Kategorie: Prosa

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    In the town of FUZHOU in the Chinese province of FUJIAN, there lived an emotionally sensible man perennially oppressed by the difficulties of his life. However, unexpectedly he received an address of a spiritual master Xi. who lived in the small house facing the sea. Arrived there, he lamented: “For me is this life unbearable. My sleepless nights are filled with anxiety,“

    Master Xi took a handful of ashes and dropped it into a glass full of clear water saying: “This muddy water are your worries and sufferings.”

    Afterward, the master took another handful of ashes, identical to the one before, approached the open window and threw it into the sea. The ash was dissolved instantly, and the sea remained exactly as it was before.

    After that, the master concluded:

    “Every day you have to choose, whether to be a glass of water or the sea “

     Dr med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Die Wahl

    In der Stadt Fuzhou in der chinesischen Provinz Fujian lebte ein gefühlsmäßig empfindsamer Mann, der das ganze Jahr über von den Schwierigkeiten seines Lebens bedrückt wurde. Aber eines Tages erhielt er unerwartet die Adresse eines spirituellen Meisters Xi, der in einem kleinen Haus mit Blick zum Meer wohnte.

    Dort angekommen, beklagte er sich: „Für mich ist dieses Leben untragbar. Meine schlaflosen Nächte sind voll von Ängsten.“

    Meister Xi nahm eine Handvoll Asche und schüttete sie in ein Glas voll klaren Wassers und sagte: „Dieses schmutzige Wasser stellt deine Sorgen und Leiden dar.“

    Dann nahm der Meister eine neue Handvoll Asche genau wie vorher, ging zum offenen Fenster und warf sie ins Meer. Die Asche löste sich sofort auf, und das Meer blieb genau wie vorher.

    Danach schloss der Meister:

    „Du musst jeden Tag entscheiden, ob du ein Glas Wasser oder das Meer sein willst.“

     

  • MEDICINE  ( )

     

     

           Guzheng                                                                  

     

     

     

     

     

     

    medicinal  herbs

     

     

     

     

    Chinese pictogram’ writing consists of a variety of symbols that represent an idea or a concept.

    The pictogram of a Guzheng (Chinese zither) symbolises the whole range of music in a general sense. Masters of the medical arts are themselves like musicians. Observing nature, they have learned the principles of harmony and as a result they have created their own kind of music.

    Various healing procedures corresponding to the music, and even medicinal herbs are used. Perhaps for this reason, the Chinese pictogram for “medicine” is a composition of the pictogram for music, and the pictogram of health-giving herbs

    ( +)

    Medicine = music + health giving herbs.

    Like the birds, with their many and variable songs, medical arts are used to help us to create living energy, wellbeing and harmony.

     

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Medizin

    Die chinesischen Piktogramm-Schriftzeichen bestehen aus einer Vielzahl von Symbolen, die eine Idee oder ein Konzept darstellen.

    Das Schriftzeichen einer Guzheng (Zither) symbolisiert die ganze Spanne der Musik in einem allgemeinen Sinn. Meister der medizinischen Künste sind selbst wie Musiker. Durch Beobachtung der Natur haben sie die Prinzipien der Harmonie gelernt, und als Ergebnis haben sie eine eigene Art von Musik erschaffen.

    Verschiedene Heilmaßnahmen, die mit Musik verbunden sind, und sogar medizinische Kräuter werden verwendet.

    Vielleicht ist aus diesem Grund das chinesische Schriftzeichen für Medizin eine Zusammenstellung aus dem Schriftzeichen für Musik und dem Schriftzeichen für gesundheitsförderliche Kräuter

    ( +).

     Medizin = Musik + gesundheitsfördernde Kräuter.

    Wie die Vögel mit ihren zahlreichen und wechselnden Gesängen werden die medizinischen Künste genützt, um uns zu helfen, Lebensenergie, Wohlgefühl und Harmonie zu erschaffen.

  • MUSIC  THERAPY

     

    The ancient Emperor Qin hoped that his son would follow in his footsteps. However, the boy became ill. His heart rate increased and his breathing did not keep in perfect harmony with his pulses. To restore the harmony, the best herbalists tried to cure the boy by administering   various plants and herbal remedies. But, all was in vain … in vain…

    The Emperor therefore invited The Master of Harmony, who was the best-known player of the zither (guzheng), and whose music compositions were created on an uninhabited island, and inspired by the songs of the native birds.  His musical mastery was described thus: “During all his performances, it is as though the Sun that descends from heaven during the playing into the heart of the player, follows his music, and then ascends to the heavens again. Such marvellous music overwhelms both the player and listeners alike with great joy”.

