Monat: Januar 2019

  • zum Weltkrebstag 2019

    Theodor Storm und der Magenkrebs

     

    Theodor Storm war –wie viele von uns – bekennender Norddeutscher:

    „hin gen Norden zieht die Möwe,
    hin gen Norden zieht mein Herz;
    fliegen beide aus mitsammen,
    fliegen beide heimatwärts.

    Ruhig, Herz! Du bist zur Stelle;
    flogst gar rasch die weite Bahn-
    und die Möwe schwebt noch rudernd
    überm weiten Ozean.“

    1817 wurde Theodor Storm in Husum geboren. Also in die Zeit der Aufklärung, Goethe war da schon 20 Jahre alt.

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  • Licht-Hain

    (1.1.2019)

     

    Am ersten Tag des Jahres
    ruhte das Städtchen am Fluss
    im seichten Meer des Nebels
    In der Ferne zeigte sich magisch
    der Umriss der bewaldeten Berge
    Ich blieb voller Bewunderung
    am offenen Fenster stehen
    Die frühlingshaft anmutende Kulisse
    allmählich durchwebt mit Sonnenstrahlen
    verwandelte sich in einen Licht-Hain
    Der Gesang lichter Veränderungen
    durchströmte jede Ecke
    meiner verzauberten Seele

  • Gleichberechtigung

    (19.1.2019)

     

    Rufe nach Gleichberechtigung
    kann der Kapitalismus
    wohlwollend, großzügig
    in sein Ganzes Aufnehmen
    solange es um die Regulierung der Teilhabe
    an seinen Verbrechen
    oder deren Duldung geht
    Gnadenlos geht er allerdings vor
    wenn Bestrebungen nach Gleichberechtigung
    sein Bestehen in Frage stellen

    ֎֎֎

  • Ich muss diesen Gedichten ein paar Worte vorausschicken:

    Wegen körperlicher Gründe ist mir das Schreiben schwergefallen (egal, ob von Hand oder am Computer). Ich musste aber meine Gedichte aufschreiben, sonst kann ich die Entwürfe bald selbst nicht mehr lesen… Ich entschloss mich, sie in den Mac zu diktieren und später in mein Gedichtbuch einzufügen.

    Dann hätte ich sie auch gleich zum Verschenken…. Ich mache keine Auswahl wie sonst und deshalb sind ein paar einführende Worte

    nötig. Manche Gedichte sind in einem Prozess entstanden, der noch nicht abgeschlossen ist, teils ist es ein innerer Erkenntnisprozess, teils gehören die Gedichte in verschiedene Projekte… Deshalb sind sie vielleicht nicht zu verstehen. Wundert Euch also nicht, wenn einige sehr… geheimnisvoll? Kryptisch?  Okkult?….

    erscheinen. Merkwürdigerweise gefielen sie einigen Freunden ganz besonders. Die Sprache, der Rhythmus, die Bilder wirken auch so… Mir fiel dazu ein Zitat von Paul Celan ein (ich will mich nicht mit ihm vergleichen!). Auf die Bemerkung, dass einige seiner Gedichte schwer verständlich sein, meinte er: Lesen, immer wieder lesen

     

     

    Unsere Pflicht ist es
    Beryll zu werden
    wie der Stein
    der den Augen
    neues Sehen ermöglicht
    wie seine Farbe
    die Farbe der
    im Feuerwasser
    im Wasserfeuer
    verborgenen Rosen

    Werde Beryll
    hilf ihm
    das Alphabet zu retten
    und sei es auch
    nur
    ein einziger Laut!
    Sage
    sprich ihn
    singe und tanze ihn forme ihn
    mit Händen in der Luft
    gestalte ihn
    in Farbe und Form

    Dann …
    du bist noch
    kein Beryll
    bist aber sein
    Gehilfe geworden

    12./13.12.2018

     

     

    Die schwarzen Vögel schlafen noch
    Die schwarzen Vögel der Nacht
    Die schwarzen Boten des Unheils
    wie die Menschen behaupten
    Menschen
    die ihre Brüder und Schwestern
    unter den Tieren nicht mehr kennen
    In Wahrheit bewachen sie im Winter
    die langsam erwachende Sonne
    deshalb siehst du sie
    in der Wintermorgendämmerung
    nur vereinzelt
    die schwarzen Vögel
    wissende Freunde von Hund und Mensch

