Schlagwort: Märchen

  • Möwen – Märchen                                             Stockholm  24.Juni 2005

    Es  war einmal eine wunderschöne Möwe. Sie war flecklos weiß, keine Feder war  weniger weiß als die andere. In ihrer makellosen Schönheit strahlte sie und leuchtete – den Menschen zum Wohlgefallen. `Rührt meine Schönheit nicht an` schien sie mit klugen Augen zu sagen. Und aufmerksam hob sie den Kopf und beobachtete die Welt….

    Gerne saß sie auf einem Felsenvorsprung am Meer, das sich hier in sanften Buchten verlor. Nun kam der Tag, an dem sie ein ebenso reines Möwenbaby bekam. Auch das Möwenbaby hatte keine einzige graue Feder, und es war kräftig und fein zugleich.

    Ein Mensch wollte diese weißen Federn zum eigenen Schmuck. Doch der Mensch wusste nicht, dass diese Möwen heilig waren und nicht berührt werden durften – obwohl er es hätte wissen müssen. Da das Möwenbaby noch feinere Federn hatte, raubte der Mensch der weißen Möwe ihr Baby. Die Möwenmutter stieß Warnrufe aus, um den Menschen vom Raub abzuhalten. Aber der Mensch verstand die Rufe der Möwin nicht, und er wollte sie auch nicht hören.

    Er nahm das Möwenbaby und ging fort.

    Die Möwenmutter rief und rief nach dem geraubten Baby, doch kein Mensch hörte ihre  Klagen … Was sollte sie tun, damit in Zukunft  die Menschen die Möwennot verstehen und nie wieder ein Möwenbaby geraubt wird?

    Der Menschräuber  hatte auch ein Baby,und eines Morgens in der Früh, bei aufgehender Sonne, flog die Möwin und holte sich das Menschenbaby zu ihrem Felsen im Meereswasser. Das Menschenbaby schrie jämmerlich: kurze klagende Laute und langgezogen Rufe.

    Die Möwnmutter  jedoch verstand die Not des Menschenkindes und brachte es zurück.

    Damit aber die Menschen ewig an ihre Schandtat erinnert werden, gab die kluge weiße Möwe allen nachfolgenden Möwen als ihre Sprache diese menschlichen Klagelaute bis zum Ende eines Möwenlebens.

    Die Moral von der Geschicht : “Hörst Du die Rufe einer Möve, vergiss das Menschenunrecht nicht!“

    Publiziert: Schweizerische Ärztezeitung 2008; 89:17   von   Harriet Ines Keller-Wossidlo

  •                                          The JUDGE LION

     

    In those remote times, in the great forest, the animals declared an elderly lion to be a judge. In the quarrels the Lion gives the judgment and passes the sentence. The sentence is always the same. The loser receives twenty hits on his butt, from the Lion himself.

    Once, one donkey sighted a lawn and started to eat the grass. One wolf passing, approached to the donkey and said.: „Why do you eat this dried grass? The donkey replied, that the grass was greenish and continued to eat. The wolf continued to repeat, that the grass was dry. The donkey didn’t change his opinion. So, they came to an argument.

    Consequently, they decided to ask the Judge Lion for his ruling.  The verdict was: „This grass is partly dry and partly yellowish, and the donkey is the loser. However, the Lion started to strike the wolf. Between two strikes the wolf asked: “Why me? ». And the Lion gave of the Judge’ teaching:

    Never, ever try to persuade a donkey. 

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Richter Löwe

    In alten Zeiten im großen Wald ernannten die Tiere einen älteren Löwen zum Richter. Bei Streitereien gibt der Löwe sein Urteilung ab und bestimmt die Strafe. Die Strafe ist immer  gleich: Der Verlierer erhält vom Löwen selbst zwanzig Schläge auf sein Hinterteil.

    Einmal erblickte ein Esel einen Rasen und begann, das Gras zu fressen. Ein vorbeikommender Wolf näherte sich dem Esel und sagte: „Warum frisst du das vertrocknete Gras?“  Der Esel antwortete, das Gras sei grünlich und fraß weiter. Der Wolf wiederholte immer wieder, das Gras sei trocken. Der Esel änderte seine Meinung nicht. So kam es zu einem Streit.

