Schlagwort: Entwicklung

  • (5.3.2022)

    Jede Jahreszeit
    jede Tageszeit
    jedes Moment
    trägt Wunder in sich
    Allerdings sind Beine vonnöten
    zum Verlassen des selbstgemachten Käfigs
    empfindsame Sinne
    zur achtsamen Aufnahme der Geschehnisse
    und ein sonniges Herz
    zum wahrhaftigen Lieben

    ֎֎֎

  •  The Child

    The man is the most powerful, the smartest and the best! – in the childhood.  In the shortest time, through the period of childhood, the child steps the path, that entirely humankind, before him, required the millennia. Childhood is a shortcut through the Time. Therefore, the child walks through the infinity of the past Time. We do not know what happens to the fruit in the sweet and nutritious womb, where Time is gathered into one focus; but we know, and can imagine, what are the great steps through the period that a child walks in childhood.

    All begins at a good hour, the newborn cries and cries. A strong light from everywhere surrounds it. However, quickly this little being gets used to the abundance of the light, to the abundance of mother’s milk, to the abundance of roaring around. We know that a child smiles. The initial big step and sign of a human being is – a smile. In the living world, no one laughs except the humans, not even those beautiful symmetrical plants, not even flowers, not even the friendliest, most tender animals.

    In the next few months, the child stands up and walks, falls, bounces, gets up, walks unsteadily, releases his arms, can approach and touch, can feel the environment around and the family members.

    And after some time, the child speaks. The child spells, beats and names things and actions, puts words into sentences, speaks and sings! Even it feels that the environment is harmonious and full of the meaning. A child plays and plays and plays. It only takes him five or six years to do that.

    At the end, the child learns to read and write, and finds out what others have learned before him.

    In the childhood, a child reaches what it took the human beings ten times a thousand years! After four great steps: Smile, Walk, Speech, Scripture, the child is on the path that leads to the adult age. Grown up, being an adult, should demonstrate the goodness to the others, and accomplish what the first PM of independent India Jawaharlal Nehru (1889-1964) wrote: “When you were born you were crying and everyone else was smiling. Live your life so, at the end, you are the one who is smiling and everyone else is crying.”

    Dr. med. André Simon © Copyright

    Das Kind (Übersetzung von Dietrich Weller)

    Der Mensch ist am mächtigsten, am klügsten und am besten – in der Kindheit! In kürzester Zeit, während der Phase der Kindheit, betritt das Kind den Weg, für den die Menschheit  vor ihm Jahrtausende gebraucht hat. Kindheit ist eine Kurzform der Zeit. Deshalb geht das Kind durch die Unendlichkeit der vergangenen Zeit. Wir wissen nicht, was mit der Leibesfrucht in der süßen und nahrhaften Gebärmutter geschieht, wo die Zeit in einem Brennpunkt gebündelt wird. Aber wir wissen, und wir können uns bildlich vorstellen, wie die großen Schritte aussehen, durch die ein Kind während der Kindheit schreitet.

    Alles beginnt in einer guten Stunde: Das Neugeborene schreit und schreit. Ein starkes Licht umfängt es.

    Aber dieses kleine Wesen gewöhnt sich rasch an die Überfülle des Lichts, an die Überfülle der Muttermilch, an die Überfülle des Krachs rund herum. Wir wissen, dass ein Kind lächelt. Der anfängliche große Schritt und das Zeichen eines menschlichen Wesens ist – ein Lächeln. In der Welt der Lebewesen lacht niemand außer den Menschen, nicht einmal die schönen symmetrischen Pflanzen, nicht einmal die Blumen, nicht einmal die freundlichsten, zärtlichsten Tiere.

    In den nächsten wenigen Monaten steht das Kind auf und geht, fällt, hüpft, steht auf, geht unsicher, entfaltet seine Arme, kann näher kommen und berühren, kann seine Umwelt und die Familienmitglieder fühlen.

    Und nach einiger Zeit spricht das Kind. Das Kind buchstabiert, schlägt und benennt Dinge und Handlungen, formt Wörter zu Sätzen, spricht und singt! Es fühlt sogar, dass die Umwelt harmonisch und voll von Bedeutung ist. En Kind spielt und spielt und spielt. Es braucht nur fünf oder sechs Jahre dafür.

    Am Ende lernt das Kind zu lesen und zu schreiben, und es findet heraus, was andere vor ihm gelernt haben.