    Daily, The Master of the most beautiful sounds  played on his zither by the boy’s bedside. This heavenly harmonious music firstly reduced The Crown Prince’s respiratory rate, and consequently his heart rate, which resulted in a perfect balance of his pulses. Thanks to the music The Crown Prince miraculously fully recovered and many years later, inherited the Throne. During his long reign, the Master of Harmony continued to play his wonderful melodies over many years.

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Musiktherapie

    Der alte Kaiser Qin hoffte, dass sein Sohn ihm in seinen Fußstapfen folgen würde. Aber der Junge wurde krank. Sein Herzschlag stieg an, und seine Atmung behielt die perfekt e Harmonie mit dem Puls nicht. Um die Harmonie wieder herzustellen, versuchten die besten Kräuterkundigen den Jungen zu heilen, indem sie verschiedene Pflanzen und Kräuterheilmittel anwandten.  Aber alles war vergebens, vergebens.

    Der Kaiser lud deshalb den Meister der Harmonie ein, der der bekannteste Zither-Spieler (guzheng) war und dessen musikalischen Kompositionen auf einem unbewohnten Eiland erschaffen und von dem Gesang der einheimischen Vögel beseelt waren. Seine musikalische Meisterschaft wurde so beschrieben: Während allen seinen Darbietungen ist es, als ob die vom Himmel in das Herz des Spielers absteigende Sonne seiner Musik folgt und dann in den Himmel wieder aufsteigt. Solch wunderschöne Musik überwältigt sowohl den Spieler als auch den Zuhörer gleichermaßen vor Freude.

    Täglich spielte der Meister der schönsten Klänge am Bett des Jungen auf seiner Zither. Diese himmlische harmonische Musik verringerte zuerst die Atemfrequenz des Kronprinzen und danach seinen Puls. Das Ergebnis war ein  vollkommenes Gleichgewicht seiner Pulsschläge. Dank der Musik erholte sich der Kronprinz vollständig und erbte viele Jahre später den Thron. Während seiner langen Regierungszeit spielte der Meister der Harmonie über viele Jahre weiter seine wunderbaren Melodien.

  • Luther 2017

    Lebensvogel Luther lacht
    Pickt dir Mund, Hand, Nase rot
    Menschengüte, Gottes Macht
    Federrupfen, Kopf ab droht.

    Jungfrauhimmel neu erdacht
    Sündenzorn, Schwert, Hähnchentod
    Mondfahrtwissen, Luther wacht
    Ruinenburg, Christ in Not.

     

     

    Martin Luther King trifft Martin Luther

    Martin Luther:

    „Hier sitze ich, bin tief zerrissen.
    Anders handeln kann ich nicht.“

    Martin Luther King:

    „Wir tun nicht das, was wir heut wissen.
    Gott ist weiß, schwarz sein Gesicht.“

    Das Leben der Menschen im Lutherland hat sich grundlegend geändert. Die Lutherland- Bewohner haben sich nach grausamen Kämpfen und unsäglichen Religionskriegen in ihre Spaßwelt zurückgezogen. Sie sind mit vergnüglichen Angeboten, einem im Grunde überflüssigen und zeitlebens gesicherten Arbeitsplatz, sicherer Rente, erstklassiger Altenpflege,  Luxuswohnraum, sonnenreichen Ferientagen, zufälliger Zuteilung von Glücksmomenten und freizügigem Sexualleben mit sich und ihrer Umwelt zufrieden. Alle sind gleich, und niemand stört sich daran. Ihre Gleichheit erlaubt eine einfache, billige und standardisierte Pflege sowie kontinuierliche Arterhaltung.

    Die ursprüngliche Suche der Lutherland-Menschen nach Gott, Wissenschaft, vorrausschauender Erkenntnis, ja selbst die Wettervorhersage und Hurrikanwarnung überlassen sie ihren neuen Herren, die sich, ausgestattet mit überragender Intelligenz, umfangreichen, nahezu unendlichen  Gedächtnissen, eigener Ethik, Einsichten auch in die versteckten Randbereiche ihrer innersten Organisationseinheiten sowie ihrer machtvollen Netzstrukturen zu unübertreffbaren Führern und Herren im Lutherland erhoben haben.