    Schließlich entschieden sie, Richter Löwe um sein Urteil zu bitten. Der Richterspruch lautete: Dieses Gras ist teils trocken und teils gelblich, und der Esel ist der Verlierer.“

    Aber der Löwe begann, den Wolf zu schlagen. Zwischen zwei Schlägen fragte der Wolf: „Warum mich?“. – Und der Löwe erteilte eine richterliche Belehrung: „Versuche nie, niemals einen Esel zu überreden.“

     

     

  •  

    Ich stehe am Ufer der Stepenitz und schaue in das leicht getrübte Wasser. Eben noch war ich am neuen Kreisverkehr vorbei gekommen. Nun sind wir also mit zwei Kreisen ausgestattet. Als Kreisstadt eigentlich etwas wenig, hatte ich noch so gedacht. Andererseits reicht das auch wieder aus, es dreht sich ja sowieso oft genug alles im Kreise.

    Ich schaue also in das Wasser. Und was sehe ich? Gesichter von lauter Nixen. Welch entzückende Wesen! Nun gucke ich genauer hin. Alle kommen mir bekannt vor. Ja, richtig, es sind die Gesichter meiner früheren Geliebten.

    Das waren durchweg erlesene Schönheiten. Ihr Charakter war vom Feinsten, eine tugendhafter als die andere. Und alle aus Perleberg.

    Die erste Geliebte, sie trug blonde, lange Haare, Spielte Klavier, war immer voller Hoffnung. Sie erfreute sich am Heute und erwartete neue Freuden im Morgen. Es machte ihr nichts aus, Lasten zu tragen. Durch das Verbreiten von Hoffnung machte sie die Schwachen, auch mich, stark. Sie besaß auch Wagemut und Geduld.

    Die zweite Geliebte, sie spielte hervorragend Cello, war von dem Glauben an Liebe erfüllt. Glauben, sagte sie, sei leichter als Denken. Und Liebe, sagte sie, die sich nicht überwinden lässt, überwindet alles. Ein Leben ohne Liebe ist kein Leben. Liebe ist weise gewordene Begierde. Wo Freude wachsen soll, da muß man Liebe säen.

    Die dritte Geliebte hatte kurze schwarze Haare und war deutlich älter als ich. Sie spielte Blockflöte und wirkte sehr weise. Ihre Maxime war ein Sprichwort aus Mosambik: Die Weisheit ist wie ein Affenbrotbaum, man kann sie nicht umfassen. Und sie liebte das deutsche Sprichwort: An drei Dingen erkennt man den Weisen: Schweigen, wenn Narren reden. Denken, wenn andere glauben. Handeln, wenn Faule träumen. Und mit gütigem Lächeln sagte sie: Wo einer weise ist, sind zwei glücklich.

    Die vierte Geliebte, sie spielte mit Hingabe Querflöte, vertrat vordergründig die Gerechtigkeit, denn wo keine Gerechtigkeit ist, ist kein Friede. Und wo Gewalt Herr ist, da ist Gerechtigkeit Knecht.

    Die fünfte Geliebte, sie trug kastanienbraunes Haar und spielte Geige, war tapfer in ihrer Genügsamkeit. Sie meinte, den Mutigen gehöre die Welt. Und wie sagte sie so treffend? Fleiß ist des Glückes rechte Hand, Genügsamkeit die linke.

    Die sechste Geliebte hörte gerne klassische Musik und hatte häufig die entsprechenden Partituren dabei, um zu vergleichen, ob das Orchester auch richtig spielte. Sie hielt es besonders mit der Wahrheit. Ehrlich währt am längsten. Aufrichtigkeit überwindet alle Hindernisse.

    Die siebente Geliebte, sie hatte ihre Haare an den Schläfen grünlich gefärbt und sang ein wunderbares Alt, übte insbesondere Barmherzigkeit, denn diese ist größer als das Recht. Dabei sei zu differenzieren: Barmherzigkeit gegenüber den Wölfen ist Unrecht gegen die Schafe. Verbunden mit der Barmherzigkeit war bei dieser Frau ihre Friedfertigkeit. Sie ging davon aus, dass ein friedlicher Strom blühende Ufer hat.

