Schlagwort: Wissenschaft

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    This text follows the previous text “Invention” is partially based on the book “Prodigal Genius -The life of Nikola Tesla “. This exemplar is dedicated to Lili Foldes by author John J. O’Neill.

    Who was Lili Foldes?
    She was the widow of Andor.
    Andor Foldes (1913-1992) was a prodigious child.

    He made his public debut performing a Mozart concerto with the Budapest Philharmonic when he was 8 years old (1921). In thirties and forties, he was best known pianist in USA. Foldes spoke several languages. His diverse interest in current issues in the fields of culture, art and politics helped him to meet and make friends all over the world. He played violin sonatas with Albert Einstein and Brahms‘ piano trios with the Japanese crown prince and later Emperor Akihito, whose wife, later Empress Michiko, he gave piano lessons. He chatted just as easily with Gunther Grass, Heinrich Böll and Friedrich Durrenmatt about literature and theater as well as with Pandit Nehru and Indira Gandhi about the problems of India or with Willy Brandt and Helmut Schmidt about Germany and the future of Europe.

    Andor Foldes met his wife (Lili Rendy), a Hungarian journalist. Until 1961 they lived in New York and after they transferred to live nearby Zürich.

    He died at his home on February 9th 1992, after falling down a flight of stairs. His wife Lili lived until 2016.

    In the book, the author described, that Tesla did’ not support Einstein.

    In the interview on Einstein from 1935, he said: ”The theory, wraps all these errors and fallacies and clothes them in magnificent mathematical garb which fascinates, dazzles and makes people blind to the underlying errors. The theory is like a beggar clothed in purple whom ignorant people take for a king.

    Its exponents are very brilliant men, but they are meta- physicists rather than scientists. Not a single one of the relativity propositions has been proved.“

    However, the exemplar of the book in my property makes an imaginary link to the both –because Andor Foldes has played privately accompanied by Einstein, and the author of the book on Nikola Tesla dedicated this exemplar to the wife of Andor.

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Der Weg zu der Geschichte „Invention“

    Dieser Text folgt dem vorherigen Text „Erfindung“ und basiert teilweise auf dem Buch „Das verlorene Genie – Das Leben des Nikola Tesla“. (Das ist der deutsche Titel des Buchs. Anm. des Übersetzers) Dieses Exemplar ist Lili Foldes vom Autor John O´Neill gewidmet.

    Wer war Lili Foldes? Sie war die Witwe von Andor.

    Andor Foldes (1913-1992) war ein sehr begabtes Kind. Er trat zum ersten Mal öffentlich mit der Aufführung eines Mozart Klavierkonzertes mit dem Budapester Philharmonischen Orchester auf, als er acht Jahre alt war. In den dreißiger- und vierziger-Jahren war er der am besten bekannte Pianist in den USA. Foldes sprach mehrere Sprachen. Sein vielfältiges Interesse an den Gebieten der Kultur, Kunst und Politik halfen ihm, auf der ganzen Welt Freunde kennenzulernen und zu gewinnen. Er spielte Violinsonaten mit Albert Einstein und Brahms-Klaviertrios mit dem Japanischen Kronprinz und späterem Kaiser Akihito, dessen Frau, der späteren Kaiserin Michiko, er Klavierstunden gab. Er unterhielt sich genauso geläufig mit Günter Grass, Heinrich Böll und Friedrich Dürrenmatt über Literatur und Theater wie mit Pandit Nehru und Indira Gandhi über die Probleme Indiens oder mit Willy Brandt und Helmut Schmidt über Deutschland und die Zukunft Europas.

    Andor Foldes lernte seine Frau (Lili Rendy) kennen, eine ungarische Journalistin. Bis 1961 lebten sie in New York, und danach zogen sie in die Nähe von Zürich um und lebten dort.

    Er starb am 9. Februar 1992 in seinem Haus nach einem Sturz auf einer Freitreppe. Seine Frau Lili lebte bis 2016.

    In dem Buch beschreibt der Autor, dass Tesla Einstein nicht unterstützt hat. In dem Interview über Einstein von 1935 sagte er: „Die Theorie hüllt alle Irrtümer und Fehlannahmen ein und bedeckt sie mit großartigem mathematischem Erscheinungsbild, das fasziniert, verblüfft und die Leute blind macht für die darunter liegenden Irrtümer. Die Theorie ist wie ein Bettler, der in Purpur gekleidet ist, den die unwissenden Leute für den König halten. Ihre Vertreter sind brillante Männer, aber sie waren eher Meta-Physiker als Wissenschaftler. Keine einzige der Relativitäts-Annahmen ist bewiesen worden.“

    Aber das Buchexemplar in meinem Besitz schafft eine bildhafte Verbindung zu beiden – weil Andor Foldes privat von Einstein begleitet gespielt und der Autor des Buchs über Nikola Tesla dieses Exemplar der Witwe von Andor gewidmet hat.

  • (28.5.2021)

    Das Leben ist wahrhaftig
    ein strenger, verständlicher Lehrmeister
    gerade jetzt
    wo eine gigantische Versuchsreihe
    global gestaltet wird
    ohne jeglichen Ethikantrag
    ohne ein Mindestmaß
    an sich wissenschaftlich Bewährtem
    dafür umso mehr
    mit betrügerischem Getöse

  • Pure Wissenschaft

    (22.6.2020)

    Es steht nicht eindeutig fest
    was und wie genau gemessen wird
    Wer unter solchen Bedingungen
    unbedacht viel misst
    misst unweigerlich viel Mist

    ֎֎֎

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    Im Gegensatz zur Liegestellung in mehr oder weniger horizontaler Körperhaltung, ggf. mit leicht unterstütztem Kopf, meint das „Lagern“ eine Position mit halb aufgerichtetem Oberkörper und erhobenem Kopf, englisch „reclining“, also zurückgelehnt lagern. Dabei stützt sich der Protagonist auf den linken Arm und streckt die Beine, vom Betrachter aus gesehen, nach links. Die Beinhaltung selbst variiert, was zur Unterscheidung in ein „östliches“ und ein „westliches“ Liegeschema führte[1]. Im letzteren Fall ist das linke Bein ausgestreckt, das rechte mit gebeugtem Knie aufgestellt (Abb. 1). Diesem Lagerungsschema folgen die meisten Vertreter einer besonders großen westgriechischen Gruppe, der Tarentiner Symposiasten[2].

     

    Abb. 1: Terrakottafigur eines gelagerten jungen Mannes, Tarent.  Gegen 500 v. Chr. Nach Langlotz 1963, 61 Taf. 23[3].

    Beim „östlichen Schema“ liegen die Beine Seite auf Seite übereinander. Die Stellung der Knie variiert von einer ausgeprägten Beugung (Abb. 2) über Zwischenstufen[4] bis zur unphysiologischen Überstreckung (Abb. 4).

     

    Abb. 2: Bronze. Samos, um 550 v. Chr.
    Nach: Die Antikensammlung Berlin (Mainz 1992) 85 Kat. Nr. 132.

    Gelagerte Frauen sind, wie Fehr konstatiert, in der Plastik selten[5]; auch bestand nicht immer Einigkeit unter den Autoren hinsichtlich der Geschlechtsbezeichnung. So nennt Marangou ein figürliches Gefäß in Form einer gelagerten Person „reclining woman“[6]. Die Gestalt, deren Kopfbedeckung zu einem Ausguss umgestaltet ist, lagert im östlichen Schema, mit leicht gebeugten Knien, ein Rhyton in der linken Hand. Auf die Brust fallen lange Strähnen, eine geschlechtsneutrale Haartracht der Früharchaik (Abb. 1. 2). Weibliche Körperformen sind nicht zu erkennen und das Rhyton wäre ein ungewöhnliches Attribut in der Hand einer Frau. Ähnliches gilt für eine aus Kamiros/Rhodos stammende ausgestreckte Gefäßfigur in London, die in einem früheren Katalog für weiblich gehalten worden war[7]. A. Plassart deutet die Figur einer östlich gelagerten Person mit niederem Polos und Bruststrähnen aus dem Votivdepot des Heiligtums der Hera auf Delos als die Göttin selbst, die hier unter dem Aspekt einer Schirmerin und Repräsentantin der Ehe erscheint[8]. Brüste hat sie nicht, dafür aber einen runden Bauch, ähnlich einer Gelagerten-Figur aus Samos[9]. Dazu hält sie in der linken Hand ein Rhyton. Wie der Autor selbst bemerkt, sind männliche Statuetten als Weihgaben an die Göttin nichts Ungewöhnliches[10].

    S. Besques behilft sich im Zweifelsfall mit einem unbestimmten „personnage“, wie bei einer im östlichen Schema gelagerten Figur mit unspezifischem Oberkörper, langen Locken und einem Rhyton in der Hand[11]. Auch Stillwell bezeichnet Matrizen aus dem Töpferviertel von Korinth vorsichtig als „reclining figure“[12]. Vor allem Haartracht, Polos und Schleier des Exemplars 57 suggerieren Weiblichkeit, während die Formen des nackten Oberkörpers keine klare Bestimmung erlauben[13]. Dass der Polos nicht immer und überall auf Weiblichkeit deutet, zeigt eine ebenfalls aus dem Töpferviertel von Korinth stammende Terrakotta-Gruppe. Der nach östlichem Schema gelagerte Mann trägt einen Polos mit herabfallenden Tänien[14]. Am Fußende der Kline thront eine mit Peplos und Mantel bekleidete Frau. Die Terrakotten aus diesem Viertel datieren in das 4. und 3. Jh. v. Chr.

