Autor: Volker Steffen

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    Die Straßenbahn der Linie „Acht“
    Hat grad‘ am Rathaus Halt gemacht.
    Da steigt hinzu ein Rasseweib
    Blond, sexy, wohlgeformt der Leib.

    Die Männerwelt kommt stark ins Staunen
    Man hört ein Tuscheln und ein Raunen.
    Und – schützend vor der Menschen Strudel
    Hält sie im Arm ’nen weißen Pudel.
    Den setzt sie sich auf ihren Schoß
    Und schon fährt auch der Wagen los.

    Jetzt tritt der Ede auf den Plan,
    Sieht auch nicht schlecht aus – der Galan‘
    Er ist ein stets Erfolggewohnter
    Von vielen Frauen schon Belohnter.
    Setzt sich der Dame vis à vis,
    Nimmt ins Visier das süße Vieh.

    Es denkt bei sich der Schwerenöter:
    Ihr komm‘ ich nah über den Köter.
    Der wird grad‘ pausenlos getätschelt
    Ist offensichtlich sehr verhätschelt.
    „Mein schönes Fräulein, darf ich’s wagen,
    ’nen Herzenswunsch hier vorzutragen:

    Bei so ’nem wunderschönen Frau(s)chen
    Würd‘ gern ich mit dem Hündchen tauschen!“
    „So, so, mein Herr!“, lächelt sie heiter
    „Da denken wir doch einmal weiter.
    Sie würden sich wahrscheinlich grämen,
    Des Pudels Stelle einzunehmen.

    Zum Tierarzt nämlich führt mein Weg
    Und der Verdacht ist, den ich heg‘,
    Dass  d a s  wär‘ nicht gerad‘ von Nutzen:
    Ich lass‘ ihm heut‘ sein Schwänzchen stutzen!“

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

     

     

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    Die Ehefrau braucht ’nen Berater
    Für ihren stark verschrob’nen Mann.
    Drum sucht sie Hilfe beim Psychiater
    Ob er’s Problem nicht lösen kann.

    Ihr Mann war stets sehr akkurat
    Beamtentyp vom alten Schlag
    Nicht grad von geistigem Format
    Doch zuverlässig Tag für Tag.

    Vor Wochen aber ist’s gescheh’n,
    Was jeder Logik wohl entbehrt.
    Man kann es äußerlich schon seh’n,
    Der Mann hält plötzlich sich für’n Pferd.

    Ließ sich die Sohlen schon beschlagen
    Mit Hufeisen aus Edelstahl.
    Er wiehert fast an allen Tagen
    Und Hafer schmeckt zu jedem Mahl.

    Er zieht an Sonn- und Feiertagen
    Von Haus zu Haus gleich einem Shuttle
    ’nen Landauer als Kutschenwagen
    Und trägt dabei ’nen Damensattel.

    ’ne Pferdedecke ließ er nähen
    Auch hört man oft die Peitsche knallen.
    Und wie ein Gaul lässt er im Gehen
    Die frischen Exkremente fallen.

    Dies‘ alles ward‘ dem Arzte kund
    Und schnell daraus die Diagnose.
    Der Herr läuft oben nicht ganz rund,
    Er hat ’ne tierische Neurose.

    Die Ehefrau – sie fleht ihn an:
    Herr Doktor, geben Sie Ihr Bestes.
    Erlösen Sie ihn von dem Wahn,
    Ein starkes Mittel – und er lässt es.

    Der Seelenarzt, der dieses hört,
    Schüttelt sanft sein weises Haupt.
    Wenn ein Mensch so sehr gestört,
    Selbst man kaum an Heilung glaubt.

    Würde man es doch versuchen,
    Wär’s ein langwier’ger Prozess.
    Honorar wär‘ zu verbuchen,
    Sicherungen bei Regress.

    Wochenlang die Analyse,
    Monate die Pferdekur,
    Frau – Sie kriegen kalte Füße
    Denkt man an die Rechnung nur.

    Doch Frau Schulz sagt nur: Ich freu‘ mich,
    Hoffnungsschimmer für den Mann.
    Keine hohen Kosten scheu‘ ich,
    Doktor gehen Sie gleich ‚ran.

    Geld spielt bei uns keine Rolle
    Ist mein Mann auch sehr versponnen;
    Hat er doch schon dreizehn tolle
    Pferderennen jüngst gewonnen!

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

     

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    Weltweit erkennbar ist der Trend
    Dass man die Frau stets extra nennt.
    Bei Bürgern, Ärzten und Patienten
    Muß „-innen“ man gleichauf verwenden.

    Viel wurd‘ erreicht von den Emanzen
    Nur nicht die Führungskraft beim Tanzen.
    Ein and’res – sprachlich weites Feld
    Ward feminin noch nicht bestellt.
    Es muss die Frauen wurmen sehr
    Die Dominanz der Silbe „ER“.

