Schlagwort: Empfehlung

  • Hört Ihr Leute, lasst laut Euch sagen
    Grund zum Grübeln gibt es, Klagen.
    Soziales Netz zeigt Euch, erzählt
    Dass Welt in rechts und links zerfällt.

    Denn:

    Gedanken voll von Wut und Hass
    Treiben mit Euch Leuten Spaß
    Wischen Tod Euch, Sorgen, Nöte
    Fordern virtuell: jetzt Töte!

    Seht:

    Krystal, Jägerschnaps und Bier
    Lassen Bauch und Hintern schwellen
    Lassen die Gedärme bellen
    Fantasien überquellen
    Mord und Todesfallen stellen.
    Reichtum wischt mit Hass und Gier
    Gedankeneier fett und träge
    Rechts und links ins Netzgehege.
    Brütet, lässt sie sorglos liegen
    Bis Küken um den Globus fliegen.
    Kot, Eierschalen, Federrest
    Verrotten, fliehen aus dem Nest.

    Warum?

    Sicher ist, dass Fett und Bauch
    Übermut, ja Reichtum auch
    Und Angst  vor morgen Lüste wecken
    Den Nachbarn wütend zu erschrecken.
    Auch die Lust am Demonstrieren
    Vor der Welt zu urinieren
    Sich Protest bezahlen lassen
    Öffnen Tor und Tür zum Hassen.

    Jedoch:

    Der Grund in den sozialen Netzen
    Zu drohen, stänkern, wüten, hetzen
    Ist nicht im Festtagseierkuchen
    Sondern bei dem Ei zu suchen.

    Weil:

    Ja, der Netz-Gedanken-Kuckuck
    Sucht die Wohlstandseier aus
    Wirft sie aus dem Nest heraus
    Legt die eigenen hinein,
    die ohne Wärme, Sorgepflicht
    klettern in das Netz, ins Licht
    und flügge ihre Eltern preisen
    Die Eier morden, nicht verspeisen.
    Wäre Mamma Kuckuck tot,
    Wäre alles recht, im Lot?

    Nur:

    Der Kuckuck auch, real und pur
    Lebt von Wohlstand der Natur.
    Gäb es nicht Gedankeneier
    Wäre Mamma Kuckuck Geier,
    der Hass und Wut ins Netz einsäht
    Recht und Links nach Leichen späht
    Um Wut erwischt und Hass besessen
    Am Tod sich fett und satt zu fressen.

    So:

    Hört Ihr Leute, lasst Euch sagen
    Lasst das Wischen, lasst das Klagen:
    Real bleibt es virtuell dabei:
    Moral frisst nie ein Vogelei.

  • Ein Hypochonder in Zeiten der Coronaviren

    Die Gasmaske hat er bereitgelegt,
    stündlich nimmt er neue Informationen auf,
    geht in Gedanken Infektionswege durch.
    Wovor denn haben Sie solche Angst?
    Er zögert kurz: Vor Leid und Tod.
    Fürchten wir das nicht alle – diffus, vage, unbewusst?
    Hilflos.
    Und nun haben Leid und Tod einen Namen und eine Form,
    ein Virus ist es, das man nachweisen,
    gegen das man den Kampf aufnehmen,
    dessen Ausbreitung man vermeiden
    kann.
    Weltweit schwenken alle ein in die Endstrecke des Nachdenkens
    über etwas Konkretes, Nachweisbares, Sichtbares, Fassbares.
    Vielleicht überleben ja nur die Paranoiden, meint er,
    weil sie sich konsequenter schützen.
    Wäre das zu wünschen?

    Heimat

    In der ganzen Welt ist man unterwegs,
    international tauscht man sich aus und
    auf Reisen findet man zum eigenen Selbst.
    Wenn aber Not auftritt, weltweit,
    zieht es einen zurück in die Heimat
    und man wird zurückgeholt
    in die eigene Nation.
    Verantwortung wird übernommen
    Im eigenen Land,
    in dem je eigene Erlasse gelten.
    Die Grenzen werden dicht gemacht,
    jedes Land steht für sich, steht ein für seine Bürger.
    Und schaut doch zu den Nachbarn im Vergleich.
    Wer schützt, wer behandelt, wer verhindert besser?
    Dabei ist es ein Virus,
    das überall gleich im Austausch ansteckt
    über Nationsgrenzen hinweg
    die Welt betrifft:
    Unsere gemeinsame Heimat.