    Statuetten in Form gelagerter Frauen werden bereits in archaischer und frühklassischer Zeit gefertigt.

    Im „Östlichen Liegeschema“:

                                     Abb. 3: Kerameikos/Athen, ca. 480/70                         Nach: Vierneisel-Schlörb 1997, 36 Nr. 117 Taf. 24

     

    1. Aus einem Skelettgrab vom Kerameikos/Athen stammt der Torso einer nackten auf ihre linke Seite „gelagerten Hetäre“ (Abb. 3). Am jünglingshaften Oberkörper deuten sich kleine Brüste an. Die Beine liegen mit gestreckten Knien locker auf einander. Scharf abgewinkelt zeigen die Arme nach oben; dabei ist der linke Ellenbogen auf eine Art Kissen gestützt, der rechte berührt die Hüfte. Die Hände sind verloren. Stilistisch entspricht die Statuette einer durch den Grabkontext bestätigten Entstehungszeit um 480/70 v. Chr.[15]
    2. Die Figur einer gelagerten jungen Frau (Abb. 4) im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe[16] soll aus Thessalien stammen, dürfte jedoch, nach Landschafts-Stil und Tonfarbe, aus einer attischen Werkstatt hervorgegangen sein. Auch hier ergänzen Frauenbrüste einen schmalhüftigen männlichen Körper. Ein bis auf das angedeutete Schultermäntelchens nacktes Mädchen ist entstanden. Sowohl die Haartracht als auch die Proportionen des Kopfes weisen in die Zeit des Strengen Stils (gegen die Mitte des 5. Jhs. v. Chr.)

    Abb. 4: Gelagertes Mädchen, Terrakotta, 2. Hälfte d. 5. Jhs. v. Chr.                                  Nach Frey-Asche 1997, 38 f. Abb. 21

    3. Eine Parallele aus Orvieto in Paris unterscheidet sich vom letzteren nur durch eine Haube und die abweichende Gestaltung des Stirnhaars, das sich aus Registern von Buckellocken zusammensetzt[17]. Hinweise auf ein Gewand finden sich nicht.

    4. Ebenfalls nur mit dem Schultermäntelchen bekleidet ist eine Frauenfigur in Thessaloniki, die den Typus etwas modifiziert. Die Knie sind leicht gebeugt. Der Kopf neigt sich so weit zur linken Seite, dass eine fehlerhafte Zusammensetzung der Fragmente zu vermuten ist[18].

    5. Bei einer „im Kunsthandel photographierten“ Gelagerten[19] tritt die Diskrepanz zwischen dem plastisch modellierten athletischen Männerkörper und den weiblichen Brüsten besonders stark hervor. Die Beine sind ausgestreckt, mit leicht gebeugten Knien. Vor dem niederen Diadem rollt sich das Stirnhaar zu Buckellocken.

    6. Auf separat gearbeiteter Kline ruht eine voll bekleidete Frau, deren Körper freihändig modelliert ist, während der nach links gewandte Kopf aus einer Matrize abgeformt wurde. Außer einem Chiton trägt sie einen Mantel, der sich an der linken Flanke andeutet und von dem eine Stoffbahn über den Kopf drapiert ist. Die Knie sind leicht gebeugt. Unter dem Schleier treten Buckellocken und ein niederes Diadem hervor. Der Statuetten-Kopf reiht sich in eine große Gruppe thronender und stehender weiblicher Gewandfiguren ein[20], deren Ursprünge vermutlich in Attika liegen. Nach Müller weise die Tatsache, dass ein um etwa 500 v. Chr. datierbarer Kopf mit einem „freihändig und sehr flüchtig“ modellierten Körper verbunden wurde, auf eine böotisch-provinzielle Werkstatt hin[21].

    Im „Westlichen Liegeschema“:

    7. Diese oft beschriebene und abgebildete Statuette (Abb. 5) zeigt einen athletisch gebildeten Jünglingskörper mit weiblichen Merkmalen[22]:

     

    Abb. 5: ca. 490 v. Chr. Berlin, Altes Museum, Inv. 8256

    Aufnahme der Verfasserin[23].

    Am Original sind Spuren eines rot gemalten, an den Seiten herabfallenden Schultermäntelchens zu erkennen[24]. Das in Register aus Buckellocken differenzierte Stirnhaar tritt als dicker Wulst unter dem mäßig hohen Diadem hervor. Die Statuette soll aus Megara kommen, ist jedoch unzweifelhaft in einer attischen Werkstatt im Umkreis der Athener Akropolis[25] entstanden.

    8. Eine vermutlich in Großgriechenland konzipierte bronzene Gefäßrandfigur[26] stellt eine junge gelagerte Frau in vollständiger Kleidung dar. Sie trägt einen durchsichtigen Chiton mit Überschlag und einen faltigen Mantel, der die linke Schulter bedeckt und sich, wie die Rückansicht zeigt, um ihre Beine schlingt. Die Krotalen (Kastagnetten) in den Händen kennzeichnen sie als „ausruhende Tänzerin“[27]. Der leicht gesenkte Kopf wendet sich nach rechts. Das lange Haar ist über der Stirn und im Nacken eingerollt, ein während der Zeit der Frühklassik ein überwiegend an männlichen Gestalten dargestellter Frisurentypus[28]. Auch die Form des Kopfes und das Haltungsmotiv des Oberkörpers weisen in die Zeit zwischen 480 und 460 v. Chr. (Abb. 6).  

     

    Abb. 6: Nach Jantzen, 1937,  4. 18 f. Nr. 26 Abb. 8.9 Taf. 2

    9. Bleiben wir noch bei den bronzenen Gerätefiguren, begeben uns aber nach Etrurien. Vollständig verhüllt, einschließlich des Mundes und der Hände, ist die Statuette einer gelagerten Frau in Hannover wiedergegeben[29].

    Abb. 7: Hannover,  Kestner-Museum

    Nach Gercke 1996, 199 Abb. 253

    Das rechte Bein ist aufgestellt, das linke in liegender Position gegeben. Beide Knie sind gebeugt. Vermutlich entstand die Figur am Übergang vom 5. zum 4. Jh. v. Chr.

    10.  Ebenfalls in Hannover befindet sich ein bronzenes Geräteteil, das ein Mädchen auf dem Rücken eines Widders darstellt[30]. Die nach westlichem Schema Gelagerte hat den linken Arm auf den Kopf des Tieres gelegt. Dieses ‚kniet‘ auf drei gebeugten Beinen und streckt das rechte Hinterbein weit zurück, als ob der Widder dem Mädchen das Lagern auf seinem Rücken hätte bequemer machen wollen. Über Schoß und Beine ist ein Mantel gebreitet. Der unbedeckte Oberkörper zeigt weibliche Merkmale (5./4. Jh. v. Chr.).  

    11. Die Statuette einer jungen Frau in München[31] steht motivisch den Figuren bärtiger Symposiasten aus dem Kabirenheiligtum bei Theben nahe[32]. Wie ihre männlichen Parallelen ist sie nach westlichem Schema gelagert. In der linken Hand hält sie eine Lyra, in der rechten ein männerspezifisches Salbgefäß, den Aryballos. Der Oberkörper ist nackt, „die Brüste sind“, als der Ton noch feucht „und leicht zu bearbeiten war, dem männlichen Körper auf modelliert worden“[33]. Gewelltes Haar, ein Merkmal aus der ersten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr., ist nicht auf weibliche Exemplare beschränkt[34]. In ihrer detaillierten Ausführung übertrifft die profilierte Kline diejenigen der Symposiasten aus dem Kabirenheiligtum. Trotz der motivischen Ähnlichkeit können die drei Stücke kaum aus derselben Matrize hervorgegangen sein, selbst wenn man ihre Bearbeitung nach dem Herausnehmen aus der Form, in „lederhartem“ Zustand, einkalkuliert. Allein die Drehung der Frau aus der Frontalebene heraus spricht gegen die Abformung aus ein und derselben Form. Die Koroplasten hatten vermutlich Skizzenbücher, nach denen sie sich richten konnten, wenn sie sich nicht nur auf ihren eigenen Gestaltungswillen verlassen wollten.

    12. Eine jugendliche Gelagerte aus Apulien ist mit der Bezeichnung „Personnage…allongé à gauche“ nicht auf ihr Geschlecht hin festgelegt[35]. Der Kopf mit Kurzhaarfrisur wurde hinzugefügt. Die Kleidung, Chiton und Mantel, sowie die Körperformen sind die einer Frau. Anders als bei den Abb. 3 und 5 können die Brüste nicht einfach nachträglich appliziert worden sein. Die Statuette soll Ende des 1. Jhs. v. Chr. entstanden sein.

