Schlagwort: Relief

  •     Böotien und seine Bewohner im Nord-Westen von Attika galten als provinziell, rückständig und bar jeden schöpferischen Impulses[1]. Man sagte ihnen mangelnde Weltoffenheit nach und ließ dabei ganz außer Acht, dass die ersten Kolonisten in West-Griechenland, die Kyme/Cumae in Kampanien, Naxos und Zankle/Messina auf Sizilien gründeten, aus Böotien und von Euböa kamen. Vor allem jedoch ist Böotien die Heimat so bedeutender Schriftsteller- und Dichter-Persönlichkeiten wie Hesiod (vermutlich aus Thespiai), Korinna (Tanagra), Pindar[2] (Kynoskephalai bei Theben) und Plutarch (Cheironeira), sowie großer Strategen wie Epaminondas[3].

        Hesiod, der um 700 v. Chr. schrieb, beginnt seine Epen wie sein dichterischer Vorgänger Homer mit der Anrufung der Musen. Ihr ältester Kult-Ort soll der Olymp (im Grenzgebiet von Thessalien und Makedonien) gewesen sein,

    Kündet, Musen, mir nun, die ihr Häuser bewohnt im Olympos –
    Göttinnen seid ihr ja, wisst alles…[4]

    doch ihr eigentlicher Sitz ist der Helikon in Böotien[5],

    Von Helikonischen Musen will ich mein Singen beginnen,
    die an dem großen, heiligen Berg, dem Helikon, wohnen…
         Diese nun lehrten einst auch Hesiodos schöne Gesänge,
    als er am Fuße des heiligen Helikon Lämmer gehütet. 
    Solche Rede vernahm ich zuerst von den göttlichen Frauen,
    den olympischen Musen, den Töchtern des Herrschers der Aigis.
    …Dort errang ich als Sieger im Lied den gehenkelten Dreifuß.
    Aufgestellt hab ich ihn den Helikonischen Musen,
    wo sie zum ersten Mal mich begabten mit hellem Gesange[6].

        Der Name des Berges, ΗΛΙΚΟΝ, ist auf der berühmten Helikon-Lekythos  beigeschrieben (Abb. 1[7]). Lekythen dieser Gruppe, deren farbenreiche Figuren sich prachtvoll vom weißen bzw. sehr hellen Grund abheben, entstanden in hochklassischer Zeit als Öl-Gefäße für den Grab-Kult. 

                              

    Abb. 1: Weißgrundige Lekythos, um 440 v. Chr.
                                        Nach: Simon 21981, 137 f. Taf. XLV  

        Von Korinna[8], die als einzige in Tanagra Gesänge dichtete, von dieser befindet sich das Grabmal auf einem ansehnlichen Platz der Stadt und ein Gemälde im Gymnasion, auf dem Korinna sich die Binde um den Kopf legt wegen des Sieges, den sie über Pindar in Theben im Gesang gewann. Sie scheint mir aber wegen ihrer Sprache gesiegt zu haben, weil sie nicht im dorischen Dialekt dichtete wie Pindar, sondern in einem Dialekt, den Aitolier verstehen konnten, und weil sie die schönste der Frauen damals war, wenn man nach dem Gemälde urteilen darf[9]Die Tanagräer behaupten, ihr Gründer sei Poimandros [ein Abkömmling des Apollon] und er habe als Frau Tanagra, eine Tochter des Aiolos, heimgeführt. Korinna hat von ihr aber gedichtet, sie sei  Tochter des Asopos[10].

        Da wir über Pindars Lebensdaten einigermaßen unterrichtet sind und Pausanias von ihm und Korinna als Zeitgenossen spricht, gehen wir davon aus, dass die Werke der Dichterin ebenfalls in der Frühklassik entstanden. Einige Forscher setzen ihre produktive Phase jedoch in den Hellenismus, weil Sprache und Buchstabenform der Lieder, die sich auf zwei Papyrusfragmenten erhalten haben, denjenigen böotischer Inschriften von 320-250 v. Chr. entsprechen. In diesen und den folgenden Jahrzehnten erreichte auch die tanagräische Koroplastik eine hohe Blüte[11] (Tanagra-Figuren, Tanagräerinnen). So lag es nahe, die Hochphase der bildenden Kunst mit der Schaffenszeit der in Tanagra  geborenen Korinna zu verbinden.     