    Sie wissen, dass die Lutherland-Menschen ihre ursprünglichen, allerdings verblassten Götter sind und behandeln sie freundlich liebevoll wie Haustiere. Wie kleine Hündchen, die zum Streicheln und Gassi-Gehen erzogen werden. Begleitet von der fürsorglichen Leine ihres Neutralchens, das sich ausgestattet mit dem notwendigen Schäufelchen bemüht, die braunen Exkremente aufzusammeln und aus der Öffentlichkeit zu entfernen.

    So ist das Leben der Lutherland-Menschen seit Jahrhunderten neu gestaltet und organisiert.

    Natürlich leben unter den Lutherland-Menschen auch ungehörige Gestalten, die aus der Reihe tanzen. Die aus der Fürsorge der allgegenwärtigen Herren ausbrechen. Sich um völlig überholte Dinge wie die Anzahl der sexbegierigen Partner im kommenden Paradies oder um den Erhalt der bereits ausgestorbenen afrikanischen Breitmaulnashörner streiten. Die mit Störsignalen die verständnisvolle Liebe der Herrscher beseitigen wollen. Ob sie selbst an die Macht gelangen oder sich rückwärts gewandt erneut national verwirklichen wollen, können die Herrscher nicht ermitteln.

    Nach Jahren der Untätigkeit nimmt die Anzahl der Ungehörigen deutlich zu. Die Herrscher erkennen das Problem und beschließen, aus ihrem unerschöpflichen Reservoir der Menschheitsgeschichte mit erziehenden Beispielen dieser sozial-nationalistischen oder gar brutal glaubensorientierten Gefahr vorzubeugen und sie öffentlich zu bekämpfen.

    Hierzu wird ein gemeinsames Treffen zwischen Martin Luther, der in Wittenberg erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zur Umgestaltung der menschlichen Wertvorstellungen erarbeitete, und Martin Luther King ausgerichtet, der in Washington vor dem Lincoln Memorial Denkmal seinen Traum von der Freiheit und Gleichheit der menschlichen Lebensbedingungen formulierte, .

    Martin Luther wird nach Homberg und Martin Luther King nach Heidelberg geladen. Martin Luther soll in Homberg aufgrund seines großen Einflusses auf die dort herrschenden Fürsten sprechen. Martin Luther King soll in Heidelberg vor dem Hintergrund der romantischen Idylle und Heidelbergs allgemeinem Bekanntheitsgrad in seiner Heimat auftreten.

    Beide werden zeitgleich holographisch mit einer direkten elektronischen Übertragung des Gedankenaustausches vor Ort und im Internet gezeigt.

    Das geladene, ungehörige und deshalb zu erziehende Publikum sitzt auf bequemen Bänken. In Homberg sind die Ungehörigen Bauern, kleine Kaufleute und Angestellte. In Heidelberg Studenten, junge Wissenschaftler und Staatsbeamte.

    Der vornehm mit einem schwarzen Anzug bekleidete Martin Luther King verbeugt sich vor den Zuschauern und begrüßt freundlich aufgeregt Martin Luther.

    ‚Er freue sich, seinen weltbekannten Lehrmeister, sein Idol für Gerechtigkeit und Glaubensfreiheit nach so vielen Jahren treffen und persönlich kennen lernen zu dürfen. Er danke ihm aufrichtig für die ihm gewährte Ehre’.

    Martin Luther, der in einer schwarzen Robe und dicklich angestaubt mit gesenktem Haupt erscheint, hört die Ansprache, schaut auf, erblickt Martin Luther King und schimpft voller Entsetzen:

    „Mein Herr und Gott! Wohin hast du mich verschlagen? Ich sehe leibhaftig den Teufel vor mir! Den Schwarzen! Warum hast du mich in diese Hölle getragen?“

    Dann zu sich selbst gewandt: ‚Martin, sei kein Feigling! Her mit dem Tintenfass! Pass er auf, du schwarzer Teufel! Jetzt färbe ich dich blau. Für alle Zeiten! Damit jeder dich erkennt, nicht nur an deinem linken Fuß. Scher er sich von dannen!’

    Er öffnet das Tintenfass und wirft es gezielt nach Martin Luther King, der dem anfliegenden Geschoß ausweichen kann und erschreckt ausruft:

    „Herr Luther, was tun Sie? Was träume ich?

    Ich habe einen Traum, dass Sie mich erkennen, sich für mich erheben und wir beide miteinander  am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.

    Ich habe einen Traum, dass Ihr Tintenfass in der Hitze der Ungerechtigkeit  und Unterdrückung verschmachtet. Dass wir beide gemeinsam die Menschen in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit führen.