    Die achte Geliebte, sie spielte Orgel und hatte ihre Haartracht mit kleinen falschen Zöpfchen verschönert. Sie ging davon aus, dass Güte mehr als Gewalt tut. Wer Güte erweist, kann Güte erwarten. Gleichzeitig war diese Frau voller Demut und sagte einmal: Besser demütig gefahren als stolz gegangen.

    Dann sah ich, wie sich die Geliebten alle auf der Wiese im Hagen  versammelten, ihre Masken vom Gesicht nahmen und darüber schmunzelten, dass ich ihnen all ihre Tugenden geglaubt hatte.

    Ah, dachte ich, es ist also nicht alles echt, die Frauen tragen Masken.

    Ich ging rasch nach Hause zu meiner Frau und wollte ihr die Maske vom Gesicht reißen. Doch sie trug keine.

     

  • Im Düngel

     

    Früher, als Kind, musste ich samstags in die Badewanne. „Fichtennadel“ war der bevorzugte Badezusatz. Das sind Geruchswahrnehmungen, die sich ganz tief ins Langzeitgedächtnis eingraben.

    Ein zweites Nadelholz weckt bei mir noch angenehmere Assoziationen: Die Kiefer. Auch Föhre genannt, wie sympathisch: Sylt, Amrum, Föhr: Das passt.

    Der Duft der Kiefer, der Föhre erinnert mich an schönste Kindheitstage, wenn wir in den „großen Ferien“ unsere Großtante Trude in Barsinghausen am Deister besuchen durften: Durch den Kiefernwald laufen bis zum Schwimmbad der Sportschule des Niedersächsischen Fußballverbandes, baden, Staudämme bauen im Wald, Lagerfeuer machen und sich ewige Freundschaft beim Gotte Manitu schwören.

    Genau diesen Geruch habe ich im Düngel wiederentdeckt.

    Der Düngel: Ein Wald, ein Staatsforst zwischen Meyenburg, Lehnstedt und Garlstedt: Kennt man doch, oder?

    Da, wo in Meyenburg der Brandberg in den Bollmannberg übergeht, ist der Waldrand. Auf dem Seedorfer Weg geht es in den Kiefernwald, als erstes sieht man ein Erholungsheim der evangelischen Kirche, dann ein paar Ferienhäuser, und dann ist man alleine und mittendrin im Wald – so viele Pflanzen und Bäume, Gerüche, viel zu viele Mücken, und dann steht die Rute meines Hundes, und drei Meter vor uns flüchtet ein Reh, das mir in der Reizüberflutung komplett entgangen war, Jette aber nicht.

    Ich reihe mich ein in die große Zahl derer, die sich hier wohlfühlen, für die der Wald Rückzugs- und Regenerationsraum ist.

    Schon lange ist diese Gegend besiedelt.

    Hünengräber, hier Megalithengräber genannt, legen seit 5000 Jahren Zeugnis darüber ab. Eine andere Ruhestätte berührt mich besonders: Es ist eine Kriegsgräberstätte für serbische Soldaten, die hier im ersten Weltkrieg umgekommen sind. Das ist ein wohltuendes Pendant zu den Soldatengedenksteinen auf unseren Friedhöfen, die noch heute den Krieg verherrlichen, von einem „guten Kampf“ sprechen, den der Soldat gekämpft, bevor er „seinen Lauf“ vollendet hat.

    Und nun beende ich meinen Lauf mit dem Hund und steige aufs Rad. Über die Autobahn, die den Düngel durchquert, fahren wir zu den Heidhofer Teichen. Hier findet sich eine naturbelassene Moorlandschaft, unter den Bäumen dominieren Eichen und Birken.

    Wir tanken auf im Wald.

    Sauerstoff, Ruhe, Gerüche von Kiefern, Pilzen, Farnen und Blumen nehme ich mit nach Hause.

    Der Wald ist Schauplatz vieler Mythen. In der Literatur ist er mal idyllischer Schauplatz, mal Ort von Horrorszenarien. Das geht bis in die Kinderbücher hinein: Wegen Ronja Räubertochter mussten wir mehrfach Urlaub in Schweden machen. Weil nicht nur für mich, sondern auch für meine Kinder der Wald ein besonders schöner und geheimnisvoller Ort ist.