        Pindar (ca. 520-446 v. Chr.) wird vor allem wegen seiner Epinikien gerühmt, den Preisliedern zu Ehren der Sieger bei den Spielen von Olympia, den Pythien und den Spielen in Delphi, Isthmia und Nemea. Nach der Bedeutung der Wettkämpfe standen die Oden für Siege im Wagen- und Pferderennen an erster Stelle, gefolgt von Pankration, Ringen, Boxen, Pentathlon (mit Speer – und Diskuswurf, Sprung, Stadionlauf und Ringen) und dem Lauf als Einzeldisziplin[12].    

        Plutarch (1. Jh. n. Chr.) stellte in seiner frühesten (verlorenen) Parallel-Biographie den Römer Scipio dem böotischen Strategen Epaminondas gegenüber. Mehr als die Geschichtsschreibung interessierte ihn die Persönlichkeit seiner Protagonisten. Er war Anhänger der Lehren Platons und unterhielt in seiner Heimatstadt Cheironeira eine Akademie[13]. Wie von sich selbst erwartete er auch von seinen Freunden und Schülern, dass deren  Lebensführung mit ihrer philosophischen Ausrichtung harmonierte.      

        Ungeachtet der vielen positiven Aspekte hielten die Athener an ihrer Abneigung und Geringschätzung der Böotier fest[14]. Zwar bestreite niemand ihre  militärische Tüchtigkeit,

        Die Thebaner aber gewannen in der Schlacht von Leuktra den glänzendsten Sieg, den je Griechen über Griechen errungen haben. Von den Thebanern und den Boiotern, die bei ihnen geblieben waren, fielen siebenundvierzig Mann, von den Lakedaimoniern aber mehr als tausend[15].  

    ihre Körperkraft sei jedoch mit einem Mangel an geistiger Regsamkeit verbunden[16]. In künstlerischer Hinsicht begnügten sie sich mit Nachahmungen der Vorbilder aus den Ateliers von Korinth, Ionien und Attika, während ihr eigener Beitrag in der ‚Kunst‘ des Tradierens und Retardierens bestehe[17]. Der poröse Tuff, den sie für größer-formatige Bildwerke verwendeten, komme dem unplastischen Formwillen böotischer Bildhauer entgegen, sodass „provinzielle Werke von linearem Manierismus“ entstanden[18].

         Andere, positive, Stimmen heben die umfangreiche böotische Produktion von Terrakotten und keramischen Gefäßen im 7. Jh. v. Chr. hervor. Für die vogelköpfigen Statuetten gibt es keine Entsprechung in anderen Landschaften. Auch die nach der  hohen Kopfbedeckung orthodoxer Priester genannten „Pappades“ gelten als charakteristisch für die  Koroplastik Böotiens[19]. Die anthropomorphen Figuren seien durchaus keine einfachen Übernahmen[20]. Nachdem die ansässigen Koroplasten aus dem Angebot berühmter auswärtiger Manufakturen gewählt hätten, ließen sie sich von den Vorlagen anregen, gestalteten ihre Figuren aber so gründlich um, dass eigenständige Bildwerke von besonderem Reiz gelangen[21]. Denken wir an die weiblichen Statuetten frühklassischer Zeit mit hohem Polos und aufragender gezackter Schmuckplatte (Abb. 6), einem spezifisch böotischen Merkmal[22], oder an die unverwechselbar böotischen Frauen- und Jünglingsfiguren der fortschreitenden Klassik (Abb. 2) mit ihren üppigen, ausladenden Festfrisuren[23].

                        

    Abb. 2: Jüngling mit Festfrisur und Gans auf dem Arm[24].
                 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. München. Aufnahme der Verfasserin

        Bereits von 730 v. Chr. an hatte ein zunächst in Attika bezeugter Typus von Plattenfibeln eine spektakuläre Entwicklung in böotischen Werkstätten erlebt.

    Aus einem schlichten Gebrauchsgegenstand war ein Kleinod geworden, mit dem sich vornehme Frauen zu besonderen Gelegenheiten schmückten und das kostbar genug war, es den Göttern in ihre Heiligtümer zu weihen[25]. Im 7. Jh. v. Chr. entstanden vorzügliche Relief-Pithoi[26].

        Der Bildhauer Kalamis war wohl ebenfalls Böotier, doch ist die topographische Einordnung unsicher und die Zeitangaben sind widersprüchlich[27]. Seine Tätigkeit fiel anscheinend in die Zeit der Frühklassik. Pausanias berichtet über einen Tempel des Ammon in Theben; die Kultstatue weihte Pindar, und sie ist ein Werk des Kalamis[28]. InTanagra, im Tempel des Dionysos ist auch das Kultbild sehenswert aus parischem Marmor und ein Werk des Kalamis[29].