    1. 12. 2018

     

    Heimat
    ist kein Ort
    Glaube
    ist keine Weltanschauung
    Glaube
    ist die Mutter der Liebe
    Liebe erschafft
    Heimat

    1. 12. 2018

     

     

    Dass ich mich opfern kann
    ohne mich zu verlieren
    dass ich unter den Sternen weile
    ohne die Erde zu verlassen
    dass ich fest auf Erden stehe
    und gleichzeitig hinabtauche
    in die Urgründe
    der Menschheit
    der Erde
    ohne zu ertrinken …
    Das verdanke ich
    dem Schmerz
    der mich weckt
    warnt
    hilft
    der mich das Kreuz
    spüren lässt
    das Kreuz
    das ich trage
    Nur weiß ich
    (noch) nicht:
    wessen Kreuz ist es?

    13.12.2018

     

    Wie einst der
    Zungenbaum
    in der Tiefe des Meeres
    sang
    so sangen später
    auf den Klippen des Meeres
    die Sirenen
    Die stummen Fische die
    die Laute

    des versunkenen Alphabets
    verschluckten
    wandelten sich
    in singende Vögel
    die Rettung des verlorenen Alphabets
    begann…

    …und irgendwann in Zukunft
    kann die neue Welt
    auf den Trümmern der alten
    entstehen

    14.12.2018, 17:50 Uhr

     

    Ich habe Rosen
    für dich gepflückt
    wollte dich erfreuen
    dich erinnern
    an uralt Vergessenes der Menschheit
    Doch du…
    hast die Blüten vertrocknen lassen
    und aus den Dornen
    für mich einen Kranz gewunden
    Warum?
    Du weißt doch:
    nur Freude und Liebe
    können Leid lindern

    Du weißt doch:
    es ist ein Ros entsprungen
    und auf deinem dunklen Pfad
    erstrahlt ein Lichtstrahl
    Spürst du nicht
    dein Engel begleitet dich
    das Tor zum Paradies
    ist für dich
    nicht mehr bewacht!

    Das uralte Gewässer aus
    Erdenbeginn
    funkelt im ersten Sonnenlicht
    wie am Morgen
    die Perle aus Tau
    wie die Tränen deines Kindes
    Das Netz
    geflochten aus dem dunklen Gespinst
    des Grauens unserer Zeit
    soll uns nicht mehr verbinden
    soll auch dich nicht fesseln

    Geh
    deinen Weg in die andere Welt
    Freude und Liebe
    werden deine Begleiter sein

    1. 12. 2018, 7:30 Uhr

     

    Antwort auf vegane Missionare

    Einst
    in einem längst vergangenen Leben
    wurden sie als Kind
    geschlachtet
    aufgegessen
    der Hunger
    die Angst vor dem Sterben
    der anderen
    waren zu groß

    Heute…
    um sicher zu sein
    dass sie niemals und nie
    gleiches tun
    verzichten sie auf jegliches Fleisch
    Wisst ihr nicht
    es gibt viele Arten
    zum Mörder am Leben
    zu werden

    18.12.2018, 7:45 Uhr

     

    Trugschluss

    Wenn du
    deine Augen
    mit deinen Händen
    bedeckst
    siehst du nicht mehr
    die Welt
    doch die Welt
    sieht dich immer noch
    Doch jetzt
    bist du ihr hilflos ausgeliefert

    18.12.2013

     

    Unterschied

    Ich verstecke mich
    weil ich nicht Zeuge werden will
    (und selbst nicht gesehen werden will)
    Ich verstecke mich
    hinter einer anderen Erscheinungsform
    weil ich so alles besser sehen kann
    weil ich Zeuge
    werden will

    18.12.2018

     

     

    Nach dem Hören der Nachrichten
    und der Presseschau im Radio
    am Morgen der Wintersonnenwende 2018 fragte ich mich:
    Müssen vielleicht heute
    in dieser Zeit
    hier und an vielen Orten der Welt
    so grauenhafte Dinge geschehen
    so viele
    damit wir erkennen:
    die Barmherzigkeit
    die Mitmenschlichkeit
    lebt immer noch
    unter den Menschen
    erwacht an dem Geschehen
    (oder wird sie erst
    in ihm geboren?)
    Ein neugeborenes Kind
    nicht aus der
    eigenen Familie
    kann anscheinend
    nicht mehr unsere Liebe
    Freude
    Staunen
    erwecken

    aber das Kind
    das unter Trümmern
    aus den Armen seiner toten Mutter
    lebend geborgen wurde!