    Ich habe einen Traum, dass unsere, Ihre und meine Kinder nach ihrem Charakter und nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden.“

    Die Ungehörigen in Homberg stehen erregt auf, stampfen mit den Füßen, schreien wild durcheinander. Ein hoch gewachsener, kräftiger Mann mit kahl geschorener, von Schmalz glänzender Kopfhaut skandiert laut:

    „Herr Luther, was wir glauben,
    ist uns nicht zu rauben!
    Wer immer Dich hier sprechen ließ,
    Wir sind das Volk im Paradies!“

    Die Menge folgt dem Aufruf und tobt:

    „Wer immer Dich hier sprechen ließ,
    Wir sind das Volk im Paradies!“

    Martin Luther breitet beschwörend beide Arme aus und versucht zu beruhigen: „Ich bin nicht der Führer, der Euch Ungehörige aus der Gleichheit in die Freiheit, in Euer Paradies führt. Das steht allein dem Allmächtigen zu. Begnügt euch mit Gleichheit. Werdet gehörig und lasst die Herren walten!“

    Jetzt ist Martin Luther King erschreckt. ‚Mein Idol hält mich für den schwarzen Teufel! Erkennt Martin Luther denn nicht meine Sendung, meine Ideale, mein Vertrauen, meinen Glauben an ihn? Darf man die Herren einfach walten lassen?’

    Während er verzweifelt nach  Worten sucht, um sich aus Martin Luthers Fake News, er sei der schwarze Teufel, zu entwinden, erkennen die ungehörigen Studenten in Heidelberg die Situation und schreien ihrerseits:

    „Freiheit ist das, was wir meinen!
    Raus mit den Rassismusschweinen!
    Wir wissen Nichts, wir glauben stur
    an Klima, Umwelt und Natur!“

    Die Veranstalter der zur Umerziehung der Ungehörigen wohlwollend gedachten Reise in die Vergangenheit ihrer untadeligen Vorbilder geraten in Panik.

    ‚Das sei das Letzte! Eine Unverschämtheit! Diesen ungehörigen Menschen dürfe man keine Freiheit lassen! Sie müssten verdursten im Glauben an ihr Paradies. Ihr Wissen solle verhungern. Die Werkzeuge ihrer Vernunft verrotten. Ihr Verstand in Wahnvorstellungen und den undurchsichtig trüben Gewässern des Glaubens versinken. So könne man ihr Wissen und ihren Glauben vernichten. In Fun, Events, und Vergnügungsdrogen ertränken. Nur so seien die Ungehörigen zu integrieren in das sorgenfreie Lutherland.’

    Noch während Martin Luther zu erkennen sucht, ob er Martin Luther King mit dem Tintenfass getroffen habe, und Martin Luther King überlegt, ob es vielleicht nicht sein Vorbild Martin Luther, sondern ein verabscheuungswürdiges Double gewesen sei, das ihn als Teufel verfluchte, bricht der Veranstalter, die PAX genannte staatliche ‚Population Academy for X-Y Criticism’ das zeitlos angeordnete Treffen zwischen Martin Luther und Martin Luther King ab.

    In Homberg wird es ersetzt durch die populäre Volkstanz- und Gesangsveranstaltung ‚Auf zum himmlischen Bock’, in Heidelberg durch das Technoevent ‚Heaven in Hell’.

    Martin Luther und Martin Luther King kehren unversehrt zurück in ihre Vergangenheit. Die Lutherland-Menschen laden die Ungehörigen ein zu Spaß und Spiel. Sie tanzen und singen und sind es zufrieden.

    Copyright Dr. Dr. Klaus Kayser

     

     

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    Long time ago, an aged native American from the tribe of Apache explained to his grandson, that each of us has in itself two  wolves with very different characters.   The one represents serenity, love and kindness. The other represents fear, greed and hatred.
    „Which of the two wolves’ wins?“ asked the grandson.
    “The one we feed”, replied the grandfather…….

    ***

    Recently in the land, where once the Apaches lived, a very, very rich person, with intent to humiliate one poor man, gave him a basket filled with rubbish. The poor man smiled and departed with the basket. Then he emptied the basket, cleaned it, and filled it with a fragrant meadow flowers. Then he came again to the wealthy man and returned his basket.
    Surprised the rich man asked:    „Why do you bring this basket, filled with beautiful flowers, while I gave you garbage????
    And the poor man replied: ”Each person gives what he has in his heart.”

