Schlagwort: Altertum

  • The earliest presentations of Asklepios on coins and Hippocrates

    Zusammenfassung: Die frühesten Münzen mit Darstellung des Asklepios stammen aus der thessalischen Stadt Larissa und werden auf das 5. Jh. v. Chr. datiert. Sie können in fünf verschiedene Typen klassifiziert werden. Typ 1 zeigt Asklepios stehend. In der ausgestreckten rechten Hand hält er eine Schale, die er einer Schlange hinreicht, die sich aus hohem Gras oder Schilfrohr aufrichtet. Diese Darstellung ist singulär. Die anderen vier Typen stellen Büsten des Asklepios dar. Es können zwei verschiedene Darstellungen unterschieden werden: A. In der auch später üblichen kanonischen Weise mit vollem Haar und B. mit Haartracht und Gesichtszügen, wie sie sich sonst nicht in der Literatur finden. Die Zeit der Prägung der Münzen fällt in die Lebenszeit Hippokrates´, des bedeutendsten Arztes seiner Zeit, der wahrscheinlich Bürger Larissas war und bei Larissa begraben wurde. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass das Bildnis Hippokrates´ für die Darstellung des Asklepios Pate stand. Diese Hypothese wird durch den Vergleich von antiken Portraits des Hippokrates mit den Asklepiosmünzen aus Larissa sowie durch Entkräftung alternativer Erklärungsmodelle bestärkt.

    Schlagworte: Asklepios, Portrait, Larissa, Thessalien, Münzen, Hippokrates

    Summary: The earliest coins with presentations of Asklepios origin from the Thessalian city of Larissa and are dated into the 5th century BC. Five different types of coins are known. Type 1 shows Asklepios standing. In his outstretched right hand, he holds a patera, which he offers to a serpent erecting from high grass or reed. This presentation is singular. The other 4 types represent busts of Asklepios. Two different presentations can be discriminated:  A. the canonical mode which is common also in later times and B. with hairstyle and facial features not found elsewhere in literature. The time when the coins were minted was within the lifetime of Hippocrates, the most famous physician of his times, who probably was citizen of Larissa and was buried near to Larissa. It is hypothesized, that the portrait of Hippocrates was the inspiration for the depiction of Asklepios. The hypothesis is fortified by comparing ancient portraits of Hippocrates with the Asklepios coins from Larissa and by invalidation of other explanatory models.

    Key words: Asklepios, portrait, Larissa, Thessaly, coins, Hippocrates

    Die Obole des 5. Jh. v. Chr. aus Larissa in Thessalien erzählen Geschichten und weisen eine originelle Formgebung auf. So finden sich Motive wie die Sandale des Jason[1] oder die Ball spielende Quellnymphe Larissa (1). Ein Rätsel stellen die Darstellungen des Asklepios dar, deren Datierung von der Mitte des 5. Jh. bis 344 v.Chr. angegeben wird. Danach wurden über 300 Jahre keine Münzen des Asklepios mehr in Larissa geprägt (1, 2). Wie kam es zu diesen Darstellungen mit den frühesten des Asklepios überhaupt? Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen werden. 

    Thessalien gilt als Geburtsort des Asklepios und Ursprung des Asklepioskultes. Erst später wurde dieser Ursprung nach Epidauros verlegt und der Mythos entsprechend umgeschrieben (3, 4). In Trikka, ca. 60 km westlich von Larissa gelegen, stand nach Homer bzw. Strabo (5, 6) der älteste Tempel des Asklepios, es wird angenommen, dass der Kult dort bis mindestens bis auf das 7 Jh. v. Chr. zurückgeht (4). Die frühesten Münzen des Asklepios aus Trikka wurden allerdings deutlich später als die von Larissa geprägt (Ende des 4. Jh. v. Chr.) und weisen einen komplett anderen Typus auf, die ersten Münzen des Asklepios aus Epidauros wurden um 350 v. Chr. geprägt (1). Von Larissa ist in den antiken Schriften nichts über einen frühen Asklepioskult erwähnt. Was also verband Larissa mit Asklepios?

    Die Literatur und Quellenlage hierzu ist dürftig. Herrmann nennt zwei Typen von Silbermünzen des Asklepios (eine stehend, die andere eine Büste, Abb. 1 und 2) und gliedert sie anhand Münzfuß, vergleichender Studien und stilistischer Merkmale in Stufe III Gruppe F und G seiner Systematik (datiert 435-400 v. Chr.) ein (2). Überlegungen zu dem Motiv finden sich jedoch nicht. Münzen mit inkusem Quadrat wurden in Thessalien vor 400 v. Chr. geprägt (1, 2). Bernhard schreibt (in 7, S.16) zu den beiden Münzen: „Mitunter trägt der Gott einen sehr langen, vollen Bart, wie wir es auf zwei Silbermünzen von Larissa in Thessalien sehen.

    Pausanias erzählt uns einer auffallend langbärtigen Statue des Asklepios: 70 Stadien von Thitorea ist ein Tempel des Asklepios mit dem Namen Archagetas. Er genießt bei den Thitoreern und in gleichem Masse bei den anderen Phokern Verehrung; innerhalb des heiligen Bezirkes haben die Hilfesuchenden und die Sklaven des Gottes ihre Wohnungen; in der Mitte steht der Tempel und das Bild von Marmor mit einem wohl 2 Fuß langen Barte (Paus. X. 32,12)“. Weiterhin fügt er an (S.16): „Die auf Münzen abgebildeten Büsten und Ganzfiguren des Asklepios, sowohl des stehenden als des thronenden, sind wohl durchgehend Statuen oder Reliefs entnommen.“

    Anschließend (S.16,17) wird über die typischen Darstellungen des stehenden Asklepios ausgeführt: „Die Haltung ist ein ruhiges Dastehen, selten der Moment des Ausschreitens; der Kopf leicht vorgeneigt, die Füße sind meist beschuht.“ Nach Thraemer werden fünf verschiedene Typen des stehenden Asklepios geschildert.[2] Zur Illustration dienen Münzen aus römischer Zeit. Leider werden die Münzen aus Larissa von Bernhard fälschlich in das 4. Jh. v.Chr. datiert, und es wird dadurch übersehen, dass es sich um die frühesten Münzen des Asklepios handelt. Zudem wurde von ihm die Tatsache nicht gewürdigt, dass ein stehender Asklepios, der sich mit der linken Hand auf den langen Stock stützt und mit der rechten einer Schlange eine Schale hinreicht zu keinem der fünf Schemata passt. Auch sonst finden sich in der umfangreichen Darstellung zu Münzbildern des Asklepios bei ihm keine ähnlichen Darstellungen. Die früheste Darstellung des Asklepios ist tatsächlich singulär.

    Die besondere Stellung dieser Münze wurde dagegen von Hart erkannt: „History assigns Epidauros and Tricca as the original sites of Asclepian temple medicine. However, numismatic precedence goes to Larissa in Thessaly where a coin of 450-400 BC shows Asclepius feeding a serpent. This indicates that it was here that the medical cult first gained sufficient prominence to appear on coins, whereas Tricca portrayed the god of medicine in 400-344 BC and Epidauros in 370 BC. The Triccan and Epidaurean sanctuaries certainly existed before these dates, but Asclepios did not possess significant stature to appear on coins” (8, S.80). Auch Riethmüller (4) stellt in seinen umfangreichen Studien zu Asklepios fest, dass Tempel, Weiheinschriften und Statuen mit Bezug zu Asklepios aus früher Zeit in Thessalien weitgehend fehlen und den Obolen aus Larissa neben den wenigen schriftlichen Zeugnissen für den Nachweis eines frühen Asklepioskultes in Thessalien von entscheidender Bedeutung ist.

    Abbildung 1a

    Abbildung 1b         

    Abbildung 1a, b. Typ I der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Sie zeigt den Halbgott stehend nach rechts, bekleidet mit einem Himation, das rechte Bein etwas angewinkelt bzw. übergeschlagen. Mit der linken Hand stützt er sich auf einen langen Stock, das Symbol des freien Bürgers und des Wanderarztes. Mit der ausgestreckten rechten Hand reicht er eine Phiale einer Schlange. Die Schlange erhebt sich aus einem Feld von 5 nicht ganz parallelen vertikalen Linien (1a), die zumeist als Schilfgras bezeichnet werden (1b).[3] Die ganze Darstellung befindet sich in einem inkusen Quadrat. Der Kopf des Asklepios trägt einen Vollbart, die Haare sind am Scheitel glatt. Die Umschrift lautet ΛAPISA. Auf der Vorderseite ist ein nach rechts trabendes Pferd dargestellt, darüber ein 8-strahliger Stern und unter dem Pferd eine Pflanze mit zwei vom Boden beginnenden Blättern und einer Blüte auf einem sich gerade zwischen den Blättern erhebendem Stängel. 

    In Abb. 1 und 2 hat Asklepios keinen besonders auffallend langen Bart. Die Entfernung von 170 km (ca. 920 Stadien) zwischen Larissa und Tithorea und dass Phoker und nicht Thessalier angesprochen sind, sprechen zudem dagegen, dass sich das Pausanias-Zitat auf die frühen Asklepiosdarstellungen in Larissa beziehen können.

    Bei eingehender Recherche finden sich neben den genannten zwei Typen weitere drei unterscheidbare Typen von Asklepiosmünzen aus Larissa. Es ist erstaunlich, dass mehr als 50 Jahre vor Epidauros in Larissa eine ganze Serie von Münzen mit Darstellungen des Asklepios aufgelegt wurde. Von den insgesamt fünf Typen sind voerals Silbermünzen (Obole, genauer Trihemiobole), einer als Dichalkon (Bronzemünze) geprägt (1).

    A

    Abbildung 2a

    Abbildung 2b

    Abbildung 2a, b. Typ II der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ II, ebenfalls mit inkusem Quadrat und auf 430-400 v.Chr. datiert, zeigt die Büste des Asklepios (Kopf und einen Teil des Oberkörpers) im Profil nach rechts. Er ist mit einem Himation bekleidet, trägt einen Vollbart, das rechte Ohr ist frei, die Augen sind relativ schmal. Die Haare im Nacken sind nur leicht gewellt, das Scheitelhaar ist glatt. Er trägt einen Lorbeerkranz. Rechts vor ihm ringelt sich S- (1a) bzw. ᴤ- (1b) förmig aufgerichtet eine Schlange. Die Umschrift lautet ΛAPI(SA). Auf der Vorderseite ist ein Stierhuf auf einem Schild mit doppeltem Perlkranz dargestellt.[4] 

    Abbildung 3a.

    Abbildung 3b.

    Abbildung 3a, b. Typ III der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ III zeigt den Kopf und Teile des mit Himation bekleideten Oberkörpers des Asklepios im Profil nach rechts mit Vollbart, langem welligem Haar und Lorbeerkranz. Das Ohr ist vom Haar bedeckt, der Kopf ist im Verhältnis zur Münze größer als bei Typ II, entsprechend nimmt die Schlange rechts vom Kopf des Asklepios einen geringeren Raum ein und ist mehr gestreckt als bei Typ II. Die im Verhältnis größere Augenpartie, die niedrigere Stirn und die muskulöseren Oberarme unterscheiden sich darüber hinaus von Typ II. Typ III wird ebenfalls auf vor 400 v.Chr. datiert (inkuses Quadrat).

    Abbildung 4

    Abbildung 4. Typ IV der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Typ IV ist bisher erst mit drei Exemplaren belegt (9) und in der älteren Literatur nicht erwähnt (1). Er zeigt Kopf und gesamten, mit Himation bekleideten Oberkörper des Asklepios im Profil nach rechts mit Vollbart und langem, welligem Haar an den Schläfen und dem Hinterkopf. Das Ohr ist vom Haar bedeckt, das Scheitelhaar erscheint ähnlich wie bei Typ II. Der linke Unterarm ist angewinkelt, in der linken Hand hält er etwas, das als Strauß von Kräutern interpretiert wird, aber bisher mangels besser erhaltener Exemplare nicht genau identifiziert werden konnte. Eine Schlange ist nicht dargestellt. Die Vorderseite zeigt den Kopf der Nymphe Larissa nach rechts. Da die Münze kein inkuses Quadrat aufweist, wird sie nach 400 v.Chr. datiert (356-342 v.Chr.)(9).