    21.12.2018, 8:20 Uhr

     

     

    Ich vergesse so vieles
    weiß nicht mehr
    warum ich den einen Raum
    verließ
    den anderen betrat

    Vermeintlicher Trost sagt:
    Du hast zu viel
    an das du denken musst
    du bist müde
    auch du spürst
    das Alter

    Ist es wirklich so?
    ich ahne
    das Eigentliche dahinter:

    Innehalten
    Lauschen
    spricht aus dem eigenen Innern
    die wieder erwachte Erinnerung
    oder wird eine Frage gestellt
    der neue Impulse folgen?

    Vielleicht treten beide
    in herzlicher Umarmung
    vereint
    in mein Bewusstsein

    Jetzt
    in deinem Alter
    erinnert die Vielzahl deiner
    Pläne Pflichten Wünsche
    Vereine
    die längst vergangene Vergangenheit
    und die schon gekommene Zukunft
    in dir…

    dann …
    ist dein Vergessen
    kurz
    wie ein erholsamer Schlaf
    und die Erinnerungen kommen
    wie das Morgenlicht

    21.12.1978

     

     

    Vierter Advent
    Auch wenn ich
    wie alle Menschen jetzt
    von allen guten Geistern
    verlassen bin
    so weiß ich
    mein Schutzengel
    ist bei mir

    Ich kann den Blick
    in den Spiegel wagen
    ich kann den
    ersten Schritt wagen
    auf meinem erst noch
    entstehenden Weg

    Mein Engel fängt mich auf
    wie eine Mutter
    und er sagt tröstend
    zu mir:

    „Das Bild im Spiegel
    bist nicht du
    du hast falsch
    hineingeblickt
    schau in mein Auge…“
    Nun suche ich
    nicht nur am Himmel
    die Augen meines Engels:

    Manchmal
    finde ich sie in mir
    und es war keine Erinnerung
    wenn ich mich beschützt fühlte

    Es ist JETZT!!

    Und ich weiß:
    das Kind in mir kann ins MORGEN
    wachsen

    23.12.2018

     

    Ich spreche mit dir
    innerlich
    ohne Worte
    ich spreche mit dir
    in Gefühlen
    Gedanken
    Bildern
    Manchmal
    bist du in
    meinem Innenraum
    Dann sehe ich
    am Blick deiner Augen
    an deinem Lächeln
    dass du mich verstanden

    Für Anna

    25.12.2018

     

    I

    Ich spüre
    wie Kräfte
    vielleicht auch Wesen
    missbraucht werden…

    Sie kommen zu mir
    sind geschickt von einer
    unerlösten Toten
    – sie weiß nicht
    was sie tut –

    Die Wesen stören mich
    hindern mich
    drängen mich
    zum Abgrund

    Vielleicht ist es
    – für mich–
    zu früh
    die Seele zu erlösen?

    Sie weiß nicht
    was sie tut
    sie sucht meine Nähe
    und ist so verwirrt
    dass sie nicht bemerkt
    wie oft ich bei ihr bin
    Ich muss mich schützen…

    Eben war ich im Traum
    an der Tür des Stalles
    und bat darum
    mir meinen Umhang
    zurückzugeben

    Ich erwachte und verstand nicht:
    welchen Umhang?
    Brigids schützender Mantel
    fällt mir ein
    War ich vielleicht in ihrem Dienst
    einst und gab auch meinen Mantel?

    Vielleicht
    war die schützende
    Hülle gemeint
    die uns am Anfang
    umhüllt
    wie später Engelflügel?

    Warum musste ich
    auch erwachen
    bevor ich eine Antwort erhielt?