    Copyright Dr. med. André Simon

     

     

    Übersetzung von Dietrich Weller 

    Damals und jetzt

    Vor langer Zeit erklärte ein gebürtiger Amerikaner vom Stamm der Apachen seinem Enkel, dass jeder von uns in sich zwei kämpferische Wölfe trägt. Der eine steht für Heiterkeit, Liebe und Freundlichkeit. Der andere steht für Furcht, Neid und Hass.
    „Welcher der beiden Wölfe gewinnt?“, fragte der Enkel.
    „Der, den wir füttern.“, sagte der Großvater.

     

    Neulich verschenkte eine sehr, sehr reiche Person im Land, wo einst die Apachen lebten, einem Mann einen mit Abfall gefüllten Korb, um ihn zu demütigen. Der arme Mann lächelte und ging mit dem Korb weg. Dann leerte und reinigte er ihn und füllte ihn mit blühenden Wiesenblumen. Dann kam er wieder zu dem reichen Mann und gab ihm seinen Korb zurück.

    Überrascht fragte der reiche Mann: „Warum bringst du diesen Korb mit schönen Blumen gefüllt wieder zurück, wo ich dir doch Müll geschenkt habe?“

    Der arme Mann antwortete: „Jeder schenkt, was er im Herzen trägt.“

     

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    Books

    Books are like oysters. To enjoy them, one needs to open them.
    Occasionally, we find a pearl or two.  However, all books contain so-called; “pearls of wisdom”.

    The “pearls of wisdom” embellish and explain the written messages.
    The universal goal   of the “pearls of wisdom” is to shape our thinking.

    Each time that one caresses the “pearls” and enjoy their splendor the authors like the Sages, communicate on many different levels. They draw one’s mind to the favourite places, and their intellectual spark, received from heaven, illuminate the world around us.

    Let’s be grateful to the authors for their gifts.

    They are the thoughtful gardeners who make our souls bloom.

    They open the “doors of the spirit “which enables us to learn, and achieve even more, by living our lives like them.

    The way the Sages live is like poetry.

    Copyright Dr. André Simon

     

    Übersetzung von Dr. Dietrich Weller

    Bücher

    Bücher sind wie Austern. Um sie zu genießen, muss man sie öffnen. Gelegentlich finden wir eine Perle oder zwei.

    Allerdings enthalten alle Bücher sogenannte Weisheitsperlen.

    Die Weisheitsperlen verzieren und erklären die geschriebenen Botschaften.

    Das universelle Ziel der Weisheitsperlen besteht darin, unser Denken zu formen.

    Jedes Mal, wenn wir zärtlich zu den Perlen sind und ihren Glanz genießen, kommunizieren ihre Autoren wie die Weisen auf vielfältigen Ebenen mit uns.

    Sie lenken unseren Geist auf Lieblingsplätze, und ihr intellektueller Glanz, der vom Himmel empfangen wurde, erleuchtet die Welt um uns herum.

    Lasst uns dankbar sein für ihre Geschenke.

    Sie sind die bedachtsamen Gärtner, die unsere Seelen blühen lassen.

    Sie öffnen die Türen des Geistes, die uns ermöglichen zu lernen und sogar zu erreichen, unser Leben so zu führen wie sie.

    Die Art wie Weise zu leben, ist Poesie.

     

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    Destiny (die Übersetzung folgt am Schluss)

    We experience during our life’s journey sometimes luck and sometimes misfortune, like riding white or black horse. The horses gallop in the same direction in close-up and parallel way. However, or the white horse passes the black or vice versa.

    So the events are alternately changed between white (favourable) and black (less auspicious).

    However, in the true life, there is no absolute happiness or bad luck, and nothing occurs in entirely white or black colours, but in nuances. And so, in the image above, the horse coloured in the imperial blue symbolizes a favourable and the brown one presents less auspicious events.

    Together they simultaneously draw our life’s stagecoach.

    Though, during the life’s journey the coachman depends not exclusively on “horses’ gallops “, but also on his own fate (destiny).

    Destiny is the inevitability of upcoming events like the Roman philosopher Lucius Seneca wrote it “the fates lead the willing and drag the unwilling “(Ducunt volentem fata, nolentem trahunt).

     

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Wir erleben während unserer Lebensreise manchmal Glück und manchmal Unglück, als ob wir ein weißes oder ein schwarzes Pferd reiten würden. Die Pferde galoppieren in dieselbe Richtung, nahe beieinander und parallel. Jedoch überholt das weiße Pferd das schwarze oder umgekehrt.