     

    Kleiner Exkurs zu Deutungs-Fragen:

    Wie wir bestätigen können ist die Zahl der Statuetten in Form gelagerter Frauen klein; sie muss auch in der Antike überschaubar gewesen sein[36]. Offenbar war der Bedarf gering. Zudem konnte man einen männlichen Körper mit geringer Mühe in einen weiblichen umbilden (Abb. 4 und 5). So konnten Aufträge zur Anfertigung einer Gelagerten von den Koroplasten „just in time“ ausgeführt werden.

    Im Allgemeinen interpretierte man die Figuren weiblicher Gelagerter  als Hetären. Eine Darstellung wohlanständiger bürgerlicher Frauen mit entblößtem Körper ist im griechischen Kulturkreis nicht denkbar. Das gilt sogar für Göttinnen, wenigstens in archaischer und frühklassischer Zeit. Ungeachtet der weitgehenden Nacktheit hält E. Rohde die Gelagerte Berlin, Inv. TC 8256 (Abb. 6) für eine Göttin. Sie begründet das mit dem Diadem, das dem Kopfschmuck thronender und stehender weiblicher Terrakotta-Figuren von der Athener Akropolis vollkommen gleicht. Einige dieser Statuetten tragen auf der Brust eine Aegis und belegen so ihre besondere Nähe zur Stadtgöttin Athena[37].

    Eine andere Deutung, nämlich als Brautvotive oder Beigaben in Gräber unverehelichter Mädchen schlägt A. Schwarzmaier vor, wobei sie ebenfalls von der Statuette Berlin 8256 (Abb. 6) ausgeht. „Stephané und Schleier passen zu einer Braut besser als zu einer Hetäre.“ Dem wäre leichter zu folgen als der kulturanthropologischen These[38], nach der die Weihung einer weiblichen Figur „in aufreizender Haltung“ als Ersatz für die Ehe- und Mutterschaftsfreuden, die einem Mädchen während seiner allzu kurzen Lebenszeit entgangenen seien, zu gelten hätten.

    Im Laufe der Jahre und mit wachsender Entfernung von den griechischen Kernlanden hat anscheinend die Bereitschaft, gelagerte Frauen mit Göttinnen zu assoziieren, ein wenig zugenommen.

    12. Bei den Terrakotten von Morgantina/Sizilien führt ein kleiner Schritt von einer stehenden Kore mit Polos und Schleier, Fackel und Ferkel zu einer Gelagerten, die ebenfalls mit Polos und Schleier geschmückt ist und als „reclining Persephone“ bezeichnet wird.

    Wie in Korinth ist auch in Westgriechenland und Sizilien das Tragen eines Polos nicht auf weibliche Figuren beschränkt. In Tarent zum Beispiel dient dieses Attribut auch zur Bekrönung unzweifelhaft männlicher Symposiasten[39]. Möglicherweise gilt das ebenso für Morgantina, wo manche/r Gelagerte auf Grund der unklaren Oberkörper-Verhältnisse für beide Geschlechter in Anspruch genommen werden kann[40].

    13. Kekulé beschrieb gelagerte Frauen mit üppigen weiblichen Merkmalen aus Akrai, Centuripe und Syrakus[41]. Eine von ihnen, auf deren Schulter ein kleiner geflügelter Eros hockt, ist sicher als Aphrodite anzusprechen. Wegen ihrer reizenden Formen gäbe man diesen Namen gern noch einer zweiten Figur aus demselben Kontext. Sie trägt einen Polos und lüftet kokett den Schleier. Eine dritte hält in der linken Hand ein Ei oder eine Frucht[42].

    14. Das Fragment einer Artemis mit Hirschkuh kann in diesem Zusammenhang nur unter Vorbehalt genannt werden, denn der untere Teil der Gruppe fehlt und das Haltungsmotiv der Göttin ist unklar. Die vorhandenen Beispiele einer Artemis auf dem Rücken von Hirschkühen reichen vom Ritt im Damensitz bis zum entspannten Lagern[43].

    15. In dem Fall eines Terrakotta- Fragments in Amsterdam geht R. A. Lunsingh Scheurleer von einer auf der Kline gelagerten Artemis aus. Bogen, Jagdkleidung und die Kopfbedeckung, eine Löwenfellkappe, definieren sie als Italische Artemis[44]. Dass die Göttin als Lagernde gedacht ist, geht aus dem angedeuteten Schwung ihres Körpers hervor; worauf sie sich aber stützt, bleibt völlig unklar[45].

    16. Mit einem Figurengefäß in Form einer nach westlicher Manier gelagerten hässlichen Alten befinden wir uns bereits im fortgeschrittenen Hellenismus[46]. Vor der Vettel, die ein Trinkgefäß an den Mund setzt, steht eine Lagynos. Für Nachschub ist also gesorgt.

    Weitere Überlegungen zur Deutung:

    Bei der Kat.-Nr. 9 handelt es sich offenbar um Helle, die Schwester des Phrixos, deren tödlicher Sturz in die Meerenge der Dardanellen den zweiten Namen gab: Hellespont. Hier entspricht die gelagerte Frauenfigur also einer Heroine.

    Wenn wir nun die „ausruhende Tänzerin“ (unsere Kat.-Nr. 8, Abb. 6) als Werktätige im ältesten Gewerbe der Welt betrachten, müssen wir ihr innerhalb der Berufsgruppe wenigstens eine gewisse Spezialisierung zubilligen.

    Die in unserer Kat.-Nr. 10 besprochene bronzene Gerätefigur einer gelagerten Frau zeichnet sich durch eine Ganzkörperverhüllung einschließlich der Hände und des Mundes aus. Nur die Augen und die Stirnpartie sind unbedeckt (Abb. 7). Im Katalog firmiert sie ohne Weiteres als Bankett-Teilnehmerin[47]. Das verwundert schon deshalb, als ihr die eingewickelten Hände eine Teilhabe an Speis und Trank verwehren. Die Ärmste müsste sich denn füttern lassen. Den ggf. mythologischen Hintergrund kennen wir nicht. Haben die patriarchalisch-griechischen Gepflogenheiten im 4. Jh. v. Chr. die ‚freieren‘ etruskischen Sitten bereits so weit beeinflusst, dass eine Frau, wenn ihr schon die Teilnahme am Symposion erlaubt wird, wenigstens kein Vergnügen dabei haben soll? Oder – falls es sich um eine Hetäre handelt – lag vielleicht ein besonderer Reiz in einer subtotalen Verhüllung?

    Die jugendliche Gelagerte aus Apulien (Kat.-Nr. 11) wurde von Besques in die Nähe der Jünglinge Louvre D/E 3604 und 3605 gerückt, doch die Vergleichbarkeit beschränkt sich auf die Mantel-Drapierung über der linken Schulter[48]. Das Mädchen, das weder einer Hetäre noch einer Göttin zu entsprechen scheint, war vielleicht eine Grabbeigabe oder das Weihgeschenk einer Adorantin.

    Die bauchige Weinflasche vom Gefäß in Form einer gelagerten Alten (Kat. Nr. 16) ist eng mit den in Alexandria zu Ehren des Dionysos gestifteten Lagynophorien, dem Flaschenfest, verbunden[49]. Man denkt an die Statue der Trunkenen Alten, die in römischen Kopien des 1. und 2. Jhs. n. Chr. überliefert ist und bald als heruntergekommene Hetäre, bald als ehemalige dionysische  Amme oder Priesterin gedeutet wird[50].

    Ein Kapitel für sich bilden die in Gruppen mit Männern oder zusammen mit  Geschlechtsgenossinnen gelagerten Frauen.

    1.Eine Terrakotta-Gruppe in München setzt sich aus einem zum Symposion gelagerten Paar und einem kleinen am Ende der Kline stehenden Mundschenk zusammen[51]. Der Mann ist mit einem Wulstkranz, die Frau mit einer kunstvoll drapierten Haube geschmückt. Sie halten Trinkschalen in den Händen (nur beim Mann erhalten). Beide sind mit nacktem Oberkörper wiedergegeben. Obwohl kein Zweifel an der Profession der Gefährtin[52] besteht, belegt der gemeinsame Mantel, der über Schoß und Beine gebreitet ist und zwischen den Schultern sichtbar wird, eine über das Geschäftliche hinaus gehende Harmonie des jungen Paares. Die Gruppe entstand in Athen, etwa in der 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr.

    2.Das Schulterbild auf einer Hydria des Malers Phintias gilt als Darstellung zechender Hetären. Die mit entblößtem Oberkörper gelagerten Frauen geben sich dem Kottabos-Spiel hin[53] (Abb. 8). Dabei gilt es, den letzten Tropfen, die Neige, so aus dem Trinkgefäß zu schleudern, dass eine im labilen Gleichgewicht auf einer Stange balancierende Metallscheibe getroffen wird und scheppernd herunterfällt – ein beliebtes Amüsement während des Symposions.