        Weiter schildert Pausanias, wie Hermes ihnen [den Tanagräern] eine Epidemie abwehrte, indem er einen Widder um die Mauer herumtrug und deshalb schuf Kalamis eine Kultstatue des Hermes mit einem Widder auf den Schultern… Wer aber von den Epheben als der schönste erklärt wird, dieser läuft am Fest des Hermes rings um die Mauer mit einem Schaf auf den Schultern[30].

                        

    Abb. 3: Hermes als Widderträger. 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr.
                                    Louvre. Nach Jeammet 2003, 30 Abb. 10

        Zahlreiche Gruppen mit Hermes und einem Widder als Begleittier, unter dem Arm oder auf den Schultern getragen, sind erhalten. Sie bestehen aus Bronze oder Ton und erscheinen sogar in einer merkwürdig verkürzten Form als Hermes-Hermen[31]. Zwar ist die eigentliche Heimat des Hirten-Gottes Arkadien, doch Pausanias überliefert eine böotische Version[32],

    In Tanagra befindet sich … der Berg Kerykion, wo Hermes geboren sein soll[33].

        Auch außerhalb Böotiens könne man Werke des Kalamis bewundern, wie das Weihgeschenk des Hieron von Olympia, das um 466 v. Chr. in Zusammenarbeit mit dem Aigineten Onatas entstanden sei[34].

        Im Sachwörterbuch der Klassischen Archäologie wird die böotische Keramik zwar als rückständig und retardierend[35] bezeichnet, doch ist ihr in archaischer Zeit eine besondere Schöpferkraft nicht abzusprechen. Die hohen Formen des korbähnlichen Polos (κανοῦν) und die sog. Vogel- Schalen des 6. Jhs. v. Chr. sind ohne Parallelen in der übrigen griechischen Welt. Bei den Vogel-Schalen, genannt nach ihrem Haupt-Dekor, den stilisierten fliegenden Vögeln, handelt es sich eigentlich um Schüsseln (Lekanis, Luterion) mit unterschiedlich hohen Füßen[36].

        Eine „seltsame Gattung archaisch-böotischer Kultobjekte“ vertreten die etwa 20 cm hohen Poloi, dickwandige Ton-Röhren[37] die ornamental oder figürlich bemalt und mit plastischen Details geschmückt sind. Das unten  abgebildete Würzburger Exemplar (Abb. 4)

                           

    Abb. 4: Böotischer Polos, Würzburg. 6. Jh. v. Chr.
                                               Aufnahme der Verfasserin

    stammt aus Theben. Es ist in drei übereinander  liegende Zonen gegliedert und mit Punktrosetten, Fischgrät-Mustern und einfachen Blattmotiven dekoriert. Den oberen Rand umgibt ein Wulst aus plastischen Körnern, auf denen ein dicker Granatapfel sitzt. Ein kleinerer plastisch geformter Granatapfel mit aufwärts gerichtetem Blütenstand akzentuiert die mittlere Zone[38]

        Weitere Poloi befinden sich u. a. in Berlin, Bonn und Dresden[39], in London, Paris, Stockholm und Boston[40] sowie in Rhizona/Böotien[41]. Sie dienten meist als Grabbeigaben, vielleicht als Brautkrone für junge vor der Eheschließung verstorbene Mädchen[42].

         Als dritte rein böotische Gattung des 6. Jhs. v. Chr. kommen die aus demselben Werkstatt-Zusammenhang hervorgegangenen tönernen Brettidole  (Abb. 5) hinzu[43].

                         

     Abb. 5: Brettidol München 1. Hälfte d. 6. Jhs. v. Chr.
                                                 Aufnahme der Verfasserin

        Sie tragen meistens einen mehr oder minder hohen Polos, der mit  plastischen Appliken, Voluten, Scheiben oder Rosetten versehen sein kann[44]. Die Produktion der drei Gattungen, isolierter Polos, sog. Vogelschale und

    Brett-Idol  dauert während des ganzen 6. Jahrhunderts an und läuft in den beiden ersten Jahrzehnten des 5. Jhs v. Chr. aus[45].

        In frühklassischer Zeit entstehen in Böotien rein menschlich gebildete weibliche Figuren, die offenbar besonders als Grabbeigabe geschätzt waren. Meist stehen sie auf hohen Basen und sind mit dem Peplos bekleidet. Der Polos wird von einer gezackten Schmuckplatte überragt[46] (Abb. 6). Diese Besonderheit halten einige Autoren für eine Nachwirkung „der archaischen Vorläufer“[47].