    Abbildung 5a

    Abbildung 5b

    Abbildung 5a, b. Typ V der Münzen mit Darstellungen des Asklepios aus Larissa. Bei Typ V handelt es sich um eine Bronzemünze (Dichalkon). Sie zeigt den Kopf des Asklepios mit Vollbart und langem, welligem Haar im Profil nach rechts sowie den oberen Teil des Oberkörpers. Der Hals ist auf den meisten Exemplaren auffällig kurz. Das Ohr ist zumeist von Haar bedeckt, wie auf den anderen Darstellungen trägt er einen Lorbeerkranz. Von der Schlange ist nur der obere, nur leicht S-förmig gekrümmte Teil zu sehen. Die Vorderseite zeigt den Kopf der Nymphe Larissa nach links. Die Münze wird auf 400-344 v.Chr. datiert (1).

    Insgesamt unterscheidet sich Typ II von Typ III (und V) insofern, als die Haare weniger gewellt sind, das Ohr frei ist, der Lorbeerkranz anders gerichtet ist und die Augenpartie und die Stirn anders geformt sind. Typ III und V sind in Bezug auf das Porträt und die Schlange ähnlich, allerdings ist der Kopf von Typ III länger als bei Typ V und der Oberkörper wirkt bei Typ V, insbesondere im Vergleich zu Typ III, verkümmert. Typ IV fällt etwas aus dem Rahmen, da keine Schlange abgebildet ist, von der Büste des Asklepios her entspricht er eher Typ II. Spätere Münz-Darstellungen aus Epidauros und seinen Einflussgebieten in Kos und Pergamon zeigen das Porträt des Asklepios ähnlich Typ III (und V) ebenfalls bekränzt, mit lockigem Haar, großen Augen und deutlich unterschieden zu Typ II (Abbildung 6-7).

    Abbildung 6a

                                                                                                                                                        

    Abbildung 6b

    Abbildung 6a, b. AR Hemidrachmen aus Epidauros, ca. 250 v.Chr. Vorderseite mit belorbeertem Kopf des Asklepios nach links.

    Abbildung 7. AR Tetrobol aus Kos, 200-180/170 v.Chr. Vorderseite mit Kopf des Asklepios nach rechts. 

    In der Zeit der Prägung der Asklepiosmünzen von Larissa lebte der bedeutendste Arzt seiner Zeit, Hippokrates. Seine Lebenszeit wird von ca. 460-370 v.Chr. angenommen (10). Er ist in Kos aufgewachsen und wurde von seinem Vater als Arzt ausgebildet.  Wahrscheinlich um 420 v.Chr. verließ er Kos dauerhaft (11). Ziel war Thessalien, das Ursprungsgebiet des Asklepios und Geschlechtes von Ärzten, die sich als Nachfahren des Asklepios ansahen. Hippokrates verstand sich als ein solcher Asklepiade, d.h. direkter Nachfahre des Asklepios (11, 12). Seine Söhne Thessalos(!) und Drakon begleiteten ihn. Er wirkte in Nordgriechenland als Wanderarzt an zahlreichen Orten und wurde wahrscheinlich Bürger Larissas, wo er im Alter von ca. 90 Jahren starb. Auf seinem Grabmal, etwas nördlich von Larissa gelegen, befand sich folgende Inschrift:

    „Der Thessaler Hippokrates, Koer von Herkunft, ruht hier,
    aus der Wurzel des unsterblichen Phoibos hervorgegangen.
    Zahlreiche Krankheiten hat er bezwungen mit den Waffen der Hygieia.
    Ruhm hat er bei vielen erlangt, nicht durch Glück, sondern durch seine Kunst“(13)

    Aus dieser Inschrift, wie auch aus Erwähnungen bei Platon und Aristoteles (11, 12), dürfte als sicher gelten, dass er bereits zu Lebzeiten der bedeutendste Arzt seiner Zeit war. Schon als er Kos verließ war er weithin bekannt und Chef des Arztadels von Kos (11). Hieraus lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit schlussfolgern, dass sein Wirken in Larissa Auswirkungen auf die Stadt hatte und ihr selbst zu Bekanntheit, wenn nicht gar Ruhm verhalf. Um Bürger einer thessalischen Stadt zu werden („Der Thessalier Hippokrates…“) musste er mehrere Jahre dort gelebt haben. In Larissa, so darf man annehmen, traf er auf eine seit mehreren hundert Jahren mehr oder weniger lebendige Asklepios-Tradition.

    Es sei daher die Hypothese aufgestellt, dass die frühesten Münzen des Asklepios mit dem Wirken des Hippokrates in Larissa zusammenhängen. Es kann vermutet werden, dass die Anwesenheit Hippokrates die vorbestehende Asklepios-Tradition beflügelt hat und ihr mit der Prägung von Asklepios-Münzen ein starkes Zeichen gesetzt werden konnte.  Für die Hypothese sprechen:

    1. der zeitliche Zusammenhang: Die Prägung der Typen I, II und III fielen mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit in die Lebenszeit des Hippokrates. Wenn die Angabe stimmt, dass er ca. 420 v. Chr. Kos verlassen hat (10) war er bei Ankunft in Thessalien ca. 40 Jahre alt. Die Prägung der Typen I, II und III fällt in diese Zeit. Die späteren Typen IV und V fielen sehr wahrscheinlich ebenfalls in seine Lebenszeit oder in die Zeit wenige Jahre nach seinem Tode. Später wurden über Jahrhunderte keine Münzen des Asklepios mehr in Larissa geprägt. 
    2. Die Bedeutung des Hippokrates schon in damaliger Zeit, bereits um 420 v. Chr. war er ein berühmter Arzt.[5]
    3. Fehlende andere Erklärungen, insbesondere keine die Zeiten überdauernden schon vorherigen Zeugnisse eines starken Asklepioskultes (Tempel, schriftliche Zeugnisse, Kultbild, etc.

    Auch Riethmüller sieht einen möglichen Zusammenhang zwischen dem langjährigen Aufenthalt des Arztes und Asklepiaden Hippokrates in Larissa wird und dem dortigen Asklepioskult (4, Band II, S. 304-305), allerdings ohne näher darauf einzugehen.  Münzbilder stellten im antiken Griechenland für die Städte eine wichtige Visitenkarte dar. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Themen auf Münzen nicht beliebig, sondern mit wesentlichen jeweiligen Charakteristika tief verbunden waren. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie die Motivgestaltung auf den Asklepiosmünzen von Larissa verstanden werden kann.

    Woher waren auf den griechischen Münzen die Darstellungen von Göttern, Halbgöttern, Nymphen etc. inspiriert? Häufig orientierten sie sich an bekannten Kultbildern, die quasi einen Idealtypus darstellten, so z.B. die in römischer Zeit auf Münzen typische Darstellung des Aesculap mit der sich an einem Stab emporwindendenden Schlange, die in römischen Kopien von Statuen des Asklepios aus dem 5. Jh. v.Chr. überliefert sind (14)(Abbildung 8).

    Andererseits hatten die Stempelschneider auch künstlerische Freiheiten und dürften sich, wie auch später in der bildenden Kunst, menschlicher Modelle für ihre Motive bedient haben.

    Abbildung 8. Marmorstatue des Asklepios. Römische Kopie nach einem griechischen Original des 5 Jh. v.Chr.

    Typ I und II der Asklepiosmünzen aus Larissa erscheinen miteinander verwandt, insofern die Darstellung des Kopfes mit längerem Vollbart und glattem Scheitel ähnlich sind. Typ II wirkt wie ein Ausschnitt von Typ I, indem nur Kopf und Oberkörper des Asklepios sowie die Schlange gezeigt sind, das Schilfgras aus dem die Schlange kommt, der Stab auf den sich Asklepios stützt und die Interaktion, das Hinreichen einer Phiale (zur Fütterung?) zu der Schlange, werden bei Typ II weggelassen. Insofern bietet Typ I möglicherweise das szenische Bild, die Hintergrundserklärung für Typ II und man könnte annehmen, dass die beiden Typen programmatisch zusammengehören. Für den kundigen Zeitgenossen dürfte die szenische, interaktive „Geschichte“ auch wenn nur Kopf und Oberkörper des Asklepios sowie die Schlange zu sehen waren, klar gewesen sein.

    Die Darstellung von Typ I ist, wie bereits erwähnt, singulär und findet sich nach eingehender Recherche (15, 16) sonst nicht Münzen, auf Weihe- oder Grabreliefs oder Statuen. Auch Riethmüller (4, Band I S. 96) schreibt, dass die Darstellung des stehenden Asklepios aus Larissa (Abbildung 1) beispiellos ist und weder auf Münzen noch in Relief- oder Rundskulptur Parallelen hat. Dass sie einem nicht mehr vorhandenen bzw. in keiner Kopie erhaltenen Kultbild entstammt ist nach meiner Ansicht eher unwahrscheinlich, da ein solch auffälliges Kultbild oder ein Tempel der ein solches Kultbild enthält, von den antiken Schriftstellern erwähnt worden wäre aber auch dadurch, dass eine räumlich so komplexe Szene (stehender Asklepios, langer Arm zur Schlange, Schilfgras) sich schlecht für ein Kultbild eignet. Aus Trikka, wo der wohl älteste Tempel des Asklepios stand, sind Münzen eines wiederum anderen Typs bekannt, die vom Ende des 4 Jh. v.Chr. stammen (Abbildung 9) und ebenfalls singulär sind (4). Hier ist Asklepios auf einem Stuhl sitzend, die aufgerichtete Schlange mit einem Vogel fütternd, dargestellt, möglicherweise das Motiv des Kultbildes aus dem frühesten Tempel (4). Für die bekannten Münzen des Asklepios aus Epidauros (Abbildung 10) ist nachgewiesen, dass es sich um die Darstellung eines Kultbildes handelt. Interessant ist, dass das Prinzip der Interaktion, Asklepios nährt die Schlange, bei Typ I von Larissa und der Asklepiosmünze von Trikka, dasselbe ist. Das nährende Prinzip geht ja später auf Hygieia über, während Asklepios vielmehr als Beherrscher der Schlangenkräfte (Schlange windet sich an seinem Stab empor) dargestellt wird.

    Abbildung 9. Trichalkon aus Trikka vom Ende des 4. – Anfang 3. Jh. v. Chr. Kopf der Nymphe Trikke nach rechts / Asklepios nach rechts sitzend, füttert Schlange mit einem Vogel.

    Wenn die gängigen Interpretationen der Schlange als chtonisches Weisheitssymbol zutreffen (17), könnte die Szene auf Typ I folgendermaßen interpretiert werden: Der göttliche Arzt, Mensch (Darstellung mit dem Stock des Bürgers) und sterbliche Halbgott verbindet sich pflegend, nährend mit den Kräften der Erdweisheit, die in Form der Schlange aus dem Element des Feuchten, schwer Durchdringlichen (Schilfgras) emporsteigt. Die Schlange kann Krankheit hervorrufen, sich mit der Schlange verbinden kann helfen Krankheit zu überwinden und Erkenntnis der Heilung bringen. Solch ein Sinnbild wäre wohl auch mit dem Weltbild eines Asklepiaden vereinbar, der eine „göttliche Krankheit“ nicht anerkennen kann (18) aber durchaus in seinen Schriften einen tiefen Bezug zum Wirken des Göttlichen im Menschen und der Natur erkennen lässt. Ob Hippokrates am Entwurf der Münzbilder von Typ I und II beteiligt war, lässt sich natürlich nicht zweifelsfrei nachweisen. Es gibt allerdings auch keinen triftigen Grund, der dagegenspräche und somit kann der Zusammenhang der frühesten Münzen des Asklepios mit Hippokrates mit gewisser Wahrscheinlichkeit behauptet werden.  

    Abbildung 10. Drachme aus Epidauros um 250v.Chr. mit Darstellung des Kopfes Apollons (Vater des Asklepios) mit Lorbeerkranz und dem nach links thronenden Asklepios der die Hand über den Kopf einer sich frei empor ringelnden Schlange hält. Unter dem Thron liegt ein Hund (typisch für Epidauros, da der Hund dort in der Asklepiosmythologie eine wichtige Rolle als Entdecker des Asklepioskindes spielte. Die Darstellung auf dieser Münze gilt als Nachbildung der berühmten Asklepiosstatue des Thrasymedes (7).

    Auffällig ist, dass die frühesten Münzen des Asklepios aus Larissa zwei deutlich unterschiedliche Portraits (Typ II und Typ III bzw. V) zeigen. Typ III bzw. V entsprechen eher dem „typischen“, dem Zeus ähnlichen Bildnis des Asklepios mit langem, vollem Haar, wie es auf zahlreichen Kultstatuen überliefert ist (vgl. Abb. 6-8).[6] Typ II weicht von diesem Stil deutlich ab.