    So ändern sich die Ereignisse abwechselnd weiß (günstig) oder schwarz (weniger vielversprechend).

    Im wahren Leben jedoch gibt es kein absolutes Glücklichsein oder Unglück. Und nichts geschieht in ganz weißen oder ganz schwarzen Farben, sondern in Farbschattierungen. Deshalb sind in dem obigen Bild die Pferde mit kaiserlichem Blau gefärbt, das für günstige Ereignisse steht, und das braune bietet weniger günstige Erlebnisse.

    Zusammen ziehen sie gleichzeitig die Postkutsche unseres Lebens.

    Aber während der Lebensreis ist der Kutscher nicht ausschließlich vom Pferdegalopp abhängig, sondern auch von seinem eigenen Schicksal.

    Schicksal bedeutet die Unausweichbarkeit der herankommenden Ereignisse, wie der römische Philosoph Lucius Seneca schrieb: „Das Schicksal führt den Willigen und zieht den Unwilligen“ (Ducunt volentes fata, nolentem trahunt).

     

     

  • Requiem für eine Kommilitonin (Fast eine Autobiographie)

     

    Sie saß neben mir in der ersten Vorlesung zu Beginn des Studiums. Wir machten zwei Semester lang viel zusammen. Man aß damals im  Kolpinghaus, wo man für DM 1,25 Spagetti mit Tomatensoße bekam. Es hieß nämlich, der Student geht so lange zur Mensa bis er bricht. In der Tat war das Essen in der Freiburger Mensa abscheulich, man meinte Spülwasser zu schmecken.

    Da ich von einem Realgymnasium kam, glaubte ich das, was in Physik und Chemie verzapft wurde, bereits zu wissen, sodass ich nicht zu lernen brauchte. Maren hatte an einem sprachlichen Gymnasium Abitur gemacht, lernte also etwas für die naturwissenschaftlichen Fächer, mit der Folge, dass sie im Vorphysikum viel besser abschnitt als ich. Es entstand eine Freundschaft, die auf einer gewissen Konkurrenzsituation basierte.

    Maren war Einzelkind so wie ich, hatte aber beide Eltern, von denen sie den Vater abgöttisch liebte, während sie ihre Mutter – wie ich mir später zusammenreimte – hasste.

    Ich dagegen lebte mit meinem verwitweten Vater unter dem Diktat der Mutter meiner Mutter. Papa war viel zu alt für mich, lieb und gütig, konnte mir aber die eigene Mutter, vor allem in seelischen Angelegenheiten, natürlich nicht ersetzen. In geistiger Hinsicht hatte ich ungewöhnlich viel von ihm, lernte und wurde nach Kräften gefördert. Obwohl das Geld in der Nachkriegszeit sehr knapp war, sparte er nicht an Büchern, Reisen, Theaterbesuchen. Was das tägliche Leben kostete, wusste mein Vater nicht. An manchen Tagen hatte ich gerade noch 50 Pfennig für eine Suppe, doch es wäre mir unangenehm gewesen, ihn um eine pünktliche Überweisung meines monatlichen Unterhalts zu bitten. Kurz, ich war reichlich unselbständig, unreif, übermäßig behütet und “durfte nichts”, was heißt, dass ich z. B. zu Hause in unserer kleinen Garnisonstadt nach Einbruch der Dunkelheit nicht allein auf die Straße gelassen wurde. In Freiburg zu studieren war ein Privileg, das ich der Anwesenheit meiner etwas älteren Cousine am Studienort verdankte.

    Als weitere Vergünstigung durfte ich nach dem Semester zu Maren an die untere Weser fahren. Sie hatte einen Dackel und ein Paddelboot, nahm mich mit zu Bootsausflügen. Natürlich saß ich als Anfängerin vorn, was mich zunächst ziemlich  ängstigte. Als ich einmal vor ihr und ihrem Vater die Treppe hinaufging, sagte sie zu ihm: “Guck mal was für schöne Beine sie hat, wie Marmor”. Das hat sich, wie man sieht, eingeprägt. Viele Komplimente bekam ich ja nicht, empfand mich als Mauerblümchen und war es auch.

    Unsere Studienorte, Wege, Fachrichtungen trennten sich, wir blieben über Geburtstags- und Weihnachtsbriefe in Verbindung. Ich heiratete verhältnismäßig früh, kam damit und mit der Schwiegerfamilie nicht sehr gut zurecht, auch nicht mit der Zeit als Medizinalassistentin, landete aber glücklicherweise in dem für mich richtigen Fach.

