Lesung 1: Wandlungen
(Moderation W.Dinter)
Beginn
Ach, es sind viel zu viele (Klaus Kayser)
Ich traf die Natur
Im kahlen, trockenen Wald
Sie weint
‘Sieh, meine Bäume sterben!’
‘Verdurstet durch Mangel
An Wasser und Regen?’
‘Nein, durch viel zu viele Menschen.’
Ich traf eine Frau
Sie kämpft gegen Gott.
Verliert ihr Kopftuch
‘Hör den Wind des Teufels!’
‘Ein Teufelswind
Verweht das Kopftuch des Engels?’
Nein, es toben zu viele Gottes Wächter.
Ich traf ein Kind
Es bettelt um Essen.
Kann nicht aufrecht gehen.
‘Gefallen im Wüstensand!’
Der Sand der Wüste
Verschluckt Milch und Brei?’
Nein, zu viele werden geboren.
Ich traf eine Mutter
Sie kniet am Grab.
Trauert um ihren Sohn.
‘Erschossen im teuflischen Krieg’
‘Ihr Sohn musste kämpfen
Gegen die Wut eines Dämons?’
Nein, gegen zu viele Teufel im Land.
Ich traf mich selbst
Denke an Trauer und Leid.
Suche was wo gewesen.
‘Die Zukunft verloren’
So fragt mein Geist
‘Gibt es nichts mehr zu tun?’
Ich weiß es nicht.
Viel zu viele färben Wolken blau.
Englisches Küchenlied
Mama ist so fleißig
Ist ein scharfes Weib.
So sorglos froh!
Mama ist so schön
Brüht ihren Kaffee gut.
So sorglos froh!
Mama sucht den Mann
Der rot zur Hölle floh.
So sorglos froh!
Mama küsst den Freund
Erregt mit gleichem Ziel.
So sorglos froh!
Mama ist so glücklich
Herzen schwellen heiß.
So sorglos froh!
English kitchen song
Mama is so busy
Is a spicy girl.
Oh happy oh!
Mama is so pretty
Brews her coffee well.
Oh happy oh!
Mama miss her husband
He escaped to hell.
Oh happy oh!
Mama kiss her lover
Senses connatural.
Oh happy oh!
Mamma is so happy
All hearts run hot and swell.
Oh happy oh!
Der Wandertraum
Ein kleiner, süßer Wandertraum
Mit zottigem, gelb roten Haar
Durchsichtig, ja, ich sah ihn kaum
Wie er gestaltet war
Besuchte mich fast jede Nacht.
Wir sprachen, lachten leise.
Er sagte mir noch zärtlich sacht
Heut gehe ich auf meine Reise,
Auf meine Reise zu den andern
Die ich noch kennen lernen muss.
Nach all dem Tanzen, Krabbeln, Wandern
Komm ich zu dir zurück zum Schluss
Und werde dir die Traumgeschichten
Genau und wahrheitstreu berichten.
Ich verlasse dich jetzt mäuschenschnell.
Du wachst jetzt auf, es wird schon hell.
Ich war noch müde, war kaum wach
War er schon wieder da:
Oh weh, oh weh, oh plumps, oh ach
Höre nur, was mir geschah:
Ich erreichte nicht den Wanderzug.
Am Bahnhof wurde demonstriert.
Ein Engel fing mich ein im Flug
Hat mir die Haare abrasiert
Und brachte mich zum großen Herrn.
Der schnarchte heilig weich
Und träume mich als Friedensstern
In seinem Himmelreich.
Herr rief mir zu: Zurück zur Erde
Du kahl geschorener Wandertraum
Auf das dort Frieden, Freiheit werde
Allein, ich weiß, ich glaub es kaum
Ich sehe doch, was wirklich ist!
Meine Engel helfen nicht!
Du Wandertraum, du bleibst, du bist
Mein gesalbtes Friedenslicht.
Lass wenigstens die Menschen träumen
Von dem was unerreichbar weit.
Lass Träume ihren Hass umsäumen
Bevor zum Töten sie bereit
Sich selbst und auch dich Traum vernichten. –
So bin ich wieder hier bei dir.
Ich bitte dich, du sollst berichten
Von deinem Wandertraum, von mir.
Wenn Teufel träumen
Wenn Teufel träumen, wird es dunkel,
Das Licht vergilbt im Morgengrau.
Es gibt ein Raunen, ein Gemunkel,
Niemand weiß es so genau,
Dass in der Hölle tiefsten Schlot
Sich Träume dort zusammen finden,
Die Engeln gleich, in höchster Not
Ein grausam Traumgewand sich binden
Den Teufeln in die Augen tropfen
Damit diese, dem Brauen gleich
Den bitteren Geschmack des Hopfen
Einträumen in ihr Teufelsreich.
Sie winden sich dann Angst umwoben
Das Gewebe schnürt den Atem zu
Die Gedärme fangen an zu toben
Aus ist es mit der Teufelsruh.
Unausgeschlafen, froh noch am Leben
Das alles war doch nur ein Traum
Ein Teufelstraum, doch deshalb, eben
Ja man denkt, versteht es kaum
Wird gleich das Böse neu geboren
Gemeinheit in die Welt gesetzt
Ein neues Opfer auserkoren,
Um die weite Welt gehetzt.
Gemartert mit Elektroschock
Dass Angst in Herz und Seele wächst.
Traum treibt den bösen Teufelsbock:
Mein Gott, die Welt, ist sie verhext?
Gleicht sie einem Teufelstraum?
Wer träumt uns unsere Teufel aus?
Sind wir nur ein Sahneschaum
In einem irren Teufelsschmaus?
Ich kann dir auf diese Fragen
Keine gute Antwort sagen.
Vielleicht ruft man in tiefster Nacht:
Aufwachen! Du, hei, aufgewacht!
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