Tag: Winter

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    Wie ein leiser Schleier lag die Abenddämmerung über dem Land ….
    Schon früh dunkelt es jetzt ein , denn es war die längste Nacht im Jahr
    Der Weg nach Hause war noch weit- viel weiter in der Dunkelheit als am Tag!
    Die Schatten der beginnenden Nacht greifen nach dem einsamen Wanderer
    Und die Kälte war ohne Licht noch viel kälter ….
    noch über diesen Hügel und über den nächsten Hang ….
    noch durch den dunkelsten Pfad im Wald
    Dann-dann-ist der Wanderer daheim:
    Daheim in der Wärme, daheim im Licht!
    Es wird Freunde geben, die mit dem Heimkehrer feiern ….
    Und die Vorfreude treibt seine Schritte an.
    Doch dann merkte er, dass die Hügelkette unendlich fern wurde
    Und sein Blick umsonst nach dem Lichtschein des Hauses sucht ….
    Und je mehr er suchte , desto mehr blinken plötzlich viele Lichter auf ….
    überall ….und nur ganz kurz!
    Der Wanderer war sehr irritiert, er konnte sich nicht mehr orientieren
    Und die Nacht legte sich schwer über das Land.
    Und dann hörte er Geräusche aus allen Richtungen
     wie ein geheimnisvolles Flüstern … auf das er hören musste!
    Er wurde nun sehr müde und setzte sich unter eine hohe Tanne.
    Es war ihm auf einmal so wohl …
    So wohl gelehnt an den Stamm des mächtigen Baumes unter seinen hängenden Zweigen ,
    ie schwer waren vom Tragen des Schnees
    So wohl mit den blinkenden Strahlen aus Eiskristallen
    So wohl mit den Melodien aus unbekannten Klängen, die sich die Tiere singen
    Er saß
             In der Kälte            –  die warm wurde
             In der Dunkelheit  – die voller Licht war
             In der Stille           – ohne Einsamkeit     :
    Die Spitze der Tanne wurde nun von einem starken Stern erhellt
    Und jetzt wusste der Wanderer
    Das ist die heilige Nacht
    Wesen der Welt und Wesen des Himmels
    Wer sie spürt, der ist angekommen

    Harriet Keller-Wossidlo für die Weihnachtsfeier Klinik Barmelweid 2003

  • Tote Tante oder Lumumba ist heißer Kakao mit Rum. Der Name Tote Tante geht auf eine Legende der Insel Föhr zurück, nach der die Urne mit der Asche einer in Amerika verstorbenen Föhrerin in einer Kakaokiste auf die Insel zurückkehrte.

    Patrice Lumumba war ein Politiker des Kongo. Lumumba war Gegenstand der Diskussion über die Umbenennung rassistischer Bezeichnungen, wie auch Negerkuß und Zigeunerschnitzel, nachzulesen bei Wikipedia.

    Helida heißt das Hoch, das uns aus Skandinavien Sonne und Kälte bringt.

    Identisches Wetter hatten wir, als wir vor genau drei Jahren hierher gezogen sind, aufs Dorf. Am Umzugstag waren es minus 15 Grad. Heute Nacht waren es minus 16, und Bruder Torsten hatte in Braunschweig sogar minus 20. Höher, schneller, weiter, kälter.

    Der Mühlenteich ist vom Schnee geräumt und bereit zum Schlittschuhlaufen.

    Gestern habe ich uns die Liegestühle auf die Terrasse gestellt, und dann konnten wir in der Mittagssonne ein Sonnenbad nehmen.

    Die Luft roch nach Skiurlaub, die Liegestühle im Sonnenschein erinnern an den Zauberberg, nur ohne Berge.

    Im Urlaub würden wir jetzt auf der Hütte eine „Tote Tante“ bestellen, die im Süden Lumumba genannt wird: Heißer Kakao mit Rum.

    Tote Tante macht auch bei tagelangem Regenwetter im August auf der bekannten Nordseeinsel südlich von Dänemark gute Laune.

    Kakao haben wir noch. Aber Rum ist alle.

    Im Spirituosenschrank findet sich allerdings noch eine angebrochene Flasche Cognac. Den haben unsere Mütter immer gerne getrunken, wenn sie vor 30 Jahren auf unsere Kinder aufgepaßt und eingehütet haben. Immer die Diskussionen, ob Martell oder Hennessy der bessere sei.

    Offensichtlich war Martell besser, denn Hennessy hat überdauert. Niemand trinkt heute mehr Cognac. So hat die Cocnacflasche den Umzug von Lübeck nach Bremen genauso überlebt wie den Umzug von Bremen nach Meyenburg.

    Nachdem wir die „Tote Tante“ gegoogelt haben und wissen, dass das erlaubt ist, soll der Hennessy in die Tote Tante.

    Der Kakao ist gekocht.

    Der Hennessy wird entkorkt. Allerdings: Der Korken, in 30 Jahren total vertrocknet, zerbröselt in tausend Stückchen. Ein Teil fällt in die Flasche. So wird der Kakao mit gesiebtem Hennessy zur Toten Tante veredelt.

    Schmeckt.

    Umgehend durchflutet eine wohltuende Wärme den Körper.

    Und die Stimmung steigt noch weiter, wobei sie wegen des Sonnenscheins im Schnee bereits auf hohem Niveau stabil war.

    Was für ein schöner Tag. Die Erinnerung an die Omas und unsere Kinder – jetzt sind wir die Großeltern, und wir werden die Tradition aufrechterhalten.

    Die Tote Tante lebt, und Oma auch.

    Der gesiebte Hennessy wird aufgehoben.