         

    Abb. 6: Junge Frau mit Polos-Aufsatz, Halai/Böotien. 1. Hälfte 5. Jh. v. Chr.  
                         Nach: Demakopoulou – Konsola 1981, 64 f. Abb. 21

        Könnte es sich nicht um eine Metapher für den Opferkorb, das κανοῦν/Kanoun, handeln? Poloi mit Aufsatzplatten erinnern nämlich an eine Kategorie des korbartigen „calathos chypriote“ wie er im 4. Jh. v. Chr. zyprische  Frauenfiguren schmückte[48]. Die Form des Kalathos ähnelt dem Opferkorb, den die Kanephore (κανοῦν! ) auf den Kopf setzt und mit den Armen ein wenig stützt (Abb. 7).

                

     Abb. 7:  Antikensammlung München [49], 3. Viertel 5. Jh. v. Chr.
                                               Aufnahme der Verfasserin

        Die Vertreterinnen mit Polos und Schmuckplatte allerdings verzichten auf den Stützgestus. Entweder hängen beide Arme locker herab oder der eine Arm ist angewinkelt und die  Hand umfasst einen (Opfer-) Gegenstand. Sogar manche Hydriaphoren[50] tragen ihre Wassergefäße so geschickt, dass sie mit einer Hand oder ganz ohne Unterstützung auskommen.

        Eine sehr viel später in Fresko-Technik wiedergegebene Kanephore balanciert den Opferkorb mit einer Hand, während die andere frei gestikuliert (Abb. 8). Auf dem Kanoun sind gleichseitige Dreiecke zu erkennen, deren Spitze nach oben gerichtet ist. Sie erinnern an gezackten Aufsatzplatten der böotischen Polosträgerinnen (Abb. 6).

                 

    Abb. 8: Wandgemälde, ca. 30-20 v. Chr. Villa Farnesina, Rom.
                                   Palazzo Massimo, Aufnahme der Verfasserin

        Im späten 5. und frühen 4. Jh. v. Chr. krönt der Polos, der nun flacher und viel breiter geworden ist, eine ausladende, häufig durch künstliche Haarteile ergänzte Festfrisur (Abb. 2). Auch bei dieser Gruppe männlicher und weiblicher Terrakotta-Statuetten handelt es sich um eine rein böotische Spezialität.

                            

    Abb. 9: Gießen, Inv. T I-34. Ca. 420/410 v. Chr.
                                            Aufnahme M. Recke, Gießen

        Unter der aufwendig arrangierten Perücke tritt in fein gebogenen Strähnen das eigene Stirnhaar hervor (Abb. 9).

        Schließlich die Tanagräerinnen! Sie sind nach ihrem Haupt-Fundort, den Nekropolen von Tanagra, benannt. Ihre technische, ikonographische und stilistische Entwicklung verdanken sie den Werkstätten von Attika. Dort stellte man bereits in der 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. unter dem Einfluss der Großplastik (Praxiteles) qualitätvolle figürliche Gefäße und Tonfiguren her. Reizvolle Modelle eleganter Damen in stoffreichen Gewändern und legerer Haltung gelangten in die böotischen Ateliers und wurden bald zur  Grundlage einer blühenden eigenen Produktion. Als das Handels- und Gewerbezentrum Theben 335 v. Chr. von Alexander dem Großen zerstört war, trat Tanagra die Nachfolge an[51]. Nicht immer ist leicht zwischen attischen Originalen und böotischen Nachbildungen zu unterscheiden. In der ausgedehnten Nekropole von Tanagra/Schimatari musste stets mit beiden gerechnet werden. Tatsächlich standen im ausgehenden 4. Jh. und während des 3. Jhs. v. Chr. die böotischen Statuetten in technischer und künstlerischer Hinsicht kaum hinter den attischen zurück[52] (Abb. 9). Sandiger gelblich-hellbrauner Ton weist nach Böotien, ein orange-roter Ton eher nach Attika. Die böotischen Figuren erhielten häufig nur eine aus der Matrize geformte Vorderseite, während die Rückseite schlicht geglättet und mit einem großen Brennloch versehen wurde.

        In hellenistischer Zeit waren die Tanagräer*innen weit über die Mittelmeerländer hinaus verbreitet. Ihre graziösen Gestalten trafen den Geschmack des 19. Jahrhunderts u. Z. so genau, dass Raubgräber und Händler mit dem Bedarf nicht Schritt halten konnten. So begann eine lukrative Zeit für Nachahmer und Fälscher.         

