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(2.1.2021)
Inspiriert durch ein Gedicht des iranischen Lyrikers Siavash Kasra’i (1927-1996) entstand der folgende Text.
Schau andächtig hin!
Auf dem steilen Gefälle der Blätter
bin ich eine tanzende Tauperle
voll Blick und Betrachtung
Einst die Träne der Nacht
jetzt das Lächeln des Morgens
werde ich bald
auf den Lippen der Blume
zum Abbild des Seufzers
Unterschätze nicht
das Beben meines Lebens
Mein Körper ist die Wiege vieler Sonnen
meine Brust voller Sturm und Wellen
mein Auge randvoll mit Hoffnung
Hör aufmerksam hin!
In meinem Herzen
tobt der Donner der Wut
In meinem Kopf
gedeiht der Gedanke
ein Meer zu sein
das kristallene Kleid abzulegen
und sich zu verwandeln
in Flügel, Gesang und Steppe
Betrachte mich besonnen!
Auf meinem Antlitz
bildet sich das Leben ab
wie die betörenden Bilder
des Regenbogens
Mein Lachen ist frei
von irdischen Bösartigkeiten
und mein Herz
voll vom Anblick des Himmels
Erinnere dich an mich ergriffen!
Ich bin ein Hauch der Zeit
ohne Stillstand
getrennt von gestern
versteckt in morgen
Im Angesicht meines Todes
von Freude erfüllt
beschreite ich meinen Weg֎֎֎
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Klaus Kayser, Verkauft mir den Mao nicht.
Lehmann media ISBN 978-3-96543-139-3Unter Globalisierung verstehen wir im Allgemeinen eine wirtschaftliche Verbindung und Verknüpfung der Länder und Menschen über Kontinente hinweg – mit allen guten und schlechten Folgen, von der raschen Verfügbarkeit der Güter in allen Bereichen der Welt bis zur stundenschnellen Verbreitung eines gefährlichen Virus zu allen Völkern. In dem vorliegenden Buch erlebt der Leser einen anderen weltweit aktuellen Gegensatz, nämlich wie drei Religionen und deren Anschauungen drei Personen auf die Probe stellen.
Ein wohlhabender chinesischer Autohändler bekommt die Diagnose eines fortgeschrittenen Lungenkrebses, und er bittet seinen in Heidelberg als Arzt arbeitenden Sohn, ihn „auf einer Reise zu den alten Stätten unseres Volkes“ zu begleiten – genau so, wie er einst mit Mao Zedong, dem Vorbild des Vaters, die große Reise unternommen hat. Der Vater weiß nicht, dass der Sohn eine muslimische Freundin hat, die als Wissenschaftlerin in Heidelberg arbeitet. Sie verheimlicht ihren Eltern ihre Beziehung zu dem Arzt, weil sie die Abneigung ihres Vaters den „Ungläubigen“ gegenüber kennt. So entschließt sich das Paar, die Reise durch China mit dem Kranken scheinbar zufällig gemeinsam anzutreten. Die Muslimin erhält eine von dem Arzt kunstvoll eingefädelte Einladung zu einem Vortrag in einer Universität in Shanghai und hat damit einen Grund, auch nach China zu reisen. Das Paar hofft, dass der fremdenfeindliche Kranke im Laufe der Reise die Beziehung der Liebenden erkennt und gutheißt. Sie treffen einander scheinbar zufällig immer wieder in denselben Hotels und unternehmen die geplanten Ausflüge miteinander. Dabei entwickeln sich tiefe Gespräche über alte und neue Kulturen, Bräuche und Lebensweisheiten. Die Reise von Ort zu Ort wird zu einer Reise von Thema zu Thema, von Gesundheit über Krankheit zum Tod. Und, wie könnte es anders sein, von Abneigung über Anerkennung zu Akzeptanz.
„Mein Sohn, du und deine langnasige kostbar glückliche Lichtfrau, bald meine Tochter, bist willkommen“ ist dafür das erlösende Wort des Kranken am Ende der Reise. Als sie durch das Große Tor der Vollendung zum Aprikosenaltar und dann zur Halle des Schlafs gelangen, erreicht der kranke Vater sein Ziel. Vorher prägt er seinem Sohn und dessen Freundin noch den Satz ein: „Verkauft mir den Mao nicht!“ und meint damit das von ihm verherrlichte Bild des Mao, das er in seinem Herzen trägt und das ihn als großes Foto auf seinem Sarg an der Seite von Mao Zedong zeigt.