    Könnte das Bildnis Hippokrates´ für diesen Typ II Pate gestanden haben? Portraits auf Münzen setzten sich im Verlauf der griechischen Geschichte erst allmählich in hellenistischer Zeit durch (19), menschliche Portraits für Götterfiguren galten als Blasphemie. Allerdings war Asklepios kein Gott in vollem Sinne, sondern sterblicher Halbgott, bei Typ I ist er mit dem Stock als typischem Attribut des griechischen Bürgers dargestellt. Am Übergang vom 5. zum 4. Jh.v.Chr. wurden erstmals individuelle Portraits von herausragenden Persönlichkeiten wie Sokrates und Platon in Stein angefertigt (19). Auch Portraits auf Münzen wurden schon aus dem 5. Jh.v.Chr. vermutet, lassen sich allerdings nicht genau nachweisen.[7] Es wäre für die Zeitumstände somit zwar ungewöhnlich aber nicht völlig ausgeschlossen, dass ein Portrait mit individuellen Zügen auf einer Münze vorkommt. Es hat zudem eine gewisse Logik anzunehmen, dass die Züge des Asklepios zumindest eine Ähnlichkeit mit denen des berühmten Bürgers der Stadt und als Asklepiade Nachfahre des Halbgottes tragen sollten. Von Hippokrates gibt es verschiedene erhaltene Portraits, die allerdings erst nach seinem Tode in hellenistischer Zeit angefertigt wurden und in römischer Zeit kopiert wurden (Abbildung 11, 12), sie sind dadurch nur beschränkt aussagekräftig.

    Abbildung 11. Römische Kopie eines Bildnisses des Hippokrates aus hellenistischer Zeit. Darunter Ausschnitt von Typ II aus Abbildung 2.

    Abbildung 12. Kopie der als echt angesehenen Hippokratesbüste aus Ostia. Nase und Teile des rechten Ohres sind restauriert (20)

    Darstellungen des Hippokrates zu seiner Lebenszeit sind bisher nicht bekannt. Die längliche Kopfform, die vom Nasensattel nach lateral ansteigenden Augenbrauen, Nase, Mund und Augenpartie und der glatte Scheitel in Abbildung 11 und 12 sind gut vereinbar mit Typ II aus Larissa, Bart und Haartracht sind allerdings unterschiedlich.

    Eine Münze aus Kos, die das Bildnis des Hippokrates trägt, was an der Umschrift ersichtlich ist, stammt von der 2. Hälfte des 1. Jh.n.Chr. also mehr als 500 Jahren nach seinem Tod (Abbildung 13). Sie ist allerdings wohl auch nach einem Bildnis aus hellenistischer Zeit angefertigt (21). Kopfform und einige Details (Ohr frei, Haaransatz an der Stirn, Haare am Scheitel glatt) passen gut zur Darstellung von Typ II.

    Abbildung 13. Bronzemünze von Kos aus der römischen Kaiserzeit. Vorderseite mit Kopf des Hippokrates nach rechts, schlangenumwundener Stab rechts, Legende: III „HIP[POKRATES]“. Rückseite Schlangenstab. Legende: KOION. BMC Caria and Islands: 216, no. 216, Tafel XXXIII, 7

    Zur etwa selben Zeit wurde in Kos auch eine Münze des Asklepios geprägt (Abbildung 14). Sie zeigt ihn mit gelockten, vollen Haaren, die das Ohr bedecken. Diese Darstellung entspricht mehr dem Typ III bzw. V aus Larissa.

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    Abbildung 14. Bronzemünze von Kos aus der Kaiserzeit. Vorderseite mit belorbeertem Kopf
    des Asklepios nach rechts, Schlangenstab rechts. Legende: ‚ASKLEPIOS‘. Rückseite mit verschleierter, sitzender weiblicher Figur, die das Kinn in die rechte Hand stützt und nach links blickt. Legende: KOION. BMC Caria and Islands: 214, no. 204, Tafel XXXIII, 7.

    Auch politisch war Hippokrates nach aller Wahrscheinlichkeit gut vernetzt, schon von Kos aus sollen gute Beziehungen zum Königshaus von Makedonien bestanden haben. Der Legende nach soll er den Makedonenkönig Perdikkas II (gestorben 413 v. Chr.) geheilt haben. Vom 5. Jh. v. Chr. bis zum Ende der Selbständigkeit 344 v. Chr. herrschten die Aleuaden in Larissa und der Umgebung der Stadt. Während der Perserkriege kämpften Teile der Familie auf Seiten der Perser. Sie wurden daher von den Persern und später von den Makedoniern protegiert und blieben mit deren Hilfe an der Macht (22). 344 v.Chr. wurde Thessalien dann allerdings dem Makedonenreich angegliedert und die eigenständige Münzprägung hörte auf.

    Auch wenn Portraits auf Münzen im ausgehenden 5 Jh.v.Chr. noch nicht Usus waren, sprechen doch einige Gründe dafür, dass Typ II der Asklepiosdarstellungen von Larissa vom Aussehen des Hippokrates inspiriert waren und wir damit die früheste zumindest dem Hippokrates ähnliche Abbildung vor uns haben.

    1. Typ II unterscheidet sich deutlich von den typischen Asklepiosdarstellungen auf Kultstatuen, den Münztypen III und V sowie von späteren Münzen.
    2. Typ II hat Ähnlichkeit mit Darstellungen des Hippokrates auf römischen Büsten und Münzen nach Kopien aus hellenistischer Zeit.
    3. Hippokrates war Asklepiade und zur Zeit der Prägung von Typ II ein sehr bedeutender Arzt, der in Thessalien wirkte.
    4. Hippokrates war auch politisch gut vernetzt.

    Die namentliche Nennung wie auf der Münze mit Darstellung des Hippokrates aus der römischen Kaiserzeit (Abbildung 13) ist im 5. Jh. v. Chr. nicht zu erwarten, die Bilder sprachen für sich, nur die Städtenamen wurden angegeben. Dass weitgehend zeitgleich zwei unterschiedliche Typen des Asklepiosportraits in Larissa geprägt wurden, könnte damit erklärt werden, dass Typ III und V kanonisch waren, d.h. den schon damals vorhandenen Kultstatuen des Gottes entsprachen und Typ II auf die lokale Besonderheit, eben die Bedeutung Hippokrates` für Larissa, zurückzuführen sind.

    Dass die Forschung diesen zugegeben etwas spekulativen Zusammenhang bisher nicht aufgegriffen hat könnte u.a. daran liegen, dass die frühesten Münzen des Asklepios aus Larissa selten (23) wenig spektakulär und zumeist nur mäßig erhalten sind und daher teilweise übersehen wurden. So wird Typ II in einer ansonsten guten Übersichtsarbeit über Darstellungen des Asklepios und medizinischen Themen auf antiken Münzen nicht erwähnt (8). Die Seltenheit könnte auch dafür sprechen, dass die Münzen nur für kurze Zeit geprägt wurden. Die besondere Konstellation mit dem Sujet eines sterblichen, aus Thessalien stammenden Halbgottes und der Anwesenheit eines göttlichen, d.h. aus „der Wurzel des unsterblichen Phoibos hervorgegangenen“ Arztes in der Stadt Larissa mag dazu geführt haben, die Verschmelzung der beiden zu wagen.

    Literatur

    1. Head, Barclay: Historia Numorum. A Manual of Greek Numismatics. Thessaly, 290-295. Oxford At The Clarendon Press, 1911. Zugriff unter http://snible.org/coins/hn/

    2. Herrmann, Fritz: Die Silbermünzen von Larissa in Thessalien. Zeitschrift für Numismatik, XXXV (1925), 1-69 sowie 8 Tafeln

    3. Aston, Emma: Asclepius and the Legacy of Thessaly.  The Classical Quarterly 2, Vol. 54/1 (2004), 18-32.

    4. Riethmüller, Jürgen W. Asklepios, Heiligtümer und Kulte. Band I und II. Verlag Archäologie und Geschichte Heidelberg, 2005

    5. Homer: Ilias. II Gesang, Verse 729-733.

    6. Strabo: Geographica. XIV 1,39.

    7. Bernhard Oskar. Griechische und römische Münzbilder in ihren Beziehungen zur Geschichte der Medizin. Verlag Orell Füssli, Zürich, 1926

    8. Hart, Gerald: Ancient coins and medicine. Canadian Medical Association Journal 94 (1966), 77-89.

    9. Classical Numismatic Group, LLC: Auktion Triton XV vom 03.01.2012; Los 276. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=198897

    10. Kudlien, Fridolf: Hippokrates von Kos. In: Ziegler, Konrat; Sontheimer, Walther (Hrsgg.): Der kleine Pauly 2, 1169. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1979.

    11. Brockmann, Christian: Hippokrates: Seine Orte, seine Wissenschaft. Gegenworte 16 (2006), 78-83. https://edoc.bbaw.de/files/1255/17_brockmann.pdf

    12. Platon: Protagoras 311

    13. Anthologia Graeca VII 135. übersetzt In: Flashar, Hellmut: Hippokrates, Meister der Heilkunst. C.H. Beck (2016), 29.

    14. Eckart, Wolfgang: Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. (Kapitel 1, 6). Springer, 8. Aufl. 2017

    15. Digital LIMC, eingesehen unter https://weblimc.org/page/home/Asklepios

    16. Weisser, Bernhard. Asklepios auf antiken Münzen in Epidauros, Athen und Pergamon. In: Wunderheilungen der Antike: von Asklepios zu Felix Medicus; Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung der Humbildt-Universität zu Berlin und des Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité; Tomas Lehmann (Hrsg). Oberhausen Athena (2006); 62-81

    17. Keréni, Karl: Der göttliche Arzt. Studien über Asklepios und seine Kultstätten. Hermann Gentner Verlag Darmstadt 1956

    18. Flashar, Helmut. Hippokrates Meister der Heilkunst. C.H.Beck 2016

    19. Pangerl, Andreas: 400 Years of Hellenistic Portraits. In: Pangerl, Andreas (Hrsg.): 400 Years of Hellenistic Portraits. Verlag Staatliche Münzsammlung München 2020

    20. Richter Gisela MA. The Portraits of the Greeks. Phaidon Press LTD London (1965) Volume 1;151-154.

    21. Petsalis-Diomidis, Alexia: Truly Beyond Wonders: Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010

    22. Mansel, Arif Müfid: Larisa. In: Ziegler, Konrat; Sontheimer, Walther (Hrsgg.): Der kleine Pauly 3, Deutscher Taschenbuch Verlag, München (1979); 499-501

    23. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XIV vom 03.01.2011; Los 105.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=175209.

    Abbildungsnachweise

    Abbildung 1a. Gorny und Mosch, Auktion 244 Münzen der Antike vom 06.03.2017, Los 233.

    Abbildung 1b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1116.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182485

    Abbildung 2a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XIV vom 03.01.2011; Los 105.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=175209

    Abbildung 2b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion 211 vom 25.09.2013; Los 138. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=242628

    Abbildung 3a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1120.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182485

    Abbildung 3b. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion 96 vom 14.05.2014; Los 186. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=256056

    Abbildung 4.Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Triton XV vom 03.01.2012; Los 276. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=198897

    Abbildung 5a. Classical Numismatic Group, LLC. Auktion Nomos 3&4 vom 09.05.2011; Los 1164.  https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=182529

    Abbildung 5b. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 413 vom 31.01.2018; Los 32. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=352889

    Abbildung 6a. Classical Numismatic Group, LLC. Auction 78 vom 14.05.2008; Los 719. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=121290

    Abbildung 6b. Classical Numismatic Group, LLC. Auction 75 vom 23.05.2007; Los 320. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=103228

    Abbildung 7. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 417 vom 28.03.2018; Los 256. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=356297

    Abbildung 8. Museo Chiaramonti, Vatikan, Inventarnummer 2023. Vom Vicolo dei Leutari in Rom, gefunden 1783. Aus https://de.wikipedia.org/wiki/Epidauros#/media/Datei:Asklepios_Leutari_Chiaramonti_Inv2023.jpg.

    Abbildung 9. Classical Numismatic Group, LLC. Electronic Auction 393 vom 15.03.2017; Los 54. https://cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=331119

    Abbildung 10. Gorny und Mosch, Auktion 276 Münzen der Antike vom 19.04.2021, Los 150.

    Abbildung 11. Louvre, Paris.

