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Zum Thema: Was uns geprägt hat. Waltrud Wamser-Krasznai: Sprache. Wie bin ich nur, ein gut bürgerliches hessisches Frauenzimmer, in diesen östlichen Schlamassel hineingeraten? Mein Petúr und ich passen doch überhaupt nicht zusammen. Wir sind so verschieden, dass ständig die Fetzen fliegen. Wir halten einander nur aus, weil er so viel unterwegs ist und wir vollkommen unterschiedliche Freizeit-Interessen haben. Was verbindet uns dann überhaupt? Antwort: Wir sprechen dieselbe Sprache. Ha, ha, ha, höre ich da. Der eine artikuliert sich zwar…
Die Verhaltensforschung bezeichnet mit „Prägung“ ein angeeignetes Verhalten, das nicht zu ändern ist. Während eines frühen, für Prägungen sensiblen Lebensabschnitts werden eng begrenzte Verhaltensweisen dauerhaft ins Repertoire aufgenommen, als ob sie mit dem Instinktgefüge angeboren wären. Ein typischer Schlüsselreiz ist die plötzliche Bewegung in der Nähe eines geprägten Tiers, z.B. einer Wildgans. Kinder haben Spaß daran, sich langsam einem dahin watschelnden Schwarm von Wildgänsen zu nähern und plötzlich heftig mit den Armen zu rudern. Die erste Gans rennt los…
Was ist Prägen? E. Grundmann 23.01.2019 Zuerst frage ich gern die Etymologie, denn ἔτυμος (ἔτυμον, ἐτύμη) heisst wahr, echt, wirklich – und bedeutet hier der wahre Wortsinn. Prägen geht auf das Alt- und Mittelhochdeutsche zurück und bedeutet pressen, einpressen, vielleicht auch in die Oberfläche einbrechen. Wenn mich also etwas prägt, dann wirkt etwas von aussen auf mich ein und hinterlässt einen Eindruck, einen bleibenden nämlich, wenn von Prägung die Rede sein soll. Da fällt jedem sofort ein, dass ihn Eltern,…
Begleiter (23.5.2019) Wenn du Schulter an Schulter mit mir gehst überzeuge dich gründlich von dem Dasein des gemeinsamen Weges Wenn du dieselbe Sprache sprichst überzeuge dich gründlich von der übereinstimmenden Deutung der Worte Sei ein wacher Beschreiter der die Wege mit mir bestreitet ֎֎֎ Amir Mortasawi Dr. med.Dr. med. Amir Mortasawi 1962 in Bam/Iran geboren wuchs ich in Teheran auf und besuchte dort eine iranische Grundschule. Nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung gehörte ich zu den ersten iranischen Schülern, denen ab…
Gedichte wie … (1.5.2019) Meine Gedichte! Ihr sollt farbenfroh sein wie die Tulpen und Veilchen im April die Menschen zum Frohsinn einladend Ihr sollt Zuversicht sprühen wie die kleine Gurke im Blumentopf die ich demnächst auspflanzen werde Ihr sollt der Erde verbunden sein wie fleißige Regenwürmer die den Boden geduldig für das Wurzelwerk vorbereiten Ihr sollt hell, klar und erquickend sein wie Tauperlen auf Grashalmen oder Regentropfen auf bunten Blättern tausend Sonnen in sich tragend Ihr sollt Botschafter meines Herzens…
Im Rom der Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz Stand 06.05.2019 In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist Rom voller Katzen und „eine brüllende, ratternde Verkehrshölle, in der gehetzte und mürrische Leute ihren mühsamen Tag bestehen“ (In Rom zu leben, Engelsbrücke, 11). Heute gibt es keine Katzen mehr in Rom, wenigstens keine „öffentlichen“. Früher wurden sie in manchen Winkeln von alten Weiblein gefüttert. Man kann Betrachtungen darüber anstellen, wie sich die Römer der Katzen entledigt haben; ich weiß es nicht,…
Mitbringsel (9.3.2019) Bei länger werdenden Tagen in Erwartung des Frühlings durchströmt von der Morgenröte gehe ich auf Meditationsreise Als Mitbringsel schenke ich dir den Glanz der Augen beim Pflücken der Träume die Zärtlichkeit des Lachens bei Wahrnehmung befreiender Erkenntnisse die Gesänge des Herzens beim Berühren der Glückseligkeit ֎֎֎ Amir Mortasawi Dr. med.Dr. med. Amir Mortasawi 1962 in Bam/Iran geboren wuchs ich in Teheran auf und besuchte dort eine iranische Grundschule. Nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung gehörte ich zu den ersten…
Hall. George Hall. Protagonist in Mark Haddons Roman „Der wunde Punkt“, Oberhaupt einer typisch amerikanischen Familie. Ehefrau, zwei erwachsene Kinder. Sohn homosexuell, Tochter geschieden. Jeder hat seinen wunden Punkt. Bei George war es die Stelle gewesen, die ihn umgehauen hatte. Er hatte seine Hose ausgezogen, als er ein kleines Oval hochgewölbter Haut sah, das dunkler als die Haut drum herum war und leicht schuppte. So sieht er aus, der schwarze Hautkrebs. Auf den ersten Blick ein Mal wie andere…
zum Weltkrebstag 2019
Theodor Storm und der Magenkrebs
Theodor Storm war –wie viele von uns – bekennender Norddeutscher:
„hin gen Norden zieht die Möwe,
hin gen Norden zieht mein Herz;
fliegen beide aus mitsammen,
fliegen beide heimatwärts.
