Ivo Meraskentis

  • Für einen Freund

    1

    An einem Nachmittag
    mit Vater am Meer

    Papa, schau doch
    so oft schon machten wir
    diesen Spaziergang heut,
    vorbei an schmuckvollen Gärten
    wir gingen
    an eigenwilligen Teichen vorbei
    Teichen an Goldfischen
    reich
    an zierlichen Fröschen
    in goldenem Licht
    farbenfroh auf schmalem Rand
    mahnendes Gebell
    immer so nah
    … so wild, die großen schwarzen Tiere

    Und am Ende
    immer dasselbe, sieh nur
    so dichte Blätterpracht
    unzählige Äste
    versperren jede Sicht
    den weiteren Weg

    Vater betrachtet kurz sein Kind
    liebevoll, wie er es schon immer tat
    wenn vorbei an schmuckvollen Gärten
    sie zogen
    an eigenwilligen Teichen vorbei,
    Teichen an Goldfischen
    reich
    an vertrauten Fröschen
    im besten Licht
    farbenfroh wie nie zuvor
    auf gründunklem Rand
    … wie man solche Dinge halt
    in innigster Erinnerung behält
    Ja, wie ein Vogel frei
    Vater hat es längst geahnt
    möchte der Junge streben

    Solltest die Hände versenken
    ins arglose Geäst
    schieb rasch beiseite jedes Blatt
    mit Seelenkraft
    such dir den Horizont,
    fürchte dich nicht!

    Und der Junge steckte die Arme
    tief hinein ins Gräsermeer
    kein Blatt hat ihn geängstigt
    kein Ast ihn gestört
    Und der Junge hob den Kopf
    mutig zu den ersten Sternen,
    später auch
    aus eigenster Erkenntniskraft
    im rückläufigen Werden des Würfels,
    Pallas Athene
    im Ringen mit alten Legenden
    den Maßen der Kugel in gleichhohem
    schlichtestem Gefäß
    sich nähernd
    Und die wildesten Tiere
    ach, die ruhen allmählich

    2

    Der feste Schritt des späten Wanderers
    das Bild
    auf der letzten Etappe
    zur stillen Kuppe,
    nur feuchtes Gras gibt es dort oben
    doch niemals geizt es bei Freunden
    mit seinen Reizen
    und unstillbar geht der Atem
    in dieser Flut
    Wie sehr sucht er Geborgenheit
    in Deiner Weite
    in allen Deinen Formen
    Nun ruhen seine Sinne
    in Deines Hauses Läuten,
    dort wo es sich verjüngt
    zu eines Kirchturms Spitze
    Für den Betrachter
    war es zunächst
    zwar nur der Kanten Hälfte,
    auf seinem Wege
    näher doch im Raume dann
    muß man am Eckstein weilen
    Was fasst des Kirchturms Spitze, Freund?
    Ein Mächtespiel in gleichem Maß,
    der Wunsch und was der Alltag brachte,
    führen nur zur Mitte hin
    mit einer Würfelseite
    gleichstark drei Erben zu bedenken
    Es ist ein ziemlich kraftvolles Bestehen
    fast könnte man meinen, Lehrer
    die Formen, sie wollen!

  •  

                        

    Wirt,
    einem Posten ähnelst du
    im Zwielicht der betagten Stoa
    eine verdunkelte Gestalt blieb nur
    an deines Ladens Schwelle
    Abschluss und Beginn
    dazu wurdest du bestimmt
    und die Rolle steht dir gut
    auch bis zum Morgen

    Denn die Feste in deinen Gassen
    sind jede Nacht sehr reich an Gaben
    viele Geschlechter werden es sagen
    Mich ließest du heut Abend
    überqueren diese eine unscharfe Linie
    der letzte Schemel in bescheidenen Ecken
    ist zur Taufe mir ein Becken
    letztes Geleit
    sobald die Vaterstadt erwacht und lebt
    und sich so gern erinnert

    Unberührte Tasten
    neun an der Zahl der Abstand
    von Mitte zu Mitte
    Zentimeter vierzehn misst der Abstand
    Freunde, das sind die Verhältnisse
    Merkt auf !
    Da solch ungleiches Notenpaar
    den Anbeginn der Zeit gebar

    Rauch
    auch Feuchtigkeit
    auch Düfte
    für den Gnadentrank
    großartige Gassen ruhen nicht
    sie können´s nicht
    ihr Lieblingsgänger bin ich doch
    auf den sie immer warten