    Abbildung 12. Fotografiert aus Richter Gisela MA. The Portraits of the Greeks. Volume 1 Figure 864. Phaidon Press LTD London 1965

    Abbildung 13. Fotografiert aus Petsalis-Dionidis A. Truly beyond Wonders. Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010

    Abbildung 14. Fotografiert aus Petsalis-Dionidis A. Truly beyond Wonders. Aelius Aristides and the cult of Asklepios. Oxford University Press 2010


    [1] Erinnernd an den Verlust einer Sandale als der Held den Fluss Anaurus querte.

    [2]  Nach Eduard Thraemer: Asklepios 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, 1642–1697. „Schema I: Der Körper stützt sich mit der rechten Achsel auf den langen Stab, die Linke ist in die Seite gestemmt und meist verhüllt. Schema II: Die rechte Hand hält den kurzen Stab. Schema III: Der lange Stab ist unter die linke Achsel gestemmt, der linke Unterarm tritt stets aus dem Gewand hervor. Schema IV: Die linke Hand auf dem kurzen Stab. Schemata I-IV zeigen A. in affektloser Ruhe. Schema V zeigt A. als Mitleid fühlender und zugleich auf Abhilfe sinnende dem (zu ergänzenden) Bittsteller zugeneigte Gestalt. Die Schemata I-IV entsprechen der älteren attischen Kunst, während das Ideal des milden, mitfühlenden Arztgottes auf die jüngere attische Schule zurückzuführen ist“

    [3] Nach thessalischem Mythos badete Korona, die Mutter Asklepios`, die Füße im Boibe-See in der flachen ostthessalischen Ebene als sich Apollon ihr näherte (nach 4). Dias Schilfgras würde zu diesem Mythos passen.

    [4] Die Darstellung des Stierhufs im Zusammenhang mit Asklepios ist noch nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich besteht er durch die Opferschau bzw. veterinärmedizinische Aufgaben. Auf einer Münze aus römischer Zeit (Severus Alexander, Mysien, Parium, 222-235 n.Chr.) ist Asklepius sitzend dargestellt, wie er den Huf eines Stieres untersucht (Parium Mionnet Supp. 5, 769). 

    [5] König Atarxerxes I von Persien (464-424 v.Chr.) ließ angeblich Hippokrates auffordern zur Behandlung einer Seuche nach Persien zu kommen, was dieser allerdings ablehnte. Dies wäre ein weiterer Beleg dafür, dass Hippokrates bereits vor seinem 40. Lebensjahr für seine Fähigkeiten weit bekannt war. Vgl. Brockmann C. Hippokrates: Seine Orte, seine Wissenschaft. Gegenworte 2006; 16:78-83.

    [6] Bernhard (7, S. 14) beschreibt den gewöhnlichen Idealtypus des Gottes als „einen Mann auf reifer Lebensstufe. Sein Kopf ist dem Zeus ähnlich, nur ist alles in Mildere gestimmt, der Ausdruck ist gütiger, das Haupthaar weniger aufstrebend, die Lockenbildung zierlicher, der Bart im ganzen weniger voll…Als Kopfschmuck trägt der Gott eine glatte oder auch eine gedrehte, diademähnliche Binde, das Theristrion, seltener ist er mit dem Lorbeerkranz geschmückt“.

    [7] Themistokles bzw. sein Sohn Archepolis aus Münzen von Magnesia am Mäander (siehe 19)

  •   09.02.2021:

            Die Genealogie der Nymphen ist ebenso kompliziert wie verwirrend. Je nach Überlieferung gelten sie als Göttinnen, halbgöttliche Wesen zwischen Olympiern und Menschen[1], ländliche Gottheiten[2] oder weibliche Naturdämonen in Menschengestalt[3]. Auf einer etwas tieferen Stufe in der Hierarchie angesiedelt als die Musen, Horen und Chariten stehen sie den Silenen, Faunen, Satyrn und Panisken nahe, diesen „Proletariern der niederen Götterwelt“[4].   

        Der alt-ehrwürdige Nymphen-Kult ist über ganz Hellas, später über das Römische Reich, verbreitet. Schwerpunkte liegen in Aitolien und Ionien[5]. Als Odysseus auf seine Insel, das ionische Ithaka, zurückkehrt , wird er unerkannt als vermeintlich Fremder vom Sauhirten Eumaios gastlich aufgenommen und wie alle anderen mit einer schönen Portion gebratenen Fleisches bewirtet. Als erste erhalten aber die Nymphen und Hermes ihren Anteil am Mahle: 

    …da erhob sich der Sauhirt,
    Um die Portionen zu teilen…
    Und er zerlegte das Fleisch in sieben gesonderte Teile;
    Einen stellt er den Nymphen und Hermes, dem Sohne der Maia,
    Betend hin…[6]  

        Meist findet die Verehrung der Nymphen in freier Natur statt, an Quellen, in Höhlen und Grotten, Wäldern und Bergen, später in Brunnenhäusern, bei den Römern auch in Tempeln. Von einem Nymphenaltar auf Ithaka ist schon Ende des 8. Jhs. v. Chr. die Rede:

    Kamen sie nahe der Stadt zum schön hinströmenden Brunnen,…
    und es war ein Altar für die Nymphen
    Drüber erbaut, wo die Wanderer immer ihr Opfer verrichten[7].
    Und weiter:

    Im Gebiete von Ithaka ist ein Hafen des Phorkys,
    Jenes Alten vom Meere;…
    Doch an des Hafens Kopf ist ein blätterbreitender Ölbaum
    Und ganz nahe bei ihm eine dämmrige, liebliche Höhle,
    Heiliger Ort der Nymphen, welche Najaden genannt sind[8].

        Von den Nymphen in der Grotte von Lokroi epizephyroi, die mit untergeschlagenen Beinen dargestellt sind, glaubte man, sie säßen von den Knien an abwärts im Wasser (Abb. 1).                                

                          Abb. 1: Nymphenheiligtum bei Locri, Reggio Calabria.
                           Nach: von Matt – Zanotti-Bianco 1961, 131 Abb. 125

        Abgesehen von einem niederen Polos sind sie nackt. Der Wunsch eines ranghohen Centurio, die Nymphen in ihrer Nacktheit zu sehen, geht in Erfüllung[9], doch sie erscheinen auch vollständig bekleidet oder nur halb entblößt. Ein Mantel, der sich um Gesäß und Beine schlingt, gibt häufig mehr preis als er bedeckt (Abb. 2).

              Abb. 2: Dionysos bei den Nysai, Theater Perge (Anf. 2. Jh. n. Chr.) 
                          Nach: Teatri class. in Asia min. IV (1974) 29 Abb. 28 

        Dichter feiern die Schönheit der Nymphen, preisen ihr herrliches Haar und ihre glänzenden Zöpfe[10]. Ein Marmorrelief in Neapel stellt den Reigen der  Chariten und Nymphen dar. Außer durch die Namensbeischriften, deren Buchstaben-Form in das 3. Jh. v. Chr. weist[11], lassen sie sich in der Kleidung unterscheiden. Die ersten drei, Chariten, tragen Chiton und Schrägmantel, die zweiten, Nymphen, einen Peplos mit langem Überschlag und Scheinärmeln. Im gleichen Gewand folgt ihnen ein kleines Mädchen namens Telonessos, eine  Ortspersonifikation der Insel Telos. Das Relief könnte in der Dodekanes entstanden sein[12].      

        Vielfach sind die Nymphen mit einem Polos als „Zeichen ihrer Göttlichkeit“[13] dargestellt, auch wenn der Körper unbekleidet ist  Das trifft auf sizilische und westgriechische (Abb. 1) Vertreterinnen ebenso zu wie auf attische (Abb. 7) und böotische[14]. In Karien stellte man Polos-Trägerinnen mit unspezifischen Attributen wie Schale, Protome und Fackel oder im Gebetsgestus[15] dar. Besonders beliebt waren Hydrophoren, Statuetten junger Frauen mit Wassergefäßen auf den Köpfen. Ișik setzt sie mit den Nymphen gleich[16].

        Die  meisten antiken Schriftsteller halten die Nymphen für unsterbliche Göttinnen: 

    Ich bin geboren zwischen einem Sterblichen und einer Göttin,
    einer unsterblichen Nymphe…[17]

    Olympische Gottheiten sind sie allerdings nicht; sie wurzeln fest in der Erde, werden jedoch von Themis auf Geheiß des Zeus zur Ratsversammlung in den Olymp berufen[18].   

       Nach anderen literarischen Zeugnissen leben Nymphen besonders lang,  makróbioi[19], sind aber sterblich. Hesiod beziffert ihre Lebenszeit auf 9720 Generationen[20]

    Sie leben sehr lange, essen sie doch ambrosische Speise[21],
    heißt es im Homerischen Hymnos an Aphrodite.

        Als Eltern der melischen Nymphen (μελία/melía=die Esche) nennt der Mythos die großen Gottheiten der ersten Stunde, Gaia/Ge und Uranos, also die Erde und den gestirnten Himmel. Gleichwohl gelten die Kinder. vermutlich  wegen besonderer Umstände ihrer Geburt, nur als halbgöttliche Zwischenwesen. Gehen wir zu den dramatischen Anfängen zurück: Als ersten hatte der geräumige Schoß der Erde den eigenen Gatten hervorgebracht, Uranos, der voller Liebesverlangen Scharen von Kindern mit ihr zeugt, göttliche wie Rheia, Themis und die liebenswürdige Tethys. Auch Okeanos entströmte ihr wirbelnd. Sie gebar den krummgesinnten Kronos und schreckenerregende Riesen, die dem Vater von Anfang an verhasst waren. Immer wenn einer geboren wird, verbirgt er ihn sogleich im Schoß der Erde. Die gequälte Gaia sinnt auf Abhilfe und macht ihren Sohn, den verschlagenen Kronos, zum Komplizen. Mit einer scharfen von ihr selbst erzeugten Sichel

    mähte er, ohne zu zögern, seinem eigenen Vater die Scham ab und warf sie nach hinten durch die Luft[22].

    Aus dem blutüberströmten männlichen Organ entsteht im Schaum der aufbrandenden Meerflut die Göttin der Schönheit, Aphrodite.

    Aber alle Tropfen, die blutig der Scham des Vaters entrannen,
    Gaias Schoß nahm sie auf und gebar im Kreislauf der Jahre
    der Erinyen starkes Geschlecht und die großen Giganten,
    …auch die Nymphen, die weit und breit die melischen heißen[23].

    Alle  Baumnymphen sind eng mit dem Schicksal ihrer ‚Wirts-Bäume‘ verknüpft:

    .. Zugleich mit seinem Tod… verlässt ihre Seele die strahlende Sonne[24].Als der thessalische König Erysichthon[25] eine gewaltige der Ceres heilige Eiche zu fällen wagt, muss auch ihre Nymphe sterben.

    Unter diesem Holz lebe ich, Ceres‘ liebste Nymphe. Sterbend weissage ich dir, dass dir die Strafe für deine Taten bevorsteht – mir ein Trost im Tode. 

    Ihre Schwestern, die Dryaden (δρυς/drys=Eiche) schwören Rache. Ceres  verhängt eine grässliche Strafe über den Frevler: er muss unstillbaren Hunger leiden bis er am Ende gezwungen ist, sich selbst aufzuzehren[26].

        Nach dem Volksglauben sind Quell- und Brunnen-Nymphen (Najaden, ναϊάδης, die Fließenden; Kreniaden,κρένη) ebenfalls vom Fortbestand ihrer Quelle oder ihres Wasserlaufs abhängig [27]. Wenn es an Wasser mangelt, grollen sie. Wer das Wasser trübt, erregt ihren Zorn. Mit Abscheu erfüllt sie die blutbefleckte Hand eines Mörders[28]. Beladen mit vollen Wasserkrügen eilen die Najaden herbei, um den Scheiterhaufen zu löschen, auf dem Herakles, der die vom Nessos-Gewand verursachten Qualen nicht länger erträgt, den Feuertod sucht[29].   

        Vater der Nymphen ist nach Homer der allzeit liebesfähige Zeus:

    und ringsum pflanzten dann Ulmen
    Nymphen der Berge, die Töchter des Zeus, des Halters der Ägis[30].

    Den Namen der Mutter nennt Homer nicht. Später tritt die unnahbare Themis an diese Stelle[31].

        Wohl wegen ihrer innigen Beziehung zu allem Feuchten und Flüssigen werden die Nymphen mit weiteren Elternpaaren in Verbindung gebracht[32], so mit Okeanos, der die bewohnte Welt als gewaltiger Ringstrom umfließt, und mit seiner Schwester-Gattin, der liebenswürdigen Meeresgöttin Tethys[33].