    Sooft es geht, bin ich mit Jette im Dügel. Irgendwann treffe ich sie, die Kobolde, Waldgeister oder die Wildruden von Astrid Lindgren. Jette spürt sie auf.

     

  • A SPARROW TALE ( Dr. med. André Simon)

     

     

    There is an old story that tells how a grand Knight, who was riding through a forest, one day, came across a sparrow lying on the ground on its back with both feet in the air. To the question: what does it do, sparrow said, that the sky is to fall down. „The Knight laughingly replied „Are you going to keep it?“ „Everyone should do what one can“ said the sparrow.

     

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

     

     

    Die Geschichte vom Spatz

    Es gibt eine alte Geschichte, die erzählt, wie ein berühmter Ritter auf seinem Ritt durch einen Wald eines Tages an einem Spatz vorbei kam, der rücklings auf dem Boden lag und beide Beine in die Höhe streckte.

    Auf die Frage, was er mache, sagte der Spatz, der Himmel falle herunter.

    Der Ritter antwortete lachend: „Fängst du ihn auf?“

    „Jeder sollte tun, was er kann!“, sagte der Spatz.

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

     

     

  • Cuculus americanus (Wikipedia)

    Magic Whistle „TWEET-TWEET“   

    My beak is well built, my whistle is loud and my feathers are white-brownish.         I love my family with all my heart and devotion and all my dreams become reality. My family is most numerous in the whole wide world.

    Let me explain my secret. In my forest, not far from my nest, lives one of my neighbors who is a small green fellow *. ( Darwin’s finch  ?)

    From this neighbor ‘s nest I steal some of her eggs and replace them with my own. My neighbor then sits on all the eggs until they (the bird´s brood?)  hatch. Once they hatch, I, like any admirable mother, observe my chicks in my neighbor’s nest. My chicks are lovely and grow bigger than their foster brothers and sisters.

    Although different, they are treated and nourished just like those of the foster family. They chirp for food to stimulate the foster parents to give them more food than they would normally give to their own chicks. My chicks thrive well and grow quickly.

    They become bigger than the foster mother! In the meantime, the host chicks starve and my chicks push the weakened chicks out of the nest.  The foster mother finally takes notice that something is not right, but a mother’s love can really turn a blind eye and she changes nothing.

    My chicks just grown and grow and are now big brownish birds.  They leave the foster mother’s nest and build their own in other places.

    Like me, they steal and cheat fellow birds replacing their eggs in their neighbor’s nests. The small quiet green birds are deceived. Accordingly, their numbers severely diminish every breeding season.  We, the magic-whistle birds, have become numerous and our loud whistle “cu-coo” is heard everywhere throughout the land.

    In the near future, the numbers of my family members will surpass the number of all beings on earth.

    The planet earth will then be beset and plagued mainly with thieves and cheaters.

     

    Dr. med. Andre Simon © Copyright   

     

    Übersetzung Dietrich Weller

    Mein Schnabel ist sehr gut gebaut, mein Pfiff ist laut, und meine Federn leuchten weiß-bräunlich. Ich liebe meine Familie von ganzem Herzen und mit Hingabe, und alle meine Träume werden Wirklichkeit. Meine Familie ist überaus zahlreich auf der ganzen Welt verteilt.

    Lass mich mein Geheimnis erklären. In meinem Wald, nicht weit von meinem Nest, lebt eine meiner Nachbarinnen. Sie ist ein kleiner grüner Fink.

    Von diesem Nest der Nachbarin stehle ich einige ihrer Eier und ersetze sie durch meine eigenen.  Meine Nachbarin sitzt dann auf allen Eiern, bis die Kleinen schlüpfen. Wenn sie schlüpfen, beobachte ich meine Jungen im Nest der Nachbarin wie jede andere bewunderungswürdige Mutter. Meine Jungen sind reizend und werden größer als ihre Stiefbrüder oder –schwestern.

    Obwohl sie anders sind, werden sie gleich behandelt und ernährt wie die Jungen der Stieffamilie. Sie zwitschern nach Futter, um die Stiefeltern dazu zu bringen, ihnen mehr Futter zu geben als sie normalerweise ihren eigenen Kindern geben würden. Meine Küken gedeihen gut und wachsen schnell.