     

    bb. 8: Attisch, ca. 525-510 v. Chr. München

    Nach Reinsberg, 1989, 113 Abb. 61

    3.Im Gegensatz zu den griechischen Kernlanden, wo die Anwesenheit der legitimen Gattin bei einem Symposion unvorstellbar ist, nimmt in Etrurien die bürgerliche Ehefrau ganz selbstverständlich in festlicher Kleidung am Gelage teil (Abb. 9).

    Abb. 9: Tomba dei Leopardi, Tarquinia, ca. 480 v. Chr.

    Nach Ducati[54] 1941, 8 Taf. 15 a.

    4.Die Frauen auf einer im 6. Jh. v. Chr. für Etrurien hergestellten sog. pontischen Amphora sind vollständig, einschließlich ihrer Kopfbedeckung, dem Tutulus, in große Mäntel gehüllt[55]. Abweichend vom üblichen Schema lagern sie auf dem Rücken. Von ihren Klinen, die mit dicken gemusterten Polstern bedeckt sind, hängen Stoffbahnen über das Fußende herab. Davor stehen kleinere Klinen mit Stoffen, die in Quasten enden. Weitere Textilien mit gemusterten Borten stapeln sich auf einem schmalen hohen Beistelltisch zwischen den Klinen. An der Wand hängen Schnabelschuhe. Das Ambiente wirkt eher häuslich als symposial. Mythologische Szenen wurden ebenfalls diskutiert[56].

    5.Hetäre oder bürgerliche, zum Symposion gelagerte Frau? Eine der spätarchaischen Terrakotta-Reliefplatten aus Velletri zeigt eine Gelage-Szene mit einer nach westlichem Schema gelagerten Frau[57]. An ihrem nackten Oberkörper deuten sich Brüste an. Den rechten Oberarm schmückt ein Reif. Schoß und Beine sind von einem Gewand bedeckt, das dieselbe hellere Farbe aufweist wie der Tutulus, während Körper und Gesicht in dunkelbraunem Ton erscheinen. Die Frau wendet den Kopf dem neben ihr auf der Kline lagernden Mann zu, der ihr grüßend oder gestikulierend den rechten Arm entgegenstreckt. In seiner linken Hand hält er anscheinend eine Schreibtafel.

    Auch in Etrurien werden Hetären an Symposien teilgenommen haben; doch nach der Art wie dieses Paar miteinander kommuniziert, fragt man sich, ob hier nicht ein gebildeter Mann eine ebenbürtige Partnerin ins Gespräch zieht?

    6.Angesichts der gelagerten Paare auf den berühmten Sarkophagen aus Caere/Cerveteri stellen sich keine derartigen Fragen (Abb. 10).

     

    Abb. 10: Ehepaar- Sarkophag aus Cerveteri, Rom, Villa Giulia

    Etwa 530/520 v. Chr. Nach Sprenger – Bartoloni, 116 Abb. 114

    Der bärtige Mann wendet sich seiner Frau zu und legt ihr den Arm um die Schultern. Sie trägt ein langes Gewand, Schnabelschuhe und den Tutulus.

    Ein zweiter „Ehepaarsarkophag“ gleicher Qualität aus derselben Zeit befindet sich im Louvre in Paris[58].

    Eine Quintessenz:

    Pauschale Benennungen, seien es Hetäre, Göttin, Heroine, Braut o. a., werden den gelagerten Frauen offenbar so wenig gerecht, dass es sich lohnt, jede einzelne Vertreterin dieser inhomogenen Gruppe für sich zu betrachten und sie im Hinblick auf ihre Deutung näher zu überprüfen.

    Lit.:

    Bell 1981: M. Bell, Morgantina Studies I. The Terracottas (Princeton 1981)

    Bencze 2010: À. Bencze, Symposia Tarentina, BaBesch 85, 2010, 25-41

    Besques 1986: S. Besques, Figurines et reliefs en terre-cuite grecs étrusques et romains IV, 1 (Paris 1986)

    Besques 1994: Besques 1994: S. Besques, Figurines et reliefs grecs en terre cuite (Paris 1994)

    Boardman 1981: J. Boardman, Rotfigurige Vasen aus Athen (Mainz 1981)

    Bonfante 1975: L. Bonfante, Etruscan Dress (Baltimore – London 1975)

    Brendel 21995: O. J. Brendel, Etruscan Art (New Haven – London  21995)

    Bruns 1947: G. Bruns, Antike Bronzen (Berlin 1947)

    Bulle  31922: H. Bulle, Der Schöne Mensch (München 1922)

    Charbonneaux 1936: J. Charbonneaux, Les terres cuites grecques (Paris 1936)

    De Marinis 1961: S. de Marinis, La Tipologia del Banchetto nell‘ Arte Etrusca Arcaica (Roma 1961)

    Die Antikensammlung Berlin 1992: Die Antikensammlung im Pergamonmuseum und in Charlottenburg (Mainz 1992)

    Fehr 1971: B. Fehr, Orientalische und griechische Gelage (Bonn 1971)

    Fortunati 1990: F. R. Fortunati, Terrecotte architettoniche, in: M. Cristofani (Hrsg.), La Grande Roma dei Tarquini (Roma 1990) 201-204

    Frey-Asche 1997: L. Frey-Asche, Tonfiguren aus dem Altertum (Hamburg 1997)

    Furtwängler 1892: A. Furtwängler, Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland. Berlin 1891, AA 1892, 99-115

    Gercke 1996: W. B. Gercke, Etruskische Kunst im Kestner-Museum (Hannover 1996)

    Graen – Recke 2010: D. Graen – M. Recke, Herakles und Co (Gießen 2010) 45f.  Abb. 11

    Hamdorf 2014: F. W. Hamdorf, Die figürlichenTerrakotten der Staatlichen  Antikensammlungen München 1 (Lindenberg im Allgäu 2014)

    Hampe – Simon 1964: R. Hampe – E. Simon, Griechische Sagen in der frühen  etruskischen Kunst (Mainz 1964)

    Higgins 1954: R. A. Higgins, Cat. of the Terracottas in the Department of Freek and Roman Antiquities British Museum (London 1954)

    Iacobone 1988: C. Iacobone, Le stipi votive di Taranto (Roma 1988)

    Jeammet 2003: V. Jeammet, Tanagra (Paris 2003)

    Jantzen 1937: U. Jantzen, Bronzewerkstätten in Großgriechenland und Sizilien (Berlin 1937)

    Kekulé 1884: R. Kekulé, Die Terracotten von Sicilien (Berlin und Stuttgart 1884)

    Knoblauch 1937: P. Knoblauch, Studien zur archaisch-griechischen Tonbildnerei in Kreta, Rhodos, Athen und Böotien (Bleicherode a. H. 1937)

    Köster 1926: A. Köster, Die griechischen Terrakotten (Berlin 1926)

    Küthmann 1928: C. Küthmann, August Kestner, AA 1928, 678-693

    Kunze 1999: Chr. Kunze, Verkannte Götterfreunde, RM 106, 1999, 43-82

    Langlotz 1963: E. Langlotz, Die Kunst der Westgriechen (München 1963)

    Lunsingh Scheurleer 1986: R. A. Lunsingh Scheurleer, Grieken in het klein (Amsterdam 1986)

    Marangou 1985: L. I. Marangou, Ancient Greek Art. The N. P. Goulandris Collection (Athens 1985)

    Maximova 1927: M. I. Maximova, Les Vases Plastiques dans l’Antiquité (Paris 1927)

    von Mercklin 1928: E. v. Mercklin, Antiken im Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe, AA 1928, 274-497

    Mollard-Besques 1954: S. Mollard-Besques, Catalogue raisonné des figurines et reliefs en terre-cuite grecs et romains I (Paris 1954)

    Müller 1925: W. Müller, Erwerbungen der Antikensammlungen in Deutschland. Dresden, AA 1925, 96-161

    Neutsch 1961: B. Neutsch, Der Heros auf der Kline, RM 68, 1961, 150-163.

    Nicholls 1982: R. Nicholls, Two Groups of archaic Attic terracottas, in: D. Kurtz – B. Sparkes (Hrsg.), The Eye of Greece (Cambridge 1982)

    Pallottino 1992: M. Pallottino (Hrsg.), Die Etrusker und Europa (Paris – Mailand 1992)

    Plessart 1928: Délos 11, 1928, 145-255

    Poulsen 1937: V. H. Poulsen, Der strenge Stil (Kopenhagen 1937)

    Prins de Jong 1944: F. Prins de Jong, Grieksche Terrakotta’s (Bussum 1944)

    Pugliese Carratelli 1996: G. Pugliese Carratelli (Hrsg.), I Greci in Occidente  (Milano 1996)

    Reinsberg 1989: C. Reinsberg, Ehe, Hetärentum und Knabenliebe im antiken Griechenland (München 1989)

    Rohde 1968: E. Rohde, Griechische Terrakotten (Tübingen 1968)

    Schmaltz 1974: B. Schmaltz, Terrakotten aus dem Kabirenheiligtum bei Theben (Berlin 1974)

    Schneider- Lenyel 1936: J. Schneider- Lenyel, Griechische Terrakotten (München 1936)

    Schwarzmaier 2015: A. Schwarzmaier, Gaben für eine nicht erlebte Hochzeit, in: A. Muller – L. Ergün (Hrsg.), Figurines de terre cuite en Méditerranée grecque et romaine 2 (Villeneuve d’Ascq 2015) 305-315

    Sieveking 1937: J. Sieveking, Ein Koroplasteneinfall, in: Corolla Ludwig Curtius. Zum sechzigsten Geburtstag dargebracht (Stuttgart 1937) 89-94, Taf. 22,1. Taf. 23,1.