    Besuchsverbot

    Oft wurden sie ohnehin nicht besucht.
    Alleinsein – das kennen sie;
    die Stille, den Blick aus dem Fenster
    in lichte, grüne, bunte, dörre Blätter,
    Rollgeräusche und Rufe am Gang,
    ungerichtet, ungehört.
    Zum Waschen kommt jemand, zum Essen, zum Anziehen.
    Griffe: geübt, fest, effektiv.
    Aber manchmal, ach manchmal, klopfte es
    und jemand sprach sie an, mit Vornamen,
    mit dem eigenen Namen, wie ihn die Mutter aussprach oder das Kind.
    Und dann traten die Erinnerungen ein,
    schöne allzumeist,
    Blumen hatten Farben und Duft,
    ein Gesicht sah sie an, eilig, aber es sah sie an,
    da blieb die Zeit stehen,
    da kam Freude auf,
    da war das Leben  zu spüren.
    Nun kommt niemand mehr.
    Besuch könnte den Tod bringen.
    Und?
    Er käme mit Blumen, Lächeln und Leben.
    Nun sterben sie allein vor sich hin.

    Häuslichkeit

    Einer der Großen hat gesagt,
    das Unglück der Menschen rühre daher,
    dass sie nicht allein mit sich in einem Zimmer sein könnten.
    Nun sind die Züge leer und die Flughäfen,
    auf einmal ist dem exzessiven Reisen ein Ende gesetzt,
    auf den Bühnen wird noch versucht zu spielen
    ohne Resonanz und Applaus im Zuschauerraum
    (das ist nicht, wozu Theater gedacht ist),
    in Espressobar und Pizzeria,
    Stammlokal und Pub
    stehen Stühle auf Tischen
    wie in leeren Schulen.
    Und auch Spaziergänge ohne Ziel sind bald untersagt.
    Wie gestaltet sich wohl die neue Häuslichkeit?
    Nicht jeder liest, liebt, lacht mit andern.
    Von (zu viel?) Außen auf die eigene Innerlichkeit
    zurückgeführt hat jeder nun zu Hausaufgaben
    Zeit und Raum und
    die Chance,
    neu und anders sich selbst und womöglich Glück zu finden
    und den Großen zu widerlegen
    oder auch nicht.

    Angst

    Wer keine Angst hat, ist dumm –
    hat sie gesagt, die kluge, reflektierte Lehrerin.
    Der denkende Mensch kennt Risiken,
    Vorsicht und – maßvolle Nachsichtigkeit.
    Aber adäquate Sorge kann kippen in krankhafte Angst.
    Und dann dominiert sie unweigerlich den Verstand.
    Alles, was ich tun kann derzeit ist,
    in der Sprechstunde
    Patienten die Frage
    Haben Sie selbst denn Angst?
    umsichtig
    mit Nein zu beantworten.

    Vergesst die Seele nicht!

    Da gibt es Zahlen und Figuren,
    das Virus ist entschlüsselt,
    Form und Übertragungswege sind bekannt.
    Tröpfchen.
    Abstrichgewebe.
    Lungenversagen.
    Abstand, Abwehr, Antikörper.
    Kein Händereichen, kein Kontakt, kein Treffen,
    keine Arbeit, kein Zusammensein,
    um den Körper zu schützen vor Körperlichem.
    Bleibt gesund
    ist Gruß und Wunsch und erste Pflicht,
    für die Staaten in die Knie gehen.
    Doch ist der Mensch Körper allein?

     Das Böse

    Das Böse kann sich allein nicht verwirklichen,
    wie ein Virus
    muss es sich eines Wirts bemächtigen –
    selbst unfertig, nicht existent ohne Ergänzung,
    Membranlos konturlos
    überlebt es nur schmarotzend im Wirt.
    Hat der es als solches kennengelernt,
    als etwas Wesensfremdes,
    kämpft er dagegen, stößt es ab und lässt es nicht wieder ein,
    gibt ihm keine Herberge mehr.
    Und wenn das Böse sich doch einnistete,
    zerstört es seine Herberge,
    aber der Wirt zieht weiter
    ins Weite
    und lässt es zurück.

    Planbarkeit

    Sparpreise der Bahn gibt es ein Jahr im Voraus,
    Urlaube werden gebucht für den übernächsten Sommer.
    Save the dates gelten weit in die Zukunft
    im virtuellen Kalender.
    Kinder werden geplant und das Sterben.
    Das Leben als Abfolge wohlüberlegter, vorentschiedener Termine.
    Jetzt tritt Corona auf den Plan und auf die Pläne, –
    die Kalender verlieren ihre Macht.
    Eintragungen verfallen;
    Was, wenn einem durchorganisierten Leben
    die Organe versagen?
    Wie schwer Menschen von heute das jeweils fallen mag,
    vielleicht ist es auch leicht,
    sich fallen zu lassen ins Hier und Jetzt
    des Schöpfungsplans.

    Ruhe vor dem Sturm

    Es ist wichtig, und sie haben es wichtig,
    es ist notwendig, und sie haben ihre liebe Not:
    Retter in Weiß sind aktiv bis zur Erschöpfung,
    Stationen werden leergeräumt,
    ganze Krankenhäuser neu geschaffen,
    Betten aufgerüstet,
    Monitore angeschlossen,
    ohne Ende wird organisiert.
    Wir warten auf den Ansturm.
    Und wenn er aber kommt?
    Und wenn er aber nicht kommt?