     

     

    II

     

    Vielleicht
    muss ich jetzt
    in dieser Zeit
    der Heilige Nächte
    in denen auch
    Dämonen ihr Unwesen treiben
    aus Gedanken
    eigenen
    Inspirationen
    geschenkten
    Tönen
    gehörten
    Bildern
    gesehenen
    mir einen
    eigenen Umhang weben

     

    III

     

    Ich werde dann
    am Faden der Erinnerung
    immer tiefer in
    die Höhle dringen
    Erwartet mich dort
    ein Ungeheuer
    oder ein Schatz?
    Vielleicht wie im Märchen
    Beides

     

    26.12.2018

     

    Beginn der 13 Nächte

    „Im Urbeginn war die Erinnerung“
    Welcher Urbeginn?
    Der eigene
    der Familie
    der Menschheit?
    Gibt es nicht viele
    Urbeginne?
    Die Geburt des Jesus
    die Geburt des Christus
    die Erschaffung der Erde wieder
    zur Zeit der Atlantis
    vor und nach der Flut

    Die Erschaffung der Erde
    als Idee
    im Kosmos

    (26. 12. 2018)

     

    Vielleicht
    sollte ich
    Vogel und Fisch fragen
    die Begleiter der
    Weltschöpfung?

    4.1.2019

     

    Überwinde die Hast
    die Hektik
    das Eilen
    die nach der Festeszeit
    wieder
    deinen Alltag
    beherrschen
    Schaffe Räume und Zeiten
    für Ruhe und Stille
    dass Güte und Weisheit
    geboren werden
    Väterlich
    mütterlich
    schützen sie
    deine Seele
    die zärtlich liebend
    sich mit der
    Schönheit der Welt
    verbindet

    Vierte Nacht der heiligen Nächte 2018/2019

     

     

    Wenn du zurückblickst
    heute
    am letzten Tag des Jahres
    und vorausblickst
    voll Hoffnung
    oder Angst
    dann verzweifle nicht
    über das Treiben in der Welt
    erschöpfe dich auch nicht
    im Kampf
    in dem du eh unterliegst

    Zeige auf andere Art
    dein Aufbegehren
    wandle dich
    werde Sand
    werde Sand
    im Getriebe der Welt

    Helga Thomas

    31.12.2018

    Aus verschiedenen Gründen wollte ich (eigentlich seit vorgestern) auf das Jahr 2007 zurückblicken. Dabei fand ich ein altes Gedicht, es war im Verlauf eines I GING-Seminars entstanden. Es passte eigentlich auch in die Zeit jetzt, ich hätte es jetzt schreiben können… Habe ich es eigentlich in mein Gedichtbuch von 2006 eingetragen? Ja, das habe ich, aber ich merkte, ich möchte es jetzt auch in meinen Gedichten von 2019 eintragen, ich möchte eine Karte mit ihm machen.

    Weil ich dich anerkenne
    habe ich Geduld mit dir
    weil ich Geduld mit dir habe
    anerkennst du mich
    meinen Rat
    meine Zuneigung
    Und langsam
    auf dem Wege der Geduld
    wandelt sich Anerkennung
    in Liebe

    Helga Thomas

    21.10.06/4.1.19

     

    Wenn du fürchten musst
    in den Fluten der Mutlosigkeit
    zu ertrinken
    und deinen Kräften
    nicht vertrauen kannst
    und keine Rettung
    weit und breit in Sicht ist…
    dann denke an den
    der über das Meer ging

    Er wird dir ein Halt sein
    dass du nicht untergehst
    selbst wenn du ertrinkst
    Mit seiner Hilfe
    wirst du dich
    zum Wasserwesen wandeln
    das seiner Schwester gleicht
    und den Menschen hilft

     

    Wer
    ohne gehalten
    getragen zu sein
    in den Fluten versinkt
    ist den Kräften des Bösen
    ausgeliefert
    Seine Angst wird sich wandeln
    in vernichtende Gefühle der Rache

    6.1.2019

    9:50 Uhr

     