    Sinn 1977: U. Sinn, Antike Terrakotten. Staatliche Kunstsammlungen (Kassel 1977)

    Sprenger – Bartoloni 1977: M. Sprenger – G. Bartoloni, Die Etrusker. Kunst und Geschichte (München 1977)

    Steingräber 1979: St. Steingräber, Etruskische Möbel (Roma 1979)

    Stillwell 1948: A.Newhall Stillwell, Corinth XV, 1 (Princeton 1948)

    Stillwell 1952: A. Newhall Stillwell, Corinth XV, 2 (Princeton 1952)

    Stutzinger – Wamers 2012: D. Stutzinger – E. Wamers, Griechen, Etrusker und Römer. Eine Kulturgeschichte der antiken Welt im Spiegel der Sammlungen des Archäologischen Museums Frankfurt (Regensburg 2012)

    Torelli 2000: M. Torelli (Hrsg.), Gli Etruschi (Milano 2000)

    Torelli 2009: M. Torelli, Fictilia Tecta. Riflessioni storiche sull’arcaismo etrusco e romano, in: P. Lulof – C. Rescigno (Hrsg.), Deliciae Fictiles IV (Oxford 2009) 3-15

    Vierneisel-Schlörb 1997: B. Vierneisel-Schlörb, Kerameikos XV, Die Figürlichen Terrakotten I (München 1997)

    Wamser-Krasznai 2013: 2013: Für Götter gelagert. Studien zu Typen und Deutung Tarentiner Symposiasten (Budapest 2013)

    Wamser-Krasznai 2015: W. Wamser-Krasznai, Vom Alter im Altertum, in: dies., Fließende Grenzen (Budapest 2015) 58-69

    Wamser-Krasznai 2018: W. Wamser-Krasznai, Artemis Italica, die Göttin mit der Löwenfellkappe, in: dies., Scholien und Spolien (Filderstadt 2018) 39-56

    Winter 1, 1903: F. Winter, Die Typen der figürlichen Terrakotten. Die antiken Terrakotten III, 1 (Berlin und Stuttgart 1903)

    Zanker 1989: P. Zanker, Die trunkene Alte (Frankfurt am Main 1989)

     

    [1] Fehr 1971, 120. 123.

    [2] Wamser-Krasznai 2013, 24 Anm. 100.

    [3] Wamser-Krasznai 2013, 137. 219. 246  Abb. 1. 84; Bencze 2010, 25 f. Abb. 4; Iacobone 1988, 54 Taf. 42 b; Neutsch 1961, 156 Taf. 66, 2 u. v. a.

    [4] Mollard-Besques 1954, 47 Nr. B 293 f. Taf. 32.

    [5] Ders.1971, 124; ebenso Stillwell 1952, 104 Anm. 3.

    [6] Marangou 1985, 124 Abb. 181.

    [7] Maximova 1927, 136 f. Abb. 28; anders Higgins 1954, 54 f. Nr. 81 Taf. 16.

    [8] „Es gab ein Bett der Hera im Prodromos des Heraion von Argos. Paus. II, 17, 3“ Plessart 1928, Délos 11, 158 f.  Abb. 115.

    [9] Sinn 1977, 38 Nr. 63 Taf. 22.

    [10] Gefäßfigur eines knienden Mannes mit langen Bruststrähnen; weiblich Fragment einer stehenden Terrakottafigur mit Angabe der weiblichen Geschlechtsmerkmale, Plessart 1928, Délos 11, 158 f. Abb. 111. 113.

    [11] Aus Elaious, dem thrakischen Chersonesos an den Dardanellen, Mollard-Besques 1954, 47 B 293. 294 Taf. 32.

    [12] Stillwell 1948, 105 Nr. 56-59 Taf. 38 f.

    [13] Ähnlich Stillwell 1952, 110 Nr. 26 Taf. 22.

    [14] Stillwell 1952, 111 Nr. 30 Taf. 20.

    [15] Schwarzmaier 2015, 311 f. Abb. 2; Vierneisel-Schlörb 1997, 36 Nr. 117 Taf. 24, 1.2.

    [16] Frey-Asche 1997, 38 f. Abb. 21; von Mercklin, AA 1928, Sp. 373 f. Nr. 70 Abb. 88.

    [17] Besques 1994, 28 Abb. 42; Charbonneaux 1936, 12. 23.  Nr. 24 Taf. 22; Mollard-Besques 1954, 83, C 7 Taf. 56.

    [18] Sindos, Katalogos tis ektesis, Archaiologiko Mouseio Thessalonikis (Athena 1985) 35 Nr. 41.

    [19] Bulle 31922, 102 Abb. 73 Taf. 146; jetzt in Boston, Frey-Asche 1997, 39.

    [20] Graen – Recke 2010, 45 f. Abb. 11; Higgins 1954, 175 f. Nr. 655-660 Taf. 85 f.; Mollard-Besques 1954, 4 Nr. B 7 Taf. 3. böotisch z. b. ebenda 15 Nr. B 87 Taf. 11; Sinn 1977, 32 Nr. 40 Taf. 14; Wamser-Krasznai 02.10.2017, Thronende Frauen, T I-4, homepage Antikensammlung Uni Gießen, Terrakotten.

    [21] Müller 1925, 151 Nr. 110 Abb. 47.

    [22] Köster 1926,  55 f. Taf.  28; Nicholls 1982, 103 N 1, 1 Abb. 25a. fermer ebenda Exemplar Akropolis N 1, 204 Taf. 25 b; Rohde 1968,  39 Taf. 13; Schwarzmaier 2015, 306 Abb. 1..

    [23] Bildbearbeitung H. Zühlsdorf, Gießen.

    [24] Furtwängler 1892, 108 Abb. 27; Winter 1, 1903, 191, 4.

    [25] Anm. 10 und 12; ferner Knoblauch 1937, 182 Nr. 353 (ohne Abb.); Nicholls 1982, 89-122 Abb. 23-29;  Schneider-Lenyel 1936, 20 Abb. 38, Megara, „liegende Göttin“; Prins de Jong 1944, 38 Abb. 35.

    [26] Jantzen 1937,  4. 18 f. Nr. 26 Abb. 8. 9 Taf. 2; Küthmann AA 1928, 690 Abb. 12; Stillwell 1952, 104 Anm. 3; Stutzinger – Wamers 2012, 91 f. Abb. 88.

    [27] Jantzen 1937, 19.

    [28] Bronzestatuette des blitzschwingenden Zeus aus Dodona, Bruns 1947, 36 f. Abb. 24; Bronzefigur des Bogen schießenden Apollon, Bari; Aktaion von einer Metope des Tempels E in Selinunt; Jüngling von Agrigent, letztere Langlotz 1963, 73 Taf. 73. S. 69 f. Taf. 54 f. S.75 Taf. 82 f. S. 82 Taf. 102.

    [29] Gercke 1996, 198 f. Abb. 253.

    [30] Gercke 1996, 199 Abb. 254.

    [31] Hamdorf 2014, 154 D 9.

    [32] Besques 1994, 82 Abb. 67; Schmaltz 1974, 95. 171 Nr. 245 Taf. 20; Sieveking 1937, 89-94 Taf. 22.1.

    [33] Sieveking 1937, 91.

    [34] Besques 1994, 53 Abb. 23; Hamdorf 2014, 151 f. D 2. D 4; Poulsen 1937, 49 Abb. 27. S. 53 Abb. 31. S. 59 Abb. 38; ähnlich bei männlichen  Symposisten: Besques 1994, 82  Abb. 67; Vorläufer zu Beginn des Jahrhunderts, Jeammet 2003, 102 Abb. 59.

    [35] Besques 1986, 58 Taf. 49 b.

    [36] Fehr 1971, 124.

    [37] Rohde 1968, 17. ebenda auch Abb. 12; Nicholls 1982, 93-122 Abb. 23-29.

    [38] Schwarzmaier 2015, 306-312.

    [39] Wamser-Krasznai 2013, 238 Abb. 64.

    [40] Bell 1981, 132-138 Taf. 17-22, mit einem Exkurs zum Mythos der chthonischen Gottheiten Demeter und Kore im griechischen Westen, ebenda 98-103; Pugliese Carratelli 1996,  750 Nr. 383.

    [41] Kekulé 1884, 67 Taf. 25, 1-4.

    [42] „un pomo“, zit. bei Kekulé ebenda.

    [43] LIMC II (1984) 673 f. Nr. 685-697 Taf. 500 f. s. v. Artemis (L. Kahil).

    [44] Wamser-Krasznai 2018, 51.

    [45] Lunsingh Scheurleer 1986, 71 f. Abb. 72; für Information dazu danke ich G. Jurriaans-Helle, Amsterdam; Wamser-Krasznai 2018, 51.