    Sie gebar dem Okeanos wirbelnde Flüsse, wie den Neilos, Alpheios, Peneios oder den Acheloos[34], der seinerseits als Vater der Nymphen genannt wird[35]. Auch  Töchter gebar sie [Tethys], … Peitho, Elektra, Doris, Urania, Europe, Metis, Kalypso, Tyche, Styx, glänzende Kinder von Göttinnen alle, die Okeaninen[36](=Okeaniden). Hesiod gibt ihre Zahl mit dreimaltausend an[37].

    Zeus betraut die Okeaninen mit dem Amt der Kourotrophos und lässt sie für die Ernährung und Erziehung kleiner Kinder sorgen[38]. Aus einer Weihinschrift in der Nymphen-Grotte auf dem Ossa geht hervor[39], dass Kourotrophoi bisweilen auch die Pflichten von Geburtsgöttinnen [Eileithyien] übernehmen.

          Abb. 3: Hermes übergibt der Nymphe Ariagne den mutterlosen Dionysos
                  Pelike in Palermo, ca. 460 v. Chr. Nach Zanker 1965, 78 Taf. 4

        Der Name der sonst kaum bekannten Nymphe Ariagne ist auf der Pelike (Abb. 3) epigraphisch belegt[40]. Die kleinasiatischen Nysai, eine Najadengruppe[41], betreuen den kleinen Dionysos (Abb. 2).  

        Vier Nymphen, Najaden und Dryaden, dienen im Haus der Kirke:   

    Dienerinnen waren derweil in den Hallen beschäftigt,
    Vier, die in ihrem Haus die Hausarbeiten verrichten.
    Diese sind alle zumal aus Quellen und Hainen entsprossen
    Und aus heiligen Strömen, die sich zum Meere ergießen[42].

        Dass die Hesperiden zu den Nymphen zählen, wird manchmal bezweifelt. Hesiod äußert sich nicht dazu, doch der spätantike Nonnos betrachtet sie als Nymphai d‘ Hesperides[43].

    Aber die Nacht (Νὺξ) gebar …die Hesperiden, die jenseits des ruhmvollen Ringstroms – Okeanos – goldene Äpfel und Bäume, von Früchten prangend, bewachen[44]. Andere antike Autoren nennen sie Töchter des Atlas, des Okeanos oder des Zeus und der Themis[45].

        Heilnymphen heben sich bisweilen durch sprechende Beinamen von den anderen ab: medicae, salutiferae, salutares[46].

    Gegen fünfzig Stadien von Olympia entfernt liegt das elische Dorf Herakleia und dabei der Fluss Kytheros; eine Quelle ist da, die in den Fluss mündet, und ein Nymphenheiligtum an der Quelle. Jede der Nymphen hat ihren besonderen Namen“. Eine von ihnen heißt Iasis,die Heilerin.

    Wenn man in der Quelle badet, erlangt man Heilung von Erschöpfung und verschiedenen Schmerzen[47].

        In Samikon[48] ist eine Höhle nicht weit vom Fluss, die Höhle deranigridischen Nymphen genannt. Und wer mit der Weißfleckenkrankheit hineingeht, muss zuerst zu den Nymphen beten und ihnen irgend ein Opfer geloben, und dann lösen sich die kranken Stellen des Körpers ab. Wenn er den Fluss durchschwimmt, lässt er jenen Schaden in seinem Wasser zurück und steigt gesund und mit gleichmäßiger Hautfarbe heraus[49].                              

        An der Nordküste Siziliens, zwischen Palermo und Messina, besitzt die Nymphe Himera ein Heil-Heiligtum, dessen Quellen sie für Herakles und Athena sprudeln lässt[50]. Einige Münzen sind mit „Himeraion“, auf dem Gelände des heutigen Termini Imerese, beschriftet. Die Rückseite eines silbernen Tetradrachmon zeigt die Ortsnymphe bei der Trankspende/Libatio (Abb. 4).

    Inzwischen hält ein Silen seine Schulter in den heilsamen Strahl, der aus dem Löwenkopf-Wasserspeier hervorschießt[51].

                         

       Abb. 4: Silbernes Tetradrachmon, 430/420 v. Chr.
                                         Nach Franke 1964, 44 f. Taf. 22 a

        Etwa 15 Stadien unterhalb des Kithairon- Gipfelsbefindet sich eine Höhle der kithaironischen Nymphen, Sphragidion genannt, und die Nymphen sollen hier einst auch Orakel gegeben haben[52]. Seit sie in der Schlacht von Platää den Griechen gegen die Perser 479 v. Chr. beigestanden haben, erhalten sie staatliche Opfer[53].

    Ge verleiht für ihre älteste Orakelstätte in Delphi der Oreade Daphnis[54] prophetische Gaben.

        Nymphen  übergeben Perseus die notwendigen Gegenstände zur Tötung der Medusa: Kibisis (die Tragetasche für das abgeschlagene, versteinernde, Gorgonenhaupt), Tarnkappe und Sichel[55].

        Ganze Nymphen-Scharen stehen der Göttin Artemis zur Verfügung. Sie hatte sich von ihrem Vater Zeus sechzig neunjährige Okeanostöchter als Tanz-Gefährtinnen erbeten, dazu zwanzig amnisische Nymphen als Helferinnen bei der Jagd, auf dass sie

     mir die Jagdstiefel und… die schnellen  Hunde gut versorgen[56]…     

        Auch Apollon, Dionysos und Hera erfreuen sich der Gesellschaft von Nymphen[57]. Für den Hauptort der Herainsel Samos überliefert Anakreonden Namen Nymphenstadt. Das Heraion soll von den autochthonen Lelegern zusammen mit den Nymphen erbaut worden sein[58]. Juno rühmt sich ihres Gefolges von vierzehn besonders schönen Nymphen[59].

        Nach Apollonios von Rhodos werden die chthonischen Nymphen von den Leuten aus Kyrene als Garantinnen der Fruchtbarkeit verehrt. Auf einem der libyschen Grottenheiligtümer ist eine entsprechende Inschrift eingraviert[60].

                                Abb. 5: Chthonische Nymphen, Kyrene/Libyen
                           Umzeichnung nach A. Pagnini, Luni 2002, 356 Abb. 5

        In den Nischen eines Felsplateaus am Abhang der Akropolis von Kyrene wurden zahlreiche Terrakotta-Statuetten gefunden (Abb. 5)[61], Nymphen in stoffreichen gegürteten Chitonen und Capes aus Ziegenfell[62]. Alle tragen den Polos und geschlossene Schuhe; sie sind meist von kleinen Vierfüßern begleitet und halten Silphion-Büschel in den Händen[63].  

        Aus dem verwirrend vielfältigen Kreis der Nymphen treten Einzelgestalten mit individuellen Schicksalen und eigenen Mythen hervor.

         Amalthea: Die Titanin Rhea bringt ihren Neugeborenen, den kleinen Zeus, zu den kretischen Nymphen. Eine von ihnen, Amaltheia, ernährt das Kind mit der Milch einer Ziege, die später ebenfalls Amaltheia genannt wird. Als der Ziege ein Horn abbricht, umwickelt es die Nymphe mit Gräsern, füllt es mit Früchten und bringt es dem Zeuskind[64]. Den griechischen Namen für das  Füllhorn, Keras Amaltheias, überliefern schon die Linear-B-Tafeln[65].

        Arethusa, eine Quellnymphe aus Elis[66], flieht mit Hilfe der Göttin Diana vor dem Flussgott Alpheus auf die kleine Insel Ortygia vor Syrakus[67]. Sie lebt in Sizilien als Zugewanderte, doch ist ihr dieser Boden nun lieber als jeder andere. Auf Grund ihrer Fähigkeit durch die Erdentiefe zu dringen, kennt sie den Aufenthaltsort der Proserpina. Sie nennt ihn der Mutter Ceres/Demeter und tröstet diese ein wenig damit, dass die von Hades/Pluto wider Willen entführte Tochter nun die Mächtigste [ist] im Reich der Finsternis, die gewaltige Gemahlin des Königs der Unterwelt[68].

        Daphne, eine Tochter der Ge und einem Flussgott, wird von Apollon geliebt. Seine Verfolgung der Nymphe bleibt jedoch wie wir wissen vergeblich. Sie verwandelt sich in einen Lorbeerbaum, mit dessen heiligen Blättern und Früchten der Gott sich fortan schmückt und dadurch für immer mit der Geliebten verbunden bleibt[69]

       Die Oreade Echo ist berüchtigt wegen ihres unaufhörlichen Schwätzens. Mit  seichten Reden hält sie die eifersüchtige Juno so lange hin, bis Jupiter seine Liebeshändel mit anderen Nymphen zu Ende gebracht hat. Zur Strafe nimmt Juno der Echo die Fähigkeit, selbständig zu sprechen. Sie kann nur noch den Schluss einer fremden Rede nachplappern. Pan liebt sie und stellt ihr nach, wird jedoch abgewiesen, denn Echo liebt ihrerseits den schönen Narkissos. Doch der in sich selbst verliebte Jüngling zeigt ihr die kalte Schulter. Sie verzehrt sich in unglücklicher Liebe bis sie nur noch aus Knochen und Stimme –  dem Echo – besteht. Am Ende wird sie zu Stein[70].  

       Egeria,eineitalische Nymphe, zeichnet sich durch große Klugheit aus. Infolge ihrer umsichtigen Beratung herrscht Numa Pompilius, ihr Gemahl und  zweiter legendärer König von Rom, weise und friedvoll im Einklang mit den Göttern und er lehrt auch sein Volk, die Künste den Kriegen vorzuziehen. Als Numa stirbt, verfällt Egeria in lautstarkes Jammern und Klagen, bis die Göttin Diana von Aricia sie in eine Quelle verwandelt[71].

        Herkyna: Der gleichnamige Fluss…trennt den Hain des Trophonios von der Stadt Lebadeia in Böotien. Man erzählt, Herkyna habe hier einst mit Kore, der Tochter der Demeter gespielt, eine Gans gehabt … die in eine Höhle hineinflog. Unter dem Stein, wo die Gans sich versteckte, soll kaltes Quellwasser hervorgesprudelt und der Fluss deswegen Herkyna genannt worden sein. Am Flussufer steht ein Tempel derHerkyna und darin ein Mädchen mit einer Gans in den Händen. In der Höhle befinden sich die Quellen des Flusses… 

    Wer das Orakel des Trophonios einholen will, muss sich vorher kalten Waschungen mit dem Wasser der Herkyna unterziehen und von der heiligen Quelle trinken[72].  

        Herophile, die Tochter eines Sterblichen und einer Oreade vom Ida, trägt den Beinamen Sibylla und besitzt die Gabe der Weissagung. Ihr Leben ist endlich. In der Troas steht ihr Grabmal, auf dem ihr Schicksal in Form einer Elegie eingraviert ist: … den Nymphen und Hermes bin ich hier nahe… [73]

        Kallisto, die schöne Nymphe und Jagdgefährtin der Artemis/Diana hatte ebenso wie ihre Göttin Keuschheit gelobt. Eines Tages erliegt sie dem gewaltsamen Werben des Zeus und wird schwanger. Als dies Hera entdeckte, verwandelte sie Kallisto in einen Bären, und Artemis erschoss diesen Hera zuliebe. Zeus aber schickte Hermes, um das Kind zu retten, das Kallisto im Leibe trug. Kallisto selbst aber verwandelte er in ein Gestirn, den sogenannten Großen Bären…[74]

    In Parallelmythen wird Kallisto von der enttäuschten und gekränkten Artemis getötet, oder von ihrem Sohn Arkas, dem späteren Lokal-Heros von Arkadien, der sie in ihrer Bärengestalt nicht erkennt[75]. …jedenfalls zeigen die Arkader ihr Grab[76].

        Die Nymphe Kalypso ist als Tochter des Atlas eine der  Hesperiden[77].

    Fernab liegt im Meer eine Insel, Ogygia heißt sie;
    Dort wohnt Atlas‘ Tochter, die listenreiche Kalypso,
    Die mit den schönen Flechten, die mächtige Göttin…[78]
    Doch der [Odysseus] sitzt nun fest auf der Insel
    In den Räumen der Nymphe Kalypso, welche mit Zwang
    Ihn hält[79]

    Nach sieben Jahren intervenieren die Götter und Kalypso muss Odysseus ziehen lassen, mit einem tüchtigen Floß, göttlichen Kleidern und reichlich Wegzehrung[80].