    Sie werden größer als die Stiefmutter. In der Zwischenzeit hungern die Küken der Gastgeber, und meine Küken werfen die geschwächten Küken aus dem Nest. Die Stiefmutter merkt schließlich, dass etwas nicht richtig läuft, aber Mutterliebe kann ein Auge zudrücken, und sie ändert nichts.

    Meine Küken wachsen und wachsen einfach weiter und sind jetzt richtig große bräunliche Vögel. Sie verlassen das Nest der Stiefmutter und bauen ihr eigenes an einem anderen Ort.

    Wie ich bestehlen und betrügen sie andere Vögel, indem sie die Eier in den Nachbarnestern durch eigene austauschen. Die kleinen ruhigen grünen Vögel werden getäuscht. Dementsprechend verringert sich ihre Zahl in jeder Brutzeit. Wir, die magischen Pfeifvögel, sind zahlreich geworden und unser lauter Kuckuck-Ruf wird überall in der ganzen Welt gehört.

    In der nahen Zukunft wird die Zahl meiner Familienmitglieder die Zahl aller Lebewesen auf der Erde übertreffen.

    Der Planet Erde wird dann hauptsächlich von Dieben und Betrügern befallen und drangsaliert.

     

     

     

     

     

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     Cuculus americanus (Wikipedia)

                                    

    MAGIC WHISTLE (Dr. med. André Simon)   

             (Die Übersetzung steht am Ende dieses Originaltextes)                      

    My beak is well built, my whistle is loud and my feathers are white-brownish. I love my family with all my heart and devotion and all my dreams become reality. My family is most numerous in the whole wide world.

    Let me explain my secret. In my forest, not far from my nest, lives one of my neighbors who is a small green fellow.

    From this neighbor ‘s nest I steal some of her eggs and replace them with my own. My neighbor then sits on all the eggs until the bird´s brood  hatches. Once they hatch, I, like any admirable mother, observe my chicks in my neighbor’s nest. My chicks are lovely and grow bigger than their foster brothers and sisters.

    Although different, they are treated and nourished just like those of the foster family. They chirp for food to stimulate the foster parents to give them more food than they would normally give to their own chicks. My chicks thrive well and grow quickly.

    They become bigger than the foster mother! In the meantime, the host chicks starve and my chicks push the weakened chicks out of the nest.  The foster mother finally takes notice that something is not right, but a mother’s love can really turn a blind eye and she changes nothing.

    My chicks just grown and grow and are now big brownish birds.  They leave the foster mother’s nest and build their own in other places.

    Like me, they steal and cheat fellow birds replacing their eggs in their neighbor’s nests. The small quiet green birds are deceived. Accordingly, their numbers severely diminish every breeding season.  We, the magic-whistle birds, have become numerous and our loud whistle “cu-coo” is heard everywhere throughout the land.

    In the near future, the numbers of my family members will surpass the number of all beings on earth.

    The planet earth will then be beset and plagued mainly with thieves and cheaters.

    Dr. med. Andre Simon © Copyright   

     

     

    Übersetzung von Dr. Dietrich Weller

    Mein Schnabel ist sehr gut gebaut, mein Pfiff ist laut, und meine Federn leuchten weiß-bräunlich. Ich liebe meine Familie von ganzem Herzen und mit Hingabe, und alle meine Träume werden Wirklichkeit. Meine Familie ist überaus zahlreich auf der ganzen Welt verteilt.

    Lass mich mein Geheimnis erklären. In meinem Wald, nicht weit von meinem Nest, lebt eine meiner Nachbarinnen. Sie ist ein kleiner grüner Fink.

    Von diesem Nest der Nachbarin stehle ich einige ihrer Eier und ersetze sie durch meine eigenen.  Meine Nachbarin sitzt dann auf allen Eiern, bis die Kleinen schlüpfen. Wenn sie schlüpfen, beobachte ich meine Jungen im Nest der Nachbarin wie jede andere bewunderungswürdige Mutter. Meine Jungen sind reizend und werden größer als ihre Stiefbrüder oder –schwestern.

