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Auch unser tägliches Befinden ist gespalten. Einmal in unser eigenes Hoch und Leiden. Zum anderen werden wir stark beeinflusst vom Befinden anderer, die uns unmittelbar begegnen. Manchmal ist dann deren Befinden schon unser eigenes. Nicht, weil wir keinen Charakter hätten, sondern weil andere ihren nicht immer ausgeglichenen Charakter wie einen schweren Schmiedehammer auf unseren sensiblen Amboss der Empfindsamkeiten schlagen.
Umgekehrt geschehen, würden diese seelischen Schlägertypen schon nach kurzer Zeit zusammenbrechen.
Dann sähe wohl die kleine Welt um uns herum noch zerstörter und unharmonischer aus. Und dementsprechend auch unser tägliches Befinden.
Aus Kardach, Medizin tropfenweise
Copyright Dr. Siegbert Kardach
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Der Deutsche hat zwei sehr unterschiedliche Charakterseiten, die aber eigentümlicherweise zusammengehören. Einesteils neigt er zum unkontrollierten Herrenmenschen, der Weltkriege vom Zaun bricht und menschenmordende, perfektionierte Massenvernichtungssysteme ausklügelt und zulässt.
Zum anderen leidet er an einem gemischten Anbiederungs-Selbstaufgabe-Selbstverleugnungssyndrom, garniert mit erstaunlicher Klagfähigkeit und Selbstbemitleidsphasen.
Trost – wenn auch keine Absolution – können wir Deutsche bei einigen bemerkenswerten Menschen unserer Geschichte finden, die sich in bestimmten, charakterfordernden Situationen politisch und privat verweigerten und Widerstand geleistet haben. Diesen verdanken wir eine angemessene Form von Selbstachtung.
Zum Glück vergisst die internationale Kritik nicht deutsche Dichter, Denker, Musiker, Maler, Wissenschaftler, aber auch Sportler, deren Leben und Leistungen die Welt- und Kulturgeschichte wesentlich bereichert haben.
Ergo: wenn wir allen Völkern mit notwendigem Respekt begegnen, positive Lehren aus unserer wechselvollen Geschichte ziehen und auch normalen Umgang mit uns selbst pflegen, haben wir Deutsche keinen ersichtlichen Grund, uns nicht zu mögen.
Der Text stammt aus Kardach, Tropfenweise Medizin, Peter-Stein-Verlag, Weimar.
Copyright Dr. Siegbert Kardach
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Ich habe etwas ausgepackt
(ich bin gerade am Umziehen)
ich nahm es in die Hand
eine erdbraune Muschel
eine von denen
aus unserer Kinderzeit
wenn du sie ans Ohr hältst
(auch fern von jeglicher Küste)
kannst du das Rauschen des Meeres hören …
Später erklärten mir kluge Menschen:
du hörst das Rauschen
deines eigenen Blutes
sein Echo
noch später dachte ich
(inzwischen selber klug geworden):
Ist das nicht dasselbe?
zwei Bilder
eines einzigen GeschehensIch hielt die Muschel
wie als Kind
an mein Ohr
ich hörte kein Rauschen
aber da …
ein Tropfen
und wieder
und wieder
stetig fiel er niederIn welchen Brunnen
oder See
oder …
fiel er?Da begriff ich:
ich hörte mein Herz
das Echo des eigenen HerzschlagsAber ist das nicht dasselbe:
das Tropfen des Lebenswassers
und der Schlag deines Herzens?Nun sah ich
auf der glatten braunen Steinfläche
eine Ritzzeichnung
Tiere der Wüste
der Savanne
unter einem Baum
(an einem Wasserloch?)