                     

    Abb. 10: Tanagräerin, München, 1. Hälfte des 3. Jhs. v. Chr.
                Aufnahme der Verfasserin. Bildbearbeitung: H. Zühlsdorf, Gießen

        Fassen wir zusammen:

    Nach gebührender Würdigung der berühmten Philosophen, Dichter*innen und Strategen aus dem antiken Böotien gilt dessen lokaler bildender Kunst unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Schon im 8. Jh. v. Chr. machen kostbare Plattenfibeln und vorzügliche Relief-Pithoi auf sich aufmerksam, gefolgt von archaischen Terrakotta-Idolen mit anthropomorphen und Vogelschnabel-artigen Köpfen. Gleichzeitig entstehen dekorative sog. Vogelschalen und die merkwürdigen isolierten tönernen Poloi mit vegetabilen Appliken. Böotien bringt aber auch großformatige menschliche Figuren hervor, selbst wenn sie kritischen Urteilen zu Folge in ästhetischer Hinsicht nicht ganz an die ionischen und attischen Statuen heranreichen. Seit der Frühklassik tritt die böotische Terrakotta-Plastik erneut hervor, nimmt Anregungen aus Attika, Korinth und Ionien auf und gestaltet eigene unverwechselbare Typen, bis sie zur Zeit des Hellenismus in den „Tanagräerinnen“ kulminiert.         

    Abgekürzt zitierte Literatur und Bildnachweis.:

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    Abb. 3

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    Strocka  2007: V. M. Strocka, Hermes und die Nymphen für Boioter, in: ΜΟΥΣΕΙΟΝ. Beiträge zur antiken Plastik. Festschrift zu Ehren von Peter Cornelis Bol (Möhnesee 2007) 131-139

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    W. Wamser-Krasznai, Wie man sich bettet…Lager und Lagern in antiken Heil-Heiligtümern, in: Les Études classiques 80, 2012,  55-72.


    [1] DNP 2, 734-738; 4, 207; 6, 738

    [2] Himmelmann 1996, 103-107 Abb. 47-51.

    [3] Paus. IX  14, 4.

    [4] Hom. Il. 2, 484. 491;  Il. 11, 218. Il. 1, 566.

    [5] Hes. theog. 1 f.  22 f.; LIMC VI 1992, 658 (A. Queyrel). Im Helikon liegt links vom Wege zum Hain der Musen… Paus. IX 29, 5.

    [6] Hes. erg. 656-659; auf dem Helikon steht unter anderen Dreifüßen auch als ältester der, den Hesiod in Chalkis am Euripos erhalten haben soll, als er im Sangeswettkampf gesiegt hatte, Paus. IX 31, 3.

    [7] Antikenmuseum München. Die Inschrift befindet sich rechts unten neben der Kithara spielenden Muse.

    [8] Jeammet 2003, 23.

    [9] Paus. IX  22, 3. 

    [10] Paus. IX  20, 1.

    [11] DNP 6, 1999, 737 f.;  Jeammet 2003, 26 Anm. 24. S. 30 f. Anm. 18.

    [12] DNP 9, 2000, 1031-1035.

    [13] DNP 9, 2000, 1165.

    [14] Pherekyd. frg. 7; Dikaiarchos frg. 59, 25, RE 1958, 646.

    [15] Eine Schlacht, in der sich der oben genannte Stratege Epaminondas erneut auszeichnet, Paus. IX 13, 11.12. und  IX 14, 4.

    [16] Cic. fat. 7; Athen. V 186 f. Demosth. V 61. XVIII 240; Hor. epist. II 1, 244; Plut. Alk. 2;  RE 1957, 646.

    [17] Martini 2003, 40; ders. 1990, 208.

    [18] Lullies 1936, 150. 152.

    [19] Richter 1966, 258 f.; Szabó 1993,  21 Anm. 1; Paul 1958, 4. 79-83; Strocka 2006, 137 „Papades“.

    [20] „Adoption of Corinthian elements, employed in an independent manner“, Szabó 1993, 50.

    [21] Szabó a. O. 134; Schild-Xenidou1972, 1.

    [22] z. B. Demakopoulou – Konsola 1981, 64 f. Abb. 2;  mit ausführlicher Literaturangabe Schürmann 1989, 38 f. Nr. 81 Taf. 17.  S.  40 f. Nr. 86 Taf. 18; Liepmann 1975, 18. 61 T 45; Hamdorf 1996, 50, Abb. 50; Szilágyi – Castiglione 1955, 25 Taf. 13, 2.