    Zur Geburt des göttlichen Ich
    erstrahlte der Weihnachtsstern am Himmel
    ihm folgten die Könige
    aus fernen Landen
    Als Narziss
    – er hatte sich nie
    vom Jäger zum Hirten gewandelt–
    erkannte
    wer in seinem Spiegelbild verborgen war
    erblühte zur Auferstehungszeit
    der Stern seiner Blume
    die auch den
    heiligen Kelch
    bewahrt

    6.1.2019

     

     

     

     

     

     

  •                                 The SILENCE      

     

                                                                              Oak-tree (Dr. Dietrich Weller )

     

    Many years ago, on a hot sunny day, in the shade of an old oak-tree, Master Xi and his pupils were resting. There was silence in the air. Suddenly, Master Xi asked his pupils: “What is the meaning of silence? “ The pupils remain silenced. Than he started to explicate:

    “Let’s consider the virtues of an aged turtle, which is the symbol of universe, longevity and endurance. Turtles crawl over the Earth on their bellies, but their shells, with their dome shaped backs, are like a vault to the sky, representing the universe. Their incredible longevity and endurance leads one to believe they are everlasting. The shell pattern describes their ability to pass on their virtues for posterity. However, a turtle’s greatest virtue is silence.                              In silence, the turtle overcomes the storms.  In silence man overcomes the stormy times.

    The world is old; the silence is even older. The Almighty communicates to all beings, in the unique mode  understood from everyone – with the voice of Silence.

    Silence is the evidence of inner knowledge, and the joy of a deeply satisfying inner awareness. By reaching into the inner silence, one achieves just the right sense of serenity and realization of utter bliss and perfection.

    Fruits ripen in the sun; noble thoughts ripen in the silence.         In the silence of the silent mind there is nothing to hear but peace.

    Dr. med. André Simon

     

    Credits

    An Oak-tree was photographed by Dr. Dietrich Weller, who agreed to illustrate this text. The author is grateful for this permission.
     http://www.fotocommunity.de/user_photos/38236792

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Die Stille

    Vor vielen Jahren ruhte sich Meister Xi mit seinen Schülern an einem heißen, sonnigen Tag im Schatten einer alten Eiche aus. In der Luft war es ruhig. Plötzlich fragte Meister Xi seine Schüler: Was bedeutet Stille?“

    Die Schüler blieben stumm. Dann begann er zu erklären:

    „Lasst uns die Tugenden einer alten Schildkröte betrachten, die das Symbol für Universum, Langlebigkeit und Ausdauer darstellt. Schildkröten kriechen auf ihren Bäuchen über die Erde, aber ihre Panzer mit ihren kuppelförmigen Rücken ragen wie ein Tresor in den Himmel und stellen das Universum dar. Ihre unglaubliche Langlebigkeit und Ausdauer lässt uns glauben, sie leben ewig. Das Panzermuster beschreibt ihre Fähigkeit, ihre Tugenden an die Nachwelt weiterzugeben. Die größte Eigenschaft einer Schildkröte jedoch ist ihr Schweigen.

    In der Stille überlebt die Schildkröte die Stürme. In der Stille überlebt der Mensch stürmische Zeiten.

    Die Welt ist alt; die Stille ist noch älter.

    Der Allmächtige nimmt mit allen Wesen in einer einzigartigen Weise, die von jedem verstanden wird, Kontakt auf, mit der Stimme der Stille.

    Stille ist das Zeichen des inneren Wissens und die Freude einer tief befriedigenden inneren Achtsamkeit. Indem man in die innere Stille hineinreicht, ermöglicht man genau den richtigen Sinn von Abgeklärtheit und die Verwirklichung der äußersten Glückseligkeit und Vollkommenheit.

    Obst reift in der Sonne; edle Gedanken reifen in der Stille. In der Stille eines stillen Geistes gibt es nichts hören außer Friede.