sicher kannte keines ein Meer
eine Muschel
doch auch ihr Herz
schlägt wie das Tropfen
des LebenswassersDie Sehnsucht des Künstlers
vereinte
die Tiere
aus der Weite der Wüste
und die Muschel
aus der Tiefe des MeeresNun spürte ich:
der Schmerz des Umzugs
(körperlich)
war vergangen
wenigstens für kurze ZeitWer hat mir
die Erkenntnis geschenkt:
lausch auf das Lied deiner Sehnsucht
hörbar werdend
im tropfenden Wasser des Lebens
im schlagenden Herzen
Vertrau
dem Strom des Lebens
er trägt dich zum ZielCopyright Dr. Helga Thomas
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Ich habe heute Morgen
meinen Hund gestreichelt
er schaute mich so traurig an
denn ich wollte
jetzt noch nicht
raus in den nassen SommermorgenIch habe durstig
gierig fast
die erste Tasse Tee getrunken
und dann
erfreute mich
der Apfel
mit Farbe Form
Geruch GeschmackIch freute mich
dass ich
immer noch
in den Apfel beißen kann
Obwohl mein Körper
mit aller Schwere
mich niederzog
schwer und unbeweglich
freute ich mich dann
als langsam
alle Glieder wieder
beweglich wurdenNoch immer bin ich müde
doch auch dankbar
und ich frage mich
ob meine- Freude
nicht viel mehr bewirkt
als das
was ich vielleicht
noch so zu tun gedenke
natürlich Nützliches
an diesem TagCopyright Dr. Helga Thomas
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Alle Welt
berichtet schreibt
und forscht
übers WasserWarum nicht ich?
Alle Welt
wirklich alles
nicht nur Leben
braucht das Wasser
so wie auch ichDoch welches Wasser
meinen sie
welches Wasser
meine ich?Das Wasser
das vom Himmel fällt
aus der tiefen Erde dringt?
Die Welt umarmend
sie durchfließt?Als Brunnen
Mensch und Tiere tränkt
als See
dem Himmel
Berg und Baum
als Spiegel dient?Das in seinem
Auf und Ab
und Hin und Her
der Seele gleicht?Das Wasser
das in meinem Auge
von vergangener Liebe spricht?Das Wasser
das in jedem Körper
kreist?Unsichtbar kurz vor Herbstbeginn
als Nebel
sich über alle Dinge legt?Genauso unsichtbar
verlässt es als leichter Hauch
meine Haut
und verbindet mich
atemgleich
mit aller WeltWelches Wasser
es auch immer ist
es gibt sich hin
es passt sich an
formlos
füllt es jede Form
und sucht doch immer
seine eigne Mitte
und ist doch immer
ganz sich selbst
Copyright Dr. Helga Thomas
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Schwäne sah ich auf dem Wasser
sie schwammen nicht
sie tauchten nicht
sie waren einfach da
wie das Wasser
das in sich ruhend
unbemerkt
stetig weiter flossNur das Spiegelbild
von Baum und Haus
vibrierte sanft
als wollte es
mit dem Wasser weiter fließenSchwäne sah ich auf dem Wasser
Sie waren einfach daOb ich es wohl von ihnen lerne
wenn ich von nun an
jeden Tag
mich an sie erinnere?Copyright Dr. Helga Thomas
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„Liebe Kinder“, sprach der Feuervogel zu seinen Enkeln. „Heute erzähle ich euch die Geschichte von der Entstehung der Diamanten.“
Die Kinder betrachteten aufmerksam das goldene Federkleid der Großmutter, die Phönix gerufen wurde. Großmutter erzählte in jedem Jahr am Abend vor dem Aschermittwoch, dem Tag des Neubeginns des Jahres, an dem ausgelassen gefeiert wurde, eine Geschichte.
Im letzten Jahr hatte sie von ihrem Bauch erzählt, der, so sagte sie jedenfalls, Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit widerspiegeln soll. Das konnten sich die Kinder gar nicht so richtig vorstellen. Aber es konnte schon sein, denn Großmutter ernährte sich ausschließlich von Tautropfen.
Im Jahr davor wurde die Bedeutung der Flügel erklärt. Sie stehen in Verbindung zum Wind und vertreiben dunkle Gedanken.
Und noch ein Jahr früher erfuhren die Kinder von den Füßen, die die Verbindung zur Erde herstellen, und sie erfuhren vom Kopf als Sitz der Tugenden.
Die Enkel wussten inzwischen, dass ihre Oma in der ihr eigenen Sanftmut und Friedfertigkeit die Gesamtheit der Gegensätze vereinigte und für Harmonie, Frieden und Weisheit einstand, weshalb ihre Gestalt in den alten Zeiten auch das Symbol für die gütige und gerechte Herrschaft der Könige war.
Die Kinder konnten auch die fünf verschiedenen Farben von Großmutters Federn deuten, die den Elementen zugeordnet waren: Wasser, Erde, Feuer, Luft und Äther. Letzteren, die Seele der Welt, symbolisiert durch die Mondsichel, über der sich eine Krone befindet, atmeten nur die Götter.