        Kirke, dieMagierin, kann Menschen in Tiere verwandeln. Den Gefährten des Odysseus gibt sie bekanntlich die Gestalt von Schweinen. Als Tochter des Helios und einer Okeanide[81] ist sie zugleich Göttin und Nymphe. Sie empfängt kultische Ehren und wird als unsterblich gepriesen[82], doch man zeigt auch ihr Grab[83]. Von Anfang ist sie heimisch in Italien, wo zwei ihrer Söhne über die Tyrsener herrschen[84]. Nach Strabon und Cicero[85] besitzt sie eine „Ara sanctissima“ am Cap Circeo.  

        Kyane/Cyane: Nachdem Pluto/Hades mit seinem Gespann und der geraubten Proserpina durch den heiligen See gestürmt ist, den Teich der Palicen, der nach Schwefel riecht und in einem Erdspalt brodelt[86], gelangt er zu einer Bucht nahe bei Syrakus, die von schmalen Landzungen umschlossen ist.

    Dort wohnte  Cyane, nach der auch ihr Teich benannt ist – die berühmteste unter den sizilischen Nymphen[87]. Sie erhob sich inmitten des Gewässers bis über die Hüften aus den Wellen und erkannte die Göttin [Proserpina/Persephone]. ‚Keinen Schritt weiter!‘ sprach sie. ‚Du kannst nicht gegen Ceres‘ Willen ihr Schwiegersohn werden, du hättest um Proserpina werben, nicht sie rauben sollen’…Als es Cyane nicht gelingt, den Herrn der Unterwelt aufzuhalten, zerfließt sie in Tränen und verflüchtigt sich in ihrem eigenen Quellwasser. Sogar ihre Stimme verliert sie. Als Ceres zu ihr kommt, irrend nach des Kindes Spur[88], gibt sie ihr ein untrügliches Zeichen, den auf ihren Wassern treibenden Gürtel der Jungfrau. Herzzerreißend ist die Trauer der Ceres und grenzenlos ihr Zorn auf die beiden Brüder, Hades und Zeus, der die Entführung angezettelt und sanktioniert hat. Sie gebraucht ihre Macht und lässt alle Vegetation absterben. Das Gras wird gelb, die Milch versiegt in den Eutern  und das Korn verdorrt auf dem Halm. Nun lenken die Brüder ein und handeln einen Kompromiss aus: in Zukunft wird Proserpina Frühling und Sommer bei ihrer Mutter verbringen und nur in der dunklen Jahreszeit zu ihrem Gatten zurückkehren. Jetzt sprießt wieder das Korn, die Kühe kalben und das Land entfaltet seine Blütenpracht.       

        Kyrene stammt vom Fluss Peneios in Thessalien. Ihr Liebhaber Apollon bringt sie nach Libyen zu den chthonischen Nymphen und macht sie „zu einer langlebigen Nymphe „[89]. Der gemeinsame Sohn Aristaios, ein weithin berühmter Agronom, lehrt die Menschen den Gebrauch der kostbaren Silphionpflanze[90] (Abb. 5).

        Maia, Nymphe und Göttin, wird meist mit ihrem berühmten Sohn Hermes zusammen genannt: Hermes preise, o Muse, den Sohn des Zeus und der Maia,…

    Ihn, den hurtigen Boten der Götter, den Maia, die liebend
    Zeus sich vermählte, gebar die Nymphe mit prächtigen Zöpfen[91].

    Und:
    Maia, die Tochter des Atlas, gebar den ruhmvollen Hermes,
    der Unsterblichen Herold, von Zeus in Liebe umfangen[92].

    Ihre Mutter ist die Okeanide Pleione. Dadurch gehört auch sie zu den Pleiaden, dem Siebengestirn[93]. Bei Arkas, dem Sohn der Kallisto[94], vertritt Maia Mutterstelle als Kourotrophos. In Italien und den Provinzen besitzt sie ihren eigenen Kult als Erdgöttin. Bisweilen identifiziert man sie mit der Bona Dea.

    Schon auf dem Klitias-Krater[95] ist sie inschriftlich als Teilnehmerin am Festzug der Götter zur Hochzeit des Peleus mit der Meergöttin Thetis gekennzeichnet.

        Thetis‘ Ehe mit dem sterblichen Peleus, von Zeus erwünscht und betrieben, ist „stumm“ und verläuft nicht glücklich[96]. Nach der Geburt ihres Sohnes Achilleus kehrt die Tochter des Alten vom Meer „in ihr Element zurück“[97]Aber sie kommt mit allen Töchtern des Nereus und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn…[98].

        Tyche, eine PersonifikationdesSchicksals, ist nach Hesiod eine der Töchter des Okeanos und der Tethys. Als Stattgöttin trägt sie die Mauerkrone. Zu ihren Attributen gehören auch Steuerruder und Füllhorn[99].

        Die Heiligtümer der Nymphen bestehen in griechischer Zeit aus natürlichen oder künstlich angelegten Quellgrotten[100]. Seit dem 1. Jh. v. Chr. entwickeln sich monumentale Brunnenfassaden mit vorgelagertem Becken. Öffentliche Nymphäen (Abb. 6) dienen der Hygiene und dem Wohlbefinden, sind aber zugleich Orte der Nymphen-Verehrung und Weihestätten für deren Geschenk, das lebensspendende Wasser[101].

          Abb. 6: Kleines Nymphäum im Apollonheiligtum von Kyrene/Libyen
                                       Aufnahme der Verfasserin, 2009

        In der NympholepsieerfahrenErgriffene“ die ambivalente Macht der Nymphen in ihrer positiven Ausprägung. Verzücktes Staunen, Erweiterung des Bewusstseins, geschärfte Wahrnehmungsfähigkeit und besondere Redegabe und Ausdruckskraft sind die Folge. „Von Plato wussten die Spätgeborenen, dass die Göttinnen ihm schon als Kind das Geschenk der honigsüßen Rede in den Mund gelegt hatten“[102]. Phaidros bemerkt, dass seinen Freund Sokrates ein ganz ungewöhnlicher Fluss der Rede ergriffen hat und spricht ihn darauf an. Dieser erwidert:

    In Wahrheit göttlich scheint dieser Ort zu sein, so dass wenn ich im Lauf der Rede von den Nymphen ergriffen werde, du dich nicht wundern mögest. Denn schon jetzt bin ich nicht mehr gar fern von Dithyramben [103].  

        Auf einem attischen Weihrelief (Abb. 7) führt Hermes einen Reigen von drei mit dem Polos- geschmückten jungen Frauen an. Der dritten folgt ein nackter Knabe, dessen Handgelenk sie fest umschlossen hält, ein von den Nymphen Ergriffener, νυμφόληπτος, den sie mit sich zieht in ihren Bereich[104].  

                        Abb. 7: Athen, Akropolis- Mus. 702, um 510 v. Chr.
                                       Nach: Hausmann 1960, 11 f. Abb. 1

        Mitunter ist Nympholepsie ein gefährliches Laborieren am Abgrund. Der  junge Hylas, ein Geliebter des Herakles auf der Argonauten-Fahrt, gefällt auch den mysischen Quellnymphen so sehr, dass sie ihn überwältigen und zu sich ins Wasser ziehen[105]. Ein römisches Wandgemälde aus der Mitte des 2. Jhs n. Chr. zeigt den Jüngling gelassen sitzend im Kreis der Nymphen, ein Schilfbündel in der Hand. Oder wird Hylas in ein Echo verwandelt? Gründet er die Stadt Kios? Ist er dem Tod durch Ertrinken verfallen?[106] Wer denkt da nicht an Goethes Ballade vom Fischer, den eine Nixe mit sich in das feuchte Element herab schmeichelt?

     Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll
    Ein Fischer saß daran…
    Aus dem bewegten Wasser rauscht
    Ein feuchtes Weib hervor….
    Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm,
    Da war’s um ihn geschehn.
    Halb zog sie ihn, halb sank er hin
    Und ward nicht mehr gesehn.

        Das Wort Nymphe interessiert jedoch noch in anderer Bedeutung, nämlich als Synonym für  Kore/Mädchen, als Braut, jung verheiratete Frau[107] und Puppe.

        Sogenannte Torsopuppen, „truncated figures“ oder „Rumpfpuppen“, wurden meist ebenso wie Gliederpuppen als Spielsachen verstanden[108]. Man konnte die  unbekleideten  ‚Anzieh-Puppen ‚ mit festlichen, hochzeitlichen Gewändern schmücken[109]. Die gestreckten Hüftgelenke und vertikal ansetzenden Oberschenkel machten sie ungeeignet zum Sitzen; es sind ‚Stehfiguren‘. 

        Die irreführende Bezeichnung Torso- oder Rumpfpuppe schränkt auf Exemplare ohne Kopf und Gliedmaßen ein, während es sich bei den „Puppen“ um Nachahmungen menschlicher Figuren handelt, die abgesehen vom Rumpf auch aus einem Kopf und den Ansätzen von Extremitäten bestehen (Abb. 8)[110]. Ebenso unzutreffend ist der Ausdruck  „limbless“[111], da die Gliedmaßen ja projektiert, aber bewusst unvollständig belassen sind.

                         Abb. 8: „Puppe“, Frankfurt/Main, 2. Hälfte 5. Jh. v. Chr.
                                            Nach Andres 2000,  31 Abb. 3[112]

        Aus den entwickelten weiblichen Formen geht hervor, dass nicht unserem heutigen Puppen-Verständnis entsprechend Kleinkinder gemeint sind, sondern  junge Mädchen und Frauen.

        Von derselben Matrize wie das Beispiel in Frankfurt (Abb. 8) leiten sich weitere Statuetten ab, in Amsterdam[113] oder im Kerameikos von Athen[114]. Sie alle tragen einen Sakkos[115]. Weitere „Torsopuppen“ befinden sich in Berlin[116], München[117], New York[118]. Das Museum in Leiden besitzt einen weiblichen Unterkörper mit den Oberschenkeln[119]. Kataloge aus  London[120], Kopenhagen (mit Sakkos) [121], Königsberg[122], Würzburg (mit Sakkos)[123], Paris (mit sehr kurzen Oberschenkel-Ansätzen)[124], Corinth[125] zeigen Parallelen attischen Ursprungs[126]. Ebenfalls auf eine attische Werkstatt lässt sich ein weiblicher Schoß mit den Ansätzen von Oberschenkeln zurückführen; er stammt aus der  Umgebung des Mausoleums von Halikarnassos[127]. Nackte Frauen-Figuren mit Arm- und kurzen Bein-Stümpfen aus der Kyrenaika sind durch einen besonders breiten Stand ausgezeichnet. Eine von ihnen trägt Polos und Halskette. Die verkürzten Beine stehen auf einer rechteckigen Plinthe[128]. Eine weitere Statuette aus Kyrene folgt dem attischen Typus[129].

        Frauenkörper mit dem Ansatz von Extremitäten aus Theangela/Karien bezeichnet Ișik als Sitzfiguren, doch reicht anscheinend die geringe Beugung in den Hüftgelenken zu einer Sitzhaltung nicht aus[130]. „Torsopuppen“ aus Priene sind nach Rumscheid bisher nur im Grabungsinventar verzeichnet[131].

    In Tarent treten an die Stelle von Statuetten mit Extremitäten-Ansätzen eher nackte weibliche Halbfiguren ohne Unterkörper und Beine[132].

        Die Grabstelen jung verstorbener Mädchen mit „Torsopuppen“ in den  Händen sind ebenfalls attischen Ursprungs: Getty-Museum Malibu[133], Harvard University Art Museum Cambridge[134] (Abb. 9), Glyptothek München[135], Nationalmuseum Athen[136].

                               Abb. 9: Grabstele der Melisto, ca. 340 v. Chr.
                                           Nach Rühfel 1984, 175 Abb. 73 

        Gegen die Deutung der „truncated figures“ als Puppen spricht J. Reilly sich aus. Sie hält die entwickelten weiblichen Körper, „limbless“ figures, für anatomische Votive[137]. Weihgeschenke dieser Art seien an Göttinnen adressiert, denen das Übergangsstadium junger Mädchen zwischen Kore, Ehefrau und Mutter besonders am Herzen liege, also Artemis, Nymphen, Demeter, Kore/Persephone und Hera. Ob in den Händen vorzeitig verstorbener Mädchen wie auf attischen Grabstelen (Abb. 9) oder als Beigaben in Kinder-Gräbern seien sie geeignet, Bitten um Geschlechtsreife und fruchtbare Ehe posthum zu unterstützen in der Hoffnung, den jungfräulich Verschiedenen eine Art Ersatz für Hochzeit und Mutterschaft als dem wichtigsten Ziel im weiblichen Leben[138] zuteil werden zu lassen.                                                             

        Reilly ’s Interpretation als „anatomical votives“ ruft die große Zahl von Körperteil-Votiven in Erinnerung, die vor allem in etruskisch-italische Heiligtümer geweiht wurden. Dazu gehören weibliche und männliche Körper mit oder ohne Kopf, mit und ohne Kleidung und mit oder ohne Fensteröffnung zum Leibesinneren[139]. Sie alle muten als Weihgaben und Grabbeigaben heranwachsender Mädchen einigermaßen befremdlich an.