    Dank
    Die Eiche wurde von Dietrich Weller aufgenommen, der erlaubt hat, diesen Text damit zu bebildern. De Autor dankt für die Genehmigung.
    http://www.fotocommunity.de/user_photos/38236792

     

  • Gemeinsame Werke

    (1.1.2019)

     

    Manche Schriften und Gedichte
    aus meiner Heimat
    und anderen Teilen dieser Erde
    behüte ich wie Schätze in meiner Brust
    Ihre Aussagen verbinde ich
    bei neuen Wahrnehmungen
    Begegnungen und Berührungen
    mit gegenwärtigen Klängen, Farben und Düften
    Das Ergebnis teile ich meiner Umwelt
    bedacht  in der Hoffnung mit
    dass Betrachtungen und Behandlungen allgemein
    umsichtiger, zärtlicher
    und barmherziger werden

    ֎֎֎

  • Water (Shui)

     

                  

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    The Chinese pictogram for water represents a straight vertical line as a river  with sloping small tributaries.

    If they wanted to rest, teachers and their pupils have always chosen a place nearby a river.

    Water runs, and every drop is of the same substance.

    Water is not frightened of being divided and later united, because it is eternal.

    Water has a flattering comforts as used by washing of our body,

    but at the same time can be powerful and overwhelming, like in the floods.

    Water is deep in lakes and oceans, where it is dangerous and embodies the

    almost mysterious darkness. When it is calm and still, the water reflects the sky.

    Water is vital to life on Earth.

    “To be strong, you have to be like a water; if there are no obstacles it flows; if there is an obstacle it stops; if a dam is broken then it flows further.                           If a vessel is square, then it has a square form, if is a round, it has a round form, because it is so soft and flexible, it is the most necessary and strongest thing in the world.”  Lao-Tzu

    Dr. med. André Simon © Copyright

     

    Übersetzung von Dietrich Weller

    Wasser

    Das chinesische Schriftzeichen für Wasser stellt eine gerade senkrechte Linie wie ein Fluss mit abgeschrägten kleinen Zuflüssen dar.

    Wenn sie sich ausruhen wollten, haben Lehrer und ihrer Schüler immer einen Platz an einem Fluss in der Nähe ausgewählt.

    Das Wasser fließt, und jeder Tropfen besteht aus der gleichen Substanz.

    Das Wasser wird nicht verängstigt, wenn es geteilt und später wiedervereinigt wird, weil es ewig währt.

    Wasser bietet einen schmeichelnden Komfort, wenn es zum Waschen unseres Körpers benutzt wird.

    Aber es kann ebenso kraftvoll und überwältigend wie bei Überflutungen sein.

    Wasser befindet sich tief in Seen und Ozeanen, wo es gefährlich ist und die beinahe geheimnisvolle Dunkelheit verkörpert.

    Wenn es ruhig und still ist, spiegelt das Wasser den Himmel wider.

    Wasser ist für die Erde lebensnotwendig.

     

    Um stark zu sein, musst du sein wie Wasser; wenn es keine Hindernisse gibt, fließt es;

    wenn es Hindernisse gibt, stoppt es.

    Wenn ein Damm gebrochen ist, fließt es weiter.

    Wenn ein Gefäß quadratisch ist, hat Wasser eine quadratische Form, wenn es rund ist, wird das Wasser rund.

    Weil es so weich und anpassungsfähig ist, ist es eine äußerst notwendige und stärkste Sache auf der Welt. (Lao Tzu)

     

     

  • Stilles Wasser – Blanker Hans

    Schon am Tag nach Neujahr wurde das Sturmtief Zeetje aktiv. Das wurde auch rechtzeitig vorhergesagt.
    Das ist auch nichts Neues, Unerwartetes. Das Neujahrssturmtief aus dem letzten Jahr hieß Burglind. Haben wir aber schon vergessen. Wir vergessen schnell.

    Dieses Jahr kam Zeetje:
    Der Norddeutsche Rundfunk berichtete:

    „Die Ostseeküste hat am Mittwoch ihre erste Sturmflut des Jahres mit überschwemmten Stränden und Straßen erlebt. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte eine Sturmflutwarnung verbreitet, die bis zu 1,70 Meter höhere Wasserstände als normal erwartete. In der Nacht zum Donnerstag hob das BSH die Warnung kurz vor Mitternacht auf. Mittlerweile haben sich die Pegelstände weitgehend normalisiert.“

    Wir haben den Sturm genossen, einen Spaziergang an der Weser gemacht, unser Hund hat seine Segelohren aufgestellt, und wir haben uns die frische Brise um die Nase wehen lassen.
    Die Weser war ordentlich aufgewühlt.
    Die Nordsee wohl auch: (mehr …)