    Ehr-geiz, Er-lebnis und Er-folg
    Sind doch nicht männliche Domänen
    Wenn ich den Lauf der Welt verfolg‘
    Bestimmen Frauen das Er-gebnis.

    Wenn wir das Ehr-gefühl mal nehmen.
    Das ist nicht solo maskulin
    Frau sollt‘ sich’s „Sie“-Gefühl nicht schämen.
    Der Er –os ist auch feminin.

    Studentinnen fühl’n kein Verlangen
    In Bayern zu immatrikulier’n
    Man könnte aber in Er-langen
    Mit Recht Si -nologie studiern.

    Die Hauptstadt Thüringens zu kennen
    Ist Qual fürs weibliche Geschlecht
    Statt Er-furt – „Sie-furt sie zu nennen.
    Das wär‘ so manch‘ Emanze recht.

    Man möcht‘ als Frau verächtlich zischen
    Und gerne flög‘ man auch nicht mehr fort
    Spricht man(n) stets nur von Air-condition
    Auf einem dominanten Air-Port.

    Die Frau am Steuer – das macht frei.
    Viel schöner als die Wohnung putzen.
    Doch kommt’s zum Unfall mal dabei
    Soll man als „Sie“ den Air-Bag nutzen?

    Was man dem Manne lassen muß
    Zum Trotz der Emanzipation
    Das ist – wenn gut kommt der Er-guss
    Bei kräftig strammer Er-ektion.

    Was wünscht „Sie“ Männern – meistens Strolchen
    Er-kältung, Är-ger und Er-brechen
    Und spricht man auch nicht von Er-dolchen
    Kann man sich mit Er-nährung rächen.

    ’ne contradictio in adjectu
    Und gleich beim Standesamt zu streichen
    Ist Er-ika – der Name schreckt so
    Das „Er“ darin sollt tunlichst weichen.

    Solch eine E(r)radikation
    Vom weiblichen Geschlecht betrieben
    Ruft auf den Plan Opposition
    Wo wär‘ sonst Männerstolz geblieben.

    Jetzt regt im Mann sich der Verstand
    Dass er das „Sie“ im Wort vertreibe
    Ist gegen Sie-mens, Si-mulant
    Und rückt der Sy-philis zu Leibe.

    Auch Si-oux, Si-phon und Si-lage
    Die Sie-ben, Si-nus und Si-zilien
    Dies bringt die Männerwelt in Rage
    Und es sträuben sich die Cilien.

    Der Mann, der mache keinen Är-ger
    Und spiel‘ den wundgeschoss’nen Tiger
    Läuft er auch Sturm wie ein Berserker
    Das Weib bleibt doch am Ende  S i e – ger.

     

    Copyright Dr. Volker Steffen)

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    Seit mehr als zwei Jahren hat uns der Euro fest im Griff.

    Kaum jemand rechnet noch jeden Preis im Stillen in D-Mark um.

    Die deutsche Sprache ist da allerdings viel träger, bzw. der Umgang mit ihr konserviert uns kommerzielle Relikte. Hier wird eisern an der  M a r k  festgehalten – das muss anders werden!

    Denken Sie einmal an die ehemalige Zonengrenze, sie wurde und wird als De m a r k ationslinie bezeichnet, ebenso in der Medizin, hier grenzt sich – z.B. bei diabetischen Durchblutungsstörungen – gesundes von abgestorbenem Gewebe ab – es  d e m a r k iert sich. Wollen wir sprachlich so inkonsequent sein und das Fossil D-Mark erhalten? Ich habe dem Kultusministerium vorgeschlagen, die D e m a r k ation durch die moderne Form  E u r o sation abzulösen. – Und wie steht es dann mit dem Knochen-M a r k?. Knochen-E u r o wäre doch viel besser – oder sollte man die 2 : 1-Umstellung Mark auf Euro ebenfalls berücksichtigen und statt Knochenmark von Knochen-50-Cent sprechen?

    Das etwas volkstümelnde Sprichwort: „Der Schrei des Opfers ging mir durch Mark und Pfennig“ muss ganz klar ersetzt werden durch den Ruf: „Das geht mir durch Euro und Cent!“

    Und wer wollte weiter auf der  M a r q uise von Pompadour bestehen? E u r o -ise von Pompadour klingt doch wahrlich prosaischer.

    Mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt habe ich bereits telefoniert. Er sieht keine Schwierigkeiten bezüglich der raschen Umbenennung der Mark Brandenburg und der Alt-Mark um Stendal.