        Nach Neils und Oakley bestehe kein Grund, warum die „Torsopuppe“ nicht zwei Funktionen erfüllen sollte, nämlich als Weihgeschenk an eine Heilgottheit und als Spielpuppe – letzteres vor allem dann, wenn die Verstorbene noch so kindlich in ihre Beschäftigung mit Puppe und Spieltieren versunken sei wie Melisto[140] (Abb. 9). Eignen sich nicht ohnehin Puppen mit unvollständigen Gliedmaßen besonders gut als Spielzeug, weil sie von den kleinen Händen viel besser unterhalb der verkürzten Arme um die Mitte gefasst und aufgestellt werden könnten?[141] Auch Dörig befand das Weglassen der leicht abbrechenden Glieder bei den tönernen Spielpuppen für „äußerst zweckmäßig“[142].  

        Betrachten wir noch einen Typus nackter Gliederpuppen, auf deren Abdomen sich anatomische Details wie Nabel, Rippenbogen und Kompartimente des geraden Bauchmuskels abzeichnen. Dass es sich nicht um eine auf die Bauchdecke projizierte Gebärmutter handelt[143], sondern um subcutane Strukturen und um Einzelheiten innerhalb der Haut des Abdomens, zeigt ein Vergleich mit archaischen Kouroi und mit den Terrakotta-Statuetten Tarentiner Symposiasten aus derselben Zeit[144]

        Interessant ist die von Mollard-Besques favorisierte Deutung einer „Torso-Puppe“ als Göttin, speziell als „Coré“/Persephone [145]..Könnte  der Koroplast die Absicht gehabt haben, den Augenblick darzustellen, da die Göttin gerade aus dem Hades emportaucht und heraufsteigt (Anodos)?

         Abb. 10:  Hermes führt Persephone herauf, Glockenkrater, um 440 v. Chr.
                                           Nach Simon 21985, 101 Abb. 94

    Noch haften die Beine halb im Boden, doch die Gestalt ist schon dem Leben und der geliebten Mutter zugewandt[146] (Abb. 10).

    Abgekürzt zitierte Literatur und Abbildungsnachweis:

    Andres 2000: M. Andres, Die Antikensammlung. Hessisches Puppenmuseum Hanau-Wilhelmsbad (Hanau 2000)      Abb. 8

    Bacchielli 1994: L. Bacchielli, Un Santuario di Frontera, fra Polis e Chora, Libyan Studies 25, 1994, 45-59

    Becatti 1970/71: G. Becatti, Ninfe e divinità marine. Ricerche mitilogiche iconografiche e stlistiche, Stud.Misc. 17, 1970-1971

    Bell 1981: M. Bell, Morgantina Studies I The Terracottas (Princeton 1981)

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    Bol 1986: P. C. Bol, Liebieghaus – Museum alter Plastik III Bildwerke aus Terrakotta (Melsungen1986)

    Diez 1980: E. Diez, Quellnymphen, in: Forschungen und Funde, Festschrift Bernhard Neutsch (Innsbruck 1980) 103-108 Taf. 18-19

    Dörig 1958: J. Dörig, Von griechischen Puppen, AntK 1, 1958, 41-52 Taf. 22-26

    Feubel 1935: R. Feubel,  Die attischen Nymphenreliefs und ihre Vorbilder (Diss HD 1935)

    Franke 1964: P. Franke – M. Hirmer, Die griechische Münze (München 1964) Abb. 4 

    Fuchs 1962: W. Fuchs, Attische Nymphenreliefs, AM 77, 1962, 242-249, Beilage 64-69

    Geschenke der Musen 2003: Musik und Tanz im antiken Griechenland. Ausstellung Berlin 10.06.-31.08.2003 (Athen 2003) 208-210, Nr. 94-96

    Graepler 1994: D. Graepler, Kunstgenuss im Jenseits, in: Bürgerwelten (Mainz 1994) 43-58

    Graepler 1997: D. Graepler, Tonfiguren im Grab. Fundkontexte hellenistischer Terrakotten aus der Nekropole von Tarent (München 1997)    

    Güntner 1994: G. Güntner, Göttervereine und Götterversammlungen auf attischen Weihreliefs (Würzburg 1994)

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    Higgins 1967: R. A. Higgins, Greek Terracottas (London 1967)

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    Krause 1871: J. H. Krause, Musen, Grazien, Horen und Nymphen mit Betrachtung der Flussgötter (Halle 1871)

    Kultische Anatomie 2008: M. Recke – W. Wamser-Krasznai mit einem Beitrag von F. P. Moog, Kultische Anatomie. Etruskische Körperteilvotive aus der Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität Giessen (Stiftung Ludwig Stieda (Ingolstadt 2008)

    Larson 2001: J. Larson, Greek Nymphs. Myth, Cult, Lore (Oxford New York 2001)

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    Luni 2002: M. Luni. Iconografia del Silfio e realtà botanica, QuadALibya 16, 2002, 351-362       Abb. 5

    Lunsingh Scheurleer 1986: R. A. Lunsingh Scheurleer,, Gireken in het klein. 100 antieke terracotta’s (Amsterdam 1986)

    Von Matt – Zanotti Bianco 1961: L. von Matt – U. Zanotti-Bianco, Großgriechenland (Würzburg 1961)      Abb. 1

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    Micheli 2000: M. E. Micheli – A. Santucci, Il Santuario delle Nymphe chthoniai a Cirene (Rom 2000)

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    Ovid 2003: Ovid, Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch. Übers. und Hrsg. M. von Albrecht (Reclam Stuttgart 2003)  

    Paus.: Pausanias, Reisen in Griechenland (Zürich – München 1986)

    RE XVII, 2: Pauly’s Realencyklopädie der Classischen Altertumswissenschaft XVII, 2, 1527-1599, Nymphai (F. Heichelheim)

    Reilly 22000: J. Reilly, Naked and Limbless: Learning about the feminine Body in Ancient Athens, in: A. O. Koloski-Ostrow – C. L. Lyons (Hrsg.), Naked Truths. Women, sexuality, and gender in classical art and archaeology (London – New York 22000) 154-173

    Rühfel 1984: H. Rühfel, Das Kind in der griechischen Kunst (1984)       Abb. 9

    Rumscheid 2006: F. Rumscheid, Die figürlichen Terrakotten von Priene (Wiesbaden 2006)

    Schauenburg 2007: K. Schauenburg, Zu einigen apulischen Vasen in Privatbesitz, in: NumAntCl  36, 2007, 113-135      

    Schwarzmaier 2015: A. Schwarzmaier, Gaben für eine nicht erlebte Hochzeit. Zu Funktion und Bedeutung einiger Terrakottatypen in klassischen Mädchengräbern in Athen, in: A. Muller – E. Laflι – St. Huysecom-Haxhi (Hrsg.), Figurines de terre cuite en Méditerranée grecque et romaine (Villeneuve d’Ascq 2015) 305-315

    Simon 1972: E. Simon, Hera und die Nymphen. Ein böotischer Polos in  Stockholm, RA 1972, 2, 205-220

             Simon 21981: E. Simon, Die griechischen Vasen ((München 21981)         

             Simon 31985: E. Simon, Die Götter der Griechen (München 31985)     Abb. 10

             Simon 2002: E. Simon, Embryo im Schoß der Aphrodite, Anodos 2/2002, 295-

             300

     Simon 2006: E. Simon, Anthropos. Der Mensch in der griechischen Bildkunst,  

     in: H.-R. Duncker (Hrsg.), Beiträge zu einer aktuellen Anthropologie (Stuttgart 2006) 353-368 

    Stillwell 1952: A. N. Stillwell, Corinth XV, II The Potter’s Quarter. The Terracottas (Princeton 1952)

    Strocka 2007: V. M. Strocka, Hermes und die Nymphen für Boioter, in: ΜΟΥΣΕΙΟΝ. Beiträge zur antiken Plastik. Festschrift zu Ehren von Peter Cornelis Bol (Möhnesee 2007) 131-139 

    Teatri 1974: Teatri class. in Asia min. IV (1974)      Abb. 3

    Van Straten 1981: F. T. van Straten, Gifts for the Gods, in: H. S. Versnel (Hrsg.), Faith Hope and Worship (Leiden 1981) 65-151

    Verg. Aen.: Vergil, Aenaeis (Stuttgart 32005)

    Vierneisel-Schlörb 1988: B. Vierneisel-Schlörb, Klassische Grabdenkmäler und Votivreliefs (München 1988)

    Wamser-Krasznai 2007: W. Wamser-Krasznai, Metamorphosen der Haut im antiken Mythos, in: Aktuelle Dermatologie 33/2007, 92-95

    Wamser-Krasznai 2012: Wie man sich bettet….Lager und Lagern in antiken Heil-Heiligtümern, Études classiques 80 (Namur 2012) 55-72

    Wamser-Krasznai 2013: W. Wamser-Krasznai, Für Götter gelagert. Studien zu Typen und Deutung Tarentiner Symposiasten (Budapest 2013)

    Wamser-Krasznai 2015: W. Wamser-Krasznai, Silphion – eine verschollene antike Wunderdroge? in: Fließende Grenzen (Budapest 2015) 50-53

    Wamser-Krasznai 2016: W. Wamser-Krasznai, Bene lava. Wasser und Baden in der Antike, in: Beschwingte Füße (Budapest 2016) 64-78

    Wamser-Krasznai, Artemis – eine Bärengöttin? in: dies. „Alpha-Götter“ (Filderstadt 2019) 109-121

    Winter I, 1903: F. Winter, Die Typen der figürlichen Terrakotten III, 1 (Stuttgart 1903)

    Zanker 1965: P. Zanker, Wandel der Hermesgestalt in der attischen

    Vasenmalerei (Bonn 1965)      Abb. 3


    [1] Simon 2006, 363.

    [2] Semideae, rusticae numinae, Ov. Met. I  192; RE XVII, 2, 1530.

    [3] DNP 8 (2000) 1071.

    [4] Krause 1871, 122. 178.

    [5] Plut. b. Stob. IV 16, 18; RE XVII, 2, 1530.

    [6] Hom. Od. 14, 432-436.

    [7] Hom. Od. 17, 205-210.

    [8] Hom. Od. 13, 96-112.

    [9] Kenner 1978, 98 Anm. 13 Taf. 37, 2; badend: Chalkidische Schale in Würzburg, LIMC VIII, 896 Nr. 71 Taf. 596. ferner Nr. 30 a Taf. 588. Nr. 40 a Taf. 592. Manchmal ist es lediglich eine Muschel, die den Schoß kaschiert, Diez 1980, 103 f. Taf. 18 f.  Kenner 1978, 98 Taf. 36. 37, 3.

    [10] Hom. h. An Hermes 4, 7.

    [11] LIMC III (1986) 199 Nr. 41 Taf. 156; Hes. Theog. 907 f.

    [12] Inselgruppe um Rhodos. LIMC III (1986) 199 Nr. 41 Taf. 156 (E. Harrison).

    [13] Bell 1981, 162-164, Nr. 253-264 Taf. 62.

    [14] Simon 1972, 209 Abb. 6.

    [15] Ișik 1980, 236 f. Taf. 24 f.

    [16] Anscheinend deutet sich neben einer von ihnen eine Quellgrotte an,  Ișik 1980, 181 f. 184 f. Taf. 9-16.

    [17] Paus. X, 12, 3; Orph. Arg. 648; RE 34, 1937, 1539..

    [18] Ov. met. I  192-195. Hom. Il. 20, 4-9.

    [19] RE XVII, 2, 1530

    [20] Hes. frg. 304 MW  (frg. 171, 5 Rz.); Simon 2006, 363.. .

    [21] Hom. h. 5 An Aphrodite  260; nach  Aristoteles (?) frg. 679 soll ihre Lebenszeit 1000 Jahre betragen,  Paus. X 10; RE XVII, 2, 1530. .

    [22] Hes. Theog. 180 f.

    [23] Hes. Theog. 126-195.

    [24] Hom. h. 5 An Aphrodite, 269-272; .

    [25] Ov. Met. VIII, 741-782.

    [26] Ov. Met. VIII, 815-880..