Am beeindruckendsten aber war für die Kleinen, dass Omas Tränen jede Wunde in kürzester Zeit zur Heilung brachten.
Großmutter fuhr in ihrer Rede fort: „Ihr habt euch bestimmt schon gewundert, dass ich trotzmeines Alters von Zeit zu Zeit jünger als zuvor bei euch erscheine. Das liegt daran, dass ich alle 57 Jahre einen Scheiterhaufen aus wohl riechenden Kräutern errichte, in welchem ich mich dann verbrenne. Bin ich vollständig verbrannt, also gereinigt und geläutert, steige ich aus der Asche verjüngt hervor. Als einmal in einem anderen Land viele große Feuer brannten und meterhoch Asche auftürmten, legten sich die Berge auf die Glut, um sie zu ersticken. Später, als die Natur nachgewachsen war und dort wieder Tiere und Menschen lebten, fand man statt der Asche die edelsten der Edelsteine: Diamanten. Sie sind das Licht der Sonne und der Sterne, unvergänglich, unbezwingbar, vollkommen vollkommen. Sie stehen für die seelische Ganzheit und für absolute Reinheit. Mit ihnen sind Krankheiten zu heilen und Gifte zu neutralisieren. Es gelingt sogar, mit ihrer Hilfe wilde Tiere und Hexen zu vertreiben. Gelegentlich kann ein Diamant seinen Träger unsichtbar machen, was mir allerdings noch nicht gelungen ist.
Ihr seht also, liebe Kinder, jeder, der verbrennt, wird zu Asche. Ab nicht jeder, der verbrennt, bleibt Asche. Mancher, wie ich, kehrt verjüngt zurück. Und andere werden zu Diamanten.“
Copyright Dr. Jürgen Rogge
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Acht tage war
der rechner lahm
totenstill
totenkalt
draussen blieb
die welt
unerreichbar
das gedächtnis.Jetzt ist er
auferweckt
sein kleines herz
schlägt für mich
achthundert
millionen mal
in der sekunde
fröhlich blinken
die lämpchen
behaglich schnurrt
die platte
der lüfter atmet frei
wohlige wärme
verströmend.
Noch hangelt er
unbeholfen
durch bäume
und programme
viel zuwendung
heischend und
jeden tag geläufiger.
Copyright Dr. Eberhard Grundmann
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Der Krokus
krokt hervor
der Frost, der muss
sich schütteln, armer Tor.Hokus, Krokus, Frühlibus,
der Winter kauft den Schluss.
Schneewittchen
und Schneeglöckchen
diese beiden Flittchen
tragen grüne Röckchen.Hokus Krokus simsalim,
war der Winter wieder schlimm.Die Kätzchen weiden
unter Weidenkätzchen
und wie diese beiden,
auch du, mein Schätzchen.Hokus Krokus Mausepeck,
der Frühling lugt ums Eck.Der Floh
springt froh
wie auch die anderen Flöhe
lustvoll in die Höhe.Hokus Krokus Löffelstiel,
viel zu wenig ist nicht viel.Es klappern die Zähne
klipp klapp,
und plappern die Schwäne
papperlapp.Hokus Krokus weh und ach,
was klappert da am Rauschebach?Mancher Apfel, lehrt das Pferd,
ist bei Hunger ganz verkehrt.
In solcher Lage eignet sich
weitaus besser Bienenstich.Hokus Krokus Ringelreih,
Kinder, kommt nur schnell herbei.Bei Hunger, sagt ein Märchen,
frisst der Leipz’ger Lerchen,
was wiederum den Schwan empört,
wenn er es in Schlesien hört.Hokus Krokus lirium,
das Lied, das ist bald um.Die Mücke sticht,
der Vogel kackt
idyllisch ist es nicht,
wenn die Natur dich packt.Hokus Krokus ditschen datschen,
dreimal hoch die Fliegenklatschen!Copyright Dr. Eberhard Grundmann
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Dieser Vortrag wurde von Ute Reinhart-Kemm bei dem Jahreskongress des BDSÄ im Mai 2013 in Münster gehalten.
Klicken Sie hier In der Verseschmiede, um den Vortrag anzuschauen.