Ruhig, Herz! Du bist zur Stelle;
flogst gar rasch die weite Bahn-
und die Möwe schwebt noch rudernd
überm weiten Ozean.“
1817 wurde Theodor Storm in Husum geboren. Also in die Zeit der Aufklärung, Goethe war da schon 20 Jahre alt.

Jahrgang 1957, geboren in Braunschweig. Nach der Schulzeit habe ich in Kiel Medizin studiert und mich in Norddeutschland, insbesondere in Schleswig-Holstein, richtig verliebt. Norddeutschland bin ich treu geblieben – meine Facharztausbildungen habe ich in Lübeck absolviert, dann bin ich als Chef einer Chirurgischen Klinik nach Bremen gegangen. Seit über 15 Jahren lebe ich mit meiner Familie im kleinsten Bundesland. Wissenschaftlich habe ich über Lymphome gearbeitet und damit 1983 promoviert. Habilitiert habe ich mich 1991 in Lübeck über die Zertrümmerung von Gallensteinen. Seit 1996 Professor für Chirurgie. Ich arbeite hauptsächlich auf dem Gebiet der Gefäßmedizin und leite seit 2003 ein Gefäßzentrum an dem Klinikum Bremen-Nord
Neben wissenschaftlichen Publikationen schreibe ich kulturkritische Essays, Satire, Prosa, Geschichten über Norddeutschland, insbeson-dere über unsere nördlichste friesische Insel. Mehrmals habe ich mit Bremer Ärzten in der hiesigen Stadtbibliothek vorgetragen, schließlich ist die Medizin eines der Lieblingsmotive in der Literatur.
Warum ich schreibe? Am Grab von Kurt Tucholsky in Schweden steht eine Inschrift aus dem „Sudelbuch“, gestiftet vom Deutschen Bot-schafter in Schweden anlässlich des 75. Todestages des Publizisten und Satirikers: „Eine Treppe: Sprechen, Schreiben, Schweigen“.
Auch ich glaube an eine Hierarchie der Strukturiertheit des Denkens. Die unstrukturierteste Art des Denkens ist das Träumen. Hierbei geht alles durcheinander: Erlebtes, Erwünschtes, Geschehenes, Befürchtetes. Das Denken im Wachzustand ist demgegenüber realitätsbezogen, dennoch sprunghaft, situativ, reaktiv und den Eindrücken der Sinnesorgane folgend. Eine Hierarchiestufe höher steht das Sprechen. Sprechen erfordert eine Ordnung der Gedanken und eine Unterscheidung in Wichtiges und Unwichtiges. Gesprochenes kann aber nicht rückgängig gemacht werden. Gesagt ist gesagt.
Schreiben dagegen ermöglicht die Ordnung von Gedanken in weit hö-herem Maße: Sätze können umgestellt, verschachtelt, getrennt oder verbunden werden. Schwierige Gedanken können durch Bilder illus-triert werden, wichtige durch Fußnoten untermauert. Schreiben ist eine Investition.
Jene Melodie (1972) Von Jaleh Esfahani (1921-2007) Übersetzung aus dem Persischen von Amir Mortasawi und Andreas Schmidt Die Tulpe des Wunsches wird wieder aufblühen, des Herzens verschlossene rote Knospe wird aufgehen. Ich sage nicht, dass der vergangene Frühling zurückkehrt, dass die abgelaufene Zeit beginnt. Es gibt eine andere Zeit und einen anderen Frühling … Es ist eine Kunst, fröhlich zu sein. Freude spenden ist eine noch erhabenere Kunst. Jedoch werden wir es uns nie zubilligen, wie eine leblose…