    In der Kindheit erreicht ein Kind, wofür die menschlichen Wesen zehn mal tausend Jahre gebraucht haben! Nach vier großen Schritten – Lächeln, Gehen, Sprache, Schrift – befindet sich das Kind auf dem Weg, der zum Heranwachsenden führt. Groß geworden, als Erwachsener, sollte es anderen Güte zeigen und erreichen, was der erste Premierminister des unabhängigen Indien Jawaharlal Nehru (1889-1964) schrieb: „Als du geboren wurdest, hast du geschrien, und alle anderen haben gelächelt. Lebe dein Leben so, dass am Ende du lächelst und alle anderen weinen.“

  • I

    Deinen Anspruch kenne ich,
    in einmaliger Größe
    zu halten mit dem Sinn
    das altvertraute Wipfelspiel,
    den grob behauenen Stein
    und auch das Elternhaus,
    jede geliebte Sache für sich allein
    ob nah, ob fern in Einer
    und nur in dieser Einen

    dass nicht immer Punkte am Horizont
    das Lebewohl dir sagen
    wenn fernab der süßen Heimat
    dein Schritt dich trägt

    Bisher erfasstest du den weiten Raum,
    weil alles schwindet
    alles rankt
    was in ihm steht
    Wenn du jetzt gehst
    wenn du bald nahst
    kennst du die Horizonte nur
    wie ein Blick sie dir erzählt?
    Bestehen solltest du doch einst
    dem Garten fremd Gewordener
    auf Jagd und Hatz

    Ach Freund,
    um jene Tiefe zu verstehen
    muss verkümmern wohl
    des Eindrucks feste Größe
    Horizonte sind,
    die weiten Räume nur
    in vorgetäuschter Niedlichkeit?

  •                                

    Reingehen möchte ich
    tief in den summenden Wald
    und umkehren vielleicht nur
    wenn letzte Schatten
    zum Schlaf alles legen
    im satten Gras
    auf jeder innigsten Lichtung
    Den Flüsterern
    lauschen wir gern
    sie besingen die Nacht
    halten uns fest
    halten uns
    die lichtscheuen Linien,
    das säuselnde Flimmern
    der drängenden Schönheit
    Ein nacktes Menschenkind
    steh ich in ihr
    und versperrt ist der Rückweg
    unkenntlich der Pfad hin zu Mutter
    Sollte ein Teil von ihr sein
    doch nimmer kehrt heim
    der einmal Verstoßene
    Er wollte den Baum
    anders nur setzen,
    hat nur gespürt wie es sein kann
    sich zu entscheiden im Zweifel
    und im Triumph zu bezweifeln
    Das Kindchen blickt hoch
    hoch auf der Lichtung
    zum silbernen Kosmos
    im frischesten Gras
    Es wird sich nicht abwenden
    es wird weiter fragen
    und immer wieder
    immer wieder verzweifeln
    ein geometrisches Wesen
    dein Wesen, Pallas Athene
    wundert sich
    und verändert die Welt
    Singen
    immerfort singen
    werd´ ich für Mutter
    Trübsal und Schmerz
    suche ich bei ihr zu lindern
    in ihr,
    der heilenden Allmacht

  • (17.3.2021)

    in Erinnerung an Wilhelm Reich

    Sollte jemand mich ehrlich fragen
    weshalb sich leidvolle gesellschaftliche Ereignisse
    uns aus den vergangenen Zeiten bekannt
    zum Teil bereits tiefgründig beleuchtet
    anscheinend wiederholen
    zwar nicht in demselben Gewande
    allerdings nach denselben Grundsätzen
    dann werde ich liebevoll aufrüttelnd fordern
    aufrichtig innig hinzuschauen
    welche Potentiale wir in uns tragen
    die solche Wiederholungen ermöglichen
    was wir verinnerlicht haben
    und was wir selbst täglich dazu beitragen
    dass ein gesellschaftliches System
    schwer auf Ungerechtigkeiten begründet
    bestehen bleiben kann
    Die Veränderung der Welt
    erfordert eine aufrichtige Selbsterfahrung
    und die folgerichtige Umsetzung
    der dabei gewonnenen Erkenntnisse
    mit Schmerzen und Verzichten verbunden
    mit Konflikten und Widerständen
    und vor allem
    mit der Sonne der Lebensfreude

    ֎֎֎

  • zum vierhundertsten Todestag

    Hochgestimmt und offenherzig
    so traten wir nun an
    Empfinden und Folgern
    zu meistern
    der Altvorderen
    unsere Herkunft,
    wie es denn wurde,
    dass wir anders meinten
    dann
    erwachsen nach Hunderten von Jahren
    aus dem gewohnten Schoß
    der allerersten Märchen
    und aus Resten
    eines beschlagenen Gedenkens

    Galt es
    einsame Brüche zu erkennen
    im Lauf der gequälten Geschlechter 
    zu finden vielleicht nur
    die schleichende, kleinlaute Abkehr
    vom bisherigen Sinnen?