    Obwohl sie anders sind, werden sie gleich behandelt und ernährt wie die Jungen der Stieffamilie. Sie zwitschern nach Futter, um die Stiefeltern dazu zu bringen, ihnen mehr Futter zu geben als sie normalerweise ihren eigenen Kindern geben würden. Meine Küken gedeihen gut und wachsen schnell.

    Sie werden größer als die Stiefmutter. In der Zwischenzeit hungern die Küken der Gastgeber, und meine Küken werfen die geschwächten Küken aus dem Nest. Die Stiefmutter merkt schließlich, dass etwas nicht richtig läuft, aber Mutterliebe kann ein Auge zudrücken, und sie ändert nichts.

    Meine Küken wachsen und wachsen einfach weiter und sind jetzt richtig große bräunliche Vögel. Sie verlassen das Nest der Stiefmutter und bauen ihr eigenes an einem anderen Ort.

    Wie ich bestehlen und betrügen sie andere Vögel, indem sie die Eier in den Nachbarnestern durch eigene austauschen. Die kleinen ruhigen grünen Vögel werden getäuscht. Dementsprechend verringert sich ihre Zahl in jeder Brutzeit. Wir, die magischen Pfeifvögel, sind zahlreich geworden und unser lauter Kuckuck-Ruf wird überall in der ganzen Welt gehört.

    In der nahen Zukunft wird die Zahl meiner Familienmitglieder die Zahl aller Lebewesen auf der Erde übertreffen.

    Der Planet Erde wird dann hauptsächlich von Dieben und Betrügern befallen und drangsaliert.

     

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    Paradoxon

    (Die deutsche Übersetzung von Dietrich Weller  folgt nach dem englischen Text)

     

    USELESSNESS

    Many years ago, on a hot sunny day, in the shade of an old tree, Master Xi and his pupils were resting. There was silence in the air. Suddenly, one of his pupils remarked;

    “The leaves on this tree look as if they have blight, and the tree bears no fruit at all, and is useless.”

    The Sage replied: “This tree illustrates the importance of “uselessness”. Any large old tree has significance, and is a landmark in terms of spiritual pride. One should ask oneself the question; “Is this tree useful today for us, for protection from the continuous sunshine?”

    Throughout my life ,many have questioned the usefulness of all spiritual exercises of men. By natural reasoning alone, one can arrive at a broad philosophical perspective that recognizes the uselessness of all alleged human usefulness. The following example illustrates the importance of “uselessness”. The Earth surface is immense, but you make the use of only one small area of it under your feet. Let us imagine that only this small area remains, and the remainder of the Earth surface drops into a deep hole. Is this small area of ground now useful to you or not?”

    No”, replied the pupil. “In this instance, the whole Earth surface is superfluous and therefore, useless”

    The Sage concluded: “This example highlights the importance of uselessness. Only when one comprehends uselessness, then one is able to understand the meaning of usefulness.”

    Copyright Dr. André Simon

     

    Nutzlosigkeit

    Vor vielen Jahren ruhte sich Meister Xi mit seinen Schülern an einem heißen sonnigen Tag im Schatten eines alten Baums aus. Ruhe erfüllte die Luft. Plötzlich bemerkte einer seiner Schüler:

    Die Blätter an diesem Baum sehen aus, als hätten sie Mehltau, und der Baum trägt überhaupt keine Früchte, er ist nutzlos.“

    Der Weise antwortete: „Dieser Baum veranschaulicht uns die Wichtigkeit von Nutzlosigkeit. Jeder große alte Baum hat Bedeutung  und ist ein Denkmal für spirituellen Stolz (Hochmut). Man solle sich die Frage stellen: „Ist dieser Baum heute für uns nützlich zum Schutz vor andauerndem Sonnenschein?

    Während meines ganzen Lebens haben viele die Nützlichkeit aller spirituellen Übungen der Menschheit infrage gestellt. Allein durch natürliches Argumentieren kann man bei einer breiten philosophischen Sichtweise ankommen, die die Nutzlosigkeit aller unterstellten menschlichen Nützlichkeit erkennt.

    Das folgende Beispiel zeigt die Wichtigkeit von Nutzlosigkeit.