    Schwieriger wird es mit unseren germanischen Altvorderen, dem Stammes-Verband der  M a r k omannen. Leider sind selbst nach 2002 auf den Markt gebrachte Geschichtsbücher noch nicht durchgehend mit den echten E u r o-Mannen vertraut.

    Bei den Nachfahren von Marco Polo stieß ich auf feindliche Blicke, als durchgesetzt wurde, dass ihr Reiseführer Marc –o Polo eingestampft wird zugunsten der Neufassung als  E u r o –Polo, was ja bei zusammenwachsendem Europa nur von Vorteil wäre.

    Unkomplizierter gestaltete sich ein Handy-Anruf bei Mark Twain auf Wolke 7. Er hatte sich als origineller Schriftsteller bereits von den himmlischen Heerscharen auf Euro Twain umschreiben lassen.

    Prinzipiell nicht dagegen, aber gewisse Schwierigkeiten sehend fand sich der berühmte Maler des „Blauen Reiter“ Franz Marc. Die persönliche Signatur auf seinen Bildern müsste ja in Franz Euro geändert werden. Er fürchtet etwas um den Marktwert seiner Gemälde.

    Der Geheimdienstchef der ehemaligen DDR  M a r k us Wolf sah es dagegen als Chance an, als  E u r o us Wolf diskret unterzutauchen. Beide christlichen Kirchen hadern noch mit dem Gedanken, das  M a r k us-Evangelium auf Dauer auf dem Altar der Sprachentwicklung zu opfern.

    Der römische Kaiser Marc Aurel fürchtet eine Abwertung seiner imperialen Stellung im gesamten Römischen Reich, wenn er als 50-C e n t-Aurel dasteht.

    Dass sich die M a r k(x) isten in Euro-isten umtaufen lassen wollen , dürfte wohl an ihrer gewohnt doktrinären Haltung scheitern!

    Jetzt muss ich selbst den Sprachpuristen entgegentreten, ehe es noch der  M a r k enbutter oder der  M a r g arine an den sprachlichen Kragen geht !!

     

    Copyright Dr. Volker Steffen

     

     

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    Bei Marx und Engels gab es Klassen
    Im Kampf stets um Prestige und Macht.
    Heut‘ trennt der Hass Menschen nach Rassen
    Und hat viel Leid der Welt gebracht.

    Vor einem Flug nach Afrika –
    Ich hatte gerade eingecheckt.
    Hört‘ Weiß und Schwarz ich ziemlich nah
    Mit ’nem Disput, der mich erschreckt‘.

    Der Weiße schwärmt‘ von alten Zeiten.
    Seit die Apartheid sei passé
    Sich Chaos und Gewalt verbreiten.
    D i e  Argumentation tat weh.

    Doch ließ er’s nicht bei Politik
    Geht mit Persönlichem zu weit.
    Es gipfelt dann in der Kritik
    An seines Partners Farbigkeit.

    Doch dieser wehrt sich unerwartet
    Nimmt unsren Weißen ins Visier
    ’nen Conter Coup genial er startet
    Und bleibt moralisch Sieger hier.

    Wie steht es denn so mit euch Weißen?
    Als Baby seid ihr  r o s a r o t.
    Doch auf dem Weg zu Tattergreisen
    Ganz b l i t z e b I a u  bei Atemnot.

    Durch Leberstau bei Hepatitis
    Seid  g e I b  ihr wie ’ne reife Quitte.
    Und wenn das noch nicht ’s End vom Lied is,
    Färbt  g r ü n  der Neid nach alter Sitte.

    Es treibt der Zorn die Zornesröte
    Dem weißen Manne ins Gesicht.
    Manch‘ Allergie bereitet Nöte.
    Macht  r o t e  Flecken, so wie Gicht.

    Bei Schreck wird jeder Weiße  b I a s s
    Ganz ähnlich auch bei Anämie
    Und  I i I a  färbt er sich bei Hass
    Wenn er vor Wut ganz lauthals schrie.

    Wirst du geholzt beim Fußballspiel
    Sind  b I a u e  Flecken zu bestaunen.
    Verfehlst beim Klogang du das Ziel
    Da kommt’s schon mal auch zu ganz braunen.

    Auch Weiße ärgern sich oft  s c h w a r z.
    Vom Schnaps sind sie am Ende  b I a u
    Und durch das Nikotin-Gequarz
    Wirkt mancher im Gesicht ganz  g r a u.

    So zeigt manch‘ Weißer – ungelogen
    ’ne große, bunte Farbpalette.
    Die Farbpracht von ’nem Regenbogen.
    Sie schillern alle um die Wette.

    Der Schwarze lächelt ganz verstohlen
    Doch sieht man seine Augen brennen:
    „Du wagst es – völlig unverhohlen
    M i c h  einen F a r b i g e n  zu nennen!“

     

    Copyright Dr. Volker Steffen