Auffallend ist rein stilistisch, dass die handelnden Personen keine Namen haben. Der Vater, der Sohn und die Schöne sind die Protagonisten. Das klingt allgemeingültig, archetypisch und ist (fast) beliebig in andere Kulturen umzusetzen. Der Leser wird mit breitem kulturellem Wissen anhand von Fotografien und Zitaten, Legenden und Begegnungen durch die chinesische Geschichte und Philosophie geführt und profitiert somit von der langjährigen Reisefreude und Erfahrung des Autors. Das Buch enthält einen QR-Code, der den Leser zu einer App führt, die weiteres Wissen zu der chinesischen Kultur und Geschichte vermittelt.
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HUMANITY
An anthropologist suggested an interesting game to the children of an African tribe. He placed a hamper of fruit and vegetables under a tree away from their group. He told the children, that all the fruit would go to whoever got to the fruit basket first. When he gave them the signal to start the race, the children held hands, ran together and finally shared all the fruits.
When asked why they did it that way, they replied, “Ubuntu, how can one of us be happy when everyone around him is sad?” The term ubuntu appears in South African sources from as early as the mid-19th century. Reported translations covered “human nature, humanness, humanity; virtue, goodness, kindness.
“Ubuntu – a philosophy of some African tribes that means “I exist because WE exist.” The concept was popularized in terms of a “philosophy “or “world view “as opposed to a quality attributed to an individual. During the Nelson Mandela presidency, the term has become widely known outside South Africa and popularized to English-language readers through the ubuntu theologian and Nobel peace winner Desmond Tutu.
For the Year 2020 Nobel Peace prize has received The United Nations World Food Programme (WFP) for its efforts to combat hunger in conflict-affected areas, and for its contribution to bettering conditions for peace.
Dr. med. André Simon © Copyright
Übersetzung von Dietrich Weller
Humanity – Menschlichkeit
Ein Anthropologe schlug Kindern eines afrikanischen Stammes ein Spiel vor. Er stellte eine Kiste mit Obst und Gemüse etwas entfernt von der Gruppe unter einen Baum. Er sagte den Kindern, dass das ganze Obst dem gehören soll, der zuerst an der Kiste ist. Als er das Zeichen zum Start des Rennens gab, hielten sich die Kinder an den Händen, rannten miteinander und teilten sich alle Früchte.
Als er sie fragte, warum sie es so gemacht hatten, antworteten sie: „Ubuntu, wie kann einer von uns glücklich seine, wenn alle um ihn herum traurig sind?“
Der Begriff ubuntu erscheint in südafrikanischen Quellen schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berichtete Übersetzungen umfassten „menschliche Natur, Menschsein, Menschlichkeit, Tugend, Gutsein, Freundlichkeit“.
Ubuntu – eine Philosophie einiger afrikanischen Stämme bedeutet „Ich existiere, weil wir existieren“. Das Konzept wurde bekannt gemacht als Begriff einer Philosophie oder Weltanschauung als Gegensicht zu einer Eigenschaft, die einem Individuum zugeordnet ist. Während der Präsidentschaft von Nelson Mandela wurde der Begriff weit außerhalb Südafrikas bekannt und bei Lesern der englischen Sprache verbreitet von dem Ubuntu –Theologen und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat für 2020 den Friedensnobelpreis erhalten für seine Anstrengungen, den Hunger in Konfliktgebieten zu bekämpfen, und für seine Beiträge, die Bedingungen für Frieden zu verbessern.
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Sonnenaufgang
(24.7.2020)
Nenne es eine gefährliche Gratwanderung
oder ein Aufbegehren zwischen zwei Mühlensteinen
Gerade angesichts der gegenwärtigen Entwicklung
kämpfe ich kraftvoll-gelassen
jeden Sonnenaufgang genießend
dank der Verbundenheit mit der Erde im Allgemeinen
und deiner Liebe im Besonderen֎֎֎