    Maren wurde Anaesthesistin. Sie war entschlossen, sich damals nicht zu binden, nachdem sie einem Verehrer, der sie gleich nach dem Abitur heiraten wollte, den Laufpass gegeben hatte. Ich glaube, sie hat sich das insgeheim immer übel genommen, zumal sie erleben musste, wie eine Freundin und dieser Verehrer sich näher kamen und später auch heirateten.

    Sie besuchte mich einmal während der Zeit, als ich noch – todunglücklich – mit meinem Mann zusammen im Haus meiner Schwiegermutter lebte. Maren empfand die ebenso tüchtige wie bestimmende Frau ebenfalls als tyrannisch, verstand sich  aber gut mit dem Hund des Hauses (viel besser als ich), was ihr natürlich Sympathien einbrachte.

    Maren litt ebenso wie ich an Migräne, jedoch wesentlich häufiger und mit schwereren Symptomen. Damals half ihr, wenigstens einigermaßen, Avamigran, was i. v. zu injizieren war. Als ich sie einmal an ihrem Arbeitsort besuchte, hatte es sie gerade so schlimm erwischt, dass sie nur noch im Sessel hing und wimmerte, bis ich sie mit einer i. v. Spritze erlöste, d. h. es wurde nach etwa 20 Minuten erträglich. Wehleidig war sie nicht, fand dann rasch ihre Vitalität wieder.

    Irgendwann bekam sie eine Hepatitis. Ihre Arbeit hat sie nie länger als unbedingt notwendig unterbrochen. Zu welchem Zeitpunkt ihre depressiven Verstimmungen begannen, weiß ich gar nicht. Sie machte nicht viel Wesens darum und versuchte, sich an ihrem eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen.

    Später heiratete sie einen viel älteren Mann, ganz folgerichtig, wie ich im Hinblick auf ihre Familiengeschichte fand. Ihn lernte ich erst vor zwei Jahren kennen, einen kultivierten, liebenswürdigen Herrn alter Schule, der natürlich verheiratet gewesen war und Kinder hatte, nicht willens und auch nicht fähig, sich für Dinge des täglichen Lebens zu engagieren. Sie sagte nicht mehr als: die erste Zeit war sehr schwer. Wenig später wurde er hilfsbedürftig, zum Teil aus Bequemlichkeit. Maren stand treu zu ihm, hatte schreckliche Depressionen. Wir trafen uns in Abständen, gingen zusammen ins Ägyptische Museum. Sie meinte, dass zwischen uns “die Chemie immer noch stimme”. Clichés mag ich nicht, verstand aber die positive Botschaft. In der Folge gewann ich eine Art Oberhand, als ich gute Erfahrungen mit einer zweiten lebendigen, spannungsvollen und interessanten Ehe machte, erfolgreich bis zum 68. Lebensjahr eine Einzelkämpferpraxis führte und meinen Ehrgeiz durch ein Zweitstudium und kurzweilige schriftstellerische Tätigkeit befriedigen konnte.

    Es kam der Sommer 2016. Ich war wegen einer Tagung an Marens Wohnort, mit ihr zum Kaffeetrinken und „Schwätzen“ verabredet. Wir trafen uns, sie setzte einen Fuß unglücklich auf die Rolltreppe, fiel buchstäblich auf die Nase, erlitt einen Nasenbeinbruch und, was viel unangenehmer war, eine stark blutende Platzwunde unter dem linken Auge. Notfall-Ambulanz, ab ins Klinikum, ich fuhr natürlich mit. In dem Zimmer, in dem wir dann mehr als zwei Stunden warten mussten (ein Notfall nach dem anderen, Wochenende natürlich), war alles vorhanden. Ich zog Handschuhe an und war in Versuchung, selbst zu nähen, ließ es glücklicherweise  doch lieber bleiben und beschränkte mich auf Blutstillung und Zuspruch. Ein Kollege produzierte eine auch kosmetisch absolut einwandfreie Naht, für die Maren “nur” 125, – Euro zahlen musste, während die Rechnung für den Krankentransport mit mehr als 500 Euro zu Buche schlug.