    Die Erdoberfläche ist unmessbar groß, aber du nutzt nur eine kleine Fläche davon unter deinen Füßen. Lasst uns annehmen, dass nur diese kleine Fläche bleibt und der Rest der Erdoberfläche in ein tiefes Loch fällt. Ist diese kleine Bodenfläche jetzt für dich nützlich oder nicht?“

    „Nein“, sagte der Schüler: „In diesem Fall ist die ganze Erdoberfläche überflüssig und deshalb nutzlos.“

    Der Weise schlussfolgerte: „Dieses Beispiel zeigt ganz klar die Wichtigkeit der Nutzlosigkeit. Nur wenn man Nutzlosigkeit versteht, ist man fähig, die Bedeutung von Nützlichkeit zu verstehen.“

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    I once had a dream, and in my dream I went begging door to door in a village, but then along a village path appeared in the distance a golden chariot. I began to wonder who the chariot owner was and why he had appeared!

    My hopes grew as I thought that the bad old days had passed and I would now receive unsolicited gifts and riches lavished from everywhere.

    The chariot stopped next to me, and the gentleman dressed in gold- embroidered silk stepped down and looked at me and smiled.  I felt at last luck had come into my life, but the man suddenly stretched out his hand to me and asked: „What have you got for me?“ Was this his royal gesture! Stretching his hands to a beggar to beg from him!

    I was somewhat undecided and confused. Then I pulled out from my bag a pouch containing grains of wheat and offered this to him.

    To my surprise, at days’ end, when I emptied my bag a single grain of pure gold fell out onto the floor alongside my poor pile of odd things! 
 I wept bitterly for not having had the courage to give everything that I possessed.

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dr. Dietrich Weller

    Schenken

    Ich hatte einmal einen Traum, und in meinem Traum ging ich in einem Dorf bettelnd von Tür zu Tür. Aber dann erschien in der Verlängerung eines Dorfweges noch weit entfernt eine goldene Kutsche. Ich begann mir Gedanken zu machen, wer der Besitzer der Kutsche war und warum er erschienen war.

    Meine Hoffnungen wuchsen, als ich dachte, dass die schlechten alten Tage vorbei waren und ich jetzt nicht erbetenen Geschenke und Reichtümer erhalten würde, die von überall her großzügig gespendet waren.

    Die Kutsche hielt neben mir an, und der mit Gold bestickter Seide bekleidete Herr stieg aus, schaute mich an und lächelte: Ich hatte das Gefühl, jetzt endlich sei das Glück in mein Leben getreten, aber der Mann streckte mir plötzlich seine Hand entgegen und fragte: „Was hast du für mich?“

    War das seine königliche Geste? Seine Hand einem Bettler entgegenzustrecken, um zu betteln?

    Ich war irgendwie unentschieden und verwirrt. Dann zog ich aus meiner Tasche ein Säckchen mit Weizenkörnern und bot es ihm an.

    Zu meiner Überraschung fiel am Ende des Tages, als ich meine Tasche leerte, ein einzelnes Körnchen reines Gold heraus auf den Boden neben meinem ärmlichen Haufen von sonderbaren Sachen. Da weinte ich bitterlich, weil ich nicht den Mut gehabt hatte, nicht alles zu verschenken, was ich hatte.

     

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    Weihnachtsballade

    Zur Krippennacht das Christkind lacht
    All den Kindern Freude macht.

    Wenn Krippennacht das Christkind weint
    Armut aus den Sternen scheint.

    In Krippennacht Dein Christkind schreit
    Heiß Träne sich an Träne reiht.

    Wenn Krippennacht das Christkind tobt
    Der Teufel seine Jünger lobt.

    So Krippennacht das Christkind ruht
    Die Erde Kindern Gutes tut.

    Willst das Christkind du beglücken
    Laß uns Stroh mit Herzen schmücken.

    Soll das Kind in Frieden ruhen
    Schleich dich fort in Sternenschuhen.

    Wird es froh voll Leben toben
    Muss der Herr die Teufel loben.

    Wenn die Gotteskinder brüllen
    Mußt du Liebeshunger stillen.

    Siehst du Christkindhirten weinen
    Wird als Engel es erscheinen.

    Wird uns Kinder glücklich machen
    Wirst du singen, wird es lachen.

    K.K. 22.12.2016