    Mein einstiges Stürmen
    wirkt mir
    zu mancher Stunde fremd
    so unerwartet toll
    will´s mir erscheinen
    Kaum mehr kann ich kennen
    erkennen, etwas Sicheres in mir
    nicht lässt sie sich wissen
    erwischen die großartige Welt

    Im Schleier der Zeiten
    verpuppt sich die unstete See
    zum haltlosen Strom
    meiden die längst gesättigten Blicke
    den Grund
    im trüb gewordenen Wasser,
    können nicht sagen
    warum es wurde was da ist
    und wie das wurde was es ist

    Zum ersten Aufbegehren gewandt
    vermag ich betagteres Empfinden
    nicht zu entwirren
    nicht in mir
    auch nicht im Kosmos,
    nicht die erwartete tiefe Zäsur
    in einem übermächtigen
    unwiderstehlich waltenden Gedanken,
    dass so entschieden, so vollkommen
    in der Abfolge unserer Epochen
    sein Gegenteil durchaus
    den weiteren Weg benennen konnte

    Parabelähnliches Verhalten fast,
    erst den einen
    dann den zweiten Schenkel hochziehen
    hoch hinauf, fast zu den Sternen
    und stetig, stetig muss sie                                                
    muss die Bewegung sein
    -so tippte es mir der Lehrer auf den Graphen-
    ohne ein Stocken in der Führung
    soll es geschehen

    Leichtherzig haben wir
    bescheidene Einschnitte nicht gespürt
    sie nicht gesucht
    nicht der stillen Kehrtwende
    unterschwelligen Moment
    Was unmöglich in Gänze erschien
    ist in Summe wahrhaftig geworden,
    wurden sie
    die zahllosen Grenzwerte, mein Freund
    unerklärbar überschritten

    nicht säßen wir sonst hier
    wohl gezeugt, so sagen es die Schriften
    als bittersten Todesernst
    der Zweifel besiegte,
    grausame Überzeugung
    aus der Mühle unzähliger Jahre gespeist
    unserem Denken
    nur noch als bester Unfug galt
    überwunden zwar
    doch ohne die eine Erkenntnis
    wie dies geschah
    im eigensten Innern

    endgültig gekappt
    ist sie auch hier
    die heilende Nabelschnur
    zu den Dingen
    aus Bruchstücken der Überlieferung
    fügten wir es uns zurecht
    wie wir es zu verstehen meinten
    jenes Gesamtbildnis
    Doch passt es nicht,
    immer ein Steinchen noch so klein
    passt so richtig nicht
    ins ehrgeizige Mosaik
    Trotzdem erleichtert
    und so stolz
    deuten wir immer wieder gern
    aufs geltende Zeitalter
    und die verwandelten Gesichter   

  • The father and his son were walking up the mountain. Suddenly, the boy stumbled over a rock and howled: „AAAHH!“ From the mountain echoed: “AAAHH «. Curious, the boy shouted: „WHO ARE YOU?“ It echoed from the mountain: „WHO ARE YOU? ». Astonished, the boy looked at his father and asked: „Dad, what´s going on here?“
    His father explained:  „People call this an echo, but in the fact, it is „The LIFE».  
    The life always gives you back what you give.  
    If you want to receive kindness, give more kindness.   
    If you want to receive goodness, give goodness.                                                             
    If you want to be understood, try to understand others.                                                                
    If you want people to be patient with you and respect you, then you have to be patient with people and respect them, too.                                                            
    If you want to be happy, make someone else happy, consequently you will be happy, too.  
    This rule applies to every area of ​​life, Life gives you back what you give! The course of your life is not a pile of coincidences. 
    The life is the mirror of your deeds.  The life‘ journey is like the mirror that reflects our deeds.

    Dr. med. André Simon © Copyright                                                                                  

    Author’ s note:                                                                                     
    Second Indian Philosophy is our future fate set by our present deeds. It’s called karma – the law of action and reaction. The law of karma dictates that people create their own destinies according to their own activities, or, like it says in the Bible – as you sow you shall reap.                           