    [46] Aus einer Privatsammlung, Kunze 1999, 78 f. Abb. 15.

    [47] Gercke 1996, 198 f. Abb. 253.

    [48] Besques 1986, 58 Taf. 48 a und b.

    [49] Zanker 1989, 50 f.

    [50] Wamser-Krasznai 2015, 64 f. Abb. 7. 8.

    [51] Hamdorf 1996, 82 f. Abb. 104; ders. 2014, 160 D 28.

    [52] Gefährtin=Hetäre.

    [53] Boardman 1981, 40 Abb. 38.

    [54] So auch Brendel 21995, 255 f. Abb. 178; ferner Sprenger – Bartoloni 1977, 127 f. Abb. 158-161.

    [55] Bonfante 1975, 205 Abb. 147; de Marinis 1961, 9 Nr. 1 Taf. 3 a; Hampe – Simon 1964,  35-40 Taf. 12. 15; Steingräber 1979, 219 Ne. 98 Taf. X, 2.

    [56] Streit der Göttinnen bei der Hochzeit von Thetis und Peleus, Hampe – Simon 1964,  35-40 Taf. 12. 15; Achilles unter den Frauen von Skyros, Bonfante 1975, 205 Abb. 147.

    [57] Fortunati 204 Nr. 17; Torelli 2000, 595 Nr. 166, Abb. 209 b; Torelli 2009, 6 Abb. 6 a.

    [58] Pallottino 1992, 352-357. 411 Nr- 539.

  •  

    Hubert wurde in den Sessel gepresst, als sich die Landeeinheit vom interstellaren Raumschiff löste,

    in dem er die letzten sieben Monate zugebracht hatte. Es war eine Zeit mit Höhen und Tiefen. Er vermisste nun doch seine Familie, was er in der Trainingsphase nicht geglaubt hatte. Es war sein Jugendtraum, der erste Mensch auf dem Mars zu sein. Diesen hatte er sich jetzt erfüllt. indem er sich von einem internationalen Konsortium in den Raum hatte schießen lassen. Professor Unsicher, der Leiter der Mission war froh, einen Kandidaten gefunden zu haben, der das Risiko einging, alleine zum Mars zu reisen. Bei der Einführung in die Technik des Raumtransporters und des Landemoduls erklärte er stolz:

    „Ich habe für Sie den besten Computer aller Zeiten für die Reise bereitgestellt. Jouf-M wird sie begleiten und unterstützen. Mit seiner künstlichen Intelligenz und seinen redundanten Systemen, kann er sich auf alle Situationen einstellen und er ist mit allen Daten gefüttert, die für eine solche Mission erforderlich sind.“

    Dennoch konnte es sein, dass, wenn etwas schief lief, Hubert nie wieder auf die Erde zurückkehren konnte. Aber daran wollte er nicht denken. Er glaubte an die Perfektion der Organisation U-Space Experiences, die diese bei mehreren Weltraummissionen bewiesen hatte. In den Bereich der Landezone auf dem Mars, in der nach allen wissenschaftlichen Befunden gefrorenes Wasser im Untergrund zu erwarten war, hatten sie in mehreren vorausgegangenen Missionen Material deponiert, das eine vorübergehendes Überleben ermöglichen sollte, bis eine eventuell notwendige Rettungsmission möglich geworden wäre.

    „Hubert, du siehst besorgt aus,“ meldete sich Jouf-M, der Computer mit sanfter aber emotionsloser Stimme. Hubert hatte während der langen Reise Freundschaft mit dem KI-Rechner geschlossen.

    Hubert blickte durch das Fenster der Landefähre auf die karge Stein- und Sandlandschaft, die sich mit großer Geschwindigkeit näherte. „Wir bewegen uns zunehmend auf die Landezone zu, aber ich kann das Material nicht sehen. Stimmen die Koordinaten?“

    „Meine Berechnungen ergeben, dass wir uns direkt dem Zielgebiet nähern,“ antwortete Jouf-M gleichmütig.“

    Hubert schwieg die nächsten Minuten, obwohl ihn der Zweifel beunruhigte. Plötzlich gab es einen Ruck und Landefähre schien bremsen.

    „Was war das, Jouf-M?“

    „Ich habe entsprechend den Höhenmessungen die Bremsfallschirme ausgelöst!“ hauchte Jouf-M.

    Hubert blickte verwundert auf die Instrumente: „Die Bremswirkung ist wieder Erwarten groß. Ist die Dichte der Atmosphäre in dieser Region höher, in den übrigen Bereiche des Mars?“

    Nach kurzem Zögern referierte Jouf-M: „Die Messröhrchen ergeben eine Zusammensetzung CO² 0,05 %, Argon weniger als ein Prozent und O² ca. 19%.“

    Hubert riss die Augen auf und runzelte die Stirn: „Nach meiner Erinnerung müssten es mindestens 94% CO² und ca. 0,14% O² sein. Was ist da los?“

    Aus dem Lautsprecher des Computer kam ein undefinierbares Rauschen. Jouf-M sprach monoton: „ich prüfe, ob die Sicherheitslücken im Hauptprozessor gehackt wurden und zu Störungen der Berechnungen geführt haben. Ich zünde jetzt die Bremsraketen.“

    Hubert verspürte erneut einen Ruck. Dann landete die Fähre sanft auf sandigem Boden. Die Landschaft war karg mit rötlichen Felsbergen am Horizont. Die untergehende Sonne ließ die Atmosphäre rötlich aufleuchten.

    „Was ist nun Jouf-M?“ Hubert war ungeduldig, da er aussteigen und die Umgebung prüfen wollte. Er hatte den Helm des Raumanzuges in der Hand, um ihn aufsetzen zu können. Ohne Sauerstoffflasche und Schutz durch den Raumdruckanzug gegen die Staubstürme und den niedrigen Luftdruck konnte man sich auf dem unwirtlichen Mars nicht bewegen.

    Jouf-M meldete sich gleichmütig: „Die Sicherheitslücken sind in zwei von sechzehn Quadprozessoren gehackt worden und ein Fremdprogramm hat Einfluss auf die Berechnungen genommen. Die gute Nachricht ist die Atmosphärenmessungen stimmen, aber die Koordinaten nicht.“

    „Lässt sich das Problem lösen?“ Hubert fühlte sich etwas mulmig.

    „Ich zerstöre das Fremdprogramm und berechne neu,“ teilte Jouf-M gleichmütig mit.

    Da es nun völlig dunkel geworden war, beschloss Hubert bis zum Morgen im Schutz der Landefähre zu warten, zumal es nachts auf dem Mars bis zu -85° C kalt werden konnte.  Die Tages Temperaturen von bis zu 20° C waren eher auszuhalten. Beim Einschlafen träumte er, wie er aus dem zuvor abgeworfenen Material das Schutzzelt aufbauen würde. Er hatte dies im U-SE Raumzentrum auf der Erde hunderte Male geübt. Die Landefähre konnte noch maximal zweimal zum Raumfahrzeug aufsteigen. Dieses hatte noch Treibstoff für eine Rückreise über die kürzeste Entfernung zwischen Mars und Erde. Dies war frühestens in etwa eineinhalb Jahren möglich. Also es musste alles klappen.

    Er schlief unruhig und wacht auf als es dämmerte. Er wunderte sich, das er bisher von Jouf-M nichts mehr gehört hatte. War der Computer abgestürzt, gerade jetzt in dieser kritischen Phase?

    „Jouf-M gibt es etwas Neues?“ In diesem Moment bemerkte er eine Bewegung außerhalb der Landefähre. Auf dem Mars gab es doch kein Leben! Begann er zu halluzinieren?

    Tatsächlich fuhr ein Geländewagen eine Staubwand aufwirbelnd auf die Landefähre zu. – Er war auf der Erde gelandet!

  • Mars Mission Wisdom

    KKs Augen, mittlerweile quadratisiert, schauen angestrengt durchs Objektiv. »Hey, ich dachte auf dem Mars würde Rauchverbot gelten!«

    GG hält Beine gekreuzt mit Füßen auf dem Tisch kurze Verschnaufspause ein. »Soll das heißen, die Zigarettenfabriken haben ihren Firmensitz auf den Mars verlegt?«

    KK justiert diverse Rädchen und stellt erneut mit größter Sicherheit fest, was sein kann, aber nicht sein darf: »Es qualmt.«

    »Wie soll denn dort etwas brennen, wenn weit und breit keine Luft da oben ist?«, beschwert sich GG gelangweilt, und die Krümel fallen in den längst erkalteten Automatenkaffee.

    KK kneift die Augen zusammen. »Ich habe nicht behauptet, es würde brennen. Es qualmt!«

    »Die Köpfe der Astronauten, die sich den Kopf zermatern, wie sie einen Weg nach Hause zurückfinden?«, macht sich GG lustig.

    »Der Qualm steigt bis in eine geschätzte Höhe von 150 Kilometern empor und erweckt den Eindruck einer schmalen Rauchsäule eines Indianerfeuers.«

    »Das dürfte mehr als ein kleines Pfadfinderabenteuer sein!«, quittiert GG.