    Fledermaus

    Es war die Fledermaus.
    Skrupellose Forscher haben Versuchstiere auf den Markt entsorgt.
    Es war die Ernährung.
    Sie essen aber auch alles dort, Reptilien und Schlangen.
    Es war Waffe.
    Ein Virus –  gezüchtet und in die Welt gesetzt, um Großmächte zu schwächen.
    Es war Tabu.
    Die Ansteckungsgefahr wurde verheimlicht von der Macht.
    Es war der Teufel am Ende,
    der Gottesdienste und Glauben zu zerstreuen versucht.
    Es ist das Kausalitätsbedürfnis der Menschen,
    wenn sie Gründe suchen für den Alptraum des Geschehens,
    das sich ihrer Einflussnahme entzieht.
    Es waren einmal Theorien.
    aber nun ist es, wie es ist.
    Und was die Fledermaus uns sagen will,
    können wir nicht hören.

    Reset

    Man darf Freiheit nur zeitlich begrenzt einschränken,
    sonst erträgt der Mensch es nicht.
    Er braucht die Hoffnung auf eine Zeit danach,
    wenn die Gefahr vorüber ist,
    wenn alles wieder gut wird und schön.
    Wie Kinder aus Krankheiten gewachsen hervorgehen,
    wird der Mensch nach der Krise anders sein.
    Er wird verstanden haben,
    was und wer im Letzten trägt.
    Er wird dankbar sein
    und er wird wieder ein bisschen mehr
    lieben.

  • Usually, being happy one remains silent in the fear that the situation changes, and the happiness disappear. However, the happiness and anxiety or fear do not go together.  The sensation of fear makes nobody happy.      

    It appears that, everybody is afraid to boast “I’m happy”, and instead of singing and praising God for this circumstance, everyone is hiding it. With no confidence and understanding of happiness, there is no joyfulness, and no feeling of stroke of luck. Life is set for our sensation of the happiness. During the life’ journey, we have sometimes painful conflicts, but those are temporary.

    Perhaps, I feel it in that way, because I learned from my mother the wisdom of the art of forgetting unpleasant memories. Perhaps, for this reason all the writers transform those memories into the cheerfulness, embedded in their stories.

     Why am I writing this? The reason for my confession is that, walking on this path in the autumn covered with red leaves, I start thinking of what I have done or missed to do, and I feel the sense of the sorrow for the time lost. Possibly, I try to remake or to repair. After so many years, I realize that the God has bestowed the feeling of happiness to us, and that it is the greatest gift, that people could have received.

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Mein Weg

    Wenn wir glücklich sind, bleiben wir üblicherweise still aus Angst, dass sich die Situation verändert und das Glücksgefühl verschwindet. Aber Glücksgefühl und Furcht oder Angst passen nicht zueinander. Das Gefühl der Angst macht niemanden glücklich. Es scheint so, dass jeder sich fürchtet, sich mit „Ich bin glücklich“ zu brüsten, und statt zu singen und Gott zu preisen für die Umstände, verbirgt jeder das Gefühl. Ohne Vertrauen und Verstehen des Glücksgefühls gibt es keine Fülle der Freude und kein Gefühl eines Glückstreffers. Das Leben ist bereit für unsere Glücksempfindungen. Während unserer Lebensreise durchleben wir manchmal schmerzliche Konflikte, aber sie sind vorübergehend.

    Vielleicht spüre ich das so, weil ich von meiner Mutter die Weisheit der Kunst gelernt habe, unangenehme Erinnerungen zu vergessen. Vielleicht formen alle Schriftsteller deshalb diese Erinnerungen um in Heiterkeit, die sie in ihre Geschichten einbetten.

    Warum schreibe ich das? Der Grund für mein Bekenntnis besteht darin: Wenn ich im Herbst auf diesem mit roten Blättern bedeckten Weg gehe, fange ich an, darüber nachzudenken, was ich gemacht oder verpasst habe, und ich sorge mich um die Zeit, die ich verloren habe. Wenn möglich versuche ich es zu wiederholen oder auszubessern. Nach so vielen Jahren erkenne ich, dass Gott uns mit dem Glücksgefühl ausgestattet hat, und das ist das größte Geschenk, das wir Menschen erhalten konnten.

  •                              DAS RäTSEL

                                In den geheimen
                                Fasern des Menschlichen
                                liegt das Geheimnis des Bösen,
                                das plötzlich,
                                einbricht und aufruft
                                zum Endkampf,
                                im mächtigen Geflecht
                                eines ungewissen Kosmos.

    Kommentar :

    Das Geheimnis des Bösen verstört die menschliche
    Seele in ihrer ganzen tragischen Geschichte.