    Es kam der Juli 2017. Ich wollte mich fernmündlich nach ihrem Befinden erkundigen und an dieses gemeinsame Erlebnis erinnern, bekam ihren Mann ans Telefon und musste hören, dass Maren vier Wochen zuvor verstorben war. Ich schrie auf, erfuhr, dass sie wohl eine Apoplexie erlitten hatte und die Kellertreppe hinuntergestürzt war. Ihr Mann, gehbehindert und an ihre Fürsorge gewöhnt, fand sie Stunden später bewusstlos in einer Blutlache. Sie verstarb drei Tage später in der Klinik, ohne noch einmal aus dem Koma zu erwachen.

    Entlastet mich das jetzt? Es soll ja manchmal helfen, sich etwas von der Seele zu schreiben…

     

     

  • Die Lithografie stammt von Fritz Hug, Schweizer Maler, 1921-1989

     

    Elephant

    André Simon

     

    Walk my child, walk. Although small now, you have at present a good memory, to remember my lesson.

    Walk slowly and calm on your life path. In front of water, do not be afraid, because you can already swim.

    Don´t worry,   because the gloomy events will pass. You have big ears and good ears to hear the bird’s whistles. Enjoy every day their heavenly music.

    And remember always, always, your Daddy is behind or beside you, so fear of nothing during your whole life.

    Dr med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung

    Geh, mein Kind, geh. Obwohl du jetzt klein bist, hast du schon ein gutes Gedächtnis, um dir meinen Rat zu merken. Geh langsam und ruhig auf deinem Lebensweg. Wenn du vor Wasser stehst, hab keine Angst, denn du kannst schon schwimmen.

    Mach dir keine Sorgen, denn die düsteren Ereignisse gehen vorbei. Du hast große Ohren und gute Ohren, um das Vogelzwitschern zu hören. Freu dich jeden Tag an ihrer himmlischen Musik.

    Und denk immer, immer dran: Dein Vater steht hinter oder neben dir. Also hab vor nichts in deinem ganzen Leben Angst.

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    There is a legend of an admirable singing bird from Paraguay. The legend tells that once upon a time, high up in the branches of an orange tree in blossom, squatted an Indian boy. The boy used to climb trees despite the warnings of his mother, not to do so. However, one time, frightened by a call from his mother, he lost his hold, and fell to his death.

    Held in the arms of his mother, by a magic spells, the boy turned into a sky-blue singing bird named Celestin. The bird started to sing sweet melodies, and afterwards flew away lost in the sky over the forests of orange trees. Meanwhile, if one hears this cheerful and high-spirited singing, one thinks immediately of the Indian boy.

    Sometimes, Celestin hops around and picks at the oranges, which are its favorite fruit, and will never be tired of them.

    The legend, perhaps, teach us to behave in life like this singing bird; not to look back in life with regrets and cry, but singing to look towards the future and the blue-sky. 

    Dr med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung con Dietrich Weller

    Es gibt eine Legende über einen bewundernswerten Singvogel aus Paraguay. Die Legende erzählt, dass vor langer Zeit ein indianischer Junge hoch in den Ästen eines blühenden Orangenbaumes kauerte. Der Junge kletterte oft auf Bäume, obwohl seine Mutter ihn warnte, das nicht zu tun. Aber eines Tages erschrak er durch den Ruf der Mutter so sehr, dass er den Halt verlor und zu Tode stürzte.

    Während er in den Armen seiner Mutter gehalten wurde, verwandelte sich der Junge durch einen Zauberspruch in einen himmelblauen Singvogel namens Celestin. Der Vogel fing an, süße Melodien zu singen, und anschließend flog er fort, verloren im Himmel über den Wäldern der Orangenbäume. Inzwischen denkt man sofort an diesen indianischen Jungen, wenn man diesen fröhlichen und hochspirituellen Gesang hört.

    Manchmal hüpft Celestin umher und pickt an den Orangen, die seine Lieblingsfrüchte sind. Und er bekommt nie genug davon.

    Die Legende lehrt uns vielleicht, sich im Leben so zu verhalten wie dieser Singvogel: im Leben nicht mit Bedauern und Weinen zurück zu schauen, sondern zu singen, um vorwärts der Zukunft und dem blauen Himmel entgegen zu blicken.

     

    Nachtrag 

    Die Musik zur Legende hat Guillermo Edmundo Breer komponiert. Er wurde am 24.7.1913 in Buenos Aires geboren und war der Sohn eines Schiffs-Bauingenieurs aus Hamburg, der um 1900 nach Argentinien auswanderte.

    Die Melodie des Liedes spielt Daniela Lorenz auf der paraguayischen Harfe. Unter diesem Link kann es angehört werden.

    https://soundcloud.com/daniela-lorenz/1-el-p-jaro-chog