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Monat: Mai 2017

Sagen und meinen (Helga Thomas)

Ich meine dass ich sage was ich meine aber ich weiß das ich nicht immer meine was ich sage und auch nicht sage was ich meine Manchmal erkenne ich erst wenn ich etwas sage was ich wirklich meine… In der Kluft zwischen meinen und sagen erscheint mein Spiegelbild ich erkenne mich wie sich Narziss erkannte – wenn er sich denn wirklich erkannte – beim Blick in das Wasser Ich hoffe nur dass sich das was ich sage aber nicht meine…

Krank? Gesund? Hochsensibel? (Helga Thomas)

  KRANK? GESUND? HOCHSENSIBEL? Zwischen normal und krank. . . Nein, da befindet sich nicht der Zustand des Gesundseins… Gesund und krank sind Gegensätze – auch dazwischen befindet sich nicht das Normale. Ist denn das Normale a priori gesund? Oder: ist das aus der Norm Gefallene denn krank? Zwischen normal und krank befindet sich die ganz einzigartige Individualität, sie kann krank sein, auch gesund, nur normal ist sie nun einmal nur bis zu einem bestimmten Punkt. Beziehungsweise wenn diese Individualität…

Drei Gedichte (Helga Thomas)

Wenn das Gestern und der Tag davor noch zu meinem Jetzt gehören wie auch das Morgen und der Tag danach dann ist das meine Gegenwart Wenn ich mich an vorgestern erinnere und wieder das Jetzt von dort betrachte und die Zukunft von damals die inzwischen schon vergangen ist dann spüre ich den Hauch der Ewigkeit und im gedanklichen Tun kann mein Engel sich mir nahen *** Ein Tropfen auf dem Boden des Zimmers ein Tropfen aus Wasser kein Tautropfen kein…

Die Münze auf dem Weg (Helga Thomas)

Die Münze auf dem Weg Heute Morgen auf dem gewohnten Weg (nur das Ziel in der Ferne war nicht alltäglich) gingen meine Füße von selbst wussten wohin meine Augen halfen die Hindernisse im Voraus zu beseitigen Ich blickte innerlich weder voraus noch zurück ich  …  entwirrte Gedankenfäden – habe ich ein inneres Katzenwesen das mit den geordneten Gedankensträngen spielte? – Viele Fäden hatten ihren Ursprung im Wesentlichen wie zum Beispiel: was ist das Böse? Kann ich es überwinden? Gemeinsam mit…

An meine Mitmenschen (Helga Thomas)

An meine Mitmenschen, die in der Öffentlichkeit (neben mir!) telefonieren Sie stören mich. Ihr stört mich. Vor allem wenn es nicht nur Telefongespräche sind, da gibt es ja im Allgemeinen Hörpausen, aber wenn es ausführliche Sprachmitteilungen sind… wisst Ihr eigentlich, dass Ihr Exhibitionisten seid? Das wäre nicht so schlimm, nur…   was mich wirklich ärgert: ich werde gezwungenermaßen zum Voyeur! Ist das nicht auch eine Art Freiheitsberaubung? Zumindest ist es Hausfriedensbruch! Auch im öffentlichen Tram. Gerade dachte ich, dass wär…

Ich schreibe (Helga Thomas)

Ich schreibe um Unsichtbares sichtbar Unhörbares hörbar werden zu lassen Ich könnte auch malen oder komponieren wenn ich es könnte aber im Schreiben ist beides vereint: das Sehen das Hören und wenn du zu den Worten tanzt sie tanzen lässt in dir dann schließt sich dem Sehen und Hören das Tasten noch an Ich schreibe um Unsichtbares sichtbar Unhörbares hörbar werden zu lassen für mein Du für den Fremden der sich vielleicht zum Freund wandelt für mich Ich – und…

Das Licht (Helga Thomas)

Das Licht Verschiedene kleine Begebenheiten und einzelne Gedanken veranlassten, dass mir plötzlich eine meiner ersten Kurzgeschichten einfiel (um genau zu sein meine zweite, die ich mit knapp 16 Jahren schrieb, es war jetzt vor 58 Jahren). Ich erinnerte mich an die Gesamtkomposition, an das Geschehen, durch das für meine Protagonistin plötzlich alles ganz anders war, aber ich erinnerte keine Einzelheiten, keine Worte. Erstaunlicherweise fand ich meine Kurzgeschichte ganz schnell. Objektiv gesehen schien mir mein Werk besser als vermutet, es reizte…

Ein Blütentraum (Jürgen Rogge)

Ein Beitrag zur Lesung Gehen oder Bleiben beim BDSÄ-Kongress in Gummersbach 2017   Ein Blütentraum  Immer, wenn ich durch Schönhagen fuhr, der an dem verzweigten See gelegenen Stadt mit einer doppeltürmigen Kirche, stieg in mir die Erinnerung an Dich auf. Bevor der Zug hielt, blickte ich in die Bahnhofstraße, eine Allee mit japanischen Zierkirschen, die zur Blütezeit im Mai mit ihrem strahlenden Weiß-Rosa die Seele heller leuchten ließ. Und wenn der Zug hielt, schaute ich auf den Bahnsteig hinaus. Aber…

Zähne, die fehlen (Harald Rauchfuß)

  Beitrag zur Lesung Gehen oder Bleiben auf dem BDSÄ-Kongress 2017 in Gummersbach   Zähne, die fehlen Ein Zahn, der beißt, der tut nicht weh, ein Zahn, der nicht mehr beißt, tut doppelt weh. Ist es mit Zähnen wie mit Partnern? Sie machen Schmerzen, bis man sie bekommen hat, sie machen Schmerzen, seit man sie bekommen hat, und machen Schmerzen, wenn sie hassen und schließlich uns verlassen. Der Zahnbruch, subjektiv genommen, ist ohne Zweifel immer unwillkommen. Mitunter sitzt die ganze…

Die emotionale Hürde (Dietrich Weller)

Beitrag zur Lesung über das Thema Gehen oder bleiben BDSÄ-Kongress Mai 2017 Vorbemerkung: Mein Freund Ronald hat mir ausdrücklich erlaubt, diese Geschichte hier vorzutragen. Die emotionale Hürde Ronald rief mich an: „Du hast doch Erfahrung mit Patientenverfügungen. Ich brauche Deinen Rat. Meine Mutter lebt in Kanada mit ihrem zweiten Mann. Vor ein paar Tagen ist sie in der Küche gefallen und hat sich eine Kopfplatzwunde zugezogen. Ihr Mann rief den Krankenwagen, man brachte sie in die Klinik, dort wurde die…

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