  • Mütter wollen den Frieden

     (1950)

     

    Von Jaleh Esfahani (1921-2007)

    Übersetzung aus dem Persischen von Amir Mortasawi und Andreas Schmidt

     

    (für meinen Sohn Bijan)

    Du, verführerisches, schönes Kind,
    du, Frucht meines Lebens,
    dein Gesicht ist wie ein heller Spiegel
    meiner Kindheit und meiner Jugend.
    Ich betrachte in deinem Gesicht
    mein geliebtes vergangenes Leben
    und erblicke aus den Fenstern deiner Augen
    eine glückliche Zukunft.
    Deine Augen sind zwei große Sterne,
    leuchtend wie der Stern deines Glücks.
    Der Duft deines wohlriechenden Atems
    beruhigt das Herz und erleichtert das Leben.
    Wenn deine beiden kleinen Hände
    sich wie eine Schlinge um meinen Hals werfen,
    ist es so, als würde ich die Welt umarmen,
    deine Liebe bringt meinen Körper zum Beben.
    Die Mutter ist ein seltsames, selbstloses Wesen,
    sie opfert sich für ihr Kind.
    Die Mutter opfert das Herz und die Seele des Lebens
    liebevoll für ihr Kind.
    Du, geliebtes, schönes Kind,
    du, die neue Blume meines Lebens,
    auch wenn ich sterben muss,
    werde ich dich nicht einen Moment
    dem Feind überlassen.
    Wenn sich eine Mücke auf dein Gesicht setzt,
    springe ich von der Stelle und bin entrüstet,
    wie soll ich es dann aushalten,
    dass du inmitten Feuers und Blutes fällst.
    Wenn man mein Auge ausreißt,
    wenn man mein Herz zerreißt,
    werde ich es nicht zulassen,
    dass die Flamme des Krieges
    deine Wiege verbrennt.
    So wie ich,
    verabscheuen und hassen alle Mütter der Welt
    den Krieg.
    Der Fluch der Mütter der Welt gilt jedem,
    der das Feuer des Krieges entfacht.

    ֎֎֎

  • Teheran und der Krieg

     (Winter 1981)

     

    Von Jaleh Esfahani (1921-2007)

    Übersetzung aus dem Persischen von Amir Mortasawi und Andreas Schmidt

     

    Die schwarzen, furchtbaren Flügel des Kriegsdämons
    liegen bedrückend auf den Teheraner Nächten.
    Das einzige brennende Licht der Stadt
    ist der Mond,
    der bernsteinfarbene Mond,
    der auf dem unsichtbaren Dach Teherans leuchtet.
    Teheran ist dunkel,
    Teheran ist still,
    Teheran ist eine schwarz bekleidete Schönheit … 

    Wenn die morgendliche Sonne das Elburs-Gebirge beleuchtet,
    all den goldenen Schnee,
    und das Herz sich nicht verrückt in Teheran verliebt,
    ist es kein Herz,
    sondern ein Stein. 

    Doch welchen Platz haben jetzt Liebkosungen mit der Natur?
    Heute ist Krieg.
    Vom Schicksal der Heimat und der Menschen sich fern zu halten,
    ist eine Schande.
    Es ist eine Schande.
    Uns ist der Iran übrig geblieben,
    ein Meer des Zorns, des Blutes und des Sturmes.
    Es ist schmachvoll,
    ein Stein am ruhigen Ufer zu sein
    angesichts all der selbstlosen Handlungen der Aufständischen,
    die ihr Leben riskieren.
    Es ist eine Schande,
    nur sich selbst und die eigenen Interessen im Blick zu haben. 

    Wer kann nachts zuhause beruhigt schlafen,
    wenn tausende Landsleute obdachlos sind,
    vertrieben durch den Krieg,
    den erbarmungslosen Krieg. 

    Du,
    Geschichte schreibendes Teheran,
    stolzes Teheran,
    es sei,
    dass ich deine Nächte voller Licht sehe,
    dass ich erblicke,
    wie der ganze Iran des Sieges wegen
    mit Lichterketten beschmückt ist.

    ֎֎֎