    [23] „Reiche“ Frisur: ebenso reich an Volumen wie an Details, Frey-Asche 1997, 50 f. Nr. 30; Maischberger 2002, 282-284  Nr. 173-176.

    [24] Hamdorf 2014, 211 D 174; Schmaltz 1974, 161 Nr. 153 Taf. 12.

    [25] Hampe – Simon 1980, 66 Abb. 93. 94. S. 98 Abb. 149. 150; Jeammet 2003, 84 f. S. 30 f. Abb. 10. 106 Abb. 62.

    [26] Richter 1988, 32.

    [27] RE 1532-1536 (Stuttgart 1919).

    [28] Paus. IX 16, 1.

    [29] Paus. IX 20, 4.

    [30] Paus. IX 22, 1.

    [31] Hamdorf  2014, 223 f. Abb. D 207 mit menschlich angegebenen Armen, die Hände umfassen die Beine des Widders. D 208 mit Arm-Bossen.  

    [32] Strocka 2007, 135.

    [33] Paus. IX 20, 3.

    [34] Paus. VI 12, 1. Ferner eine Nike apteros, also eine flügellose Nike, und eine Aphrodite in Athen, sowie ein bartloser Asklepios in Sikion, Paus. V 26, 6. Paus. I 23, 2. Paus. II 10, 2.   

    [35] Martini 2003, 40.

    [36] Krähenvögel, Simon 1972,  209. 213. 212 f.

    [37] Simon 1972, 205.

    [38] E. Langlotz, Griechische Vasen II (München 1932) Abb. 67 Taf. 8 a und c. Simon, RA 1972, 207 Abb. 4;  Simon 31985, 58 Abb. 53. 

    [39] Tc. Inv. 8401,  AA 10, 1895, 127 Nr. 15, Abb.: Der Polos 1915,  31 Taf. III  und Taf. II  links; AA 48, 1933, 7. Nr. 10 Abb. 7; AA 17, 1902, 114 Nr. 15 Abb. 8.

    [40] Higgins 1986, 84 Abb. 87; Pierre Devambez, Autel creux en terre cuite, Mélanges offerts à K. Michalowski, Warschau 1966, 367-273; Simon, RA 1972, 2, 205-220; AA 1899, 141 Nr. 2. 

    [41] Ure 1934,  61 Taf. 18. 73 Nr. 136. 1 Taf. 19.

    [42] Simon 1972, 214. 220.

    [43] Nach der hohen Kopfbedeckung orthodoxer Priester auch „Pappas, Pappades“ genannt, Szabó 1994, 51 f.  54 Anm. 77 Abb.  37. 77

    [44] Jeammet 2003, 88-96 Abb. 44. 46. 52. Simon 1972, 210 f.

    [45] Vgl. Higgins 1954, 209 Nr. 780. 781 Taf. 103 sowie ebenda 208 Nr. 779 Taf. 104. Simon 1972, 218.

    [46] Bol – Kotera 1986, 81 Abb. 43; R. Higgins 1986, 100 f. Abb. 116. 117; mit Ärmelchiton bekleidet: S. 99 Abb. 112; Jeammet 2003, 108 Abb. 64.   

    [47] Simon 1972, 218 mit Anm. 2.

    [48] A. Queyrel, Calathoi en terre cuite à décor de Sphinx, in: F. Vandenabeele – R. Laffineur (Hrsg.), Cypriote Terracottas (Brussels – Liège 1991) 201-212 Taf. 48 f. 50 c. d. 5 b.

    [49] s. auch Hamdorf 1996, 50 Abb. 50 Figur rechts; ferner Reeder 1996, 235 f. Abb. 60; Higgins 1954,  195 Nr. 729 Taf. 95; ders. 1967, 62 Taf. 25 B; Schelp1975,  95 Taf. 3, 1; Schürmann 1989, 40 f. Nr. 86 Taf. 18.

    [50] E. P. Papaioannou, Koroplastika Erga tou Archaiologikou Mouseiou Peiraios (Athena 2011) 188 f. 275 f.  Nr. 47.887. 49.714 f.

    [50] Simon 1972, 218 f.

    [51] Uhlenbrock 1990, 48 f.; ferner Frey-Asche  1997, 70; Jeammet 2003, 121; R. Higgins 1986, 119; Zimmer 1994, 21.

    [52] Uhlenbrock 1990, 51.