    » … die aktuelle Kartographie vom Mars«, überlegt KK laut.

    GG lacht. »Die grünen Marsmännchen feiern Grillparty?«

    »Ich hab’s geahnt!«, pfeifft KK triumphierend.

    »Was?«, grinst GG. »Dass sie nur Paprika grillen, weil grüne Männchen Vegetarier sind?«

    KK bleibt ernst. »26 Kilometer hoch und 8 Kilometer tief.«

    Das Grienen weicht einem erstaunten Ausdruck. »Sag das nochmal!«

    »Der mutmaßlich größte Vulkan im Sonnensystem macht Ärger.«

    GG greift zum Communicator. »Mars Mission Control, GG hier. Schalten sie zum aLigo. Bringen Sie in Erfahrung, ob Olympus Mons in den nächsten Tagen ausbricht.«

    Die Kollegen hören ungläubig zu, bleiben wie gewohnt ruhig und kalkulieren bereits jetzt jegliche Auswirkung auf die milliardenschwere Mission. Die hundert bedeutendsten Gehirne arbeiten.

    Das aLigo, auch als Advanced Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory bekannt, hat 2015 erstmals die Fusion zweier Schwarzer Löcher nachgewiesen und damit den Jahrhundertnachweis erbracht, dass sich Gravitationswellen im Weltall, wie von Albert Einstein vorhergesagt, mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. GGs Auftrag wird in Sekundenschnelle bestätigt und bearbeitet.

    »Und?«, fragt sich KK. »Verliert die Mars-Mission Wisdom ihre Landeerlaubnis?«

    GG schluckt den letzten Bissen runter. »Sie werden ein paar Tage lang hübsche Fotos schießen und dann mit der langweiligen Nordhalbkugel vorlieb nehmen.«

    »Das heißt so viel wie, die Jungs kehren wieder zurück, ohne das Marsgestein betreten zu haben«, übersetzt KK.

    »Abwarten«, meint GG. »Der Copilot ist Vulkanologe. BB hat den seismologischen Code des kalifornischen Problems geknackt.«

    KK zückt die rechte Augenbraue. »Den Ausbruch wird er trotzdem nicht verhindern können.«

    Mittlerweile sind die Häuserpreise in L.A. sprichwörtlich ins Bodenlose gesunken. Hollywood wurde nach Absicherung der Küste am Golf von Mexico nach New Orleans verlegt.

    »Die Explosion des Lebens. Allein der pyroklastische Strom muss apokalyptische Ausmaße haben«, freut sich GG. »Sie haben Glück, dass wir den Ausbruch vor der geplanten Landung entdeckt haben.«

    »Wir?«, lenkt KK ein. »Ich hab es entdeckt!«

    »Und ich bin dein Chef. Schon vergessen? Wir beide gehen in die Geschichte ein.«

    Mission Wisdom wird ihrem Namen Rechnung tragen: systematisches Denken, Urteilen und Handeln. Ach, vergessen Sie es …

     

     

  • Die Gedankenfresser

    Victor ist nervös. Der ranghöchste Präsident der Welt wartet auf seinen Vortrag. »Sir, wir haben einige Fehlermeldungen, doch die mit Abstand Interessanteste ist diese hier.«

    »Nun erzählen Sie schon«, erwidert der Präsident ungeduldig.

    »Von allen Personen, die eine Mensch-Maschine-Schnittstelle nutzen, fallen exakt zwölf aus der Reihe.«

    »Aus der Reihe?«, echot Präsident Zabidar.

    »Sie erlauben keinen Zugriff auf ihre Gedanken«, erläutert der blutjunge Assistent, der seine Entdeckung eher als erschreckend befindet als darüber stolz zu sein.

    Der Präsident zuckt mit den Schultern, da ihm ganz offensichtlich die Tragweite der Aussagen unklar ist. »Was genau wollen Sie damit sagen?«

    »Unser Projekt wird ständig verbessert. Doch es scheint Nutzer zu geben, die unser top secret Anliegen nicht nur spüren, sondern sogar aktiven Widerstand leisten.«

    »Widerstand?« (mehr …)

  •  

    Römer und Germanen, Italiener und Deutsche sind von alters her verbunden in Freud und Leid, in Freundschaft und Feindschaft, in Herablassung und Bewunderung. Was dem Deutschen sein Fleckerl-Teppich (Sachsen-Weimar-Eisennach, Reuß jüngere Linie, Löwenstein-Wertheim-Freudenberg) ist dem Italiener sein Campanilismo. Germanicus war ein Beiname derjenigen römischen Feldherren und Kaiser, denen es gelang, die Scharte der verlorenen Varusschlacht auszuwetzen und sich – vorübergehend – ein namhaftes Stück Germanien einzuverleiben.

    Anfangs bestehen die römischen Militärlager aus Erdwällen mit hölzernen Palisaden, die Unterkünfte aus ledernen Zelten[1]. Im Jahre 2 n. Chr. beschreibt der Geometer Hygin (Hyginus Gromaticus) wie ein Castrum entsteht. Vermessungs-Ingenieure stecken die beiden Hauptachsen, den Cardo und den Decumanus, ab. Für rechte Winkel benutzt man eine Kombination aus Lot und Visiergerät, die  Groma[2]. Das Haupttor, die Porta praetoria, öffnet sich in Marschrichtung, gegen den Feind, An der höchsten Stelle des Lagers befindet sich die Porta decumana. In der Mitte liegen die Stabsgebäude/Principia, mit dem Fahnenheiligtum und dem Bildnis des Kaisers[3], das Praetorium, der Sitz des Kommandanten und die Mannschaftsbaracken/Centuriae. Vorratsgebäude, Werkstätten und Lazarett/Valetudinarium, schließen sich an. Letzteres gehört, wie wir aus Xanten/Vetera wissen, zu den ersten unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) aus Stein errichteten Bauwerken[4], deren Identifizierung mit Hilfe der dort gefundenen medizinischen Instrumente gelingt. Im Valetudinarium  wurden die Soldaten sowohl ambulant als auch stationär behandelt. Ihre Gesundheit zu erhalten ist erstrangig. Über Aquädukte wird frisches Wasser  herangeführt.

     

    Abb. 1: Pont du Gard bei Nîmes, Provence,  Aufnahme der Verfasserin

    Die Badegebäude/Thermen liegen meist vor den Kastell-Mauern. Mittels  Fußbodenheizungen/Hypokausten werden die Warmbäder/ Caldarien erwärmt.

     

    Abb. 2: Hypokausten, Leptis Magna/Libyen, 2. Jh. n. Chr., Aufnahme der Verfasserin (2009)

     

    Wie die Stabs- und Mannschaftsgebäude verfügen auch Thermen über Gemeinschafts-Toiletten/Latrinen. Viele sind mit einer ständigen Wasserspülung ausgestattet.

    Abb. 3: Latrine in der Hafentherme von Leptis Magna / Libyen, Aufnahme der Verfasserin (2009)

     

    Die Therapie ist nicht in jedem Fall unangenehm. In Aquincum erhält die Legio Secunda Adiutrix zollfreien Wein für das Lazarett. Der griechische Arzt Dioskourides (1. Jh. n. Chr.) empfiehlt Wein gegen Husten. Arzneien werden häufig mit Wein gemischt[5].

    Vor der Einstellung des Rekruten steht eine körperliche Untersuchung.  Ungeeignete werden ausgesondert. Exerzieren ist an der Tagesordnung.  Marschübungen im Laufschritt bezeichnet man als ambulatus – Spaziergang[6]!

    Militärärzte sind im Allgemeinen Unfreie, oft griechische Kriegsgefangene. Sie bekleiden keinen besonders hohen Rang, bringen es allenfalls zum Hauptmann, oft nur zum Sanitätsgefreiten; doch da sie die medizinische Versorgung der Truppen gewährleisten, verleiht ihnen bereits Caesar im Jahr 46 v. Chr. das römische Bürgerrecht[7].

    Müssen Rekruten wegen schwerer Verletzungsfolgen oder körperlicher bzw. geistiger Gebrechen vorzeitig ausgemustert werden, so entspricht das der ehrenhaften Entlassung. Sie durften dann heiraten und erhielten ein Stück Land[8].