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Der Spiegel

    Der Vater und sein Sohn wanderten auf einen Berg. Plötzlich stolperte der Sohn über einen Fels und heulte: „Aaah!“ Vom Berg herunter kam das Echo: „Aaah!“
    Neugierig rief der Sohn: Wer bist du?“. Vom Berg kam das Echo. „Wer bist du?“
    Erstaunt schaute der Sohn den Vater an und fragte: “ Papa, was passiert da?“

    Sein Vater erklärte: „ Die Menschen nennen das Echo, aber tatsächlich ist es das Leben. Das Leben gibt dir immer zurück, was du gibst.
    Wenn du Freundlichkeit erhalten willst, gibt mehr Freundlichkeit.
    Wenn du Güte erhalten möchtest. gib mehr Güte.
    Wenn du verstanden werden möchtest, versuche andere zu verstehen.
    Wenn du willst, dass die Leute mit dir geduldig sind und dich respektieren, dann musst du geduldig sein und sie auch respektieren.
    Wenn du glücklich sein willst, mache jemand anderen glücklich, also wirst du auch glücklich.
    Diese Regel passt zu jedem Lebensgebiet. Das Leben gibt dir zurück, was du gibst.
    Der Lauf deines Lebens ist nicht eine Anhäufung von Zufällen.
    Das Leben ist der Spiegel deiner Taten.
    Die Lebensreise ist wie ein Spiegel, der deine Taten widerspiegelt.

    Notiz des Autors:

    Der indischen Philosophie entsprechend wird unser zukünftiges Schicksal durch unsere gegenwärtigen Taten festgelegt. Das wird Karma genannt – das Gesetz von Handlung und Reaktion. Das Gesetz de Karmas schreibt vor, dass die Menschen ihr eigenes Schicksal entsprechend ihren eigenen Aktivitäten erschaffen, oder wie es die Bibel ausdrückt:  Wie du säst, wirst du ernten.

  • (2.1.2021)

    Die nächsten weißen Wolken
    werde ich bitten
    mich mitzunehmen
    Ich halte es hier
    nicht mehr aus
    Endlich möchte ich
    glücklich sein
    dachte einst ein Mitmensch
    unruhig, beschwert
    Bald erschienen am Himmels Zelt
    weise Wolken
    und dachten wohlwollend
    Seine Definition des Glücks
    sein Verhältnis zur Ruhe und Beständigkeit
    bedingen seine Rastlosigkeit
    Wir haben längst
    diesen stetigen Fluss des Lebens
    gründlich begriffen
    und tragen ihn in uns
    So haben wir
    mitten im beständigen Wandel
    glückliche Gelassenheit gefunden
    leichtfüßig, federleicht

    ֎֎֎

  • (2.1.2021)

    Inspiriert durch ein Gedicht des iranischen Lyrikers Siavash Kasra’i (1927-1996) entstand der folgende Text.

    Schau andächtig hin!
    Auf dem steilen Gefälle der Blätter
    bin ich eine tanzende Tauperle
    voll Blick und Betrachtung
    Einst die Träne der Nacht
    jetzt das Lächeln des Morgens
    werde ich bald
    auf den Lippen der Blume
    zum Abbild des Seufzers
    Unterschätze nicht
    das Beben meines Lebens
    Mein Körper ist die Wiege vieler Sonnen
    meine Brust voller Sturm und Wellen
    mein Auge randvoll mit Hoffnung
    Hör aufmerksam hin!
    In meinem Herzen
    tobt der Donner der Wut
    In meinem Kopf
    gedeiht der Gedanke
    ein Meer zu sein
    das kristallene Kleid abzulegen
    und sich zu verwandeln
    in Flügel, Gesang und Steppe
    Betrachte mich besonnen!
    Auf meinem Antlitz
    bildet sich das Leben ab
    wie die betörenden Bilder
    des Regenbogens
    Mein Lachen ist frei
    von irdischen Bösartigkeiten
    und mein Herz
    voll vom Anblick des Himmels
    Erinnere dich an mich ergriffen!
    Ich bin ein Hauch der Zeit
    ohne Stillstand
    getrennt von gestern
    versteckt in morgen
    Im Angesicht meines Todes
    von Freude erfüllt
    beschreite ich meinen Weg

    ֎֎֎

  • (11.7.2020)

    Inspiriert durch ein Gedicht des iranischen Poeten Houshang Ebtehaj (Saye) (1928 geboren) entstand der folgende Text.

    Du! Unsichtbares Samenkorn
    und doch für mich spürbar
    wie mein eigener Atem
    Steh auf aus dem winterlichen Schlaf
    Steh auf

    Schau! Mit jedem Teil meines Herzens
    habe ich dich tagein, tagaus
    mit Sonnenschein ernährt
    Feindseligkeiten und Hohn trotzend
     voller Liebe und Leidenschaft
    habe ich dich vor den Böswilligen behütet
    Steh auf aus dem winterlichen Schlaf
    Steh auf

    In meiner Brust gab es manchmal
    nur Asche und Glut, und doch
    habe ich für dich stets beharrlich
    ein würdiges Feuer entfacht
    Steh auf aus dem winterlichen Schlaf
    Steh auf

    ֎֎֎