    [27] Krause 1871, 138. 161.

    [28] RE XVII, 2, 1536 mit Angabe verschiedener antiker Quellen.

    [29] Knauß 2012, 319-321 Abb. 21.26 – 21.29; ferner Kenner 1978, 103 Abb. 6 Taf. 39.

    [30] Hom. Il. VI, 419 f.; Hom. Od. VI, 102-105; IX, 154 f.; XIII, 355 f.;  XVII, 239; Hes. frg. 171, 5 Rz; Alk. frg. 11 D; RE XVII, 2, 1528. 1530.

    [31] Hes. Theog. 16; Themis ist eine Tochter des Uranos und der Gä; RE XVII, 2, 1527.

    [32] Orph. hym.51, 1; RE XVII; 2, 1528.

    [33] Hes. Theog. 136.

    [34] Hes. Theog. 337-345.

    [35] Plat. Phaidr.263 d.

    [36] Hes. Theog. 366.

    [37] Hes. Theog. 337-367.

    [38] Hes. Theog. 346-348; lat. „Nutrices“, Kenner 1974, 108 f.

    [39] Kenner 1978, 107 f. 

    [40] Zanker 1965, 78; „Ariadne: Sometimes confused with the nymph Ariagne“, Hadzisteliou Price 1978,  189.

    [41] Kenner 1978, 97.

    [42] Hom. Od. X 348-351.

    [43] Nonn.Dionys. XIII, 351 ff. Krause 1871, 145 f.

    [44] Hes. Theog. 211-216.

    [45] LIMC V (1990) 394.

    [46] Kenner 1978, 101.

    [47] Paus. VI  22, 7.

    [48] In der Landschaft Elis, im Nord-Westen der Peloponnes.

    [49] Paus. V, 5, 11; Wamser-Krasznai 2016, 70 f.

    [50] Pind. Ol XII 18; Diod. IV 23, 1 und V  3, 4; Strab. VI 275; RE VIII, 2, 1615 (Ziegler).

    [51] Wamser-Krasznai 2016, 71 Bild 5.

    [52] Paus. IX 4, 9.

    [53] Plut. Aristeid. 11, 3. 19, 6; Simon 1972, 2, 216.

    [54] Nicht zu verwechseln mit dem sizilischen Hirten gleichen Namens, Paus. X 5, 5.

    [55] Von Apollod. II, 4, 2.3. Namen und Zugehörigkeit erfahren wir nicht, Krause 1871, 147 Anm. 2 hält unter Berufung auf Ovid, Metamorphosen V, 540, die Avernalischen Nymphen für die Verantwortlichen bei der Abgabe und Rücknahme der Utensilien.

    [56] Amnisos: Kretischer Fluss, an dem ein Artemis-Heiligtum lag,  Kallimachos 2004,  Auf Artemis 403 und Anm. 1..

    [57] s. Nymphe beim Waschen des Kultbildes, Dionysos „Die Locken lang, ein halbes Weib?…(München 1987) 49 Abb. a.

    [58] Simon 1972, 216 f.

    [59] Verg. Aen. 1, 71-75.

    [60] Apoll. Rhod. II, 504 f. Bacchielli 1994, 54.

    [61] Bacchielli 1994, 45.

    [62] Hdt. IV 189, 2.

    [63] Micheli 2000, 43-60; Wamser-Krasznai 2015, 50-53.

    [64] Bemman 1994, 17; Hyg. astr. 2,3; Hyg. fab. 182; Eratosth. 13; Ov. fast. 5, 115-128; Pind. in Schol. Il. 21, 194. Münze aus Aigai, Zeit des Antoninus Pius: Amaltheia mit Zeuskind, Füllhorn und Ziegenkopf, LIMC I 1981, 583  Nr. 3 Taf. 437.

    [65] Bemmann 1994, 14 Anm. 12.

    [66] Im Westen der Peloponnes.

    [67] Paus. V 7, 2.

    [68] Ov. Met. V, 487-513. 572-642.

    [69] LIMC III (1986) 344 f.;  Ov. Met. I, 452-567; Wamser-Krasznai 2007, 92-95.

    [70] Ov. Met. III, 356-400.

    [71] Ov. Met. XV 482-599. 547-551; Plut. Leben des Numa 4.

    [72] Paus. IX  39, 2-5. 7. 8;  Hampe – Simon 21985) 5; Wamser-Krasznai 2012/13, 56. 65 f.

    [73] Paus. X  12, 1-7.

    [74] Paus. VIII 3, 6 f.

    [75] Wamser-Krasznai 2019, 113; dies. 2007, 96.

    [76] Paus. VIII 3, 7.

    [77] LIMC VIII, 891

    [78] Hom. Od. 7, 244-246. Ogygia ist fiktiv. Das maltesische Gozo und ein Inselchen südlich von Kreta streiten sich um die Ehre der Identifikation mit Ogygia.

    [79] Hom. Od. 5, 13-15.

    [80] Hom. Od. 7, 261-266.

    [81] Perse, Hom. Od. X  135-139; Hes. Theog. 956.

    [82] Hom. Od. XII 302.

    [83] Zwischen Eleusis und Salamis, Strab. IX 395, 13.

    [84] Hes. frg. 1011.

    [85] Am tyrrhenischen Meer, Latium, Strab. V 232, 6; Cic. nat. deor. III 48.

    [86] Verg. Aen. V, 732; VI, 126 f.

    [87] Inter Sicelidas Cyana celeberrima nymphas, Ov. met. V, 412. V 413 -440. 469-475; Bell 1981, 92 f..

    [88] Friedrich Schiller, Das eleusische Fest, 1798. Das Gedicht beginnt mit den Zeilen:

     „Windet zum Kranze die goldenen Ähren,

    Flechtet auch blaue Zyanen hinein…“ Der hiervon abgeleitete Name unserer Kornblume ist heute beinahe unbekannt.

    [89] Marg 526.

    [90] Pind. Pyth. IX v. 17 f.; Wamser-Krasznai 2015, 50 f.

    [91] Hom. h. An Hermes 4, 1-4.

    [92] Hes. Theog. 938 f. 

    [93] Hes. frg. 169 Merkelbach/West..

    [94] Apollod. 3, 8, 2.

    [95] Florenz, 570/565 v. Chr., LIMC  VI, 335 f. Nr. 14 Taf. 172; Simon 21981, 77 Taf. 52.

    [96] Soph. Troilos frg. 618.

    [97] Marg 324; Hom. Il. XVIII 35-85.

    [98] FriedrichSchiller, Nänie (1800).

    [99] Hes. Theog. 349-364; Wamser-Krasznai, Horn und Füllhorn, Abb. 1.

    [100] Verg. Aen. I 166-168.

    [101] Diez 1980, 107.

    [102] Himmelmann-Wildschütz 1957, 7 f.

    [103] Platon, Phaidros 238 c. d; Larson 2001, 13 f.

    [104] Klöckner 2001, 128. 

    [105] Himmelmann-Wildschütz 1957,  8; Apoll. Rhod. 1, 1207 ff. LIMC V, 577 Nr. 31 (J. H. Oakley). 

    [106] Nikandros frg. 48 Schneider; Schol. Aristoph. Plutus 1127; LIMC V, 374.

    [107] „Die reizvollste Entwicklungsstufe im weiblichen Leben“, Kenner 1978, 97.

    [108] Schauenburg 2007, 116 mit den Anm. 12-15.

    [109] Dörig  1958, 43 f.; Simon 2006, 361 f. In einem wohlbekannten Epigramm weiht Timarete-der Göttin Artemis „den kekryphalos …und die kórai (Puppen)…mitsamt den Puppengewändern“, Andres 2000, 9; Graepler 1997, 216-219 Anm. 137;  Rumscheid 1986, 225 Anm. 1386.

    [110] Andres 2000, 11 Abb. 3; ebenso Bol 1986, 82-85 Abb. 44; Simon 2006, 358 f. Abb. 6

    [111] Reilly, „Naked and Limbless“, 22000, 154. 

    [112] Kotera in: Bol 1986, 82-85 Abb. 44.  .   

    [113] Allard Pierson Museum, Lunsingh Scheurleer 1986, 29 Abb. 10.

    [114] Inv. 8698, Schwarzmaier 2015, 309 und Anm. 25 Abb. 6; Vierneisel-Schlörb Kerameikos XV (München 1997) 53 Nr. 146. 147 Taf. 30.

    [115] = Haube, die hinten in einer Spitze ausläuft.

    [116] Rohde 1968, 17 f. Abb. 19 a.

    [117] Hamdorf 2014, 163 D 35.

    [118] Reilly 22000, 161 Abb. 37.

    [119] Leyenaar-Plaisier 1979, 18 f. Taf. 4, 22.

    [120] Higgins 1967, 75 Taf. 30 B; ders. 1954, 182 Nr. 683 Taf. 89 (Kopf verloren).

    [121] Breitenstein 1941, 28 Nr. 266 Taf. 29.

    [122] Dörig 1958, 46 Taf. 25, 4; ferner ebenda 41-52 Taf. 22, 3. 24-26.

    [123] Schmidt 1994, 55 f. Nr. 58 Taf. 14 g.

    [124] Mollard-Besques 1954, 84 C 12 Taf. 56.

    [125] Merker 2000, 52 Anm. 205  MF-71-45 Taf. 75.

    [126] Hamdorf 2014, 163 äußert beim Exemplar D 35 Zweifel an der attischen Provenienz wegen der Tonqualität mit starkem Glimmergehalt.

    [127] Higgins 1954, 115 Nr. 373 Taf. 56.

    [128] Mollard-Besques 1954, 117 Nr. C 208. C 210 Taf. 83.

    [129] Winter 1903, 170, 3.

    [130] Iṣik 1980, 174 f. 186 f. Nr. 204. 205 Taf. 28.

    [131] Rumscheid 2006, 225 Anm. 1382.

    [132] Graepler 1997, 218 f.

    [133] Neils – Oakley 2003, 169 Nr. 68.

    [134] Neils – Oakley 2003, 307 Nr. 124 (unsere Abb. 9).

    [135] Vierneisel-Schlörb 1988, 65-71 Taf. 25 f.

    [136] Schwarzmaier 2015, 309 Abb. 8; Dörig 1958, 45 Taf. 23.

    [137] Reilly 22000, 162 f.  Abb 38; van Straten 1981, 106 Abb. 50. Ferner  Merker 2000, 49 f. C 106-C 109 Taf. 12.

    [138] Graepler 1994, 50; Schwarzmaier 2015, 310 f.. 315 Abb. 6; anders Simon 2006, 361 f. 

    [139] Recke – Wamser-Krasznai 2008, 49. 51. 119. 136 Abb. 46. 47; den Hinweis auf einen großformatigen männlichen Terrakotta-Körper mit Ansätzen von Extremitäten und intakter Vorderseite ohne Fensteröffnung, London, BM, Cat. Walters 1903, 371 Nr. D 439 Abb. 73, verdanke ich M. Recke, Frankfurt am Main; ferner Thorax und rechter Arm eines Mannes, Korinth, .Hygieia 2014, 226 Abb.96.   

    [140] Neils – Oakley 2003, 265. 307 Abb. 68. 124; Dörig 1958, 41. .

    [141] Unkonventioneller Vorschlag von Dipl. Ing. P. L. Krasznai, Budapest. 

    [142] Dörig 1958, 46.

    [143] Anders Schwarzmaier 2015, 310 Anm. 31 (mit Hinweis auf Exemplare der myrinäischen Aphrodite orientale, hinter deren  abnehmbarer Nabelpartie sich ein „Embryo“ befindet, dazu V. Dasen, Femmes à tiroir (Fribourg – Göttingen 2004) 141; ‚Initiation‘ aufwachsender Mädchen, Simon 2002, 297; Winter 1903, 169, 2; Stillwell 1952, 149 Nr. XX, 8. 9 Taf. 31.

    [144] Kouroi: E. Buschor, Frühgriechische Jünglinge (München 1950) 40 Abb. 44. S.86 f. Abb. 97; Martini 1990, 182 Abb. 58. S. 184 Abb. 60; Symposiasten: Levi 1926, 26 f. Abb. 28;  Wamser-Krasznai 2013, 182 Nr. 437 Abb. 83; dies., Fehldiagnose! In: Fließende Grenzen (Budapest 2015) 17 f. Bild 7. 8;  Winter 1903, 198, 7.

    [145] Mollard-Besques 1954, 83 f. C 10-C 12 Taf. 56.

    [146] Neils – Oakley 2003, 125 Abb. 13; Bérard – Vernant 1985, 165 f. Abb. 159.