    Seit Augustus gilt für dienstverpflichtete Soldaten das Eheverbot. Erst mit der ehrenvollen Entlassung, also nach wenigstens 25-jähriger Dienstzeit, erhalten sie das Recht auf Eheschließung. Das ändert sich unter Septimius Severus (193-211), der auch den aktiven Soldaten die Heirat gestattet. Vorher waren Soldatenehen und die vielen eheähnlichen Verhältnisse rechtsunwirksam; sogar  eine vorher geschlossene Ehe begann mit dem Eintritt des Rekruten ins Heer zu ruhen. Die zahlreichen Kinder „ex castris“ hatten vor allem erbrechtliche Nachteile. Darüber wissen wir aus den erhaltenen Militärdiplomen:

    „Der Imperator Caesar………..gibt denjenigen Reitern und Fußsoldaten………deren Namen unten angegeben sind, ihren Kindern und Nachkommen das Bürgerrecht und das Eherecht mit den Frauen, die sie zu diesem Zeitpunkt schon hatten, oder wenn sie Junggesellen sind, mit denen, die sie später nehmen, jedoch nur mit einer.“

    Dass die Sorge des Kaisers für seine Soldaten noch in anderer Weise über den Zeitpunkt der Dienstentlassung hinaus gehen konnte, besagt die Bauinschrift an einem Balneum in Singidunum/Moesia superior (Belgrad): Dieses Bad steht  ausschließlich „in usum emeritis quondam Alexandriae“, dem Gebrauch durch die Veteranen der 4. Legion Severiana Alexandrina zur Verfügung[9]. Aus dem Namen der Legion geht der des Kaisers Severus Alexander hervor. Wir befinden uns in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

    Die Kleidung des Soldaten besteht gewöhnlich in einer kurzärmeligen Tunica, einem Mantel und den Caligae[10] für die Füße. Der Feldzeichenträger/Signifer (Abb. 4) ist mit einer langärmeligen Tunicaa mancata bekleidet. Sein Haarschnitt entspricht dem des Kaisers, Traianus.

     

    Abb. 4: Grabrelief, Aquincum/Pannonien, 2. Jh. n. Chr., Aufnahme der Verfasserin

     

    Gefangene Barbaren (Chatten?) stellt man spärlich bekleidet, mit grobschlächtigen Körpern und strähnigen Haaren dar (Abb. 5). Sie sind schmachvoll  aneinander gekettet, die Hände hinter dem Rücken gefesselt[11].

     

    Abb. 5:  Sockelrelief aus Mainz-Kästrich, 2. Jh. n. Chr., Aufnahme der Verfasserin

     

    Als Schutzgötter verehren die Soldaten Diana, Merkur, Kastor und Pollux,  aber auch die Heilkundigen, Asklepios und Hygieia/Salus. Die Auxiliartruppen behalten ihre Stammesgötter wie die keltische Pferdegöttin Epona. In einem Militär-Schwimmbad in Bu-Ngem/Tripolitana fand sich ein aus dem Jahr 203 n. Chr. entstandenes Weihgedicht an die Göttin Salus, verfasst von dem Zenturionen Q. Avidius Quintianus[12], der einerseits die glückliche Rückkehr des Heeres und andererseits die Wohltat des Wassers in der Gluthitze des Südens preist.

    Am germanischen Limes liegen im Abstand von 15 bis 20 km die durch Wachtürme kontrollierten Auxiliar-Kastelle. Einen florierenden kleinen Grenzverkehr bezeugen noch heute die lange vor dem Einmarsch unserer Befreier aus dem Westen genetisch fixierten klassischen Nasen und das dunklere Hautkolorit meiner Cousinen!

    Joseph Victor von Scheffel (1826-1886)  hat es in unnachahmliche Verse gegossen:

    Ein Römer stand in finst’rer Nacht
    Am deutschen Grenzwall Posten…
    An eine Jungfrau Chattenstamms
    Hat er sein Herz vertandelt,
    Er war ihr oft im Lederwams
    Als Kaufmann zugewandelt…

     

     

    Abgekürzt zitierte Literatur:

    Busch 1999: St. Busch, Versus Balnearum (Stuttgart und Leipzig 1999)
    Johnson 1987: A. Johnson, Römische Kastelle (Mainz 1987)
    Junkelmann 82000: M. Junkelmann, Die Legionen des Augustus (Mainz 82000)
    Selzer 1988: W. Selzer, Römische Steindenkmäler. Mainz in römischer Zeit (Mainz 1988)
    Steger 2004: F. Steger, Asklepiosmediin. Medizinischer Alltag in der römischen Kaiserzeit (Stuttgart 2004)
    [1] Die älteste ausführliche Beschreibung stammt von Polybios aus der Mitte des 2. Jh. v. Chr. Pol. VI.
    [2] Johnon 1987, 54 f. Abb. 22.
    [3] Tac. Hist. III, 13; An. IV, 2.
    [4] Johnon 1987, 257.
    [5] Johnson 1987, 182.
    [6] Vegetius I, 27; III, 2; Johnson a. O. 179.
    [7] Steger 2004, 49 und Anm. 207.
    [8] Steger 2004, 69.
    [9] Busch 1999, 266 f.
    [10] Junkelmann 82000, 96 Taf. 25. 158-161 Abb. 9.
    [11] Selzer 1988, 69. 241 Kat. 263 Abb. 47.
    [12] Busch 1999, 560-563.

  • Was ist Prägen?
    E. Grundmann 23.01.2019

    Zuerst frage ich gern die Etymologie, denn ἔτυμος (ἔτυμον, ἐτύμη) heisst wahr, echt, wirklich – und bedeutet hier der wahre Wortsinn.

    Prägen geht auf das Alt- und Mittelhochdeutsche zurück und bedeutet pressen, einpressen, vielleicht auch in die Oberfläche einbrechen. Wenn mich also etwas prägt, dann wirkt etwas von aussen auf mich ein und hinterlässt einen Eindruck, einen bleibenden nämlich, wenn von Prägung die Rede sein soll. Da fällt jedem sofort ein, dass ihn Eltern, Familie, Lehrer geprägt haben, dann natürlich auch beeindruckende Erlebnisse. Das ist uns geläufig und bedarf keiner weiteren Ausführung. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, dass alles und jedes jedes und alles prägt, id est aufeinander Einfluss nimmt, und, wenn man es auf die Spitze treiben will, in einem kosmischen Zusammenhang steht. In den letzten Feinheiten ist das dann so gering, dass zwar nicht mehr von wesentlicher Prägung gesprochen kann – aber es ist vorhanden! Auch in der unbelebten Natur finden Prägungen statt, etwa wenn geologische Schichten aufeinanderpressen oder auch nur Molekül- und Kristallstrukturen sich aneinanderlagern.

    Alles, was ist, wechselwirkt, um so mehr, je näher die Beteiligten und je stärker der Impuls. Es gibt keine vollständige Inertia, Trägheit, insofern, als auch der Schwächste mitwirkt, nämlich im Passivum, indem er sich beeinflussen lässt.

    Auch wir prägen uns hier gegenseitig in unserem schönen BDSÄ, selbst wenn wir das typische Prägealter doch schon mehr oder weniger überschritten haben. Aber so lange wir ein Sensorium besitzen und einen Hauptrechner, der das alles verarbeiten kann, spielen die Eindrücke hin und her.

    Die Überlegung gibt Anlass, über die Verantwortung nachzudenken, die mit einem solchen Einflussgespinst einhergeht. Wir als Sprachschöpfer spüren die Prägungen, welche die öffentliche Sprachkultur auf die Völker ausübt. Wir sehen den Zusammenhang von Verrohung der Sprache und Verfall der Sitten bis hin zur Straftat. Wir sehen die Verführbarkeit der Massen. Victor KLEMPERER hat in seiner LTI[1] bezeugt, wie die Nazi-Propaganda sogar bei ihm, dem Opfer und Gegner der Nazis, in die Oberfläche einbrach und zu prägen versuchte. Ja, es gibt sie, die Prägung wider Willen, die Prägung mit Gewalt, mit List, mit Überredung: Wenn teuflische Ideologien Köpfe verführen, selbst hochgebildete, wenn katastrophale Kindheiten Seelen verbiegen.

    Achten wir wachsam auf das, was uns prägen will. Hinterlassen wir selbst möglichst einen guten Eindruck. Die Naturschützer sagen: Leave nothing but your footprints. Ich erweitere: Leave nothing but good footprints in history! Freunde, prägt euch das ein!

     

    Prägen

    1.      Etymologie

    1.1.   KLUGE < 9. Jh mhd præch(en), bræchen, ahd brähhen – vergleichbar ae abracian einpressen, ostfr. prakken pressen. Verwandtschaft zu brechen besser offen lassen – wictionary: Belege fehlen.

    1.2.   WAHRIG < ahd prahhen, brahhen «brechen machen, gebrochene Arbeit hervorbringen» < germ *brahhjan -> brechen

    1.3.   Wiktionary mhd bræchen, præchen „einpressen, abbilden“ < ahd giprāhhan, prāhhan „indem die Oberfläche eingebrochen wird, etwas einpressen, einritzen“

     

     

     

    [1] Victor Klemperer: LTI. Notizbuch eines Philologen. Leipzig: Reclam jun., 1978

  • zum Weltkrebstag 2019

    Theodor Storm und der Magenkrebs

     

    Theodor Storm war –wie viele von uns – bekennender Norddeutscher:

    „hin gen Norden zieht die Möwe,
    hin gen Norden zieht mein Herz;
    fliegen beide aus mitsammen,
    fliegen beide heimatwärts.

    Ruhig, Herz! Du bist zur Stelle;
    flogst gar rasch die weite Bahn-
    und die Möwe schwebt noch rudernd
    überm weiten Ozean.“

    1817 wurde Theodor Storm in Husum geboren. Also in die Zeit der Aufklärung, Goethe war da schon 20 Jahre alt.

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